# WOOD-UP ## Aufwertung der Produktionskette ## von Holzbiokohle für Energie, ## Bodenfruchtbarkeit und Klimaschutz ### Giustino Tonon (Hrsg.) Das Forschungsprojekt WOOD-UP wurde finanziert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung — operationelles Programm „Investitionen in Wachstum und Beschäftigung“ EFRE 2014–2020. # WOOD-UP ## Aufwertung der Produktionskette ## von Holzbiokohle für Energie, ## Bodenfruchtbarkeit und Klimaschutz ### Giustino Tonon (Hrsg.) ``` Bozen-Bolzano University Press, 2020 Free University of Bozen-Bolzano www.unibz.it/universitypress ``` ``` Cover design / layout: DOC.bz / bu,press Druck: Digiprint ``` ``` ISBN978-88-6046-179-7 E-ISBN978-88-6046-180-3 ``` ``` Dieser Band – Cover und Zitate ausgenommen – ist lizenziert unter der Creative Commons Attribuition-ShareAlike 4.0 International License. ``` Italienischer Originaltitel: WOOD-UP – Valorizzazione della filiera di gassificazione di biomasse legnose per l’energia, la fertilità del suolo e la mitigazione dei cambiamenti climatici Tonon, Criscuoli _fallprodukt behandelt wird und somit Kosten für Wirtschaft und Umwelt ge-_ _neriert. Ein aktueller Forschungsstrang hat deutlich gemacht, dass diese Kohle_ _eine wertvolle Ressource sein kann, wenn sie etwa in der Landwirtschaft als_ _Bodenverbesserungsmittel eingesetzt wird, mit positiven Auswirkungen auf_ _die Bodenfruchtbarkeit, auf die Produktivität und, dank der langfristigen Bin-_ _dung von Kohlenstoff, auf den Klimaschutz. Die in der Landwirtschaft ver-_ _wendete Kohle wird allgemein als Biochar bezeichnet. Diephysikalisch-che-_ _mischen Eigenschaften, die ausschlaggebend sind fürdessen Eignungfür den_ _landwirtschaftlichen Einsatz, hängen jedoch vom Ausgangsmaterial und den_ _operativen Parametern des Pyrovergasungsprozesses ab. Vor der Umsetzung_ _dieses Projekts waren die Eigenschaften der in Südtirol produzierten Biochars_ _praktisch unbekannt, ebenso wie die tatsächliche Fähigkeitdieser Biochars,_ _die Fruchtbarkeit von Agrarböden der Region zu verbessern und zum Klima-_ _schutz beizutragen._ _Einen zweiten verbesserungswürdigen Aspekt stellt der für die Pyroverga-_ _sung verwendete Rohstoff dar. Die in den Anlagen verwendete Lignocellu-_ _lose-Matrix ist potentiell reich an Sekundärverbindungen, die für die Pharma-_ _, Kosmetik-und Lebensmittelindustrie interessant sind und die wirtschaftli-_ _che Nachhaltigkeit der gesamten Produktionskette verbessern können, wenn_ _sie vor der Energieerzeugung extrahiert werden._ _In diesem Zusammenhang hat WOOD-UP die Energieeffizienz und wirt-_ _schaftliche Nachhaltigkeit der aktuellen Produktionskette der Biomasseverga-_ _sungin Südtirol analysiert,um Strategien zur Steigerung der Polygenerati-_ _onskapazität aktuell verwendeter Technologien zu entwickeln und die Pro-_ _duktion von landwirtschaftlich nutzbarem Biochar zu fördern (Kapitel 1)._ _Gleichzeitig wurden die physikalischen und chemischen Eigenschaften derin_ _Südtirol erzeugten Kohle untersucht, um deren Gehalt an Elementen zu eva-_ _luieren, die für die Umwelt und den Menschen gefährlich sind und die gemäß_ _den einschlägigen Bestimmungeneinelandwirtschaftliche Nutzung verhin-_ _dern(Kapitel 3)._ _In agronomischer Hinsicht wollte das Projekt WOOD-UP die Wirkung be-_ _stimmter Arten von Biochar auf Produktivität,Produktqualität und auf die_ _Nutzungseffizienz von Wasser und Stickstoff im Wein-und Apfelanbau Süd-_ _tirols prüfen. Kapitel 4 und 5 enthalten die Ergebnisse dieser Untersuchungen._ ``` Einleitung ``` _Kapitel 6 beleuchtet, welchen Beitrag Biochar zum Klimaschutz und zur lang-_ _fristigen Kohlenstoffbindung in den Agrarböden Südtirols leisten kann. Die_ _interessanten Ergebnisse in Kapitel 2 zeigen, wie die Extraktion von Verbin-_ _dungen für die Pharma- und Lebensmittelindustrievor der energetischen_ _Nutzung von Holzbiomasse von hohem Mehrwertsein kann._ _Die in den vorhergehenden Kapiteln gesammelten und untersuchten Informa-_ _tionen wurden in eine Lebenszyklusanalyse (LCA) eingebunden, deren Er-_ _gebnisse in Kapitel 7 dargelegt werden. Zuerst wurde die ökologische Nach-_ _haltigkeit der aktuellen Produktionskette in der Biomassevergasung in Südti-_ _rol untersucht.Die aktuelle Situation wurde mit sechs alternativen Szenarien_ _verglichen, die eine zunehmende Zahl innovativer Varianten unterschiedli-_ _cher Kombination vorsahen, wie z. B. a) die Anwendung anderer als die der_ _aktuellen Pyrovergasungstechnologien, b) die Aufwertung von Holzbiomasse_ _zu Pharma-oder Lebensmittelzwecken, c) die Nutzung von Biochar als Bo-_ _denverbesserungsmittel in der Landwirtschaft. Dank der Lebenszyklusana-_ _lyse konnten die Stärken und Schwächen der aktuellen Produktionskette aus-_ _findig gemacht und mögliche Ansätze zur Verbesserung ihrer ökologischen_ _und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit ermittelt werden._ ## Neuester Stand der Technik der Vergasung von ## Holzbiomasse in Südtirol und technisch- ## wirtschaftliche Analyse möglicher ## Verbesserungen in Hinblick auf eine ## polygenerative Strukturierung **Daniele Basso– Freie Universität Bozen** **Eleonora Cordioli– FreieUniversität Bozen** **Elisa Bonadio– NOI Techpark Südtirol** **Francesco Patuzzi– Freie Universität Bozen** **Stefano Dal Savio– NOI Techpark Südtirol** **Tanja Mimmo– Freie Universität Bozen** **Marco Baratieri– Freie Universität Bozen** Abstract _DieVerbreitung kleiner Holzvergasungsanlagen hat in Südtirol im letzten Jahrzehnt_ _deutlich zugenommen, sei es aufgrund der in dieser Region verfügbaren großen Menge_ _an Holzbiomasse, sei es aufgrund der von staatlichen Förderprogrammen für erneuer-_ _bare Energien erzeugten vorteilhaften Wirtschaftsbedingungen. Derzeit produzieren_ _Vergasungsanlagen neben Elektro-und Wärmeenergie ein festes Abfallprodukt mit ho-_ _hem Kohlenstoffgehalt, das Kohle genannt wird. Die Analogie dieses Materials mit_ _durch Pyrolyse erzeugtem Biochar (Biokohle) hat das Interesse der Wissenschaftsge-_ _meinschaft und Interessengruppen bezüglich dessenpotenzieller Nutzung als Boden-_ _verbesserungsmittelgeweckt. Auf diese Weise kann eine Vergasungsanlage zur Poly-_ _generation eingesetzt werden, d. h. für die Erzeugung von mindestens drei Produkten:_ _Wärmeenergie, elektrische Energie und Biochar. Zur Evaluierung dieser Möglichkeit_ _setzt sich diese Arbeit zum Ziel, den aktuellen Stand der Technik der in Südtirol ver-_ _breiteten kleinen Vergasungsanlagen zu untersuchen und den Fluss der von den Anla-_ _gen erzeugten Kohle mengen- und qualitätsmäßig zu charakterisieren; zu diesem_ Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri _Zweck werden die chemisch-physikalischen Parameter der Kohle den von den Vor-_ _schriften für Bodenverbesserungsmittel vorgesehenen Grenzwerten gegenübergestellt_ _und die technisch-wirtschaftliche Machbarkeit eines zukünftigen Umbaus bestehender_ _Anlagen für die Polygeneration analysiert._ #### 1. Einleitung _Biomasse und insbesondere Holzbiomasse (Scheitholz, Hackschnitzel,_ _Holzpellets) kann durch spezifische Technologien, die thermochemische Pro-_ _zesse implementieren, in Wärme-und Elektroenergie oder Biobrennstoffe um-_ _gewandelt werden. Die Vergasung ist ein thermochemischer Prozess, der bei_ _Temperaturen über 700 °C in Anwesenheit eines Oxidationsmittels (norma-_ _lerweise Luft) in einem niedrigeren als für die komplette Verbrennung nöti-_ _gen Prozentsatz erfolgt. Dieser Prozess ermöglicht die Konversion der festen_ _Biomasse in ein Gasgemisch, das sonst als Synthesegas oder Generatorgas_ _(producer gas) bekanntund reich an Kohlenmonoxid und Wasserstoff ist. Das_ _Synthesegas kann direkt als Brennstoff für Verbrennungsmotoren verwendet_ _werden, um Methanol oder Wasserstoff zu erzeugen, oder mit dem Fischer-_ _Tropsch-Verfahren in andere synthetische Flüssigbrennstoffeumgewandelt_ _werden. Der feste Rückstand des Vergasungsprozesses, also das, was nach_ _dem thermischen Abbau der Biomasse übrigbleibt, ist ein kohlenstoffhaltiges_ _Material, das generell als Kohle oder Biochar (Biokohle) bekannt ist. Mit dem_ _BegriffBiochar werden im Allgemeinen feste Rückstände aus der Pyrolyse_ _von Holzbiomasse bezeichnet, einem Prozess, der bei Temperaturen zwischen_ _350 °C und 1000 °C unter Zufuhr minimaler Sauerstoffmengen erfolgt_ _(European Biochar Foundation (EBC), 2020). Durch Pyrolyse gewonnenes_ _Biochar ist ein sehr poröses Material mit hohem Kohlenstoffgehalt;es ist reich_ _an Mineralien und Aromaverbindungen und kann als Bodenverbesserungs-_ _mittel oder als Dekontaminierungsmittel für die Wasseraufbereitung oder_ _Bodensanierung verwendet werden. Diesbezüglich fällt die Holzvergasung in_ _das Spektrum der mit Pyrolyse vergleichbaren Technologien. Vor allem durch_ _Vergasung gewonnene Kohle weist viele Ähnlichkeiten mit Aktivkohle auf_ ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` _und könnte diese hypothetisch in verschiedenen Anwendungsbereichen er-_ _setzen (Benedetti, Patuzzi und Baratieri, 2018). Durch ihren hohen Kohlen-_ _stoffgehalt und ihre gut entwickelte Porosität könnte die Kohle nicht nur zur_ _Verbrennung (Galhetas et al., 2012; Piazzi, Zhang, Patuzzi und Baratieri,_ _2020), sondern auch zur Adsorption von Gas und Farbstoffen (Benedetti, Cor-_ _dioli, Patuzzi und Baratieri, 2019; Marchelli et al., 2019; Runtti et al., 2014), als_ _Trägersubstanz für die Zubereitung von Katalysatoren (Benedetti, Ail,_ _Patuzzi und Baratieri, 2019; Benedetti et al., 2020) oder zum Cracken von Teer_ _(Cordioli, Patuzzi und Baratieri, 2019; Klinghoffer, Castaldi und_ _Nzihou, 2012) genutzt werden. In der Literatur werden auch Anwendungen_ _zur Bodendüngung genannt (Hansen et al., 2015). Damit die durch Vergasung_ _gewonnene Kohle alsBiochar eingestuft werden kann, muss der Prozess je-_ _doch für die Kohleerzeugung optimiert werden und die Kohle bestimmte qua-_ _litative Merkmale aufweisen. Neben einem hohen Kohlenstoffgehalt und_ _einer gut entwickelten Porosität muss die Kohle zum Beispiel einen reduzier-_ _ten Gehalt an polyzyklischen aromatischen Wasserstoffen (PAK), polychlo-_ _rierten Biphenylen (PBC), Dioxinen (PCDD) und Furanen (PCDF) besitzen. In_ _diesem Kapitel werden die Begriffe Kohle und Biochar unterschiedslos ver-_ _wendet, um den festen Rückstand aus der Vergasung zu bezeichnen, und_ _zwar weil die hier vorgestellte, im Rahmen des Wood-Up-Projektes durchge-_ _führte Arbeit das Hauptziel hat, die Möglichkeit einer landwirtschaftlichen_ _Wiederverwendung der in regionalen Vergasungsanlagen erzeugten Kohle zu_ _prüfen und Nutzungsmöglichkeiten zu ermitteln. Die Nutzung dieser festen_ _Rückstände und somit ihre Aufwertung könnten die Vergasungstechnologie_ _auch ohne spezielle Förderprogramme wirtschaftlich nachhaltiger machen._ _Aktuell werden in Südtirol über 40 Holzvergasungsanlagen betrieben_ _(Patuzzi et al., 2016) und dort mehr als 1.300 Tonnen Kohle gewonnen, die als_ _nicht gefährlicher Sonderabfall mit Kosten von circa 150–160 €/Tonne entsorgt_ _wird. Eine Wiederverwendung in der Landwirtschaft könnte einerseits, wenn_ _das Potenzial der Kohle als Bodenverbesserungsmittel bestätigt werden sollte,_ _positive Auswirkungen auf den Boden haben, und andererseits die Inzidenz_ _der aktuellen Entsorgungskosten in Bezug auf die Gesamtbetriebskosten einer_ _Vergasungsanlage deutlich reduzieren und diese Technologie dadurch nach-_ _haltiger machen._ Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri _Unter diesem Blickwinkel wurde eine Bestandsaufnahme der Südtiroler Holz-_ _vergasungsanlagen gemacht und eine Untersuchung zum Typus der im Pro-_ _vinzgebiet installierten Reaktoren und der technischen Eigenschaften der ein-_ _zelnen Anlagen durchgeführt. Insbesondere wurde eine detaillierte Flussana-_ _lyse der verwendeten Holzbiomasse und der in diesen Anlagen gewonnenen_ _festen Rückstände (Kohle) erstellt; dabei standen die entsprechenden Entsor-_ _gungsverfahren oder Bestimmungszwecke besonders im Fokus der Aufmerk-_ _samkeit. Wie bereits erwähnt, kann die in diesen Anlagen erzeugte Kohle nur_ _dann als Bodenverbesserungsmittel verwendet werden, wenn sie die Grenz-_ _werte der einschlägigen Gesetze und Vorschriften einhält, insbesondere die_ _des Legislativdekrets 75/2010. Es wurde daher versucht, die Vergasungstech-_ _nologien unter den analysierten auszumachen, die zur Gewinnung der zu die-_ _sem Zweck nutzbaren Kohle besonders vielversprechend sind._ #### 2. Materialien und Methoden 2.1 Anlagenkartierung. Technische Eigenschaften der verschiedenen Technologien _In der Autonomen Provinz Bozen gibt es derzeit 42 funktionierende Biomasse-_ _vergasungsanlagen mit einer installierten elektrischen Gesamtleistung von_ _circa 6,7 MW (Daten von September 2018). Schätzungsweise werden jährlich_ _etwas mehr als 52 GWh Elektrizität und circa 101 GWh Wärmeenergie er-_ _zeugt. Die Anlagen sind ziemlich gleichmäßig im Gebiet der Provinz verteilt,_ _auch dank der Tatsache, dass sich die ausgewählten Technologien sowohl in_ _Hinsicht auf ihre Größe als auch in Bezug auf die Eigenschaften der Anlage_ _gut an die besonderen Nutzertypologien im Südtiroler Gebiet anpassen. Diese_ _Art von Anlage wird in Biomasseheizwerken, kleinen Industriebetrieben und_ _Sägewerken sowie in landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt. Da die Bio-_ _masseheizwerke bereits über die Logistik der Biomassebeschickung und über_ _das Fernheizwerknetz verfügen, das die im Werk erzeugte Wärme an die Nut-_ _zer verteilt, eignen sie sich sehr gut für die Installation von Vergasungsanla-_ _gen, welche die großen Hackschnitzelkessel ersetzen oder ergänzen können._ ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` _Vor allem im Sommer, wenn die Nutzer nur zur Trinkwassererhitzung Wär-_ _meenergie benötigen, können Vergasungsanlagen die geringe, für das Fern-_ _heizwerknetz benötigte Menge an Wärmeenergie erzeugen; auf diese Weise_ _kann der Betrieb großer Heizkessel mit sehr geringer Auslastung und somit_ _auch sehr niedriger Effizienz vermieden werden._ _Vor allem die beträchtliche Zunahme der Südtiroler Vergasungsanlagen in_ _den Jahren 2012 bis 2014 stand in engem Zusammenhang mit dem Förderpro-_ _gramm des Gesetzes vom 23.07.2009, das eine sehr vorteilhafte Bepreisung_ _vorsah. Anlagen unter 300 kW erhalten zum Beispiel einen Preis von 280 € pro_ _MWh erzeugter Elektrizität. Diese Zunahme hätte noch größer ausfallen kön-_ _nen, wurde aber durch bestimmte Probleme in Verbindung mit der Technik_ _und der Zulassung gebremst, da es sich um eine völlig neue und noch nicht_ _ganz ausgereifte Technologie handelte.Im darauffolgenden Zeitraum zwi-_ _schen 2014 und 2018 haben die Unsicherheit der Gesetzgebung und die Sen-_ _kung des Fördertarifs zu einer Abnahme der Investitionen in neue Installati-_ _onen geführt. Diese Situation hat sich von Anfang 2019 bis heute zu einer fast_ _vollständigen Paralyse des Holzvergasungsmarktes entwickelt; Grund dafür_ _ist das Fehlen eines Förderprogramms für neue Vergasungsanlagen._ _Abbildung 1 zeigt die Verteilung der in Südtirol betriebenen Holzvergasungs-_ _anlagen, nach Installationsjahr gekennzeichnet._ Abb. 1– Verbreitung von Holzvergasungsanlagen in Südtirol in den verschiedenen Jahren ``` Genehmigungsjahr (# Anlagen) ``` Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri _Um ein genaues Bild der in Südtirol installierten Anlagen zu erhalten und so-_ _wohl Wirtschafts- als auchProduktions- und Verbrauchsdaten zu erfassen,_ _wurde Betreibern einzelner Anlagen, die sich zur Mitarbeit an diesem Projekt_ _bereiterklärt haben, ein Fragebogen vorgelegt, um möglichst viele Informati-_ _onen zu sammeln, insbesondere in Bezug auf:_ - denFluss der verwendeten Holzbiomasse - den Fluss der erzeugten Rückstände (Kohle) Es wurden also Informationen über die Art der verwendeten Biomasse (Hack- schnitzel, Pellets oder Briketts), deren Herkunft, die Eigenschaften des Mate- rials (z. B. Feuchtigkeit),den jährlichen Verbrauch der Anlage und die Kosten der verwendeten Rohstoffe gesammelt. Was die erzeugte Kohle anbelangt, wurden Informationen über die Art der Rückstände (trockene Kohle, feuchte Kohle, Asche oder Kondensflüssigkeiten), ihren Bestimmungszweck, die jähr- lich gewonnenen Mengen und die Entsorgungskosten (bzw. den Verkaufs- preis) gesammelt. Abgegeben wurden Fragebögen von 17 Anlagen, die repräsentativ für 10 der 11 in Südtirol angewandten Technologien sind; dadurch erhielt man ein all- gemeines Bild von der Situation, das repräsentativ für die regionale Produk- tionskette der Holzvergasung ist. 2.2 Monitoring der Anlagen und Abschluss der Massen- und Energiebilanzen _Zur Unterstützung und Ergänzung der von den Anlagenbetreibern ausgefüll-_ _ten Fragebögen wurden, wiederum in Abhängigkeit von der Bereitschaft der_ _Betreiber, einige wichtige Vergasungsanlagen überwacht. Für das Monitoring_ _fand das in der Empfehlung 13 des Italienischen Thermotechnischen Komitees_ _(CTI) vorgesehene Verfahren Anwendung; die Empfehlung gibt Leitlinien für_ _das Monitoring von Anlagen vor, die Synthesegas aus der Holzvergasung ge-_ _winnen und nutzen. Die Massen- und Energieflüsse wurden beim Monitoring_ _des Anlagenbetriebs für mindestens fünf Stunden kontinuierlich, ohne Unter-_ _brechungen oder Übergangsphasen infolge vonEin-oder Ausschaltungendes_ _Vergasungsreaktors gemessen. Ein wesentlicher Parameter, der betrachtet_ _wurde, ist der eingehende Energiefluss, also die Menge der Biomasse pro Zeit-_ _einheit; zu diesem Zweck wurde die Biomasse vor ihrer Einspeisung in den_ ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` _Reaktor gewogen oder – wenn die Masse nicht direkt gemessen werden_ _konnte – die Veränderung im Lagervolumen der Rohstoffe während des un-_ _tersuchten Zeitraums bestimmt. Der Durchfluss des Vergasungsmittels (Luft)_ _und der des austretenden Synthesegases wurde ausgehend von Geschwindig-_ _keitsmessungen des Ein- oder Abflusses mit einem Pitotrohr und auf Grund-_ _lage der Zusammensetzung berechnet, die für Luft bekannt ist und im Falle_ _des Synthesegases erhoben wird. Der Fluss der gewonnenen Kohle wurde_ _hingegen ermittelt, indem man während der Überwachungszeit alle festen_ _Rückstände eingesammelt und gewogen hat. Sowohl die eingespeiste Bio-_ _masse als auch die gewonnene Kohle wurden in der Folge im Labor unter-_ _sucht, um den Gehalt an Feuchtigkeit (UNI EN 14774) und Asche (UNI EN_ _14775:2010), den Gehalt an Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Schwefel und_ _Sauerstoff (Elementaranalyse, UNI EN ISO 16948:2015) und den Heizwert_ _(UNI EN 14918:2010) zu bestimmen. Auch die Zusammensetzung des durch_ _die Vergasung gewonnenen Synthesegases wurde beim Monitoring bestimmt;_ _in diesem Fall wurde ein tragbarer Gaschromatograph mit Säulen verwendet,_ _die für die Messung der Konzentration von Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff,_ _Methan, Kohlenmonoxid und Kohlendioxid des analysierten Gasflusses ge-_ _eignet sind._ _Was die Energieflüsse anbelangt, wurde die mit der eingespeisten Biomasse_ _verbundene EingangsleistungPbiom, ausgehend vom Fluss der Biomasse_𝑚𝑚̇ 𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏 _und ihrem unteren Heizwert berechnet_𝐿𝐿𝐿𝐿𝑉𝑉𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏_:_ ``` 𝑃𝑃𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏 = 𝑚𝑚̇ 𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏 ∙ 𝐿𝐿𝐿𝐿𝑉𝑉𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏 ``` _Die von der Anlage erzeugte elektrische Leistung_𝑃𝑃𝑒𝑒𝑒𝑒 _wurde beim Monitoring_ _von einem Leistungsanalysator oder mit der bereits im Kontrollsystem der_ _überwachten Anlage integrierten Messvorrichtung gemessen. Sofern nicht_ _vom Kontrollsystem der Anlage aufgezeichnet, wurde die erzeugte Wärme-_ _leistung geschätzt, indem der Durchfluss der Wärmeübertragungsflüssigkeit_ _mit einem Ultraschall-Durchflussmesser erfasst und die Vor- und Rücklauf-_ _temperatur des Hydraulikkreislaufs mit einem Thermometer mit Platinwider-_ _stand PT 100 gemessen wurde._ Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri _Dann wurden die elektrische Effizienz_𝜂𝜂𝑒𝑒𝑒𝑒_, die thermische Effizienz_𝜂𝜂𝑡𝑡ℎ _und_ _die Gesamteffizienz_ 𝜂𝜂𝑡𝑡𝑏𝑏𝑡𝑡 _der Anlage berechnet:_ ``` 𝜂𝜂𝑒𝑒𝑒𝑒 = 𝑃𝑃𝑒𝑒𝑒𝑒 −𝑃𝑃𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎 𝑃𝑃𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏 𝜂𝜂𝑡𝑡ℎ = 𝑃𝑃𝑡𝑡ℎ 𝑃𝑃𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏 𝜂𝜂𝑡𝑡𝑏𝑏𝑡𝑡 = 𝜂𝜂𝑒𝑒𝑒𝑒 +𝜂𝜂𝑡𝑡ℎ ``` _wobei_𝑃𝑃𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎 _der von den Hilfsgeräten verbrauchten elektrischen Leistung ent-_ _spricht._ 2.3 Charakterisierung der Kohle _Die Kohle aus den Vergasungsanlagen wurde, neben den oben genannten,_ _auch weiteren Abfallanalysen zur Ermittlung des Gehalts an Metallen, po-_ _lyzyklischenaromatischenWasserstoffen (PAK, Methode MI-03 Rev. 132016)_ _und Dioxinen (Methode EPA 1613B 1994) unterzogen. Diese Analyse setzt sich_ _zum Ziel, mögliche Zusammenhänge zwischen den physisch-chemischen Ei-_ _genschaften der eingesammelten Kohle und den wichtigsten Prozessparame-_ _tern, sowie mit den spezifischen Merkmalen der überwachten Anlagen, z. B._ _Art des Reaktors, Nennleistung und Art der verwendeten Biomasse, hervor-_ _zuheben. Viele Autoren sprechen sich dafür aus, dass die Eigenschaften der_ _Kohle vor allem von der Art der verwendeten Biomasse, aber auch in erhebli-_ _chem Maße von der Geometrie und den Betriebsbedingungen des Verga-_ _sungsreaktors (Temperatur, Druck, Fluss, Vergasungsmittel) abhängen. Folg-_ _lich kann auch die Art des Reaktors großen Einfluss auf die Spezifizität der_ _erzeugten Kohle haben._ 2.4 Unter kontrollierten Bedingungen gewonnene Kohle _Um die möglichen Zusammenhänge zwischen den chemisch-physischen Ei-_ _genschaften der Kohle und den Betriebsbedingungen des Vergasungsprozes-_ _ses zu evaluieren und somit im Detail untersuchen zu können, wie sich eine_ _Änderung dieser Bedingungen auf die Qualität der Kohle auswirken kann,_ _indem sie zum Beispiel dafür sorgt, dass die Kohle mit den Grenzwerten der_ ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` _Düngemittelvorschriften konform ist, wurden Vergasungstests an Holzbio-_ _masse durchgeführt, bei denen ein in den Bioenergy- und Biofuels-Laborato-_ _rien der Freien Universität Bozen installierter Vergaserprototyp verwendet_ _wurde. Während der Tests wurden spezifische Prozessparameter variiert, um_ _eine größere Datenmenge für den Vergleich zur Verfügung zu haben, wäh-_ _rend die eingespeiste Brennstoffmenge unverändert blieb._ _Insbesondere wurde sowohl mit unterschiedlichen Reaktorkonfigurationen_ _als auch unter verschiedenen Prozessbedingungen Kohle erzeugt. Insgesamt_ _wurden 6 verschiedene Arten von Kohle mit der Bezeichnung R100, R75, R50,_ _O-R, O-C und Q erzeugt. Die Kohletypen R100, R75 und R50 wurden mit ei-_ _nem Open-Top-Downdraft-Reaktor aus Holzhackschnitzeln gewonnen. Die_ _Durchschnittstemperatur im Reaktor betrug circa 750 °C. Die verschiedenen_ _Kohlearten wurden bei unterschiedlichem Ladezustand des Reaktors erzeugt,_ _d. h. bei 100 % (R100), 75 % (R75) und 50 % (R50) der Nennlast. Die Kohlearten_ _O-R und O-C wurden mit einem sehr kleinen Downdraft-Reaktor (20 kW) aus_ _Holzhackschnitzeln gewonnen. Die O-R-Kohle wurde aus dem Reaktor extra-_ _hiert, die O-C-Kohle hingegen aus dem Zyklon gewonnen, der dem Reaktor_ _nachgeschaltet ist. Dagegen wurde die Q-Kohle mit dem Prototyp eines klei-_ _nen (5 kW) Open-Top-Downdraft-Reaktors erzeugt. Die durchschnittliche_ _Vergasungstemperatur betrug in diesem Fall über 600 °C. Tabelle 1 enthält die_ _detaillierten Informationen der unter kontrollierten Bedingungen erzeugten_ _Kohle._ Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri Tabelle[^1]: – Detaillierte Informationen über die unter kontrollierten Bedingungen erzeugte Kohle ``` Bezeichnung der Kohle ``` ``` Produktionsbedingungen ``` ``` R100 Biomasse: Holzhackschnitzel Reaktortyp: Downdraft, Open Top Last: 100 % der Nennlast ``` ``` R75 Biomasse:Holzhackschnitzel Reaktortyp: Downdraft, Open Top Last: 75 % der Nennlast ``` ``` R50 Biomasse: Holzhackschnitzel Reaktortyp: Downdraft, Open Top Last: 50 % der Nennlast ``` ``` O-R Biomasse: Holzhackschnitzel Reaktortyp: Downdraft (20 kW) Kohle: aus dem Reaktor entnommen ``` ``` O-C Biomasse: Holzhackschnitzel Reaktortyp: Downdraft (20 kW) Kohle: aus dem Zyklon (Filtersektion) entnommen ``` ``` Q Biomasse: Holzhackschnitzel Reaktortyp: Downdraft, Open Top (5 kW) ``` 2.5 Vergleichende Bewertung in Bezug auf die einschlägigen Vorschriften und die europäischen Standards _Die Eigenschaften der unter kontrollierten Bedingungen erzeugten Kohle, die_ _im vorhergehenden Abschnitt beschrieben wurde, und die beim Monitoring_ _der kommerziellen Anlagen entnommenen Kohle wurden mit den Düngemit-_ _telgrenzwerten der einschlägigen italienischen Vorschriften und mit den_ _wichtigsten europäischen Standards, d. h. IBI (International Biochar Initiative,_ _https://biochar-international.org/), EBC (European Biochar Certificate,_ _http://www.european-biochar.org/en) und BQM (Biochar Quality Mandate)_ ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` _verglichen. Schließlich wurde das vom britischen Biochar Research Center er-_ _zeugte kommerzielle Biochar untersucht und ebenfalls mit den in der ein-_ _schlägigen italienischen Gesetzgebung vorgegeben Grenzwerten verglichen._ #### 3. Ergebnisse und Diskussion 3.1 Biomassefluss _Die zehn Vergasungstechnologien, die unter den aktuell in Südtirol genutzten_ _Technologien berücksichtigt wurden, verwenden Holzbiomasse in Form von_ _Hackschnitzeln, Pellets oder Briketts unterschiedlicher Größe und Feuchtig-_ _keit. Die Stückelung variiert zwischen G30 (maximal 30 cm Länge) und G150_ _(maximal 150 cm Länge), wobei der Feinanteil nicht mehr als 20 % betragen_ _darf, damit im Reaktor keine Probleme durch Verbacken des Materials entste-_ _hen.Zur Gewährleistung des ordnungsgemäßen Betriebs der Anlage darf die_ _Feuchtigkeit der Biomasse außerdem bei allen Technologien 10 % nicht über-_ _steigen. Einige Betreiber kaufen bereits getrocknete Biomasse (getrocknete_ _Hackschnitzel oder Pellets mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 5–_[^10]: _%), die_ _teurer ist (circa 132–136 €/t für Hackschnitzel und 195–245 €/t für Pellets); an-_ _dere verwenden hingegen einen externen Trockner oder nutzen eine Reaktor-_ _technologie, bei der die eingespeiste Biomasse in derAnfangsphase erhitzt_ _und getrocknet wird (in diesem Fall sinken die Kosten der Biomasse auf 65–_ _96 €/t)._ _Hackschnitzel und Briketts stammen fast vollständig aus Waldpflegearbeiten_ _oder Abfällen aus Südtiroler Sägereien; in letzterem Fall sind die Rohstoffe_ _kostenlos. Die Pellets kommen hingegen hauptsächlich aus Österreich und_ _Polen, zu einem geringeren Anteil jedoch auch aus Südtirol._ _Unter Ausweitung der durch die Fragebögen erhobenen Daten auf alle aktuell_ _in Südtirol betriebenen Anlagen wurde berechnet,dass den Vergasungsanla-_ _gen fast 50.000 Tonnen Holzbiomasse zugeführt werden, wodurch Gesamt-_ _kosten von nahezu 5 Millionen Euro pro Jahr für den Einkauf der Rohstoffe_ _entstehen._ Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri 3.2 Rückstandsarten und-flüsse _Die zwei wichtigsten Arten vonRückständen aus dem Vergasungsprozess_ _sind Kohle und das in der Phase der Reinigung und Kühlung des vom Reaktor_ _erzeugten Synthesegases aufgefangene Kondensat. Beide Abfallprodukte_ _werden von spezialisierten Betrieben entsorgt und in einigen Fällen als nicht_ _gefährlicher Sonderabfall eingestuft._ _Kohle liegt als sehr feiner und flüchtiger schwarz-grauer Staub vor, dessen_ _Handhabung eben aufgrund dieser Eigenschaften oft schwierig ist. Einige der_ _in dieser Studie betrachteten Technologien sehen eine Befeuchtung der Rück-_ _stände durch Wasserzusatz im Kohleauslass-Abschnitt vor. Zwar vereinfacht_ _dieser Prozess einerseits die Handhabung der Rückstände, ist aber anderer-_ _seits mit hohen Entsorgungskosten verbunden, da diese im Allgemeinen nach_ _Gewicht des entsorgtenMaterials berechnet werden, und der Zusatz von Was-_ _ser erhöht das Gewicht der Rückstände erheblich._ _Generell ist der Umgang mit der Kohle ein kritischer Aspekt im Betrieb einer_ _Vergasungsanlage, vor allem weil die Entsorgung der Kohle in der wirtschaft-_ _lichen Bilanz der Investition einen nicht unerheblichen Kostenposten darstellt._ _Die durchschnittlichen Entsorgungskosten für die Kohle belaufen sich auf un-_ _gefähr 150–160 € pro Tonne; sie können jedoch je nach Art der Rückstände_ _stark variieren. Diesbezüglich werden zwei Sonderfälle der untersuchten Ver-_ _gasungsanlagen aufgeführt. Einige Anlagen sehen einen dem Vergaser nach-_ _geschalteten „Reformer“ vor, eine Art Nachbrenner, der in der Lage ist, die_ _Kohle in Asche zu verwandeln. Mit dieser Vorrichtung können Volumen und_ _Gewicht des Abfallmaterials deutlich reduziert werden; zudem ist es möglich,_ _letzteres nicht mehr als Abfall, sondern als einfaches Prozessnebenprodukt zu_ _entsorgen.Außerdemliefert eine der analysierten Anlagen die Asche aus dem_ _Reformer an ein nahegelegenes Zementwerk und schafft es so, beinahe alle_ _Entsorgungskosten wettzumachen. Die von einem anderen Reaktortyp er-_ _zeugte Kohle wird hingegen als Bodenverbesserungsmittel für die Landwirt-_ _schaft nach Österreich verkauft; die Kosten werdenauf diese Weise in Einnah-_ _men von circa 200 € pro Tonne verwandelt._ _Die Gesamtmenge der von den Vergasungsanlagen in Südtirol erzeugte Kohle_ _und die entsprechenden Gesamtkosten für die Entsorgung wurden unter Aus-_ ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` _weitung der durch die Fragebögen erhobenen Daten auf alle betriebenen An-_ _lagen geschätzt. So wurde berechnet, dass jährlich über 1.200 Tonnen Kohle_ _erzeugt werden; dem stehen jedes Jahr Entsorgungskosten in Höhe von ins-_ _gesamt 180.000–192.000 € gegenüber._ _Was das Kondensat anbelangt, handelt es sich um marginale Rückstände, die_ _von den meisten der analysierten Technologien nur beim Hoch- und Herun-_ _terfahren der Anlage entstehen. Diese Rückstände enthalten Teer, d. h. eine_ _Mischung aromatischer und polyaromatischer organischer Verbindungen mit_ _hohen Siedetemperaturen, die sich bei der thermischen Konversion der Bio-_ _masse durch Vergasung bilden und das Kondensat unbrauchbar machen; die_ _einzige Option bleibt eine Entsorgung als Abfall._ 3.3 Technologien _In den Vergasungsanlagen in Südtirol ist die technologische Konfiguration_ _des Downdraft-Vergasers mit Festbett am stärksten verbreitet. Durch das aus_ _Brennstoff (Biomasse) bestehende Festbett fließt im Gleichstrom das Verga-_ _sungsmittel (normalerweise Luft) nach unten. Zwei Technologien wenden_ _hingegen eine Konfiguration mit zweistufigem Wirbelbettvergaser an, bei_ _dem die Pyrolyse und die Vergasung der Biomasse getrennt erfolgen._ _Bei zwei anderen Technologien kommt eine Konfiguration des Typsrising co-_ _current zum Einsatz; sie ähnelt der Downdraft-Konfiguration in Bezug auf die_ _Verteilung der verschiedenen Zonen des Vergasungsprozesses, aber die Bio-_ _masse wird im unteren Teil des Reaktors eingespeist und das Gas von oben_ _extrahiert. Außerdem wird die Luft in den Verbrennungsbereich eingeleitet,_ _sodass sieeinen Wirbel bildet, der an die Flüssigbett-Reaktoren erinnert._ _In Tabelle 2 sind die Reaktortypen der verschiedenen für die Untersuchungen_ _ausgewählten Technologien aufgeführt. Neben der Art verwendeter Biomasse_ _werden auch die elektrische und die thermische Leistung jedes installierten_ _Modells angegeben. Technologien mit zwei oder mehr Leistungswerten be-_ _ziehen sich auf Anlagen unterschiedlicher Größe. Es wird darauf hingewie-_ _sen, dass die alphabetische Reihenfolge, in der die Technologien in Tabelle 2_ _aufgeführt sind, nicht der Reihenfolge entspricht, in der die verschiedenen_ _Technologien (durch Großbuchstaben gekennzeichnet) im Folgenden angege-_ _ben sind._ Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri Tabelle[^2]: – Art der in Südtirol installierten Vergasungsanlagen ``` Technologie Reaktortyp Biomasse Elektrische Leistung ``` ``` Thermische Leistung [kW/Modul] Burkhardt Rising co-current, stationary fluidized bed ``` ``` Pellets 180 270 ``` ``` Entrade Energiesysteme ``` ``` Downdraft, fixed bed (Festbett) ``` ``` Pellets 25 60 ``` ``` Holzenergie Wegscheid ``` ``` Downdraft, fixed bed (Festbett) ``` ``` Hack- schnitzel 133 250 Kuntschar Energieerzeugung ``` ``` Downdraft, fixed bed (Festbett) ``` ``` Hack- schnitzel 133 250 Spanner Re[^2] Downdraft, fixed bed (Festbett) ``` ``` Hack- schnitzel ``` ``` 9 30 45 ``` ``` 22 80 120 Stadtwerke Rosenheim ``` ``` Double stage, fluidized bed ``` ``` Hack- schnitzel 50 110 Syncraft Engineering ``` ``` Double stage, floating fixed bed ``` ``` Hack- schnitzel 200 480 Urbas Maschinenfabrik ``` ``` Downdraft, fixed bed (Festbett) ``` ``` Hack- schnitzel 150 300 Wubi Downdraft, fixed bed (Festbett) ``` ``` Hack- schnitzel ``` ``` 100 199 ``` ``` 200 300 Xylogas & EAF Downdraft, fixed bed (Festbett) ``` ``` Hack- schnitzel 220 440 ``` ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` 3.4 Massen- und Energiebilanzen _Abbildung 2 zeigt die zusammengefassten Ergebnisse der Massenbilanzen,_ _die mit den beim Monitoring der Anlagen erhobenen Daten erstelltwurden,_ _in Form eines Box-Plot-Diagramms. Mit dieser Darstellung kann die Vertei-_ _lung der Daten in Bezug auf alle Technologien dargestellt werden, unter Her-_ _vorhebung der Wertintervalle, in denen die größte Zahl der Daten kon-_ _zentriert ist (zwischen dem ersten und dritten Quartil), sowie Median, Höchst-_ _und Mindestwerte jedes analysierten Parameters. Angegeben wurden insbe-_ _sondere die spezifischen Mengen der in den Vergaser eingespeisten Luft und_ _des erzeugten Producer-Gases in Masseneinheiten der verwendeten Bio-_ _masse, sowie die Menge der erzeugten Kohle als Prozentsatz (in Masse) der_ _verwendeten Biomasse. Man sieht, dass die verwendete Luftmenge bei allen_ _untersuchten Anlagen ungefähr dem 1,5- bis 2-fachen der eingespeisten Bio-_ _masse und die Menge des erzeugten Gases in etwa dem 2,4- bis 3-fachen der_ _Biomasse entspricht. Die Menge der erzeugten Kohle weist eine höhere Vari-_ _abilität von Anlage zu Anlage auf, aber im Durchschnitt wird circa 2 % der_ _Biomasse am Ausgang des Reaktors als fester Rückstand gewonnen._ Abb. 2– Ergebnisse der Massenbilanzen, die mit denbeim Monitoring der in Südtirol installierten Anlagen erhobenenDaten erstellt wurden: verwendete Luftmenge, erzeugte Menge an Producer- Gas und Kohle. _Was die Energiebilanzen anbelangt, fasst Abbildung 3 die Ergebnisse der_ _Berechnungen der elektrischen Effizienz_𝜂𝜂𝑒𝑒𝑒𝑒_, thermischen Effizienz_𝜂𝜂𝑡𝑡ℎ _und_ ``` 0,0 ``` ``` 1,0 ``` ``` 2,0 ``` ``` 3,0 ``` ``` 4,0 ``` ``` Air [kg/kg_biom]Producer gas [kg/kg_biom] Char [%] ``` Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri _Gesamteffizienz_𝜂𝜂𝑡𝑡𝑏𝑏𝑡𝑡 _der überwachten Anlagen zusammen. Generell liegt die_ _elektrische Effizienz der Anlagen zwischen 17 % und 26 %, die thermische_ _Effizienz zwischen 36 % und 59 % und die Gesamteffizienz zwischen 68 %_ _und 78 %, unter Ausnahme einer einzigen Anlage, deren Gesamteffizienz 53_ _% beträgt._ Abb. 3– Ergebnisse der Energiebilanzen, die mit dem beim Monitoring der in Südtirol installierten Anlagen erhobenen Daten erstellt wurden: elektrische, thermische und Gesamteffizienz. 3.5 Charakterisierung der Kohle _Inden folgenden Tabellen werden die chemisch-physikalischen Analysen der_ _beim Monitoring der kommerziellen Anlagen entnommenen Kohle aufge-_ _führt._ _Wie aus Tabelle 3 hervorgeht, variiert der Kohlenstoffgehalt in der Kohle zwi-_ _schen mindestens 48,03 % (Technologie C) und maximal 91,51 % (Technologie_ _F); im Durchschnitt beträgt der Gehalt 71,67 %. Die hohe Variabilität beweist,_ _dass die Art des Vergasungssystems und die Bedingungen im Reaktor den_ _Gesamtertrag des Prozesses beeinflussen. Die Technologie F insbesondere im-_ _plementiert einen zweistufigen Reaktor, die Technologie F hingegen einen_ _Downdraft-Reaktor. Es ist auch interessant hervorzuheben, dass die Techno-_ _logie C eine Kohle mit einer viel geringeren spezifischen Oberfläche (nur 78_ _m_[^2]_/g)als die anderen erzeugt._ ``` 0,0 ``` ``` 0,2 ``` ``` 0,4 ``` ``` 0,6 ``` ``` 0,8 ``` ``` 1,0 ``` ``` η_el η_th η_tot ``` ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` Tabelle[^3]: – Proximal- und Elementaranalyse, oberer Heizwert (HHV) und unterer Heizwert (LHV) sowie spezifische Oberfläche der von den kommerziellen Anlagen erzeugten Kohle _Technologie A B C D E F G H_ _Asche [%] 27,84 16,08 49,52 31,50 13,34 6,49 29,17 25,64_ _C [%] 68,63 80,23 48,03 66,96 78,97 91,59 69,46 69,49_ _H [%] 0,33 0,49 0,89 0,18 0,68 0,52 0,11 0,20_ _N [%] 0,83 0,23 0,25 0,16 0,20 0,25 0,12 0,46_ _S [%] n.v. 0,28 n.v. 0,63 0,31 0,56 0,27 0,33_ _O* [%] 2,37 2,69 1,31 0,57 6,50 0,60 0,87 3,88_ _HHV [MJ/kg] 23,11 26,74 14,52 19,69 25,53 30,92 22,87 24,17_ _LHV [MJ/kg] 23,04 26,64 14,33 19,65 25,38 30,81 22,84 24,12_ _Feuchtigkeit_ _[%]_ _n.v. 1,04 n.v. 81,73 2,58 1,59 0,23 2,02_ _Spezif. Ober-_ _fläche [m_[^2]_/g]_ _352 128 78 281 587 272 320 306_ _Tabelle 4 enthält die Daten des Mineral- und Schwermetallgehalts der in den_ _untersuchten kommerziellen Anlagen erzeugten Kohle. In diesem Fall ist ein_ _nicht unerheblicher Chrom- und Zinkgehalt der Kohle zu verbuchen. Diese_ _Metalle können von den Metallteilen des Automatisierungssystems (z. B. För-_ _derschnecke) in den Vergasern stammen oder aus mechanischen Prozessen_ _zur Vorbehandlung der Biomasse wie z. B. Chipping oder Pelletierung. In_ _Hinblick auf eine Nutzung der Kohle als Bodenverbesserungsmittel müssen_ _daher mögliche Verbesserungen an der Anlage ausfindig gemacht werden,_ _um den Gehalt dieser Metalle zu reduzieren, damit die Kohle den vorgeschrie-_ _benen Normen entspricht, wie im folgenden Abschnitt erläutert._ _Außerdem wurde auch der Dioxingehalt der Kohle untersucht. Wie aus den_ _Daten in Tabelle 5 leicht ersichtlich ist, fällt der Gehalt dieser Art organischer_ _Verbindungen bei allen untersuchten Kohlestichproben sehr gering aus,_ _sofern er nicht sogar unterhalb der Messschwelle des Geräts liegt (<0,1 ng/kg)._ Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri Tabelle[^4]: – Analyse des Mineral- und Schwermetallgehalts der in den kommerziellen Anlagen erzeugten Kohle ``` Technologie A B C D E F G H Li [mg/kg] 9,9 8,7 6,9 9,1 9,6 8,0 6,8 10,4 Na [mg/kg] 268,4 1724,9 235,7 495,1 341,8 238,0 450,1 576,8 Mg [mg/kg] 5522,6 4802,7 11467,5 4931,4 3680,8 1562,4 9330,9 4268,6 Al [mg/kg] 803,2 299,6 988,5 7081,8 488,4 141,9 680,3 165,9 K [mg/kg] 18570,4 14810,4 18974,8 14106,5 12273,9 6429,8 31825,2 15711,6 Ca [mg/kg] 4670,3 14528,7 3400,4 11431,8 14790,1 10792,5 4621,6 16714,4 Ti [mg/kg] 36,4 40,7 47,7 38,9 46,1 13,0 35,7 23,0 V [mg/kg] 1,0 0,6 1,3 0,9 3,2 0,3 1,0 0,5 Cr [mg/kg] 6,6 5,3 14,3 3,9 383,3 2,7 16,7 28,7 Mn [mg/kg] 3036,3 5154,0 7056,8 839,1 903,9 557,3 2905,9 3408,0 Fe [mg/kg] 615,9 511,9 2509,3 589,3 2162,1 138,2 759,7 351,0 Co [mg/kg] 0,9 3,0 3,1 0,5 4,3 1,3 8,1 1,8 Ni [mg/kg] 6,6 12,8 16,5 5,3 274,2 4,2 40,6 61,9 Cu [mg/kg] 34,4 54,9 73,3 26,5 24,8 8,0 46,9 34,6 Zn [mg/kg] 478,1 449,7 1316,9 182,6 263,1 84,0 397,4 346,6 As [mg/kg] 1,1 0,3 0,7 0,5 0,7 0,2 0,6 0,2 Se [mg/kg] 0,2 0,1 0,1 0,1 0,2 0,1 0,2 0,1 Rb [mg/kg] 41,8 71,1 43,3 35,1 21,3 15,3 73,9 43,1 Sr [mg/kg] 50,5 48,8 57,8 38,8 65,2 60,8 26,1 55,8 Mo [mg/kg] 0,9 1,5 2,1 0,7 7,3 0,4 2,6 1,5 Cd [mg/kg] 1,5 5,9 0,1 1,7 1,8 0,5 0,4 0,1 Sn [mg/kg] 1,1 1,1 0,7 0,8 1,2 0,8 0,8 0,9 Sb [mg/kg] 0,1 0,2 0,1 0,1 0,2 0,0 0,3 0,1 Ba [mg/kg] 26,4 42,4 15,5 57,2 41,1 69,8 29,4 34,5 Tl [mg/kg] 0,3 0,8 0,0 0,2 0,2 0,1 0,2 0,0 Pb [mg/kg] 0,4 1,6 0,2 0,4 0,4 0,7 0,4 0,3 ``` ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` Tabelle[^5]: – Analyse des Dioxingehalts der von den kommerziellen Anlagen erzeugten Kohle _Technologie A B C D E F G H_ ``` Dioxine ``` ``` 2378 TCDD [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 12378 PCDD [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 123478 HxCDD [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 123678 HxCDD [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 123789 HxCDD [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 1234678 HpCDD [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 0,1 0,3 <0,1 <0,1 OCDD [ng/kg] 2,7 1,5 1,2 0,6 2,1 2,2 0,7 2,2 2378 TCDF [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 0,1 <0,1 <0,1 0,1 12378 PCDF [ng/kg] <0,1 <0,1 0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 23478 PCDF [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 123478 HxCDF [ng/kg] 0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 0,2 <0,1 <0,1 123678 HxCDF [ng/kg] 0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 234678 HxCDF [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 123789 HxCDF [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 1234678 HpCDF [ng/kg] 0,3 0,1 <0,1 0,1 <0,1 0,2 <0,1 0,3 1234789 HpCDF [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 OCDF [ng/kg] <0,1 0,6 <0,1 0,4 2,4 0,6 <0,1 <0,1 ``` _Auch der Gehalt an Polychlorbiphenyl (PCB) erweist sich bei der untersuch-_ _ten Kohle meist als begrenzt, wie aus den Daten in Tabelle 6 hervorgeht. So-_ _wohl was Dioxine als auch PCB anbelangt, kann man daher annehmen, dass_ _der Prozesstyp und die Temperaturprofile in den Vergasern, zusammen mit_ _der verwendeten Biomasse, dazu beitragen, die Bildung dieser Verbindungen_ _zu beschränken._ _In Tabelle 7 sind die Konzentrationen der polyzyklischen aromatischen Koh-_ _lenwasserstoffe (PAK) aufgeführt. Wie man sehen kann, ist die Bedeutung_ _dieserVerbindungen nicht unerheblich und bei der Kohle einiger Anlagen_ _sogar entschieden relevant. Aufgrund des Vorhandenseins dieser toxischen_ _Verbindungen in der Kohle kann diese nicht direkt in der Landwirtschaft ver-_ _wendet werden. Technologische Verbesserungen zur Beschränkung der Bil-_ _dung und Ansammlung von PAK in der Kohle sind daher grundlegend und_ Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri _entscheidend für die Möglichkeit, die Kohle als Bodenverbesserungsmittel_ _einzusetzen. Der folgende Abschnitt verdeutlicht die Differenz zwischen dem_ _PAK-Gehaltder untersuchten Kohle und den Grenzwerten der einschlägigen_ _Düngemittelvorschriften (Legislativdekret 75/2010)._ Tabelle[^6]: – Analyse des PAK-Gehalts der von den kommerziellen Anlagen erzeugten Kohle _Technologie A B C D E F G H_ ``` PCB ``` ``` Iupac77 [ng/kg] 10 <1 4 9 7 6 5 8 Iupac81 [ng/kg] <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 Iupac123 [ng/kg] 7 <1 10 10 8 4 1 7 Iupac118 [ng/kg] 347 391 252 410 292 282 518 248 Iupac114 [ng/kg] 1 2 <1 4 <1 <1 <1 2 Iupac105 [ng/kg] 59 6 39 95 45 59 53 52 Iupac126 [ng/kg] <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 Iupac167 [ng/kg] 50 54 49 59 43 49 65 49 Iupac156 [ng/kg] 173 224 118 142 81 133 230 120 Iupac157 [ng/kg] 15 11 12 15 10 13 17 13 Iupac169 [ng/kg] <1 <1 1 2 <1 <1 <1 <1 Iupac189 [ng/kg] 19 1 13 18 14 15 11 18 ``` 3.6 Konformität der von den kommerziellen Anlagen erzeug- ten Kohle mit den einschlägigen Düngemittelvorschriften _Die einschlägigen italienischen Düngemittelvorschriften beruhen auf der Ver-_ _ordnung (EG) 2003/2003 und dem Legislativdekret 75/2010 in aktueller Fas-_ _sung.Indiesem Dekret werden auchGrenzwerte für die Kohlenutzung in der_ _Landwirtschaft gesetzt. Vor allem oben genanntes Dekret definiert „Biochar“_ _als ein Material, das erzeugt wird durch„einen Prozess der Karbonisierung_ _von Produkten und Rückständen pflanzlichen Ursprungs aus der Land- und_ _Forstwirtschaft sowie aus Oliventrester, Traubentrester, Kleie, Obstkernen_ _und-schalen und unbehandelten Holzabfällen, insofern es sich um Nebenpro-_ _dukte der entsprechenden Tätigkeiten handelt. Der Karbonisierungsprozess_ _besteht im Verlust von Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff seitens des orga-_ _nischen Materials infolge der Anwendung von Wärme unter Abwesenheit_ ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` ``` oder reduzierter Verfügbarkeit des Oxidierungsmittels, normalerweise Sauer- stoff. Dieser thermochemische Zersetzungsprozess wird als Pyrolyse oder Krackverfahren bezeichnet. Die Vergasung sieht einen weiteren oxidoreduk- tiven Prozess der durch Pyrolyse erzeugten Kohle vor.“Die so erzeugte Kohle muss den in Tabelle 8 aufgeführten Normgrenzwerten entsprechen. ``` ``` Tabelle7 – Analyse des PAK-Gehalts der von kommerziellen Anlagen erzeugten Kohle ``` _Technologie A B C D E F G H_ ``` IPA ``` ``` Naphthalin [μg/kg] 2128649 1912973 2386 200368 859491 110338 26861 563819 Acenaphthylen [μg/kg] 514300 171045 138 19495 62838 140 7 62703 Acenaphthen [μg/kg] 314055 11197 26 1565 29918 515 270 4536 Fluoren [μg/kg] 16341 5287 13 27 86 203 1650 367 Phenanthren [μg/kg] 584386 385187 119 78749 190237 9806 1220 118217 Anthracen [μg/kg] 412102 40452 18 6351 13454 457 1245 25644 Fluoranthen [μg/kg] 477586 47703 36 4934 29200 1218 114 46343 Pyren [μg/kg] 434026 51745 22 4160 38312 817 60 44436 BaA [μg/kg] 104671 3742 4 226 547 20 21 12673 CHR [μg/kg] 135638 4514 5 236 892 220 26 25125 B(b)F [μg/kg] 32126 630 3 27 119 17 5 5197 B(j)F [μg/kg] 14180 251 2 7 29 12 2 3318 B(k)F [μg/kg] 10309 217 6 14 38 13 1 2170 BeP [μg/kg] 20993 722 3 25 107 73 41 8817 BaP [μg/kg] 14709 458 4 15 51 5 66 4349 Per [μg/kg] 3273 100 3 7 24 16 38 866 BghiP [μg/kg] 1632 58 1 1 17 0 1 1658 IcdP [μg/kg] 1921 49 1 2 2 2 1 967 DBahA [μg/kg] 1066 30 1 0 2 2 2 771 DBalP [μg/kg] 290 21 6 3 2 11 25 393 DBaeP [μg/kg] 492 12 8 2 2 4 28 211 DBaiP [μg/kg] 70 11 13 2 6 6 20 20 DBahP [μg/kg] 151 87 27 3 9 19 51 29 ``` Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri Tabelle[^8]: – Änderungender Anlage 2 des Legislativdekrets 75/2010 ``` Mindestgehalt in nützlichen Substanzen und/oder Elementen Evaluierungskriterien Sonstige Anforderungen ``` ``` Nützliche Substanzen oder Elemente, deren Gehalt angegeben werden muss Verschiedene anzugebende Eigenschaften Sonstige Anforderungen ``` ``` Grenzwerte für chemisch- biologische Parameter ``` ``` Anmerkungen ``` ``` Gesamter organischer Kohlenstoff (TOC)(#) % TS ≥ 20 und ≤ 30 (CI(*)3) > 30 und ≤ 60 (CI(*)2) > 60 (CI(*)1) Salzgehalt mS/m ≤ 1000(§) pH(H2O) 4–12 Feuchtigkeit % ≥ 20 für pulverförmige Produkte(°) Asche % TS > 40 und ≤ 60 (CI(*)3) ≥ 10 und ≤ 40 (CI(*)2) < 10 (CI(*)1) H/C (molar)(^) ≤ 0,7 ``` ``` Granulometrie (Durchgang 0,5–2–5 mm) Gesamtstickstoff Gesamtkalium Gesamtphosphor Gesamtkalzium Gesamtmagnesium Gesamtnatrium % C aus Karbonat Test der Phytotoxizität und Zunahme (Regenwurmtest und/oder Keim-/Zunahmetest) Maximale Wasserretention ``` ``` PAK (Σ 16 Moleküle) < 6 mg/kg TS PCB < 0,5 mg/kg TS Dioxine < 9 ng/kg ``` ``` (#) abzüglich C aus Karbonat (*) Qualitätsklasse (§) Zur Nutzung als Bodenverbesserungsmittel im Gemüse- und Pflanzenbau ≤ 100 (^) Kohlenstoff- Stabilitätsindex (°) Daten, die in jedem Fall anzugeben sind ``` _Tabelle 9 enthält die Ergebnisse der chemisch-physikalischen Analysen so-_ _wohl von Kohle, die in kommerziellen Anlagen erzeugt wurde, als auch von_ _Kohle, die unter kontrollierten Bedingungen gewonnen wurde. Die in der Ta-_ _belle angegebenen Daten beschränken sich auf Parameter, die auf normativer_ _Ebene signifikant sind. In roter Farbe werden Parameter gekennzeichnet, die_ _den aktuellen Normgrenzwerten nicht entsprechen. Sichtbar ist insbesondere,_ _dass die Kohle in allen Fällen (außer in einem) den für die PAK-Konzentration_ _vorgegebenen Grenzwert überschreitet, in einigen Fällen sogar um ein Fünf-_ _faches._ ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` Tabelle[^9]:–Vergleich der chemisch-physikalischen Eigenschaften mit den italienischen Normgrenz- werten (von den Grenzwerten abweichende Parameter sind rot gekennzeichnet). ``` TEQ ``` ``` DX [mg/kg] ``` ``` 9 <0,1<0,1<0,1<0,1 <0,1<0,1<0,1 <0,1 <0,1<0,1 7,0 ``` ``` TEQ ``` ``` PCB [ng/kg] ``` ``` 0,5 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 ``` ``` ∑ PAK [mg ``` ``` /kg] 6 5179,9132,02,8 316,21225,2123,831,7 916,260,2124,3132,6193,3414,834,2409,427,0 ``` ``` Pb [mg/kg] ``` ``` 140 0,4 0,9 0,2 0,4 0,4 0,7 0,4 0,3 ``` ``` Cd [mg/kg ``` ``` ] 1,5 1,5 2,4 0,1 1,7 1,8 0,5 0,4 0,1 6,1 0,3 0,0 0,1 0,4 0,1 0,5 0,0 ``` ``` Zn [mg/kg ``` ``` ] ``` ``` 500 478,1246,81316,9182,6263,184,0397,4346,6586,2418,929,095,2 205,214,8288,948,5 ``` ``` Cu [mg/kg ``` ``` ] 230 34,484,673,326,5 24,88,0 46,9 34,6 51,436,39,4 21,9 42,611,741,2 8,0 ``` ``` Ni [mg/kg] 100 6,6 248,716,55,3 274,24,2 40,6 61,9 8,0 16,02,6 6,4 35,24,0 45,2 2,4 ``` ``` Cr (tot)[mg/kg] -- 6,6 127,814,33,9 383,32,7 16,7 28,7 5,3 25,83,8 4,0 10,06,2 46,7 1,7 ``` _Feuchtig_ - ``` keit [%] > 20 1,0 81,7 2,6 1,6 0,2 2,0 3,0 3,7 6,6 1,4 1,7 3,0 ``` ``` Asche [%] < 60 27,816,149,531,5 13,36,5 29,2 25,6 29,532,517,928,0 29,711,254,2 3,9 ``` ``` H/C [mol/ ``` ``` mol] < 0,70,0 0,1 0,2 0,0 0,1 0,0 0,0 0,0 0,1 0,0 0,1 0,0 0,0 0,0 0,1 0,2 ``` ``` C [%] > 20 68,680,248,067,0 79,091,669,5 69,5 55,248,162,141,4 48,571,123,9 84,9 ``` ``` Grenzw ``` . ``` A B C D E F G H I M R100R75 R50 O ``` -R O -C Q Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri _Die hohen PAK-Konzentrationen könnten hauptsächlich auf die Temperatur-_ _profile zurückzuführen sein, die sich im Vergaser generieren und zur Bildung_ _dieser Verbindungen beitragen, sowie auf Adsorptionserscheinungen im_ _Kohlebett, das faktisch als Filter für das Producer-Gas in der Reduktionszone_ _dient. Folglich muss eine Methode zur Nachbehandlung der Kohle gefunden_ _werden, um diese mit den für Bodenverbesserungsmittel vorgesehenen_ _Normgrenzwerten konform zu machen, da sich eine wirksame Veränderung_ _der Prozessparameter der Vergaser besonders komplex darstellt._ _Wie zuvor verdeutlicht, stellt auch die Konzentration von Metallen wie_ _Chrom und Zink in der Kohle einen limitierenden Faktor für die Nutzung die-_ _ses Materials als Bodenverbesserungsmittel dar. Diesbezüglich könnten Me-_ _tallteile für die Bewegung fester Materialien in den Vergasern oder Metallteile_ _der zur Vorbehandlung benutzten Maschinen (z. B. Häcksler und Pelletierer)_ _die Hauptverursacher der Kontamination sein. Wie aus den in Tabelle 10 auf-_ _geführten Daten hervorgeht, weist die in bestimmte Vergaser eingespeiste, ge-_ _häckselte Biomasse bereits nicht unerhebliche Metallkonzentrationen auf_ _(man beachte insbesondere den Chromgehalt)._ _Es könnte daher von besonderem Interesse sein, eine Studie zur Inzidenz der_ _einen und der anderen auf die Wirkungen der Metallkontamination der Kohle_ _durchzuführen, und einen Ersatz derselben, oder Verbesserungen in der Pla-_ _nungsphase neuer Vergasungssysteme zu evaluieren._ Tabelle[^10]: – Metallkonzentrationen in der vorbehandelten Biomasse, mit der einige Vergaser gespeist werden _As Cd Cr Pb Ni Cu Se Zn_ _[mg/kg] [mg/kg] [mg/kg] [mg/kg] [mg/kg] [mg/kg] [mg/kg] [mg/kg]_ _B 6,00 < 0,5 1,90 < 0,5 < 0,5 1,00 2,20 9,60_ _D 5,60 < 0,5 1,90 < 0,5 < 0,5 1,50 2,30 12,30_ _E 5,40 < 0,5 1,80 < 0,5 < 0,5 1,20 2,10 15,00_ _F 5,10 < 0,5 1,60 < 0,5 < 0,5 1,00 2,10 9,40_ _G 5,60 < 0,5 2,10 < 0,5 < 0,5 0,90 2,30 9,90_ _H 4,80 < 0,5 2,20 1,10 < 0,5 1,10 2,20 10,60_ ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` 3.7 Kommerzielles Biochar und andere europäische Zertifizierungsstandards _Sowohl die beim Monitoring der aktuell in Südtirol betriebenen Anlagen ent-_ _nommene als auch die unter kontrollierten Bedingungen erzeugte Kohle wur-_ _den mit den Grenzwerten anderer europäischer Standards verglichen, und_ _zwar mit folgenden: IBI, EBC und BQM. Kommerzielle Biochars wurden mit_ _den italienischen Normgrenzwerten verglichen._ _In Tabelle 11 sind die Eigenschaften des vom UK Biochar Research Center_ _(https://www.biochar.ac.uk/) erzeugten kommerziellen Biochar aufgeführt._ _Dieses Biochar wurden mit den aktuellen italienischen Vorschriften für Bo-_ _denverbesserungsmittel verglichen. Wie die Daten der Tabelle und insbeson-_ _dere die rot hervorgehobenen Werte belegen, erfüllen auch die vom UK Bio-_ _char Research Center erzeugten und vermarkteten Biochars nicht völlig die_ _von den italienischen Vorschriften vorgegebenen Parameter, vor allem was_ _den Schwermetallgehalt anbelangt. Man sieht, dass der signifikanteste Wert_ _der Kadmiumgehalt ist, da er die Normgrenzwerte fast in allen Fällen über-_ _schreitet. Wichtig ist auch die Beobachtung, dass die Emissionsfaktoren der_ _Summe aller 16 polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe diese_ _Grenzwerte voll und ganz einhalten. Dieser Aspekt ist besonders interessant,_ _weil die Kohle fast aller in Südtirol betriebenen Anlagen weit über den Grenz-_ _werten liegende PAK-Konzentrationen aufweist, wie zuvor bereits ausführ-_ _lich erläutert. In Tabelle 11 wurden die folgenden Akronyme zur Kennzeich-_ _nung der aus verschiedenen Materialien (Mischantus-Pellets, Raps-Pellets,_ _Reisschalen, Nadelholzpellets, Weizenstrohpellets, Klärschlamm) und bei_ _zwei unterschiedlichen Temperaturen (d. h. 550 °C und 700 °C) gewonnenen_ _Kohle verwendet. MSP– Miscantus Straw Pellets; OSR – Oil Seed Rape Straw_ _Pellets; RH– Rice Husk; SWP– Soft Wood Pellets; WSP – Wheat Straw Pellets;_ _SS– Sewage Sludge._ Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri Tabelle[^11]: – Vergleich der Biochar-Parameter mit den italienischen Normgrenzwerten ``` TEQ ``` ``` DX [mg/kg] ``` ``` 9 2,7 3,9 6,8 4,5 5,1 5,9 0,0 3,3 4,3 1,8 3,1 0,4 ``` ``` TEQ ``` ``` PCB [ng/kg] ``` ``` 0,5 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,2 0,2 0,0 0,0 0,1 0,1 ``` ``` ∑ PAK [mg/kg] 6 0,5 0,1 0,5 < 0,110,2 0,3 4,4 0,2 0,4 < 0,113,8 1,4 ``` ``` Pb [mg/kg] 140 17,6 201,2195,9 ``` ``` Cd [mg/kg] ``` ``` 1,5 0,7 4,6 1,8 3,0 17,8 20,0 3,5 8,2 3,2 1,3 11,7 12,4 ``` ``` Zn [mg/kg] 500 63,4 44,5 7,2 8,8 23,6 36,2 25,7 99,6 10,5 12,0 835,7896,2 ``` ``` Cu [mg/kg] 230 26,6 5,9 7,9 13,8 5,4 26,9 19,4 9,7 3,6 4,7 255,2296,6 ``` ``` Ni [mg/kg] ``` ``` 100 5,0 30,4 2,5 3,3 3,0 2,7 3,3 74,1 1,0 2,5 57,2 66,3 ``` ``` Cr (tot)[mg/kg] 0,5 8,7 36,1 4,4 5,0 34,6 123,4 4,5 275,7292,7 ``` ``` Feuchtig ``` - ``` keit [%] ≥ 20 1,8 2,2 2,6 3,6 1,5 1,5 1,5 1,0 1,9 2,2 2,5 1,7 ``` ``` Asche [%] < 60 12,2 11,6 19,5 21,9 47,9 47,9 1,3 1,9 21,3 23,8 58,9 63,9 ``` ``` H/C [mol/mol] ``` ``` < 0,70,4 0,2 0,3 0,2 0,3 0,2 0,4 0,2 0,4 0,2 0,5 0,3 ``` ``` C [%] > 20 75,4 79,2 68,9 67,7 48,7 47,3 85,5 90,2 68,3 69,0 29,5 29,6 ``` ``` Grenzw ``` . ``` MSP550MSP700OSR550OSR700RH550RH700SWP550SWP700WSP550WSP700SS550SS700 ``` ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` _In den untenstehenden Tabellen 12–14 werden die qualitativen Eigenschaften_ _der in Südtiroler Anlagen erzeugten Kohle den Grenzwerten der wichtigsten_ _internationalen Standards gegenübergestellt: IBI, EBC und BQM._ _Wie man sieht, sind die Werte der Schwermetalle (vor allem Zink) und der_ _polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe auch bei einem Vergleich_ _der Kohle mit unterschiedlichen Standards diskriminierend. Wie zuvor ange-_ _nommen, kann die Zinkkontamination von Metallteilen der Automationssys-_ _teme der Anlagen und von Metallteilen der Maschinen zur Vorbehandlung_ _eingespeister Biomasse (Häckseln, Pelletieren) verursacht werden. Was hin-_ _gegen die PAK anbelangt, scheinen diese stark vom Vergasungsprozess selbst_ _beeinflusst zu werden; für ihre Eliminierung ist daher eine wirksame Nach-_ _behandlung erforderlich._ _Außerdem ist es interessant, die Variabilität der zum Teil recht hohen Grenz-_ _werte unterschiedlicher Standards zu betrachten (z. B. im Falle des IBI-Stan-_ _dards). So erfüllt beim Vergleich der untersuchten Kohlewerte mit dem IBI-_ _Standard nur ein einziger Parameter – jener der polyzyklischen aromatischen_ _Kohlenwasserstoffe– nicht die Grenzwertvorgaben. Alle anderen Werte, auch_ _die des Schwermetallgehalts, liegen innerhalb der Grenzwerte des Standards._ Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri Tabelle[^12]:– Vergleich der Parameter der von den Vergasungsanlagen erzeugten Kohle mit den Grenzwerten des IBI-Standards (die blauen Werte überschreiten die Grenzwerte) ``` TEQ ``` ``` DX [mg/kg] 9 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 7,0 ``` ``` TEQ ``` ``` PCB [ng/kg]0,2 ``` -0,5 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 ``` ∑ PAK [mg/kg] 6-[^20] 5179,9132,02,8 316,21225,2123,831,7 916,260,2 124,3132,6193,3414,834,2 409,427,0 ``` ``` Pb [mg/kg]70- ``` ``` 500 0,4 0,9 0,2 0,4 0,4 0,7 0,4 0,3 ``` ``` Cd [mg/kg]1,4 ``` -[^39] 1,5 2,4 0,1 1,7 1,8 0,5 0,4 0,1 6,1 0,3 0,0 0,1 0,4 0,1 0,5 0,0 ``` Zn [mg/kg]200 ``` -[^7000] 478,1246,81316,9182,6263,184,0 397,4346,6586,2418,929,0 95,2 205,214,8 288,948,5 ``` Cu [mg/kg]63- 150034,4 84,6 73,3 26,5 24,8 8,0 46,9 34,6 51,4 36,3 9,4 21,9 42,6 11,7 41,2 8,0 ``` ``` Ni [mg/kg]47- 600 6,6 248,716,5 5,3 274,24,2 40,6 61,9 8,0 16,0 2,6 6,4 35,2 4,0 45,2 2,4 ``` ``` Cr (tot)[mg/kg]64- 12006,6 127,814,3 3,9 383,32,7 16,7 28,7 5,3 25,8 3,8 4,0 10,0 6,2 46,7 1,7 ``` ``` Feuchtig ``` - ``` keit[%] -- 1,0 81,7 2,6 1,6 0,2 2,0 3,0 3,7 6,6 1,4 1,7 3,0 ``` ``` Asche[%] -- 27,8 16,1 49,5 31,5 13,3 6,5 29,2 25,6 29,5 32,5 17,9 28,0 29,7 11,2 54,2 3,9 ``` ``` H/C [mol/mol] ``` ``` < 0,70,0 0,1 0,2 0,0 0,1 0,0 0,0 0,0 0,1 0,0 0,1 0,0 0,0 0,0 0,1 0,2 ``` ``` C [%] ≥ 10 68,6 80,2 48,0 67,0 79,0 91,6 69,5 69,5 55,2 48,1 62,1 41,4 48,5 71,1 23,9 84,9 ``` ``` IBI A B C D E F G H I M R100R75 R50 O ``` -R O -C Q ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` Tabelle[^13]: – Vergleich der Parameter der von den Vergasungsanlagen erzeugten Kohle mit den Grenzwerten des EBC-Standards (die grünen Werte überschreiten die Grenzwerte) ``` TEQ ``` ``` DX [mg/kg] ``` ``` 20 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 7,0 ``` ``` TEQ ``` ``` PCB [ng/kg] ``` ``` 0,2 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 ``` ``` Σ PAK[mg/kg] ``` ``` 4 5179,9132,02,8 316,21225,2123,831,7 916,260,2 124,3132,6193,3414,834,2 409,427,0 ``` ``` Pb [mg/kg] ``` ``` 120 0,4 0,9 0,2 0,4 0,4 0,7 0,4 0,3 ``` ``` Cd [mg/kg] ``` ``` 1 1,5 2,4 0,1 1,7 1,8 0,5 0,4 0,1 6,1 0,3 0,0 0,1 0,4 0,1 0,5 0,0 ``` ``` Zn [mg/kg] 400 478,1246,81316,9182,6263,184,0 397,4346,6586,2418,929,0 95,2 205,214,8 288,948,5 ``` ``` Cu [mg/kg] ``` ``` 100 34,4 84,6 73,3 26,5 24,8 8,0 46,9 34,6 51,4 36,3 9,4 21,9 42,6 11,7 41,2 8,0 ``` ``` Ni [mg/kg] 30 6,6 248,716,5 5,3 274,24,2 40,6 61,9 8,0 16,0 2,6 6,4 35,2 4,0 45,2 2,4 ``` ``` Cr (tot)[mg/kg] 80 6,6 127,814,3 3,9 383,32,7 16,7 28,7 5,3 25,8 3,8 4,0 10,0 6,2 46,7 1,7 ``` _Feuchtig_ - ``` keit[%] -- 1,0 81,7 2,6 1,6 0,2 2,0 3,0 3,7 6,6 1,4 1,7 3,0 ``` ``` Asche[%] -- 27,8 16,1 49,5 31,5 13,3 6,5 29,2 25,6 29,5 32,5 17,9 28,0 29,7 11,2 54,2 3,9 ``` ``` H/C [mol/mol] ``` ``` < 0,70,0 0,1 0,2 0,0 0,1 0,0 0,0 0,0 0,1 0,0 0,1 0,0 0,0 0,0 0,1 0,2 ``` ``` C [%] > 50 68,6 80,2 48,0 67,0 79,0 91,6 69,5 69,5 55,2 48,1 62,1 41,4 48,5 71,1 23,9 84,9 ``` ``` EBC A B C D E F G H I M R100R75 R50 O ``` -R O -C Q Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri Tabelle[^14]: – Vergleich der Parameter der von den Vergasungsanlagen erzeugten Kohle mit den Grenzwerten des BQM-Standards (die orangefarbenen Werte überschreiten die Grenzwerte) ``` TEQ ``` ``` DX ``` ``` [mg/kg] ``` ``` 20 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 7,0 ``` ``` TEQ ``` ``` PCB [ng/kg] ``` ``` 0,5 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 ``` ``` Σ PAK[mg/kg] ``` ``` 20 5179,9132,02,8 316,21225,2123,831,7 916,260,2 124,3132,6193,3414,834,2 409,427,0 ``` ``` Pb [mg/kg] ``` ``` 60 0,4 0,9 0,2 0,4 0,4 0,7 0,4 0,3 ``` ``` Cd [mg/kg] ``` ``` 3 1,5 2,4 0,1 1,7 1,8 0,5 0,4 0,1 6,1 0,3 0,0 0,1 0,4 0,1 0,5 0,0 ``` ``` Zn [mg/kg] 150 478,1246,81316,9182,6263,184,0 397,4346,6586,2418,929,0 95,2 205,214,8 288,948,5 ``` ``` Cu [mg/kg] ``` ``` 40 34,4 84,6 73,3 26,5 24,8 8,0 46,9 34,6 51,4 36,3 9,4 21,9 42,6 11,7 41,2 8,0 ``` ``` Ni [mg/kg] 10 6,6 248,716,5 5,3 274,24,2 40,6 61,9 8,0 16,0 2,6 6,4 35,2 4,0 45,2 2,4 ``` ``` Cr (tot)[mg/kg] 15 6,6 127,814,3 3,9 383,32,7 16,7 28,7 5,3 25,8 3,8 4,0 10,0 6,2 46,7 1,7 ``` _Feuchtig_ - ``` keit[%] 1,0 81,7 2,6 1,6 0,2 2,0 3,0 3,7 6,6 1,4 1,7 3,0 ``` ``` Asche[%] 27,8 16,1 49,5 31,5 13,3 6,5 29,2 25,6 29,5 32,5 17,9 28,0 29,7 11,2 54,2 3,9 ``` ``` H/C [mol/mol] ``` ``` 0,0 0,1 0,2 0,0 0,1 0,0 0,0 0,0 0,1 0,0 0,1 0,0 0,0 0,0 0,1 0,2 ``` ``` C [%] 68,6 80,2 48,0 67,0 79,0 91,6 69,5 69,5 55,2 48,1 62,1 41,4 48,5 71,1 23,9 84,9 ``` ``` BQMA B C D E F G H I M R100R75 R50 O ``` -R O -C Q ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` #### 4. Technisch-wirtschaftliche Analyse möglicher Eingriffe #### zur Anlagenoptimierung in Hinblick auf Polygeneration 4.1 Beschreibung des Berechnungstools _Zur Evaluierung der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit möglicher Eingriffe zur_ _Optimierung der im Südtirol betriebenen Vergasungsanlagen, infolge derer_ _diese in die Lage versetzt werden, neben elektrischer und Wärmeenergie auch_ _eine Kohle zu erzeugen, deren Qualität mit Biochar für landwirtschaftliche_ _Zwecke kompatibel ist, wurde ein Berechnungstool zur Erstellung des_ _Business Plans der Anlage entwickelt. Das Tool wurde in einer Microsoft_ _Excel Umgebung entwickelt und konzipiert, um die technisch-_ _wirtschaftlichen Leistungen der Anlage in „Originalkonfiguration“, also in_ _der auf dem Markt angebotenen und im Gebiet betriebenen Ausführung, mit_ _den Leistungen der „optimierten Konfiguration“ zu vergleichen, also mit_ _einer Anlage, die so verändert wurde, dass sie eine landwirtschaftlich_ _nutzbare und qualitativ hochwertigere Kohle als die Anlage in der_ _Originalkonfiguration erzeugt._ _In Hinblick auf den Umfangder ermittelten Optimierung wurde das Tool mit_ _der Logik konzipiert, die Auswirkungen auf die Anlagenleistungen in Bezug_ _auf die Veränderung in der Erzeugung elektrischer Energie, thermischer_ _Energie und Kohle sowie die Veränderung in den mit der Aufwertung der_ _erzeugten Kohle verbundenen Kosten und Einnahmen zu bestimmen, um eine_ _Cashflow-Analyse durchführen zu können._ _Nachdem der Nutzer die Anlagenparameter in der Originalkonfiguration und_ _in der optimierten Konfiguration eingegeben hat, berechnet das Tool den_ _Verlauf des Netto-Cashflows und des kumulierten Cashflows der Anlage im_ _Laufe der Zeit. Auf diese Weise soll grafisch dargestellt werden, welche_ _Wirkung der ermittelteUmfang der Optimierung im Laufe der Zeit auf die_ _Gewinn- und Verlustrechnung der Anlage hat._ 4.2 Anwendungsbereich _Das Tool wurde zum Einsatz an Holzvergasungsanlagen mit elektrischer_ _Nennleistung zwischen 1 und 999 kW entwickelt, die als Nebenprodukt_ _eingestufte Biomasse verwenden und zwischen 2012 und 2018 unter Nutzung_ Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri _eines von folgenden Dekreten vorgesehenen Förderprogramms in Betrieb_ _genommen wurden:_ - Ministerialdekret vom 18. Dezember 2008 (allumfassender Tarif) - Ministerialdekret vom 6. Juli 2012 (FER-Dekret 2012) - Ministerialdekret vom 16. Juni 2016 (FER-Dekret 2016) Da die Untersuchungen im Laufe des Projekts ergeben haben, dass in Südtirol keine Anlagen ohne diese Förderprogramme in Betrieb genommen wurden, schien es unnötig, alternative und mit den aufgezählten nicht kumulative För- dermechanismen wie das Net-Metering (scambio sul posto) und die Abnahme zu einem festgesetzten Preis durch den Netzbetreiber (ritiro dedicato) in Be- tracht zu ziehen. Die berücksichtigten Tarife werden automatisch unter An- gabe des Zeitraums der offiziellen Inbetriebnahme der Anlage ausgewählt; jährliche Kürzungenwerdenin Betracht gezogen, sofern von den Bestimmun- gen vorgesehen. 4.3 Wirtschaftliche Analyse möglicherOptimierungseingriffe _Die Schwierigkeit, einen Zusammenhang zwischen den technischen Betriebs-_ _eigenschaften der Anlagen und der Qualität der erzeugten Kohle herzustellen,_ _hat eine Ermittlung wissenschaftlich fundierter Lösungen und möglicher Ein-_ _griffe zur Anlagenoptimierung mit dem Ziel einer qualitativen Verbesserung_ _der erzeugten Kohle verhindert. Im Laufe des Projekts hat sich auch die Mög-_ _lichkeit der Erprobung empirischer Optimierungslösungen als nicht praktika-_ _bel erwiesen, und zwar aus verschiedenen Gründen:_ - Mangelnde Möglichkeit einer Änderung der Betriebsparameter der Anla- gen infolge der Risiken in Verbindung mit einer Profitverringerung auf- grund der Ausscheidung aus dem Förderprogramm und mit den daraus entstehenden möglichen Schäden und Funktionsstörungen der Anlage; - Besonderheit des Genehmigungsverfahrens, das eine Betriebseignungsbe- wertung (seitens des Amts für Luft und Lärm) auf Grundlage eines genau definierten Projekts vorsieht, an dem im Laufe der technischen Lebens- dauer keine„bedeutenden/wesentlichen“ Änderungen vorgenommen werden dürfen, da ansonsten die Genehmigung verfällt. Daraus hat sich automatisch die mangelnde Möglichkeit der Durchführung relevanter Op- ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` ``` timierungseingriffe ergeben, wie z. B. den Reaktor durch einen neuen Ty- pus auszutauschen oder der Anlage neue Teile hinzuzufügen, z. B. durch Anwendung eines „Reformers“. ``` - Mangelnde Bereitschaft der Anlagenbetreiber, „empirische“ Veränderun- gen, also Änderungen mit unsicherem Resultat, an der Anlage vorzuneh- men; - Mangelnde Bereitschaft der Partner, eine Laboreinrichtung mit marktähn- lichen Dimensionen zu suchen, in der Lösungen und Strategien zur Qua- litätsverbesserung der erzeugten Kohle frei erprobt werden können. Dies vorausgesetzt, wurde vereinbart, die wirtschaftlicheAnalyse einer mögli- chen Veränderung der Anlage, mit der die gewonnene Kohle von einem „Kos- tenpunkt“ (wegen ihrer schlechten Qualität und der daraus resultierenden Not- wendigkeit, als Abfall entsorgt zu werden) in eine „Ressource“ (also ein Pro- dukt, das auf dem Markt verkauft wird) verwandelt werden kann, mit einem „Rückwärtsansatz“ durchzuführen. Die wirtschaftliche Rückwärtsanalyse wurde wie folgt durchgeführt: nach Festsetzung von drei möglichen Verkaufs- preisen für die Kohle in Abhängigkeit ihreraktuellen Marktnotierung im Agr- arbereich wurde der für Veränderungen an der Anlage verfügbare Höchstbe- trag (aus dem Kohleverkauf) berechnet, wobei als Abschreibungsdauer für die Investition die Restlebensdauer der Anlage zu Grunde gelegt wurde. 4.4 Definition der Originalkonfiguration _Die wirtschaftliche Analyse der beiden Konfigurationen– Originalkonfigura-_ _tion (d. h. Marktkonfiguration) und optimierte Konfiguration (d. h. für den_ _Erhalt qualitativ hochwertiger Kohle veränderte Konfiguration)–wurde nicht_ _in Hinblick auf die Daten und Eigenschaften einer spezifischen Technologie_ _oder Vergasungsanlage durchgeführt, sondern in Hinblick auf eine ideale An-_ _lage, deren technische Daten und Leistungen den Durchschnittswerten der in_ _Südtirol untersuchtenAnlagen entsprechen. Bei der Definition der einzelnen_ _Anlagenparameter in der „Originalkonfiguration“ wurden die im Folgenden_ _erläuterten Betrachtungen angestellt._ - Aus der Analyse der Vergasungsanlagen in Südtirol geht hervor, dass zwi- schen 2012 und 2015, unter dem damals sehr vorteilhaften Förderpro- gramm, 35 der 44 derzeit aktiven Holzvergasungsanlagen gebaut wurden. Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri ``` Aus diesem Grund wurde entschieden, der Analyse eine hypothetische Anlage, die 2013 in Betrieb genommen wurde, zu Grunde zu legen. ``` - Auch die Wahl der Leistung dieser Anlage wurde unter Berücksichtigung der Eigenschaften der aktuell betriebenen Anlagen getroffen. Genauer ge- sagt fiel die Wahl auf eine aus zwei Modulen mit einer elektrischen Nenn- leistung von 45 kW und einer thermischen Nennleistung von 100 kW be- stehende Anlage (dies entspricht den Eigenschaften der meisten Anlagen). - Die übrigen für die Originalkonfiguration verwendeten technischen und wirtschaftlichen Parameter wurden ausgehend von den Durchschnitts- werten der bei der Untersuchung der Anlagen erhobenen Daten ermittelt; gleichzeitig wurde eine vergleichende Evaluierung der Parameter in Be- zug auf die Werte der einzelnen Anlagen, die eine ähnliche Leistung wie die des Projekts haben, durchgeführt. In Tabelle 15 sind die Werte der für die Charakterisierung der „Originalkon- figuration“ der Anlage gewählten Parameter aufgeführt. 4.5 Definition der „optimiertenKonfiguration“ _Die Analyse wurde unter Berücksichtigung eines Kohleverkaufspreises zwi-_ _schen 0 €/t und 500 €/t durchgeführt. Im Folgenden werden die Parameter und_ _die hypothetischen Betriebsmerkmale sowie die Gründe für deren Annahme_ _erläutert._ - „Investitionsjahr“: die Wahl des Jahres, in dem der Eingriff vorgenommen werden soll, wurde unter Berücksichtigung der folgenden beiden Fakto- ren getroffen: - Die meisten in der Region angesiedelten Anlagen wurden zwischen 2013 und 2015 genehmigt (27 von 44aktuell betriebenen Anlagen) und können daher die noch für weitere 13–15 Jahre vorgesehene Förderung in Anspruch nehmen; - vermutlich werden noch einige Jahre Forschung erforderlich sein, um potenzielle Änderungen an den Anlagen zur Verbesserung der Koh- lequalität zu ermitteln und zu entwickeln. - Eine Hypothese sieht vor, die Änderungen an der Anlage im 10. Betriebs- jahr vorzunehmen (in der Annahme, dass man in diesem Jahr bereits den aus der Anlagenoptimierung entstandenen Vorteil genießt); somit wurde ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` ``` angenommen, dass für weitere 11 Jahre eine Rendite aus der Investition für die Optimierung der Anlage erwächst (unter Veranschlagung einer der Förderdauer entsprechenden Nutzungsdauer der Anlage von 20 Jahren). ``` - Es wurde außerdem angenommen, dass ebenso viel elektrische und ther- mische Energie und Kohle erzeugt wird wie in der Anlageder Original- konfiguration. Tabelle15 – Parameter der „Originalkonfiguration“ einer idealen Anlage mit repräsentativen Betriebsparametern _Element Wert Element Wert_ _Bezeichnung der_ _Technologie_ ``` „Theoretische Anlage“ ``` ``` Spezifische Anlagenkosten [€/kW] 6 500 ``` _Anz. der Module_ [^2]: _Personal[€/kWh] 0,03_ _Zeitraum der_ _Inbetriebnahme_ ``` Von 01/2013 bis 12/2013 Versicherung [€/a] 2 500 ``` _Elektrische Leistung des_ _Moduls [kW]_[^45] _GSE-Verfahren [€/Jahr] 1 200_ _Thermische Leistung des_ _Moduls [kW]_[^100] _Wartung [€/kWh] 0,03_ _Betriebsstunden pro Jahr_ _[Stunden] 7 500 Kaufpreis der Biomasse_ _[€/t]_[^94] _Eigenverbrauch elektrischer_ _Energie [%]_[^11] _Verkaufspreis der_ _Wärme [€/MWh]_[^40] _Jährlicher Verbrauch an_ _Biomasse [kg/kWh] 1,1 Kohle-_ _Entsorgungskosten [€/t]_[^155] _Spezifische_ _Kohleerzeugung [kg/kWh] 0,02_ ``` Fürdie Trocknung verwendete Wärmeenergie [%] ``` ``` 50 ``` _Eigenkapital [%]_ [^0]: _Aufgewertete thermische_ _Energie [%]_[^30] _Finanzierungszinsen [%] 3,5 Fördertarif [€/MWh] 251,86_ _Darlehenslaufzeit [Jahre]_ [^10]: _Dauer der_ _Förderung [Jahre]_[^20] Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri - Auf Grundlage desMarktpreises der Kohle in der Agrarbranche wurden vier verschiedene optimierte Anlagenkonfigurationen erstellt, die sich je- weils durch einen Verkaufszielpreis für die Kohle auf dem Markt kenn- zeichnen: - Optimierte Konfiguration 1–Preis für die Kohleaufwertung =0 €/t; - Optimierte Konfiguration 2–Preis für die Kohleaufwertung =100€/t; - Optimierte Konfiguration 3–Preis für die Kohleaufwertung =200€/t; - Optimierte Konfiguration 4–Preis für die Kohleaufwertung =500€/t. - In der optimierten Konfiguration 1 wurde angenommen, dass die Qualität der Kohle nicht ausreicht, um in der Landwirtschaft genutzt werden zu können, aber dass die Kohle von der Anlage kostenfrei entsorgt werden kann (zum Beispiel als in der Baubranche wiederverwendbares Nebenpro- dukt). Hypothese 4 sieht hingegen den besten Fall vor, und zwar dass die Qualität der Kohle es ermöglicht, einen Verkaufspreis von 500 €/t zu erzie- len. Durchgeführt wurde eine Rückwärtsanalyse und daher bei Anwendung des Tools mit der Anlagenoptimierung verbundene Investitionskosten in Höhe von null Euro eingegeben. Der verfügbare Höchstbetrag für die Umsetzung der Änderungen an den Anlagen wurden daher für jede optimierte Konfigu- ration (von 1 bis 4) als Differenz zwischen dem nach 20 Betriebsjahren kumu- lierten Kapital in der optimierten und in der Originalkonfiguration errechnet. 4.6 Ergebnisse der wirtschaftlichen Analyse _In Tabelle 16 und den Abbildungen 4 und 5 sind für jede optimierte Konfigu-_ _ration die Ergebnisse derwirtschaftlichen Simulation in Bezug auf das nach_ _20 Betriebsjahren kumulierte und zur Umsetzung der Anlagenoptimierung_ _(die, wie angenommen, im 10. Betriebsjahr durchgeführt werden soll) zur Ver-_ _fügung stehende Kapital angegeben. Wenn man annimmt, dass die Änderung_ _an der Anlage ab dem zehnten Betriebsjahr vorgenommen wird und in den_ _übrigen elf Betriebsjahren der Anlage eine Rendite erzielt werden kann, vari-_ _iert das für eine eventuelle Optimierung der Anlage maximal verfügbare_ _Budget, wie man sieht, zwischen mindestens 23.000 € und höchstens 97.000 €._ _Zum aktuellen Zeitpunkt kann man, da die durchzuführenden Optimierungs-_ _arbeiten nicht genau definiert werden können, nur schwer abschätzen, ob_ ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` _diese Summen angemessen oder ausreichend sind, um den Verkauf der Kohle_ _zu den angenommenen Preisen zu ermöglichen. Der Wert dieser Beträge kann_ _jedoch einen nützlichen Hinweisauf die wirtschaftlichen Voraussetzungen ei-_ _ner eventuellen für den Markt attraktiven technologischen Lösung liefern, die_ _auch in der Zukunft ermittelt werden kann (von den Forschern oder den Akt-_ _euren der Industrie)._ Tabelle[^16]: – Simulation der Kapitalkumulation nach 20 Jahren, der Unterschiede zwischen kumu- liertem Kapital vor und nach dem Eingriff (Δ vor und nach der Optimierung) sowie des maximal verfügbaren Kapitals für die Anlagenoptimierung für jede optimierte Konfiguration. ``` Konfig. Entsor- gungs- kosten ``` ``` Verkaufs- preis ``` ``` Kumu- liertes Kapital (20 Jahre) ``` ``` Δ nach/vor der Op- tim. ``` ``` Max. verfüg- bares Kapital ``` ``` [€/t] [€/t] [€] [€] [€] ``` ``` Original 155 0 291 929 - 0 Optimierung 1 0 0 314 947 2 093 23 018 Optimierung 2 0 100 329 797 3 443 37 868 Optimierung 3 0 250 352 072 5 468 60 143 Optimierung 4 0 500 389 197 8 843 97 268 ``` Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri Abb. 4– Kumuliertes Kapital nach 20Betriebsjahren in der Originalkonfiguration und in den vier optimierten Konfigurationen Abb. 5– Für den Optimierungseingriff verfügbares Kapital in den vier ermittelten Konfigurationen ``` Kumuliertes Kapital nach 20 Jahren (€) ``` ``` OriginalkonfigurationOptim.Konfig. 1Optim.Konfig. 2Optim.Konfig. 3Optim.Konfig. 4 ``` ``` Für den Optimierungseingriff verfügbares Kapital (€) OriginalkonfigurationOptim.Konfig. 1Optim.Konfig. 2Optim.Konfig. 3Optim.Konfig. 4 ``` ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` _Zum besseren Verständnis der Resultate und in Bezug auf jedeoptimierte_ _Konfiguration sind in Abbildung 6 die jährlichen Einnahmen der Anlagen_ _aufgeführt, die zurückzuführen sind auf:_ - Förderung und Verkauf der erzeugten elektrischen Energie - Verkauf der Wärmeenergie - Einsparung der Entsorgungskosten und/oder Verkauf der Kohle (in der Grafik bezeichnet als „Einnahmenaus der optimierten Konfiguration“). _Es wird deutlich, dass die mit der Anlagenoptimierung und dem Verkauf der_ _qualitativ hochwertigeren Kohle verbundenen höheren Jahreseinnahmen_ _einen relativ geringen Prozentsatz (zwischen 1 % und 5 %) der Gesamteinnah-_ _men ausmachen, während der aus der Förderung der erzeugten elektrischen_ _und thermischen Energie stammende Beitrag weiterhin überwiegt._ _Für Verkaufspreise der Kohle in Höhe von 500 €/t, wiein der optimierten Kon-_ _figuration Nr. 4 angenommen, oder noch höhere Preise, wie sie im Falle einer_ _positiven Entwicklung des Kohlemarkts möglich sind (zum Beispiel wenn der_ _Kohle wichtige Eigenschaften zur Verbesserung der Bodenqualität oder Fä-_ _higkeit zur Speicherung von Kohlenstoff zugesprochen werden können)_ _scheint ein Eingriff zur Optimierung der Anlage jedoch sowohl vom ökologi-_ _schen als auch vom wirtschaftlichen Standpunkt gerechtfertigt. Diese Aussage_ _trifft umso mehr zu, wenn der Eingriff in den ersten Betriebsjahren der Anla-_ _gen vorgenommen wird._ Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri Abb. 6– Prozentualer Anteil der einzelnen Posten an den jährlichen Einnahmen der Anlage in den vier verschiedenen optimierten Konfigurationen ``` Optimierte Konfiguration 1 (Kohleverkaufspreis = 0 €/t) ``` ``` Optimierte Konfiguration 2 (Kohleverkaufspreis = 100 €/t) ``` ``` Optimierte Konfiguration 3 (Kohleverkaufspreis = 250 €/t) ``` ``` Optimierte Konfiguration 4 (Kohleverkaufspreis = 500 €/t) ``` ``` Einnahmen aus elektr. Energie 88% ``` ``` Einnahmen aus Wärmeenergie 11% ``` ``` Einnahmen aus optim. Konfig. 1 1% ``` ``` Einnahmen aus elektr. Energie 87% ``` ``` Einnahmen aus Wärmeenergie 11% ``` ``` Einnahmen aus optim. Konfig. 2 2% ``` ``` Einnahmen aus elektr. Energie 86% ``` ``` Einnahmen aus Wärmeenergie 11% ``` ``` Einnahmen aus optim. Konfig. 3 3% ``` ``` Einnahmen aus elektr. Energie 84% ``` ``` Einnahmen aus Wärmeenergie 11% ``` ``` Einnahmen aus optim. Konfig. 4 5% ``` ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` #### 5. Schlussfolgerungen _Mit den in Südtiroler Vergasungsanlagen gesammelten Informationen über den_ _Fluss zugeführter Biomasse und den Fluss erzeugter Rückstände, der die An-_ _lage verlässt, konnte ein repräsentatives Gesamtbild des Betriebs und der Ver-_ _waltung dieser Anlagen erstellt werden. Aus der Studie geht hervor, dass jähr-_ _lich circa 1.300 Tonnen Kohle erzeugt werden, die derzeit als nicht gefährlicher_ _Sonderabfall entsorgt werden. Die Möglichkeit einer Nutzung der in den Süd-_ _tiroler Vergasungsanlagen gewonnenen Kohle als Bodenverbesserungsmittel_ _(ähnlich wie Biochar) gemäß dem Legislativdekret 75/2010 in aktueller Fassung_ _hängt vor allem vom Gehalt polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe_ _(PAK) ab, sowie vom Vorhandensein bestimmter Schwermetalle, deren Werte_ _die Normgrenzwerte zum Teil erheblich übersteigen. Beim Vergleich der che-_ _misch-physischen Analyse der Kohle mit den wichtigsten europäischen Stan-_ _dards (IBI, EBC und BQM) wird deutlich, dass die Nutzung der Kohle in der_ _Landwirtschaft weiterhin durch das Vorhandensein von PAK beschränkt bleibt._ _Um die aktuellen Vergasungsanlagen in polygenerative Systeme zu verwan-_ _deln, die neben elektrischer und thermischer Energie auch Biochar erzeugen,_ _das als Bodenverbesserungsmittel genutzt werden kann, müssen daher die_ _Hauptprozessparameter (z. B. die Temperaturprofile im Reaktor) verändert_ _oder Systeme zur Nachbehandlung der Kohle eingesetzt werden, um den_ _PAK-Gehalt zu reduzieren. Darüber hinaus können Schwermetalleals weiterer_ _kritischer Faktor in der Kohle vorhanden sein; sie können von mechanischen_ _Teilen stammen, die zur Beförderung fester Materialien in der Anlage verwen-_ _det werden, oder aus Vorbehandlungen der Holzbiomasse wie z. B. das Häck-_ _seln oder Pelletieren._ _Es war nicht möglich, spezifische Lösungen oder Eingriffe zu ermitteln, die an_ _den Anlagen durchgeführt werden können, um qualitativ hochwertige Kohle_ _zu erzeugen, und die Wirksamkeit eventueller empirischer Lösungen ließ sich_ _nicht an den vorhandenen Anlagen erproben; daher konnte kein kompletter_ _Satz technisch-wirtschaftlicher Daten für diein den Simulationen nutzbare, op-_ _timierte Konfiguration definiert werden. Die Untersuchung der Auswirkungen_ _auf die Wirtschaftlichkeit einer Anlage, die optimiert wurde, um eine landwirt-_ Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri _schaftlich nutzbare Kohle zu erhalten, wurde daher unter Forcierung der An-_ _wendung des Simulators anhand einer wirtschaftlichen „Rückwärtsanalyse“_ _durchgeführt. Diese Analyse erfolgteim Hinblick auf eine „ideale Anlage“ mit_ _durchschnittlichen Betriebsparametern, die den im Laufe des Projekts an Anla-_ _gen im Südtirol durchgeführten Untersuchungen entnommen wurden. Auf_ _Grundlage der mit dem Verkauf der Kohle erzeugten Einnahmen und den ab_ _dem Jahr, in dem die Optimierungsarbeiten durchgeführt wurden, bis zum_ _Ende der Nutzdauer der Anlage eingesparten Entsorgungskosten, wurde das_ _Kapital geschätzt, das maximal für die Durchführung dieser Eingriffe zur Ver-_ _fügung stehen könnte. Die wirtschaftliche Analyse hat verdeutlicht, dass für die_ _Investitionen zur Optimierung der Anlage höchstens ein Budget zwischen_ _23.000 und 97.000 Euro zur Verfügung stehen würde, abhängig vom Verkaufs-_ _preis, den die Kohle nach diesen Änderungen auf dem Markt erzielen könnte._ _Trotz der Schwierigkeit, die Angemessenheit der berechneten Summen in Be-_ _zug auf die erforderlichen Investitionen zur Anpassung der Anlage in Hinblick_ _auf die Kohleproduktion (zum veranschlagten Verkaufspreis) zu bestimmen,_ _können diese Beträge dennoch einen ungefähren Richtwert für die Anforderun-_ _gen der Wirtschaftlichkeit darstellen, die eine technologische Lösung zur Opti-_ _mierung der Anlage erfüllen müsste, um auf dem Markt attraktiv zu sein._ Literaturverzeichnis _Benedetti, V., Ail, S. S., Patuzzi, F. & Baratieri, M. (2019). Valorization of Char_ _From Biomass Gasification as Catalyst Support in Dry Reforming of_ _Methane. Frontiers in Chemistry,_ [^7]:_(March), 1–12. https://doi.org/10.3389/_ _fchem.2019.00119_ _Benedetti, V., Ail, S. S., Patuzzi, F., Cristofori, D., Rauch, R. und Baratieri, M._ _(2020). Investigating the feasibility of valorizing residual char from_ _biomass gasification as catalyst support in Fischer-Tropsch_ _synthesis. Renewable Energy,_[^147]:_, 884–894. https://doi.org/10.1016/j.renene._ _2019.09.050_ _Benedetti, V., Cordioli, E., Patuzzi, F. & Baratieri, M. (2019). CO_[^2]:_Adsorption_ _study on pure and chemically activated chars derived from commercial_ ``` Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol ``` _biomass gasifiers.Journal of CO2 Utilization,_ [^33]:_(April), 46–54._ _https://doi.org/10.1016/j.jcou.2019.05.008_ _Benedetti, V., Patuzzi, F. & Baratieri, M. (2018).Characterization of char from_ _biomass gasification and its similarities with activated carbon in_ _adsorption applications.Applied Energy,_ [^227]:_, 92–99. https://doi.org/_ _10.1016/j.apenergy.2017.08.076_ _Cordioli, Patuzzi & Baratieri. (2019). Thermal and Catalytic Cracking of_ _Toluene Using Char from Commercial Gasification Systems.Energies,_ [^12]:_(19), 3764. https://doi.org/10.3390/en12193764_ _European Biochar Foundation (2020, 1. Juni).European Biochar Certificate._ _Galhetas, M., Lopes, H., Freire, M., Abelha, P., Pinto, F. & Gulyurtlu, I. (2012)._ _Characterization, leachability and valorization through combustion of_ _residual chars from gasification of coals with pine.Waste Management,_ [^32]:_(4), 769–779.https://doi.org/10.1016/j.wasman.2011.08.021_ _Hansen, V., Müller-Stöver, D., Ahrenfeldt, J., Holm, J. K., Henriksen, U. B. &_ _Hauggaard-Nielsen, H. (2015).Gasification biochar as a valuable by-_ _product for carbon sequestration and soil amendment. Biomass and_ _Bioenergy,_ [^72]:_(1), 300–308. https://doi.org/10.1016/j.biombioe.2014.10.013_ _Klinghoffer, N. B., Castaldi, M. J. & Nzihou, A. (2012). Catalyst properties and_ _catalytic performance of char from biomass gasification. Industrial and_ _Engineering Chemistry Research,_[^51]:_(40), 13113–13122. https://doi.org/10.1021/_ _ie3014082_ _Marchelli, F., Cordioli, E., Patuzzi, F., Sisani, E., Barelli, L., Baratieri, M., ..._ _Bosio, B. (2019). Experimental study on H_[^2]:_S adsorption on gasification char_ _under different operative conditions. Biomass and Bioenergy,_ [^126]:_(April),_ _106–116. https://doi.org/10.1016/j.biombioe.2019.05.003_ _Patuzzi, F., Prando, D., Vakalis, S., Rizzo, A. M., Chiaramonti, D., Tirler, W., ..._ _Baratieri, M. (2016). Small-scale biomass gasification CHP systems:_ _Comparative performance assessment and monitoring experiences in South_ _Tyrol (Italy).Energy,_ [^112]:_, 285–293. https://doi.org/10.1016/_ _j.energy.2016.06.077_ _Piazzi, S., Zhang, X., Patuzzi, F. & Baratieri, M. (2020). Techno-economic_ _assessment of turning gasification-based waste char into energy: A case_ Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri _study in South-Tyrol. Waste Management,_ [^105]:_, 550–559. https://doi.org/_ _10.1016/j.wasman.2020.02.038_ _Runtti, H., Tuomikoski, S., Kangas, T., Lassi, U., Kuokkanen, T. & Rämö, J._ _(2014).Chemically activated carbon residue from biomass gasification as a_ _sorbent for iron(II), copper(II) and nickel(II) ions.Journal of Water Process_ _Engineering,_[^4]:_(C), 12–24. https://doi.org/10.1016/j.jwpe.2014.08.009_ ## Extraktion aus Holzrückständen für ## Anwendungen in der Lebensmittel- und ## Pharmabranche **Giovanna Ferrentino– Freie Universität Bozen** **Nabil Haman– Freie Universität Bozen** **Ksenia Morozova– Freie Universität Bozen** **Matteo Scampicchio– FreieUniversität Bozen** Abstract _Evaluiert wurde die antimikrobielle Wirkung der durch zwei verschiedene Sohxlet-_ _Extraktionstechnologien und überkritisches Kohlendioxid gewonnenen Extrakte von_ _Picea abies auf das Wachstum vonEnterococcus faecalis undStreptococcus thermophilus._ _Als Technik zur Evaluierung der antimikrobiellen Wirkung wurde die isotherme Kalo-_ _rimetrie genutzt. Die Anpassung der Wärmeflusskurve des mikrobiellen Wachstums_ _erfolgte mit veränderter Gompertz-Gleichung, um die Parameter der Zeitverzögerung_ _und der Geschwindigkeit des mikrobiellen Wachstums zu erhalten. Außerdem wurden_ _die für die antimikrobielle Wirkung verantwortlichen Phenolverbindungen durch_ _Massenspektrometrie ermittelt. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass beide Extrakte, un-_ _abhängig von der verwendeten Technologie, eine ähnliche antimikrobielle Wirkung_ _aufweisen. Von den beiden Stämmen hat jedochS. thermophilus eine höhere Resistenz_ _gegen die antimikrobielle Wirkung des Extrakts alsE. faecalisgezeigt. Die für diese Wir-_ _kung verantwortlichen wichtigsten Phenolverbindungen waren Catechin, Dihydro-_ _quercetin, Astringin und Isorhapontin. Die Ergebnisse haben das Potenzial des Extrakts_ _vonPicea abiesals natürliches Antimikrobikum aus nachhaltigen Quellen und Alterna-_ _tive zu den aktuellen künstlichen Konservierungsmitteln verdeutlicht._ Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio #### 1. Einleitung _Seit der Antike hat Holz immer eine zentrale Rolle im Leben der Menschen_ _gespielt. Trotzdem seine Nutzung zu Zwecken wie z. B. der Wärmeerzeu-_ _gung, dem Waffen- oder Fahrzeugbau im Laufe derJahre immer mehr abge-_ _nommen hat, bleibt Holz auch heute noch in vieler Hinsicht ein Material von_ _grundlegender Bedeutung, sei es beim Bau von Häusern und Möbeln oder der_ _Herstellung von Papier, Werkzeug, Kunstwerken und Musikinstrumenten._ _Während seiner Be- und Verarbeitung fallen jedoch große Mengen an Abfäl-_ _len und Nebenprodukten an. Oft haben diese Holzabfälle jedoch einen sehr_ _begrenzten wirtschaftlichen Wert. Daher besteht ein steigendes Interesse, Al-_ _ternativen für eine Wiederverwendung und Aufwertung von Holzabfällen zu_ _finden, mit denen neue Materialien und Produkte erzeugt werden können._ _Ein interessanter Ansatz für die Aufwertung dieser Nebenprodukte besteht in_ _der Extraktion bestimmter in ihnen enthaltener Verbindungen, die antimikro-_ _bielle und antioxidative Eigenschaften gezeigt haben (Salem et al., 2016;_ _Grassmann et al., 2003). Die Rinde und Äste vieler Baumarten werden seit_ _Jahrhunderten als Quelle für Aromen, Duftstoffe und Farbpigmente verwen-_ _det. Rezente Studien weisen auf ein zunehmendes Interesse der wissenschaft-_ _lichen Gemeinschaft an der Festlegung physisch-chemischer Eigenschaften_ _der Extrakte aus Holzabfällen hin(Bianchi et al., 2014; Kusumoto et al., 2014;_ _Minova et al., 2015; Sahin et al., 2017. Zum Beispiel wurde beobachtet, dass_ _Extrakte aus Kastanien- oder Kirschbaumholz antimikrobielle Eigenschaften_ _besitzen und in der Lage sind, mögliche Kontaminationen im Wein zu kon-_ _trollieren (Alañón et al., 2015). Die Baumextrakte aus demEndopleura uchiwie-_ _sen eine hohe antimikrobielle und zytotoxische Wirkung auf (Politi et al.,_ _2011);desgleichen haben sich Extrakte aus Eukalyptusholz als sehr wirksam_ _bei der Hemmung des Wachstums von Bakterien und Hefe erwiesen (Cruz et_ _al., 2011). Vor Kurzem wurde festgestellt, dass die durch hydrodynamische_ _Kavitationstechnologie gewonnenen Extrakte aus den nadelartigen Blättern_ _desAbies alba eine starke oxidationshemmende Wirkung haben (Becvárová_ _et al., 2018)._ ``` Extraktion aus Holzrückständen ``` _Unter den verschiedenen Baumarten rufen die Holzabfälle der Rottanne (Picea_ _abies) großesInteresse hervor. Es handelt sich um einein Europa weit verbrei-_ _tete Art, die circa 38 % des Baumbestands in den europäischen Wäldern aus-_ _macht (Becvárová et al., 2018). Auf die große Verbreitung dieses Baums ist_ _auch seine starke industrielle Nutzung inverschiedenen Bereichen und somit_ _die erhebliche Menge anfallender Nebenprodukte zurückzuführen. Aufgrund_ _dieser Situation ergibt sich die Notwendigkeit, alternative Ansätze für die_ _Aufwertung und Wiederverwendung zu finden. Vor Kurzem wurde nachge-_ _wiesen,dass die Rinde der Rottanne einen hohen Gehalt an Verbindungen mit_ _oxidationshemmender Wirkung aufweist (Neiva et al., 2018). Einige Studien_ _haben nachgewiesen, dass aufgrund des hohen Hemicellulosegehalts interes-_ _sante Oligomere erzeugt werden können, die als Bestandteile oder Hilfsstoffe_ _in Produkten der nutrazeutischen und pharmazeutischen Industrie nutzbar_ _sind. Eine andere Studie hat nachgewiesen, dass aus der Rottannenrinde ge-_ _wonnenen Extrakte eine starke antimikrobielle Wirkung gegen bestimmte_ _pathogene Mikroorganismen haben wie z. B.Staphylococcus aureus,Klebsiella_ _pneumoniae undPseudomonas aeruginosa(Tanase et al., 2018). Auch wurde eine_ _erhebliche hemmende Wirkung der ausPicea abiesgewonnenen Extrakte ge-_ _gen die Mikrobenspezies desStreptococcus pneumoniae festgestellt (Vainio-_ _Kaila et al., 2015). Obwohl die antimikrobielle und oxidationshemmende Wir-_ _kung der aus Holzabfällen gewonnenen Extrakte durch veröffentlichte Ergeb-_ _nisse zahlreicher Studien bestätigt wird, ist jedoch immer noch nicht ganz_ _klar, welche Wirkung die Extraktionstechnologie und das bei der Extraktion_ _verwendete Lösungsmittel letztendlich auf die physikalischen und chemi-_ _schen Eigenschaften der erzeugten Extrakte haben. Der ausThymus pectinatus_ _gewonnene Extrakt, zumBeispiel, nutzt Methanol als Lösungsmittel und hat_ _keine antimikrobielle Wirkung gezeigt. Eine gewisse antimikrobielle Wirkung_ _zeigte sich jedoch, als das entsprechende ätherische Öl durch Dampfdestilla-_ _tion mit einem Clevenger-Apparat gewonnen wurde (Vardar-Ünlü et al.,_ _2003). Diese Unterschiede könnten mit dem beim Extraktionsprozess verwen-_ _deten Lösungsmittel zusammenhängen. Eine von Salem et al. (2016) durchge-_ _führte Untersuchung wies hingegen eine starke antibakterielle und oxida-_ _tionshemmende Wirkung des Methanolextrakts vonPicae Abiesnach (Salem_ _et al., 2016)._ Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio _Die in diesem Bereich veröffentlichten Studien verdeutlichen außerdem, dass_ _nicht nur das Lösungsmittel, sondern auch die Technologie einen erheblichen_ _Einfluss auf die funktionellen Eigenschaften der Extrakte haben kann. Zum_ _Beispiel wurde berichtet, dass die Extraktion aus Holzabfällen vonPhyllanthus_ _emblicaL. mit Flüssigkeiten unter Druck, unter Nutzung von Methanol als_ _Lösungsmittel, ein Extrakt mit stärkerer oxidationshemmender Wirkung er-_ _zeugt hat als die überkritische Flüssigkeitsextraktion oder die herkömmliche_ _Extraktion mit Lösungsmittel (Liu et al., 2009). Andere Arbeiten berichten hin-_ _gegen, dass die überkritische Flüssigkeitsextraktion dank niedriger Tempera-_ _turen während des Prozesses und Zusatz von Co-Lösungsmitteln wie Ethanol_ _oder Methanol die Erzeugung ätherischer Öle mit starker antimikrobieller_ _Wirkung ermöglicht hat. Extrakte aus Agarholz (Aquilaria crassna) zum Bei-_ _spiel haben das Wachstum vonStaphylococcus aureus undCandida albicansge-_ _hemmt (Wetwitayaklung et al., 2009). Darüber hinaus haben die mit überkri-_ _tischer Flüssigkeitsextraktion gewonnenen Extrakte aus Zedernholz (Eller et_ _al., 2000) und aus den Abfallprodukten vonPinus taeda(Pasquini et al., 2005)_ _und Eukalyptus eine bemerkenswerte oxidationshemmende Wirkung gezeigt_ _(González-Vila et al., 2000)._ _Auf Grundlage dieser in den verschiedenen wissenschaftlichen Arbeiten be-_ _richteten Beobachtungen haben die Autoren ihre Untersuchungen in diesem_ _Kapitelauf die Evaluierung der antimikrobiellen Wirkung von Extrakten aus_ _Abfallprodukten der Verarbeitung vonPicea abies konzentriert. Zur Bewer-_ _tung der Wirkung der Extraktionstechnologie auf die Eigenschaften des er-_ _zeugten Extrakts wurden zwei verschiedene Techniken angewandt: eine_ _Soxhlet-Extraktion mit Ethanol als Lösungsmittel und eine überkritische Flüs-_ _sigkeitsextraktion mit Kohlendioxid als Lösungsmittel. Die Wahl dieser bei-_ _den Arten der Extraktion beruht im Wesentlichen auf der unterschiedlichen_ _Polarität der Lösungsmittel. Eine Soxhlet-Extraktion mit Ethanol erzeugt im_ _Allgemeinen ein Extrakt mit polaren Phenolverbindungen. Mit überkriti-_ _schem Kohlendioxid gewonnene Extrakte hingegen liefern ätherische Öle mit_ _einem höheren Gehalt an unpolaren Verbindungen (Cao et al., 2007; Caredda_ _et al., 2002). Diese beiden Extraktionstechnologien wurden auf Holzabfälle_ _vonPicea abies angewandt und die gewonnenen Extrakte an zwei grampositi-_ ``` Extraktion aus Holzrückständen ``` _ven Mikroorganismen getestet, und zwarEnterococcus faecalis undStreptococ-_ _cus thermophilus. Für das Monitoring der antimikrobiellen Wirkung der Ex-_ _trakte wurde die Technik der isothermen Kalorimetrie gewählt, eine innova-_ _tive Methode, die ein kontinuierliches und zu der von den Mikroorganismen_ _während ihres Stoffwechsels erzeugten Wärmemenge proportionales Signal_ _liefert._ _Außerdem wurden die Extrakte mit chromatographischen Techniken (HPLC-_ _MS) in Anwesenheit und Abwesenheit von Mikroorganismen untersucht, um_ _die für die antimikrobielle Wirkung verantwortlichen Phenolverbindungen_ _zu ermitteln._ #### 2. Materialien und Methoden 2.1 Vorbereitung der Holzabfälle _Die Holzabfälle der Rottanne (Picea abies) wurden in Südtirol (Italien) gesam-_ _melt. Bei ihrer Ankunft im Labor wurden die Stichproben gemahlen, um ein_ _feines Pulver mit einer Körnung von 300-_[^800]:μ_m zu erhalten. Der abschlie-_ _ßende Feuchtigkeitsgehalt des Pulvers betrug 7,8 ± 1,2,während die Wasser-_ _aktivität bei 0,4 ± 0,1 lag._ 2.2 Extraktion mit überkritischem Kohlendioxid _Eine Hochdruck-Pilotanlage (Super fluidi s.r.l., Padova, Italien) wurde zur Ex-_ _traktion mit überkritischem Kohlendioxid aus Holzabfällen vonPicea abies_ _verwendet. Das System besteht aus einem Extraktor und zwei gravimetri-_ _schen Separatoren. Im Extraktor befindet sich ein Edelstahlbehälter (800 ml_ _Volumen), dessen Enden mit porösen Filtern aus Edelstahl verschlossen sind._ _Eine Hochdruck-Membranpumpe (Lewa LDC- M- 9XXV1, Mailand, Italien)_ _wurde verwendet, um das Kohlendioxid in den Extraktor zu pumpen. Für die_ _Durchführung der Experimente wurden der Anlage 80 ± 1 GrammPicea-abies-_ _Pulver zugeführt. Die Extraktionsbedingungen wurden auf Grundlage eines_ _experimentellen Plans bestimmt, in dem Druck (von 10 bis 30 MPa), Tempe-_ _ratur (von 35 bis 50 °C) und Zeit (von 10bis180 Minuten) definiert wurden,_ Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio _um am Ende der Extraktion den maximalen Produktertrag zu erhalten. Als_ _Co-Lösungsmittel wurde ein Anteil von 10 % (p/p) Ethanol hinzugefügt, um_ _die Fähigkeit des Kohlendioxids zur Extraktion polarer Phenolverbindungen_ _zu erhöhen. Kohlendioxid wurde mit einem Durchfluss von 2 l/h Kohlendi-_ _oxid in die Anlage gepumpt, um eine verlängerte Kontaktdauer zwischen_ _Lösungsmittel und Stichprobe zu gewährleisten._ 2.3 Extraktion mit Soxhlet-Apparat _Die Extraktion mit Lösungsmittel wurde mit einem Soxhlet-Apparat unter_ _Anwendung von Ethanol durchgeführt. Zu diesem Zweck ließ man circa 150_ _ml Ethanol durch 10 GrammPicea-abies-Pulver laufen. Die Extraktion dauerte_ _6 Stunden und wurde bei Siedetemperatur des Lösungsmittels durchgeführt._ 2.4 Ermittlung der antimikrobiellen Wirkung der Extrakte 2.4.1 Mikrobenwachstum _Die aus den Holzabfällen vonPicea abies gewonnenen Extrakte wurden an_ _zwei grampositiven Mikroorganismen getestet, und zwarEnterococcus faecalis_ _(ATCC 29212) undStreptococcus thermophilus (ATCC 19258). Die Mikroben-_ _stämme wurden bis zum Zeitpunkt des Experiments bei-80 °C in Kulturbrühe_ _(Tryptone soy broth, TSB) und Glycerol (20:80 p/p)konserviert. Für die Expe-_ _rimente wurden die Mikrobenkulturenbei 4 °C auf einem festen Nährmedium_ _(Tryptone soy agar, TSA) konserviert und monatlich regeneriert._ 2.4.2 Durch isotherme Kalorimetrie ermittelte Hemmung des Mikrobenwachstums _Die antimikrobielle Wirkung der Extrakte ausPicea abies auf das Wachstum_ _vonE. faecalis undS. thermophiluswurde durch isotherme Kalorimetrie (Ther-_ _mal Activity Monitor, Model 421 TAM III, TA Instruments) ermittelt. Zur_ _Durchführung des Experiments wurde eine Kolonie der beiden Mikroben-_ _stämme in 10 ml Kulturbrühe (TSB) gegeben und dann fürE. faecalisbei 37 °C_ _und fürS. thermophilus bei 40 °C ausgebrütet. Die Inkubationszeit wurdeauf_ _18 Stunden festgesetzt, um Zellen in der stationären Phase des Wachstums zu_ _erhalten. Mikrobensuspensionen mit einer Endkonzentration von 10_⁸_KBE/ml_ _(kolonienbildende Einheiten pro ml) wurden in TSB verdünnt, um Lösungen_ ``` Extraktion aus Holzrückständen ``` _mit einer Endkonzentration derMikroben von 10_⁵_KBE/ml zu erhalten. Auch_ _die durch überkritische Flüssigkeitsextraktion mit Soxhlet-Apparat gewonne-_ _nen Extrakte vonPicea abies wurden in steriler Kulturbrühe (TSB) verdünnt._ _Dann wurden sie mit den Mikrobenkulturen vermischt und erreichten End-_ _konzentrationen von 1, 3 und 5 mg/ml. Circa 1 ml der zubereiteten Stichpro-_ _ben wurden danach in zuvor sterilisierte Reagenzbehälter aus Edelstahl gege-_ _ben, um die Analyse mit isothermer Kalorimetrie zu beginnen. Die beim_ _Mikrobenwachstum in Anwesenheit oder Abwesenheit von Extrakten_ _erzeugte Wärme wurde für 24 Stunden bei Mikrobenwachstumstemperaturen_ _überwacht. Alle Experimente wurden als Triplikat durchgeführt._ 2.4.3 Ermittlung der für die antimikrobielle Wirkung der Extrakte verantwortlichen Phenolverbindungen _Die Phenolverbindungen der Extrakte ausPicea abies wurden durch eine Flüs-_ _sigchromatographie-Massenspektrometrie mit hoher Auflösung (HPL-MS)_ _unter Anwendung eines Q-Exactive Orbitrap HRMS (Thermo Scientific,_ _Mailand, Italien) in Kopplung mit einer UHPLC (Ultimate 300) ermittelt. Es_ _wurde eine Accucore RP-MS LC-Säule (100 mm × 2,1 mm ID, 2,6 μm) mit einer_ _Vorsäule (Thermo Scientific, Mailand, Italien) verwendet, um die Phenolver-_ _bindungen zu trennen. Die verschiedenen Massen der Verbindungen wurden_ _im Bereich von 100 bis 1.000 m/z mit einer Auflösung von 70.000 bei einem_ _Wert von 200 m/z, Gewinnkontrolle von 1·10⁶ und maximaler Injektionszeit_ _von 175 ms ausgewählt. Die Phenolverbindungen in den Extrakten wurden_ _auf Grundlage der Retentionszeit und der bei 280 nm gemessenen UV-_ _Absorption ermittelt. Die Retentionszeiten wurden mit den analytischen Stan-_ _dardzeiten verglichen. Der Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der che-_ _mischen Verbindungen und derIntegration der Fläche unter jedem Peak wur-_ _den mit der Software Compound Discoverer 2.1 (Thermo Scientific, Mailand,_ _Italien) hergestellt._ _Zur Ermittlung der für die Hemmung verantwortlichen Phenolverbindungen_ _wurden circa 5 mg Extrakt zu 1 ml Nährbrühe(TSB) in Anwesenheit und Ab-_ _wesenheit des MikrobenstammesE. faecalishinzugefügt, der mit einer Kon-_ _zentration von 10⁶ KBE/ml beimpft wurde. Beide Proben wurden für 24 Stun-_ _den bei 37 °C ausgebrütet. Außerdem wurde eine dritte Probe unter Zusatz_ Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio _von 5 mgExtrakt zu 1 ml Kulturbrühe (TSB) zubereitet. Die drei Proben wur-_ _den mit einer HPLC-MS analysiert. Für die Zubereitung der Proben wurden_ _5 ml einer MeOH-Wasser-Lösung (70:30) zu 500 mg der Probe gegeben. Das_ _Gemisch wurde 5 Minuten mit einem Vortexmischer geschüttelt, 15 Minuten_ _im Ultraschallbad behandelt und bei 10.000 rpm für 15 Minuten zentrifugiert._ _Der Überstand wurde vor der Analyse mit einem 0,2-μm-Spritzenfilter gefil-_ _tert. Für jede Probe wurden drei unabhängige Extraktionen vorgenommen._ _Die Analyse wurde als Triplikat durchgeführt und die Ergebnisse als Mittel-_ _werte und Standardabweichung angegeben._ #### 3. Ergebnisse und Diskussion 3.1 Extraktion mit Soxhlet-Apparat und überkritischem Kohlendioxid _In diesem Abschnitt wird das mit zwei verschiedenen Technologien durchge-_ _führte Verfahren der Extraktion aus Holzabfällen desPicea abieserläutert (Ab-_ _bildung 1). Das Extraktionsverfahren mit überkritischem Kohlendioxid_ _wurde bei 45 °C und 20 MPa Druck über eine Dauer von 120 Minuten durch-_ _geführt. Am Ende des Verfahrens ergab sich ein Ertrag von 3,4 ± 0,5 % (p/p),_ _berechnet als Verhältnis zwischen der Extraktmenge in Gramm und der für_ _die Extraktion verwendeten Holzstichprobe in Gramm._ _Die Extraktion mit einem Soxhlet-Apparat wurde unter Anwendung von_ _Ethanol alsLösungsmittel durchgeführt. Die Temperatur wurde auf 76 °C ein-_ _gestellt; das Verfahren dauerte 5 Stunden. Nach Abschluss der Extraktion_ _wurde das Extrakt durch Verdampfen des Lösungsmittels gewonnen. Der_ _Ertrag belief sich auf 2,6 ± 0,7 % (p/ p)._ ``` Extraktion aus Holzrückständen ``` Abb. 1– Extraktion aus Holzabfällen des _Picea abies_ mit Soxhlet-Apparat und überkritischem Kohlendioxid _Die chemische Charakterisierung beider Extrakte wurde mit einer HPLC-MS_ _durchgeführt und ist in Tabelle 1 angegeben._ _Die größten Mengen sind von folgenden Phenolverbindungen vorhanden:_ _Methylbenzosesäure, Gallussäure, Catechin, Dihydroquercetin, Hydroxy-_ _pinoresinol und Isorhapontin. Diese Verbindungen wurden in beiden Extrak-_ _ten gefunden._ ``` Holzabfall vonPiceaabies Feuchtigkeit =7.8% Wasseraktivität =0.40 ``` ``` Prozessparameter:  Druck= 20-30MPa  Temperatur= 40-50°C  Zeit= 1-2Stunden  Lösungsmittel = Kohlendioxid ``` ``` Prozessparameter:  Temperatur: 70-80°C  Zeit: 5Stunden  Lösungsmittel: Ethanol ``` ``` Soxhlet-Extrakt Überkritisches Kohlendioxidextrakt ``` ``` Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio ``` ``` Tabelle 1–Chemische Charakterisierung der mit Soxhlet-Apparat und überkritischem Kohlendioxid (SFE) gewonnenen Extrakte vonPicea abies. Angepasste Tabelle aus der Arbeit von Haman et al., ``` 2019. _Verbindung Formel [M-H]-_ _theoretisch_ ``` [M-H]- gemessen ``` ``` SFE- Extraktions- bereich 1*10⁶ ``` ``` Soxhlet- Extraktions- bereich 1*10⁶ ``` [^2]:_-Methylbenzoesäure C₈H₈O₂ 135,0452 135,0450 61,8 ± 0,8 50,1 ± 0,5_ _Zimtsäure C₉H₈O₂ 147,0451 147,0452 2,03 ± 0,1 1,5 ± 0,4_ _Protocatechusäure C₇H₆O₄ 153,0193 153,0192 1,5 ± 0,1 1,1 ± 0,2_ _Cumarsäure C₉H₈O₃ 163,0401 163,0401 1,6 ± 0,1 1,3 ± 0,4_ _Gallussäure C₇H₆O₅ 169,0142_ [^1690143]: _4,1 ± 0,3_ [^3]:_,1 ± 0,5_ _Ferulasäure C₁₀H₁₀O₄ 193,0506 193,0507 0,60 ± 0,13 0,55 ± 0,12_ _(+)-Catechin C₁₅H₁₄O₆ 289,0718 289,0720 1,6 ± 0,3 0,84 ± 0,01_ _Dihydroquercetin_ _(Taxifolin)_ _C₁₅H₁₂O₇ 303,0513 303,0513 59 ± 2 42 ± 3_ _(+)-_[^6]:_-_ _Hydroxypinoresinol_ _C₂₀H₂₂O₇ 373,1293 373,1293 312 ± 23 201 ± 12_ _Astringin C₂₀H₂₂O₂ 405,1191 405,1196 16 ± 1 10 ± 2_ _Isorhapontin C₂₁H₂₄O₉ 419,1348 419,1349 432 ± 56 323 ± 15_ ``` 3.2 Mit isothermer Kalorimetrie beschriebenes Mikrobenwachstum Das Mikrobenwachstum in Anwesenheit oder Abwesenheit von Extrakten ausPicea abieswurde durch isotherme Kalorimetrie überwacht. Abbildung 2 (gestrichelte Linie) zeigt das typische kalorimetrische Signal, das man beim Mikrobenwachstum erhält, wenn uneingeschränkt Luft und Nähr- stoffe vorhanden sind. Der Wärmeflussverlauf (dq/dt in Abhängigkeit von der ``` ``` Extraktion aus Holzrückständen ``` _Zeit) weist eine charakteristische Form auf, die qualitativ durch Teilung des_ _Signals in drei unterschiedliche Phasen erklärt werden kann:_ - eine erste Phase, bestehend aus einer anfänglichen Verzögerungszeit, während der die erzeugte Wärmemenge unerheblich ist - eine zweite Phase, in welcher der Wärmefluss in Verbindung mit dem me- tabolischen Zellwachstum exponentiell ansteigt - eine dritte Phase, in der man eine schnelle Wärmeflussverringerung be- obachten kann, sobald der Sauerstoff oder die nötigen Nährstoffe abneh- men und das Wachstum derMikroorganismen dadurch gehemmt wird. Abb. 2 –Während des Mikrobenwachstums von_S. thermophilus_bei Vorhandensein von Sauerstoff mit einer Konzentration von 10⁷ log(KBE/ml) erzeugter Wärmefluss (durchgehende schwarze Linie). Während des Mikrobenwachstums von_S. thermophilus_(durchgehende blaue Linie) erzeugte Wärme, die aus der Integration des von der Wärmeflusskurve abgegrenzten Bereichs resultiert. Rot eingekreist sind die Anfangszeit des exponentiellen Wachstums, der Höchstwert der während des Wachstums erzeugten Wärme und die während des Wachstums entstandene Gesamtwärme. Außerdem sind die drei Phasen des Mikrobenwachstums dargestellt: die Verzögerungsphase, die Phase des exponentiellen Wachstums und die darauffolgende stationäre Phase des Wachstums. 3.2.1 Ermittlung der thermokinetischen Parameter des Mikrobenwachstums _Abbildung 3-A zeigt die mit isothermer Kalorimetrie bei 37 °C erzielten Dia-_ _gramme des Mikrobenwachstums vonS. thermophilus. Die Anfangskonzent-_ _ration der Mikrobenbelastung variiert zwischen 10_[^1] _und 10_[^7]_KBE/ml. Abbil-_ _dung 3-B zeigt hingegen die Werte der während des Mikrobenwachstums ent-_ ``` 0 ``` ``` 0.4 ``` ``` 0.8 ``` ``` 1.2 ``` ``` 1.6 ``` ``` 2 ``` ``` 0 ``` ``` 50 ``` ``` 100 ``` ``` 150 ``` ``` 200 ``` ``` 250 ``` ``` 0 2 4 6 ``` ``` Wärme (J) Wärmefluss (μW) ``` ``` Zeit / h ``` ``` exponentielle Phase stationäre Phase Verzögeru ngsphase ``` Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio _standenen Gesamtwärme, die aus der Integration des durch die Wärmefluss-_ _kurve für die verschiedenen Anfangskonzentrationen der Mikrobenbelastung_ _begrenzten Bereichs resultiert._ _Die in Abhängigkeit von der Zeit verlaufenden Wärmekurven können durch_ _die folgende veränderte Gompertz-Funktion beschrieben werden:_ 𝑞𝑞(𝑡𝑡) = 𝑄𝑄𝑡𝑡𝑡𝑡𝑡𝑡 ∙ 𝑒𝑒𝑒𝑒𝑒𝑒[−𝑒𝑒𝑒𝑒𝑒𝑒(𝜇𝜇𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚 ·𝑒𝑒) ·(𝜆𝜆 − 𝑡𝑡)+[^1]:] _woQtot der während des gesamten Wachstumsprozesses erzeugten Wärme_ _entspricht, die als Bereich unter der Wärmeflusskurve berechnet wird;_λ _der_ _Verzögerungszeit entspricht, die als Anfangsperiode definiert wird, während_ _welcher die durch das Mikrobenwachstum erzeugte Wärme unerheblich ist;_ _μmaxder Höchstgeschwindigkeit des Wachstums entspricht, die als größte ent-_ _lang der Wärmeflusskurve gemessene Steigung berechnet wird._ Abb. 3– (A) Während des Wachstums von_S. thermophilus_ bei Vorhandensein von Sauerstoff mit verschiedenen Konzentrationen von 10⁷ (a) bis 10[^1] log(KBE/ml) erzeugter Wärmefluss (g). (B) Während des aus der Integration der von den Wärmeflusskurven begrenzten Flächen resultierenden Mikrobenwachstums entstandene Wärme. _Außerdem konnten anhandder Wärmeflusskurven in Abhängigkeit von der_ _Zeit der Höchstwert des Wärmeflusses (_Φ_max) und die Zeit, zu der dieser Wert_ _auftritt (tp), gemessen werden. Alle für beide Mikroorganismen angegebenen_ _Werte sind in der folgenden Tabelle angegeben (Tab. 2)._ ``` 0 ``` ``` 50 ``` ``` 100 ``` ``` 150 ``` ``` 200 ``` ``` 250 ``` ``` 0 5 10 15 ``` ``` Wärmefluss / μW ``` ``` Zeit / h ``` ``` a d b c e f g ``` ``` 0 ``` ``` 0.4 ``` ``` 0.8 ``` ``` 1.2 ``` ``` 1.6 ``` ``` 2 ``` ``` 0 5 10 15 ``` ``` Wärme / J ``` ``` Zeit / h ``` ``` a ``` ``` A B ``` ``` Extraktion aus Holzrückständen ``` ``` Tabelle 2–Thermokinetische Parameter aus den kalorimetrischen Kurven des Mikrobenwachstums vonS. thermophilusundE. faecalis. ``` _Mikro-_ _organismus_ ``` Mikrobielle Anfangs- konzentra- tion ``` ``` 100*μmax h ̄¹ ``` ``` λ h ``` ``` Qtot J ``` ``` tp h ``` ``` Φmax μW ``` _S. thermophilus_ [^10]:[^7] _6,7 ± 0,1ab 2,3 ± 0,2g 1,68 ± 0,31b 4,0 ± 0,4e 254 ± 12ab_ ``` 106 6,3 ± 0,1ab 3,5 ± 0,3f 1,69 ± 0,24b 4,7 ± 0,3de 249 ± 19ab 105 6,5 ± 0,1ab 4,8 ± 0,3e 1,61 ± 0,43c 5,8 ± 0,3d 259 ± 11a 10⁴ 6,3 ± 0,1ab 6,5 ± 0,4d 1,60 ± 0,54c 7,3 ± 0,3c 268 ± 15ab 10³ 6,1 ± 0,1ab 7,4 ± 0,3c 1,62 ± 0,61b 8,5 ± 0,4c 263 ± 25ab 10² 6,1 ± 0,1ab 8,7 ± 0,4b 1,61 ± 0,91a 10,5 ± 0,4b 239 ± 23ab 10¹ 5,5 ± 0,1c 10,9 ± 0,6a 1,63 ± 0,72b 12,3 ± 0,6a 232 ± 28b ``` _E. faecalis 10⁷ 6,1 ± 0,1a 3,1 ± 0,2f 2,38 ± 0,31ab 5,1± 0,2f 239 ± 10a_ ``` 10⁶ 6,3 ± 0,1a 3,4 ± 0,2f 2,38 ± 0,33ab 5,3± 0,4f 242 ± 12a 10⁵ 5,7 ± 0,2a 4,5 ± 0,3e 2,44 ± 0,22ab 6,5 ± 0,3e 245 ± 19a 10⁴ 5,5 ± 0,1b 6,4 ± 0,3d 2,76 ± 0,41b 8,2 ± 0,2d 229 ± 11a 10³ 5,1 ± 0,1b 7,7 ± 0,4c 2,29 ± 0,54ab 9,7 ± 0,3c 220 ± 15a 10² 5,2 ± 0,1b 10,7 ± 0,4b 2,94 ± 0,62a 11,5 ± 0,4b 215 ± 25a 10¹ 5,4 ± 0,1b 12,5 ± 0,4a 2,95 ± 0,89a 13,2 ± 0,4a 207 ± 23a ``` ``` 3.2.2 Zusammenhang zwischen den thermokinetischen Parametern des Mikrobenwachstums Tabelle 3 zeigt diePearson-Korrelationskoeffizienten zwischen der anfängli- chen Mikrobenkonzentration und den aus den kaloriemetrischen Kurven ge- wonnenen und in Tabelle 2 aufgeführten Parametern. Die stärkste Korrelation ``` Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio _wurde zwischen dem Logarithmus der Mikrobenkonzentration und der Ver-_ _zögerungszeit (_λ_) oder der Zeitbeobachtet, zu welcher der höchste Wärme-_ _fluss gemessen wurde (tp), mit Pearson- Koeffizienten von_ -0.995 bzw.-0,990 (n = 7, p = 0,01). Tabelle 3 – Pearson-Korrelationsindex zwischen der mikrobiellenAnfangskonzentration und den thermokinetischen Parametern aus den Thermogrammen des Mikrobenwachstums. **Signifikante Korrelation auf Level 0,01. ``` Mikrobielle Anfangs- konzentration (KBE/ml) ``` ``` μmax (h-[^1]) ``` ``` λ (h) ``` ``` Qtot (J) ``` ``` tp (h) ``` ``` μmax (h-[^1]) 0,632 - ``` ``` λ (h) ``` -0,995** -0,625 - ``` Qtot (J) ``` -0,439 -0,358 0,402 - ``` tp (h) ``` -0,990** -0,600 0,993** 0,497 - ``` Φmax (μW) 0,488 0,237 -0,505 -0,740 -0,580 ``` _Die Ergebnisse haben zudem gezeigt, dass die Verzögerungszeit des Mikro-_ _benwachstums im Intervall der in dieser Studie verwendeten Mikrobenkon-_ _zentrationen zwischen 10_[^1] _und 10_[^7]_KBE/ml von 2,3 ± 0,2 auf 10,9 ± 0,6 Stunden_ _signifikant gestiegen ist (p < 0,01). Die Daten zeigen eine lineare Korrelation_ _zwischen dem Logarithmus der mikrobiellen Anfangskonzentration und der_ _Verzögerungszeit des Wachstums (R_[^2]_= 0,99) mit einer Gleichung von_λ _=-1,39_ _*C + 11,11 (C steht für log(KBE/ml)) fürS. thermophilus. Ähnliche Ergebnisse_ _wurden auch für das Mikrobenwachstum vonE. faecalis erzielt. Auch in die-_ _sem Fall wurde ein linearer Zusammenhang (R_[^2] _= 0,99) beobachtet, mit einer_ ``` Extraktion aus Holzrückständen ``` _Gleichung von_ λ _=-1,59 *C + 19,57. Die anderen Variablen, wie die Gesamt-_ _wärme (Qtot), die Höchstgeschwindigkeit des Wachstums (μmax) und der ma-_ _ximale Wärmefluss (_Φ_max) wiesen keine Korrelation mit der anfänglichen Kon-_ _zentration der Mikrobenbelastung auf. Daher wurde die Verzögerungszeit_ _des Wachstums (_λ_) als Mikrobenwachstumsindex verwendet, um die nachfol-_ _genden Ergebnisse zu erklären, bei denen die Extrakte vonPicea abies zu den_ _Mikrobenkulturen hinzugefügt wurden._ 3.3 Antimikrobielle Wirkung der Extrakte von_Picea abies_ _Im Folgenden sind die Ergebnisse der antimikrobiellen Wirkung von Extrak-_ _ten ausPicea abies auf Mikrobenstämme vonStreptococcus thermophilus und_ _Enterococcus faecalis aufgeführt. Es wurden zwölf Experimente im Duplikat_ _durchgeführt, um die antimikrobielle Wirkung der mit Soxhlet-Apparat und_ _überkritischem Kohlendioxid gewonnenen Extrakte (n=12) zu testen. Für jede_ _Extraktionstechnologie wurde die Verzögerungszeit des Wachstums der bei-_ _den Mikrobenstämme unter Anwendung von drei den Mikrobenkulturen zu-_ _gesetzten Extraktkonzentrationen ermittelt._ _Abbildung 4-A zeigt die fürS. thermophilus erzielten Ergebnisse des Wärme-_ _flusses in Anwesenheit und Abwesenheit wachsender Konzentrationen des_ _durch dasVerfahren mit überkritischem Kohlendioxid gewonnenen Extrakts_ _vonPicea abies. Gleichermaßen zeigt Abbildung 4-B die Ergebnisse des Wär-_ _meflusses für den gleichen Mikroorganismus nach Zusatz wachsender Kon-_ _zentrationen des mit Soxhlet-Apparat unter Anwendung vonEthanol als Lö-_ _sungsmittel gewonnenen Extrakts. In beiden Fällen verlangsamte sich das_ _Mikrobenwachstum in Anwesenheit des Extrakts, wie die Werte der Verzöge-_ _rungszeiten (_λ_) zeigen, die bei Zusatz zunehmender Konzentrationen des Ex-_ _trakts steigen._ Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio Abb. 4 – Thermogramme des Mikrobenwachstums von_S. thermophilus_ in Abwesenheit (a) und Anwesenheit zunehmender Konzentrationen des Extrakts aus_Picea abies_ ((b) 1 mg/ml (c) 3 mg/ml (d) 5 mg/ml)).Mit überkritischem Kohlendioxid (A) und Soxhlet-Extraktion (B) gewonnene Extrakte_._ _Außerdem kennzeichneten sich die in Anwesenheit des Extrakts gewonnenen_ _kalorimetrischen Kurven des Mikrobenwachstums durch einen niedrigeren_ _Wert der beim Wachstum entstandenen Wärme (Qtot) und folglich auch durch_ _einen niedrigeren Wert des maximalen Wärmeflusses (_Φ_max). Die Ergebnisse_ _deuteten auch auf eine geringere Geschwindigkeit des Mikrobenwachstums_ _bei einem Anstieg der Konzentration des Extrakts hin,dass der Mikrobenkul-_ _tur zugesetzt wird (μmax)._ _In den folgenden Tabellen sind die thermokinetischen Parameter aus den ka-_ _lometrischen Kurven für die beiden Mikroorganismen angegeben, denen die_ _mit überkritischem Kohlendioxid und Soxhlet-Apparat gewonnenen Extrakte_ _hinzugefügt wurden (Tab. 4 und 5)._ ``` Extraktion aus Holzrückständen ``` Tabelle 4–Thermokinetische Parameter aus den kalorimetrischen Kurven des Mikrobenwachstums von_S. thermophilus_ in Anwesenheit des mit überkritischem Kohlendioxid und Soxhlet-Apparat gewonnenen Extrakts. _Extraktions-_ _technologie_ ``` Konzentration Extrakt mg/mL ``` ``` 100*μmax (h ̄¹) ``` ``` λ (h) ``` ``` Qtot (J) ``` ``` tp (h) ``` ``` Φmax (μW) ``` - 6,7 ± 0,1 4,8 ± 0,3 2,2 ± 0,4 6 ± 0,3 259 ± 11 _Überkritisches_ _Kohlendioxid_ ``` 1 5,3 ± 0,1 7,9 ± 0,7 2,5 ± 0,2 10 ± 4 144 ± 2 3 4,3 ± 0,2 8,9 ± 0,2 1,4 ± 0,4 15 ± 2 94 ± 8 5 0,8 ± 0,2 12,4 ± 0,6 1,1 ± 0,3 35 ± 2 30 ± 16 ``` _Soxhlet_ ``` 1 5,1 ± 0,01 7,7 ± 2,0 2,1 ± 0,1 8 ± 1 189 ± 17 3 3,6 ± 0,01 8,6 ±0,5 1,8 ± 0,1 12 ± 3 105 ± 22 5 2,8 ± 0,01 10,5 ± 0,8 1,7 ± 0,1 27 ± 1 24 ± 6 ``` Tabelle 5–Thermokinetische Parameter aus den kalorimetrischen Kurven des Mikrobenwachstums von _E. faecalis_ in Anwesenheit des mit überkritischem Kohlendioxid und Soxhlet-Apparat gewonnenen Extrakts. _Extraktions-_ _technologie_ ``` Konzentration Extrakt (mg/mL) ``` ``` 100*μmax (h ̄¹) ``` ``` λ (h) ``` ``` Qtot (J) ``` ``` tp (h) ``` ``` Φmax (μW) ``` - 6,0 ± 0,1 6,4 ± 0,3 2,8 ± 0,5 8 ± 1 229 ± 11 _Überkritisches_ _Kohlendioxid_ ``` 1 4,1 ± 0,1 11,2 ± 1,3 2,3 ± 0,3 12 ± 1 153 ± 14 3 3,6 ± 0,1 18,2 ± 0,4 2,0 ± 0,1 24 ± 2 49 ± 1 5 0,9 ± 0,4 27,7 ± 1,1 1,7 ± 0,5 37 ± 1 40 ± 13 ``` _Soxhlet_ ``` 1 4,0 ± 0,1 8,5 ± 0,1 2,4 ± 0,2 10 ± 1 149 ± 2 3 1,5 ± 0,2 12,0 ±0,9 2,1± 0,2 15 ± 2 42 ± 2 5 0,5 ± 0,2 24,0 ± 0,9 1,6 ± 0,1 32 ± 2 32 ± 10 ``` Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio 3.3.1 Wirkung der Art und Menge des Extrakts auf das Mikrobenwachstum _Die Ergebnisse aus den Thermogrammen in Tabelle 4 und 5 wurden statistisch_ _analysiert, um die Wirkung (1) der Extraktkonzentration (1, 3 und 5 mg/ml),_ _(2) der Art des mit den beiden Extraktionstechnologien gewonnenen Extrakts_ _(überkritisches Kohlendioxidvs.Sohxlet) und (3) der Art des Mikroorganis-_ _mus (E. faecalis vs.S. thermophilus) zu bestimmen. Für die statistische Analyse_ _wurde die Verzögerungszeit des Mikrobenwachstums als abhängige Variable_ _gewählt. Wie zuvor gezeigt, wies diese Variable eine lineare Korrelation mit_ _dem Logarithmus der anfänglichen Mikrobenkonzentration auf. Die Ergeb-_ _nisse der statistischen Analyse sind in Tabelle 6 aufgeführt. Die wichtigste_ _Wirkung auf die Verzögerungszeit des Mikrobenwachstums wurde von der_ _Extraktkonzentrationausgeübt, die über 40 % der Gesamtvarianz ausmachte_ _(_η[^2]_). Weitere 16 % der Varianz wurden der Interaktion zwischen der Extrakt-_ _konzentration und dem Mikrobenstamm zugeordnet. Das Vorhandensein die-_ _ser Interaktion zeigt, dass der Mikrobenstamm vonE. faecalis empfindlicher_ _als der StammE. faecalis gegenüber dem Zusatz des Extrakts vonPicea abies_ _reagiert. Für jede den beiden Mikrobenkulturen zugesetzte Extraktkonzentra-_ _tion resultierten die für den StammE. faecalis(M=16,9, SD=7,4) beobachteten_ _Verzögerungszeiten deutlich höher als die des StammesS. thermophilus_ _(M=9.4, SD=1.9). Diese stärkere Wirkung wird noch offensichtlicher, wenn bei-_ _den Mikrobenkulturen höhere Extraktkonzentrationen hinzugefügt wurden._ _Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass der MikrobenstammS. thermophilus_ _eine höhere Resistenz gegen die antimikrobielle Wirkung des Extrakts aus_ _Picea abies aufweist als der StammE. faecalis. Diese höhere Resistenz könnte_ _auf die Fähigkeit des StammesS. thermophilus zurückzuführen sein, während_ _des Wachstums kleine Flocken zu bilden, die gegenüber der Wirkung des An-_ _timikrobikums weniger exponiert sind (Hardie et al., 2003). Der StammE._ _faecalis bildet während des Wachstums hingegen kleine Fäden, die der Wir-_ _kung des Extrakts ausPicea abies direkt ausgesetzt sind (Tenover 2006; Davies_ _et al., 2010)._ ``` Extraktion aus Holzrückständen ``` Tabelle 6– Ergebnisse der statistischen Analyse der Verzögerungszeiten des Mikrobenwachstums (λ) in Anwesenheit unterschiedlicher Konzentrationen des mit den beiden Extraktionstechnologien gewonnenen Extrakts. _Abbildung 5-A zeigt die Wirkung der Konzentration des auf beide Mikroben-_ _stämme angewandten Extrakts. Diese signifikante Interaktion zwischen der_ _Art des Mikroorganismus und der Extraktkonzentration wird auch durch die_ _Ergebnisse der in Tabelle 5 aufgeführten statistischen Analyse bestätigt, bei_ _denen F(2,12) = 89,8 (p< 0,001) entspricht._ _Die Analyse zeigt, dass die Extraktionstechnologie ebenfalls eine wichtige_ _Rolle (F(1,12) = 43, p< 0,001) für das Mikrobenwachstum spielt, auch wenn die_ _Wirkung geringer ist (_η[^2] _= 4 %). Diese Wirkung ist in Abbildung 5-B darge-_ _stellt, wo die mit überkritischem Kohlendioxid gewonnenen Extrakte nur_ _dann eine höhere Wirkung haben, wenn sie auf den MikrobenstammE. faecalis_ _angewandt werden. Die Ergebnisse scheinen darauf hinzuweisen, dass der_ _mit überkritischem Kohlendioxid gewonnene Extrakt eine Zusammensetzung_ ``` Source SS df MS F p η[^2] ``` ``` A:S.thermophilus vs. E. faecalis 344,78 1 344,78 394,9 <0,001 35 % B: Überkritisches Kohlendioxid vs. Soxhlet ``` ``` 37,53 1 37,53 43,0 <0,001 4 % ``` ``` C: Extrakt- Konzentration 403,16 2 201,58 230,9 <0,001 41 % AB: 17,00 1 17,00 19,5 <0,001 2 % AC: 156,75 2 78,37 89,8 <0,001 16 % BC: 3,64 2 1,82 2,1 <0,167 0,4 % ABC: 4,57 2 2,28 2,6 <0,114 0,5 % Fehler 10,48 12 0,87 1 % ``` ``` Gesamt 977,90 23 ``` Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio _aufweist, die ihn wirksamer gegenüberE. faecalis als gegenüber dem Mikro-_ _benstammS. thermophilus macht. Diese Annahme wird durch die signifikante_ _Interaktion zwischen den Mikrobenstämmen und der Extraktionstechnologie_ _bestätigt (F(1,12)=19.5, p< 0,001,_η[^2]_= 2 %)._ _Abbildung 5-C verdeutlicht für beide Extraktionstechnologien, dass die Ver-_ _zögerungszeit mit zunehmender Konzentration des der Mikrobenkultur zu-_ _gesetzten Extrakts ansteigt. Außerdem fällt die Verzögerungszeit des Mikro-_ _benwachstums bei den beiden höchsten Konzentrationen für die SFE-Techno-_ _logie deutlich höher aus als für die Soxhlet-Technologie (SOX)._ Abb. 5– Wirkung von Extraktkonzentration, Art des Mikroorganismus und Extraktionstechnologie auf die Verzögerungszeit des Mikrobenwachstums (λ). _3.4_ Ermittlung der für die antimikrobielle Wirkung der Extrakte aus_Picea abies_ verantwortlichen Phenolverbindungen _Dieser Abschnitt erläutert die Ergebnisse, die mit dem Ziel gewonnen wur-_ _den, die für die antimikrobielle Wirkung verantwortlichen Phenolverbindun-_ _gen im Extrakt vonPicea abies zu ermitteln. Zu diesem Zweck wurden zwei_ _Proben einer Mikrobenkultur ausE. faecalis (10_[^6]_KBE/ml) zubereitet, die man_ _für 24 Stunden bei 37 °C unter aeroben Bedingungen mitZusatz dermit den_ _beiden verschiedenen Technologien gewonnenen Extrakte (5 mg/ml) wachsen_ _ließ. Dieser Mikroorganismus wurde ausgewählt, weil er in den vorherigen_ _Ergebnissen eine größere Empfindlichkeit gegenüberder antimikrobiellen_ ``` 7 ``` ``` 12 ``` ``` 17 ``` ``` 22 ``` ``` 27 ``` ``` 1 3 5 ``` ``` Verzögerungszeit / h ``` ``` Extrakt /mg/mL ``` ``` 1 3 5 Extrakt /mg/mL ``` ``` S. thermophilus E. faecalis Mikroorganismus ``` ``` A B C ``` ``` Extraktion aus Holzrückständen ``` _Wirkung des Extrakts ausPicea abiesgezeigt hat. Vor und nach den 24 Stunden_ _der Inkubation wurde die Mikrobenkultur mit einer HPLC-MS untersucht,_ _um die wichtigsten Phenolverbindungen in den Extrakten zu ermitteln. Die_ _entsprechenden Ergebnisse sind in Tabelle 7 aufgeführt._ Tabelle 7 – Phenolverbindungen in einer Probe einer Mikrobenkultur von_E. faecalis_ mit einer Konzentration von 10[^6]KBE/ml, zu der 5 mg/ml Extrakt aus_Picea abies_ hinzugefügt wurden. Die Analyse wurde nach 24 Stunden in Abwesenheit und Anwesenheit von Mikroorganismen unter aeroben Wachstumsbedingungen bei 37 °C mit einer HPLC-MS durchgeführt. ``` Verbindung Hemmung des Extrakts SFE (%) ``` ``` Hemmung des Extrakts Soxhlet (%) ``` ``` 2-Methylbenzoesäure 11 ± 1,3 3,6 ± 0,5 Zimtsäure 66,5 ± 3,4 26,7 ± 3,2 Protocatechusäure 66,6 ± 3,1 27,3 ± 2,2 Cumarsäure 6,3 ± 0,5 7,7 ± 1,1 Gallussäure 53,7 ± 3,2 19,4 ± 1,2 Ferulasäure 15 ± 2,3 7,3 ± 0,8 (+)-Catechin 94,4 ± 8,3 58,8 ± 4,1 Dihydroquercetin (Taxifolin) 67,8 ± 3,5 16,7 ± 1,4 (+)-6-Hydroxypinoresinol 15,1 ± 1,8 11,4 ± 1,1 Astringin 92,2 ± 5,4 73,1 ± 1,5 Isorhapontin 27,8 ± 3,2 19,8 ± 2,1 ``` _Nach 24 Stunden Kontakt zwischen dem Mikrobenstamm und dem Extrakt_ _wurden signifikante Verringerungen (p < 0,05) bestimmter Phenolverbindun-_ _gen wie Catechin, Dihydroquercetin, Astringin und Isorhapontin beobachtet._ _Der Verbrauch dieser Verbindungen ist wahrscheinlich auf ihre antimikrobi-_ _elle Wirkung zurückzuführen. Die in Tabelle 6 aufgeführten Inhibitionswerte_ Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio _weisen darauf hin, dass beide Extrakte eine antimikrobielle Wirkung haben._ _Für einige Phenolverbindungen (wie zum Beispiel Zimtsäure, Protocatechu-_ _säure und Gallussäure) war die Inhibition bei denmit überkritischem Kohlen-_ _dioxid gewonnenen Extrakten höher._ _Einige Studien haben die antimikrobielle Wirkung der Extrakte ausPicea abies_ _gegen grampositive und gramnegative Pilze und Bakterien nachgewiesen_ _(Radulescu et al., 2011; Puupponen-Pimiä et al., 2001; Rauha et al., 2000). Die_ _Extrakte wurden durch Dampfdestillation und Extraktion mit Lösungsmittel_ _gewonnen. In den Extrakten vorhandene Phenolverbindungen sind Querce-_ _tin, Kaempferol und Myricetin, die alle als hauptverantwortlich für die anti-_ _mikrobielle Wirkung ermittelt wurden (Plumed-Ferrer et al., 2013). Außerdem_ _haben verschiedene Studien bewiesen, dass die im Extrakt ausPicea abiesvor-_ _handenen Phenolverbindungen, wie zum Beispiel Pinosylvin, Astringin,_ _Piceatannol, Isorhapontin und Isorhapontigenin, eine antimikrobielle Wir-_ _kung gegen gramnegative Mikroorganismen wie Salmonella und gramposi-_ _tive Bakterien wieListeria monocytogenes, Staphylococcus epidermidis und_ _Staphylococcus aureus sowie gegen Hefepilze wieCandida tropicalis undSac-_ _charomyces cerevisaegezeigt haben. Außerdem wurden in einer rezenten Studie_ _ausPinus sylvestrisund der RottannePicea abiesgewonnene Phenolverbindun-_ _gen getestet, um ihre antibakterielle Wirkung zu verdeutlichen (Metsämuuro-_ _nen et al., 2019). Es wurde nachgewiesen, dass die wichtigsten im Extrakt aus_ _Picea abiesvorhandenen Phenolverbindungen wie z. B. Quercetin, Dihydro-_ _quercetin und Myricetin wiederum eine starke antimikrobielle Wirkung ge-_ _gen verschiedene Bakterien aufwiesen._ #### 4. Schlussfolgerungen _In diesem Kapitel wurde die antimikrobielle Wirkung der aus Holzabfällen_ _vonPicea abies gewonnenen Extrakte untersucht. Es wurden zwei verschie-_ _dene Extraktionstechnologien getestet: die Extraktion mit überkritischem_ _Kohlendioxid und die Extraktion mit Soxhlet-Technologie. Beide Extrakte lös-_ _ten eine höhere antimikrobielle Wirkung auf das Wachstum vonE. faecalis als_ _auf das vonS. thermophilus aus. Bei beiden Mikrobenstämmen kennzeichnete_ ``` Extraktion aus Holzrückständen ``` _sich das Wachstum in Anwesenheit des Extrakts durch eine längere Verzöge-_ _rungszeit (_λ_), eine geringere Wärmeentwicklung (Qtot) während des Wachs-_ _tums und folglich durch niedrigere Werte des maximalen Wärmeflusses_ _(_Φ_max). Auch die Wachstumsgeschwindigkeit (μmax) sinkt mit Erhöhung des_ _der Mikrobenkulturzugesetzten Extrakts. Diese Inhibition wurde auf be-_ _stimmte Phenolverbindungen wie Catechin, Dihydroquercetin, Astringin und_ _Isorhapontin zurückgeführt, von denen nach 24-stündigem Kontakt zwischen_ _der Mikrobenkultur und dem Extrakt geringere Konzentrationen gemessen_ _wurden._ _Letztendlich liefern die in diesem Kapitel dargelegten Ergebnisse interessante_ _Perspektiven in Bezug auf die Nutzung natürlicher Extrakte aus nachhaltigen_ _Quellen als Alternative zu den synthetischen Verbindungen, die bis heute in_ _Lebensmittel-, Kosmetik- und Pharmaprodukten genutzt werden._ Literaturverzeichnis _Salem MZM, Elansary HO, Elkelish AA, Zeidler A, Ali HM, Yessoufou K_ _(2016):In vitro bioactivity and antimicrobial activity of Picea abies and Larix_ _decidua wood and bark extracts.BioResources 11, 9421-9437._ _Grassmann J, Hippeli S, Vollmann R, Elstner EF (2003):Antioxidative properties_ _of the essential oil from Pinus mugo. J. Agric. 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Landwirtschaft, Energie und Umwelt) zu erzielen._ _Die jüngsten, im Rahmen dieser Forschungsarbeiterzielten Ergebnisse weisen darauf_ _hin, dass Kohle, ein aus Holzbiomasse gewonnenes Nebenprodukt aus dem Verga-_ _sungsprozess, eine wertvolle Ressource darstellen könnte, wenn sie in der Landwirt-_ _schaft als Bodenverbesserungsmittel eingesetzt wird.Derzeit sind die Eigenschaften_ _der in Südtirol erzeugten Kohle jedoch nur zu einem kleinen Teil bekannt und ihre Fä-_ _higkeit zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit bisher praktisch noch unerforscht._ _In diesem Zusammenhang wurde das Ziel dieser Studie im Wesentlichen darauf aus-_ _gerichtet, die potenzielle Phytotoxizität der in Südtirol erzeugten Kohle zu evaluieren._ _Zu diesem Zweck wurde die Kohle zunächst in chemischer Hinsicht charakterisiert. Im_ _Folgenden wurde die Wirkung der Anwendung von Kohle auf den Boden durch Nut-_ _zung pflanzlicher Spezies als Bioindikatoren in Phytotoxizitäts- und Keimtests unter-_ _sucht._ Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri,Cesco,Mimmo #### 1. Einleitung _Südtirol hat sich unter den verschiedenen Regionen des italienischen Staats-_ _gebiets durch den Bau zahlreicher Anlagen hervorgetan, die lokal verfügbare_ _erneuerbare Energiequellen wie Sonne, Wasser, Wind und Biomasse nutzen._ _Unter den verschiedenen Arten von Biomasse ist Holz nach Wasserkraft die_ _zweitwichtigste Energiequelle Südtirols(Fuchs & Rienzner, 2015). Zudem be-_ _stehen 44 % des Südtiroler Gebiets aus Wäldern; die Nutzung von Holz kann_ _daher als intelligente Lösung betrachtet werden, die auch mit positiven Wir-_ _kungen auf die Forstwirtschaft einhergeht._ _Die Kategorie erneuerbarer Energien hat in den letzten Jahren besondere Auf-_ _merksamkeit erregt und ihre Aufwertung ist auf die Verbreitung von Fern-_ _heizwerken zurückzuführen, die Holzbiomasse für die Erzeugung von_ _elektrischer und Wärmeenergie verwenden. Südtirol ist heute die Region mit_ _der größten Dichte an Fernheizwerken in Europa(Fuchs & Rienzner, 2015)._ _Außerdem erhält die Energieerzeugung aus Biomasse in Südtirol auch wegen_ _der schnellen Entwicklung kleiner Biomassevergasungsanlagen große Auf-_ _merksamkeit. Zum Teil handelt es sich dabei um eine Folge der Tariferhöhung_ _für Erzeuger erneuerbarer Energien, aber auch umeine Folge der Optimie-_ _rung der Vergaser, die auf Hochleistungsniveau undzueiner höheren Be-_ _triebsstabilität gebracht wurden, was diese Investition attraktiv gemacht hat_ _(Vakalis & Baratieri, 2015)._ _Die Vergasung ist ein der Pyrolyse ähnlicher Prozess; bei beiden handelt es sich_ _um thermochemische Abbauprozesse eines flüssigen oder festen Materials or-_ _ganischen Ursprungs. Im Unterschied zur Pyrolyse jedoch, die ganz ohne Sau-_ _erstoff erfolgt, findet die Vergasung unter Sauerstoffmangel bei Temperaturen_ _zwischen 750–1200 °C (Yasin et al., 2019) statt, also bei höheren Temperaturen_ _alsdie Pyrolyse (280–850 °C)(Gopal, Sivaram, & Barik, 2018). Aus dem Verga-_ _sungsprozess erhält man drei verschiedene Nebenprodukte: (i) ein brennbares_ _Gas, sogenanntes „Synthesegas“, dessen Zusammensetzung sehr heterogen ist_ _(man kann Kohlendioxid, Wasserdampf, verschiedene Kohlenwasserstoffe, Me-_ _than und andere Gase finden); (ii) einen Teer, bestehend aus einer Fraktion_ _schwerer Kohlenwasserstoffe, die bei Umgebungstemperatur kondensiert wer-_ _den können, und (iii) einen festen Rückstand, der als Kohle („char“) bezeichnet_ ``` Nutzung der Kohle als Bodenverbesserungsmittel: ``` _wird und die inerte Fraktion des verarbeiteten Materials darstellt (Pecchi &_ _Baratieri, 2019)._ _In den letzten Jahren wurden im Südtirol über 40 kleine Vergasungsanlagen_ _installiert, in denen 13 verschiedene Vergasungstechnologien Anwendung_ _finden. Diese Anlagen produzieren jedes Jahr enorme Mengen Kohle. Diese_ _aus Vergasung gewonnene Kohle wird derzeit als Abfall behandelt, was mit_ _erheblichen wirtschaftlichen und ökologischen Kosten verbunden ist. Dieses_ _Material besitzt jedoch potenziell ähnliche chemische und physikalische Ei-_ _genschaften wie Biochar, der feste, kohlenstoffhaltige Rückstand aus der Py-_ _rolyse von Biomasse._ _Im August 2015, nach Verabschiedung des Ministerialdekrets vom 22. Juni_ _2015, veröffentlicht am 12. August desselben Jahres im Amtsblatt Nr. 186,_ _wurde Biochar offiziell als landwirtschaftlich nutzbares Bodenverbesserungs-_ _mittel zugelassen (Decreto legislativo, 29 aprile 2010, n. 75). Die Landwirte_ _können Biochar demzufolge als Bodenverbesserungsmittel einsetzen, wenn_ _sie eine Reihe physikalischer und chemischer Parameter beachten._ _Biocharfindet in vielen verschiedenen Bereichen Anwendung, unter anderem_ _im energetischen, ökologischen und landwirtschaftlichen. In der Landwirt-_ _schaft insbesondere konnte Biocharseine positive Wirkung als Bodenverbes-_ _serungsmittel unter Beweis stellen. Esverbessert die Fruchtbarkeit und er-_ _leichtert die Speicherung von Kohlenstoff im Boden und erhöht auf diese_ _Weise den Ertrag der angebauten Spezies (Hansen et al., 2015, 2017). Außer-_ _dem wird Biochar aufgrund seiner absorbierenden Eigenschaften als vielver-_ _sprechende Methode betrachtet, mit der kontaminierende Stoffe im Boden im-_ _mobilisiert undderen Bioverfügbarkeit wirksam reduziert werden kann; zu_ _solchen Stoffen gehören polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe_ _(PAK)(Waqas, Khan, Qing, Reid, & Chao, 2014) und andere potenziell toxi-_ _sche Verbindungen wie z. B. Schwermetalle (Kadmium, Blei, Kupfer und Ni-_ _ckel) (Li et al., 2016). Diese Eigenschaften haben Biochar zu einem weltweit_ _bekannten und angewandten Material gemacht, das zur Kohlenstoffbindung_ _in den Ökosystemen der Erde und Verbesserung der Klimabedingungen bei-_ _trägt (Panwar, Pawar, & Salvi, 2019). Es sollte jedoch beachtet werden, dass_ _die Anwendung von Biochar auf dem Boden, ohne vorherige angemessene_ _Analyseseiner Charakterisierung, mit beträchtlichen Risiken einer Umwelt-_ _verschmutzung einhergehen kann; denn während der Pyrolyse der Biomasse_ Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri,Cesco,Mimmo _können sich potenziell toxische Stoffe bilden, die dann für die im Boden le-_ _benden Organismen bioverfügbar wären. Zu diesen gefährlichen Verbindun-_ _gen gehören PAK, die beiden Familien der Dioxine (DX) (d. h. polychlorierte_ _Dibenzofurane [PCDF] und, polychlorierte Dibenzo-p-dioxine [PCDD]) sowie_ _Polychlorbiphenyl (PCB) (Garcia-Perez & Metcalf, 2008)._ _Diese Studie verfolgt hauptsächlich das Ziel, die Eigenschaften der durch Ver-_ _gasung gewonnenen Kohle und ihre Wirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit_ _zu untersuchen. Im Mittelpunkt stand die Evaluierung der chemischen Eigen-_ _schaften und die Nachhaltigkeit der Südtiroler Kohle, die als Bodenverbesse-_ _rungsmittel zur Erhöhung der Fruchtbarkeit eingesetzt werden soll. Diesbe-_ _züglich hat der Blick auf die aktuelle Karte, die den Stand der Vergasungs-_ _technik in Südtirol zeigt, ermöglicht,die für die Erzeugung einer als Boden-_ _verbesserungsmittel nutzbaren Kohle vielversprechendsten Technologien_ _auszuwählen. Zudem wurde Kohle aus acht technologisch unterschiedlichen_ _Anlagen entnommen und chemisch charakterisiert. Insbesondere wurde eine_ _Elementaranlayse durchgeführt und der Aschegehalt der Kohle bestimmt. Ge-_ _messen wurden auch der Schwermetallgehalt und der Gehalt an PAK, PCB_ _und Dioxinen, um das phytotoxische Potenzial der Kohle zu evaluieren._ _Schließlich wurden Keim- und Wachstumstests zur Einschätzung der tatsäch-_ _lichen Phytotoxizität der Kohle an zwei Pflanzenarten durchgeführt, und_ _zwar Mais und Kresse, da diese eine unterschiedliche Empfindlichkeit gegen-_ _über den ermittelten toxischen Stoffen aufweisen._ #### 2. Materialien und Methoden 2.1 Ursprung und Eigenschaften der in Keim- und Phytotoxizitätstest verwendeten Kohle _Die Kohle entstammt Südtiroler Vergasungsanlagen, die repräsentativ für die_ _Monitoring-Kampagne ausgewählt wurden; aus Gründen der Vertraulichkeit_ _wurden die Technologien mit Großbuchstaben benannt, also von Technologie_ _A bis Technologie H. Die Kohle wurdein den Labors für Biobrennstoffe und_ _Bioenergie der Freien Universität Bozen chemisch charakterisiert._ ``` Nutzung der Kohle als Bodenverbesserungsmittel: ``` _Der Aschegehalt wurde nach UNI EN ISO 18122:2016 bestimmt. Die Ele-_ _mentaranalyse wurde nach UNI EN ISO 16948:2015 durchgeführt. Außerdem_ _wurde der Gehalt verschiedener toxischer Stoffe untersucht, darunter PAK_ _(Methode: MI-03 Rev. 13 2016), PCB und Dioxine (Methode: EPA 1668C 2010)_ _sowie Schwermetalle (UNI EN 16174:2012 und UNI EN ISO 17294-2:2016), die_ _in der Kohle enthalten sind._ 2.2 Wachstum von Maispflanzen _Auf einem mit 0,5 mM CaSO_[^4]: _befeuchteten Filterpapier ließ man Samen der_ _Maispflanze (Zea mays L.) im Dunkeln keimen. Nach vier Tagen wurden mög-_ _lichst homogene Sämlinge in Gefäße mit 10 cm Durchmesser gesetzt; dann ließ_ _man sie fünf Wochen in einer Klimakammer unter kontrollierten Bedingun-_ _gen wachsen (14/10 Stunden Licht/Dunkelheit, 24/19 °C, 70 % relative Feuch-_ _tigkeit und 250 mmol m-_[^2] _s-_[^1] _Lichtintensität). Die Gefäße wurden mit lehmig-_ _sandigem Agrarboden gefüllt, der einem experimentellen Weinberg in der_ _Nähe von Meran (BZ), im Norden der Provinz Bozen, entnommen und dann_ _getrocknet und durch ein 4-mm-Sieb passiert wurde. Im Zeitraum des Expe-_ _riments wurde die Bodenfeuchtigkeit bei 60 % der Wasserretentionskapazität_ _gehalten; zu diesem Zweck wurden die Gefäße alle zwei Tage gewogen und_ _bei Bedarf mit Leitungswasser gegossen._ 2.3 Wachstumstest _Für die Phytotoxizitätstests mit Maispflanzen wurden drei verschiedene Ar-_ _ten von Kohle (aus denTechnologien B, F und H) aufgrund ihrer chemischen_ _Eigenschaften ausgewählt. Vor der Saat wurde der Boden mit den drei ver-_ _schiedenen Arten von Kohle in jeweils zwei verschiedenen Konzentrationen_ _vermischt: 8,5 e 17 gchar kgBoden-_[^1]_. DieseKonzentrationen wurden ausgewählt,_ _weil sie den auf dem experimentellen Feld verwendeten Konzentrationen ent-_ _sprachen. Für jede Behandlung wurden fünf biologische Replikate vorberei-_ _tet. Außerdem wurden fünf Gefäße ohne Zusatz von Kohle als Kontrollgefäße_ _vorbereitet. Insgesamt wurden also 35 Gefäße befüllt._ _Am Ende des Experiments nahm man Proben der Blätter, die dazu von den_ _Wurzeln getrennt wurden, und Proben des rhizosphärischen Bodens. Der ge-_ _samte Boden in den Gefäßen wurde als rhizosphärisch betrachtet, da diese_ Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri,Cesco,Mimmo _komplett durchwurzelt waren. Der rhizosphärische Boden und die Blattge-_ _webe wurden dann bei 65 °C im Ofen getrocknet, bis sie ein konstantes Ge-_ _wicht erreichten, und danach für die späteren Untersuchungen aufbewahrt._ 2.4 Ermittlung des Chlorophyllgehalts _Während des Wachstums der Maispflanzen wurde jede Woche mit einem_ _tragbaren, nicht-destruktiven Gerät, einem sogenannten SPAD (Akronym für_ _„Soil Plant Analytical Development“) (SPAD-502 Plus, Minolta, Osaka, Japan)_ _der Chlorophyllgehalt bestimmt. Für jede Behandlung wurden fünf Messungen,_ _eine für jede Pflanze, am jüngsten, vollständig expandierten Blatt durchgeführt,_ _dann der Mittelwert genommen und als SPAD-Index angegeben._ 2.5 Analyse der Konzentrationen von Makro- und Mikronährstoffen in den Blättern _Die getrockneten Blätter der Maispflanzen wurden fein gemahlen und mit einer_ _Kugelmühle (Mixer Mill, MM400, RETSCH, Italien) homogenisiert. Ungefähr_ _0,3 g jeder Probe wurden unter Anwendung eines Mikrowellenaufschlussys-_ _tems mit einer Reaktionskammer mit konzentrierter ultrapurer Salpetersäure_ _(650 ml L-_[^1]_; Carlo Erba, Mailand, Italien) mineralisiert (UltraWAVE, Milestone,_ _Shelton, CT, USA). Die Konzentrationen der Makro-und Mikronährstoffe wur-_ _den dann durch ICP-OES-Analyse bestimmt (Arcos Ametek, Spectro, Deutsch-_ _land); dabei wurden Tomatenblätter (SRM 1573a) und Spinatblätter (SRM 1547)_ _als zertifiziertes externes Bezugsmaterial verwendet._ 2.6 Analyse des pH-Werts des rhizosphärischen Bodens _Eine Bodendispersion in destilliertem Wasser, zubereitet im Verhältnis Bo-_ _den/Wasser von 1:2,5 Gewicht/Volumen, wurde zuerst geschüttelt und dann_ _für 30 Minuten ruhen gelassen. Der pH-Wert des Bodens der Rhizosphäre_ _wurde potentiometrisch mit einem pH-Meter gemessen, indem die Elektro-_ _den in dieklare Lösung eingetaucht wurden._ ``` Nutzung der Kohle als Bodenverbesserungsmittel: ``` 2.7 Keimtest mit Kresse _Für die Keimtests wurden gewöhnliche Kressesamen (Lepidium sativumL.), eine_ _gegenüber Phytotoxinen sehr empfindliche Pflanzenart, verwendet. Die Samen_ _wurden für circa eine Stunde in ein Bad mit destilliertem Wasser gelegt; der_ _gesamte Test wurde in Konformität mit der Norm UNI 10780:1998 durchge-_ _führt. Kurz gesagt, zehn Samen wurden in Petrischalen zu 100 mm auf eine_ _Schicht aus Filterpapier (90 mm, Whatman 41, aschefrei) gelegt. Dann wurden_ _1,2mLKohleextrakte in Wasser hinzugefügt und gleichzeitig einige Kontroll-_ _proben zubereitet, bei denen das Extrakt durch destilliertes Wasser ersetzt_ _wurde. Die Kohle wurde dabei mit destilliertem Wasser behandelt (Extraktions-_ _verhältnis 1:20 Gewicht/Volumen), zwei Stunden geschüttelt, bei 5.000 g zentri-_ _fugiert und durch Spritzenfilter mit 0,45-μm-Poren gefiltert. Die Petri-Schalen_ _wurden mit Parafilm versiegelt, mit Aluminiumfolieabgedeckt und für 24 Stun-_ _den bei 25 °Cinkubiert. Nach der Inkubationszeit wurde die Anzahl der ge-_ _keimten Samen und deren Wurzellänge bestimmt, sowohl für die Petrischalen_ _mit den wässrigen Kohleextrakten als auch für die Kontrollen. Jede Behandlung_ _wurde zehnmal repliziert. Zur Berechnung des Keimindex (GI) wurde der Quo-_ _tient zwischen dem Mittelwert der Anzahl gekeimter Samen einer Behandlung_ _und dem Quotienten der Kontrollgruppe mit dem Mittelwert der Wurzellänge_ _der gekeimten Samen einer Behandlung und dem der Kontrollgruppe multipli-_ _ziert; daraus ergibt sich folgende Formel:_ ``` 𝐺𝐺𝐺𝐺 = 𝐴𝐴𝐺𝐺𝐴𝐴𝑏𝑏𝑏𝑏ℎ𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑏𝑏𝑎𝑎𝑎𝑎 𝑥𝑥 𝐿𝐿𝐴𝐴𝐿𝐿𝑏𝑏𝑏𝑏ℎ𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑏𝑏𝑎𝑎𝑎𝑎 𝐴𝐴𝐺𝐺𝐴𝐴𝐾𝐾𝐾𝐾𝑎𝑎𝑎𝑎𝐾𝐾𝐾𝐾𝑎𝑎𝑎𝑎𝑏𝑏 𝑥𝑥 𝐿𝐿𝐴𝐴𝐿𝐿𝐾𝐾𝐾𝐾𝑎𝑎𝑎𝑎𝐾𝐾𝐾𝐾𝑎𝑎𝑎𝑎𝑏𝑏 ``` _wobei_ _AGS = Anzahl gekeimter Samen;_ _LSW = Mittlere Wurzellänge der gekeimten Samen (mm)._ 2.8 Statistische Analyse _Die Ergebnisse werden als Mittelwert von mindestens fünf biologischen Rep-_ _likaten ± Standardfehler (SF) dargestellt. Es wurde eine einfaktorielle Va-_ _rianzanalyse (One way ANOVA) mit der Version SigmaPlot 12.0 (Systat Soft-_ _ware, Inc., San Jose, CA, USA) durchgeführt; die Mittelwerte wurden auf_ Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri,Cesco,Mimmo _Grundlage des Turkey-Tests verglichen. Verschiedene Buchstaben stehen für_ _statistisch unterschiedliche Werte (P < 0,05)._ #### 3. Ergebnisse und Diskussion 3.1 Chemische Charakterisierung der Kohle _Die Kohleproben wurden acht in Südtirol installierten repräsentativen Tech-_ _nologien entnommen (mit den Großbuchstaben A–H bezeichnet) und dann in_ _chemischer Hinsicht charakterisiert. Tabelle 1 und 2 enthalten die Ergebnisse_ _der an der Kohle durchgeführten Untersuchungen._ Tabelle 1 – Analyse des Aschegehalts und Elementaranalyse der mit unterschiedlichen Technologien gewonnenen Kohle C = Kohlenstoff; H = Wasserstoff; N = Stickstoff; O = Sauerstoff; PCI = Unterer Heizwert. Tabelle 2 – Gehalt anPAK, PCB, Dioxinen (DX) und Schwermetallen* der Kohle Cd = Kadmium; Cr = Chrom; Zn = Zink; TEQ = Toxizitätsäquivalent (steht für die Gesamtkon- zentration einer Verbindungsfamilie); *überschreitet die Grenzwerte (D. lgs., 29 aprile 2010, n. 75). ``` Nutzung der Kohle als Bodenverbesserungsmittel: ``` _Hinsichtlich derDateninTabelle 1, setzt die italienische Gesetzgebung (D._ _lgs.,_ [^29]: _aprile 2010, n. 75) einen Grenzwert für den Molquotienten von Was-_ _serstoff (H) und Kohlenstoff (C) fest. Dieser Wert darf maximal 0,7 betragen._ _In Anbetracht der in dieser Tabelle aufgeführten Werte hielten alle Kohlepro-_ _ben diesen Grenzwert ein, da ihre Molquotienten für H/C im Intervall zwi-_ _schen 0,02 und 0,22 lagen._ _In Tabelle 2 sind nur die Schwermetalle (Cd, Cr und Zn) angegeben, die in_ _den untersuchten Kohleproben die Grenzwerte der italienischen Gesetz-_ _gebung überschritten(D. lgs., 29 aprile 2010, n. 75). Insbesondere für Verbin-_ _dungen wie PAK, PCB, Dioxine und Schwermetalle sind vom Gesetz folgende_ _Grenzwerte vorgegeben,(D. lgs., 29 aprile 2010, n. 75;D. lgs., 3 aprile 2006, n._ _152),wobei TS für Trockensubstanz steht:_ - PAK (Σ16 Moleküle) < 6 mg kg TS-[^1]; - PCB < 0,06 mg kg TS-[^1]; - Dioxine < 10 ng I-TEQ kg TS-[^1] - Cd < 1,5 mg kg TS-[^1]; - Cr < 0,5 mg kg TS-[^1]; - Zn < 500 mg kg TS-[^1] _Aus denWerten in Tabelle 2 ist klar ersichtlich, dass nur der PAK-Gehalt der_ _Kohle derTechnologie C unter dem Grenzwert lag (D. lgs., 3 aprile 2006, n._ _152), während alleanderen Kohleproben die Grenzwerte überschritten, teils_ _bis zu einem Dreifachen. Im Gegensatz dazu hielten alle untersuchten_ _Kohleproben die Grenzwerte der italienischen Gesetzgebung(D. lgs., 3 aprile_ _2006, n. 152) für die PCB- und Dioxinkonzentrationen ein._ _Wenn man die Schwermetalle betrachtet (nicht aufgeführte Daten), wiesen_ _sieben Kohleproben Cd-Konzentrationen zwischen 1,8 und 13,4 mg kgTS-_[^1]_auf._ _Nur vier Technologien (C, F, G und H) entsprachen den gesetzlichen Grenz-_ _werten(D. lgs., 29 aprile 2010, n. 75) für Cd. Der Gehalt an Cr in den Kohle-_ _proben lag, mit Ausnahme der mit der Technologie G gewonnenen Kohle,_ _zwischen 0,7 und 15,5 mg kg TS-_[^1] _und somit nicht unter dem gesetzlichen_ _Grenzwert(D. lgs., 29 aprile 2010, n. 75). Die Kohleproben der Technologien A,_ _B, C und H überstiegen außerdem die gesetzlichen Grenzwerte (D. lgs.,29 aprile_ _2010, n. 75)für Zn, wobei die Werte zwischen 511,1 und 1317,0mgkgTS-_[^1]_lagen._ Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri,Cesco,Mimmo _Zusammenfassend kann man also sagen, dass keine Kohleprobe vollständig_ _den Grenzwerten der italienischen Gesetzgebung entspricht(D. lgs., 29 aprile_ _2010, n. 75; D. lgs., 3 aprile 2006, n. 152), auch wenn die Werte der mit den_ _Technologien C und G gewonnenen Kohle diesen Grenzwerten am nächsten_ _kommen. Diese Ergebnisse zeigen also, dass die durch Vergasung gewonnene_ _Kohle nicht direkt auf den Boden angewendet werden kann; es ist daher eine_ _Nachbehandlung der Kohle erforderlich, damit dieses Nebenprodukt in der_ _Landwirtschaft genutzt werden kann._ 3.2 Wirkung der Kohle auf das Wachstum der Maispflanzen: Gehalt an Chlorophyll und an Makro- und Mikronährstoffen in den Blättern _Der Phytotoxizitätstest wurde mit Maispflanzen durchgeführt; die zuverläs-_ _siggemessene physiologische Variable ist die Änderung des Chlorophyllge-_ _halts, die mit einem SPAD-Gerät gemessen wurde. Dieses biologische Experi-_ _ment half zu überprüfen, ob die drei verschiedenen ausgewählten Kohlepro-_ _ben (B, F und H) relevante negative Wirkungen auf die Maispflanzen haben._ _Abbildung 1 zeigt die während des Phytotoxizitätsexperiments gemachten_ _Fotos der Maispflanzen._ _Tabelle 3 enthält die Mittelwerte des in vier verschiedenen aufeinanderfolgen-_ _den Wochen gemessenen Chlorophyllgehalts in den Blättern der Maispflan-_ _zen. Abbildung 2 zeigt die am Ende desTopfexperimentsregistrierten SPAD-_ _Werte (nach fünf Wochen des Wachstums). Die Behandlungen wurden mit_ _dem Begriff„Char“ etikettiert, gefolgt von einem Kleinbuchstaben, der die im_ _Test verwendete Kohleprobe angibt (F. B und H), und von einer Zahl (2,5_ _und 5), die sich auf die Dosis der mit dem Boden vermischten Kohle bezieht_ _(8,5 bzw. 17 gchar kgBoden-_[^1]_)._ _Während des Wachstums zeigten die Maispflanzen keine sichtbaren Toxizi-_ _tätssymptome. Der als SPAD-Index gemessene Chlorophyllgehalt in den Blät-_ _ternkennzeichnete sichjedochdurcheinige Unterschiede. Die Pflanzen der_ _Kontrollgruppe wiesen am 09.05.18 die höchsten SPAD-Werte und am_ _26.04.18 die niedrigsten auf, während am 18.04.18 und 30.04.18 bei keiner der_ _Pflanzen der verschiedenen Behandlungen eine signifikante Änderung des_ _Chlorophyllgehalts zu bemerken war. Die auf dem mit den Kohleproben H_ ``` Nutzung der Kohle als Bodenverbesserungsmittel: ``` _und F vermischten Boden gewachsenen Pflanzen wiesen nur am 09.05.18_ _Werteauf, die zwischen denen der Kontrollpflanzen und denen der auf Boden_ _mit Zusatz der Kohle B gewachsenen Pflanzen lagen, unabhängig von der an-_ _gewandten Kohledosis._ Abb. 1– Phytotoxizitätstest mit Maispflanzen. Im Laufe der Wachstumsphase wurden einige Pflanzen unterschiedlichen Konzentrationen vondrei verschiedenen, mit den Technologien F, B und H gewonnenen Kohleproben ausgesetzt, die mit dem Boden vermischt wurden, während andere als Kontrolle dienten. _Am 26.04.18 wiesen die Pflanzen der Kohle F 5 unter allen den höchsten_ _SPAD-Wert auf (Tab. 3)._ _Am Ende des Experiments waren die SPAD-Werte des Chlorophyllgehalts in_ _den Blättern der Pflanzen nachderBehandlung mit der Kohle aus den drei_ _Proben deutlich niedriger (um circa 40 %) als die des Chlorophyllgehalts in_ _den Blättern der Kontrollpflanzen, ohne jedoch erhebliche Differenzen zwi-_ _schen den Behandlungen und den Dosierungen aufzuweisen (Abb. 2)._ _Diese Ergebnisse stimmen jenen von Liu et al., 2016, überein (Liu A, Tian D,_ _Xiang Y, 2016). Diese Autorenwiesen eine offensichtlich fördernde Wirkung_ Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri,Cesco,Mimmo _des Zusatzes von Kohle zum Boden auf das Chlorophyll einer Heilpflanze_ _(Salvia miltihorriza Bunge) während der mittelfristigen Wachstumsphase und_ _eine recht große Verringerung in der darauffolgenden Phase nach._ Tabelle 3– SPAD-Messungen während des Phytotoxizitätsexperiments mit Mais als pflanzlicher Bioindikator. Die Daten stellen die Mittelwerte ± SF (Standardfehler) von fünf unabhängigen Pflanzen für jede Behandlung dar. Unterschiedliche Buchstaben stehen für statistisch unterschiedliche Werte (P < 0,05) in jeder Kolonie. Abb. 2 – SPAD-Messungen am Ende des Phytotoxizitätsexperiments mit Mais als pflanzlicher Bioindikator. Die Daten stellen die Mittelwerte ± SF (Standardfehler) von fünf unabhängigen Pflanzen für jede Behandlung dar.Verschiedene Buchstaben stehen für statistisch unterschiedliche Werte (P < 0,05) _Untersucht wurde auch der Makro- undMikronährstoffgehalt (Abb. 3 und 4)_ _der Maisblätter, um zu evaluieren, ob der Kohlezusatz die Versorgung der_ _Pflanzen mit Mineralstoffen beeinflussen kann._ ``` Nutzung der Kohle als Bodenverbesserungsmittel: ``` Abb. 3–Konzentrationen von Makronährstoffen (mg g-[^1]) in den Blättern der Maispflanzen am Ende der experimentellen Periode des Phytotoxizitätstests, der insgesamt fünf Wochen ab dem Zeitpunkt der Umpflanzung der Sämlinge in die Gefäße dauerte; diese Gefäße enthielten den mit zwei verschiedenen Konzentrationen (2,5 = 8,5 gcharkgBoden -1; 5 = 17 gcharkgBoden -1) der drei verschiedenen Kohlenproben (F, B und H) versetzten Boden. Die Daten stellen die Mittelwerte ± SF (Standardfehler) von fünf unabhängigen Pflanzen für jede Behandlung dar. Verschiedene Buchstaben stehen für statistisch unterschiedliche Werte (P < 0,05) Abb. 4 – Konzentrationen von Mikronährstoffen (mg g-[^1]) in den Blättern der Maispflanzen am Ende der experimentellen Periode des Phytotoxizitätstests, der insgesamt fünf Wochen ab dem Zeitpunkt der Umpflanzung der Sämlinge in dieGefäße dauerte; diese Gefäße enthielten den mit zwei verschiedenen Konzentrationen (2,5 = 8,5 gcharkgBoden -1; 5 = 17 gcharkgBoden -1) der drei verschiedenen Kohlenproben (F, B und H) versetzten Boden. Die Daten stellen die Mittelwerte ± SF (Standardfehler) von fünf unabhängigen Pflanzen für jede Behandlung dar. Verschiedene Buchstaben stehen für statistisch unterschiedliche Werte (P < 0,05) Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri,Cesco,Mimmo _Jede für dieses Experiment verwendete Kohleprobe verursachte im Vergleich_ _zur Kontrollgruppe eine signifikante Verringerung der Konzentration des_ _Makronährstoffs Magnesium (Mg) in den Maisblättern, unabhängig von der_ _mit dem Boden vermischten Kohledosis. Der gleiche Verlauf wurde auch für_ _Kalzium (Ca) beobachtet, jedoch in signifikantem Maße nur für die Kohlen B_ _und H in Dosis 5. Für Schwefel (S) wurden hingegen keine statistisch signifi-_ _kanten Differenzen zwischen der Kontrollgruppe und anderen Kohleproben_ _festgestellt. Die Konzentration von Phosphor (P) in den Blättern sank nur_ _dann erheblich, wenn dem Boden im Vergleich zur Kontrollgruppe die Kohle_ _F 5 zugesetzt wurde (Abb. 3)._ _Das Vorhandensein der dem Boden beigemischten Kohle beeinflusste auch_ _die Konzentration der Mikronährstoffe der Maisblätter (Abb. 4). Die Konzent-_ _ration von Kupfer (Cu), zum Beispiel, sank im Vergleich zur Kontrollgruppe_ _deutlich bei Behandlung des Bodens mit allen Kohletypen außer H 2,5, unab-_ _hängig von der Dosis. Das gleiche geschah mit Eisen (Fe); in diesem Fall war_ _die Wirkung der Dosis jedoch signifikant. Die Kontrollpflanzen und diePflan-_ _zender Kohle H 2,5 wiesen die höchsten Eisenkonzentrationen auf, während_ _alle anderen Pflanzen, die auf einem mit anderen Kohleproben versetzten Bö-_ _den gewachsen waren, durch eine deutlich niedrigere Eisenkonzentration ge-_ _kennzeichnet waren. Für Mangan (Mn) wurde eine deutliche Verringerung_ _bei der Kohle F 2,5 im Vergleich zur Kohle H 2,5, und für Zink (Zn) eine deut-_ _liche Verringerung bei der Kohle F 5 im Vergleich zur Kontrollgruppe beo-_ _bachtet._ _Zusammengefasst weisen die Ergebnisse vor allem eine Verringerung des Ge-_ _halts an Mg, Cu und Fe infolge des Zusatzes der Kohle zum Boden nach. Es_ _wurden jedoch kein sichtbarer Mangel dieser oder anderer Nährstoffe auf_ _Ebene der Blätter festgestellt und die Biomasse wurde nicht sichtbar reduziert._ _Es scheint daher, dass die vorliegenden Evidenzen einige Studien, die eine_ _positive Wirkung der Anwendung von Kohle in Hinblick auf eine bessere_ _Aufnahme und Nutzungseffizienz von Nährstoffen durch die Pflanze aufzei-_ _gen, nicht eindeutig bestätigen können (Abebe, Endalkachew, Mastawesha, &_ _Gebermedihin, 2012; Prapagdee & Tawinteung, 2017)._ ``` Nutzung der Kohle als Bodenverbesserungsmittel: ``` 3.3 Wirkung der Kohle auf den pH-Wert des Bodens _Abbildung5 zeigt den pH-Wert, der im Boden der Kontrollgruppe und in den_ _verschiedenen Wachstumssubstraten festgestellt wurde, auf denen die Mais-_ _pflanzen für fünf Wochen angebaut wurden; diese Substrate wurden durch_ _Mischung des Bodens mit den verschiedenen Konzentrationen der Kohle F, B_ _und H erzielt._ _In der Literatur ist bekannt, dass die beim Vergasungsprozess erreichten ho-_ _hen Temperaturen die physikalischen und chemischen Eigenschaften der er-_ _zeugten Kohle stark beeinflussen (Al-Wabel, Al-Omran, El-Naggar, Nadeem,_ _& Usman, 2013; Zhao, Cao, Mašek, & Zimmerman, 2013).Der pH-Wert ist_ _zum Beispiel generell alkalisch (Lehmann, 2007). Aufgrund dieser Tatsache_ _hat der Zusatz unterschiedlicher Kohleproben zum Boden auch in dieser Stu-_ _die den pH-Wert des Bodens um bis zu zwei Einheiten erhöht (Abb. 5). Die_ _im Boden erreichten Werte sind jedoch noch akzeptabel und riskieren nicht,_ _das optimale Wachstum der Maispflanzen zu beeinträchtigen._ Abb. 5– pH-Wert des Mittels, das für fünf Wochen als Grundlage für das Wachstum der Maispflanzen diente. Die Daten stellen die Mittelwerte ± SF (Standardfehler)von fünf unabhängigen Pflanzen für jede Behandlung dar.Verschiedene Buchstaben stehen für statistisch unterschiedliche Werte (P < 0,05) Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri,Cesco,Mimmo 3.4 Einfluss der Kohle auf die Keimung von Kressesamen _Abbildung 6 zeigt die Werte des anhand von Keimtests mit Kressesamen_ _erzielten Keimindex. Dieser Parameter berücksichtigt sowohl die Anzahl der_ _gekeimten Samen als auch die Wurzelverlängerung. Diese Tests wurden_ _durchgeführt, um zu evaluieren, ob es während der Inkubation der Samen in_ _Kontakt mit den wässrigen Extrakten aus den Kohleproben F, B und H_ _Substanzen mit hemmender Wirkung auf die Samenkeimung und die_ _Wurzellänge der Kresse geben könnte._ _Die Ergebnisse haben gezeigt, dass bei den drei Kohleproben im Vergleich zur_ _Kontrollgruppe eine signifikante Verringerung des Keimindex induziert_ _wurde; diese Wirkung war bei der Kohle H besonders evident (Abb. 6). Die_ _Ergebnisse könnten daher zur Annahme veranlassen, dass die wässrigen Koh-_ _leextrakte und somit die Kohleproben selbst potenziell phytotoxische Stoffe_ _enthalten, da sowohl die Art der Biomasse als auch die Prozessparameter der_ _Vergasung zur Bildung von Phytotoxinen im erzeugten Produkt beitragen_ _können (Ndirangu, Liu, Xu, Song, & Zhang, 2019; Tomczyk, Sokołowska, &_ _Boguta, 2020)._ Abb. 6 – Keimindex der Kressesamen, die mit den wässrigen Extrakten der von den Technologien F, B und H erzeugten Kohle inBerührung kamen. Die Daten stellen die Mittelwerte ± SF (Standardfehler) von fünf unabhängigen Pflanzen für jede Behandlung dar.Verschiedene Buchstaben stehen für statistisch unterschiedliche Werte (P < 0,05) ``` Nutzung der Kohle als Bodenverbesserungsmittel: ``` #### 4. Schlussfolgerungen _Das wichtigste Ziel dieser Arbeit bestand darin, Informationen über die Mög-_ _lichkeit einer Nutzung von Kohle aus Vergasungsprozessen zu landwirt-_ _schaftlichen Zwecken zu erhalten._ _Zu diesem Zweck wurden acht Kohleproben aus Anlagen mit unterschiedli-_ _chen Technologien entnommen(hier aus Gründen der Vertraulichkeit mit_ _Großbuchstaben von A bis H bezeichnet) und untersucht; dabei sollten vor_ _allem ihre potenziellen phytotoxischen Wirkungen im Falle einer Anwendung_ _als Bodenverbesserungsmittel evaluiert werden. Die Ergebnisse zeigen, dass_ _keine Kohle die von der italienischen Gesetzgebung vorgesehenen Grenz-_ _werte vollständig einhält (D. lgs., 29 aprile 2010, n. 75; D. lgs., 3 aprile 2006, n._ _152). Insbesondere überschreiten bei allen Kohleproben die Werte der PAK_ _und der drei Schwermetalle (Cd, Cr und Zn) die gesetzlichen Grenzwerte, un-_ _ter Ausnahme der Kohle der Technologie C, was den PAK-Gehalt anbelangt,_ _und der Kohle der Technologie G, was den Schwermetallgehalt angeht. Das_ _lässt auf die Notwendigkeit schließen, Lösungen für eine Nachbehandlung zu_ _finden._ _Die Ergebnisse der bisher an den Pflanzen durchgeführten Tests weisen da-_ _rauf hin, dass die mit dem Boden vermischten Kohleproben keine offensicht-_ _lichen phytotoxischen Wirkungen auf die Maispflanzen haben. Es müssten je-_ _doch noch weitere Experimente über einen längeren Zeitraum durchgeführt_ _werden, um die hier vorgestellten Ergebnisse bestätigen zu können. Außer-_ _dem wäre es zweckmäßig, den Schwermetall- und PAK-Gehalt der Pflanzen_ _zu untersuchen; im Boden sollten hingegen, ergänzend zu den chemischen_ _Bodeneigenschaften, die verfügbare Nährstofffraktion, die Werte elektrischer_ _Leitfähigkeit und die Werte der Fähigkeit zum Kationenaustausch bestimmt_ _sowie eine Analyse der Mikrobendiversität und-aktivität durchgeführt wer-_ _den. All diese Analysen zusammen könnten zusätzliche Informationen über_ _eine mögliche latente Toxizität der Kohle und ihre Wirkungen auf die Boden-_ _qualität und die Gesundheit der Pflanzen liefern._ Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri,Cesco,Mimmo Literaturverzeichnis _Abebe, N., Endalkachew, K., Mastawesha, M., & Gebermedihin, A. (2012)._ _Effect of Biochar Application on Soil Properties and Nutrient Uptake of_ _Lettuces (Lactuca sativa) Grown in Chromium Polluted Soils.American-_ _Eurasian Journal of Agricultural & Environmental Sciences,_ [^12]:_(3), 369–376._ _Al-Wabel, M. I., Al-Omran, A., El-Naggar, A. H., Nadeem, M., & Usman, A._ _R. A. (2013). Pyrolysis temperature induced changes in characteristics_ _and chemical composition of biochar produced from conocarpus wastes._ _Bioresource Technology,_ [^131]:_, 374–379. https://doi.org/10.1016/j.biortech._ _2012.12.165_ _Decreto legislativon. 75 (29 aprile 2010). Riordino e revisione della disciplina_ _in materia di fertilizzanti, a norma dell’articolo 13 della legge 7 luglio_ [^2009]:_. Gazzetta Ufficiale, 88._ _Decreto legislativo, n. 152 (3 aprile 2006). Norme in materia ambientale._ _Gazzetta Ufficiale, 88- Suppl. Ordinario 96._ _Environmental Protection Agency EPA. (2010). Method 1668C. Chlorinated_ _Biphenyl Congeners in Water, Soil, Sediment, Biosolids, and Tissue by_ _HRGC/HRMS._ _Fuchs, H., & Rienzner, R. 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Biocombustibili solidi- Determinazione del contenuto_ _totale di carbonio, idrogeno e azoto._ _UNI EN ISO 17294-2:2016. Qualita’ dell’acqua - Applicazione della spettrometria di_ _massa al plasma accoppiato induttivamente (ICP-MS)- Parte 2: Determina-_ _zione di elementi selezionati, compresi gli isotopi dell’uranio._ _UNI EN ISO 18122:2016. Biocombustibili solidi- Determinazione del contenuto di_ _ceneri._ _Vakalis, S., & Baratieri, M. (2015).State-of-the-Art of Small Scale Biomass_ _Gasifiers in the Region of South Tyrol.Waste and Biomass Valorization,_ Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri,Cesco,Mimmo [^6]:_(5), 817–829. https://doi.org/10.1007/s12649-_[^015]:_-_[^9398]:_-8_ _Waqas, M., Khan, S.,Qing, H., Reid, B. J., & Chao, C. (2014). 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Journal of Hazardous Materials,_ [^256]:_–_[^257]:_, 1–9._ _https://doi.org/10.1016/j.jhazmat.2013.04.015_ ## Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den ## Boden auf Ertrag und Qualität von Reb- und Obst- ## anlagen in Südtirol **Valentina Lucchetta– Versuchszentrum Laimburg** **Barbara Raifer– Versuchszentrum Laimburg** **MaximilianLösch– Versuchszentrum Laimburg** **Aldo Matteazzi– Versuchszentrum Laimburg** **Christoph Patauner– Versuchszentrum Laimburg** Abstract _Die Verwendung von pyrogener Kohle (Biochar) in der Landwirtschaft ist historischen_ _Ursprungs, geriet aber im Laufe der Zeit weitgehend in Vergessenheit. Erst in den letz-_ _ten Jahrzehnten ist die Biokohle, auch als Pflanzenkohle bezeichnet, im englischen Bio-_ _char, wieder stärker ins Blickfeld gerückt. In den Boden eingebrachtes Biochar intera-_ _giert mit diesem, verändert seine chemischen und physikalischen Eigenschaften und_ _kann die Bodenfruchtbarkeit verbessern. In Südtirol sind Holzvergasungsanlagen vor_ _allem zur Wärmeerzeugung in Fernheizwerken im Einsatz, wobei als Nebenprodukt_ _eine beachtliche Menge an Biokohle (1300 t/Jahr) entsteht. Je nach Herkunft und Holz-_ _vergasungsanlagentyp weist diese verschiedene Eigenschaften auf. Sie kann bisher_ _nicht genutzt werden und wird daher auf Deponien entsorgt. Das Projekt "WoodUp",_ _finanziert vom Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE), wurde daher in_ _die Wege geleitet, mit den Zielen dieses lokal hergestellte Biochar zu charakterisieren_ _und seine Eignung für den Einsatz in der Landwirtschaft zu prüfen. Es sollten erste Er-_ _gebnisse zu seiner möglichen Nutzung in der lokalen Landwirtschaft, insbesondere im_ _Obst- und Weinbau ermittelt werden. Letzterer Teil des Projektes wird hier vorgestellt._ _Die Arbeiten haben einige interessante Aspekte der Anwendung von Biochar aufge-_ _zeigt, so die Anreicherung der Böden mit Mineralstoffen, die Anhebung des pH-Wertes_ _und des organischen Kohlenstoffes der Böden, günstige Auswirkungen auf die Baum-_ _entwicklung und die Ertragsleistung im Obstbau, während die Weinqualität unverän-_ _dert geblieben ist. Die Ausbringung von reinem Biochar oder von mitKompost ange-_ Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner _reichertem Biochar in Rebanlagen, ohne weitere Stickstoffdüngung, hat die Stickstoff-_ _verfügbarkeit der Böden nicht signifikant verändert. Auch auf die vegetative Entwick-_ _lung, die Höhe der Erträge und die Qualität der Weine, waren keine Auswirkungen_ _feststellbar. Biochar kann somit im Weinbau genutzt werden, etwa zur Anhebung des_ _Boden pH-Wertes, zur Verbesserung der Wasserspeicherkapazität der Böden oder um_ _Kohlenstoff im Boden langfristig festzulegen, ohne dass dadurch negative Auswirkun-_ _gen auf die Ertragshöhe oder die Qualität der Trauben und Weine zu befürchten wären._ _Im Obstbau hingegen konnten, trotz der bereits weitgehend optimierten Anbaubedin-_ _gungen, positive Auswirkungen auf die vegetative Entwicklung der Bäume und höhere_ _Erträgedurch den Einsatz von Biochar festgestellt werden. Im Boden der Apfelanlage_ _wurde eine höhere Stickstoff- und Wasserverfügbarkeit als in den Rebanlagen ange-_ _strebt, es wurde regelmäßig gedüngt und bewässert. Das Biochar dürft unter diesen_ _Bedingungen, durch sein hohes Speichervermögen, zu einer ausgeglicheneren Versor-_ _gung der Bäume beigetragen haben._ #### 1. Einleitung _Biochar wird durch Pyrolyse aus pflanzlicher Biomasse gewonnen und ist_ _reich an Kohlenstoff. Wird es in den Boden eingearbeitet, kann es die Erträge_ _steigern, die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Böden verbes-_ _sern und nicht zuletzt auch das Wasserspeichervermögen der Böden erhöhen_ _(Lehmann e Joseph, 2009). Diese Eigenschaften machen Biochar zu einem sehr_ _interessanten Produkt für die Landwirtschaft, da die höheren Temperaturen_ _und die ausgeprägteren Trockenphasen infolge der Klimaänderung den Ab-_ _bau der organischen Substanz in den Böden beschleunigen und die Boden-_ _fruchtbarkeit beeinträchtigen (Kirschbaum, 1995). Es werden daher auchin_ _Europa in den nächsten Jahrzehnten zunehmend sinkende Erträge in der_ _Landwirtschaft vorhergesagt (Cammarano, 2019; Ray, 2019). Über den An-_ _stieg der Temperaturen hinaus, ist infolge der Klimaänderung ein Anstieg_ _extremer Klimaereignisse zu erwarten, sowie in der Folge eine höhere Boden-_ _erosion, welche sich zusätzlich negativ auf die Fruchtbarkeit und die Produk-_ _tivität der Kulturen auswirken wird. Die Nutzung von Biochar zur Bodenver-_ _besserung könnte daher in Zukunft an Bedeutung gewinnen und wesentlich_ ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` _dazu beitragen die Fruchtbarkeit der Böden weiterhin zu sichern. Zudem ist_ _Biochar von großem Interesse, da es Kohlenstoff langfristig festzulegen vermag:_ _Tatsächlich wird etwa 50 % des Kohlenstoffes im Ausgangsmaterial bei der_ _Herstellung von Biochar mittels Pyrolyse, durch die Bildung stabiler Strukturen_ _langfristig, für mindestens 100 Jahre und zum Teil auch sehr viel länger, gebun-_ _den. Bei der Verbrennung derselben organischen Ausgangsmasse oder beim bi-_ _ologischen Abbau, würden nur 3–10 % längerfristig festgelegt. Unmittelbar bei_ _der Verbrennung wird der in der organischen Masse enthaltene Kohlenstoff_ _größtenteils freigesetzt. Beim biologischen Abbau erfolgt die Freisetzung des_ _Kohlenstoffes in einem Zeitraum von drei bis zehn Jahren (Lehmann et al.,_ _2006). Biochar kann weiters mineralischen Stickstoff um bis zu 70 % verbessert_ _festlegen (Sánchez-García et al. 2015; Steiner et al., 2010; Ventura et al. 2013) und_ _die verfügbaren Ammoniumionen für die Nitrifizierungsprozesse reduzieren_ _(Clough et al., 2010; Taghizadeh-Toosi et al., 2012)._ _Biochar trägt also dazu bei, den in Kulturen ausgebrachten Stickstoff vermehrt_ _den Pflanzen zur Verfügung zu stellen und reduziert den Teil, der ausgewa-_ _schen wird oder als N2O in die Atmosphäre entweicht und dadurch den_ _Treibhauseffekt weiter anheizt. Aus diesen Gründen bietet sich Biochar als_ _eine neue Möglichkeit an, um signifikant und langfristig die CO2 Konzentra-_ _tion der Atmosphäre und die anderer Treibhausgase zu senken. Dabei ist es_ _allerdings wenig sinnvoll Biochar über lange Transportwege und mit hohem_ _Energieaufwand zu transportieren. Vielmehr gilt es vor Ort, aus lokal vor-_ _handen Ausgangsmaterialien qualitativ hochwertiges Char zu erzeugen und_ _eventuell bereits vorhandene Produkte wie eben das Biochar aus den in Südti-_ _rol bereits vorhandenen Holzvergasungsanlagen, bestmöglich zu nutzen. Zu_ _untersuchen, wieweit letzteres in der Südtiroler Landwirtschaft möglich und_ _sinnvoll ist, ist das Ziel des vorliegenden Projektes._ 1.1 Auswirkungen des Einsatzes von Biochar in Reb- und Obstanlagen _In Rebanlagen ist eine mäßige, aber ausreichende Versorgung mit Wasser und_ _Stickstoff von großer Bedeutung, um das Gleichgewicht zwischen vegetativer_ _und generativer Entwicklung der Reben aufrecht zu erhalten und die optima-_ _le Versorgung der Trauben zu gewährleisten. In Jahren mit extremen Klimasi-_ Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner _tuationen werden bereits jetzt im Weinbau die angestrebten Erträge vielfach_ _nicht mehr erreicht. Um zu lange anhaltende Trockenphasen zu vermeiden,_ _wird, wo es möglich ist, die Zusatzbewässerung eingesetzt. Aber Wasser für_ _künstliche Bewässerung ist nicht überall vorhanden und dürfte in Zukunft_ _noch knapper werden. Die Verwendung von Biochar könnte daher bereits_ _jetzt dort angezeigt sein, wo das Aufkommen von intensivem Trockenstress_ _zu erwarten ist, wo bereits jetzt die Bodenfruchtbarkeit nur schwer aufrecht-_ _erhalten werden kann und die angestrebten Erträge nicht mehr erzielt wer-_ _den. Zuvor gilt es aber abzuklären, ob und welche Auswirkungen diese Praxis_ _auf die Weinqualität hat. Es gilt z.B. zu klären, was in feuchten Jahren mit_ _überdurchschnittlich hohen Niederschlägen passiert, ob in solchen Fällen ne-_ _gative Auswirkungen infolge des Einsatzes von Biochar auftreten können, vor_ _allem ob sich die Weinqualität dabei in irgendeiner Weise verändert. Schmidt_ _et al. (2014) haben festgestellt, dass Biocharanwendungen, mit und ohne_ _Kompostanreicherung das Wachstum von Ertragsrebanlagen nicht beeinflusst_ _und dass auch keine Auswirkungen auf die Qualitätsparameter der Moste er-_ _kennbar waren. Holweg (_[^2]:_019) hat erhöhte hefeverfügbare Stickstoffgehalte_ _festgestellt, in Trauben aus mit Biochar angereicherten Parzellen; ein ausrei-_ _chender Gehalt an hefeverfügbarem Stickstoff erleichtert die Gärung und_ _stellt Bausteine für den Aufbau von Aromastoffen zur Verfügung. Die Einar-_ _beitung von Biochar in den Boden brachte laut Ergebnissen von Genesio et al._ _(2015) in der Toskana deutlich bessere Erträge in Jahren mit anhaltenden Tro-_ _ckenperioden und in Anlagen ohne Bewässerungsmöglichkeit. Dabei hatten_ _die Qualitätsparameter der Trauben sich nicht verschlechtert. In Hanglagen_ _trägt die Einarbeitung von Biochar zur Erosionsminderung bei, verhindert das_ _Entstehen von Wasserrinnen und mindert die Auswaschung von Nährstoffen_ _und von phytosanitären Anwendungen (Blackwell, 2000). Ergebnisse zu den_ _Auswirkungen von Biochar auf die Weinqualität liegen aber bisher nicht vor._ _In den Obstanlagen stellt eventuell vorhandene Bodenmüdigkeit beim Erneu-_ _ern der Anlagen eine zunehmende Beeinträchtigung dar. Vor allem in mit_ _Hagelnetzen ausgestatteten Anlagen erfolgt der Anbau häufig langfristig im_ _selben Bodenbereich, da das Netz, bzw. das Stützgerüst für das Netz, bei noch_ _gutem Zustand, nicht mit erneuert wird. Die Bäume werden wieder auf dem_ _alten Baumstreifen ausgepflanzt. Bisherige Versuche mit Biochar im Apfelan-_ ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` _bau zeigen unterschiedliche Ergebnisse: Laut Wang et al. (2019), ist der Ein-_ _satz von Biochar gerade bei Nachbauproblemen sehr vorteilhaft, das Wachs-_ _tum der Jungbäume wird verbessert und auch die Mikroorganismenpopulati-_ _on des Bodens wird günstig beeinflusst. Versuche von Eyles et al. (2015) hat-_ _ten allerdings ergeben, dass in „hight imput systems“ wie es die heutigen Ap-_ _felanlagen sind, der Einsatz von Kompost oder Biochar keine zusätzlichen po-_ _sitivenAuswirkungenbringen würde._ 1.2 Ziele der Versuche _Die hier vorgestellten Versuche hatten zum Ziel erste Ergebnisse zur Anwen-_ _dung von Biochar in Reb- und Obstanlagen in Südtirol zu gewinnen. Im_ _Weinbau sollten insbesondere die Auswirkung auf die Trauben- und Wein-_ _qualität geprüft werden, um abzuklären ob diesbezüglich negative Effekte be-_ _obachtet werden können. Gegebenenfalls wäre der Einsatz von Biochar im_ _Qualitätsweinbau nicht oder nur sehr begrenzt zu empfehlen._ _Im Obstbau wurde der Versuch in einer Apfeljunganlage durchgeführt, da_ _Nachbauprobleme infolge von Bodenmüdigkeit nach wie nicht zufriedenstel-_ _lend gut überwunden werden können. Biochar mit seinen günstigen Auswir-_ _kungen auf die Bodenfruchtbarkeit im Allgemeinen könnte, so die Annahme,_ _auch in diesem Zusammenhang ein geeignetes Mittel sein. Weiters kann beim_ _begrenzten Wurzelsystem des Apfels auf M9 Unterlage, nur im Zuge von_ _Neuanpflanzungen das Char direkt in den Wurzelbereich der Bäume einge-_ _bracht werden. Es sollten vor allem die Auswirkungen auf die Entwicklung_ _der Bäume und die Erträge in den ersten Standjahren erfasst werden._ _Ein weiteres Ziel war es zu ermitteln, ob in Rebanlagen die Anwendung von_ _angereichertem Biochar mit Kompost oder anderem, wie dies teilweise vorge-_ _schlagen wird (Kammann et al., 2015) erforderlich ist oder ob in Rebanlagen_ _auch reines Biochar ohne negative Auswirkungen zur Anwendung kommen_ _kann. Letzteres wäre weit weniger aufwändig. Weiters wurden in den Reban-_ _lagen zwei unterschiedliche Dosierungen geprüft, um erste Hinweise auf die_ _optimale Anwendungsmenge geben zu können._ Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner #### 2. Materialien und Methoden 2.1 Versuchsstandorte Abb. 1– Südtirolkarte mit den Versuchsstandorten _Die Rebversuchsanlagen Moarhof (1) und Weißplatter (2) befinden sich in den_ _Hanglagen in der Nähe der Stadt Meran; die Apfelneuanlage (3) befindet sich_ _in der Etschtalsohle in der Nähe des Versuchszentrums Laimburg, Gemeinde_ _Pfatten (Abb.1). In Tabelle 1 sind einige grundlegende Informationen zu den_ _Versuchsanlagen zusammengefasst. Die Kürzel der Versuchsvarianten wer-_ _den nachfolgend, bei den Abbildungen der Versuchspläne (Abb._ [^2]:_–4) erklärt._ _Alle Versuche wurden als randomisierte Blöcke mit 4 Wiederholungen ange-_ _legt._ ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` ``` B1 6 C 5 B1C 4 B2 3 N 2 B2C 1 ``` ``` B2 7 N 8 B2C 9 B1 10 C 11 B1C 12 ``` ``` C 18 B2C 17 B1 16 B2 15 B1C 14 N 13 ``` ``` N 19 B2 20 B1C 21 B2C 22 C 23 B1 24 ``` Tabelle [^1]: – Grundlegende Angaben zu den Versuchsanlagen ``` Anlage Ort Koordinaten Höhe (m ü.d.M.) ``` ``` Art und Sorte ``` ``` Behand- lungen ``` ``` Wiederh. ``` 1. Moarhof Meran 46°40'2.7"N 11°11'43.5"E ``` ~600 m Vitis vinifera cv. Müller Thurgau ``` ``` N– C– B1– B2 ``` – B1C– B2C ``` 4 ``` 2. WeißplatterMeran 46°39'17.27"N 11°11'28.49"E ``` ~550 m Vitis vinifera cv. Sauvignon Blanc ``` ``` N– C– B1– B2 ``` – B1C– B2C ``` 4 ``` 3. Block 65 Laimburg 46°23'23.16"N 11°17'29.74"E ``` ~225 m Malus domestica cv. Pink Lady ``` ``` N– C– BC 4 ``` ``` N Kontrolle unbehandelt C Kompost, 3,9 kg/m² Standraum der Rebe B1 Biochar, 2,5 kg/m² Standraum der Rebe B2 Biochar, 5 kg/m² Standraum der Rebe B1C Biochar, 2,5 kg/m² + Kompost, 3,9 kg/m² Standraum der Rebe B2C Biochar, 5 kg/m² + Kompost, 3,9 kg/m² Standraum der Rebe ``` Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner ``` N Kontrolle unbehandelt C Kompost, 3,9 kg/m Rebreihe B1 Biochar, 2,5kg/m Rebreihe B2 Biochar, 5 kg/m Rebreihe B1C Biochar, 2,5kg/m + Kompost, 3,9 kg/m Rebreihe B2C Biochar, 5 kg/m + Kompost, 3,9 kg/m Rebreihe ``` ``` Abb. 3– Versuchsplan Anlage Weißplatter ``` ``` B1 N B2 B1C 25 31 37 43 B1C B1C C N 26 32 38 44 C C B2C B2 27 33 45 B2 B2C B1 B2C 28 34 40 46 B2C B2 N C 29 35 41 47 N B1 B1C B1 30 36 42 48 ``` ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` _* Die weiteren Varianten im Versuch betreffen andere Produkte zur Verbesserung des_ _Anwuchses und der Entwicklung der Jungbäume auf die hier nicht eingegangen wird_ Abb. 4– Versuchsplan Block 65 ``` N Kontrolle unbehandelt C Kompost,1,8 kg/Pflanzloch BC Biochar,1 kg + Kompost, 1,8 kg/Pflanzloch ``` 2.2 Versuche _Das im Versuch verwendete Biochar kommt aus einer Holzvergasungsanlage_ _in den Marken (Novolegno, Italien) und wurde angekauft, da auf lokaler Ebe-_ _ne kein geeignetes Produkt verfügbar war. Es handelte sich um ein Neben-_ _produkt aus der Holzvergasung welches sehr feinkörnig bis pulverförmig war_ _und dessen chemische Eigenschaften in Tabelle 2 ersichtlich sind. Der Kom-_ _post wurde vom Kompostieranlage St. Florian/Neumarkt in Südtirol bezogen._ _Bei den Versuchen in den Rebanlagen wurden zwei Dosierungen des Biochars_ ``` A B C D ``` ``` 10 4 3 6 9 8 2 9 8 1 10 4 7 3 8 1 6 9 7 5 5 10 1 2 4 5 6 8 3 2 5 7 2 6 9 10 1 7 4 3 ``` Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner _eingesetzt und zwar 2,5 (Biochar 1) und 5,0 kg (Biochar 2) des Biochars pro m²_ _Standraum der Reben in der Anlage Moarhof bzw. pro Laufmeter Rebreihe in_ _der Anlage Weißplatter. Diese Dosierungen wurden sowohl als reines Biochar_ _als auch in Mischung mit Kompost,mit jeweils 3,9 kg/m² Standraum der Re-_ _ben bzw. pro Laufmeter der Rebzeile, ausgebracht. Die Dosierung des Kom-_ _posts blieb somit immer gleich. In der Apfelneuanlage wurde nur eine Dosie-_ _rung Biochar voneinem kg mit jeweils 1,8kg Kompost vermischt, pro Pflanz-_ _loch ausgebracht. Dies im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle und zur Va-_ _riante Kompost, bei der nur die 1,8kg Kompost pro Pflanzloch ausgebracht_ _wurden. Die Mischungen Kompost mit Biochar in den zwei Dosierungen_ _wurden zwei Wochen vor der Ausbringung mit einem Kleinbagger herge-_ _stellt. Die auszubringenden Mengen wurde ausgelitert und entsprechende Vo-_ _lumen des Biochars und des Komposts, bzw. der jeweiligen Mischungen,_ _wurden laut Versuchsplan in den einzelnen Versuchsparzellen ausgebracht_ _und möglichst gleichmäßig verteilt. Die Tabelle 3 zeigt die C: N-Verhältnisse_ _der im Versuch verwendeten Bodenzusätze auf._ Tabelle [^2]:– Eigenschaftendes verwendeten Biochars ``` Parameter Ermittlung/ Extraktion ``` ``` Wert Einheit Methode ``` ``` pH CaCl2 9,6 1 N 0,1 % m/m 2 NO3-N Wasser < 0,1 % m/m 3 NH4-N Wasser < 0,1 % m/m 3 P2O5 Säuren 0,3 % m/m 4 P2O5 Wasser < 0,1 % m/m 4 K2O Säuren 3,5 % m/m 4 K2O Wasser 3,5 % m/m 4 CaO Säuren 4,2 % m/m 4 Cao Wasser < 0,1 % m/m 4 ``` ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` _MgO Säuren 0,8 % m/m 4_ _MgO Wasser < 0,1 % m/m 4_ _B Säuren < 0,1 % m/m 4_ _B Wasser < 0,1 % m/m 4_ _Fe Säuren 0,06 % m/m 4_ _Fe Wasser < 0,1 % m/m 4_ _Mn Säuren 0,04 % m/m 4_ _Mn Wasser < 0,1 % m/m 4_ _Cu Säuren < 0,1 % m/m 4_ _Cu Wasser < 0,1 % m/m 4_ _Zn Säuren < 0,1 % m/m 4_ _Zn Wasser < 0,1 % m/m 4_ _Na2O Säuren 0,12 % m/m 4_ _Na2O Wasser 0,12 < 0,1 4_ _Fe Mikrowellenauf-_ _schluss mit KW_ ``` 0,63 g/kg FM 5 ``` _Al Mikrowellenauf-_ _schluss mit KW_ ``` 0,54 g/kg FM 5 ``` _Mn Mikrowellenauf-_ _schluss mit KW_ ``` 358,34 mg/kg FM 5 ``` _Cu Mikrowellenauf-_ _schluss mit KW_ ``` 19,38 mg/kg FM 5 ``` _Zn Mikrowellenauf-_ _schluss mit KW_ ``` 68,58 mg/kg FM 5 ``` _Cr Mikrowellenauf-_ _schluss mit KW_ ``` 6,57 mg/kg FM 5 ``` _Ni Mikrowellenauf-_ _schluss mit KW_ ``` 6,12 mg/kg FM 5 ``` Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner ``` Pb Mikrowellenauf- schluss mit KW ``` ``` 5,65 mg/kg FM 5 ``` ``` Co Mikrowellenauf- schluss mit KW ``` ``` 0,75 mg/kg FM 5 ``` ``` Hg Mikrowellenauf- schluss mit KW ``` ``` 0,029 mg/kg FM 6 ``` ``` Cd Mikrowellenauf- schluss mit KW ``` ``` 1,112 mg/kg FM 5 ``` ``` As Mikrowellenauf- schluss mit KW ``` ``` < 0,1 mg/kg FM 7 ``` ``` Trockenmasse 33,4 % 8 Feuchtigkeit 66,6 % 8 Asche 13,4 % FM 9 Organische Substanz 20 % FM 8 Salze (KCL) Wasser 3106 mg/100g 10 ``` ``` Methode Legende 1 DIN EN 15933:2012 2 Reg. CEE n. 2003 del 13.10.2003, Bestimmung mit Elementaranalysator 3 Reg. CEE n. 2003 del 13.10.2003, Bestimmung mit AutoAnalyzer 4 Reg. CEE n. 2003 del 13.10.2003, Bestimmung mit ICP-OES 5 Mikrowellenaufschluss mit Königswasser, Bestimmung mit ICP-OES 6 EPA 7473:2007 7 Mikrowellenaufschluss mit Königswasser, Bestimmung mit ICP-MS 8 VDLUFA Methodenbuch I A 2.1.1 9 VDLUFA Methodenbuch I A 15.2 10 VDLUFA Methodenbuch I A 10.1.1 ``` ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` Tabelle[^3]:– Errechnete C:N Verhältnisse von Biochar, Kompost und den Mischungen ``` Bodenzusätze C:N-Verhältnis Biochar 145 Biochar 2,5 kg + Kompost3,9 kg 24 ``` ``` Biochar 5 kg + Kompost3,9 kg 46 Kompost 13 ``` _In den einzelnen Anlagen wurde wie folgt vorgegangen:_ 2.2.1 Moarhof– Versuchsbeginn2017 _Es handelt sich um eine Ertragsanlage der Sorte Müller-Thurgau, welche 2007_ _ausgepflanzt worden ist. Als Rebunterlage wurde SO4 verwendet.Beim Bo-_ _den der Anlage handelt es sich um einen humosen, lehmigen Sand mit einem_ _pH-Wert von 6,3 und einem Gehalt an organischer Substanz in den obersten_ _30 cm Boden zwischen 2,5 und 3%.Das Biochar, der Kompost und die_ _Mischungen wurden mit einem Scheibenpflug und mit einer Kreiselegge in_ _den Fahrgassen etwa in die obersten 30 cm Boden eingearbeitet, die Kontrolle_ _wurde auch gleich bearbeitet obwohl dort nichts ausgebracht worden war._ _Dies, um einheitliche Ausgangsbedingungen zu gewährleisten. Die einzelne_ _Versuchsparzelle bestand aus zwei Rebreihen zu je 2 x 10 Reben; insgesamt_ _wurden also pro Versuchsvariante 80 Reben behandelt (Abb. 5)._ Abb. 5 – Ausbringung des Biochars und der Mischungen: Je nach Ausbringmenge an Biochar sind im Bild leichte farbliche Abstufungen zu erkennen. Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner 2.2.2 Weißplatter– Versuchsbeginn 2017 _Beim Boden dieser Anlage handelt es sich um einen lehmigen Sand, mit einem_ _Gehalt an organischer Substanz um 2,5% und einem pH-Wert von 6,1. Die Re-_ _banlage wurde 2017 neu gepflanzt. Unmittelbar vor dem Pflanzen der Reben_ _wurde im Bereich der Rebzeile das Biochar, der Kompost und die Mischungen_ _mit einem Kleinbagger etwa in die obersten 60 cm Boden eingearbeitet_ _(Abb. 6). Dann wurden Pfropfreben der Sorte Weißer Sauvignon auf der_ _Unterlage SO4 ausgepflanzt. Die einzelnen Parzellen bestehen aus jeweils 12_ _Reben._ Abb. 6– Das Ausbringen und Einarbeiten des Biochars, des Komposts und der Mischungen im Pflanzstreifen vor dem Pflanzen der Reben. _Der Versuch in der Apfelneuanlage wurde in Zusammenarbeit mit dem Fach-_ _bereich Obstbau des Versuchszentrums Laimburg durchgeführt und in einen_ _Versuch zu organischen Düngern für Apfelneuanlagen integriert. Beim Boden_ _der Versuchsanlage handelt es sich um einen sandigen Schluff mit einem_ _Humusgehalt von 1,7%, einem sehr hohen Karbonatgehalt und einem pH-_ _Wert von 7,4. Die Bodenzusatzstoffe wurden vor dem Pflanzen der Jungbäu-_ _me in den Bereich der Pflanzgrube eingebracht und leicht mit Erde durch-_ _mengt. Dann wurden die Bäume der Sorte Pink Lady, Klon Rosy Glow, vere-_ _delt auf M9 (Abb. 7) gepflanzt. Jede Wiederholung bestand aus 8 Bäumen._ ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` Abb. 7– Bilder aus dem 1. und 2. Standjahr der Versuchsanlage Block 65 _Nach der Versuchsanlegung wurden die Versuchsanlagen einheitlich und ge-_ _bietsüblich bewirtschaftet. Die Rebanlagen wurdenin den drei Versuchsjah-_ _ren weder gedüngt noch bewässert, da eine ausreichend gute Versorgungsitu-_ _ation gegeben war und ausreichendes Wachstum und Erträge erzielt wurden._ _Auch traten im Versuchszeitraum keine ausgeprägten Trockenperioden auf,_ _so dass keine Bewässerung notwendig gewesen wäre. Die Obstanlage hinge-_ _gen wurde jährlich moderat gedüngt, entsprechend den Vorgaben der inte-_ _grierten Produktion und auch regelmäßig bewässert._ 2.3 Erhebungen/Analysen _In den Versuchsanlagen wurden folgende Arbeiten ausgeführt: die phänolo-_ _gischen Stadien wurden erhoben, Proben der Versuchsvarianten für Boden-und_ _Blattanalysen wurden entnommen, die Anzahl Trauben für die Ermittlung des_ _Fruchtansatzes wurde gezählt, weiters wurden Reifetests zur Ermittlung der_ _Reifeentwicklung und der Inhaltsstoffe der Trauben der einzelnen Versuchsva-_ _rianten durchgeführt, Zur Ernte wurden die Traubenerträge der einzelnen Par-_ _zellen ermittelt und schließlich wurde auch das Schnittholzgewicht erhoben._ Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner _Um die Auswirkungen der einzelnen Bodenzusatzstoffe auf die Qualität der_ _Weine ermitteln zu können, wurden Mikrovinifikationen der Trauben aller_ _Versuchsvarianten der Ertragsanlage Moarhof in allen drei Versuchsjahren,_ _sowie Verkostungen der Versuchsweine durchgeführt._ _Die Boden- und Blattanalysen wurden nach der Methode des VDLUFA (Ver-_ _band der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalten_ _(LUFA) und andere Untersuchungs- und Forschungseinrichtungen) durchge-_ _führt: Stickstoff wurde nach Dumas (DIN EN ISO 16634--1:2009) ermittelt,die_ _anderen Elemente nach ICP--OES (EPA 3052:1996 + EPA 6010D:2018)._ _Im Detail wurde wie folgt vorgegangen:_ i) Bodenanalysen _Die Bodenproben wurden nach der Blüte und nach der Ernte durchgeführt. Mit_ _Handbohrer wurden Einstiche in zwei Tiefen, von 0–30 cm und von_ _30–60cm durchgeführt, jeweils in den behandelten Bodenbereich. Pro Parzelle_ _wurden etwa 10 Einstiche vorgenommen, verteilt über die gesamte Parzelle, an-_ _schließend wurden die Bodenproben gut durchmischt und mit einem 2 mm Sieb_ _gesiebt. Die weitere Verarbeitung erfolgte nach den oben angegebenen Metho-_ _den seitens des Labors für Agrarchemie und Lebensmittelqualität am Versuchs-_ _zentrum Laimburg. Folgende Makroelemente wurden ermittelt: Mineralisierter_ _Stickstoff (Nmin), Organischer Kohlenstoff (Corg), Phosphor (P2O5), Kalium_ _(K2O), Magnesium (Mg) und weiters folgende Mikroelemente: Bor (B), Mangan_ _(Mn), Kupfer (Cu), Zink (Zn)._ ii) Blattanalysen _Blattproben für Blattanalysen wurden jedes Jahr zweimal, zur Blüte und zu_ _Reifebeginn, durchgeführt. Dabei wurden jeweils 30 Blätter, welche gegen-_ _über einem Fruchtansatz inseriert waren, entnommen. Die Blattstiele wurden_ _entfernt, die Blattspreiten gewaschen und anschließend bei 65 °C für 12 Stun-_ _den getrocknet. Folgende Makroelemente wurden ermittelt: Stickstoff (N),_ _Phosphor (P), Kalium (K), Calzium (Ca), Magnesium (Mg) und weiters fol-_ _gende Mikroelemente: Bor (B), Mangan (Mn), Kupfer (Cu), Zink (Zn). Die_ _Analysen wurden im Labor für Agrarchemie und Lebensmittelqualität am_ _Versuchszentrum Laimburg ausgeführt._ ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` iii) Reifetest _Ab Reifebeginn wurde die Reifeentwicklung der Beeren durch periodische Rei-_ _fetests ermittelt. Dazu wurden aus jeder Parzelle 120 Beeren gleichmäßig aus_ _den oberen, mittleren und unteren Traubenteilen entnommen, das Gewicht der_ _Beeren wurde ermittelt, dann wurden die Beeren abgepresst und der Most zent-_ _rifugiert und gefiltert (5μm Spritzen-Scheibenfilter). Schliesslich wurden die_ _Moste im Weinlabor am Versuchszentrum Laimburg mittels FT--IR nach RESO-_ _LUTION OIV/OENO 390/2010 (FOSS®, WineScan™, SO2 der Weine nach der_ _Kalibrierung am Versuchszentrum Laimburg) analysiert. Die ermittelten Zu-_ _cker-und Säuregehalte wurden zur Bestimmung des Erntetermines herangezo-_ _gen._ _Analysierte Parameter:_ _zr reduzierende Zucker (g/l)_ _K Kalium (g/l)_ _KMW Grad Klosterneuburger Mostwaage_ _HVS hefeverwertbarer Stickstoff (mg/l)_ _pH pH_ _ami Aminostickstoff (mg/l)_ _at Gesamtsäure (g/l)_ _amo Ammoniumstickstoff (mg/l)_ _as Apfelsäure (g/l)_ _agl Gluconsäure (g/l)_ _ws Weinsäure (g/l)_ iv) Ertrag Weinanlagen _Im Sommer, vor Ausdünnungsarbeiten,waren alle Trauben je Stock gezählt_ _worden. Zur Ernte wurden alle Trauben der einzelnen Versuchsparzellen se-_ _parat geerntet und mit einer tragbaren Bodenwaage gewogen._ Apfelanlage _Die Äpfel jeden Baumes wurden separat geerntet und dann über eine Sor-_ _tiermaschine ausgewertet. Es handelt sich dabei um die Sortiermaschine_ _Aweta mit mechanischer Gewichtserfassung, sowie der Farb- und Größen-_ _ermittlung der Früchte mittels der Bildverarbeitung PowerVision._ Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner v) Wachstum Rebanlagen _Nach der Ernte, im November wurde das einjährige Schnittholz der einzelnen_ _Versuchsparzellen erfasst, als Maß für die Wüchsigkeit der Reben._ Apfelanlage _Das vegetative Wachstum der Bäume wurde durch Ermittlung der Länge aller_ _Jahrestriebe von über 5 cm Länge erfasst, die Stammdurchmesser der Bäume_ _wurden mit einem elektronischen Messgerät ermittelt, etwa 1 m über dem_ _Boden._ vi) Mikrovinifikation _Die Trauben der vier Feldwiederholungen wurden zu zwei Wiederholungen_ _für den Weinausbau zusammengelegt, in den Versuchskeller am Versuchs-_ _zentrum Laimburg gebracht und dort, nach einem standardisierten Protokoll,_ _vinifiziert. Es wurde keine Maischestandzeit mit den Trauben durchgeführt_ _und wie folgt verfahren. Die Trauben wurden mit einer Abbeermaschine des_ _Typs CMA Lugana 1R (Stundenleistung 4-_[^6]: _t/h) nach Entnahme der Stachel-_ _walze gequetscht aber nicht abgebeert. Die gequetschten Trauben wurden_ _samt Stielgerüst in einer Membranpresse des Typs 100 L EuroPressT1 – Schar-_ _fenberger mit 2 x 1 bar + 2 x 2 bar entsaftet (10 min jeDruckphase)._ _Die Schwefelung mit 20 mg/L Kaliummetadisulfit (E 224) erfolgte direkt in_ _Saftablauf. In der Folge wurde der Most in 34 L Glasballon gefüllt. Der Most_ _wurde für 20 Stunden bei 4 °C statisch entschleimt. Im Anschluss wurde der_ _klare Überstand abgezogen und der Entschleimungstrub entfernt. Der Most_ _wurde auf 22 °C erwärmt und je Ausbauwiederholung eine Mostprobe ent-_ _nommen um diese auf Mostgewicht, pH-Wert, Gesamtsäure und hefever-_ _wertbarem Stickstoff zu untersuchen. Es wurden Trockenreinzuchtefe der Art_ _Saccharomyces Cerevisiae Var. Cerevisiae nach Herstellerangaben rehydriert_ _und der Most damit inokuliert. Das Gärsalz wurde in Form von reinem Di-_ _ammoniumphosphat (DAP) dazugegeben in zwei Gaben aufgeteilt (40 g/hl im_ _Moment der Beimpfung + 20 g/hl DAP drei Tage nach Gärstart). Die alkoholi-_ _sche Gärung erfolgte bei konstanten 20,5 °C über regulierte Raumtemperatur._ _Der Abstich erfolgte bei Gärungsstillstand bzw. bei Restzuckergehalt < 4,0 g/l._ _Der 1. Abstich erfolgte unbelüftend mit Schwefelung (E 224) von 30 mg/l._ ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` _Eserfolgte eine kurzzeitige Lagerung in der Kühlzelle bei 4 °C für ca. 10 Tage_ _und anschließend nach einem weiteren Abzug bei einer Temperatur zwischen_ _14 und 18 °C. Während der Weinlagerung wurde ein Gehalt an freier schwefe-_ _liger Säure von 25 mg/l eingestellt und überwacht. Die Füllung erfolgte in 0,5 l_ _Glasflaschen nach unmittelbar vorhergehender Vor-, Blank-und Sterilfiltration_ _(0,45 μm)._ _Die Verkostungen wurden mit einem Verkosterpanel bestehend aus Laimburg_ _internen, geschulten Verkostern und aus externen Experten durchgeführt. Es_ _wurden jeweils 16 Weine blind verkostet, da 4 Weine doppelt zur Verkostung_ _gereicht wurden, um die Fähigkeit der einzelnen Koster gleiche Weine auch_ _wieder ähnlich einzustufen und somit die Zuverlässigkeit ihrer Bewertungen,_ _zu prüfen._ vii) Entwicklung des Wurzelsystems _In der Anlage Moarhof wurden Grabungen im mit Biochar angereichertem Bo-_ _denbereich durchgeführt, um zu prüfen, ob die Reben diesen Bereich durch-_ _wurzelt oder ob sie den mit Biochar angereicherten Boden eher gemieden_ _haben._ #### 3. Ergebnisse 3.1 Moarhof i) Bodenanalysen _Die pH-Werte (Abb. 8) sind in den mit Biochar angereicherten Parzellen signi-_ _fikant höher, mit einem leichten Unterschied zwischen den beiden Dosierun-_ _gen. Erstaunlicherweise treten diese Unterschiede auch in den Unterböden_ _auf, dies obwohl die Einarbeitung im Versuch am Moarhof nur in den_ _Oberboden erfolgt ist._ Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner Abb. 8 – pH-Werte im Ober- und Unterboden der Versuchsvarianten in den drei Versuchsjahren: Die Asteriske markieren signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur unbe- handelten Kontrolle ( p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle). _Die Nmin-Werte, also der pflanzenverfügbare Stickstoff (Abb. 9) zeigte keine_ _signifikanten Unterschiede zwischenden Versuchsbehandlungen und der Kon-_ _trolle auf, ausgenommen im Jahre 2018, in der Variante B2. Etwas höhere Nmin-_ _Werte waren im ersten Versuchsjahr 2017 gegeben, dies infolge der Bodenbear-_ _beitung zur Einbringung des Chars (die Bodenbearbeitung wurde in allen Par-_ _zellen durchgeführt auch in der Kontrolle) nach langjähriger Dauerbegrünung_ _ohne jegliche Bearbeitung. Insgesamt liegen die Nmin-Werte aber selbst für_ _Weinbau auf eher niedrigem Niveau._ ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` Abb. 9 – Nmin-Werte der Versuchsvarianten in den drei Versuchsjahren: DieAsteriske markieren signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle). _Der Gehalt an organischem Kohlenstoff, als Humus (%) ausgedrückt, ist in_ _den mit Biocharangereicherten Parzellen signifikant höher, vor allem bei Bio-_ _char in der höhen Dosierung (Abb. 10)._ Abb. 10– Gehalte an organischem Kohlenstoff, als Humus (%) ausgedrückt in den drei Versuchs- jahren:Die Asteriske markieren signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle). Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner _Die Phosphorgehalte stiegen in den mit Biochar und Kompost angereicherten_ _Varianten signifikant an in beiden Dosierungen des Biochars (Abb. 11)._ Abb. 11 – Phosporgehalte der Böden der Versuchsvarianten in den drei Versuchsjahren: Die Asteriske markieren signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur unbehandel- ten Kontrolle (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle). _Die Gehalte an Kalium (Abb. 12) sind signifikant höher in der Variante der_ _höheren Biochar Dosis und in den Varianten Biochar mit Kompost, dies vor_ _allem im ersten Versuchsjahr._ Abb. 12 – Kaliumgehalte der Ober- und Unterböden in den drei Versuchsjahren: Die Asteriske mar- kieren signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle). ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` _Die Magnesiumgehalte (Abb. 13) waren in allen Versuchsjahren, in den Vari-_ _anten mit Biochar signifikant höher. Erstaunlicherweise sind diese signifikan-_ _ten Unterschiede auch in den Unterböden feststellbar._ Abb. 13– Magnesiumgehalte der Ober- und Unterböden in den drei Versuchsjahren: Die Asteriske markieren signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur unbehandeltenKontrol- le (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle). _Die Borgehalte (Abb. 14) stiegen durch die Anreicherung der Böden mit Biochar_ _signifikant an, sowohl durch reines Biochar wie auch durch die Mischung von_ _Char mit Kompost und zwar in den Ober-und auch den Unterböden._ Abb. 14– Borgehalte der Ober- und Unterböden in den drei Versuchsjahren: Die Asteriske markie- ren signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle). Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner _Mangan (Abb. 15) und Kupfer (Abb. 16) sind die einzigen Elemente, die infol-_ _ge der Anreicherung des Bodens mit Biochar eine geringere Verfügbarkeit_ _aufweisen. Eine signifikant geringere Verfügbarkeit ist in vor allem in den Va-_ _rianten mit der höheren Biochardosierung in allen drei Versuchsjahren fest-_ _stellbar._ Abb. 15– Mangangehalte der Ober- und Unterböden in den drei Versuchsjahren: Die Asteriske markieren signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur unbehandelten Kontrol- le (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle). Abb. 16 – Kupfergehalte der Ober- und Unterböden in den drei Versuchsjahren: Die Asteriske mar- kieren signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle). ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` _Zink (Abb. 17) ließ eine höhere Verfügbarkeit in allen drei Versuchsjahren vor_ _allem in der Variante mit der höheren Biochardosis und Kompost erkennen._ Abb. 17 – Zinkgehalte der Ober- und Unterböden in den drei Versuchsjahren: Die Asteriske markie- ren signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle). ii) Blattanalysen _Obwohl die Verfügbarkeit verschiedener Elemente laut Bodenanalysen deut-_ _lich verbessert wurde, zeigten sich in der Ertragsanlage Moarhof kaum Aus-_ _wirkungen auf die Mineralstoffgehalte der Blätter. Es konnten mit Ausnahme_ _des Borgehaltes im Juni 2019 (Abb. 18), keine signifikant unterschiedlichen_ _Gehalte einzelner Elemente gefunden werden. Trotz der beachtlichen Verän-_ _derungen im Boden durch die Einbringung des Biochars, traten aber auch_ _keine optisch feststellbaren Veränderungen im Wachstum, der Blattfarbe oder_ _andere Anzeichen von Stress oder Karenzen oder physiologische Störungen_ _an den Reben auf._ Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner Abb. 18 – Relative Bor Menge in den Blättern im Juni 2019; verschiedene Buchstaben weisen auf einen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungen hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kon- trolle). iii) Reifeentwicklung der Trauben _In keinem Falle traten Unterschiede im Reifeverlauf der einzelnen Versuchs-_ _varianten auf (Daten sind nicht dargestellt)._ iv) Ertrag _In den drei Versuchsjahren hat die Ernte jeweils in den ersten Septembertagen_ _stattgefunden, bei einem Zuckergehalt von 16-17 °KMW (Babo). Im ersten_ _Versuchsjahr dezimierte ein starker Spätfrost am 21.04.2017 den Ertrag stark._ _Wie in der Praxis üblich wurde alljährlich zudem eine Ertragsregulierung_ _durchgeführt, vorwiegend durch teilen großer Trauben. Auch die Anzahl der_ _Trauben vor der Ertragsregulierung war bei den einzelnen Versuchsvarianten_ _ident. Bei der Ernte wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede fest-_ _gestellt (Tab. 4, Abb. 19)._ Abb. 19 – Ernte 2019: die einzelnen Versuchparzellen wurden getrennt geerntet. ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` Tabelle [^4]:– Traubenertragpro Rebe der Behandlungen: in keinem der drei Versuchsjahre wurde ein signifikanter Unterschied zwischen den Behandlungen festgestellt. ``` Behandlung / Jahr ``` ``` Ertrag/Rebe (kg) ``` ``` 2017 2018 2019 ``` ``` N 1,25 2,96 1,61 C 1,51 2,81 1,71 B1 1,49 3,10 1,83 B2 1,44 2,57 1,62 B1C 1,41 2,98 1,79 B2C 1,34 3,31 1,52 ``` v) Vegetatives Wachstum _Das Gewicht des einjährigen Schnittholzes ergibt einen Hinweis auf die Inten-_ _sität des vegetativen Wachstums der Reben während der gesamten Vegetati-_ _onsperiode. Es wurde daher gleich nach dem Rebschnitt gesammelt und ge-_ _wogen. Die Daten von 2018 fehlen, aber sowohl 2017 wie auch 2019 konnten_ _keine signifikanten Unterschiede zwischen den Varianten gefunden werden._ Abb. 20 – Schnittholzgewichte pro Rebeder einzelnen Versuchsvarianten: Es wurde kein signifikan- ter Unterschied zwischen den Behandlungen festgestellt, (N = unbehandelte Kontrolle). Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner vi) Weinausbau _Die Moste der Trauben der einzelnen Versuchsvarianten wiesen vor der Gä-_ _rung keine signifikantenUnterschiede auf, in keinem der drei Versuchsjahre_ _(Tab. 5)._ Abb. 21. Mikrovinifikation der Moste der Versuchsvarianten: zwei Wiederholungen pro Behandlung wurden vinifiziert. ``` Abb. 22– Abfüllung der Weine etwa 8 Monate nach der Traubenernte ``` _Die Werte der Moste der einzelnen Versuchsvarianten unterschieden sich_ _nicht signifikant, jedoch waren die Gesamtsäurewerte und die Gehalte der_ _Moste an hefeverwertbarem Stickstoff in den Jahren unterschiedlich. Letztere_ _waren 2017 am höchsten, wohl infolge der erfolgten Bodenbearbeitung des_ _ansonsten langfristig unbearbeiteten, dauerbegrünten Bodens._ Tabelle [^5]:– Inhaltsstoffe der Moste zur Ernte _Behandlung /_ _Jahr_ _Zucker, °KMW (Babo) pH-Wert_ _2017 2018 2019 2017 2018 2019_ _N 16,30 16,76 16,81 3,32 3,31 3,33_ _C 16,14 16,66 16,76 3,3 3,3 3,32_ _B1 16,05 17,10_ [^1]:_6,49 3,3 3,33 3,32_ _B2 16,07_ [^1]:[^7]:_,01 16,46 3,3 3,34 3,33_ _B1C 16,43 16,27 16,44 3,35 3,29 3,33_ _B2C 16,32 15,98 16,35 3,36 3,31 3,35_ ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` ``` Behandlung / Jahr ``` ``` Gesamtsäure (g/l) HVS (mg/l) 2017 2018 2019 2017 2018 2019 N 5,67 4,675 6,07 120 73,5 87,5 C 5,96 4,73 6,21 123 75,5 75,5 B1 5,98 4,5 5,99 111 65 70,5 B2 6,15 4,47 6,11 123 63 67,5 B1C 6,19 4,68 5,7 158 58,5 57,5 B2C 6,37 4,87 5,78 163,5 80,5 72,5 ``` _Etwa 7 Monate nach der Gärung wurden die Verkostungendurchgeführt. Da-_ _bei wurden die einzelnen Weine der verschiedenen Versuchsvarianten nicht_ _signifikant unterschiedlich bewertet. In der Tendenz zeigte sich aber eine_ _leichte Bevorzugung der Weine der niedrigen Biochardosierung bezüglich_ _Komplexität und Typizität und eine eher schlechtere Bewertung der Weine_ _der Kompostvariante in der Bewertung der Harmonie und des Gesamteindru-_ _ckes (Abb. 23)._ Abb. 23– Sensorische Bewertung der Weine, durchschnittliche Ergebnisse der Weinbewertungen der drei Versuchsjahre: Keine Versuchsvarianteunterscheidet sich signifikant von den anderen. (N = unbehandelte Kontrolle). Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner vii) Entwicklung des Wurzelsystems _Durchwurzelung der mit Biochar angereicherten Bodenbereiche: Grabungen_ _in der Anlage Moarhof zeigten deutlich, dass die mit Biochar angereicherten_ _Bodenbereiche gut von Rebwurzeln durchwachsen waren (Abb. 24)._ Abb. 24 – Grabungen ließen ein intensives Wachstum von Rebwurzeln in mit Biochar angereicherten Bodenbereichen erkennen. 3.2 Weißplatter i) Bodenanalysen _Im Unterschied zur AnlageMoarhof wurden in dieser Anlage die Bodenzu-_ _satzstoffe vor dem Pflanzen der Reben in die Pflanzreihe mit einem Kleinbag-_ _ger eingearbeitet bis auf eine Tiefe von 60 cm. Die Veränderungen der ver-_ _schiedenen Bodenparameter waren daher in dieser Anlage auch im Unterbo-_ _den deutlich erkennbar. Insgesamt sind die Ergebnisse aber ident mit denen_ _der Anlage Moarhof. Sie werden daher hier nicht im Einzelnen dargestellt._ ii) Blattanalysen _Generell wurden auch in dieser Anlage kaum Veränderungen der Mineral-_ _stoffgehalte der Blätter in den zwei Erhebungsjahren gefunden (2017 wurden_ _die Reben gepflanzt, daher wurden erst ab 2018 Analysen durchgeführt) Im_ _Juni 2018 konnten signifikant höhere Magnesiumgehalte der Blätter in allen_ ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` _Varianten mit Biochar gefunden werden (Abb. 25), wobei insgesamt die Mag-_ _nesiumgehalte aller Varianten im Defizitbereich liegen, besonders aber die_ _Kontrolle und die mit Kompost angereicherte Variante. Die Mangangehalte_ _(Abb. 26) hingegen weisen in beiden Untersuchungsjahren niedrigere Werte_ _in allen mit Biochar angereicherten Varianten auf. Dieses Ergebnis geht einher_ _mit der gefundenen niedrigeren Manganverfügbarkeit der Böden infolge der_ _Anreicherung mit Biochar._ Abb. 25– Magnesiumgehalte laut Blattanalyse im Juni 2018; verschiedene Buchstaben weisen auf einen signifikanten Unterschied zwischen Behandlungen hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle) Abb. 26– Mangangehalte der Blätter im Juni 2018 und 2019; verschiedene Buchstaben weisen auf einen signifikanten Unterschied zwischen Behandlungen hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle). Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner iii) Reifeentwicklung der Trauben _Auch in dieser Anlage wurden trotz des noch nicht erreichten Vollertrages in_ _den Jahren 2018 und 2019 Reifetests durchgeführt. Dabei wurden keine signi-_ _fikanten Unterschiedezwischen den Versuchsvarianten gefunden._ iv) Etrag _Die Ernte erfolgte Mitte September bei einem mittleren Zuckergehalt der_ _Trauben der einzelnen Varianten von etwa 19.7 °KMW (Babo). Die ermittelten_ _Traubenerträge der einzelnen Versuchsvarianten unterschieden sich nicht_ _signifikant, es war aber eine Tendenz zu höheren Erträgen in den Varianten_ _mit Biochar zu erkennen (Tab. 6)._ Tabelle[^6]:– Durchschnittlichen Ertrag pro Rebe der Versuchsvarianten im Jahr 2019; es wurde kein signifikanter Unterschied zwischen den Behandlungen festgestellt. ``` Behandlung Traubenertrag/Rebe(kg) N 0,7 ``` ``` C 0,69 B1 0,84 B2 0,96 B1C 0,94 B2C 0,76 ``` v) Vegetatives Wachstum _Die Ermittlungen des Schnittholzgewichtes ergaben keine signifikanten Un-_ _terschiede, jedoch zeigte sich wieder eine Tendenz zu höheren Werten in den_ _mit Biochar angereicherten Varianten, ausgenommen bei Variante B2C_ _(Abb. 27)._ ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` Abb. 27 – Schnittholzgewichte pro Rebe: Es wurde kein signifikanter Unterschied zwischen den Behandlungen festgestellt., (N = unbehandelte Kontrolle) 3.3 Block 65 i) Bodenanalysen _Analysen der Bodennährstoffgehalte wurden nur im ersten Jahr nach der Ver-_ _suchsanlegung durchgeführt, in der Folge wurden regelmäßige Analysen der_ _Gehalte an mineralisiertem Stickstoff gemacht. Der pH-Wert des Bodens war_ _in dieser Anlage von Natur aus deutlich höher als in den zwei Rebanlagen,_ _nämlich um pH 7,4. Durch die Zugabe von Biochar stieg der pH-Wert auch_ _hier signifikant, aber weniger stark als in den Rebanlagen, auf einen Wert von_ _7,7 an (Abb. 28). Die Trockensubstanz der Böden (Abb. 29) war infolge der_ _Zugabe von Biochar etwas niedriger._ Abb. 28– pH-Werte im Boden in Juni 2017: Asteriske weisen auf einen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungen im Vergleich zur Kontrolle hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle) Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner Abb. 29 – Prozentualer Anteil der Bodentrockensubstanz in den drei Versuchsjahren: Asteriske wei- sen auf einen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungen im Vergleich zur Kontrolle hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle) _Die Nmin-Gehalte waren nicht unterschiedlich zwischen den Versuchs-_ _varianten. Es zeigten sich aber höhere Gehalte an organischem Kohlenstoff,_ _Phosphor, Kalium und Magnesium in den mit Biochar angereicherten Parzel-_ _len (Abb. 30)_ Abb. 30– Gehalte einiger Makroelemente im Boden im Juni 2017 (C-Werte als Humus % angege- ben): Asteriske weisen auf einen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungen im Ver- gleich zur Kontrolle hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle). _Bei den Mikroelementen konnten etwas höhere Bor- und Zinkgehalte in der_ _mit Char angereicherten Variante gefunden werden, aber niedrigere Werte an_ _Kupfer (Abb. 31). Die Gehalte an Mangan blieben unverändert._ ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` Abb. 31– Mikroelemente Werte im Boden in Juni 2017: Asteriske weisen auf einensignifikanten Unterschied bei den Behandlungen im Vergleich zur Kontrolle hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kon- trolle) ii) Blattanalysen _Blattanalysen wurden 2018 und 2019 durchgeführt. Im Juli 2018 zeigten sich_ _dabei signifikant höhere Kalium- und Magnesiumgehalte(Abb. 32), aber nied-_ _rigereKalziumgehalte der mit Biochar angereicherten Variante. Zudem waren_ _in den Blättern dieser letzteren Variante erhöhte Gehalte an Mangan feststell-_ _bar (Abb. 33)._ Abb. 32 – Kalium-, Kalzium- und Magnesiumgehalte in den Blättern im Juli 2018; verschiedene Buchstaben weisen auf einen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungen hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle). Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner Abb. 33 – Mangangehalte der Blätter im Juli 2018; verschiedene Buchstaben weisen auf einen sig- nifikantenUnterschied zwischen den Behandlungen hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle) iv) Ertrag _Der Ertrag der Versuchsvarianten wurde im zweiten und dritten Standjahr_ _ermittelt. Dabei wurden die Äpfel der vier zentralen Bäume jeder Parzelle_ _getrennt gepflückt und dann mit einer Versuchssortieranlage ausgewertet_ _(Tab. 7)._ Tabelle [^7]:– Ergebnisse der Ertragsauswertung 2018 und 2019 mittels Sortiermaschine: Die Fär- bungsprozentsätze sind saisonal bedingt, die Äpfel wurden alle am selben Tag geerntet und spie- gelnsomit nicht die maximal erreichbaren Werte wider. ``` Behandlung * * * * * ``` ``` 2018 Äpfel/ Baum ``` ``` Gewicht/ Apfel (g) ``` ``` rote Farbe (%) ``` ``` gelbe Farbe (%) ``` ``` grüne Farbe (%) ``` ``` N 42,2 180,4 76,0 1,96 20,5 C 48,4 184,1 80,3 2,11 16,1 BC 46,9 194,9 77,9 3,01 17,6 ``` ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` ``` Behandlung * ``` ``` 2019 Äpfel/ Baum ``` ``` Gewicht/ Apfel (g) ``` ``` rote Farbe (%) ``` ``` gelbe Farbe (%) ``` ``` grüne Farbe (%) ``` ``` N 44,5 184,6 88,55 1,179 8,901 C 46,4 177,49 91,08 0,77 6,843 BC 58,1 176,03 90,52 0,799 7,377 ``` _Aus der Anzahl und dem durchschnittlichen Gewicht der Äpfel der Versuchs-_ _varianten kann der Ertrag in kg Äpfel pro Baum errechnet werden (Abb. 34)._ _Dabei zeigten sich in beiden Erhebungsjahre die höchsten Erträge in der mit_ _Biochar angereicherten Versuchsvariante._ Abb. 34 – DurchschnittlicheProduktion in Kilogramm Äpfel pro Baum in den zwei Erhebungsjahren: Unterschiedliche Buchstaben weisen auf einen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlun- gen hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle). v) Vegetatives Wachstum _Tabelle 8 und Abbildung 35 zeigen die Daten des durchschnittlichen jährli-_ _chen Triebzuwachses der Versuchsvarianten auf (Jahrestriebe > 5 cm). Die_ _Wuchskraft der unbehandelten Bäume der Kontrollparzelle war im Vergleich_ Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner _zu den anderen deutlich geringer, während am meisten Zuwachs in der Vari-_ _ante Biokohle + Kompost erzielt wurde._ Tabelle [^8]:– Durchschnittliches jährliches Wachstum pro Baum jeder Behandlung: Asteriske weisen auf einen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungen im Vergleich zur Kontrolle hin (p<0,05). ``` Behandlung /Jahr ``` ``` 2017 * 2018 * Äste/ Baum ``` ``` cm/ Baum ``` ``` cm/ Ast ``` ``` Äste/ Baum ``` ``` cm/ Baum ``` ``` cm/ Ast N 14 7322 16,34 33 23323 22,06 C 15,9 8613 16,88 36,9 27019 22,85 BC 13,8 8969 20,33 41,3 35967 27,2 ``` Abb. 35– Durchschnittliche Trieblänge der Behandlung: Unterschiedliche Buchstaben weisen auf einen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungen hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kon- trolle). _In Tabelle 9 ist der Zuwachs des Stammdurchmessers der Bäume, einen Meter_ _über dem Boden, in den drei Versuchsjahren dargestellt. Es traten diesbezüg-_ _lich aber keine signifikanten Unterschiede auf._ ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` Tabelle [^9]:– Durchschnittlicher Zuwachs des Stammdurchmessers pro Baum in den drei Versuchsjahren ``` Behandlung/ Jahr ``` ``` 2017 2018 2019 Durchschnittl. Wachstum der Stämme (mm) N +3,97 +4,11 +7,05 C +4,38 +4,15 +6,51 BC +3,77 +5,04 +6,96 ``` #### 4. Diskussion _Die erzielten Ergebnisse zeigen auf, dass die Einbringung von Biochar oder_ _von Biochar mit Kompost in den Boden einige chemische Parameter des Bo-_ _dens verändert und die Verfügbarkeit einiger Mineralstoffe, speziell der Mak-_ _roelemente Kalium, Magnesium und Phosphor erhöht haben. Die Eignung_ _von Biochar mit hohem pH-Wert zur Anhebung des pH-Wertes der Böden hat_ _sich klar erwiesen und kann bei sauren Böden auch im Weinbau gut genutzt_ _werden. Die Zufuhr von Kompost allein hat keine dieser genannten Verände-_ _rungen ähnlich deutlich bewirkt. Die Zunahme der Mineralstoffgehalte ist_ _auch in den Unterböden erkennbar, weniger ausgeprägt dort wo das Biochar_ _nur in den Oberboden eingearbeitet wurde, deutlicher wo das Biochar in die_ _obersten 60 cm Boden eingebracht worden ist. Die aufgezeigten Auswirkun-_ _genblieben über den Versuchszeitraum von drei Jahren weitgehend stabil._ _Diese Ergebnisse bestätigen die Eignung von Biochar zur Bodenverbesserung_ _im Weinbau (Schmid et al. 2014, Genesio et al. 2015), zur Steigerung des Hu-_ _musgehaltes und damit zur potenziellen Verbesserung des Wasserspeicher-_ _vermögens der Böden, sowie zur Anhebung der Verfügbarkeit einiger Mine-_ _ralstoffe._ Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner _Weiters hat sich gezeigt, dass eine verbesserte Mineralstoffverfügbarkeit im_ _Boden nur in wenigen Fällen auch zu einer höheren Aufnahme des Mineral-_ _stoffes geführt hat. Bei den Blattanalysen im Weinbau konnte in den Varian-_ _ten Biochar und Kompost in einem Fall höhere Borgehalte gefunden werden._ _In der Rebjunganlage konnte in allen Biocharvarianten im 2. Standjahr eine_ _verbesserte Magnesiumaufnahme gegenüber der Kontrolle gefunden werden_ _und zwar in einer Magnesiummangelsituation wiesie gerade in Junganlagen_ _mit noch wenig entwickeltem Wurzelsystem bei Reben häufig vorkommt._ _Dies könnte darauf hinweisen, dass mit Biochar angereicherte Böden gerade_ _in Stress- und Mangelsituationen eine gewisse verbesserte Ausgangslage bie-_ _ten, die zu einer besseren Versorgung der Reben beiträgt._ _Eine verbesserte Magnesiumaufnahme konnte 2018 laut Blattanalye auch in_ _der Apfelneuanlage festgestellt werden, zudem eine verbesserte Kaliumauf-_ _nahme bei zugleich niedrigerenKalziumgehalten in den Blättern._ _Ein auf den ersten Blick widersprüchliches Ergebnis ist bei Mangan zu ver-_ _zeichnen: in der Rebjunganlage war 2018 und 2019 in den Biocharvarianten in_ _den Blättern ein signifikant niedrigerer Mangangehalt gegeben, was in Ein-_ _klang mit der niedrigeren Manganverfügbarkeit im Boden der mit Char ange-_ _reicherten Varianten dieser und auch der zweiten Rebanlage stand. Im Gegen-_ _satz dazu wies die Apfeljunganlage im Jahre 2018 höhere Manganblattgehalte_ _in der Biocharvariante auf, wobei in diesem Falle im Boden keineerkennbare_ _Veränderung der Manganverfügbarkeit infolge der Einbringung von Biochar_ _in den Boden vorlag (Daten nicht dargestellt). Dieses gegensätzliche Ergebnis_ _könnte darauf zurückzuführen sein, dass Biochar vermutlich nicht direkt die_ _Verfügbarkeit von Mangan durch Festlegung verändert, sondern dass es sich_ _hier um eine indirekte Auswirkung infolge der Verschiebung des pH-Wertes_ _im Boden handeln dürfte. In den beiden Rebanlagen im Versuch waren nied-_ _rige pH-Werte im leicht sauren Bereich vor Behandlungsbeginn gegeben, von_ _6,35 in der Anlage Moarhof und 6,28 in Weissplatter. In diesem pH Bereich_ _kann die Rebe Mangan gut aufnehmen. Durch die Biocharzugabe stiegen die_ _Boden-pH-Werte auf 7,16 bzw. 7,36 und verschoben sich somit in den neutra-_ _len bis leicht alkalischen Bereich, in dem die Rebe bekannter Weise das Man-_ _gan nicht mehr so gut aufnehmen kann (Keller, 2015). In der Apfeljunganlage_ _hingegen lag der pH-Wert des Bodens von vorne herein bereits im alkalischen_ ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` _Bereich, bei7,45 und veränderte sich durchdie Biocharanreicherung in die-_ _sem Falle nicht mehr so deutlich, zu einem pH-Wert des Bodens von 7,7. Die_ _Manganverfügbarkeit im Boden laut Bodenanalyse veränderte sich dadurch_ _nicht, die Manganaufnahme durch die Apfelbäume verbesserte sich sogar._ _Somit dürfte es sich wohl eher nichtum eine grundsätzliche Festlegung von_ _Mangan durch Biochar handeln, sondern wohl eher um die Folge der verän-_ _derten Manganverfügbarkeit durch die pH-Wertveränderung im Boden._ _Auch die festgestellte reduzierte Kupferverfügbarkeit in den Weinbauböden_ _der beiden Versuchsanlagen dürfte auf die pH-Wertverschiebung vom sauren_ _in den leicht alkalischen Bereich zurückzuführen sein. In der Praxis wird zur_ _Reduzierung der Kuperverfügbarkeit in den Böden ansonsten Kalk verwen-_ _det, auch mit dem Ziel den pH-Wert zu erhöhen (Park, 2011). Insgesamt ist,_ _wie die Versuche gezeigt haben, die Einbringung von Biochar in die Böden_ _eine gute Möglichkeit zur Anhebung der pH-Werte. Je saurer die Bodensitua-_ _tion, umso mehr sollte auf die Verwendung eines Biochars mit hohem pH-_ _Wertgeachtet werden._ _Die Reifetests und die Analysen der Moste zur Ernte haben keine signifikan-_ _ten Unterschiede bei den Inhaltsstoffen erkennen lassen, jedenfalls nicht zwi-_ _schen den Versuchsvarianten. Allgemein waren die HVS-Werte, also die Ge-_ _halte an hefeverwertbarem Stickstoff und auch die Gesamtsäuregehalte in den_ _Jahren jedoch ziemlich unterschiedlich. Anders als von Holweg, 2019 be-_ _schrieben, traten in beiden Rebversuchsanlagen keine höheren HVS Gehalte in_ _den Mosten der mit Biochar angereicherten Parzellen auf._ _Die Weine der einzelnen Versuchsvarianten zeigten in allen drei Jahren weder_ _sensorisch noch analytisch signifikanten Unterschiede auf. Allgemein wurde_ _den Weinen eine große Ähnlichkeit attestiert. In der Tendenz wurde den Wei-_ _nen der niedrigenBiochardosierung, im Durchschnitt der drei Auswertungs-_ _jahre, eine etwas höhere Typizität zugesprochen, während die Weine der_ _Kompostvariante in der Harmonie und der Gesamtbewertung tendenziell et-_ _was schlechter als die Weineder anderen Varianten eingestuft wurden._ _Die Erträge waren in den Rebanlagen in den einzelnen Versuchsvarianten_ _nicht signifikant unterschiedlich, in der Apfeljunganlage hingegen war in bei-_ _den Erhebungsjahren eine größere Anzahl an Früchten und ein höherer Ertrag_ _feststellbar, insbesondere in der Variante Biochar und Kompost, etwas weni-_ Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner _ger deutlich auch in der Variante Kompost im Vergleich zur Kontrolle. Zu-_ _gleich konnte in der Apfeljunganlage auch ein höherer Jahrestriebzuwachs in_ _der Variante Biochar mit Kompost ermittelt werden. In den Rebanlagen hin-_ _gegen war kein Unterschied in der vegetativen Entwicklung der einzelnen_ _Versuchsvarianten feststellbar. Diese unterschiedlichen Ergebnisse dürften_ _darauf zurückzuführen sein,dass die Apfelanlage regelmäßig, alljährlich ge-_ _düngt wurde und dabei auch eine angemessene Stickstoffgabe erhielt. Die_ _Rebanlagen hingegen wiesen ausreichende Humusgehalte und Nährstoffver-_ _sorgung auf, so dass auf jegliche Düngung im Versuchszeitraum verzichtet_ _worden war. Die Nmin Gehalte, also die Gehalte anpflanzenverfügbarem_ _Stickstoff in den Versuchsparzellen der Rebanlagen waren im ersten Ver-_ _suchsjahr, infolge der Bodenbearbeitung für die Einbringung der Bodenzu-_ _satzstoffe der ansonsten langjährig vollkommen unbearbeiteten Böden, er-_ _kennbar erhöht in allen Varianten. Aber bereits im Folgejahr sanken die Nmin_ _Werte auf eher niedrige Niveaus ab und lagen in allen Versuchsvarianten_ _fortan um und unter 20 kg Nmin/ha. Die Einbringung auch beachtlicher Men-_ _gen an Biochar und an Biochar mit Kompost führte in diesen Rebanlagen zwar_ _zu erkennbar höheren Gehalten an organischem Kohlenstoff, aber nicht zu_ _nachhaltig veränderter Stickstoffverfügbarkeit für die Reben. In der Folge war_ _auch kein höheres vegetatives Wachstum zu erwarten und ein solches trat tat-_ _sächlich auch nicht ein. Für den Weinbau ist dies ein durchaus erfreuliches_ _Ergebnis, zumal Stickstoffschübe und damit mehr vegetatives Wachstum im_ _Qualitätsweinbau unerwünscht sind, da sie sich negativ auf die Trauben- und_ _Weinqualität auswirken. Wird also eine Anwendung von Biochar zur pH-_ _Wertsteigerung erwogen oder soll primär eine Verbesserung des Wasserhal-_ _tevermögens der Böden angestrebt werden oder Biochar zur CO2 Festlegung_ _in den Boden eingebracht werden, so braucht man dabei keine Bedenken ha-_ _ben, es könntedadurch zu Wachstumsschüben oder negativen Auswirkungen_ _auf die Weinqualität kommen. Im Umkehrschluss gilt aber, dass dort wo man_ _im Weinbau tatsächlich eine Verbesserung der Wachstumssituation braucht,_ _die Zugabe von reinem Biochar oder von Biochar mit Kompost allein, sofern_ _das Biochar oder der Kompost nicht sehr stickstoffhaltig sind, zu wenig sein_ _dürfte, um ausreichende Auswirkungen zu erzielen. In diesen Fällen ist es an-_ ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` _gezeigt, dasBiochar intensiver mit Stickstoff anzureichern, etwa durch Kom-_ _postierung des Chars mit Mist und Gülle._ _In der Apfelneuanlage wurden zwar auch keine signifikant höheren Nmin_ _Gehalte im Boden gefunden, insgesamt lagen die Nmin Werte dort aber deut-_ _lich höher, zwei bis dreimal so hoch, als in den Rebanlagen. Mit Nmin-Werten_ _im Bereich zwischen 50 und 70 kg/ha lag in der Obstanlage insgesamt eine_ _deutlich höhere Stickstoffverfügbarkeit vor. Dies lässt vermuten, dass es da-_ _her in den mit Biochar und Kompost angereicherten Parzellen zu einerausge-_ _glicheneren Versorgung infolge einer verbesserten Stickstoffspeicherung_ _durch das Biochar gekommen sein könnte, wiediesvonSteiner et al. (2010),_ _Ventura et al. (2013) und Sánchez-García et al. (2015) festgestellt und_ _beschrieben wurde. Jedenfalls waren positive und statistisch signifikante_ _Auswirkungen auf die vegetative Entwicklung und den Ertrag der Jungbäu-_ _me durch die Zugabe von Biochar mit Kompost ins Pflanzloch erkennbar._ _Wachstumsdepressionen, wievon einigen Autorenbeschrieben (Deenik et al.,_ _2010; Nelson et al, 2012), konnten durch die Einbringung von reinem Biochar_ _in den Boden in den vorliegenden Versuchen in den Rebanlagen nicht_ _festgestellt werden. Dies dürfte auf den Humusgehalt der beiden Rebanlagen_ _von etwa 3% zu Versuchsbeginn und auf die langjährige Dauerbegrünung der_ _Anlagen zurückzuführen sein. Dadurch verfügen die Böden oberflächlich_ _über eine Auflage an organischer Substanz, da das Schnittmaterial der_ _Begrünung, das Material vom Triebschnitt der Reben und die einjährigen_ _verholzten Triebe beim Winterschnitt, sowie die Rebblättersichan der Bo-_ _denoberfläche sammeln und dort langsam verrotten. Durch die Bodenbe-_ _arbeitung im Zuge der Erstellung der Neuanlage und beim Einbringen der_ _Biochar- und Kompostvarianten dürfteausdieser organischen Masse einiges_ _an Stickstoff freigesetzt worden sein, was zu einer grundlegenden Anreiche-_ _rung des Chars mit Stickstoff und insgesamt mit Nährstoffen geführt haben_ _dürfte._ _Aufgrund der im Versuch gewonnenen Ergebnisse erscheint jedenfalls unter_ _den in Südtirol vorliegenden Gegebenheiten im Weinbau, sofern keine ausge-_ _sprochene Wachstumssteigerung der Anlage angestrebt wird, auch die Ver-_ _wendung reinen Chars durchaus ohne negative Folgen möglich. Im Versuch_ _war selbst die Entwicklung der Jungreben in den reinen Charvarianten nicht_ Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner _auffällig oder schwächer im Vergleich zur Kontrolle oder den Kompostvarian-_ _ten. Im Obstbau kam kein reines Char zum Einsatz. Hier ist ein höheres Stick-_ _stoffniveau zur Optimierung des Aufwuchses der Jungbäume undder Pro-_ _duktionsmenge erforderlich, daher ist eine angemessene Anreicherung der_ _Chars jedenfalls anzuraten. Zu erwähnen ist, dass in der Apfelanlage mit be-_ _reits hohem pH-Wert die zusätzliche Verwendung eines Biochars mit einem_ _pH-Wert von 9,6 keine Problemebereitet hat und auch nicht zu erkennbaren_ _Veränderungengeführt hat._ _Die beiden in den Versuchen eingesetzten Dosierungen von Biochar verhiel-_ _ten sich ähnlich, die höhere Dosierung zeigte teilweise etwas ausgeprägtere_ _Auswirkungen so z.B. bei der Steigerung des pH-Wertes des Bodens. Negati-_ _ve Auswirkungenkonnten in keinem Falle festgestellt werden._ #### 5. Schlussfolgerungen _Die hier vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass der Einsatz von Biochar an die_ _spezifischen Bedürfnisse der Anlage undan das jeweilige Produktionsziel an-_ _gepasst werden soll. Soll das Wachstumund die Produktion einer Kultur an-_ _geregt werden, gilt es, das Char vor oder nach der Ausbringung mit Stickstoff_ _entsprechend anzureichern. Soll hingegen, wie im Qualitätsweinbau ge-_ _wünscht, das Wachstum nicht nachhaltig erhöht werden, ist die Verwendung_ _reinen Biochars oder von nur sehr mäßig angereichertem Char angezeigt.Die_ _Fähigkeit von Biochar Kohlenstoff langfristig zu binden und somit einen Bei-_ _trag zum Klimaschutz zu leisten, kann daher auch dort genutzt werden, wo_ _das Wachstumnicht oder nur sehr begrenzt verändert werden soll. Die Ver-_ _suche haben zudem bestätigt, dass die Einbringung von hochwertigem Bio-_ _char in die Böden in jedem Fall zu einer Verbesserung der Bodeneigenschaf-_ _ten führt. Es wurden keine negativen Aus- bzw. Nebenwirkungen der An-_ _wendung von Biochar im Obst- und Weinbau festgestellt und auch die Quali-_ _tät der Weine wurde nicht beeinflusst._ ``` Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden ``` Literaturverzeichnis _Blackwell, P. S. (2000–).Management of water repellency in Australia, and_ _risks associated with preferential flow, pesticide concentration and_ _leaching. Journal of Hydrology_ [^231]:_(2), 384–395. Accesso via_ _https://doi.org/10.1016/S0022-1694(00)0021_[^0]:_-9_ _Cammarano, D., Ceccarelli, S.,Grando, S., Romagosa, I., Benbelkacem, A.,_ _Akar, T., Al-Yassin, A. & Ronga, D. (2019). The impact of climate change_ _on barley yield in the Mediterranean basin. European Journal ofAgronomy_ [^106]:_,_ [^1]:_-11._ _Clough, T. J. & Condron, L. M. (2017). Biochar and the nitrogen cycle:_ _introduction. Journal of Environmental Quality 39,_ [^1218]:_–23. Accesso via_ _http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20830909_ _Deenik, J. L., McClellan, T., Uehara, G., Antal, M. 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Accesso via_ _https://doi.org/10.1016/j.scienta.2019.108641_ ## Anwendung von Biochar als ## Bodenverbesserungsmittel: ## Wirkungen auf den Stickstoffzyklus unddie ## Trockenstresstoleranz bei im Topf angebauten ## Weinpflanzen **Marta Petrillo– Freie Universität Bozen** **Damiano Zanotelli– Freie Universität Bozen** **Valentina Lucchetta– Versuchszentrum Laimburg** **Agnese Aguzzoni– Freie Universität Bozen** **Massimo Tagliavini– Freie Universität Bozen** **Carlo Andreotti– Freie Universität Bozen** Abstract _Die Nutzung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel stellt eine interessanteMaß-_ _nahme für den Umweltschutz (stabile Kohlenstoffbindung im Boden) sowie zur poten-_ _ziellen Verbesserung der physikalisch-chemischen Fruchtbarkeit der behandelten Bö-_ _den dar. Zum aktuellen Zeitpunktsinddieagronomischen Eigenschaften von Biochar_ _als Bodenverbesserungsmittel noch nicht vollständigwissenschaftlicherwiesenund_ _scheinen in jedem Fall stark von verschiedenen Aspektenabzuhängen,wie der Beschaf-_ _fenheit des eingesetzten Biochars, den Eigenschaften des Produktionsprozesses und_ _den Ausgangsmerkmalen des verbesserten Bodens. Dieses Kapitel enthält die wichtigs-_ _ten Ergebnisse einer Reihe von Versuchen, die in kontrollierter Umgebung an getopften_ _Weinpflanzen durchgeführt wurden, um Folgendes festzustellen: i) die Wirkung der_ _Nutzung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel auf den Stickstoffzyklus in der_ _Weinpflanze; ii) die eventuellen mit der Nutzung von Biochar verbundenen Verände-_ _rungen der hydrischen Bodeneigenschaften und die potenzielle Erhöhung oder Verrin-_ _gerung der Stickstoffverluste durch Auslaugung; iii) den physiologischen Zustand von_ _Weinpflanzen, die aufeinem mit Biochar versetzten Substrat wachsen, während sie zu-_ _nehmendem Trockenstress ausgesetzt werden. Was den Stickstoffzyklus der Pflanze_ _anbelangt, hat die Anwendung eines mit dem Isotop_[^15]_N markierten Stickstoffdüngers_ Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti _ermöglicht, zu verdeutlichen, dass Biochar im Substrat die Aufnahme des Stickstoffs in_ _die Pflanze und dessen Verteilung in ihren verschiedenen Organe nicht signifikant ver-_ _ändert hat. Biochar verändert hingegen das Wasserspeichervermögen des Bodens und_ _führt zu einer positiven Zunahme des für die Pflanzen zur Verfügung stehenden Was-_ _sers. Dank der höheren Wasserverfügbarkeit unter induziertem Trockenstress zeigten_ _die auf dem mit Biochar verbesserten Bodensubstrat gewachsenen Pflanzen eine bes-_ _sere physiologische Performance, wie die weniger negativen Wasserpotenziale der_ _Blätter und die höhere fotosynthetische Aktivität beweisen. Der Zusatz von Biochar als_ _Bodenverbesserungsmittel zum Substrat, wenn dieses nicht durch Kompost „aktiviert“_ _ist, erhöht die Menge des durch Auslaugung verlorenen Stickstoffs. Es scheint sich da-_ _bei um eine Folge der durch den Beitrag vonBiochar erzielten höheren Feuchtigkeit im_ _Boden und der demzufolge größerenMengen Auslaugungslösung zu handeln, die in-_ _folgereichlicherWasserzufuhr gesammelt wird. Kurzgefasst, die Ergebnisse einiger an_ _getopften Weinpflanzen durchgeführten Tests haben verdeutlicht, dass Biochar, wenn_ _dem Boden wenig Wasser zugeführt wird, die für die Pflanzen verfügbare Wasserre-_ _serve erhöht und so den Trockenstress reduzieren kann. Besondere Aufmerksamkeit_ _erfordern hingegen sehr feuchte Böden beim Umgang mit Stickstoffdünger, da Biochar_ _im Boden zu einer Zunahme der Verluste durch Auslaugung führen kann._ #### 1. Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel: #### Wirkungen auf die Gesamtfruchtbarkeit der Böden und #### die Wachstumsperformance der Pflanzen _Die Nutzung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel hat in den letzten_ _Jahren erhebliche Aufmerksamkeit erregt, vor allem wegen der vielfältigen_ _Ergebnisse, die erzielt werden können. Im aktuellen Szenarium des Klima-_ _wandels und der globalen Erwärmung stellt Biochar ein interessantes Mittel_ _für den Umweltschutz dar, daes Kohlenstoffstabil im Boden bindet und da-_ _her erheblich zur Verlangsamung der Rückkehr dieses Stoffes in Form von_ _CO_[^2]: _in die Atmosphäre beiträgt (Lehmann, 2007). Außerdem verändert der_ _Zusatz von Biochar die chemischen, physikalischen und biologischen Eigen-_ _schaften der Agrarböden (und somit der Gesamtfruchtbarkeit) auf eine Art_ _und Weise, die von der Beschaffenheit und Menge des eingesetzten Biochars_ _abhängt (Novak et al., 2009). Verschiedene Studien haben insbesondere die_ ``` Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel ``` _Wirkungvon Biochar auf Verluste von Mineralstoffen durch Auslaugung be-_ _trachtet. DieEvidenz dieserVersuche deckt sich nicht vollständig. Zum Bei-_ _spiel haben einige Tests gezeigt, dass die Nutzung von Biochar Verluste von_ _Stickstoff (vor allem Nitratstickstoff) und anderer Stoffe durch Auslaugung_ _erheblich reduzieren kann, weil einerseits die Menge derAuslaugungslösung_ _reduziert wird und andererseits die Konzentration der gesammelten Lösung_ _geringer ausfällt (Lehmann et al., 2003). Wie ausgeprägt diese Wirkung ist,_ _scheint jedoch von der Zeit abzuhängen, die zwischen der ZugabevonBiochar_ _zum Boden und den analytischen Maßnahmen in Bezug auf die Auslaugung_ _vergeht (Ventura et al., 2012), und außerdem von den Eigenschaften des für_ _die Erzeugung vonBiochar verwendeten Ausgangsmaterials (Yao et al., 2012)._ _Esgibtjedoch auch Beispiele, bei denen Biochareine Erhöhung der durch_ _Auslaugung verlorenen Nährstoffmenge bewirkt hat, wie z. B. die von Hardie_ _et al. (2015) in einer jungen Apfelplantage durchgeführte Studie zeigt._ _Mehrere Studien haben zudem verdeutlicht, dass die Nutzung von Biochar_ _auch die physikalischen Eigenschaften des Bodens und folglich seine Fähig-_ _keit, Wasser zu speichern, verbessern kann (Glaser et al., 2002). Dies ist vor_ _allem auf die Zunahme der Stabilität der Aggregate und der Mikroporosität_ _der Substrate zurückzuführen (Verheijen et al., 2010; Abel et al. 2013; Laird et_ _al., 2010). Auch in Bezug auf die Wirkungen von Biochar auf die physikali-_ _schen Eigenschaften der Böden sind in der Literatur unterschiedliche Ergeb-_ _nisse zu finden.Diese Variabilität istzurückzuführen auf dieunterschiedli-_ _chenEigenschaften der verwendeten Biochars – Unterschiede bestehen hier_ _sowohlhinsichtlich desfürdie Herstellung verwendeten Ausgansmaterials_ _undderEigenschaften des Pyrolyseprozesses (Novak et al., 2012) – als auch_ _auf dieunterschiedlichenMengenbzw. Produktformen(Pulver, Pellets oder_ _Flocken) (Laird et al., 2010; Abiel et al., 2016) und dieunterschiedlichenBo-_ _deneigenschaften. Wie Hardie et al. (2014)feststellt, sollte zudemhervorgeho-_ _ben werden,dass die ErkenntnissezahlreicherStudien zu denWirkungenvon_ _Biochar auf die physikalischen Eigenschaften des Bodensvon diskutabler Be-_ _deutungfür den Agrarbereich sind, da sie nichtauf Agrarbödenundmit ho-_ _hen, in der Landwirtschaft schwer implementierbaren Dosierungen (>_ [^50]: _t/ha)_ _bzw.unter Laborbedingungen mit entnommenem,gesiebtem Bodendurchge-_ Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti _führt wurden. DieIn situ-Verifizierung der durch Biochar bewirktenVerbes-_ _serungen der physikalischen Bodeneigenschaften ist sicherlich komplexer_ _und beidenineinigen Fällen beobachtetenWirkungen vonteilweisebeacht-_ _lichen Zugaben von Biochar (47 t/ha) auf dieWasserspeicherfähigkeit des Bo-_ _dens (z. B. Wassergehalt bei Feldkapazität, Wassergehalt bei permanentem_ _Welkepunkt und insgesamt für die Pflanzenverfügbares Wasser)handelt es_ _sichnichtumstatistisch signifikante Ergebnisse(Hardie et al., 2014)._ _Biocharwurde in Weinbergen mit recht widersprüchlichen Ergebnissen ange-_ _wandt. Eine Analyse derVersuchsergebnisseergibt eindeutig, dass die Wir-_ _kung der Zugaben von Biochar auf das Vegetations- und Produktionsverhal-_ _ten der Weinreben stark von den allgemeinenBedingungen des Weinbergs_ _abhängt. In einem mehrjährigen Test in einem nicht bewässerten Weinberg in_ _der Toskana hat der Zusatz einer Dosis von 22 bis 44 t/ha zum Boden das_ _Wasserspeichervermögen des Bodens erheblich verändert. Bei Behandlung_ _mit hohen Dosierungen von Biocharkam es zu einerZunahme des für die_ _Pflanzen verfügbaren Wassers vonbis zu +45 % gegenüber dem nicht verbes-_ _serten Kontrollboden. Auchdie positiven Auswirkungen auf den Wasserzu-_ _stand der Pflanzen waren offensichtlich: weniger negatives Wasserpotenzial_ _der Blätter, höhere stomatäre Leitfähigkeit und fotosynthetische Aktivität (Ba-_ _ronti et al., 2014). Der bessere physiologische Allgemeinzustand der auf dem_ _mit Biochar verbesserten Boden wachsenden Pflanzen schlug sichschließlich_ _in einer höheren Produktionsleistung nieder, insbesondere in Jahren mit ge-_ _ringerem Niederschlag und somit verschärftem Trockenstress im Sommer_ _(Genesio et al., 2015). Dieser Produktionszuwachs pro Pflanze, der vor allem_ _in einem höheren Durchschnittsgewicht der Weinbeeren und Trauben be-_ _stand, führte nicht zu signifikanten Unterschieden in den wichtigsten Quali-_ _tätsparametern der Trauben (lösliche Feststoffe, Gesamtsäure und Gesamtant-_ _hocyangehalt). Die Autoren dieser Studie führen das Fehlen vonBeweisen in_ _qualitativer Hinsicht auf die komplexe Interaktion verschiedener Faktoren zu-_ _rück (Ernährungszustand, Zeiten von Trockenstress, Bodentemperatur usw.),_ _die direkt oder indirekt durch den Zusatzvon Biochar zum Boden beeinflusst_ _werden (Genesio et al., 2015). In einem anderen ökologischen Umfeld, in dem_ _die Vegetationsperiode durch eine unbeschränkte Verfügbarkeit von Wasser_ _für die Pflanzengekennzeichnet ist, hat der Zusatz geringererDosierungen_ ``` Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel ``` _(unter 10 t/ha)von Biocharzum Boden, mit oder ohne Kompost, keinen Un-_ _terschied im Wachstum und Gesundheitszustand der Weinreben und der qua-_ _litativen Parameter der Trauben bewirkt (Schmidt et al., 2014). Diese Evidenz_ _hat die Autoren zum Schluss veranlasst, dass der Einsatz von Biochar als Bo-_ _denverbesserungsmittel unter den Bedingungen, die den Studienweinberg_ _kennzeichnen, keine wirtschaftlich relevanten Folgen hat (Schmidt et al.,_ _2014). Diese Schlussfolgerungen berücksichtigen jedoch nicht die anderen_ _möglichen ökosystemischen Leistungen, die auf die Nutzung von Biochar im_ _Weinbau zurückzuführen sind, wie zum Beispiel die Verringerung der Mobi-_ _lität von Kupfer in Anbausystemen wie Weinbergen, die mit schweren ökolo-_ _gischen Problemen infolge der historischen Kumulation dieses Stoffes im Bo-_ _denzu kämpfen haben. Einige rezente Studien (Soja et al., 2018; Pump et al.,_ _2019) haben die Möglichkeit der Nutzung von Biochar zur Beschränkung der_ _Kupfermobilität im Weinbergsystem verdeutlicht; dadurch werden die Ver-_ _breitung und möglichen negativen Auswirkungen auf die Umwelt reduziert,_ _und zwar auf besonders effiziente Weise beiBöden mitsaurerLösung und bei_ _rezentenEinlagerungen von Kupfer._ _In Anbetracht des oben beschriebenen Wissensstandesundder Variabilität_ _der verfügbarenVersuchsergebnisse scheint es offensichtlich, dass unsere_ _Kenntnisse in Bezug auf die Wirkungen von Biochar als Bodenverbesserungs-_ _mittel noch unvollständig sind.Vor allem bestimmte Aspekte hinsichtlich der_ _physiologischen Reaktionen der Pflanzen auf die Behandlung des Bodens mit_ _Biochar verdienen weitere Untersuchungen. Zu diesem Zweck wurden die_ _folgendenVersuche in kontrollierter Umgebung durchgeführt; insbesondere_ _sollendiese i) die Wirkungen der Nutzung von Biochar (inReinform oder in_ _Kombination mit Kompost) auf den Stickstoffzyklus von getopften Wein-_ _pflanzen bestimmen; ii) die eventuelle Wirkung der Nutzung von Biochar als_ _Bodenverbesserungsmittel auf die Stickstoffverluste durch Auslaugung eva-_ _luieren; iii)helfen zuverstehen, wie sich die Veränderungen der hydrischen_ _Substrateigenschaften nach Zusatz von Biochar auf den Wasserzustand von_ _Weinpflanzen auswirken, die aufeinanderfolgenden Zyklen von Wasserman-_ _gel ausgesetzt wurden, wobei die physiologischen Stressindikatoren auf Blatt-_ _ebene gemessen wurden._ Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti #### 2. Wirkungen der Anwendung von Biochar auf den Stick- #### stoffzyklusvongetopften Weinpflanzen 2.1 Angewandte Methode 2.1.1 Pflanzenmaterial undVersuchsdesign _Fürden Versuchwurden 30 zweijährige Weinpflanzen (cv. Pinot nero aufUn-_ _terlage SO4) mit einem Stockdurchmesser von circa 2 cm mit einem aufvier-_ _bis fünf Augen zurückgeschnittenen Fruchtholz verwendet. Die Substrate_ _sindin Tabelle 1 gegenübergestellt._ Tabelle 1 – Substrate im Vergleich (Versuchsbehandlungen) ``` Behandlung Beschreibung des Substrats ``` ``` Kontrolle Kontrolle (mit 10-mm-Sieb gesiebte Erde) Volumetrische Dichte 0,91 g/cm[^3] Kompost Kompost 4,5 % (0,9 kg Kompost in 20 kg gesiebter Erde). Volumetrische Dichte 0.92 g/cm[^3] Biochar Biochar 2 % (0,4 kg Biochar in 20 kg gesiebter Erde). Volumetrische Dichte 0,89 g/cm[^3] Biochar + Kompost Biochar 2 % + Kompost 4,5 % (0,4 kg Biochar + 0,9 kg Kompost in 20 kg gesiebter Erde). Volumetrische Dichte 0,87 g/cm[^3] ``` _Die wichtigsten Eigenschaften der getesteten Substrate (organische Substanz,_ _pH-Wert und Konzentration der Makrostoffe) sind in Tabelle 2 aufgeführt._ ``` Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel ``` Tabelle 2– Analytische Charakterisierung der Substrate im Vergleich (Mittelwerte± Standardab- weichung) ``` Behandlung Humus (%) ``` ``` pH- Wert ``` ``` Nmin (mg/kg) ``` ``` P2O5 (mg/100g) ``` ``` K2O (mg/100g) ``` ``` MgO (mg/100g) ``` ``` Kontrolle 5,3±0,5 7,0±0,01 2,61±1,13 28±0,58 24,33±0,33 22,33±0,33 Kompost 5,5±0,3 7,1±0,01 2,17±0,44 33±0,58 46,67±1,67 25,67±0,33 Biochar + Kompost ``` ``` 7,1±0,7 7,5±0,06 2,67±0,54 40±3,18 116,33±20,99 28,33±1,67 ``` ``` Biochar 6,7±0,3 7,5±0,03 1,15±0,57 29±0,00 97,33±3,53 26,33±0,33 ``` _Fürden Versuch wurden fünf Replikate pro Behandlung (eine Pflanze pro_ _Replikat)verwendet und nach einem Versuchsplan mit kompletter Randomi-_ _sierung in einem Plastiktunnel in der Nähe des Versuchszentrums Laimburg_ _(Gemeinde Vadena, BZ)angeordnet. Die Jungpflanzen wurden Anfang Juni_ _2017 in Kunststofftöpfe mit 23 Liter Fassungsvermögen gesetzt, die mit den_ _vier verschiedenen für den Vergleich vorgesehenen Substratenbefüllt worden_ _waren. Außerdem wurden 10 weitere Jungpflanzen in Kontrollsubstrat ge-_ _pflanzt, um weitere spezifische Probenahmen zu ermöglichen, wie im Folgen-_ _den beschrieben. Die wichtigstenVersuchsphasensind in Abbildung 1 darge-_ _stellt._ Abb. 1 – Zeitliche Abfolge der wichtigsten Phasen des vonJuni bisSeptember 2018 in einem Plastiktunnel durchgeführten Versuchs 2.1.2 Düngung mit markiertem Stickstoff ([^15]N) _In den Monaten Juni und Juli wurde ein Dünger mit isotopisch markiertem_ _Stickstoff eingebracht. Im Einzelnen bestand die Düngung in der Verteilung_ Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti _von 5 g Stickstoff in Form von Ammoniumnitratdünger (NH_[^4]:_NO_[^3]:_) in zwei_ _Gaben (F1 und F2, siehe Abb. 1). Von den insgesamt 5 g N, die der Pflanze_ _zugeführt wurden, resultierten 3 g angereichert in_[^15]_N durch die Anwendung_ _von markiertem Düngemittel_[^15]_NH_[^4]:[^15]_NO_[^3]: _mit 5 %_[^15]_N. Alle auf Substraten mit_ _Biochar, Biochar und Kompost, nur Kompost und Kontrollsubstrat wachsen-_ _den Pflanzen wurden gedüngt. Darüber hinaus erhielten weitere fünf auf_ _Kontrollsubstrat wachsende Pflanzen keinen Dünger._ _Während der gesamten Dauer desVersuchs (von der ersten Düngung bis zur_ _Entwurzelung der Pflanzen) wurden alle vorzeitig von den Pflanzeninden_ _verschiedenen Behandlungen gefallenen Blätter eingesammelt und getestet._ _Diese Proben wurden in Bezug auf Biomasse und Gehalt an Stickstoff (mar-_ _kiert und nicht markiert)bewertet und zusammen mit den am Ende des Ver-_ _suchs durchgeführten Evaluierungen berücksichtigt. Im Monat September_ _wurden schließlich alle Pflanzen dervierDüngebehandlungen (Biochar, Bio-_ _char + Kompost, Kompost und Kontrollsubstrat) sowie die fünf nicht gedüng-_ _ten Kontrollpflanzen entwurzelt. Die jährlichen Organe (feine Wurzeln,_ _Triebe, Blätter) und die mehrjährigen Organe (Wurzeln mit Sekundärwachs-_ _tum, Stamm und Fruchtrute) der einzelnen Pflanzen wurden gewogen, ge-_ _trocknet, gemahlen und auf ihren Gesamtstickstoffgehalt und ihren Gehalt an_ _markiertem Stickstoff (_[^15]_N), sowie ihren Gehalt an Makro-und Mikronährstof-_ _fen in den Blättern untersucht (Abb. 2)_ ``` Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel ``` Abb. 2– Vorbereitung der Weinpflanzen am Ende desVersuchsmit markiertem Stickstoff. Die Pflanzen (A) wurden entwurzelt, in die verschiedenen Organe aufgeteilt (Wurzeln, Stamm und Fruchtrute, Triebe, Blätter) (B und C), gewogen und getrocknet. Dann wurden Stichproben der ver- schiedenen Organe auf ihren Gehalt an Gesamtstickstoff und markiertem Stickstoff ([^15]N) unter- sucht. 2.1.3 Isotopische Stickstoffanalyse _Die Gesamtstickstoffkonzentration in den Substraten und inden verschiede-_ _nen Organen der Pflanze wurde mit einem mit Elementaranalysator ausge-_ _stattetenIsotopenverhältnis-Massenspektrometer durchgeführt (Isotopic Ra-_ _tio Mass Spectrometer- IRMS, Thermo Scientific, Germany). Der Überschuss_ _an_[^15]_N (% Atome) in den Organen und im Dünger im Vergleich zum natürli-_ _chen Überschuss von_[^15]_N (0,366 % Atome) wurde wie folgt berechnet:_ NausDünger = Gesamt−NOrgan(mg)×([^15]NÜberschussGewebe−natürlicher[^15]NÜberschuss) ([^15]NÜberschussDünger−natürlicher[^15]NÜberschuss) 2.1.4 Analyse der in den Blättern vorhandenen Makro- und Mikrostoffe _Die Blattkonzentration von Stickstoff(N), Kalium (K), Magnesium (Mg), Kal-_ _zium (Ca), Phosphor (P), Kupfer (Cu), Zink (Zn), Bor (B), Eisen (Fe) und Man-_ _gan (Mn) wurde mittels Analyse mit einem ICP-MS (Inductively Coupled_ Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti _Plasma Mass Spectrometer, Thermo Scientific, Bremen, Germany) nach Säu-_ _reaufschluss der Blattprobe ermittelt (2,5 ml HNO_[^3]:_- 65 %, w/w - auf 0,1 g Tro-_ _ckenprobe)._ 2.1.5 Statistische Analyse _Die Daten wurden mit der Software R, Version 3.3.1 analysiert. Erhebliche_ _Unterschiede zwischen Behandlungen wurden mit einereinfaktoriellen Vari-_ _anzanalyse (ANOVA) festgestellt, nachdem die Normalitätshypothesen_ _(durch Shapiro-Wilk-Test, p>0,05) und die Homogenitätshypothesen der Va-_ _rianz (durch Bartlett-Test, p>0,05) überprüft wurden. Die Paarvergleiche wur-_ _den mit Post-hoc-Tests (Tukey-HSD-Test) durchgeführt (p<0,05). Die als Pro-_ _zentsatz angegebenen Daten wurden vor Durchführung der statistischen_ _Tests durch logarithmische Umformung verwandelt. Die Daten in den Grafi-_ _ken und Tabellen sind als Mittelwert ± Standardabweichung dargestellt._ 2.2 Ergebnisse _Aus dem Vergleich zwischen der bei der Entnahme der verschiedenen Organe_ _(Wurzeln, Stamm und Fruchtrute, Triebe, Blätter) vorhandenen Biomasse_ _(Trockengewicht in Gramm) bei nicht gedüngten oder mit NH_[^4]:_NO_[^3]: _gedüng-_ _ten Kontrollpflanzen geht wie erwartet eine größere Biomasseproduktion der_ _gedüngten Pflanzen hervor (Abb. 3)._ ``` Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel ``` Abb. 3 – AmVersuchsende(Zeitpunkt der Entwurzelung) gemessene Biomasse (Trockengewicht in g) der verschiedenen Organe der mit NH[^4]:NO[^3]: gedüngten und nicht-gedüngten Kontrollpflanzen. Stamm und Fruchtrute wurden zusammen im Diagramm „Stamm“ betrachtet; das Diagramm „Wur- zeln“ betrifft die feinen Wurzeln und die Wurzeln mit sekundärem Wachstum. Die Ergebnisse in der Abbildung sind Gegenstand einer in Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus. _Vor allem das Wachstum der jährlichen Organe (Triebe und Blätter) fiel bei_ _den nicht gedüngten Pflanzen erheblich geringer aus; diesesind außerdem_ _durchdas Fehlen von Seitentrieben gekennzeichnet. Aus dem Vergleich mit_ _den auf den vier gedüngten Substraten gewachsenen Pflanzen gingen keine_ _signifikanten Unterschiede hervor, was die Biomasse der verschiedenen Or-_ _gane anbelangt (Abb. 4)._ Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti Abb. 4–Wirkung der verschiedenen Substrate auf die Biomasse (Trockengewicht in g) von Blättern, Trieben, Stamm und Wurzeln der am Ende desVersuchsentwurzelten Weinpflanzen. Siehe Anga- ben in Abb. 3, was die Beschreibung der Zusammensetzung der verschiedenen Teile der betrach- teten Pflanze anbelangt. Die Ergebnisse in der Abbildung sind Gegenstand einer in Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift ItalusHortus. _In Abbildung 5 sind die durchschnittlichen Mengen an N (in g) aufgeführt,_ _die in den einzelnen Pflanzenorganen gemessen wurden. Es handelt sich also_ _um das kombinierte Ergebnis der in den Pflanzenorganen gemessenen Stick-_ _stoffkonzentration und des Trockengewichts dieser Organe. Blätter und Wur-_ _zeln, die relativ hohe Stickstoffkonzentrationenhatten (circa 2,5 % N in den_ _Blättern und circa 1,5 % in den Wurzeln),erwiesen sich als die Organe mit der_ _größten Menge dieses Stoffes. Der Zusatz der Bodenverbesserungsmittel Bio-_ _char und Kompost (in Kombination oder einzeln) hat diese Menge gegenüber_ _den auf nicht verbessertem Boden gewachsenen Pflanzen (Kontrollpflanzen)_ _nicht signifikant verändert._ ``` Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel ``` Abb. 5–Durchschnittliche Stickstoffmenge (in g) In den verschiedenen Organen zum Zeitpunkt der Entnahme, nach Düngung. Siehe Angaben in Abb. 3, was die Beschreibung der Zusammensetzung der verschiedenen Teile der betrachteten Pflanze anbelangt. Die Ergebnisse in der Abbildung sind Gegenstand einer in Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus. _Die Menge an markiertem Stickstoff (_[^15]_N), der aus Düngungen mit NH_[^4]:_NO3_ _stammt, wurde für die verschiedenen Pflanzenorgane und in den verschiede-_ _nen Substraten evaluiert. Von den 3 g des an die Pflanzen verteilten markier-_ _ten Stickstoffs konnten circa 50 % in den verschiedenen Organen der Wein-_ _pflanzen ausfindig gemacht werden, während der Rest in den Substraten in_ _den Töpfen enthalten war. Es konnten in Zusammenhang mit den verschiede-_ _nen Behandlungen keine signifikanten Unterschiede ausgemacht werden, was_ _die in den Pflanzen und Substraten gemessene Menge an_[^15]_N anbelangt_ _(Abb. 6)._ Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti Abb. 6– Durchschnittlich enthaltene Menge des aus den Düngungen mit[^15]NH4 [^15]:NO[^3]: stammenden markierten Stickstoffs (in g,n=5) in den Pflanzen und dem Boden. Die Fehlerlinien zeigen die Standardabweichung. Die bei der Düngung insgesamt verteilten 3 g des markierten Stickstoffs wurden kohärent in den beiden Komponenten, Substrat und Pflanze, ausfindig gemacht. Die Differenz (zwischen 0,2 und 0,6 g N schwankend) in Bezug auf die erwartete Gesamtmenge (3 g)ist auf mögliche Verluste des Pflanzenmaterials während des Wachstumszyklus zurückzuführen. Die Ergebnisse in der Abbildung sind Gegenstand einer in Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus. _Der größte Teil des mit der Düngung verabreichten N wurde in den Organen_ _gemessen,die sich während des jährlichen Zuwachses gebildet haben, und_ _zwar überwiegend in den Blättern, wo im Durchschnitt circa 0,5 g N aus Dün-_ _gung gefunden wurden (Abb. 7A). Auch in den permanenten Organen der_ _Pflanze wurden bei den verschiedenen Behandlungen keine signifikanten Un-_ _terschiede in der Verteilung gemessen (Abb. 7B)._ _Tabelle 3 und 4 enthalten die Ergebnisse der Blattanalysen für einige Makro-_ _und Mikrostoffe. Der Zusatz von Biochar (allein oder in Kombination mit_ _Kompost) ergab eine geringere Konzentration von P (circa-35 %) und Ca (-27_ _%) im Vergleich zu den Kontrollpflanzen. In Übereinstimmung mit den höhe-_ _ren K-Werten, die in den mit Biochar verbesserten Substraten gefunden wur-_ _den, waren die Konzentrationen dieses Stoffes in den Blättern hingegen deut-_ _lich höher (+33 %) als in der Vergleichsgruppe. Es waren keine signifikanten_ _Unterschiede in Bezug auf die Konzentration von N (im Bereich 2,7–2,9 %)_ _und Mg (0,27–0,30 %) in den Blättern zu verbuchen. Auch bei Mikrostoffen_ ``` Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel ``` _traten keine deutlichen Unterschiede bei den verschiedenen Behandlungen_ _zutage._ Abb. 7 – Durchschnittliche Stickstoffmenge aus Düngungen mit markiertem N (in g, n=5) in den jährlichen (A) und mehrjährigen Organen (B) der Weinpflanzen. Die Fehlerlinien zeigen die Standardabweichung. Die Ergebnisse in der Abbildung sind Gegenstand einer in Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus. Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti Tabelle 3 –Gehalt (% Trockengewicht ± Standardabweichung) an Makroelementen in den Pflanzen- blättern der vierBehandlungen im Vergleich. Die verschiedenen Buchstaben zeigen deutliche Unterschiede zwischen den Werten der gleichen Spalte an (Tukey-HSD-Test, p<0,05). Die Ergebnisse in der Tabelle sind Gegenstand einer in Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus. ``` Behandlung N % P % K % Mg % Ca % ``` ``` Kontrolle 2,9 ± 0,21 0,38 ± 0,07a 1,61 ± 0,21b 0,27 ± 0,04 2,29 ± 0,1a ``` ``` Kompost 2,9 ± 0,19 0,28 ± 0,01b 1,98 ± 0,41ab 0,29 ± 0,04 1,87 ± 0,28ab ``` ``` Biochar + Kompost ``` ``` 2,7 ± 0,2 0,27 ± 0,05b 2,21 ± 0,46ab 0,28 ± 0,02 1,67 ± 0,35b ``` ``` Biochar 2,7 ± 0,19 0,25 ± 0,02b 2,41 ± 0,21a 0,30 ± 0,03 1,68 ± 0,29b ``` Tabelle 4–Gehalt (% Trockengewicht ± Standardabweichung) an Mikroelementen in den Pflanzen- blättern der vier Behandlungen im Vergleich. Die Ergebnisse in der Tabelle sind Gegenstand einer in Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus. ``` Behandlung B Mn Fe Cu Zn ``` ``` Kontrolle 46,06 ± 5,24 16,81 ± 1,22 146,27 ±13,72 8,06 ± 2,21 31,99 ± 3,82 ``` ``` Kompost 46,56 ± 6,63 15,78 ± 2,18 139,13 ± 20,38 9,07 ± 0,72 37,93 ± 8,45 ``` ``` Biochar + Kompost ``` ``` 45,59 ± 9,99 15,52 ± 2,48 148,75 ± 14,61 8,75 ± 0,96 41,97 ± 4,37 ``` ``` Biochar 43,76 ± 10,29 16,18 ± 3,98 161,55 ± 40,81 8,70 ±1,04 39,40 ± 4,53 ``` ``` Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel ``` #### 3. Wirkungen der Nutzung von Biochar auf die hydrischen #### Eigenschaften der Substrate und die potenziellen #### Stickstoffverluste durch Auslaugung 3.1 Angewandte Methode 3.1.1 Gravimetrische Ermittlung der hydrischen Eigenschaften der Substrate _Zwanzig Gefäße mit einem Volumen von je 23 l wurden mit den Substraten_ _gefüllt, die den in Tabelle 1 beschriebenen Behandlungen entsprechen. Für je-_ _des Substrat im Vergleich wurden fünf Töpfe vorbereitet, die dann auf circa_ [^10]:_cm hohe Metallständer in Plastikuntersetzer einer für den Topfdurchmes-_ _ser angemessenen Größe gestellt wurden. Dann wurden die Substrate mit_ _Wasser übersättigt, bis das Wasserreichlichaus den Töpfen lief. Nachdem das_ _aus den Töpfen laufende Sickerwasser beseitigt wurde (circa 36 Stunden nach_ _der anfänglichen Wasserzufuhr) wurden die einzelnen Töpfe gewogen und_ _der Wassergehalt unter Feldkapazität der verschiedenen Substrate durch Ab-_ _zug ihres Trockengewichts berechnet._ 3.1.2 Kontinuierliche Messung des Wassergehalts und des Wasserpotenzials des Bodens _Der Wassergehalt (m_[^3]_/m_[^3]_) und das Wasserpotenzial (kPa) der Substrate wur-_ _den kontinuierlich mit kapazitiven Sonden (Typ 10HS, Decagon Devices) und_ _tensiometrischen Sonden (MPS6, Decagon Devices) gemessen, die zuvor für_ _jedes der zum Vergleich vorbereiteten Substrate kalibriert wurden. Aus den_ _mit den Kalibrierungstests erstellten Kurven des Wasserspeichervermögens_ _konnte der Wassergehalt der verschiedenen Substrate in Bezug auf das der_ _Feldkapazität entsprechende Wasserpotenzial (-33 kPa) und den permanen-_ _ten Welkepunkt (-1500 kPa) gemessen und das für die Pflanzen verfügbare_ _Wasservolumen per Differenz geschätzt werden._ 3.1.3 Simulation einer Auslaugung _DieserVersuchsollte die Bedingungen eines ergiebigenRegenfalls sofort nach_ _einer Zufuhr von Stickstoffdünger in Form von Nitrat (N-NO_[^3]:_) simulieren,_ _um die Wirkung des Biochar-Bodenverbesserungsmittels auf die potenziellen_ Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti _Stickstoffverluste durch Auslaugung einzuschätzen. Die Töpfe wurden auf_ _Feldkapazität gebracht und dann jeweils mit einer Lösung aus 4 g N-NO_[^3]: _in_ _200 ml Wasser gedüngt. Diese Menge entspricht einer Stickstoffzufuhr von_ _circa 20 kg/ha in einem Weinberg mit einer Dichte von 5.000 Rebstöcken pro_ _Hektar.Circa 76 Stunden nach der Düngung (für ein gutes Eindringen der N-_ _NO_[^3]:_-Lösung entlang des gesamten Topfprofils erforderlicher Zeitraum)_ _wurde einergiebigerRegenfall simuliert, indem auf jeden Topf ein Volumen_ _von 2 l Wasser verteilt wurde (entsprechend circa 24 mm Niederschlag). Das_ _nach der Flüssigkeitszufuhr entstandene Auslaugungswasser wurde vollstän-_ _dig in den Untersetzerngesammelt und dann in einen skalierten Zylinder um-_ _gefüllt, um das Gesamtvolumen berechnen zu können. Ein Anteil des Auslau-_ _gungswassers wurde in Ampullen zu 200 ml aufbewahrt, um dann auf seinen_ _Gehalt an N-NO_[^3]: _untersucht zu werden._ 3.1.4 Statistische Analyse _Die Daten wurden mit der Software R durch Vergleich der Gruppen mittels_ _Varianzanalyse untersucht, nachdem die Normalitäts- und Homogenitätsana-_ _lysen der Varianz überprüft worden waren. Die in Prozentsätzen ausgedrück-_ _ten Ergebnisse wurden vor der Varianzanalyse in logarithmische Werteum-_ _geformt._ 3.2 Ergebnisse 3.2.1 Charakterisierung der hydrischen Eigenschaften der mit Biochar verbesserten Böden _Aus der Kombination der gravimetrischen Messungen des Wassergehalts bei_ _Feldkapazität und den kontinuierlich von den Sonden zur Messung des Was-_ _serpotenzials und Wassergehalts der Substrate gelieferten Informationen_ _konnten die Wirkungen des Zusatzes von Bodenverbesserungsmitteln auf die_ _hydraulischen Eigenschaften derzum Vergleich stehenden Substrate be-_ _stimmt werden. Die Kurve von Wassergehalt vs. Wasserpotenzial des Bodens_ _fällt im Falle der mit Biochar verbesserten Substrate gradueller aus (Abb. 8)._ _Demzufolge liegen die Werte des Wasserpotenzials bei Feuchtigkeitswerten_ _der Erde von circa 16 % im Kontrollsubstrat bereits nahe am permanenten_ _Welkepunkt, während die des mit Biochar versetzten Substrat dieses Niveau_ ``` Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel ``` _erst mit niedrigeren Werten des Wassergehalts der Erde erreichen (ungefähr_ _12 %)._ Abb. 8–Wasserretentionskurve (Wassergehalt in m[^3]/m[^3]vs Wasserpotenzial in -kPa) der Substrate im Vergleich. Die Ergebnisse in der Abbildung sind Gegenstand einer in Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus. _Das für die Pflanzen zur Verfügung stehende Wasser, berechnet als Differenz_ _zwischen demWassergehalt der Substrate bei Feldkapazität und dem perma-_ _nenten Welkepunkt, erwies sich als signifikant erhöht durch den Zusatz des_ _Bodenverbesserungsmittels mit Biochar (Tab. 5). Insbesondere waren sowohl_ _die Behandlung mit durch Kompost aktiviertem Biochar als auch die Behand-_ _lung mit Biochar allein in der Lage, das für die Pflanzen verfügbare Wasser-_ _volumenim Vergleich zur Kontrollgruppe um circa 30 % zu erhöhen, wäh-_ _rend der Zusatz von Kompost allein zu einer geringeren, aber dennoch signi-_ _fikanten Zunahme führte (circa 19 %)._ Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti Tabelle 5 – Wirkung der Behandlungen mit Bodenverbesserungsmittel auf den Wassergehalt der Substrate bei Feldkapazität und auf das für die Pflanzen zur Verfügung stehende Wasservolumen. Die verschiedenen Buchstaben zeigen deutliche Unterschiede zwischen den Werten der gleichen Spalte an (Tukey-HSD-Test, p<0,05). Die Ergebnisse in der Tabelle sind Gegenstand einer in Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus. ``` Behandlung Wassergehalt bei Feldkapazität (m[^3]/m[^3]) ``` ``` DenPflanzen zur Verfügung stehendes Wasser (m[^3]/m[^3]) ``` ``` Kontrollgruppe 0,38d[^1] 0,22c Kompost 0,39c 0,27b Biochar + Kompost 0,43a 0,31a Biochar 0,42b 0,31a ``` 3.2.2 Wirkung der Anwendung von Biochar auf die Stickstoffverluste durch Auslaugung _In Abbildung 9 ist der Prozentsatz an N-NO_[^3]: _aufgeführt, der am Ende der_ _Simulation des Regenfalls durch Auslaugung verloren gegangen war. Dieser_ _Prozentsatz ist das kombinierte Resultat aus dem Gehalt von N-NO_[^3]:_, der an-_ _hand von Proben der verschiedenen Substrate nach der Düngung und direkt_ _vor der Beregnung ermittelt wurde, ausdem Gesamtvolumen der gesammel-_ _ten Auslaugungslösung und der in dieser Lösung gemessenen Konzentration_ _von N-NO_[^3]:_. Die Verluste durch Auslaugung lagen im Durchschnitt zwischen_ _circa 10 und 16 % des anfänglich in den Töpfen vorhandenen N-NO_[^3]:_. Im Ver-_ _gleich waren die Behandlungen mit Kompost und Biochar durch größere Ver-_ _luste gegenüber der Kontrollgruppe gekennzeichnet. Der Zusatz von Kom-_ _post zu Biochar senkt die Verluste von N-NO_[^3]: _gegenüber denen bei alleiniger_ _Anwendung von Biochar oder Kompost deutlich; diese liegen auf einem ähn-_ _lichen Niveau wie in der Kontrollgruppe (11,3 bei Biochar und Kompost und_ _10,8 % bei der Kontrollgruppe)._ ``` Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel ``` Abb. 9– Prozentsatz an Nitrat-Stickstoff (N-NO[^3]:), der von dem insgesamt nach der Düngung und direkt vor dem Auslaugungsereignis in den Töpfen vorhandenen N-NO[^3]: durch Auslaugung verloren geht. Die Ergebnisse in der Abbildung sind Gegenstand einer in Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus. #### 4. Wirkungen der Anwendung von Biochar auf den #### physiologischen Zustand der einem zunehmenden #### Trockenstress ausgesetzten Weinpflanzen 4.1 Angewandte Methode 4.1.1 Pflanzliches Material und Anwendung von Trockenstress _Der Test wurde mit zweijährigen Wein-Jungpflanzen der Sorte cv. Pinot nero_ _auf Wurzelstock SO4 durchgeführt. Für jede der in Tabelle 1 aufgeführten vier_ _Behandlungen wurden Anfang Mai 2019 sechs Pflanzen in 23-Liter-Töpfe ge-_ _setzt; dann ließ man sie bis zur vollständigen Entwicklung des Laubs in einem_ _Plastiktunnel wachsen. Die Pflanzen schienen in etwa gleichermaßen kräftig_ _gewachsen und ihre Blattoberfläche ähnlich gut entwickelt zu sein. Sie wur-_ _den daraufhin einer Trockenperiode ausgesetzt (ohne jegliche Wasserzufuhr);_ Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti _während dieser wurde der sich allmählich entwickelnde Trockenstress durch_ _wiederholte Messung der im Folgenden beschriebenen physiologischen Para-_ _meter überwacht. Im Einzelnen wurden zwei Trockenstresszyklen an ebenso_ _vielen Pflanzensets erprobt. Der erste Zyklus dauerte 17 Tage und fand von_ _Mitte Juli bis Anfang August statt, während der zweite Zyklus im Zeitraum_ _von Ende August bis Mitte September durchgeführt wurde und insgesamt 20_ _Tage dauerte. In beiden Fällen wurden die Pflanzen nach Erreichen einer vor-_ _gegebenen Stressschwelle, die einem mittags gemessenen Wasserpotenzial-_ _wert des Stammes unter -1,5 MPa entsprach, erneutreichlich gegossen und_ _ihre Erholung vom Stresszustand in physiologischer Hinsicht überwacht._ 4.1.2 Überwachung des physiologischen Zustands der Pflanzen bei zunehmendem Trockenstress _Der zunehmende Trockenstress, unter dem die Weinpflanzen litten, die über-_ _haupt kein Wasser mehr erhielten, wurde durch Ermittlung folgender auf_ _Blattebenegemessener physiologischer Parameter überwacht._ - Wasserpotenzial des Stammes um 12 Uhr mittags (ΨMD, Werte in MPa), gemessen an einem Blatt pro Pflanze (drei Messungen pro Behandlung und pro Zeitraum). Die Messungen wurden mithilfe einer Druckkammer (Pump-up Pressure Chamber, PMS Instrument Comp. USA) in Abständen von 3-4 Tagen während beider Stresszyklen und während der späteren Er- holung nach der Bewässerung (Rewatering) vorgenommen. - Nettoassimilation von CO2(oder Nettofotosynthese, μmol/m[^2]s), gemessen an einem Blatt pro Pflanze (drei Messungen pro Behandlung und Zeit- raum). Für die Messungen wurde ein tragbarer Infrarot-Gasanalysator verwendet (LC-pro ADC, Hoddesdon Bioscientific, Ltd., UK). 4.1.3 Statistische Analyse _Die Daten wurden mit der Software R durch Vergleich der Gruppen mittels_ _Varianzanalyse untersucht, nachdem die Normalitäts- und Homogenitätsana-_ _lysen der Varianz überprüft worden waren._ ``` Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel ``` 4.2 Ergebnisse _Die nicht gegossenen Pflanzen wiesen, unabhängig vom Substrat, einen zu-_ _nehmenden Trockenstress auf, wie die immer niedrigeren Werte des Mittags-_ _wasserpotenzials (ΨMD) zeigen (Abb. 10A und 11A). Beim ersten Stresszyklus_ _vor allem, nach 17 Tagen ohne jegliche Bewässerung wurden Werte von ΨMD_ _unter-1,6 MP erreicht, die bei der Weinpflanze typisch für ein hohes Stressni-_ _veau sind (Abb. 10A). Im Laufe des zweiten Stresszyklus im Zeitraum August-_ _September wurde nach circa 20 Tagen ein ernsthafteres Trockenstressniveau_ _erreicht. Die Werte des ΨMD lagen im Durchschnitt bei circa -1.4 MPa (Abb._ _11A). Für den Parameter des ΨMD ergaben sich keine statistisch signifikanten_ _Differenzen zwischen den verschiedenen Behandlungen, auch wenn die auf_ _dem mit Biochar verbesserten Substrat wachsenden Pflanzen am Ende beider_ _Stresszyklenim Durchschnitt höhere Werte aufwiesen (geringerer Trocken-_ _stress der Pflanze). In Übereinstimmung mit den Werten des Parameters ΨMD_ _erwies sich auch die Nettofotosynthese für beide Messzyklen unter zuneh-_ _mendem Trockenstress stark reduziert (Abb. 10B und 11B). Im Laufe des ers-_ _ten Zyklus (Abb. 10B), lag die Nettofotosynthese der Blätter der Kontroll-_ _gruppe und der mit Kompost behandelten Pflanzen auf dem höchsten Stress-_ _niveau nahe bei null, während die auf dem mit Biochar verbesserten Substrat_ _wachsenden Pflanzen noch in der Lage waren, Fotosynthese zu betreiben_ _(circa 3 μmol/m_[^2]_/s) und somit ein deutlich anderes Verhalten zeigten. Diese_ _Tendenz (stärkere Fotosynthese der auf Biochar wachsenden Pflanzen bei ho-_ _hem Trockenstress) bestätigte sich auch beim zweiten Trockenstresszyklus_ _(Abb. 11B), auch wenn sich die Unterschiede beim statistischen Test nicht als_ _signifikant erwiesen. Bei Wiederaufnahme der Bewässerung erholten sich die_ _Pflanzen in beiden Zyklen schnell von dem Stresszustand und kehrten zu ähn-_ _lichen Werten von ΨMD und Fotosynthese zurück wie vor dem Stress. Nach_ _dem ersten Zyklus war die Erholung komplett, nach dem zweiten erholten_ _sich die Pflanzen (was den Parameter der Nettofotosynthese anbelangt) nur_ _zum Teil, wahrscheinlich auch aufgrund der bereits weiter fortgeschrittenen_ _phänologischen Phase der Blätter. Während ihrer Erholung vom Stress wiesen_ _die Pflanzen keine auf die unterschiedlichen Behandlungen zurückzuführen-_ _den signifikanten Unterschiede auf._ Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti Abb. 10 –Erster Trockenstresszyklus A) Wasserpotenzial des Stammes (MPa); B) Nettoassimilation (Fotosynthese) (μmol/m[^2]/s).Die Fehlerlinien zeigen die Standardabweichung. Die Werte der letzten beiden Datumsangaben beziehen sich auf die Phase der Erholung vom Stresszustand nach Wiederaufnahme der Bewässerung. Die Ergebnisse in der Abbildung sind Gegenstand einer in Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus. Abb. 11 – Zweiter Trockenstresszyklus A) Wasserpotenzial des Stammes (MPa); B) Netto- assimilation (Fotosynthese) (μmol/m[^2]/s).Die Fehlerlinien zeigen die Standardabweichung. Die Werte der letzten Datumsangabe bezieht sich auf die Phase der Erholung vom Stresszustand nach Wiederaufnahme der Bewässerung. Die Ergebnisse in der Abbildung sind Gegenstand einer in Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus. ``` Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel ``` #### 5. Schlussbemerkungen _DieVersuche mit Weinpflanzen, die auf den mit Biochar verbesserten Subs-_ _traten gewachsen waren und mit markiertem Ammoniumnitrat gedüngt wur-_ _den, haben verdeutlicht, dass Biochar die Dynamik der Aufnahme und Ver-_ _teilung des Stickstoffs innerhalb der verschiedenen Pflanzenorgane nicht sig-_ _nifikant verändert (Abb. 7). Die mit isotopischem Tracer durchgeführte Studie_ _zurWirkung von Biochar auf den Stickstoffzyklus inWeinpflanzen ist unserer_ _Kenntnis nach eine Neuheit. Anhand der Studiekonnteaußerdem festgestellt_ _werden, dass auch der Zusatz von Kompost zu Biochar keine signifikanten_ _Unterschiede in der Aufnahme- und Verteilungsdynamikdes aus Düngung_ _stammenden Stickstoffs in der Pflanze bewirkt. Das Thema der Wirkung des_ _Biochar-Zusatzes auf die Effizienz der Stickstoffdüngung muss außerdem die_ _Aspekte der Auslaugungserscheinungen berücksichtigen.Unter den obenbe-_ _schriebenenVersuchsbedingungen erhöht das Vorhandensein von Biochar im_ _Substrat die Verluste durch Auslaugung deutlich um 5–6 % gegenüber der_ _Kontrollgruppe (Abb. 9). Dieser Hinweis scheint teilweise in Widerspruchzu_ _einigen in der Einleitung zitierten wissenschaftlichen Arbeiten zu stehen_ _(Lehmann et al., 2003; Ventura et al., 2012; Yao et al., 2012), die einen verrin-_ _gertenVerlust verschiedener Stoffe durch Auslaugung anführen; er stimmt_ _jedoch mit anderen Forschungen überein, die unter Freilandbedingungen in_ _Obstplantagen durchgeführt wurden. Insbesonderewurden in Übereinstim-_ _mung mit den Erkenntnissen vonHardie et al. (2015) unter den beschriebenen_ _Versuchsbedingungen größere Volumen an Auslaugungslösung aus mit Bio-_ _char behandelten Substraten gesammeltbeiunveränderten Stickstoffkonzent-_ _rationen in der Lösung. Daraus ergeben sichhöhere Verluste dieses Stoffes_ _durch Auslaugung.Die von uns durchgeführten Untersuchungen bestätigen_ _klardie Wirkung von Biochar auf das Wasserspeichervermögen des Substrats._ _In Übereinstimmungmit anderen Studien (siehe Review von Glaser et al.,_ _2002) erhöht der Zusatz von Biochar den Wassergehalt des Bodens bei Feld-_ _kapazität und das den Pflanzen zur Verfügung stehende Gesamtwasservolu-_ _men deutlich (Abb. 8 und Tabelle 5). Das Vorhandensein von Biochar im Sub-_ _strat verlängert den Zeitraum, in dem der Boden in einem der Feldkapazität_ Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti _nahen Zustand bleibt. Zwar kann dieser Aspekt vom Standpunkt der Wasser-_ _speicherung für eine angemessene Versorgung der Pflanzen als positiv be-_ _trachtet werden, vom Standpunkt der Risiken eines Verlusts durch Auslau-_ _gung von Nährstoffen (insbesondere Stickstoff) muss er jedoch als problema-_ _tisch bewertet werden. Im Falle wiederholter Regenfälle, die den Boden auf_ _einem Feuchtigkeitsniveau über der Feldkapazität halten, können eventuelle_ _frühere Düngegaben (insbesondere Stickstoff) in den mit Biochar verbesserten_ _Böden zu größeren Verlusten durch Auslaugung führen als in den entspre-_ _chenden, nicht verbesserten Böden. In der Praxis erfordert bei den mit Biochar_ _verbesserten Böden die Synchronisierung der Zufuhr mobiler Nährstoffe mit_ _dem Feuchtigkeitsniveau der Böden in niederschlagsreichen Zeiträumen be-_ _sondere Aufmerksamkeit. Daher sollten fraktionierte Düngegaben (geringere,_ _von einer eventuellen Auslaugung betroffene Menge an Nährstoffen)zu Zei-_ _ten, die in Bezug auf die Niederschläge möglichst stabil sind (geringere Nie-_ _derschlagswahrscheinlichkeit), bevorzugt werden._ _Die größere Verfügbarkeit von Wasser in dem mitBiochar verbesserten Boden_ _führt zu einer höheren Resistenzder Weinpflanzen unter großem Trocken-_ _stress (Abb. 10 und 11). Vor allem bei Werten des ΨMD unter– 1,6 MPa blieb_ _der Gasaustausch bei den auf Substrat mit Biochar gewachsenen Pflanzen auf_ _einem deutlich höheren Niveau, wie die aufBlattebene gemessenen_ _Nettofotosyntheseraten zeigen. Diese Ergebnisse bestätigen die Erkenntnisse_ _von Baronti et al. (2014) und von Genesio et al. (2015), die berichten, dass sich_ _der bessere allgemeine physiologische Zustand der Weinpflanzen in den mit_ _Biochar verbesserten Weinbergen gerade in Jahren, die durch hohe Trocken-_ _heit gekennzeichnet sind, im Vergleich zu den nicht verbesserten Böden in_ _einer deutlich höheren Performance in Hinblick auf die Nettoassimilierung,_ _das Pflanzenwachstum und Produktivität niederschlugen._ _Die Ergebnisse einiger an getopften Weinpflanzen durchgeführten Tests_ _konnten verdeutlichen, dass es vom agronomischen Gesichtspunkt keine we-_ _sentlichen Hinderungsgründe für eine Nutzung von Biochar als Bodenverbes-_ _serungsmittel gibt, während der ökologische Mehrwert einer Beimischung_ ``` Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel ``` _von Biochar zum Boden als Maßnahme zur Milderung des Klimawandelsbe-_ _stehen bleibt (Verringerung von C in der Atmosphäre und stabile Bindung_ _dieses Stoffes im Boden). Bei Trockenheit kann Biochar die Verfügbarkeit von_ _Wasser für die Pflanzen erhöhen und deren Verträglichkeit hoher Stressni-_ _veaus verbessern. Besondere Aufmerksamkeit beim Düngen erfordern hinge-_ _gen Böden, die sehr feucht sind oder sich ständig nahe dem Niveau der Feld-_ _kapazität befinden, da Biochar im Boden zu einer Zunahme der Verluste_ _durch Auslaugung führen kann._ Literaturverzeichnis _Abel, S., Peters, A., Trinks, S., Schonsky, H., Facklam, M., Wessolek, G. (2013)._ _Impact of biochar and hydrochar addition on water retention and water_ _repellency of sandy soil.Geoderma, 202–_[^203]:_, 183–91. Zugriff über_ _https://doi.org/10.1016/j.geoderma.2013.03.003_ _Andrenelli, M.C., Maienza, A., Genesio, L., Miglietta, F., Pellegrini, S., Vaccari,_ _F.P., Vignozzi, N. (2016). Field application of pelletized biochar: Short term_ _effect on the hydrological properties of a silty clay loam soil.Agricultural_ _Water Management, 163, 190–6. Zugriff über https://doi.org/10.1016/_ _j.agwat.2015.09.017_ _Baronti S., Vaccari, F.P., Miglietta, F., Calzolari, C., Lugato, E., Orlandini, S.,_ _Pini, R., Zulian, C., Genesio, L. (2014).Impact of biochar application on_ _plant water relations inVitis vinifera (L.).European Journal of Agronomy, 53,_ _38–44. Zugriff überhttps://doi.org/10.1016/j.eja.2013.11.003_ _Genesio, L., Miglietta, F., Baronti, S., Vaccari, F.P. (2015). Biochar increases_ _vineyard productivity without affecting grape quality: Results from a four_ _years field experiment in Tuscany.Agriculture, Ecosystems and Environment,_ _201,_ [^20]:_–5. Zugriff über https://doi.org/10.1016/j.agee.2014.11.021_ _Glaser, B., Lehmann, J., Zech, W. (2002).Ameliorating physical and chemical_ _properties of highly weathered soils in the tropics with charcoal- A_ _review. Biology and Fertility of Soils, 35(4),_ [^219]:_–30. 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Zugriff über_ _https://doi.org/10.1016/j.chemosphere.2012.06.002_ ## Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden ## auf Treibhausgas-Emissionen und ## Kohlenstoffbestand **Irene Criscuoli– Freie Universität Bozen** **Maurizio Ventura– Freie Universität Bozen** **Pietro Panzacchi– FreieUniversität Bozen / Università degli Studi del Molise** **Bruno Glaser– Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Deutschland** **Katja Wiedner– Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Deutschland** **Christian Ceccon– Freie Universität Bozen** **Maximilian Loesch– Versuchszentrum Laimburg** **Barbara Raifer– Versuchszentrum Laimburg** **Giustino Tonon– Freie Universität Bozen** Abstract _In Südtirol gibt es circa 40 Vergasungs- und Pyrolyseanlagen, die jedes Jahr ungefähr_ _1.250 t Pflanzenkohle erzeugen. Diese Pflanzenkohle wird derzeit als Abfall entsorgt_ _und generiert somit Kosten für die Betreiber. Wenn die Pflanzenkohle bestimmte ge-_ _setzliche Parameter einhalten würde (Amtsblatt 186 12.08.2015) könnte sie als „Biochar“_ _definiert und auf Agrarböden verteilt werden, um deren Qualität und den Ertrag der_ _Kulturen zu verbessern. Biochar kann dankseineshohen Gehalts an Kohlenstoff (C)_ _und der Stabilitätseinerchemischen Struktur außerdem zur permanenten Bindung von_ _C im Boden beitragen und so einen Beitrag zur Milderung des Klimawandels leisten._ _Die große Variabilität der veröffentlichten Ergebnisse macht jedoch eine Überprüfung_ _der möglichen spezifischen Bedingungen für seine Anwendung im Südtirol erforder-_ _lich. In diesem Kapitel sind die Ergebnisse eines über zweieinhalbJahre in einem Wein-_ _berg in der Nähe von Meran durchgeführten Versuchsaufgeführt, bei dem die tatsäch-_ _liche Stabilität des aus Holzhackschnitzeln gewonnenen Biochars im Boden und seine_ _Wirkungauf die Treibhausgasemissionen evaluiert werden sollte. Dem Boden des_ _Weinbergs wurde Biochar zugesetzt, einmal inzwei Dosen reinenBiochars (20 und 50_ Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon _t/ha) und einmal in Verbindung mit Kompost (45 t/ha), und dann mit dem Kontrollbo-_ _denohne Zusätze verglichen. Die Stabilität desBiocharsim Boden wurde nach der Ver-_ _teilung der Bodenverbesserungsmittel zu verschiedenen Zeitpunkten (drei Wochen, ein_ _Jahr und zwei Jahre) und mit zwei unterschiedlichen Methoden evaluiert: isotopische_ _Massenbilanz, Quantifizierung aromatischer Polycarbonsäuren(BPCA) und moleku-_ _lare Kohlenstoffmarker. Die Treibhausgasemissionen (CO_[^2]_, CH_[^4]_, N_[^2]_O) aus dem Boden_ _wurden anhand eines Gasanalysators mit einer Cavity-ring-down-Spektroskopie_ _(CRDS) und einem System dynamischer geschlossener Kammern gemessen. Die Ergeb-_ _nisse haben gezeigt, dass Biochar signifikant zu einer Verringerung der N_[^2]_O-Emissio-_ _nen des Bodens und zu einem Anstieg der CO_[^2]_-Emissionen beigetragen hat, aber zeit-_ _lich begrenzt und in geringem Umfang, während es keineAuswirkungen auf die CH_[^4]_-_ _Emissionen hatte. Die Schätzung der Stabilität von Biochar im Boden wurde von der_ _angewandten Methode beeinflusst und kennzeichnete sich durch große Unsicherheit._ _Die Methode der isotopischen Massenbilanz hat nur bei der Behandlung B1 (25 t/ha)_ _einen signifikanten Abbau des Biochars zum Vorschein gebracht, wobei die durch-_ _schnittliche Verweilzeit (MRT) im Boden 2,7 Jahre betrug. Bei beiden Dosierungen_ _konnte mit der BPCA-Methodekein signifikanter Abbau von Biochar im Boden festge-_ _stellt werden. Auf Grundlage der Ergebnisse dieses mittelfristigen Feldversucheskann_ _man dieSchlussfolgerung ziehen, dass die Anwendung von Biochar aus Vergasungs-_ _prozessen als Bodenverbesserungsmittel in der Landwirtschaft keine Kontraindikatio-_ _nen für die vom Boden ausgehenden Treibhausgasemissionen hat und zu einer Erhö-_ _hung des Kohlenstoffgehalts im Boden beiträgt. Es wären jedoch weitere Versuche er-_ _forderlich, um die Wirksamkeit dieser Methode füreinelangfristige Milderung des Kli-_ _mawandels zu evaluieren._ #### 1. Einleitung _In Südtirol gibt es ungefähr 40 Vergasungs- und Pyrolyseanlage, die Wärme-_ _energie, elektrische Energie und pro Jahr circa 1.250 Tonnen Pflanzenkohle_ _erzeugen, ein Rückstand aus der Energieerzeugung, der derzeit als Abfall ent-_ _sorgt wird und den Betreibern der Anlagen erhebliche Kosten verursacht._ _Pflanzenkohle ist jedoch seit nunmehr circa 15 Jahren weltweit Forschungsge-_ _genstand der wissenschaftlichen Gemeinschaft, da sie möglicherweise als Bo-_ _denverbesserungsmittelin der Landwirtschaft eingesetzt werden kann. Im_ ``` Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden ``` _Falle einer Verteilung der Pflanzenkohle auf dem Boden wird diese als Bio-_ _char definiert; Biochar kann zur Verbesserung der chemischen (Ding et al.,_ _2016), physikalischen (Blanco-Canqui, 2017) und biologischen Eigenschaften_ _(Hardy et al., 2019) des Bodens beitragen und den Ertrag der Kulturen erhöhen_ _(Crane-Droesch et al.,2013; Liu et al., 2013). Außerdem kann Biochar aufgrund_ _seiner nur schwer von Mikroorganismen abbaubaren chemischen Struktur als_ _Strategie zur Erhöhung der Fähigkeit des Bodens, Kohlenstoff zu binden, ein-_ _gesetzt werden (Glaser et al., 2002), um den Klimawandel zu mildern._ _Trotzdem die italienischen Gesetze (Amtsblatt 186, 12.08.2015) die Nutzung_ _von Biochar als Bodenverbesserungsmittel in der Landwirtschaft erlauben, ist_ _es noch nicht sehr stark verbreitet. Die Gründe liegen teilweise in der Not-_ _wendigkeit, die wissenschaftlichen Ergebnisse zu evaluieren und an verschie-_ _dene ökologische Bedingungen und Kulturen anzupassen. Die zahlreichen_ _Studien über Biochar haben aufgrund der Komplexität der Faktoren, die eine_ _Rolle spielen, widersprüchliche Ergebnisse geliefert (Lehmann et al., 2015):_ _Biochar kann mit verschiedenen Technologien erzeugt werden, angefangen_ _bei verschiedenen Arten pflanzlicher Biomasse; außerdem kannes unter sehr_ _unterschiedlichen pedoklimatischen und agronomischen Bedingungen einge-_ _setzt werden (Gurwick et al., 2013)._ _Dieses Kapitel enthält die Ergebnisse einer Feldstudie, die im Rahmen des_ _Projekts WOOD-UP durchgeführt wurde, um die Wirkung der Verteilung von_ _Biochar, bei alleiniger Anwendung oder in Kombination mitKompost, auf die_ _Milderung des Klimawandels für die Südtiroler Agrarböden zu evaluieren. In_ _einem Weinberg in der Nähe von Meran wurde insbesondere die Stabilität_ _von Biochar im Boden und die mittelfristige Auswirkung seiner Anwendung_ _auf die vom Boden ausgehenden Treibhausgasemissionen (CO_[^2]:_, CH_[^4]:_, N_[^2]:_O)_ _geprüft._ Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon #### 2. Materialien und Methoden 2.1 Versuchsstandort und Anwendung der Behandlungen _Die in diesem Kapitel vorgestellte Arbeit ist das Ergebnis von Versuchen in_ _einem reifen Weinberg (cv. Müller Thurgau, im Jahr 2007 auf SO4 gepflanzt)_ _in der Nähe von Meran (BZ), auf einer Höhe von circa 600 mü. d. M., der vom_ _Versuchszentrum Laimburg bewirtschaftet wird (Abb. 1). Das Klima der Re-_ _gion kennzeichnete sich in den 3 Jahren desVersuchs durch eine jährliche_ _Durchschnittstemperatur von 10,8 °C und jährliche Niederschläge von 896,9_ _mm (meteorologische Daten des Versuchszentrums Laimburg, Zentrale von_ _Fragsburg, Meran)._ _Bei dem Boden des Weinbergs handelt es sich um einen sandigen Lehmboden_ _gemäß USDA-Klassifikation, mit einem Gehalt von 64 % an Sand, 24 % an_ _Schlamm und 7 % Lehm. Der Boden ist wenig tief, reich an Skelett und kann_ _als Dystric Eutrochrept (USDA, 1999) eingestuft werden. Der Gehalt an orga-_ _nischem C beträgt 2,4±0,8 %, der pH-Wert 6,4±0,2 und die Rohdichte 1,1±0,1_ _g/cm_[^3]_. Während desVersuchswurde der Versuchsstandort nicht gedüngt und_ _nur im ersten Jahr bewässert (von Mai 2017 bisJuni 2018)._ ``` Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden ``` Abb. 1– Das Versuchsfeld (Foto oben) zum Zeitpunkt der Verteilung von Biochar und Kompost im Mai 2017, direkt vor der Bearbeitung des Bodens zur Einarbeitung der landwirtschaftlichen Verbesserungsmittel. Auf dem Foto sinddie Versuchsparzellen zu sehen. In der Abbildung unten ist der Versuchsentwurf in randomisierten Blöcken dargestellt. ``` Block 1 Block 2 B1 C BC1 B2 N BC2 6 5 4 3 2 1 ``` ``` B2 N BC2 B1 C BC1 7 8 9 10 11 12 ``` ``` Block 3 Block 4 C BC2 B1 B2 BC1 N 18 17 16 15 14 13 ``` ``` N B2 BC1 BC2 C B1 19 20 21 22 23 24 ``` Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon Tabelle 1 – Physikalische und chemische Eigenschaften des in dieser Arbeit verwendeten Biochars [^1]:_Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe_ ``` Parameter Einheit Wert Unsicherheit ``` ``` pH-Wert - 12,4 0,5 ``` ``` Rohdichte g cm−3 0,165 - ``` ``` Fraktion <5 mm % 100 10 ``` ``` Fraktion <2 mm % 97 10 ``` ``` Fraktion <0,5 mm % 70 7 ``` ``` Maximale Wasserretention % w/w 86 7 ``` ``` Asche (550°C) % 31 3 ``` ``` Gesamt-C % 58,9 - ``` ``` C in CaCO3 % 1,1 - ``` ``` Organischer C % 57 5 ``` ``` H:C - 0,10 0,01 ``` ``` Gesamt-N % 0,39 0,04 ``` ``` C:N 151 ``` ``` Gesamt-P % 0,64 - ``` ``` Gesamt-K % 3,5 0,5 ``` ``` PAK[^1] mg/kg <1 - ``` ``` Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden ``` _Am 2. Mai 2017 wurden die Bodenverbesserungsmittel verteilt. Biochar fand in_ _zwei Dosierungen Anwendung (25 und 50 t/ha), allein oder in Kombination mit_ _45 t/ha Kompost. Außerdem wurde eine Behandlung nur mit Kompost vorge-_ _nommen (45 t/ha) und ein Kontrollboden vorgesehen (ohne Verteilung von Bo-_ _denverbesserungsmittel). Insgesamt wurden also sechs Behandlungen vergli-_ _chen: nicht verbesserter Kontrollboden (Behandlung N); 25 t/ha Biochar (Be-_ _handlung B1); 50 t/ha Biochar (Behandlung B2); 45 t/ha Kompost (Behandlung_ _C); 25 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost (Behandlung B1C); 50 t/ha Biochar + 45_ _t/ha Kompost (Behandlung B2C). Nach der Verteilung wurden die Bodenver-_ _besserungsmittel durch eine Oberflächenbearbeitung in die ersten 15 cm Tiefe_ _der Erde eingearbeitet. Die gleiche Bearbeitung wurde auch am Kontrollboden_ _ohne Bodenverbesserungsmittel durchgeführt, um für alle Behandlungen die_ _gleichen Störungsbedingungen zu gewährleisten. Für jede Behandlung wurden_ _vier Replikate vorgesehen, sodass sich eine Gesamtzahl von 24 Parzellen ergab,_ _die gemäß einem randomisierten Blockdiagramm verteilt wurden. Jede Par-_ _zelle verfügt über eine Fläche von circa 80 m_[^2] _und umfasst 20 Weinpflanzen,_ _die auf zwei nebeneinanderliegende Reihen verteilt sind (Abb. 1). In jeder Par-_ _zelle wurden die Bodenverbesserungsmittel im zentralen Zwischenraum der_ _Reihenund auf der Hälfte der beiden angrenzenden Reihenzwischenräume_ _verteilt,während die in dieser Arbeit beschriebenen Maßnahmen nur den zent-_ _ralen Zwischenraum der Reihen betrafen._ 2.2 Verwendetes Biochar _Das imVersuch verwendete Biochar besteht aus kleinen Bruchstücken (<5 mm)_ _und wurde bei einer Temperatur von circa 500 °C aus Nadelholz-Hackschnit-_ _zeln durch Schnell-Pyrolyse (fast pyrolysis) vom Unternehmen Record Immo-_ _biliare S.r.l. aus Lunano (PU), einem regulär eingetragenen Biochar-Hersteller,_ _erzeugt. Tabelle1 enthält eine detaillierte Beschreibung der physikalischen und_ _chemischen Eigenschaften des Biochars._ Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon 2.3 Evaluierung der Stabilitätdes Biochars im Boden 2.3.1 Isotopische Massenbilanz _DieseMethode beruht auf der Nutzung stabiler Kohlenstoffisotope. Die Isoto-_ _pensignatur des Kohlenstoffs ist das Verhältnis zwischen der Häufigkeit des_ _schwereren und des leichteren Isotops (13C/12C) und wird als Abweichung (δ,_ _‰) vom internationalen Bezugsstandard angegeben (Michener & Lajtha, 2007)._ _Im Mai 2017, zwei Wochen vor Verteilung der Behandlungen (Zeitpunkt t0),_ _wurden von jeder Versuchsparzelle mit einem Split-Tube-Sampler (Eijkelkamp,_ _Giesbeek, Holland) zwei Bodenproben bis zu einer Tiefe von 20 cm genommen,_ _also insgesamt 48 Proben. Mit der gleichen Methode wurden dann zu verschie-_ _denen Zeitpunkten nach Anwendung der Behandlungen nochmals Proben ge-_ _nommen: Drei Wochen danach (t1), ein Jahr danach (t2) und zwei Jahre danach_ _(t3). Die entnommenen Proben wurden gewogen und durch ein 2-mm-Sieb ge-_ _geben, um eventuell vorhandene Steine und Wurzeln von der feinen Erde zu_ _trennen. Die aus den einzelnen Proben ausgesonderten Steine wurden gewogen_ _und ihr Volumen durch Eintauchen in Wasser gemessen, um die Dichte der_ _Steine zu bestimmen. Das Trockengewicht der Probe wurde durch Entnahme_ _einer Teilprobe feiner Erde und Trocknung im Ofen bei 105 °C ermittelt. Eine_ _weitere Teilprobe feiner Erde wurde hingegen bei Umgebungstemperatur ge-_ _trocknet, fein gemahlen undim Labor der Freien Universität Bozen analysiert,_ _um die Konzentration des organischen Kohlenstoffs (%) und die Isotopensig-_ _natur (δ_[^13]_C) festzustellen. Für jede Probe wurde die Rohdichte des Bodens_ _(g/cm_[^3]_) ermittelt; dazu wurde das Trockengewicht der Probe feiner Erde durch_ _das Volumen der entnommenen Probe geteilt und von letzterem das Volumen_ _der in der Probe vorhandenen Steine abgezogen._ _Die Analysen der Konzentration des organischen Kohlenstoffs (%) und die Iso-_ _topensignatur (δ_[^13]_C) wurden auch an 4 Biochar-Proben durchgeführt._ _Da die isotopische Massenbilanz nur eingesetzt werden kann, wenn zwei Koh-_ _lenstoffquellen im Boden vorhanden sind, haben wir diese Methoden nur auf_ _die Behandlungen B1 und B2 angewandt und nicht auch auf die Behandlungen_ _B1C und B2C. Letztere haben nämlich drei Kohlenstoffquellen (die ursprüngli-_ _che organische Substanz des Bodens, Biochar und Kompost). Die Evaluierung_ _erfolgte für jeden Zeitpunkt der Probenentnahme mit folgender Gleichung:_ ``` Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden ``` ## 𝑓𝑓 = ``` 𝛿𝛿[^13]𝐶𝐶𝑡𝑡𝑡𝑡𝑡𝑡−𝛿𝛿[^13]𝐶𝐶𝑆𝑆𝑆𝑆𝑆𝑆 𝛿𝛿[^13]𝐶𝐶𝑏𝑏𝑏𝑏𝑡𝑡𝑐𝑐ℎ𝑎𝑎𝑎𝑎− 𝛿𝛿[^13]𝐶𝐶𝑆𝑆𝑆𝑆𝑆𝑆 ``` ``` [1] ``` _wobei f der aus Biochar stammenden organischen Kohlenstofffraktion des Bo-_ _dens entspricht (Cbiochar/Ctot); die Isotopensignaturen entsprechen hingegen dem_ _mit Biochar verbesserten Boden ( δ_[^13]_Ctot), der ursprünglichen organischen_ _Bodensubstanz (soil organic matter, SOM) (δ_[^13]_CSOM) und dem Biochar_ _(δ_[^13]_Cbiochar). Der Wert von δ_[^13]_CSOM wurde durch Analyse der Bodenproben aus_ _denParzellenvor Verteilung der Bodenverbesserungsmittel (t0) ermittelt._ _Die Daten wurden verwendet, um die aus Biochar stammende Kohlenstoff-_ _menge (Biochar-C) in der Bodenschicht (20 cm) zu ermitteln, aus der die Probe_ _entnommen wurde; diese Menge wird in t/ha abgegeben und mit folgender_ _Gleichung berechnet:_ _Biochar−C [t/ha] =f × Corg[%]/100 × ρBoden [g/cm_[^3]_] × 20 [cm] × 100 [2]_ _wobei Corg, der Konzentration von organischem Kohlenstoff im Boden ent-_ _spricht und ρBoden der Rohdichte des Bodens._ _Danach wurden die ermittelten Werte mit einem exponentiellen Abbaumodell_ _interpoliert._ _Ct = C_[^0]: _e-kt [3]_ _wobei Ct è der Menge an Biochar-C entspricht, die zum Zeitpunkt t im Boden_ _verbleibt, C_[^0]: _der auf dem Boden verteilten Dosis von Biochar-C und k der Zer-_ _setzungskonstante des Biochars. Die durchschnittliche Verweilzeit (Mean Resi-_ _dence Time, MRT) des Biochars im Boden wurde als 1/k berechnet._ Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon 2.3.2 BPCA-Methode _In den zu den Zeitpunkten t0, t1 und t3 in den Weinbergen genommenen Bo-_ _denproben wurde der aus Biochar stammende Kohlenstoffgehalt auch durch_ _Analysespezifischer molekularer Marker für schwarzen Kohlenstoff bestimmt_ _(aromatische Polycarboxylsäuren, BPCA); dazu wurde die von Busch und Gla-_ _ser (2015) vorgeschlagene Methode verwendet. Die Analysen wurden in den_ _Laboratorien der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Deutschland)_ _durchgeführt._ _Zur Quantifizierung des BPCA-Gehalts wurden die Proben vier analytischen_ _Phasen ausgesetzt: Hydrolyse, Oxidation, Derivatisierung und Quantifizierung_ _durch Gaschromatografie (Busch und Glaser, 2015). Nach Quantifizierung der_ _BPCA wurde der Gehalt an Biochar-C in den Proben durch Multiplikation der_ _BPCA mit einem Konversionsfaktor (10) ermittelt, der als Verhältnis zwischen_ _den im Biochar vorhandenen BPCA und seinem Gehalt an organischem Koh-_ _lenstoff berechnet wird._ _Die Ergebnisse der Analysen wurden verwendet, um den aus Biochar stam-_ _menden Gehalt an Kohlenstoff im Boden zu berechnen; dieser wurde in Tonnen_ _pro Hektar angegeben (Biochar-C, t/ha) und mit folgender Formel berechnet:_ _Biochar−C = CBPCA [g/kg] × ρBoden [g/cm_[^3]_] × 20 [cm] × 10 [4]_ _wobei CBPCA dem Gehalt an schwarzem Kohlenstoff entspricht (g/kg Boden),_ _der mit der BPCA-Methode ermittelt wird._ _Zur Evaluierung der Stabilität des dem Boden zugesetzten Biochars, wurde die_ _zu jedem Zeitpunktder Entnahme geschätzte Menge an Biochar-C korrigiert,_ _indem man von dieser den bereits vor Verteilung der Behandlungen im Boden_ _vorhandenen natürlichen Kohlenstoffgehalt abzog; dieser wurde durch Ana-_ _lyse der zum Zeitpunkt t0 entnommenen Proben ermittelt._ ``` Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden ``` _Da die BPCA nur zu zwei Zeitpunkten nach Anwendung des Biochars analy-_ _siert wurden, war es nicht möglich, die Zersetzungsrate wie im Fall der isoto-_ _pischen Massenbilanz anhand eines exponentiellen Modells zu berechnen._ 2.4 Messung der vom Boden ausgehenden Treibhausgasemissionen _Im Versuchsfeld wurden die vom Boden ausgehenden Emissionen der drei_ _wichtigsten Treibhausgase gemessen: Kohlendioxid (CO_[^2]:_, μmol m−2 s−1),_ _Methan (CH_[^4]:_, nmol m−2 s−1) und Distickstoffmonoxid (N_[^2]:_O, nmol m−2 s−1). Die_ _Flüsse wurden in Echtzeit, direkt im Feld, anhand eines Gasanalysators mit_ _CRDS-Technologie analysiert (cavity ring-down spectrometry, Picarro Inc.,_ _Santa Clara, CA, USA); der Analysator wurde an 6 dynamische geschlossene_ _Kammern angeschlossen (eosAC Autochamber, Eosense Inc., Dartmouth, NS,_ _Canada), die von einem Multiplexer gesteuert wurden (eosMX, Eosense Inc.,_ _Dartmouth, NS, Canada). Für die Messungen wurden die Kammern auf PVC-_ _Ringen mit 15 cm Durchmesser positioniert, die in die oberen 4 cm des Bodens_ _eingesetzt wurden. Die Messungen an jedem Ring dauerten 10 Minuten; die_ _Wartezeit zwischen den Messungen betrug 132 Sekunden._ _Die Treibhausgasemissionen wurden von August 2017 bis Dezember 2019 mo-_ _natlich überwacht. Bei jeder Messreihe wurden die 6 Kammern im Wechsel auf_ _3 Replikate jeder Behandlung angewendet, wobei insgesamt 18 Parzellen über-_ _prüft wurden._ _Die Messungen erfuhren in den Monaten Januar und Februar 2018 und 2019_ _Unterbrechungen aufgrund von Eis und Schnee auf dem Boden sowie gelegent-_ _lich in anderen Zeiträumen des Jahres aufgrund von Defekten der Instrumente._ 2.5 Statistische Analyse _Die in diesem Kapitel vorgestellten Ergebnisse der verschiedenen Bodenanaly-_ _sen sind ein Durchschnittswert von 4 Replikaten für jede Behandlung (± Stan-_ _dardfehler), während sich die Daten der Treibhausgasemissionen auf den Mit-_ _telwert von 3 Replikaten für jede Behandlung (± Standardfehler) beziehen._ Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon _Die statistische Gegenüberstellung der untersuchten Parameter erfolgte an-_ _hand einer Varianzanalyse (ANOVA), gefolgt von einem Student–Newman–_ _Keuls-Test (SNK) zur Verdeutlichung der signifikanten Unterschiede zwischen_ _den Behandlungen. Die Homoskedastizität der Daten wurde überprüft und im_ _Falle eines Verstoßes gegen diese Bedingungen wurden die Daten einer loga-_ _rithmischen Umformung unterzogen. Insbesondere für die Konzentration von_ _Biochar-C im Boden (g/kg Probe) wurden für jede Behandlung Vergleiche zwi-_ _schen den unterschiedlichen Zeitpunkten der Probenahme (t0, t1 und t3) für_ _den Bestand an Biochar-C im Boden (t/ha) erstellt; für jede Behandlung mit_ _Biochar wurden Vergleiche zwischen dem Zeitpunkt t1 und t3 angestellt; für_ _den Bestand von C im Boden (t/ha) wurden für jede Behandlung Vergleiche_ _zwischen den vier Zeitpunkten der Probenahme (t0, t1, t2 und t3) angestellt; für_ _die Emissionen jedes Treibhausgases wurden bei jeder Messreihe Vergleiche_ _zwischen den sechs Behandlungen erstellt._ _Die Interpolation der Biochar-C-Werte im Boden mit exponentiellem Modell_ _wurde anhand einer nichtlinearen Regressionsanalyse durchgeführt. Alle Un-_ _tersuchungen wurden mit der Software STATA 16 (StataCorp LLC, Texas,_ _USA) und einem Konfidenzintervall von 95 % durchgeführt._ #### 3. Ergebnisse 3.1 Stabilität des Biochars im Boden _Auf Grundlage der isotopischen Massenbilanz wurden drei Wochen nach der_ _Anwendung der Bodenverbesserungsmittel in der Behandlung B1 im Durch-_ _schnitt 80±9 % des in den Boden eingebrachten Biochar-C gefunden, in der Be-_ _handlung B2 hingegen 95±18 % (Abb. 2). Nach circa einem Jahr (385 Tage) sank_ _der im Boden verbleibende Prozentsatz an Biochar-C auf 70 ± 14 % in der Be-_ _handlung B1 und auf 91 ± 16 % in der Behandlung B2 (Abb. 2). Nach circa 2_ _Jahren schließlich (745 Tage) fanden sich in der Behandlung B1 nur noch weni-_ _ger als die Hälfte des verteilten Biochar-C (40±17 %), in der Behandlung B2 hin-_ _gegen 69±31 % (Abb. 2)._ ``` Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden ``` _In der Behandlung B1 betrug die durch das negative exponentielle Modell ge-_ _schätzte tägliche Zersetzungsrate (k) 0,1 % und die jährliche Rate 36,5 %, ent-_ _sprechend einer durchschnittlichen Verweilzeit (Mean Residence Time, MRT)_ _von 2,7 Jahren im Boden. In der Behandlung B2 hingegen wurde keine signifi-_ _kante Zersetzungsrate verbucht. Das für die Behandlung B1 erzielte Abbaumo-_ _dell zeigt einen erheblichen Verlust von Biochar-C in den ersten drei Wochen_ _desVersuchs. Im Boden wurde eine um 19,75 % niedrigere Menge an Biochar_ _im Boden gemessen als tatsächlich angewandt (Abb. 2). Nach diesem bedeute-_ _ten Anfangsverlust wird eine kontinuierliche Verringerung der Konzentration_ _beobachtet, die im ersten Jahr weniger stark ausfällt (-9,75 %), um dann im_ _zweiten Jahr wieder an Geschwindigkeit aufzunehmen (-30,17 %)._ _Aus den Ergebnissen der zweiten zur Schätzung der Stabilität des Biochar-C im_ _Boden angewandten Methode, d. h. der BPCA-Analyse,geht hervor, dass vor_ _Verteilung der Bodenverbesserungsmittel im Boden bereits 7,45±0,1 g Biochar-_ _C pro kg Bodenvorhanden waren (Abb. 3). Bei allen Behandlungen mit Biochar_ _und Biochar + Kompost stiegder Biochar-C-Wert nach der Verteilung dieser_ _Bodenverbesserungsmittel signifikant an, während der Biochar-C-Gehalt bei_ _den Behandlungen C und N keine erhebliche Änderung verbucht (Abb. 3). Bei_ _keiner der Behandlungen zwischen dem Zeitpunkt t1 und t3 wurden signifi-_ _kante Änderungen im Biochar-C-Gehalt beobachtet (Abb. 3)._ Abb. 2 – Biochar-C im Boden (% der angewandten Dosis) 21, 385 und 745 Tage nach der Verteilung vonBiochar in den Behandlungen B1 (25 t/ha Biochar) und B2 (50 t/ha Biochar). Die dargestellten Werte sind das Ergebnis der isotopischen Massenbilanz. Die Fehlerbalken stellen den Standardfehler des Mittelwerts dar. Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon _Nach Abzug der im Boden vorhandenen natürlichen Menge an Biochar betrug_ _die zum Zeitpunkt t1 wiedergefundene Biochar-Mengebei der Behandlung B1_ _8,4 t C/h,bei der Behandlung B1C 12,5 t C/h, bei der Behandlung B2 20,5 t C/h_ _und bei der Behandlung B2C 24,2 t C/ha (Abb. 4). Im Verhältnis zu der mit den_ _Bodenverbesserungsmitteln verteilten Mengen an Biochar-C (15,9 t C/ha bei_ _denBehandlungen B1 und B1C und 31,9 t C/ha bei den Behandlungen B2 und_ _B2C, in Abb. 4 durch die horizontalen Balken dargestellt), beliefen sich die ge-_ _schätzten Mengen auf 52 % bzw. 78 % bei den Behandlungen B1 und B1C und_ _64 % bzw. 75 % bei den Behandlungen B2 und B2C. Zum Zeitpunkt t3 hat die_ _BPCA-Methode bei den Behandlungen B1 und B2 die Menge an Biochar-C im_ _Boden überschätzt, was in einer höheren angewandten Menge resultieren_ _würde (Abb. 4). Gleichzeitig wurden 16,2 t C/ha Biochar-C für die Behandlung_ _B1C und 22,7 t C/ha für die Behandlung B2C geschätzt /Abb. 4). Die zu den_ _beiden Zeitpunkten der Probenahme geschätzten Werte unterschieden sich je-_ _doch bei keiner der Versuchsbehandlungen deutlich voneinander._ _Beim Vergleich der beiden Methoden zur Quantifizierung des Biochar-C im Bo-_ _den (Abb. 5), kann man beobachten, dass sich die mit den beiden Methoden er-_ _zielten Schätzungen zum Zeitpunkt t1 nicht erheblich unterscheiden, auch wenn_ _die mit der isotopischen Massenbilanz erzielte Schätzung der tatsächlich verteil-_ _ten Menge sowohl für die Behandlung B1 (13,86 ± 2,53 t/ha Biochar-C gegenüber_ _15,9 t/ha) als auch für die Behandlung B2 (30,63 ± 5,98 t/ha Biochar-C gegenüber_ _31,9 t/ha) näher kommt, während die BPCA-Methode Schätzungen liefert, die_ _niedriger als die angewandten Dosen liegen (8,39±3,76 t/ha Biochar-C gegenüber_ _15,9 t/ha in B1 und 20,54± 5.71 t/ha Biochar-C gegenüber 31,9 t/ha in B2). Zum_ _Zeitpunkt t3 liegt die mit der BPCA-Methode für die Behandlung B1 erzielte_ _Schätzung des im Boden verbleibenden Biochar-C deutlich höher (+63,3 %) als_ _die mit der isotopischen Massenbilanz geschätzte Menge, während sich bei der_ _Behandlung B2 keine signifikanten Differenzen zwischen den beiden Methoden_ _ergaben (Abb. 5)._ _Was den Gesamtkohlenstoff (t/ha) im Boden anbelangt, sieht man in Abb. 6,_ _dass der Kohlenstoffbestand zwischen dem Zeitpunkt t0 und dem Zeitpunkt t3_ _bei den Behandlungen mit der höchsten Biochar-Dosierung deutlich ansteigt_ ``` Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden ``` _(B2, +83 % und BC2, +41,8%). Dieser Anstieg ist auf die Verteilung von 50 t/ha_ _Biochar zurückzuführen. Die im Kontrollboden beobachtete Verringerung des_ _Kohlenstoffbestands zwischen dem Zeitpunkt t1 und dem Zeitpunkt t3 (Abb._ _6) hängt wahrscheinlich mit der Änderung der Rohdichte des Bodens zusam-_ _men. In der Tat sinkt diese zumZeitpunkt t1 infolge von Bodenarbeiten. Die_ _geringere Rohdichte hat bei gleicher Tiefe zu einer Verringerung der Boden-_ _probenmenge und somit des geschätzten Kohlenstoffbestands im Boden ge-_ _führt. Bei der gleichen Behandlung zum Zeitpunkt t3 sieht man in der Tat eine_ _Rückkehr des Kohlenstoffbestands zu mit t0 vergleichbaren Werten, wahr-_ _scheinlich aufgrund der wiederholten Überfahrt landwirtschaftlicher Maschi-_ _nen für die Arbeiten an den Kulturen, die eine Kompaktierung des Bodens zur_ _Folge hatten (Zunahme der Rohdichte)._ Abb. 3– Biochar-C im Boden (g/kg) in den sechs Versuchsbehandlungen: N (Kontrollboden), B1 (25 t/ha Biochar), B2 (50 t/ha Biochar), C (45 t/ha Kompost), B1C (25 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost), B2C (50 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost) vorVerteilung der landwirtschaftlichen Bodenverbesse- rungsmittel (weiße Balken, t0), 3 Wochen danach (schwarze Balken, t1) und zwei Jahre danach (graue Balken, t3). Die Buchstaben über den Balken weisen, wenn sie verschieden sind, auf einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den drei Zeiten der Probenentnahme innerhalb einer gleichen Behandlung hin (p ≤ 0,05). Die angegebenen Werte sind das Ergebnis der Quantifizierung der aromatischen Polycarboxylsäuren (BPCA). Die Fehlerbalken stellen den Standardfehler des Mit- telwerts dar. Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon Abb. 4– Biochar-C im Boden (t/ha) in den verschiedenen Behandlungen: B1 (25 t/ha Biochar), B2 (50 t/ha Biochar), B1C (25 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost), B2C (50 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost) 3 Wochen nach derVerteilung der Bodenverbesserungsmittel (schwarze Balken in der Grafik, t1) und zwei Jahre danach (graue Balken, t3). Von der im Boden gemessenen Menge der Proben wurde die vor der Verteilung der Bodenverbesserungsmittel (t0) natürlich im Boden vorhandene Menge an Bio- char-C abgezogen. Die horizontalen Linien stellen die angewandten Biochar-Dosierungen dar (B1 und B2). Zwischen den Zeitpunkten t1 und t3 wurden keine signifikanten Unterschiede festgestellt (p≤0,05). Die angegebenen Werte sind das Ergebnis der Quantifizierung der aromatischen Polycar- boxylsäuren (BPCA). Die Fehlerbalken stellen den Standardfehler des Mittelwerts dar. Abb. 5 – Vergleich der mit der Methode der isotopischen Massenbilanz (Y-Achse) und der BPCA- Analyse (X-Achse) erzielten Schätzungen des Biochar-C im Boden (t/ha) für die Behandlungen B1 und B2 drei Wochen (t1) und zwei Jahre (t3) nach der Verteilung des Biochars. Die Fehlerbalken stellen den Standardfehler des Mittelwerts dar und das Sternchen steht für einen signifikanten Unter- schied zwischen den mit den beiden Analysemethoden erzielten Schätzungen. ``` Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden ``` Abb. 6 – Für die verschiedenen Behandlungen gemessener Kohlenstoffbestand im Boden (t/ha): N (Kontrollboden), B1 (25 t/ha Biochar), B2 (50 t/ha Biochar), C (45 t/ha Kompost), B1C (25 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost), B2C (50 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost) vor Verteilung der Bodenverbesse- rungsmittel (t0, weiße Balken), 3 Wochen nach der Verteilung (t1, schwarze Balken), 1 Jahr danach (t2, graue Balken) und 2 Jahre danach (t3, weißeBalken mit schwarzen Punkten). Die Buchstaben über den Balken weisen, wenn sie verschieden sind, auf einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den vier Zeiten der Probenentnahme innerhalb einer gleichen Behandlung hin (p ≤ 0,05). Die Fehlerbalken stellen den Standardfehler des Mittelwerts dar. 3.2 Vom Boden ausgehende Treibhausgasemissionen _Die vom Boden ausgehenden CO_[^2]:_-Emissionen (Abb. 7) weisen eine ausge-_ _prägte saisonale Variabilität auf; In den warmen Jahreszeiten wird ein größerer_ _Fluss gemessen als in den kalten. Der Höchstwert wurde im August 2017 für_ _die Behandlung B1 verbucht (17,1_μ_mol/m_[^2]_/s);die niedrigsten Werte, nahe bei_ _0, wurden für alle Behandlungen im Dezember 2017 gemessen._ _Signifikante Unterschiede zwischen den Behandlungen wurden nur in 3 Ver-_ _suchsreihen festgestellt (Abb. 7, Tab. 2). Im Juni 2018 waren die Emissionen der_ _Behandlung B2C deutlich höher als die der Behandlungen N, B1 und C. Im_ _April 2019 waren die Emissionen der Behandlung N deutlich höher als die der_ _Behandlung C, während im Juli 2019 die Emissionen der Behandlung B2 höher_ _als die der Behandlungen B1C und C waren._ _Die Flüsse von CH_[^4]: _(nmol/m_[^2]_/s, Abb. 8) waren immer negativ, was bei allen_ _Behandlungen auf einen Nettoverbrauch von Methan durch den Boden hin-_ _weist. Einzige Ausnahme war die Messreihe im Oktober 2017, als die Netto-_ _emissionen von Methan in den Behandlungen B1 (1,1 nmol/m_[^2]_/s) und B1C (0,9_ Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon _nmol/m_[^2]_/s) gemessen wurden.Während des gesamten Studienzeitraums gab es_ _keine signifikanten Differenzen zwischen den gemessenen Methanflüssen der_ _6 Behandlungen._ _Die Flüsse von N_[^2]:_O (nmol/m_[^2]_/s, Abb. 9) waren nur in der ersten Messreiheim_ _August 2017 ziemlich hoch, als die Werte zwischen 0,26 nmol/m_[^2]_/s bei der Be-_ _handlung B2C und 0,89 nmol/m_[^2]_/s bei der Behandlung B1C lagen. Ab Oktober_ _2017 Reduzierte sich die Intensität der Emissionen und variierte zwischen -0,08_ _und 0,15 nmol/m_[^2]_/s. Nur in vier der Messreihen wiesen die Emissionen der ver-_ _schiedenen untersuchten Behandlungen deutliche Unterschiede auf (Abb. 9,_ _Tab. 2). Im Dezember 2017 insbesondere waren die Emissionen der Behandlung_ _N deutlich höher als die der Behandlung B2. ImMai 2018 hingegen wurden in_ _den Behandlung B1C deutlich höhere Emissionen als in den Behandlungen B2,_ _C und B2C beobachtet. Im Dezember 2018 verbuchte die Behandlung N höhere_ _Emissionen als alle anderen. Im Juni 2019 schließlich wurden in der Behand-_ _lung C höhere Emissionen registriert als in der Behandlung B2._ Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden ``` Abb. 7 ``` – Vom Boden des Versuchsweinbergs Labers in Meran ausgehende CO -Emissionen (mmol/m2 ``` 2/s), die in Verbindung mit den sechs ``` ``` Versuchsb ``` ``` ehandlungen gemessen wurden: N (Kontrollboden), B1 (25 t/ha Biochar), B2 (50 t/ha Biochar), C (45 t/ha Kompost), B1C (25 t/ha ``` ``` Biochar + 45 t/ha Kompost), B2C (50 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost). Die Messungen w ``` ``` urden zwischen August 2017 und Dezember 2019 ``` ``` durchgeführt. Die Daten stellen die Mittelwerte der drei Replikate für jede Behandlung ± Standardfehler dar. Die Sternchen we ``` ``` isen auf einen ``` ``` signifikanten Unterschied zwischen den Mittelwerten hin; die Ergebnisse ``` ``` des paarweisen ``` ``` Vergleichs zwischen den Behandlungen sind in Tab. 2 ``` ``` aufgeführt. ``` Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon ``` Abb. 8 ``` – Vom Boden des Versuchsweinbergs Labers in Meran ausgehende CH4 -Emissionen (nmol/m2/s), die in Verbindung mit den sechs ``` Versuchsb ``` ``` ehandlungen gemessen ``` ``` wurden: N (Kontrollboden), B1 (25 t/ha Biochar), B2 (50 t/ha Biochar), C (45 t/ha Kompost), B1C (25 t/ha ``` ``` Biochar + 45 t/ha Kompost), B2C (50 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost). Die Messungen wurden zwischen August 2017 und Dezember 2 ``` ``` 019 ``` ``` durchgeführt. Die Date ``` ``` n stellen die Mittelwerte der drei Replikate für jede Behandlung ± Standardfehler dar. Es wurden keine signifikanten ``` ``` Unterschiede zwischen den Behandlungen festgestellt. ``` Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden ``` Abb. 9 ``` – ``` Vom Boden des Versuchsweinbergs Labers in Meran ausgehende N ``` ``` O2 ``` -Emissionen (nmol/m2/s), die in Verbindung mit den sechs ``` Versuchsb ``` ``` ehandlungen gemessen wurden: N (Kontrollboden), B1 (25 t/ha Biochar), B2 (50 t/ha Biocha ``` ``` r), C (45 t/ha Kompost), B1C (25 t/ha ``` ``` Biochar + 45 t/ha Kompost), B2C (50 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost). Die Messungen wurden zwischen August 2017 und Dezember 2 ``` ``` 019 ``` ``` durchgeführt. Die Daten stellen die Mittelwerte der drei Replikate für jede Behandlung ± ``` ``` Standardfehler dar. Die Sternchen weisen auf einen ``` ``` signifikanten Unterschied zwischen den Mittelwerten hin; die Ergebnisse des paarweise ``` ``` n Vergleichs zwischen den Behandlungen sind in Tab. 2 ``` ``` aufgeführt. ``` Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon Tabelle 2–Ergebnisse des statistischen Vergleichs der vom Boden ausgehenden CO[^2]:-(mmol/m[^2]/s) und N[^2]:O-Emissionen (nmol/m[^2]/s), die in Verbindung mit den sechs Behandlungen gemessen wur- den. N (Kontrollboden), B1 (25 t/ha Biochar), B2 (50 t/ha Biochar), C (45 t/ha Kompost), B1C (25 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost), B2C (50 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost). Die Messungen wurden zwischen August 2017 und Dezember 2019 durchgeführt. Unterschiedliche Buchstaben weisen auf signifikante Unterschiede zwischen den Behandlungen hin und entsprechen den jeweiligen Stern- chen in der Abb. 7 und 9. ``` Behandlung CO2 μmol/m[^2]/s N2O μmol/m[^2]/s Jun. 2018 ``` ``` Apr. 2019 ``` ``` Jul. 2019 Dez. 2017 ``` ``` Mai 2018 ``` ``` Dez. 2018 ``` ``` Jun. 2019 N 8,7 a 3,7 b 9,5 ab 0,11 b 0,01 ab 0,12 b -0,04 ab B1 9,9 a 2,7 ab 9,4 ab 0,03 ab 0,03 ab 0,01 a -0,05 ab B2 11 ab 3 ab 10,9 c 0,01 a -0,03 a 0,01 a -0,07 a C 11,4 a 2,1 a -6,6 a 0,08 ab -0,02 a -0,01 a 0,02 b B1C 11,1 ab 2,9 ab 7,9 bc 0,03 ab 0,11 b 0,01 a -0,03 ab B2C 16,8 b 2,8 ab 10,2 ab 0,02 ab -0,01 a 0,01 a -0,06 ab ``` #### 4. Diskussion 4.1 Stabilität des Biochars im Boden _In dieser Studie ist die durch isotopische Massenbilanz für die Behandlung B1_ _geschätzte MRT des Biochars geringer als bei den meisten Studien, die zuvor_ _durchgeführt wurden. In ihrer Metaanalyse schätzenWang et al. (2016), aus-_ _gehendvon den Ergebnissen 24 wissenschaftlicher Artikel, dass die stabilste_ _Fraktionvon Biochar (die 97 % des Biochars darstellt) im Durchschnitt eine_ _MRT von 556±483 Jahren hat. Den Mittelwerten der MRT wird jedoch eine_ _hohe Unsicherheit zugeschrieben, die auf eine große Zahl von Faktoren wie_ _die Art des verwendeten Biochars, die spezifischen Eigenschaften des Bodens_ _und die angewandteVersuchsmethode zurückzuführen sind. Tatsächlich gibt_ _es in der Literatur MRT-Schätzungen der gleichen Größenordnung, wie in un-_ ``` Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden ``` _serer Studie berechnet. In der Metaanalyse von Singh et al. (2012) zum Bei-_ _spiel, welche die Ergebnisse von 17 verschiedenen Versuchsstudien unter-_ _sucht, führen die Autoren MRT-Werte zwischen 1 und 750 Jahren an, und für_ _die 6 untersuchten Arbeiten eine MRT < 15 Jahren. Vor Kurzemschätzten_ _Ventura et al. (2019) die MRTin einer zweieinhalbjährigen Feldstudieauf 10,3_ _Jahre._ _Andererseits zeigen die mit der isotopischer Massenbilanz für die Behandlung_ _B2 und die mit der BPCA-Analyse für beide Behandlungen erzielten MRT-_ _Schätzungen einen nicht signifikanten Abbauvon Biochar im Boden und so-_ _mit eine substantielle Stabilität des Biochars in den zwei Jahren der Versuchs-_ _messungen. Dieses Ergebnis liegt daher mehr auf einer Linie mit den meisten_ _Studien, die in der Literatur genannt und in der Metaanalyse vonWang et al._ _(2016) zusammengefasst werden._ _Der hohe Anfangsverlust im exponentiellen Abbaumodell, der bei den isoto-_ _pischen MessungendesBiochars inderDosisB1 registriert wurde, könnte mit_ _dem Abbau der labileren Fraktion des Biochars durch Mikroorganismen des_ _Bodens zusammenhängen. Wie bereits dargelegt wurde, besteht Biochar aus_ _zwei verschiedenen Kohlenstofffraktionen: einer stabilen Fraktion, die den_ _größten Teil des Biochars ausmacht, und einer kleineren Fraktion, die sich_ _durch einen sehr viel schnelleren Abbau kennzeichnet (Downie et al., 2009;_ _Zimmerman, 2010)._ _Man kann jedoch nicht ausschließen, dass der Verlust von Biochar in der An-_ _fangsphase desVersuchs auch durch abiotische Faktoren verursacht wurde._ _Zum Beispiel könnten die Biochar-Verluste beim Transport, Abladen und Ver-_ _teilen des Biochars entstanden sein; da dieses eine sehr feine Körnung und_ _eine sehr geringe Dichte hat, könnte es vom Wind aus dem Anwendungsbe-_ _reich heraus weggeweht worden sein. In anderen Studien wurde beobachtet,_ _dass der Wind Verluste bis zu 28 % der angewandten Biochar-Menge verur-_ _sachen kann (Major, 2010). Zur Begrenzung dieser Verluste wurde dasBiochar_ _vor der Anwendung im Weinberg befeuchtet, bis seine Feuchtigkeit 20 %sei-_ Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon _nes Gewichts erreichte; zudem wurde das Biochar direkt nach der Anwen-_ _dung in den Boden eingearbeitet; dennoch können Verluste durch Verwehung_ _nicht ausgeschlossen werden._ _Ein Teil des Biochars könnte auch durch Wasser abtransportiert worden sein,_ _wenn man das Gefälle des Versuchsstandorts in Betracht zieht. Biochar wird_ _vom Wasser in der Tat eher als andere organische Substanzen erodiert, da es_ _eine geringe Dichte besitzt und in der ersten Zeit nach der Anwendung nicht_ _mit dem mineralischen Anteil des Bodens interagiert(Rumpel et al., 2006). Die_ _durch Abfließen verursachten Biochar-Verlustekönnen über 50 % des verteil-_ _ten Biochars ausmachen(Major et al., 2010). Außerdem kann das Wasser das_ _Biochar auch durch Perkolation in tiefere Bodenschichten transportieren._ _Singh et al. (2015) haben beobachtet, dass zwischen 1,2 und 15,7 % des Bio-_ _chars in eine Schicht des Bodens unter der Schichttransportiert wird, auf der_ _es verteilt wurde. Der Verlust durch Perkolation könnte an unserem Ver-_ _suchsstandort durch die Eigenschaften des Bodens begünstigt worden sein,_ _der wegen seiner Struktur und seines hohen Steingehalts starke drainierende_ _Merkmale besitzt. Das würde mit den Resultaten der Studie vonSingh et al._ _(2015) übereinstimmen, die beweist, dass der Biochar-Verlust durch Perkola-_ _tion bei Arenosolböden größer ist als der infolge von Mineralisierung. Außer-_ _dem könntendie pulverartige Beschaffenheit und die extreme Leichtigkeit des_ _verwendeten Biochars diese Phänomene erleichtert haben._ _Die Schätzung der MRT dieser Studie könnte auch durch methodologische_ _Aspekte wie zum Beispiel die Versuchsdauer beeinflusst worden sein. Zahl-_ _reichen Studien zufolge wird die Schätzung des Biochar-Abbaus stark durch_ _die Versuchsdauer beeinflusst(Fang et al., 2014; Kuzyakov et al., 2014;_ _Kuzyakov et al., 2009; Ventura et al., 2019); dieser ist in den ersten beiden Jah-_ _ren höher, und verlangsamt sich dann radikal. In unserer zweijährigen Studie_ _könnte die Abbaurate der Behandlung B1 möglicherweise zu hoch einge-_ _schätzt worden sein._ _Es sei gesagt, dass die bisherigen Studien zur Stabilität von Biochar im Boden_ _zum größten Teil im Labor, durch Inkubation des Bodens in kontrollierter_ _Umgebung durchgeführt wurden. Möglicherweise stellen diese Versuche die_ ``` Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden ``` _unter Feldbedingungen auftretenden Erscheinungen nicht angemessen dar_ _(Ventura et al., 2015, 2019). Im Labor werden Erscheinungen, die physikali-_ _sche Abbauprozesse und die chemische OxidationvonBiochar beschleunigen_ _können, wie z. B. Wetterereignisse, Expositionen gegenüber Ozon und UV-_ _Strahlung oder Frost-Tau-Zyklen, möglicherweise nicht richtig simuliert_ _(Kuzyakov et al., 2014; Spokas, 2010). Außerdem kann die Bodenfauna, z. B._ _Regenwürmer, die Zerkleinerung des Biochars begünstigen und dieses so ei-_ _nem stärkeren biotischen und abiotischen Abbau aussetzen (Ameloot et al.,_ _2013; Lehmann et al., 2011; Pingree et al., 2017). Und schließlich kann das Vor-_ _handensein von Wurzeln im Boden den Abbau von Biochar um bis zu 50 %_ _erhöhen(Ventura et al., 2019), da das Wurzelexsudat die mikrobielle Aktivität_ _stimuliert(Keith et al., 2011; Luo et al., 2011)._ _Die Ergebnisse der BPCA- Analysen weisen keine signifikante Verringerung_ _des Biochar-C-Gehalts im Boden zwischen dem Zeitpunkt t1 und dem Zeit-_ _punkt t3 auf (Abb. 4); vielmehr kann man eine tendenzielle, wenn auch nicht_ _bedeutende Zunahme beobachten, vor allem in den Behandlungen B1 und B2._ _Dieses Ergebnis wurde in früheren Studien beobachtet(Busch & Glaser, 2015;_ _Fischer et al., 2018)und mit einer Vielfalt von Faktoren in Zusammenhang_ _gebracht. Während die Untersuchungsergebnisse aufgrund der Komplexität_ _der Verfahren einerseits von operativen Fehlern, wie zum Beispiel der Hete-_ _rogenität der Verteilungvon Biochar auf dem Feld, sowie von möglichen Feh-_ _lern während der analytischen Phase beeinträchtigt werden können (Fischer_ _et al., 2018), haben Glaser & Knorr (2008) andererseits eine nicht von pyroge-_ _nen Quellen abhängige Zunahme um 25 % des Biochar-C-Gehalts im Boden_ _beobachtet. Die BPCA würden somitin situ in Form von Pigmenten von ver-_ _schiedenen Pilzarten wieAspergillus nigerundCercosporina Kikuchii-Matsu-_ _moto-et-Tomoyasuerzeugt(Fischer et al., 2018)._ _Wichtig ist auch hervorzuheben, dass der Gesamtkohlenstoffgehalt im Boden_ _bei den Behandlungenmit der höchsten Biochar-Dosis (B2 und B2C) zwei_ _Jahre nach der Anwendung erheblich gestiegen ist (Abb. 6). Ähnliche Ergeb-_ _nisse wurden in früheren Studien an einem Oxisolboden der Savanne Kolum-_ _biens erzielt (Major, 2009); dort wurde nach dem Zusatz von 23,3 t/ha Biochar_ _eine Verdoppelung des Gesamtkohlenstoffgehalts im Boden verbucht. Ein_ Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon _Anstieg des Gesamtkohlenstoffs wurde auch in der Behandlung BC2 gemes-_ _sen, was beweist, dass die Anwendung von Kompost das Potenzialvon Bio-_ _char zur mittelfristigen Speicherung des Kohlenstoffs im Boden nicht beein-_ _trächtigt (Abb. 6). Diese Ergebnisse bestätigen auch frühere Beobachtungen_ _vonBusch & Glaser (2015), die über einen Anstieg um Faktor 1,7 des Kohlen-_ _stoffgehalts im Boden ein Jahr nach Anwendung von 25 t/ha Biochar in Kom-_ _bination mit Kompost berichten, und von Liu et al. (2012), die einen Anstieg_ _des Gesamtkohlenstoffs im Boden um Faktor 2,,5 nach Anwendung von 20_ _t/ha Biochar und 32,5 t/ha Kompost beobachtet haben._ _Es sollte darauf hingewiesen werden, dass die Evaluierungen der Stabilität_ _von Biochar im Boden bei beiden Methoden aufgrund der hohen natürlichen_ _Variabilität des Bodens, die für gewöhnlich in Feldstudien beobachtet wird_ _und genaue Schätzungen schwierig macht, durch hohe Unsicherheit gekenn-_ _zeichnet sind. Andererseits macht ein Vergleich der erzielten Ergebnisse mit_ _der wissenschaftlichen Literatur zu diesem Thema die Notwendigkeit der_ _Durchführung von Feldproben offensichtlich._ 4.2 Vom Boden ausgehende Treibhausgasemissionen _In dieser Studie wurden zeitlich sehr begrenzte und nur leichte Auswirkun-_ _gen von Biochar auf CO_[^2]:_-Emissionen beobachtet. In den Behandlungen, bei_ _denen kein signifikanter Abbau des Biochars beobachtet wurde, bestätigt das_ _Fehlen der Wirkungen auf die CO2,-Emissionen einerseits die Stabilität des Bi-_ _ochars im Boden, und verdeutlicht andererseits das Fehlen eines Reizes für_ _den Abbau der ursprünglichen organischen Substanz des Bodens (SOM), also_ _des sogenanntenPriming-Effekts. In der Behandlung B1 hingegen, bei der ein_ _signifikanter Abbau des Biochars registriert wurde, weist das Fehlen eines_ _konsistenten Anstiegs der vom Boden ausgehenden CO_[^2]:_-Emissionen darauf_ _hin, dass die aus dem Abbau der SOM stammenden Emissionen in Anwesen-_ _heitvon Biochar reduziert wurden (negativerPriming-Effekt), d. h. dassdas_ _Biochar eine Schutzwirkung auf dieSOM hatte. Diese Wirkung wurde bereits_ _zuvor ebenfalls unter Feldbedingungen beobachtet (Ventura et al., 2019)._ ``` Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden ``` _Die geringeren Wirkungen auf die CO_[^2]:_-Emissionen stehen offensichtlich in_ _Widerspruch zur Metaanalyse von He et al. (2017); diese fassen die Ergebnisse_ _von 91 wissenschaftlichen Publikationen zusammen und kommen zu dem_ _Schluss, dass die Verteilung von Biochar im Boden im Durchschnitt einen An-_ _stieg von 22 % der CO_[^2]:_-Emissionenim Vergleich zum nicht verbesserten Bo-_ _den verursacht. In dergleichen Metaanalyse wird jedoch über eine große Dif-_ _ferenz zwischen den Ergebnissen der Feldversuche und denen im Labor be-_ _richtet. Während Biochar in den Laborergebnissen eine positive Wirkung auf_ _die CO_[^2]:_-Emissionen zeigt, sind in den Feldversuchen keine deutlichen Unter-_ _schiede gegenüber dem Kontrollboden zu sehen (He et al., 2017). Rezente Stu-_ _dien bestätigen, dass die Wirkung von Biochar auf die CO_[^2]:_-Emissionen unter_ _Feldbedingungen unerheblich war (Lu et al., 2019; Ventura et al.,2019), wenn_ _nicht sogar negativ, also dass es sogar eine Abnahme der Emissionen verur-_ _sacht hat (Shen et al., 2017). Die Ergebnisse dieser Studie stimmen daher mit_ _denen anderer Studien überein, die unter ähnlichen Bedingungen stattfanden,_ _und bestätigen die Notwendigkeit der Durchführung von Feldstudien. Ge-_ _mäß der Metaanalyse von He et al. (2017)können andere Faktoren zu unserem_ _Versuchsergebnis geführt haben. Insbesondere die Art der Ausgangsbio-_ _masse und die Produktionstemperatur scheinen einen starken Einfluss auf die_ _Wirkung von Biochar auf CO_[^2]:_-Emissionen zu haben. In den Versuchen, in de-_ _nen die Ausgangsbiomasse aus Holzmaterial besteht, die Produktionstempe-_ _ratur ungefähr 500 °C beträgt und kein Stickstoffdünger eingesetzt wird, hat_ _die Anwendung von Biochar auf Agrarböden ähnlicher Breitengrade wie de-_ _nen unseres Versuchsstandorts keine offensichtliche Wirkung auf die CO_[^2]:_-_ _Emissionen (He et al., 2017)._ _In Bezug auf Methan werden in dieser Studie fast immer Negativflüsse fest-_ _gestellt;sie weisen bei allen Behandlungen auf einen Nettoverbrauch von Me-_ _than im Boden hin. Es ist bekannt, dass Methan in belüfteten Böden, die nicht_ _unterVernässung leiden, durch die Aktivität der Mikroorganismen im Boden_ _verbraucht wird (Jeffery et al., 2016). Unter diesen Bedingungen tendiert Bio-_ _char, den Berichten in der Literatur zufolge, dazu, den Methanverbrauch des_ _Bodens zu reduzieren (Jeffery et al., 2016), vor allem wenn der pH-Wert des_ _Bodens zwischen 6 und 8 und die Produktionstemperatur des Biochars unter_ Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon _600 °C liegt. Eine solche Wirkung des Biochars, die zu einer Verringerung der_ _Fähigkeit des Bodens führen würde, die atmosphärische Konzentration dieses_ _starken Treibhausgases zu senken, wurde in dieser Studie hingegen nicht be-_ _obachtet. Das Fehlen von Wirkungen des Biochars auf die Methanflüsse im_ _Boden bestätigt jedoch die Beobachtungen der anderen Studien(He et al.,_ _2017). Gemäß He et al. (2017) kann die Methanaufnahme bei Anwendungvon_ _Biochar mit sehr hohem pH-Wert und grober Bodenstruktur steigen. Ange-_ _sichts des hohen pH-Werts (12,5) des in dieser Studie verwendeten Biochars_ _und der sandig-lehmigen Struktur des Bodens am Versuchsstandort hätten_ _wir uns daher negativere Flüsse in dem mit Biochar behandelten Boden er-_ _wartet. Andererseits ist es möglich, dass die Kombination anderer Faktoren_ _die positiven Wirkungen des Biochars auf den Methanverbrauch des Bodens_ _annulliert hat._ _Aus den in der Literatur berichteten Ergebnissen geht hervor, dass die N_[^2]:_O-_ _Emissionen des Bodens in der Regel durch die Bodenverbesserung mit Bio-_ _char gehemmt werden. Zwei verschiedene Metaanalysen (Cayuela et al., 2014;_ _He et al., 2017) berichten über eine durchschnittliche Verringerung um 30 %_ _bei den mit Biochar verbesserten Böden gegenüber 54 % bei nicht verbesserten_ _Böden. Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen diese Evidenzen nur teilweise._ _In der Tat wurde eine, wenn auch nur leichte, Verringerung der Emissionen_ _in den mit 50 t/ha Biochar verbesserten Böden nur bei 4 der im Laufe des Ver-_ _suchs durchgeführten Messreihen beobachtet. Gemäß den Berichten von He_ _et al. (2017)könnte dieses Ergebnis auf die spezifischen Versuchsbedingungen_ _zurückzuführen sein, wie zum Beispiel ein fast neutraler pH-Wert des Bodens,_ _eher niedrige Dosierungenvon Biochar und der Nichteinsatz von Düngemit-_ _teln. Die höchsten N_[^2]:_O-Emissionen werden generell in den mit N gedüngten_ _Böden beobachtet (He et al., 2017). Da der Weinberg während desVersuchs_ _nicht mit Stickstoff gedüngt wurde, ist es normal, dass die N_[^2]:_O-Flüssebereits_ _auf natürliche Weise niedrig sind und dasBiochar daher keine große Wirkung_ _zeigt. Andererseits hättenCayuela et al. (2014)zufolge bestimmte Parameter_ _des Biochars, wiez. B. die ursprüngliche Biomasse, die Produktionstempera-_ _tur und das Verhältnis C/N, eine viel markanterer Verringerung der N_[^2]:_O-_ _Emissionen vorhersehen lassen._ ``` Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden ``` _Dennoch spiegeln sich unsere Ergebnisse nur teilweise in der wissenschaftli-_ _chen Literatur wider; die unsere bleibt eine der wenigen Feldstudien mit einer_ _Beobachtungszeit von mehr als zwei Jahren. Weitere Schlussfolgerungen aus_ _unseren Daten können in Zukunft durch Schätzung der kumulierten Treib-_ _hausgasemissionen über den gesamten Versuchszeitraum, circa zweieinhalb_ _Jahre, gezogen werden. Diese Möglichkeit besteht dank gemeinsamer Be-_ _trachtung der im Rahmen desVersuchs gemessenen Emissionsdaten und der_ _Umweltparameter, die einen Einfluss auf die Treibhausgasemissionen haben,_ _anhand mathematischer Modelle. Die Ergebnisse dieser neuen Untersuchun-_ _gen werden Gegenstand einer weiteren Publikation sein._ #### 5. Schlussfolgerungen _Die Versuchsergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass das von Record Immobili-_ _are aus Holzbiomasse erzeugte Biochar bei angemessener Dosierung vernach-_ _lässigbar geringe Auswirkungen auf die Kohlendioxid- und Methanemissio-_ _nen hat, währendes eine leichte Verringerung der vom Boden ausgehenden_ _Stickstoffdioxidemissionen bewirkt. Das bedeutet, dass das in dieser Studie_ _untersuchte Biochar keine negativen Wirkungen auf die vom Boden ausge-_ _henden Treibhausgasemissionen hat und folglich ohne Kontraindikationen_ _genutzt werden kann._ _Was die Stabilität des Biochars im Boden anbelangt, wurden je nach verwen-_ _deter Methode widersprüchliche Ergebnisse erzielt. Wenn man außerdem be-_ _rücksichtigt, dass beide Schätzungen einehohe Unsicherheitsmarge aufwie-_ _sen, können keine sicheren Schlussfolgerungen in Bezug auf diesen Aspekt_ _gezogen werden._ _Die Anwendung von Biochar mit einer Dosis von 50 t/ha hat jedoch für einen_ _Zeitraum bis zu zwei Jahren nach seiner Verteilung zu einem bedeutenden_ _Anstieg des Kohlenstoffgehalts im Boden geführt. Dieser mit einem Fehlen_ _von Kontraindikationen in Bezug auf die vom Boden ausgehenden Treibhaus-_ Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon _gasemissionen einhergehende Anstieg zeigt, dass die Anwendung von Bio-_ _char auf Agrarböden zumindest mittelfristig zur Milderung des Klimawan-_ _dels beitragen kann._ Danksagungen _Wir danken Martin Thalheimer vom Versuchszentrum Laimburgfür die In-_ _formationen, die er uns über Klima, Wetter und pedologische Bedingungen_ _des Versuchsstandortes erteilt hat. Außerdem möchten wir uns bei Georg_ _Trenkwalder und seinen Mitarbeitern bedanken, die uns bei derVersuchsvor-_ _bereitung und der Verwaltung des Versuchsstandortes technisch unterstützt_ _haben._ Literaturverzeichnis _Ameloot, N., Graber, E. R., Verheijen, F. G. A., & Deneve, S. (2013)._ _Interactions between biochar stability and soil organisms: review and_ _research needs.European Journal of Soil Science,_ [^64]:_(August), 379–390._ _https://doi.org/10.1111/ejss.12064_ _Blanco-Canqui, H. (2017). Biochar and Soil Physical Properties.Soil Science_ _Society of America Journal,_[^81]:_, 687–711._ _https://doi.org/10.2136/sssaj2017.01.0017_ _Busch, D., & Glaser, B. (2015).Stability of co-composted hydrochar and_ _biochar under field conditions in a temperate soil.Soil Use and Management,_ [^31]:_, 251–258. https://doi.org/10.1111/sum.12180_ _Cayuela, M. L., van Zwieten, L., Singh, B. P., Jeffery, S., Roig, A., & Sánchez-_ _Monedero, M. A. (2014). 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Abiotic and Microbial Oxidation of Laboratory- Produced Black Carbon (Biochar).Environmental Science and Technology,44, 1295–1301. https://doi.org/10.1021/es903140c ## Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol: ## Lebenszyklusanalyse (LCA) der Produktionskette **Irene Criscuoli– Freie Universität Bozen** **Pietro Panzacchi– Freie Universität Bozen, Italien / Università degli** **Studi del Molise** **Timo Rossberg– LCA Works Limited, Bedford, Vereinigtes Königreich** **Onesmus Mwabonje– LCA Works Limited, Bedford, Vereinigtes Königreich** **Piers Cooper– LCA Works Limited, Bedford, Vereinigtes Königreich** **Jeremy Woods– LCA Works Limited, Bedford, Vereinigtes Königreich** **Giustino Tonon– Freie Universität Bozen** Abstract _Mit einer Lebenszyklusanalyse (LCA) wurden der Energieverbrauch und die Treib-_ _hausgasemissionen evaluiert, die mit der Erzeugung und Nutzung von Biochar aus_ _Vergasungsprozessen auf Südtiroler Agrarböden verbunden sind._ _Zumheutigen Tag gibt es in Südtirol ungefähr 40 Vergasungsanlagen, die zehn verschie-_ _dene Technologien anwenden. Keine dieser Anlagen ermöglicht die Erzeugung eines für_ _die landwirtschaftliche Nutzung geeigneten Biochar; daher muss dieses von den Betrei-_ _bernals Abfall entsorgt werden. Die ökologischen Auswirkungen der Produktionskette_ _sind positiv, denn die Bilanz ihrer Treibhausgasemissionen und ihres Energieverbrauchs_ _ist negativ. In der Tat ist die Holzvergasung eine emissionsfreieTechnologie, die alsErsatz_ _für umweltschädlichere fossile Quellen eingesetzt werden kann._ _Das Projekt WOOD-UP schlägt verschiedene Methoden zur Aufwertung der aktuellen_ _Produktionskette vor. Zunächst können aus der Holzbiomasse vor der Vergasung äthe-_ _rische Öle extrahiert werden. Die Extraktion ist ein Verfahren mit hohem Energiever-_ _brauch, aber die Auswirkungen sind nichtso hoch, dass sie zu einer nachteiligen Net-_ _tobilanz der Produktionskette führen würden. Außerdem kann Biochar als Bodenver-_ _besserungsmittel in der Landwirtschaft eingesetzt werden, wenn esbestimmten gesetz-_ _lichen Parametern entspricht. Zu diesem Zweck schlägt das Projekt Wood-Up die Nut-_ _zung einer „verbesserten“ Technologie vor, mit der die Erzeugung eines für die land-_ _wirtschaftliche Nutzung geeigneten Biochar möglich wäre. Der Lebenszyklusanalyse_ _zufolge verbessert die neue Technologie die Nettobilanz der Produktionskette und die_ Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon _VerteilungvonBiochar im Boden erhöht den Kohlenstoffbestand; dadurch könnten we-_ _niger synthetische Düngemittel und weniger Wasser zu Bewässerungszwecken einge-_ _setzt werden, wodurch sich die Nettobilanz zusätzlich verbessern würde._ _Aktuell werden in Südtirol jedoch jährlich 1.250 t Biochar produziert, eine ausreichende_ _Menge zur Verbesserung von 50 Hektar, wenn man bei der Verteilung auf dem Feld_ _eine Dosis von 25 t/ha veranschlagt. Es handelt sich im Vergleich zur Gesamtfläche der_ _Weinberge (5.500 ha) und der Apfelplantagen (19.000 ha) also um eine recht kleine Flä-_ _che. Zur Unterstützung einer breiteren Anwendung von Biochar in der Landwirtschaft_ _wäre demzufolge eine Einfuhr von Biochar nötig oder eine Erhöhung der Anzahl der_ _Vergasungsanlagen. Der Einsatz neuer Technologien würde darüber hinaus einen im_ _Vergleich zu den aktuellen Technologien circa doppelt so großen Biomassebedarf her-_ _vorrufen, wenn die Biochar-Produktion gleich bleibt. Daraus folgt, dass die Implemen-_ _tierung dieser Szenarien nur durch eine Planung und politische Unterstützung auf_ _Ebene der Provinz umgesetzt werden kann._ #### 1. Einleitung _Die Lebenszyklusanalyse (englisch: Life Cycle Assessment, LCA)ist ein Instru-_ _ment zur Evaluierung der Auswirkungen des Produktionsprozesses eines_ _Produkts oder einer Dienstleistung auf Umwelt und Gesundheit. Die LCA_ _wird mit Methoden durchgeführt, die auf internationalen Standards beruhen_ _(ISO, 2006a, 2006b). Die Ergebnisse der LCA können als Entscheidungshilfe_ _für Unternehmen und Politiker dienen, wenn diese verschiedene Szenarien_ _evaluieren müssen, um die nachhaltigsten Entscheidungen treffen zu können_ _(Guinée et al., 2011)._ _Im Rahmen des Projekts Wood-Up wurde die Lebenszyklusanalyse eingesetzt,_ _um die Umweltwirkungen der aktuellen SüdtirolerHolzvergasungsprodukti-_ _onskette durch Untersuchung ihres Energieverbrauchs und ihrer klimaverän-_ _dernden Treibhausgasemissionen zu evaluieren. Die Analyse der Produktions-_ _kette beginnt bei der Erzeugung von Holzbiomasse und reicht bis hin zur Ent-_ _sorgung der Rückstände aus der Vergasung durch Abgabe des Biochars an_ _Mülldeponien,seine Verbrennung oder seineNutzung anstelle von Zement zur_ _Produktion von Beton. Derzeit entspricht das in den Südtiroler Anlagen er-_ _zeugte Biochar nicht den gesetzlichen Parametern für eine Nutzung in der_ ``` Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol ``` _Landwirtschaft (Amtsblatt 186, 12.08.2015);es kann daher nicht als Bodenver-_ _besserungsmittel eingesetzt werden._ _Auf Grundlage der im Rahmen des Projekts Wood-Up gewonnenen Daten_ _wurde die aktuelle Produktionskette daher mit einer möglichen optimierten_ _Version ihrer selbst verglichen, die sowohl die Extraktion ätherischer Öle aus_ _der Holzbiomasse vor dem Vergasungsprozess für den Verkauf auf dem phar-_ _mazeutischen Markt, als auch eine Änderung der Technologie energetischer_ _Umwandlung vorsieht, um die Erzeugung eines für die landwirtschaftliche_ _Nutzung geeigneten Biochar zu ermöglichen._ _In diesem Kapitel werden die Methoden der verwendeten Lebenszyklusana-_ _lyse und die auf Ebene der Provinz erzielten Resultate beschrieben._ _Die Produktionskette der Holzvergasung und die Nutzung von Biochar auf_ _landwirtschaftlichen Böden wurde in der Vergangenheit bereits untersucht_ _(Hamedani et al., 2019; Ibarrola et al., 2012; Lugato et al., 2013; Roberts et al.,_ _2010). VorKurzem haben Matustík und seine Kollegen (2020) die Ergebnisse_ _von 27 zwischen 2011 und 2019 veröffentlichten Arbeiten analysiert, in denen_ _Biochar aus der Pyrolyse auf landwirtschaftlichen Böden eingesetzt wurde;_ _dabei machten sie die Schwierigkeit deutlich, die Ergebnisse miteinander zu_ _vergleichen; Grund dafür ist die extreme Vielfalt bei der Wahl der funktionel-_ _len Einheiten innerhalb des Systems und der verwendeten Technologien._ _Hammond und seine Kollegen (2011) haben bewiesen, dass die Pyrolyse in_ _der Stromerzeugung zwar weniger effizient als die Vergasung ist, dafür aber_ _einen stärkeren Rückgang der CO2-Emissionen gewährleisten würde, da sie_ _eine größere Menge Biochar proEinheit des Ausgangsmaterials erzeugt; dabei_ _wird angenommen, dass 68 % des Kohlenstoffs des auf dem Boden eingesetz-_ _ten Biochar für mindestens 100 Jahre fest im Boden verbleiben. Bei gleichem_ _Feedstock hat sich die Vergasung jedoch im Vergleich mit der Pyrolyse als_ _effizienter für die Energieerzeugung (Ibarrola et al., 2012) und gleichzeitig als_ _nachhaltiger gegenüber einer kompletten Verbrennung der Biomasse erwie-_ _sen (Nguyen et al., 2013). Die große Zahl variabler Faktoren, durch die sich_ _die Produktionsketten „Biomasse - energetische Umwandlung- Bestim-_ _mungszweck des Kohlenstoffrückstands“ kennzeichnen, machen eine Evalu-_ _ierung der Umweltwirkungen mit LCA für jede Produktionskette, die in Be-_ _tracht gezogen werden soll, erforderlich (Matustik et al., 2020). Aus diesem_ Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon _Grund war es erforderlich, eine Lebenszyklusanalyse im Rahmen des Projekts_ _Wood-Up zu erstellen; dazu wurden hauptsächlich die Daten der verschiede-_ _nen Projektpartnerder einzelnen Phasen der Produktionskette verwendet._ _Mit einer derart spezifischen LCA lässt sich ein realistisches Bild der aktuellen_ _Situation zeichnen und eine Evaluierung der konkreten Alternativen für die_ _Szenarien durchführen._ _Wir nehmen an, dass durch die LCA verdeutlicht wird, wie die in Wood-Up_ _vorgeschlagene innovative Produktionskette der Holzvergasung zur Verrin-_ _gerung der Treibhausgasemissionen sowohl im Energiebereich als auch in der_ _Landwirtschaft beitragen kann, da beide Sektoren durch hohe klimaverän-_ _dernde Emissionen gekennzeichnet sind. Die Energieerzeugung aus Biomasse_ _ist eine erneuerbare Energiequelle, die fossile Brennstoffe ersetzt (European Par-_ _liament and Council, 2018); gleichzeitig kann die Nutzung von Biochar in der_ _Landwirtschaft zur Verringerung des Bedarfs an Wasser und synthetischen_ _Düngemitteln gegenüberdem derin der Provinz stärker verbreiteten agrono-_ _mischen Praktiken beitragen, den Kohlenstoffbestand erhöhen und die vom Bo-_ _den ausgehenden Treibhausgasemissionen reduzieren (Shaaban et al., 2018)._ #### 2. Materialien und Methoden _Die LCA für das Projekt Wood-Up wurde mit den international standardisier-_ _ten Methoden ISO 14040 und 14044 (ISO, 2006a, 2006b) und den vom interna-_ _tionalen Bezugsleitfaden empfohlenen besten Praktiken für die Erstellung ei-_ _nes Life CycleAssessment, demILCD Handbook des Joint Research Center_ _(JRC, 2010) durchgeführt; in diesem sind die Definition des Ziels der LCA, die_ _Bestandsanalyse und die Auswertung der Ergebnisse vorgesehen._ [^2]:.[^1]: Definition des Ziels und des Anwendungsbereichs _Ziel dieser Analyse ist der Vergleich der Umweltwirkungen der aktuellen_ _Südtiroler Produktionskette der Holzvergasung mit denen einer „verbesser-_ _ten“ Produktionskette. Die Verbesserung der Produktionskette bezieht sich_ _spezifisch auf die Aufwertung der Biomasse durch Extraktion ätherischer Öle_ ``` Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol ``` _vorder energetischen Nutzung und auf die Verwendung des Biochars als Bo-_ _denverbesserungsmittel in der Landwirtschaft. Außerdem soll geprüft wer-_ _den, welchen Einfluss bestimmte Faktoren auf die Nettobilanz der Produkti-_ _onskettehaben, z. B. die Herkunft der Biomasse und die bei ihrem Transport_ _zurückgelegte Entfernung._ _In der Analyse bewertete Wirkungskategorien sind der Verbrauch fossiler_ _Energie (kg Öläquivalent) undderKlimawandel (kg CO2-Äquivalent über ei-_ _nen Zeitraum von 100 Jahren). Die Umweltwirkungen der einzelnen Prozesse_ _wurden durch Multiplikation der Emissionsfaktoren mit den Material- und_ _Energie-Inputs der funktionellen Einheit der LCA berechnet, die in diesem_ _Fall 1 Tonne Biochar entspricht. Nähere Einzelheiten zuden Berechnungen_ _sind in Abschnitt 2.3 dieses Kapitels aufgeführt._ Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon ``` Abb. 1 ``` – In der LCA untersuchte Produktionskette ``` Produktion vonRundholz undHackschnitzeln (in Südtirol, Österreich und Slowenien) Produktion vonHolzpellets (in ``` ``` Südtirol, Österreich und ``` ``` Polen) ``` ``` Transport derBiomasse mitLkw und Bahn(innerhalb vonSüdtirol und aus Österreich,Polen undSlowenien)Sensibilitäts ``` - ``` analyse ``` ``` Vergasung(aktuelle Technologien) Vergasung(verbesserteTechnologien) ``` ``` Extraktion hochwertiger Verbindungen aus ``` ``` Rundholz undHackschnitzeln Soxhlet ``` -Extraktion (SOX) ``` Transport zur Biocharzur EntsorgungsanlageSensibilitätsanalyse Transport der Biocharzu den AgrarbödenSensibilitätsanalyse ``` ``` Verteilung der Biochar im WeinbergVerteilung der Biocharin der Obstplantage ``` ``` Extraktion hochwertiger Verbindungen aus ``` ``` Rundholz undHackschnitzelnExtraktion mit überkritischen Fluiden (SFE) ``` ``` Ätherische Öle ``` ``` Sonstige Abfälle (außer Biochar) (Asche, Teer usw.) ``` ``` Transport zur EntsorgungsanlageSensibilitätsanalyse ``` ``` Asche für die Produktion ``` ``` VerbrennungMülldeponievon Zement ``` ``` Energie Energie ``` ``` EnergieEnergie ausDeponiegasRohstoffe für dieProduktion vonBeton Nutzen fürLandwirtschaftund Umwelt ``` ``` Gesamte Biomasse ohne Extraktion ``` ``` hochwertiger Verbindungen Holzpellets (nicht zur ``` ``` Aktuelle oderverbesserte Technologien (je nach ``` ``` Szenario) ``` ``` Wenn die Biochar nicht in derLandwirtschaft genutzt wird ``` ``` Je nach Szenario Anwendung in Weinberg ``` ``` oder Obstplantage ``` ``` Wenn die Biochar in der Landwirtschaft genutzt wird ``` ``` Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol ``` _Die untersuchte Produktionskette ist im Flussdiagramm der Abbildung1 dar-_ _gestellt, wo die Prozesse beschrieben werden, die zum System der aktuellen_ _Südtiroler Produktionskette (Szenario 1) undder von 6 Alternativszenarien_ _gehören._ _Die Blöcke des Diagramms stellen Prozesseinheiten dar, während die Pfeile_ _die Ströme der Biomasseundanderer Arten von Material oder Energie zeigen._ _Die verschiedenen Farben und die mit den Blöcken und Pfeilen verbundenen_ _Texte kennzeichnen parallel laufende Prozesse und Ströme, d. h. jede Farbe_ _stellt eine Alternative dar, die je nach untersuchtem Szenario eintritt oder_ _nicht, und nicht eine Teilung des Material-/ Energiestroms innerhalb eines be-_ _stimmten Szenarios. Gleichfarbige Pfeilestehen für Material-/ Energieströme_ _zum nächsten Prozess (Abb. 1)._ _Im Folgenden werden die sieben untersuchten Szenarien vorgestellt:_ - Szenario 1– Aktuelle Situation: Evaluierung der aktuell in Südtirol ge- nutzten Vergasungsprozesse: die aktuelle Art und Herkunft der verwen- deten Biomasse, keineExtraktion von hochwertigen Verbindungen aus der Biomasse vor der Vergasung, die aktuellen Technologien der Verga- sungsanlagen, Entsorgung aller aus der Vergasung stammenden Produkte (Kohle, Asche, Teer) ohne Einsatzvon Biochar auf landwirtschaftlichen Böden. - Szenario 2– Aktuelle Situation + Extraktion von hochwertigen Verbindun- gen:ein Szenario mit den gleichen Voraussetzungen wie im Szenario 1, aber mit Extraktion hochwertiger Verbindungen (ätherische Öle) ausder Holzbiomasse vor der Vergasung. Aus dem Vergleich dieses Szenarios mit dem Szenario 1 kann die Wirkung des Extraktionsprozesses ätherischer Öle auf die Emissionen des CO2-Äquivalents und den Verbrauch fossiler Energiequellen ermittelt werden. Die Extraktion kann mit der Soxhlet-Me- thode oder mit überkritischem Kohlendioxid erfolgen. - Szenario 3 – Aktuelle Situation +Verbesserte Vergasung:ein Szenario mit den gleichen Voraussetzungen wie Szenario 1, aber mit dem Einsatz von Vergasungstechnologien, die in der Lage sind, ein für die Nutzung in der Landwirtschaft geeignetes Biochar zu produzieren, übereinstimmend mit Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon ``` den Resultaten des WP 6 des Projekts Wood-Up. Mit diesem Szenario kön- nen die Wirkungen der aktuell angewandten Vergasungstechnologien mit denen der verbesserten Technologien verglichen werden. ``` - Szenario 4– Aktuelle Situation + Extraktion von hochwertigen Verbindun- gen:ein Szenario mit den gleichen Voraussetzungen wie Szenario 3, aber mit zusätzlicher Extraktion hochwertiger Verbindungen (ätherische Öle) aus der Holzbiomasse vor der Vergasung. - Szenario 5 – Verbesserte Vergasung + Anwendung vonBiochar auf land- wirtschaftlichen Böden (Weinberg): ein Szenario mit den gleichen Parame- tern wie Szenario 3, aber mit Anwendung vonBiochar in den Weinbergen Südtirols. Statt entsorgt zu werden kann das Biochar dank der Nutzung verbesserter Vergasungstechnologien als Bodenverbesserungsmittel in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Mit diesem Szenario können die Vorteile oder Umweltwirkungen gemessen werden, die entstehen, wenn das Biochar auf landwirtschaftlichen Böden eingesetztwird, statt als Ab- fall entsorgtzu werden. - Szenario 6 – Verbesserte Vergasung + Anwendung von Biochar auf land- wirtschaftlichen Böden (Apfelplantage): ein Szenario mit den gleichen Pa- rametern wie Szenario 5, aber mitVerteilungvon Biochar in den Apfel- plantagen statt in den Weinbergen Südtirols. Dieses Szenario dient zur Er- leichterung des Vergleichs der Wirkungen/Vorteile einer Anwendung von Biochar in den wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturen Südtirols. - Szenario 7– Aktuelle Situation + Extraktion von hochwertigen Verbindun- gen + AnwendungvonBiochar in der Landwirtschaft: ein Szenario mit den gleichen Parametern wie Szenario 5, aber mit zusätzlicher Extraktion hochwertiger Verbindungen (ätherische Öle) aus der Holzbiomasse vor der Vergasung. - Dynamisches Szenario:ein Szenario, das von Mal zu Mal definiert wird, je nachdem, welche Hypothesen überprüft werden sollen. Das dynamische Szenario ist ein nützliches Mittel zur Bewertung der einzelnen Auswir- kungen aller Prozesse der Produktionskette und zur Umsetzung der Sen- sibilitätsanalysen. ``` Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol ``` _Die LCA wurde mit einemAttributions- und folgenorientierten Ansatz durchge-_ _führt. Unter dem Attributionsmodell versteht sich eine Analyseder Wirkun-_ _gen, die mit allen zum untersuchten System gehörigen Prozessen verbunden_ _sind. Das folgenorientierte Modell hingegen quantifiziert auch die Folgen für_ _andere Systeme und erweitert so die Grenzen des untersuchten Systems_ _(McManus & Taylor, 2015). Zum Beispiel kann die Verbreitung von Verga-_ _sungsanlagen im Südtirol die Nachfrage nach elektrischer Energie aus dem_ _nationalen Energiemix reduzieren, und die Anwendung von Biochar in der_ _Landwirtschaft kann den Einsatz von Düngemitteln gegenüber der traditio-_ _nellen Agrarbewirtschaftung verringern._ 2.2Bestandsaufnahme des Lebenszyklus (LCI) und LCA Workbook _Die Bestandsdaten (Life Cycle Inventory, LCI) wurden, soweit möglich, den For-_ _schungsarbeiten des Projekts Wood-Up entnommen. Diese Primärdaten lie-_ _fern möglichst genaue Werte für die Studie der Produktionskette. Sofern die_ _Daten zur Vervollständigung des Datensatzes nicht vorhanden waren, wurde_ _auf sekundäre Daten aus der DatenbankEcoinvent 3 (Version 3.1, aktualisiert_ _auf 2014 (Wernet et al., 2016) und aus der einschlägigen wissenschaftlichen_ _Literatur zurückgegriffen. Die Bestandsaufnahme (LCI) wurde mitMicrosoft_ _Excelerstellt._ _Eine Reihe von Excel-Blättern wurde in eine Datei(LCA Workbook) integriert,_ _um die LCI mit den Emissionen jedes Prozessesder Produktionskette zu ver-_ _einen; diese wurden mitder Software SimaPro, Version 8.0.5.13 berechnet_ _(PRé Sustainability, Amersfoort, Netherlands, 2018). Auf diese Weise erhielt_ _man die Ergebnisse der LCA in Bezug auf die Wirkungen._ _Für andere Prozesse wie die Anwendung von Biochar auf landwirtschaftli-_ _chen Böden wurden die Daten über die Auswirkungen von den Partnern des_ _Projekts Wood-Up geliefert oder durch das vom Institut für Energie- und Um-_ _weltforschung (IFEU) im Jahr 2015 entwickelten BioGrace Tool (Version 4d)_ _gewonnen; das Tool ermöglicht die Harmonisierung der Berechnungen zu_ _den Treibhausgasemissionen der Biotreibstoffe (www.biograce.net)._ Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon _Die Bestandsaufnahme (Life Cycle Inventory, LCI) und die Lebenszyklusana-_ _lyse (Life Cycle Assessment, LCA)wurden für jedes in Abschnitt 2.1 aufge-_ _führte Szenario einzeln erstellt._ 2.3 Daten und Hypothesen _Die für die LCA verwendeten Daten sind eine Mischung aus Primärdaten, die_ _von den Partnern des Projekts Wood-Upproduziert wurden, und Sekundär-_ _daten aus der Datenbank Ecoinvent 3 und der Literatur. Die Quellen und Hy-_ _pothesen, auf denen das LCAWorkbook für die verschiedenen Prozesse der_ _Produktionskette beruht, werden im Folgenden erläutert._ 2.3.1 Produktion der Biomasse _Die Produktion von Holzbiomasse für die Holzvergasung umfasst die Pro-_ _duktion von Rundholz undHackschnitzeln aus dem Südtirol und dem Aus-_ _land (Österreich und Slowenien) sowie die Produktion von Holzpellets aus_ _dem Ausland (Österreich und Polen). Diese drei Arten von Biomasse werden_ _zu den Vergasungsanlagen befördert, wo sie bei Bedarf zu einer für die Nut-_ _zung im Vergaser geeigneten Stückgröße weiterverarbeitet werden. Auf_ _Transport und Verarbeitung der Biomasse gehen die Abschnitte 2.3.2 und_ _2.3.4 näher ein._ _Es wurde angenommen, dass die gesamte zur Vergasung genutzte Holzbio-_ _masse aus Rottannen (Picea abies (L.) H. Karst., 1881) stammt, da aus den Fra-_ _gebögen, die den Betreibern der Vergasungsanlagen vorgelegt wurden, her-_ _vorging, dass diese Holzart in Südtirol die breiteste Anwendung findet._ _Die Anteile der verwendeten Arten von Biomasse verteilen sich gemäß den_ _Fragebögen wie folgt: 69 % Rundholz oder Hackschnitzel (davon 50% Rund-_ _holz und 50 % Hackschnitzel) und 31 % Pellets._ _85 % des Rundholzes und der Hackschnitzel stammen aus Südtirol und die_ _übrigen 15 % werden aus dem Ausland importiert (50 % aus Slowenien und_ _50 % aus Österreich). 50 % der Hackschnitzel stammen aus Sägewerksrück-_ _ständen und dieübrigen 50 % sind ein primäres Waldprodukt. Alle in Verga-_ _sungsanlagen verwendeten Pellets werden aus dem Ausland importiert (90 %_ _aus Österreich und 10 %aus Polen)._ ``` Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol ``` _Ausgehend von der funktionellen Einheit der LCA wurde die zur Erzeugung_ _von 1 Tonne Biochar erforderliche Biomasse-Gesamtmenge rekonstruiert; da-_ _bei wurden die Inputs, die Outputs und die Daten zum Biomasseverlust in_ _den Prozessen vor der Vergasung berücksichtigt. Wenn vor der Vergasung_ _keine ätherischen Öle extrahiert werden, benötigt man zur Erzeugung von 1 t_ _Biochar auf Provinzebene 33,47 t Holzbiomasse. Wird hingegen der Prozess_ _der Soxhlet-Extraktion in die Produktionskette eingefügt, werden 34,62 t Bio-_ _masse benötigt, und bei der Extraktion mit überkritischem Kohlendioxid 34,52_ _t. Die Differenz in den beiden Schätzungen ist auf die unterschiedlichen Bio-_ _masseverluste in den beiden Extraktionsmethoden zurückzuführen. Nähere_ _Angaben finden sich im Abschnitt über den Extraktionsprozess (2.3.3.)._ _Die beschreibenden Prozesse der Biomasseproduktion wurden von der Da-_ _tenbank Ecoinvent 3 ausgewählt; Die Wahl fiel auf die Daten, die als die bes-_ _ten Annäherungswertebetrachtet wurden.In denFällen,in denen für das_ _Südtiroler oderdasitalienische Umfeld keine Daten vorhanden waren, wur-_ _den Daten ähnlicher Kontexte gewählt. In diesem Fall handelt es sich bei den_ _ausgewählten Prozessen um die Produktion von Rundholz und Hackschnit-_ _zeln in der Schweiz aus einer nachhaltigen forstwirtschaftlichen Produktions-_ _kette von Weichholz und um die Produktion von Hackschnitzeln eines Säge-_ _werks. Der in Ecoinvent aufgeführte Stromverbrauch für die Produktion von_ _Holzbiomasse wurden an den italienischen Stromquellenmix angepasst._ _Die Inputs von biogenem Kohlenstoff, d. h. die CO_[^2]:_-Aufnahme mittels Foto-_ _synthese und Wachstum der Bäume, wurden aus den in Ecoinvent 3 ausge-_ _wählten Prozessen bezüglich der Biomasseproduktion eliminiert, da sie be-_ _reits im LCA-Workbook berücksichtigt worden waren, in dem die Vergasung_ _als ein Prozess der „emissionsfreien“ Energieerzeugung bewertet wurde_ _(Richtlinie [EU] 2018/2001 des Europäischen Parlaments und des Rates über_ _die Ziele erneuerbarer Energien in der Europäischen Union)._ 2.3.2 Transport der Biomasse zu den Vergasungsanlagen _Die Holzbiomasse wird mit dem Lkw oder Güterzug zur Vergasungsanlage_ _transportiert. Im Falle der Szenarien, die eine Phase der Extraktion ätherischer_ Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon _Öle umfassen, wurde angenommen, dass diese in der Vergasungsanlage statt-_ _findet und daher kein weiterer Transport der Biomasse berücksichtigt werden_ _muss._ _Für Biomasse aus Südtirol wurde angenommen, dass 100 % des Transports_ _auf Rädern erfolgen, für Biomasse aus dem Ausland hingegen, dass 50 % des_ _Transports auf Rädern und 50 % auf der Schiene stattfinden. Die Rückreise_ _des Transportmittels wurde als Leerfahrt gerechnet. Diese Annahme muss_ _nicht immer zutreffen, ermöglicht aber konservative Schätzungen._ _Die Streckenlänge wurde nach Herkunftsregion der Biomasse definiert und_ _mitGoogle Maps (2020) berechnet. Die durchschnittlichen Distanzen für die_ _Hin-und Rückfahrt liegen bei 150 km, wenn der Transport innerhalb Südtirols_ _stattfindet, bei 800 km, wenn die Ladung aus Österreich und Slowenien und_ _bei 2.400 km, wenn sie aus Polen kommt._ _Außerdem wurde für die Sensibilitätsanalyse die Möglichkeit vorgesehen,_ _manuell theoretische Entfernungen in das LCA-Workbook einzufügen, um_ _deren Wirkung zu evaluieren._ _Es wurde angenommen, dass während des Transports keine Biomasseverluste_ _entstehen und somit die transportierten Gesamtmengen in Bezug auf die_ _funktionelle Einheit mit denim vorherigen Abschnitt (2.3.1) für die Biomasse-_ _produktion angegebenen Mengen übereinstimmen._ _Zur Berechnung der Wirkungen dieser Transportphase wurden auf Ecoinvent_ _die Prozesse ausgewählt, die sich der Darstellung dieser Phase möglichst weit_ _annähern. Für den Lkw-Transport wurden Daten für einen Transport in Eu-_ _ropa, außerhalb der Schweiz, mit 16- bis 32-Tonner der Emissionskategorie_ _EURO5ausgewählt. Für den Schienentransport wurde als Prozess ein öster-_ _reichischer Warentransport für die Biomasse aus Österreich, Polen und Slo-_ _wenien ausgewählt, da für die anderen beiden Länder keine spezifischen Da-_ _ten zur Verfügung standen. Alle Wirkungsdaten umfassen die proportionale_ _Nutzung der Infrastrukturen, zum Beispiel die Nutzung der Straßen und die_ _Produktion der Transportmittel._ 2.3.3 Extraktion hochwertiger Verbindungen vor der Vergasung _Die Daten bezüglich der Extraktion von Verbindungen mit hohem kommer-_ _ziellem Wertaus Holzbiomasse- ätherische Öle - wurden von der Universität_ ``` Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol ``` _Bozen im Rahmen des Projekts Wood-Up gewonnen. Die in Bezug auf die_ _Soxhlet-Extraktion (SOX) und die Extraktion mit überkritischem Kohlendi-_ _oxid (CO_[^2]:_) (SFE) gewonnenen Daten wurden auf Ebene kleiner Industrieanla-_ _gen in Bezug auf die funktionelle Einheit der LCA skaliert. Kapitel 2 dieses_ _Bandes enthält eine detaillierte Beschreibung der beiden Extraktionsmetho-_ _den. Die Daten zur SOX beziehen sich auf eine hypothetische Industrieanlage,_ _die in derLage ist, 20 kg Biomasse auf einmal zu verarbeiten; die Daten zur_ _SFE betreffen eine Anlage mit einer Kapazität von 100 kg. Die im Labor ge-_ _wonnenen Input- und Output-Daten bezüglich der SFE wurden mit Faktor_ _0,25 skaliert, da es nicht realistisch ist, ein lineares Up-Scaling (1:1) der Input-_ _und Output-Faktoren bei zunehmender Größe der Anlage anzunehmen. In-_ _dustrieanlagen, zum Beispiel, die im Vergleich zu den Laborgerätschaften viel_ _größer sind, kennzeichnen sich durch eine effizientere Energienutzung._ _Es wurde angenommen, dass die Extraktion ätherischer Öle direkt am Stand-_ _ort der Vergasungsanlage stattfindet und daher keine weiteren Transporte er-_ _forderlich sind,und dassmit Ausnahme der Pellets 100 % der Holzbiomasse_ _(Rundholz und Hackschnitzel) dem Prozess der Extraktion ätherischer Öle_ _unterzogen wird, sofern dieser Prozess in den Analyseszenarien ausgewählt_ _wurde._ _Das LGC Workbook bietet auch die Möglichkeit, die Wirkung der Verbreitung_ _von nur einer Technologie oder einer Mischung beider Technologienzu eva-_ _luieren. In der Annahme, dass beide Technologien in der gesamten Provinz_ _eingesetzt werden können, wurde ihre Verbreitung auf Grundlage der Effizi-_ _enz der beiden Prozesse bestimmt, d. h. beruhend auf dem Verhältnis zwi-_ _schen den extrahierten ätherischen Ölen und der eingespeisten Holzbiomasse_ _(5 % für die SOX-Extraktion und 4,6 % für die SFE-Extraktion). Demzufolge_ _wurde die Biomasse proportional verteilt, wobei dem effizienteren Prozess_ _mehr Biomasse zugeteilt wurde: 52 % für die Soxhlet-Extraktion (SOX) und_ [^48]: _% für die Extraktion mit überkritischem CO_[^2]: _(SFE)._ _Die Wirkung der Zerkleinerung der Biomasse vor ihrer Einspeisung in die Ex-_ _traktionsanlage und die Wirkung des Anlagenbetriebs an sich wurden auf_ _Grundlage des Energieverbrauchs oben genannter Prozesse berechnet. Die_ _Emissionsfaktoren wurden auf Grundlage von Prozessen gewonnen, die mit_ Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon _den untersuchten vergleichbar sind und aus der Datenbank Ecoinvent stam-_ _men; die Daten wurden dem italienischen Energiemix der Mittelspannung an-_ _gepasst. DieEmissionen in Verbindungmit der Produktion und Nutzung von_ _Hexan, dem für die SOX verwendeten Lösungsmittel, und demEthanol, das_ _für die SFE genutzt wird, wurden aufgrund mangelnder konsolidierter Daten_ _ausgeschlossen. Das in den Reaktionen der SFE verwendete CO_[^2]: _wurde nicht_ _eingerechnet, weil es im Extraktionsprozess recycelt wird._ 2.3.4 Vergasung mit aktueller Technologie _Der Vergasung umfasst die Zerkleinerung der Biomasse auf die richtige Größe_ _für die Anlage (wenn in der Produktionskette keine Extraktion der ätheri-_ _schen Öle vorgesehen ist) und den Vergasungsprozess mit Erzeugung von_ _Wärmeenergie, Elektrizität, Biochar, Teer und Asche._ _In den Fällen, in denen keine Extraktion in der Produktionskette vorgesehen_ _ist,wurde angenommen, dass 50 % der Biomasse vom Anlagenbetreiber ge-_ _häckselt werden müssen. Die Emissionen der Häckselung wurden mit einem_ _Ecoinvent-Prozess für einen dieselbetriebenen mobilen Häcksler berechnet. Es_ _wurde angenommen, dass sich die Häcksler in der Nähe der Vergasungsan-_ _lage befinden; daher wurden keine weiteren Transporte veranschlagt. Die_ _Wirkung der Trocknung der Biomasse wurde nicht getrennt von der Verga-_ _sung bewertet, da die Ecoinvent-Prozesse bezüglich der Vergasung die Trock-_ _nungsphase bereits einschließen. Diese Prozesse wurden auf alle Arten von_ _Biomasse angewandt (nicht nur auf Rundholz und Hackschnitzel, sondern_ _auch auf Pellets); aus diesem Grund sind die erstellten Schätzungen der Wir-_ _kung konservativ._ _Die Daten zu den aktuell in Südtirol angewandten Vergasungstechnologien_ _wurden im Rahmen des WP 5 des Wood-Up-Projekts durch Fragebögen erho-_ _ben, die an die Anlagenbetreiber ausgegeben wurden (Kapitel 1 dieses Ban-_ _des). Aufgrund der erhobenen Daten wird die jährliche Produktion von Bio-_ _char in der Autonomen Provinz Bozen auf 1.249,61 t, verteilt auf 42 Anlagen,_ _geschätzt. Die Anlagen wurden nach Betriebstyp (Technologie mitFest-_ _bett/Flüssigbett;up-draft/down-draft), Art der verwendetenBiomasse (Hack-_ _schnitzel/Pellets), Anlagenhersteller, Anlagengröße usw. gegliedert. Da einige_ _Betreiber die Fragebögen nicht oder nur teilweise beantwortet haben, wurden_ ``` Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol ``` _die Daten der Fragebögen auf Grundlage der oben genannten Kategorien auf_ _alle Anlagen der Provinz extrapoliert._ _Insgesamt existieren im Südtirolzehn Vergasertechnologien und nur eine da-_ _von sieht am Ende des Prozesses die Verbrennung des Biochars vor(post-_ _reforming),mit der das Biocharin Asche verwandelt und das Volumen des_ _Endprodukts deutlich reduziert wird. Das LCA Workbook unterscheidet je-_ _doch nicht zwischen Asche und Biochar, was mit einer zu hohen Schätzung_ _der jährlichen Biochar-Produktion für diese Technologie einhergeht._ _Eine der Anlagen mitPost-reforming-Technologie liefertdie Asche an ein ört-_ _liches Zementwerk zur Erzeugung von Beton. Fürdiese Lieferung wurden die_ _Wirkungen des Transports und des Rohstoffersatzes (Zement) geschätzt._ _Die Prozesse der Holzvergasung in Ecoinvent berechnen die Emissionen in_ _Bezug auf die Prozesseinheit von 1 m_[^3] _Synthesegas für die Technologien mit_ _Fest-und Flüssigbett. Das Synthesegas ist eine Gasmischung (Kohlenmonoxid_ _(CO), Wasserstoff (H_[^2]:_), Methan (CH_[^4]:_) und Kohlendioxid (CO_[^2]:_)), die durch_ _Vergasung der Biomasse erzeugt und als Brennstoff zur Erzeugung von_ _elektrischer Energie verwendet wird. Die mit den einzelnen Technologien er-_ _zeugten Mengen an Synthesegas (m_[^3]_) und somit die mit diesem verbundenen_ _Wirkungen wurden auf Grundlage der Produktion von Biochar/Asche und_ _der oben genannten Ecoinvent-Prozesse geschätzt._ _Zur Quantifizierung der fossilen Energie, diedurch die mit der Vergasung_ _erzeugte Energie ersetzt wird, wurde die Nettoproduktion von Elektrizität_ _und Wärme der Anlagen berechnet. Unter Nettoproduktion versteht sich die_ _von der Anlage erzeugte Energie abzüglich des internen Verbrauchs. Die Da-_ _ten desinternen Stromverbrauchs wurden von den Anlagenbetreibern ange-_ _geben, während für die Wärmeenergie ein interner Verbrauch von 25 % ange-_ _nommen wurde._ _Die zur Berechnung der Emissionsfaktoren der Vergaser mit Fest- und Flüs-_ _sigbett ausgewählten Ecoinvent-Prozesse beziehen sich auf die Schweiz, da_ _für Italien keine Daten verfügbar waren und die der Schweiz als vernünftige_ _Annäherungswerte betrachtet wurden. Die beiden Prozesse (Festbett und_ _Wirbelschicht) sind nicht repräsentativ für die Vielfalt der Anlagentechnolo-_ _gien und -größen, die aus den Fragebögen hervorgehen, wurden aber als eine_ Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon _akzeptable und den Durchschnitt widerspiegelnde Annäherung für die Be-_ _rechnung der Emissionen betrachtet. Wie es bei den Inputs von biogenem_ _Kohlenstoff der Fall war, wurden auchdie Outputs von biogenem Kohlenstoff_ _(das bei der Holzvergasung abgegebene CO_[^2]:_) aus den Ecoinvent-Prozessen_ _eliminiert, weil die von derBiomasse-Vergasung erzeugte Energie als „emis-_ _sionsfrei“ betrachtet wird (Richtlinie [EU] 2018/2001 des Europäischen Parla-_ _ments und des Rates über die Ziele erneuerbarer Energien in der Europäi-_ _schen Union, 2018)._ 2.3.5 Vergasung mit verbesserter Technologie _Wie bereits gesagt, entspricht das in den derzeitigen Südtiroler Vergasungs-_ _anlagen erzeugte Biochar nicht den italienischen Normen, die seinen Einsatz_ _in der Landwirtschaft erlauben würden (siehe Kapitel 1). Dennoch haben sich_ _einige Technologien als besser zur Erzeugung von Biochar mit einer niedrigen_ _Konzentration an Schadstoffen geeignet erwiesen. Auf dieser Grundlage_ _wurde die Anwendung eines Vergasers mit Festbett vorgeschlagen, der mit_ _Hackschnitzel beschickt wird, um ein Biochar zu erzeugen, das den gesetzli-_ _chen Parametern entspricht(Amtsblatt 186, 12.08.2015). Nähere Informatio-_ _nen finden sich in Kapitel 1 dieses Buchs, das spezifisch der verbesserten Ver-_ _gasungstechnologie gewidmet ist._ _In der LCA wurde für den Vergleich der Wirkung der aktuellen mit den ver-_ _besserten Technologien angenommen, dass die jährlich erzeugte Menge an_ _Biochar auf Ebene der Provinz in allen Szenarien konstant bleibt._ _Die Energieeffizienz der im Projekt vorgeschlagenen neuen Technologie ist_ _etwas höher (0,97 kg Biomasse/kWh) als der gewichtete Mittelwert der aktuell_ _in der Region verbreiteten Technologien (1,01 kg Biomasse/kWh). Das Ver-_ _hältnis zwischen Biochar und erzeugter Energie beläuft sich hingegen auf_ _etwa die Hälfte in der aktuellen Technologie (11,56 kg Biochar/kWh)im Ver-_ _gleich zum gewichteten Mittelwert der derzeit verwendeten Technologien_ _(21,68 kg Biochar/kWh). Für die Erzeugung einer gleichen Menge an Biochar_ _(funktionelle Einheit der LCA) in den Szenarien 3-7 würde die mit der Erzeu-_ _gung von Biochar verbundene Energieerzeugung durch Vergasung also um_ _ein 1,87-faches steigen, und so auch die Menge der in der Produktionskette_ _erforderlichen Biomasse._ ``` Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol ``` _Zu Vergleichszwecken wollte man daher auch einen Ansatz entwickeln, bei_ _dem die Szenarien mit verbesserter Vergasung (Szenario 3-7) mit den Szena-_ _rien verglichen werden, welche die aktuellen Vergasungstechnologien an-_ _wenden (Szenario 1 und 2), wobei nicht die Biochar-Menge, sondern vielmehr_ _die Menge der erzeugten Energie als fester Wert gelten sollte._ 2.3.6 Transport von Biochar, Asche und Teer zu den Entsorgungsanlagen oder landwirtschaftlichen Flächen _Ähnlich wie schon im Abschnitt über den Transport der Biomasse beschrie-_ _ben, werden das Biochar, die Asche und der Teer per Lkw, mit einem 16-_[^32]:_-_ _Tonner der Emissionskategorie EURO5 zu den Entsorgungsanlagen oder_ _landwirtschaftlichen Flächen befördert._ _Eine Transportstrecke von 50 km (nur Hinweg) wurde als angemessener Nä-_ _herungswert zur Beschreibung der durchschnittlichen Distanz der Entsor-_ _gungsstandorte oder landwirtschaftlichen Flächen von den Vergasungsanla-_ _gen im Südtirol betrachtet. Wie für den Transport der Biomasse wurde ange-_ _nommen, dass die Rückreise als Leerfahrt erfolgt und während des Transports_ _keine Verluste entstehen._ _Die Teerproduktion der Vergasungsanlagen wurde in den Fragebögen in Li-_ _tern/Jahr erhoben und dann für die Berechnung des Transports in Masse um-_ _gewandelt. Die Umwandlung beruht auf einem Teergewicht von 1,05 kg/Liter_ _(Engineering ToolBox (2020) Density of Selected Solids. Online:_ _https://www.engineeringtoolbox.com/density-solids-d_1265.html)._ Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon 2.3.7 Entsorgung der bei der Vergasung erzeugten Abfälle _In den Szenarien, in denen keine Anwendung des Biochars auf landwirt-_ _schaftlichen Böden erfolgte, wurden verschiedene Entsorgungsrouten für die_ _Vergasungsabfälle in Betracht gezogen. Aus den von den Anlagenbetreibern_ _ausgefüllten Fragebögen geht hervor, dass 33,87 % der Rückstände als nicht_ _gefährliche Abfälle entsprechend dem Europäischen Abfallverzeichnis (EAV)_ _10 01 01 entsorgt werden, 59,68 % nach EAV 10 01 03, ebenfalls nicht gefährli-_ _che Abfälle, und 6,45 % als Asche für die Produktion von Beton. Es wurde_ _angenommen, dass 90 % des als EAV 10 01 01 und EAV 10 01 03 eingestuften_ _Biochar eingeäschert und 10 % auf die Mülldeponie gebracht werden. Einer_ _der Anlagenbetreiber gab an, dasBiochar für einen bestimmten Zeitraum nach_ _Österreich ausgeführt zu haben, woes als landwirtschaftliches Bodenverbes-_ _serungsmittel genutzt werden konnte. Für den Moment wurde der Export je-_ _doch eingestellt._ _Für die Emissionsfaktoren der Verbrennung und der Lagerung auf der Müll-_ _deponie wurde die Datenbank Ecoinvent herangezogen. Da keine Daten für_ _Italien zur Verfügung stehen, wurden angemessene Annäherungswerte aus-_ _gewählt. Für die Verbrennung wurde eine städtische Holzverbrennungsan-_ _lage in der Schweiz ausgewählt; die Wirkungen wurdendann an den italieni-_ _schen Energiemix angepasst. Als Annäherungsmodell für die Lieferung auf_ _Mülldeponien wurde die Entsorgung von inerten Abfällen auf einer Müllde-_ _ponie in der Schweiz gewählt, da es sich bei Biochar um eine ziemlich inerte_ _Substanz handelt._ 2.3.8 Anwendung von Biochar aufAgrarböden _Ein alternatives Szenario zur Entsorgung desBiochars besteht in seiner An-_ _wendung auf den Böden der besonders verbreiteten landwirtschaftlichen Kul-_ _turen Südtirols. Das ist nur möglich, wenn die im Projekt Wood-Up vorge-_ _schlagenen verbesserten Vergasungstechnologien verwendet werden und das_ _Biochar daher den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Unter diesen Bedingun-_ _gen wurde angenommen, dass 100 % des Biochars zur Bodenverbesserung in_ _der Landwirtschaft genutzt werdenkann. Die Wirkungen dieser Phase der_ _Produktionskette wurden separat in zwei verschiedenen Szenarien für Wein-_ _berge und Apfelplantagen evaluiert. Ein großer Teil der Daten wurde in den_ ``` Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol ``` _Feldversuchender UniversitätBozen und des Versuchszentrums Laimburg in_ _einem Weinberg in der Nähe von Meran (BZ) und in einer Apfelplantage in_ _Laimburg,Pfatten (BZ) gewonnen._ _In diesem Kapitel sind die Ergebnisse für die Anwendung einer Dosis Biochar_ _von 25 Tonnen pro Hektar aufgeführt. Insbesondere wurde untersucht, wel-_ _che Wirkung 25 t/ha Biochar auf folgende Aspekte haben:_ - Einsatz von synthetischen Düngemitteln; - Einsatz von Bewässerung; - Kohlenstoffbindung im Boden; - Vom Boden ausgehende Treibhausgasemissionen: Distickstoffmonoxid (N2O) und Methan (CH4). _Die Wirkung von Biochar auf den Einsatz von Düngemitteln wurde auf_ _Grundlageseiner chemischen Zusammensetzung (verfügbare Mengen an N,_ _P und K) und der auf kontrafaktischen Feldern verwendeten Menge an Dün-_ _gemitteln berechnet; Unter kontrafaktischen Feldern verstehen sich Flächen,_ _auf denen kein Biochar verteilt wurde und wo die typischen landwirtschaftli-_ _chen Methoden der Provinz Bozen Anwendung finden. Die Menge der auf_ _den kontrafaktischen Böden verwendeten Düngemittel (kg/ha)wird in den_ _Richtlinien derProvinz beschrieben (AGRIOS Arbeitsgruppe für den inte-_ _grierten Obstanbau in Südtirol, HausdesApfels, 2017); Wir haben die der Fel-_ _der mit durchschnittlichem landwirtschaftlichen Ertrag und über zwei Jahre_ _alten Anlagen ausgewählt._ _Die mit synthetischen Düngemitteln verbundenen Emissionsfaktoren beziehen_ _sich auf Stickstoff, Phosphate (P_[^2]:_O_[^5]:_) und Kaliumoxid (K_[^2]:_O)und wurden mit_ _dem Tool BioGrace berechnet (BioGrace-I Version 4d, 2015, www.biograce.net)._ _Der Beitrag von Biochar zur Kohlenstoffbindung im Bodenwurde auf Grund-_ _lage des Kohlenstoffgehalts desBiochars(58,9%), der durch Erosion aufgrund_ _von Wind und Regen verursachten Verluste (28 %, (Major, 2010)) undderZer-_ _setzungsrate des Biochars berechnet (0,002 %/Jahr (Wang,Xiong, & Kuzy-_ _akov, 2016)). Die Zersetzungsrate wurde auf einen Zeitraum von 100 Jahren_ _angewandt. Diese Faktoren zusammen genommen haben eine Evaluierung_ _der Kohlenstoffspeicherung im Boden ermöglicht, die durch Anwendung von_ Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon _1 Tonne Biochar auf dieAgrarböden und folglich durch Nutzung des gesam-_ _ten in der Provinz erzeugten Biochar erreicht wurde._ _Die Bewertung der Wirkungen von Biochar auf die vom Boden ausgehenden_ _Treibhausgasemissionen (N_[^2]:_O und CH_[^4]:_) beruht auf den von der Universität_ _Bozen im Rahmen des Projekts Wood-Up durchgeführten Feldmessungen_ _und beziehen sich, was die Weinberge anbelangt, auf die mit 25 t/ha Biochar_ _verbesserten Parzellen, und, was die Apfelplantagen anbelangt, hingegen auf_ _Parzellen, die mit 25 t/ha Biochar in Kombination mit 45t/ha Kompost verbes-_ _sert wurden. Inallen anderen Prozessen der LCA wurde die Wirkung von_ _Kompost nicht quantifiziert, da dieser außerhalb der Grenzen des Systems_ _eingeordnet wurde. Die Wirkung des Biochars auf den Kohlenstoffzyklus im_ _Boden wurde anhand der Datenseines Abbaus und der mit ihm verbundenen_ _CO_[^2]:_-Emissionen beschrieben. Den Kohlendioxidemissionen infolge einesvom_ _Biochar selbst verursachten übermäßigen Abbaus der organischen Bodensub-_ _stanz,alsodem in früheren Arbeiten (Ventura et al., 2015)beschriebenen so-_ _genannten„Priming“-Effekt, wurde kein Einfluss zugemessen._ _Die Wirkungen des Biochars auf die vom Boden ausgehenden Treibhaus-_ _gasemissionen (kg/ha/Jahr) wurden auf Grundlage des Vergleichs mit den_ _kontrafaktischen Feldern berechnet. Im Weinberg wurde im Laufe der zwei-_ _einhalbjährigen Versuchsdauer im Durchschnitt ein Anstieg von 6,81 % der_ _N_[^2]:_O-Emissionen und eine Abnahme von 10,7 % der CH_[^4]:_-Emissionen im Ver-_ _gleich zu den nicht mit Biochar verbesserten Feldern beobachtet. In der Ap-_ _felplantage, in der 25t/ha Biochar zusammen mit 45 t/ha Kompost verteilt_ _wurden, belief sich der Anstieg der N_[^2]:_O-Emissionen im Durchschnitt auf_ _74,84 %, während die CH_[^4]:_-Emissionen im Durchschnitt um 13,4 % abgenom-_ _men haben. Wie bereits gesagt, stellen die vom Boden ausgehenden Treib-_ _hausgasemissionen den einzigen Posten der LCA dar, der die Wirkungen von_ _Kompost berücksichtigt, da es nicht möglich war, in den direkt im Feld durch-_ _geführten Messungen zwischen der durch die Anwendung von Biochar und_ _der in Verbindung mit Kompost entstandenen Fraktionen des Treibhausgases_ _zu unterscheiden._ _Für die Angabe der Daten der N_[^2]:_O- und CH_[^4]:_-Emissionen als CO2eq wurde das_ _Treibhauspotenzial der beiden Gase verwendet (265 bzw. 28 kgCO2eq [IPCC,_ [^2014]:_])._ ``` Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol ``` _Zuletzt evaluiert die LCA die Wirkungen des Biochars auf den Wasserbedarf_ _der Felder, im Sinne der Emissionen und des Energieverbrauchs, die mit die-_ _sem Prozess verbunden sind. Die im Südtirol am meisten verwendete Art der_ _Bewässerung ist die Tropfbewässerung. Die Emissionen und der Energiever-_ _brauch, die mit diesem System verbunden sind, wurden auf Grundlage des_ _Stromverbrauchs der Wasserpumpen geschätzt, während die Wirkung des_ _Bedarfs an Bewässerungsinfrastruktur nicht in die Berechnungen einfloss, da_ _diese außerhalb der Grenzen des Systems angesiedelt ist. Die Wirkung des_ _Biochars wurde auf Grundlage des durchschnittlichen Wasserverbrauchs in_ _Südtirol bemessen: circa 1.500 m_[^3]_/ha/Jahr für die Weinberge (Südtiroler Bera-_ _tungszentrum für Obst- und Weinanbau, 2019) und 3.000 m_[^3]_/ha/Jahr für die_ _Apfelplantagen (AGRIOS Arbeitsgruppe für den integrierten Obstanbau im_ _Südtirol, HausdesApfels, 2017). Der für die Bewässerung benötigte Energie-_ _verbrauch wurde mit 428,57 kWh/ha/Jahr für die Weinberge und mit 1.142,86_ _kWh/ha/Jahr für die Apfelplantagen veranschlagt. Die Verringerung des Be-_ _wässerungsbedarfs infolge der Anwendung von Biochar wurde auf der_ _Grundlage von Daten aus der Literatur auf 20 % geschätzt (Baronti et al., 2014;_ _Hardie et al., 2014; Mukherjee & Lal, 2013; Piccolo et al., 1996; Uzoma et al.,_ _2011)._ 2.3.9 Ersatz vonEnergie/Materialien durch die Vergasung und Abfallentsorgung _Die LCA umfasst auch die Berechnung der dank der Energieerzeugung durch_ _Vergasung und die Nutzung von Asche zur Produktion von Beton vermiede-_ _nen Emissionen und des vermiedenen Stromverbrauchs. Es wurde angenom-_ _men, dass das Biochar nicht zu energetischen Zwecken aufgewertet wird,_ _wennes auf der Mülldeponie entsorgt oder verbrannt wird._ _Auch wurde angenommen, dass die mit der Vergasung (aktuelle oder verbes-_ _serte Technologie) erzeugte Elektrizität in das nationale Stromnetz eingespeist_ _wird. Die Emissionsfaktoren der infolge der Vergasung ersetzten Elektrizität_ _wurden auf Grundlage der Ecoinvent- Prozesse für die Erzeugung elektri-_ _scher Mittelspannungsenergie in Italien berechnet._ _Es wurde hingegen angenommen, dass die erzeugte Wärmeenergie auf loka-_ _ler Ebene in der Provinz Bozen genutzt wird und die Wärmeenergie ersetzt,_ Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon _die wie folgt erzeugt wird: zu 53 % aus Erdgas, zu 23,56 % mit Biomasse_ _(Rundholz, Hackschnitzel, Pellets), zu 12,54% durch Fernheizwerke mit Holz-_ _biomasse, zu 9 % mit Heizölundzu 1,9% durch Solarenergie (Battiston, 2014)._ _Zur Berechnung der Emissionsfaktoren der verschiedenen Energiequellen_ _wurden möglichst repräsentative Prozesse auf Ecoinvent ausgewählt. Für_ _Erdgas, Biomasse, Solarwärme und Heizöl wurden die Daten der Schweiz als_ _akzeptable Annäherungswerte betrachtet. Für die Fernheizung mit Biomasse_ _wurden die Daten einer italienischen KWK-Anlage verwendet. Für die Holz-_ _biomasse wurden die biogenen Kohlenstoffemissionen aus dem Prozess eli-_ _miniert, um der Annahme der „emissionsfreien“ Vergasung zu entsprechen._ _Die Einsparung von Zement für die Produktion von Betondurch Asche aus_ _der Vergasung wurde anhand der Ecoinvent-Emissionsfaktoren eines generi-_ _schen Zementproduktionsprozesses veranschlagt, der sich nicht auf das lo-_ _kale Umfeld bezieht. Es wurde angenommen, dass die gesamte durch Verga-_ _sung erzeugte Asche in die Produktion von Beton einfließt und weder ver-_ _brannt noch auf der Mülldeponie entsorgtwird._ ``` Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol ``` #### 3. Ergebnisse und Diskussion _Im Folgenden sind die Ergebnisse der LCA für die sieben in Abschnitt 2.1 vor-_ _gestellten Szenarien angegeben. Die Ergebnisse beziehen sich auf die gesamte_ _Provinz, d. h. es werden die Treibhausgasemissionenangegeben sowie der_ _Verbrauch fossiler Energiequellen der Produktion, Entsorgung oder Nutzung_ _in der Landwirtschaft der circa 1.250 Tonnen Biochar, die jedes Jahr in Südtirol_ _erzeugt werden._ 3.1 Szenario 1 – Aktuelle Situation _Dieses Szenario stellt eine Schätzung der Wirkungen der aktuell in Südtirol_ _bestehenden Produktionskette der Holzvergasung dar und umfasst die der-_ _zeit genutzten Vergasungstechnologien sowie die Entsorgung von Biochar,_ _Asche und Teer auf Mülldeponien. Nicht im Szenario berücksichtigt werden_ _die Extraktion von ätherischen Ölen und die Nutzung von Biochar zur Boden-_ _verbesserung in der Landwirtschaft. Die mit Szenario 1 verbundenen Wirkun-_ _gen entsprechen-4.220,19t Öläquivalent in Hinblick auf den Verbrauch fossi-_ _ler Energien und -12.696,04t di CO_[^2]:_eq in Hinblick auf den Klimawandel. Die_ _genauen Daten der Auswirkungen jeder Phase der Produktionskette sind in_ _Abbildung 2.dargestellt._ Abb. 2– Genaue Daten der Auswirkungen jeder Phase der Produktionskette von Szenario 1 Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon _Die negativen Nettobilanzen beider Wirkungskategorien weisen darauf hin,_ _dass die aktuell in Südtirol bestehende Produktionskette positive Auswirkun-_ _gen auf die Umwelt hat. Dieses Resultat ist auf die Erzeugung erneuerbarer,_ _als emissionsfrei geltenderEnergie durch die Vergasung zurückzuführen_ _(einziger Posten unter null, Abb. 2), eine Energie, die an Stelle der mit fossilen_ _Quellen erzeugten Energie tritt, die umweltschädlicher ist. In der Grafik ste-_ _hen die Werte über null hingegen für den Verbrauch fossiler Energie und die_ _mit der Produktion der Biomasse, dem Transport und mit den direkten Emis-_ _sionen des Vergasungsprozesses (Häckselung der Biomasse und Anlagenbe-_ _trieb) verbundenen Treibhausgasemissionen._ 3.2 Szenario 2 – Aktuelle Situation + Extraktion von hochwertigen Verbindungen _DiesesSzenario sieht die gleichen Voraussetzungen vor wie Szenario 1, um-_ _fasst aber die Extraktion ätherischer Öle aus der Holzbiomasse vor der Verga-_ _sung. Aus dem Vergleich dieses Szenario mit Szenario 1 können die Wirkun-_ _gen des Extraktionsprozesses berechnet werden. Unter der Annahme, dass_ _ätherische Öle aus 100 % der verwendeten Biomasse extrahiert werden, erge-_ _ben sich folgende Wirkungen auf Ebene der Provinz: -2.018 t Öläquivalent_ _und-5.572,34t di CO_[^2]:_eq. Die genauen Daten der Auswirkungen von Szenario_ _2 sind in Abbildung 3 dargestellt._ Abb. 3– Genaue Daten der Auswirkungen jeder Phase der Produktionskette von Szenario 2 ``` Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol ``` _Das Hinzufügen des Extraktionsprozesses erhöht den Verbrauch fossiler_ _Energie und die Auswirkungen der Produktionskette auf den Klimawandel_ _erheblich und halbiert die negative Nettobilanz gegenüber Szenario 1. Die Ex-_ _traktion ätherischer Öle erzeugt einen Verbrauch von 2.167,85 t Öläquivalent_ _und Emissionen von 7.019,7 t di CO_[^2]:_eq. Die Nettobilanz der Produktionskette_ _bleibt jedoch für beide Wirkungskategorien unterhalb vonnull._ _Diese Daten beziehen sich auf eine Mischnutzung der beiden Extraktionstech-_ _nologien zu folgenden Anteilen: 52 % Soxhlet-Extraktion (SOX) und 48%_ _Extraktion mit überkritischem CO_[^2]: _(SFE). In diesen Proportionen weist die_ _SFE-Extraktion mit 1.358,43 t Öläquivalent und 4.398,73 t CO_[^2]:_eq gegenüber_ _der SOX (610,55 t Öläquivalent und 1.977,03 t CO_[^2]:_eq) bei weitem die größten_ _Auswirkungen auf._ _Da die Investitionskosten für die SOX-Extraktion sehr viel geringer sind als_ _für die SFE-Extraktion, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich Erstere in stärke-_ _rem Maße verbreiten wird. In der hypothetischen Annahme einer ausschließ-_ _lichen Nutzung der SOX (100 %) würden sich die von der Produktionskette_ _erzeugten Auswirkungen um 35,5 % in Bezug auf den Verbrauch fossiler_ _Energien und um 41,3 % in Bezug auf die Treibhausgasemissionen verbessern._ 3.3 Szenario 3 – Aktuelle Situation + Verbesserte Vergasung _In diesem Szenario entsprechen die Vorgaben dem des Szenario 1, aber die_ _Vergasung erfolgt mit der von der Universität Bozen im Rahmen des Projekts_ _Wood-Up vorgeschlagenen verbesserten Technologie und ermöglicht einen_ _Vergleich zwischen den Anlagen mit den aktuellen Technologien und den_ _verbesserten Anlagen.DasSzenario umfasst weder den Prozess der Extrak-_ _tion ätherischer Öle aus der Biomasse noch die Anwendung des Biochars auf_ _Agrarböden. Die mit 1.250 t Biochar verbundenen Auswirkungen in diesem_ _Szenario entsprechen -14.028,80 t Öläquivalent und -41.595,68t CO_[^2]:_eq. Die_ _genauen Daten der Auswirkungen jeder Phase der Produktionskette sind in_ _Abbildung 4 dargestellt._ Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon Abb. 4– Genaue Daten der Auswirkungen jeder Phase der Produktionskette von Szenario 3 _Die Ergebnisse zeigen, dass die verbesserte Technologie 3,_[^3]:_-mal höhere Net-_ _towirkungen hat als der derzeit in Südtirol angewandte technologische Mix_ _(Szenario 1). Grund dafür ist hauptsächlich das aus der Produktion mit der_ _neuen Vergasungstechnologie hervorgehende geringere Verhältnis Bio-_ _char/Energie. Aus diesem Grund fällt die Erzeugung erneuerbarer Energie bei_ _gleicher Menge anerzeugtem Biochar (1.250t/Jahr, funktionelle Einheit der_ _LCA) deutlich höher aus. Demzufolge ist der Posten „Einsparung fossiler_ _Energie durch Vergasung“ in Szenario 3 größer (-17.669,_[^09]: _t Öläquivalent und_ -52.458,81t CO2eq) als in Szenario 1 (-6.554,09 t Öläquivalent und-19.700,04t CO2eq). 3.4 Szenario 4 – Verbesserte Vergasung + Extraktion hochwertiger Verbindungen _Dieses Szenario umfasst die Anwendung der verbesserten Vergasungstechno-_ _logien und die Extraktion hochwertiger Verbindungen aus der Biomasse. Die_ _mit 1.250t Biochar verbundenen Auswirkungen entsprechen -9.795,95 t_ _Öläquivalent und -27.914,24t CO_[^2]:_eq. Die genauen Daten der Auswirkungen_ _von Szenario 4 sind in Abbildung 5 dargestellt._ ``` Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol ``` Abb. 5– Genaue Daten der Auswirkungen jeder Phase der Produktionskette von Szenario 4 _Wie im Falledes Vergleichs vonSzenario 2mit Szenario 1 erhöht der Zusatz_ _der Extraktion ätherischer Öle aus der Biomasse in Szenario 4 die Auswirkun-_ _gen der Produktionskette gegenüber dem Szenario, das nur eine verbesserte_ _Vergasungstechnologie vorsieht (Szenario 3)._ _In diesem Fall verdoppelt sich die Auswirkung der Extraktion jedoch in etwa_ _gegenüber der in Szenario 2, weil die neue Vergasungstechnologie zur Erzeu-_ _gung der gleichen Menge Biochar eine höhere Menge an Biomasse erfordert._ _Diese größere Menge an Biomasse wird auch zur Extraktion ätherischer Öle_ _verwendet. Trotz des mit der Extraktion verbundenen Energieverbrauchs_ _liegt die Nettobilanz der Produktionskette weit unter null und ist negativer_ _als die in Szenario 2, da der neue Vergasungsprozess fossile Energie in höhe-_ _rem Maße ersetzt._ 3.5 Szenario 5 – Verbesserte Vergasung + Anwendung von Biochar auf Agrarböden (Weinberg) _DiesesSzenario siehtdie gleichen Voraussetzungen wie Szenario 3 vor, jedoch_ _ergänzt um die NutzungvonBiochar als Bodenverbesserungsmittel in Wein-_ _bergen statt seiner Verbrennung oder Entsorgung auf Mülldeponien. Mit die-_ _sem Szenario können die Wirkungen der Nutzung von Biochar in der Land-_ _wirtschaft anstelleseiner aktuellen Entsorgung als Abfall evaluiert werden;_ _fürseineAnwendung geht man von einer Dosis von 25 t/ha aus. Die mit 1250 t_ Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon _Biochar verbundenen Auswirkungen in Szenario 5 entsprechen -14.116,28 t_ _Öläquivalentund-42.888 t CO_[^2]:_eq. Die genauen Daten der Auswirkungen sind_ _in Abbildung 6 dargestellt._ Abb. 6– Genaue Daten der Auswirkungen jeder Phase der Produktionskette von Szenario 5 _Dieses Szenario beruht auf den Daten der verbessertenVergasungstechnolo-_ _gien, weil dieser technologische Fortschritt das Ziel hat, ein für die Nutzung_ _in der Landwirtschaft geeignetes Biochar zu erzeugen. Die Ergebnisse können_ _mit Szenario 6 verglichen werden, um die Unterschiede der Auswirkungen_ _einer Anwendung in Weinbergen und in Apfelplantagen zu erfassen._ _Die Ergebnisse zeigen, dass die Anwendung von Biochar positive Auswirkun-_ _gen auf die Umwelt hat: -42,33 t Öläquivalent und -1.158,203t CO_[^2]:_eq. Die po-_ _sitive Wirkung auf die Umwelt hängt zum größten Teil mit der Kohlenstoff-_ _bindung im Boden zusammen und, in geringerem Maße, mit der vermiedenen_ _Nutzung synthetischer Düngemittel. Der geringere Bewässerungsbedarf auf_ _den verbesserten Feldern im Vergleich zu den kontrafaktischen Böden und,_ _zum Teil, die Wirkung auf die Treibhausgasemissionen tragen zur Verringe-_ _rung der Emissionen bei, aber in vernachlässigbar geringem Maße im Ver-_ _gleich zur Gesamtbilanz des untersuchten Szenarios. Insgesamt wird auch die_ _negative Emissionsbilanz von Szenario 5 hauptsächlich dem Ersatz fossiler_ ``` Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol ``` _Energie durch erneuerbare Energien aus dem Vergasungsprozess zugeschrie-_ _ben (-17.669,09t Öläquivalent und-52.458,81t CO_[^2]:_eq)._ 3.6 Szenario 6 – Verbesserte Vergasung + Anwendung von Biochar auf Agrarböden (Apfelplantage) _Für Szenario 6 geltendie gleichen Voraussetzungen wie in Szenario 5, aber_ _unter der Annahme, dass das Biocharin den Apfelplantagen statt in den_ _Weinbergen Südtirols verteilt wird. Dieses Szenario erleichtert den Vergleich_ _zwischen den Auswirkungen/Vorteilen der Anwendungvon Biochar auf ver-_ _schiedenen Arten von Agrarböden. Die verteilte Dosis beträgt 25 t/ha Biochar_ _und 45 t/ha Kompost, doch wie bereits gesagt, sind die Wirkungen von Kom-_ _post nicht Teil dieser LCA, es sei denn, was die vom Boden ausgehenden_ _Treibhausgasemissionen anbelangt. Die mit 1.250 t Biochar verbundenen Aus-_ _wirkungen entsprechen-14.178t Öläquivalent und -42.885,7t CO_[^2]:_eq. Die ge-_ _nauen Daten der Auswirkungen von Szenario 6 sind in Abbildung 7 darge-_ _stellt._ Abb. 7– Genaue Daten der Auswirkungen jeder Phase der Produktionskette von Szenario 6 _Dieses Szenario weist die geringsten Auswirkungen von allen untersuchten_ _Szenarien hinsichtlich der Produktionskette auf. Die Ergebnisse sind im Ver-_ _gleich zu denen der Produktionskette des Weinbergs etwas günstiger in Be-_ _zug auf den Verbrauch fossiler Energie; Grund dafür ist die größere positive_ Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon _Wirkung der Anwendung von Biochar in der Landwirtschaft (-104,05 t_ _Öläquivalent). Dieser Unterschied ist darauf zurückzuführen, dass in den_ _kontrafaktischen Apfelplantagen mehr Wasser als in den Weinbergen ver-_ _wendet wird (circa 4 Millionen l/ha/Jahr gegenüber 1,5 Millionen l/ha/Jahr)_ _(AGRIOS Arbeitsgruppe für den integrierten Obstanbau in Südtirol, Hausdes-_ _Apfels, 2017; Beratungszentrum für den Obst- und Weinanbau in Südtirol,_ _2019) unddaher in den Apfelplantagen mehr mit der Tropfbewässerung ver-_ _bundene Energie eingespart wird als in den Weinbergen (Persönliche Mittei-_ _lung von Martin Thalheimer, Versuchszentrum Laimburg)._ _Die Auswirkungen auf die Treibhausgasemissionen fallenin diesem Szenario_ _hingegen etwas schlechter aus (+2,3 t CO_[^2]:_eq) als in Szenario 5, da die Anwen-_ _dung von Biochar in Verbindung mit Kompost im Vergleich zu den kontra-_ _faktischen Böden größere Auswirkungen auf die von den Böden ausgehenden_ _Treibhausgasemissionen verursacht hat (N_[^2]:_O: +6,81 % im Weinberg und_ _+74,84 % in der Apfelplantage; CH_[^4]:_:-10,7% im Weinberg und -13,4% in der_ _Apfelplantage). Diese Unterschiede gehen darauf zurück, dass Biochar in der_ _Apfelplantage in Kombination mit Kompost angewandt wurde. Die anderen_ _Emissionswerte in Bezug auf die landwirtschaftlichen Prozesse waren in Sze-_ _nario 5 und 6 gleich, da der Kompost nicht unter das untersuchte Systems_ _fällt, es sei denn, was die vom Boden ausgehenden Treibhausgasemissionen_ _anbelangt._ 3.7 Szenario 7 – Verbesserte Vergasung + Extraktion hochwertiger Verbindungen + Anwendungvon Biochar in der Landwirtschaft (Weinberg) _Dieses Szenario sieht die gleichen Voraussetzungen vor wie Szenario 5, um-_ _fasst aber auch die Extraktion ätherischer Öle aus der Holzbiomasse vor der_ _Vergasung. Die mit diesem Szenario verbundenen Auswirkungen entspre-_ _chen-9.883,43 t Öläquivalent und-29.206,56 t CO_[^2]:_eq. Die genauen Daten der_ _Auswirkungen von Szenario 7 sind in Abbildung 8 dargestellt._ ``` Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol ``` Abb. 8– Genaue Daten der Auswirkungen jeder Phase der Produktionskette von Szenario 7 _Dieses Szenario untersucht die Auswirkungen dergesamten Produktions-_ _kette: Extraktion ätherischer Öle vor der Vergasung, Vergasung mit verbes-_ _serten Technologien und Anwendung von Biochar auf Agrarböden (Wein-_ _berg). Die Ergebnisse zeigen, dass die Extraktion ätherischer Öle stärkere Aus-_ _wirkungen erzeugt(4.128,58 t Öläquivalent und 13.368,73 t CO_[^2]:_eq) als die An-_ _wendungvon Biochar auf Agrarböden kompensieren kann (-42,33 t Öläqui-_ _valent und -1.158,03 t CO_[^2]:_eq), was somit zu einer weniger positiven Nettobi-_ _lanz führt als in Szenario 3, in dem die Auswirkungen der Produktionskette_ _nur von der Anwendung verbesserter Vergasungstechnologien beeinflusst_ _werden._ _Die Bilanz von Szenario 7 liegt dennoch weit unter null._ _Noch bessere Ergebnisse werden erzielt, wenn man statt dem Mix der beiden_ _Extraktionstechnologien(SOX und SFE) nur die effizientere und kostengüns-_ _tigere Extraktionsmethode (SOX) einsetzt; dadurch ergibt sich eine Ge-_ _samtnettobilanz von -11.391,13 t Öläquivalent und -34.089,68 t CO_[^2]:_eq. Wenn_ _das Biochar darüber hinaus in der Apfelplantage statt im Weinberg ange-_ _wandt wird, erhält man eine Gesamtnettobilanz, die sich leicht von der ande-_ _ren unterscheidet (-61.71 t Öläquivalent und +2.30t CO_[^2]:_eq)._ Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon 3.8 Vergleichder Szenarien _In Abbildung 9 werden die sieben Szenarien gegenübergestellt._ Abb. 9– Vergleich der Ergebnisse aus den 7 in dieser Arbeit untersuchten Szenarien _Diese Grafik zeigt, dass die mit circa 1.250 t Biochar verbundenen Wirkungen_ _der Produktionskette in Bezug auf die Umwelt für alle untersuchten Szenarien_ _positiv sind (Nettobilanz unter null). Außerdem wurde keinTrade-off zwi-_ _schen den beiden Wirkungskategorien beobachtet, d. h. einem geringeren_ _Verbrauch fossiler Energie entsprechen immer geringere Auswirkungen auf_ _den Klimawandel._ _Entscheidend für dieses günstige Ergebnis ist der Ersatz fossiler Energie_ _durch die Vergasung und die Anwendung von Biochar auf Agrarböden. Die_ _Emissionen hingegen stammen hauptsächlich aus der Extraktion ätherischer_ _Öle, da diese viel Strom verbraucht, gefolgt von der Produktion und dem_ _Transport der Biomasse und den vom Vergasungsprozessabhängigen Emis-_ _sionen (ohne Berücksichtigung der biogenen Emissionen), also der mit dem_ _Häckseln der Biomasse und dem Anlagenbetrieb verbundenen Emissionen._ _Dieamwenigsten positiven Auswirkungen auf die Umwelt verbucht das Sze-_ _nario 2 (aktuelle Vergasung + Extraktion ätherischer Öle). Es sollte jedoch da-_ _rauf hingewiesen werden, dass die mit diesem Prozess verbundenen Auswir-_ _kungen nicht mit anderen Methoden zur Produktion ätherischer Öle vergli-_ _chen wurden, weil die Analyse ansonsten die Grenzen des Systems gesprengt_ ``` Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol ``` _hätte. Außerdem gilt zu bedenken, dass sich die Auswirkungen der Extrak-_ _tionstark verringern, wenn anstelle beider untersuchten Technologien nur die_ _effizientere und kostengünstigere Extraktionsmethode angewendet würde_ _(SOX)._ _Die LCA hat außerdem gezeigt, dass die Auswirkungen des Transports von_ _Biochar, Asche und Teer zu den Mülldeponien oder landwirtschaftlichen Flä-_ _chen und die Entsorgungsprozesse dieser Stoffe in allen Szenarien vernach-_ _lässigbar geringe Auswirkungen haben._ _Die Nettobilanz der Szenarien ändert sich, wenn nicht mehr angenommen_ _wird, dass das Biochar unverändert bleibt, sondern dass die Energieerzeu-_ _gung der Anlagen konstant bleibt (Abb. 10). Diese Analyse wurde durchge-_ _führt, weil die Szenarien 3-_[^7]:_– da die vom Projekt Wood-Up vorgeschlagene_ _verbesserte Technologie ein geringeres Verhältnis von Biochar zu erzeugter_ _Energie aufweist als derDurchschnitt der aktuell in Südtirol angewandten_ _Technologien – zur Erzeugung des aktuell in der Provinz produzierten Bio-_ _char eine doppelte Menge an Biomasse erfordern würden, was eine im Ver-_ _gleich zu den Szenarien 1 und 2 (Abbildung 9) höhere Energieproduktion zur_ _Folge hätte (fast doppelt so hoch). Dieser Vergleich zwischen den Szenarien_ _ist zwar korrekt, zeichnet jedoch eine völlig andere Situation als die aktuelle_ _ab, was zu komplexen Implikationen führt, die eine Unterstützung durch ein-_ _schneidende politische Entscheidungen erfordern würden._ _Abbildung 10 zeigt daher den Vergleich zwischen Szenarien für den Fall, in_ _dem die Anwendung neuer verbesserter Technologien nicht zu einer höheren_ _Energieerzeugung führt. Auf die Szenarien 3-7 wurde daher das gleiche Ver-_ _hältnis von Biochar zu erzeugter Energie angewandtwie in den Szenarien 1_ _und 2._ _Auch wenn sie in Bezug auf die Energieerzeugung normalisiert wurden, ha-_ _ben die vorgeschlagenen Szenarien jedoch eine negative Nettobilanz und so-_ _mit eine positive Wirkung auf die Umwelt; die Vorteile der neuen Verga-_ _sungstechnologie, mit der ein für die Landwirtschaft geeignetes Biochar er-_ _zeugt werden kann, bleiben offensichtlich (Szenarien 3-7), wenn auch weniger_ _ausgeprägt als in der vorherigen Darstellung (Abb. 9)._ Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon Abb. 10 – Vergleich der Ergebnisse der 7 in dieser Arbeit untersuchten Szenarien unter der Annahme, dass die Energieerzeugung der Vergasungsanlagen konstant bleibt 3.9 Sensibilitätsanalyse _Ein nützliches Instrument, mit dem untersucht werden kann, welche Prozesse_ _sich entscheidend - ob positiv oder negativ - auf die Ergebnisse der LCA aus-_ _wirken, ist die Sensibilitätsanlayse, ein Verfahren, bei dem die Inputs der LCA_ _verändert werden, um die entsprechenden Auswirkungen zu evaluieren. Die-_ _ser Ansatz ermöglicht außerdem, den Einfluss der Hypothesen zu bewerten,_ _die der LCA zugrunde liegen, sowie die mit diesen verbundenen Unsicher-_ _heiten; er liefert somit eine Bewertung der Genauigkeit der Schätzungen. Da_ _die LCA auf einem Mix aus Daten beruht, die im Rahmen des Projekts erhoben_ _wurden, sowie aus Daten der Datenbank Ecoinvent und der Literatur, muss_ _der Einfluss evaluiert werden, den die dieser Auswahl der Daten zugrunde_ _liegenden Hypothesen auf die untersuchten Wirkungen haben._ _Eine Sensibilitätsanalysewurde in Bezug auf die Entfernung des Transports_ _der Biomasse durchgeführt, da ein großer Teil dieser Biomasse aus dem Aus-_ _land eingeführt wird, was mit erheblichen Emissionen verbunden ist. Wenn_ _wir zum Beispiel annehmen, dass in Szenario 1, dem aktuellen Szenario also,_ _die gesamte Biomasse aus Polen importiert wird (Entfernung: 2.400 km, Hin-_ _und Rückfahrt) und nicht aus Südtirol (150 km Entfernung, Hin- und Rück-_ _fahrt), Österreich und Slowenien (800 km Entfernung, Hin- und Rückfahrt),_ _dann würden die Auswirkungen des Transports von 809,64 t Öläquivalent_ _und 2.353,9t CO_[^2]:_-Äquivalent auf 7.512,39 t Öläquivalent und 21.059,43 t_ ``` Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol ``` _CO_[^2]:_eq ansteigen. Folglich würde die Nettobilanz der Produktionskette von-_ _4.220,19 t Öläquivalent und -12.696,04 t CO_[^2]:_eq auf 2.484,6_[^8]: _t Öläquivalent und_ _6.015,89 t CO_[^2]:_eq klettern und somit nicht mehr emissionsfrei sein. Das be-_ _weist, dass der Transport der Biomasse ein wichtiger, zu berücksichtigender_ _Faktor ist, wenn die Nachhaltigkeit der Biochar-Produktionskette in Südtirol_ _evaluiert werden soll, und dass eine Versorgung mit Biomasse aus örtlichen_ _Quellen die Nettobilanz in erheblichem Maße verbessern kann. Zusätzliche_ _Verbesserungen können erreicht werden, indem man effizientere oder mit_ _Biotreibstoff betriebene Fahrzeuge für den Transport auf Rädern einsetzt_ _(Anderson & Mitchell 2016; Conti 2003; Homagain et al., 2016)._ _Die Auswirkung des Biomassetransports ist ein Beispiel dafür, wie sensibel_ _die Ergebnisse der LCA gegenüber den Hypothesen sind, die diesem Prozess_ _zugrunde liegen. Für die aktuellen Berechnungen werden repräsentative_ _Schätzungen der durchschnittlichen Entfernungen eingesetzt, die angewandt_ _werden können, wenn die Biomasse aus Südtirol, Österreich, Slowenien oder_ _Polen stammt, und wenn man annimmt, dass alle LKWs die Rückreise als_ _Leerfahrt antreten. Eine Veränderung dieser Voraussetzungen kann auch die_ _Auswirkungen des Transports erheblich verändern. In jedem Fall liefern diese_ _Hypothesen konservative Schätzungen, denn es ist wahrscheinlich, dass zu-_ _mindest ein Teil der aus dem Ausland kommenden LKWs auf der Rückfahrt_ _eine weitereLadung transportiert._ _Neben dem Transport der Biomasse ist die Extraktion hochwertiger Verbin-_ _dungen aus der Holzbiomasse der Prozess mit dem größten Nettoverbrauch_ _fossiler Energie und den meisten klimaverändernder Emissionen. Wie bereits_ _gesagt, beruhendie Berechnungen für diesen Prozess auf Labordaten, die auf_ _industriellen Maßstab angepasst wurden. Die mit dieser Art von Up-Scaling_ _verbundene Unsicherheit kann die Endergebnisse der LCA jedoch erheblich_ _beeinflussen; es wäre daher wünschenswert, wenn auf industrieller Ebene va-_ _lidierte Daten für eine genauere und realistischere Beschreibung der Extrak-_ _tionsanlagen verwendet werden könnten, umso mehr weil diese für die ge-_ _samte zur Produktion der funktionellen Einheit erforderlichen Biomasse be-_ _rechnet werden (für jede Tonnedeserzeugten Biochar sind 34,62 t Biomasse_ _für die Soxhlet-Extraktion und 34,52 t für die SFE-Extraktion erforderlich);_ Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon _eventuelle Ungenauigkeiten resultieren daher in der LCA amplifiziert. In je-_ _dem Fall ist es unwahrscheinlich, dass eine größere Genauigkeit hinsichtlich_ _der Extraktion in den Szenarien, die diese Phase umfassen, zu einer deutlich_ _veränderten Nettobilanz führen würde, wenn man berücksichtigt, dass sich_ _die vermiedenen Emissionen der Vergasung sehr viel stärker auswirken._ _Den größten Beitrag zur Nettobilanz der Produktionskette leistet der Ersatz_ _elektrischer Energie (italienischer Mix) und Wärmeenergie (in Südtirol: Erd-_ _gas, andere Quellen für Biomasse,Solarwärme und Heizöl) durch die mit der_ _Vergasung der Holzbiomasseerzeugte Bioenergie. Die den Vergasungspro-_ _zessen zugrunde gelegten Hypothesen könnten die Gesamtauswirkungen der_ _LCA erheblich beeinflussen._ _Der erhebliche Beitrag der Vergasung zur Nettobilanz der LCA ist das Ergeb-_ _nis der Annahme, dass die Holzvergasung eine emissionsfreie Technologie_ _ist, also dass die aus der Holzvergasung stammenden biogenen CO_[^2]:_-Emissio-_ _nen durch die während des Wachstums der entsprechenden Biomasse aus der_ _Luft beseitigte Menge an CO_[^2]: _kompensiert werden. Diese Annahme führt_ _dazu, dass die mit 1 m_[^3] _Synthesegas verbundenen Emissionen 0,006 kg CO_[^2]:_eq_ _entsprechen, während sie im Falle einer Berücksichtigung der biogenen CO_[^2]:_-_ _Emissionen aus der vergasten Biomasse 0,378 kg CO_[^2]:_eq entsprechen würden._ _Diese für die Nettobilanz der LCA entscheidende Annahmeist mit den euro-_ _päischen Vorschriften konform, welche die Ziele der Union für erneuerbare_ _Energien festlegen (Europäische Kommission, 2019; Europäisches Parlament_ _und Europarat, 2018). Wenn man beschließen würde, einenTeil der biogenen_ _CO_[^2]:_-Emissionen in die Analyse einzubeziehen, würde der Ersatz der umwelt-_ _schädlichen fossilen Energiequellen trotzdem zu einer für die Umwelt vorteil-_ _haften Bilanz führen._ ``` Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol ``` #### 4. Perspektiven _Aus der durchgeführten Lebenszyklusanalyse geht hervor, dass die Nutzung_ _der Holzvergasung als Energiequelle eine erfolgreiche Strategie für einen Bei-_ _trag zur Eindämmungder Klimawandels sein kann, sei es unter Anwendung_ _der derzeit in der Region verbreiteten Technologien, sei es unter Nutzung_ _einer neuen, „verbesserten“ Technologie wie vom Projekt Wood-Up_ _empfohlen. Die Anwendung einer neuen Technologie würde einerseits eine_ _höhere Produktion erneuerbarer Energie ermöglichen und andererseits die_ _Produktion eines für den Einsatz in der Landwirtschaft geeigneten Biochar._ _Eine Nutzung von Biochar auf den Agrarböden Südtirols würde zusätzliche_ _Vorteile für die Umwelt bringen, vor allem aufgrund der_ _Kohlenstoffspeicherung im Boden. Die Auswirkungen der_ _landwirtschaftlichen Komponente der Produktionskette sind jedoch deutlich_ _geringer als die der Energieprozesse._ _Andererseits würde die Nutzung von 1.250 t Biochar pro Jahr die Aufnahme_ _von circa 1.150 t CO_[^2]:_-Äquivalent ermöglichen und so die jährlichen Pro-Kopf-_ _Emissionen von 250 Südtiroler Bürgern kompensieren (Battiston, 2014)._ _Wenn die technologische Umwandlung der Anlagen die Erzeugung der glei-_ _chen Menge an Biochar, jedoch mit für den Einsatz in der Landwirtschaft ge-_ _eigneten Eigenschaften, ermöglichen würde, und unter Annahme einer Dosis_ _von 25 t/ha, könnten jedes Jahr nur 50 Hektar Boden verbessert werden. Wenn_ _man bedenkt, dass es in Südtirol 5.500 Hektar Weinberge und 19.000 Hektar_ _Apfelplantagen gibt (Della Chiesa et al., 2019), würde die Verteilung von Bio-_ _char allein auf der Gesamtfläche der Apfelplantagen 110Jahre erfordern._ _Würde die Nutzung von Biochar seitens der landwirtschaftlichen Betriebe die_ _im Projekt Wood-Up dargestellten positiven Wirkungen bestätigen, wäre ein_ _kurzfristiger Anstieg der Biochar-Nachfrage möglich; das Biochar müsste_ _dann in Erwartung der Installation der Anlagen jüngster Generationnach_ _Südtirol importiert werden. Andererseits, wenn der Biochar-Markt deutlich_ _wachsen würde, könnten sich auch Biochar-Produktionsanlagen als primäres_ _Produkt in der Region verbreiten, und nicht nur als Nebenprodukt der Ener-_ _gieerzeugung._ Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon _Man sollte nicht unterschätzen, dass die Verbreitung der auf der neuen Tech-_ _nologie beruhenden Vergasungsanlagen zu einer größeren Nachfrage nach_ _Holzbiomasse und einer höheren Energieproduktion als in den aktuellen Sze-_ _narien führen würde. Den Ergebnissen dieser Arbeit zufolge würde sich die_ _Biomasse-Nachfrage verdoppeln und dieser Anstieg eine Neuausrichtung im_ _regionalen Energiemix bewirken._ _Andererseits haben extreme Ereignisse wie der Sturm Vaia im Jahr 2018 und_ _die extremen Schneefälle im Jahr 2019 eine enorme Menge an Holzbiomasse_ _in Südtirol verfügbar gemacht, sodass die Holzpreise gefallen sind und es zu_ _Schwierigkeiten bei der Lagerung und Verwaltung dieser großen Mengen_ _kam. Die Klimamodelle lassen eine größere Häufigkeit extremer Wetterereig-_ _nisse vorhersehen (Seneviratne et al., 2012) und somit auch die Notwendig-_ _keit, einen Absatzmarkt für die Holzbiomasse zu finden. Zudem würden re-_ _gionale Quellen der Versorgung mit Biomasse eine weitere Verbesserung der_ _Nettobilanzder im Projekt Wood-Up untersuchten Produktionskette ermög-_ _lichen, wie die Sensibilitätsanalyse zeigt._ _Was die Extraktion ätherischer Öle aus der Biomasse vor der Vergasung an-_ _belangt, hat die LCA den großen Energieverbrauch dieses Prozesses verdeut-_ _licht. Andererseits ist jeder Prozess zur Erzeugung ätherischer Öle mit Ener-_ _giekosten verbunden und die im Projekt Wood-Up vorgeschlagene Extraktion_ _hat den Vorteil, innerhalb einer umweltfreundlichen Produktionskette statt-_ _zufinden, die eine Art des Biomasse-Recyclings vorsieht. Außerdem würden_ _die Betreiber, die diese Verbindungen vor der Vergasung extrahieren, wirt-_ _schaftliche Vorteile erzielen und Arbeitsplätze schaffen- ein Thema, das eine_ _Vertiefung verdienen würde._ _Insgesamt ermöglicht die aktuelle Produktionskette der Holzvergasung, mehr_ _noch als die auf verbesserten Technologien beruhende, der Region Südtirol_ _sich auf die europäische Klimapolitik auszurichten. In der Tat hat die Europä-_ _ische Kommission Ziele für die Energieerzeugungaus erneuerbaren Quellen_ _für den Zeitraum 2030-2050 festgelegt, um in der Europäischen Union bis zum_ _Jahr 2050 das generelle Ziel der „Klimaneutralität“ zu erreichen, und der_ _Green Deal zeichnet die Strategie ab, mitder diese Ziele durch ein auf weniger_ _Nutzung von natürlichen Ressourcen und geringeren Auswirkungen auf die_ ``` Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol ``` _Gesundheit beruhendes Wachstum erreicht werden sollen (Europäische Kom-_ _mission, 2019)._ #### 5. Schlussfolgerungen _Ziel der im Rahmen des Projekts Wood-Up durchgeführten Lebenszyklusana-_ _lyse ist eine Evaluierung der Auswirkungen der Südtiroler Produktionskette_ _der Holzvergasung und deren Vergleich mit einer aufgewerteten Produkti-_ _onskette, die auch die Extraktion hochwertiger Verbindungen aus der Bio-_ _masse, verbesserte Vergasungstechnologien und die Nutzung von Biochar in_ _der Landwirtschaft vorsieht._ _Obwohl Unsicherheiten in Bezug auf die in der Bestandsaufnahme berück-_ _sichtigten Daten und die der Analyse zugrunde gelegten Hypothesen beste-_ _hen, beweist die LCA, dass sich die Südtiroler Produktionskette der Holzver-_ _gasung, die derzeit 1.215 t Biochar pro Jahr produziert, positiv in Bezug auf_ _den Umweltschutz auswirkt, da sie mit einer Einsparung fossiler Energie im_ _Vergleich zu den kontrafaktischen Produktionsketten und mit negativen_ _Treibhausgasemissionen einhergeht._ _Dieses Ergebnis ist hauptsächlich auf den Ersatz fossiler Energiequellen durch_ _die mit der Holzvergasung erzeugten Energie zurückzuführen. Weitere nega-_ _tive Emissionen ergeben sich aus der Nutzungvon Biocharin der Landwirt-_ _schaft; diese sind jedoch weniger relevant. Der größte Teil positiver Emissio-_ _nen stammt aus der Extraktion ätherischer Öle aus der Biomasse, in ungefähr_ _gleicher Proportion gefolgt von der Produktion und dem Transport der Holz-_ _biomasse und dem Betrieb der Vergasungsanlagen._ _Die jährlichin der Provinz produzierte Menge an Biochar würde, wenndieses_ _für die Nutzung in der Landwirtschaft geeignet wäre, nur für eine sehr kleine_ _landwirtschaftliche Fläche (50 ha) genügen. Zur Unterstützung einer breiteren_ _Anwendung von Biochar in der Landwirtschaft wäre demzufolge eine Ein-_ _fuhr von Biochar nötig oder eine Erhöhung der Anzahl der Vergasungsanla-_ _gen._ _Andererseits würden die vorgeschlagenen verbesserten Technologien, bei_ _gleicher Menge an produzierter Biochar, eine fast doppelt so große Menge an_ Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper,Woods, Tonon _Energie erzeugen, was deutlich größere Mengen an Biomasse für die Verga-_ _sung erfordern würde._ _Die Umsetzung dieser Szenarien, sofern von Interesse, könnte sich als kom-_ _plex erweisen und eine Planung und politische Unterstützung auf Ebene der_ _Provinz erfordern._ Literaturverzeichnis _Anderson, N.& Mitchell, D. 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Die vom Gesetzgeber übernommene_ _Biochar-Definition umfasstalle durch Verkohlung von Produkten und Rückstän-_ _den rein pflanzlichen Ursprungs aus der Land- und Forstwirtschaft gewonnenen Ma-_ _terialien, unter Ausschluss aller organischen Abfälle und Materialien tierischen Ur-_ _sprungs. In oben genannter Anlage 2 wird genauer definiert, dass Biochar_ _durch Pyrolyse oder durch Vergasung gewonnen werden kann, vorausgesetzt_ _dass die erzeugte Pflanzenkohle die vorgegebenen Grenzwerte für die Kon-_ _zentration von Schwermetallen, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasser-_ _stoffen (PAK), Polychrlorbiphenylen (PCB) und Dioxinen einhält. Außerdem_ _wird die Notwendigkeit verdeutlicht, das Biochar mit einem Biotest aufseine_ _eventuelle Phytotoxizität zu testen. Diese Definition ist nicht nur terminolo-_ _gisch, sondern auch substanziell von grundlegender Bedeutung, da sie die ge-_ _setzlichen Voraussetzungen für den Start dieses Projekts geliefert hat. Es war_ _schon vor Beginn des Projekts bekannt, dass alle Anlagen in Südtirol darauf_ _abzielten, den Energieertrag durch Vergasungsprozesse maximal zu steigern,_ _wenn auch mit ganz unterschiedlichen Technologien._ _Im Rahmen der Studie konnten 42 Südtiroler Vergasungsanlagen kartiert wer-_ _den, die jedes Jahr circa 50.000 Tonnen Holzbiomasse verwenden und über 50_ _GWh Elektrizität, 100 GWh Wärme und 1.300 Tonnen Kohle erzeugen. Ein_ Tonon, Criscuoli _bedeutender und stets wachsender Sektor also. Die von den Anlagen produ-_ _zierte Kohle wird fast ausschließlich als nicht gefährlicher Sonderabfall ent-_ _sorgt. Die physikalischen, chemischen und biologischen Analysen haben ver-_ _deutlicht, dass keine der entnommenen Kohleproben phytotoxische Wirkun-_ _gen aufwies (Kapitel 3), aber gleichzeitig auch keine von ihnen den Vorschrif-_ _ten entsprach, die ihre Nutzung als Bodenverbesserungsmittel in der Land-_ _wirtschaft regeln. Insbesondere der Gehalt an polyzyklischen aromatischen_ _Wasserstoffen (PAK) und einigen Schwermetallen (Cd, Cr e Zn) überstieg die_ _Normgrenzwerte und verhinderte die landwirtschaftliche Nutzung. Dieses_ _Ergebnis hatte signifikante Folgen für die Entwicklung des Projekts und die_ _potenzielle Aufwertung der aktuellen Produktionskette der Holzvergasung in_ _Südtirol. Zur Durchführung der Feldversuche sah sich die Genossenschaft ge-_ _zwungen, Biochar außerhalb der Provinz einzukaufen. Die Experten sind zu_ _folgender Schlussfolgerung gekommen (Kapitel 1):Um die aktuellen Verga-_ _sungsanlagen in polygenerative Systeme zu verwandeln, die neben elektrischer und_ _thermischer Energie auch Biochar erzeugen, das als Bodenverbesserungsmittel ge-_ _nutzt werden kann, müssen daher die Hauptprozessparameter (z. B. die Temperatur-_ _profile im Reaktor) verändert oder Systeme zur Nachbehandlung der Kohle eingesetzt_ _werden, um den PAK-Gehalt zu reduzieren. In der Kohle vorhandene Schwerme-_ _talle scheinen hingegen von mechanischen Teilen zu stammen, die zur Beför-_ _derung fester Materialien in der Anlage verwendet werden, oder aus Vorbe-_ _handlungen der Holzbiomasse wie z. B. das Häckseln oder Pelletieren. Dies-_ _bezüglich scheint es einfacher, einetechnische Lösung zu finden. Die wirt-_ _schaftliche Analyse eines Eingriffs zur Optimierung der Anlage, mit der eine_ _hochwertige,zur Nutzung in der Landwirtschaft geeignete Kohle erzeugt_ _werden kann,hat ergeben, dass für diese Investitionen, je nach Verkaufspreis_ _des Biochars maximal ein Budget zwischen 23.000 und 97.000 Euro zur Verfü-_ _gung steht. Die oben genannten Summen sind ein Richtwert für die Wirt-_ _schaftlichkeit, die ein Eingriff zur Optimierung der aktuellen Anlagen haben_ _müsste, um auf dem Markt attraktiv zu sein._ _Die Untersuchungen bezüglich der Möglichkeit, biologisch aktive Moleküle_ _aus der Holzbiomasse (Rottannen-Hackschnitzel) zu extrahieren (Kapitel 2),_ _haben zu besonders interessanten Schlussfolgerungen geführt. Unabhängig_ _von der angewandten Extraktionsmethode (Soxhlet oder überkritisches Koh-_ _lendioxid) haben die Extrakte eine gute antimikrobielle Wirkung gezeigt,und_ ``` Schlussfolgerungen ``` _könnten als wertvolle Alternative zu den künstlichen Konservierungsmitteln,_ _die heute in Lebensmittel-, Kosmetik- und Pharmaprodukten eingesetzt wer-_ _den,genutzt werden. Diese Möglichkeit stellt ein wichtiges und bisher noch_ _nicht ausführlich untersuchtes Element des Potenzials für die Aufwertung der_ _Holz-Energie-Produktionskette dar, das in der Zukunft zweifellos größere_ _Aufmerksamkeit verdient._ _Die Nutzung von Biochar in der Landwirtschaft hat verschiedene positive_ _Wirkungen zur Verbesserung des Bodens gezeigt, darunter eine Zunahme der_ _Verfügbarkeit bestimmter Nährstoffe, insbesondere Makronährstoffe wie Ka-_ _lium, Magnesium und Phosphor, sowie dieFähigkeit zur Anhebung des Bo-_ _den-pH-Werts, was sich positiv auf den Weinanbau auf sauren Böden aus-_ _wirkt. Insgesamt wurde eine höhere Ertragsfähigkeit der mit Biochar behan-_ _delten Pflanzen beobachtet, ohne dass negative Auswirkungen auf die Quali-_ _tät derWeine entstanden wären (Kapitel 4)._ _Das unter kontrollierten Versuchsbedingungen getestete Biochar hat keine_ _signifikanten Auswirkungen auf den Stickstoffzyklus in der Weinpflanze ge-_ _zeigt; Aufnahme und Verteilung des Stickstoffs in den verschiedenen Orga-_ _nen blieben unverändert. Biochar hat hingegen das Wasserspeichervermögen_ _des Bodens deutlich verändert und eine positive Zunahme des für die Pflan-_ _zen zur Verfügung stehenden Wassers bewirkt. Dies führte zu einer erheblich_ _besserenVerträglichkeit von induziertem Trockenstress und verringerte die_ _mit dem Wassermangel verbundenen negativen physiologischen Effekte. Die-_ _ses Ergebnis ist sehr interessant im Hinblick auf eine Politik zur Anpassung_ _an den Klimawandel, der sich durch eine Zunahme von Trockenperioden und_ _Hitzewellen kennzeichnet (Kapitel 5)._ _Die durchgeführten Studien hinsichtlich derUmweltwirkungenvon Biochar_ _und insbesondere der Wirkungen auf die Treibhausgasemissionen und die_ _Ansammlung von Kohlenstoff im Boden haben relevante Ergebnisse hervor-_ _gebracht. Biochar hat eine Verringerung der vom Boden ausgehenden N_[^2]:_O-_ _Emissionen und eine erhebliche Zunahme der CO_[^2]:_-Emissionen verursacht,_ _die jedoch zeitlich begrenzt und nicht stark ausgeprägt war, während es keine_ _Wirkungen aufdie CH_[^4]:_-Emissionen zeigte.Die Bilanz des Kohlenstoffs im Bo-_ _den fiel extrem positiv aus, obwohl die Stabilität des angewandten Biochars_ _nicht besonders hoch war und nicht mit Sicherheit definiert werden konnte_ _(Kapitel 6). Alle Studienergebnisse wurden in eine Lebenszyklusanalyse_ Tonon, Criscuoli _(LCA) eingebunden (Kapitel 7), deren Ziel eine Evaluierung der Umweltaus-_ _wirkungen der SüdtirolerHolzvergasungsproduktionskette war, sowie deren_ _Vergleich mit einer aufgewerteten Produktionskette, die auch die Extraktion_ _hochwertiger Verbindungen aus der Biomasse, verbesserte Vergasungstech-_ _nologien und die Nutzung von Biochar in der Landwirtschaft vorsieht. Die_ _LCA hat gezeigt, dass die aktuelle Produktionskette umweltfreundlich ist und_ _im Vergleich zu den kontrafaktischen Energieproduktionsketten zu einer Ein-_ _sparung fossiler Energie und zurVerringerung der Treibhausgasemissionen_ _führt. Einen weiteren Vorteil, wenn auch in geringerem Umfang, bietet die_ _Nutzung von Biochar in der Landwirtschaft. Die Extraktion von Biomolekü-_ _lenaus der Holzbiomasse geht mit Energiekostenund erheblichen Emissionen_ _einher, die vergleichbar sind mit denen der Produktion und des Transports_ _der Holzbiomasse (Rundholz, Hackschnitzel und Pellets) von der Produkti-_ _onsstätte zu den Vergasunganlagen. Daher würde sich die Extraktion von Bi-_ _omolekülen negativ auf die Gesamtumweltbilanz der Produktionskette aus-_ _wirken. Es sollte jedoch betont werden, dass die hier vorgestellte Analyse die_ _Umweltkosten für die Produktion von anderen als den hier untersuchten syn-_ _thetischen Molekülen nicht berücksichtigt hat. Außerdem sollte berücksich-_ _tigt werden, dass die aktuelle Südtiroler Kohleproduktion, sofern diese für die_ _Nutzung in der Landwirtschaft geeignet wäre, nur zur Verbesserung von 50_ _Hektar Agrarboden pro Jahr reichen würde. Zur Unterstützung einer breite-_ _ren Anwendung von Biochar in der Landwirtschaft wäre demzufolge eine_ _Einfuhr von Biochar nötig oder eine Erhöhung der Anzahl der Vergasungsan-_ _lagen, was eine Erhöhung der Wirtschafts- und Umweltkosten der Produkti-_ _onskette bewirken würde. Andererseits würden die vorgeschlagenen Techno-_ _logien zur Erzeugung von hochwertigem Biochar bei gleicher Menge an pro-_ _duziertemBiochar eine fast doppelt so große Menge an Energie erzeugen, was_ _deutlich größere Mengen an Biomasse für die Vergasung erfordern würde._ _Angesichts der positiven agronomischen und umweltspezifischen Wirkungen_ _von Biochar, welche im Projekt WOOD-UP sichtbar wurden, ergeht_ _abschließend die klare Empfehlung an die Förderpolitik, zukünftig jene_ _Forschungs- und Entwicklungsbemühungen zu unterstützen,die auf die_ _Planung polygenerativer Anlagen ausgerichtet sind und neben Elektro- und_ _Wärmeenergie auch hochwertiges Biochar erzeugen. Ein ausgewogenes_ _Verhältnis zwischen diesen Vergasungsprodukten trägt den positiven_ ``` Schlussfolgerungen ``` _Auswirkungen Rechnung, welche die Nutzung von Biochar auf die_ _Nachhaltigkeit des Südtiroler Agrarsystems haben kann, das zunehmend_ _sensibler auf die von der Landwirtschaft ausgehenden Umweltwirkungen_ _reagiert._