mirror of
https://github.com/jzillmann/pdf-to-markdown.git
synced 2024-12-28 17:28:51 +01:00
74c941f88a
- Also some test changes from prev commit (not captured before because of OOM)
9991 lines
449 KiB
Markdown
9991 lines
449 KiB
Markdown
# WOOD-UP
|
||
|
||
## Aufwertung der Produktionskette
|
||
|
||
## von Holzbiokohle für Energie,
|
||
|
||
## Bodenfruchtbarkeit und Klimaschutz
|
||
|
||
### Giustino Tonon (Hrsg.)
|
||
|
||
Das Forschungsprojekt WOOD-UP wurde finanziert durch den Europäischen
|
||
Fonds für regionale Entwicklung — operationelles Programm „Investitionen
|
||
in Wachstum und Beschäftigung“ EFRE 2014–2020.
|
||
|
||
# WOOD-UP
|
||
|
||
## Aufwertung der Produktionskette
|
||
|
||
## von Holzbiokohle für Energie,
|
||
|
||
## Bodenfruchtbarkeit und Klimaschutz
|
||
|
||
### Giustino Tonon (Hrsg.)
|
||
|
||
```
|
||
Bozen-Bolzano University Press, 2020
|
||
Free University of Bozen-Bolzano
|
||
www.unibz.it/universitypress
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Cover design / layout: DOC.bz / bu,press
|
||
Druck: Digiprint
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
ISBN 978-88-6046-179-7
|
||
E-ISBN 978-88-6046-180-3
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Dieser Band – Cover und Zitate ausgenommen – ist lizenziert unter der
|
||
Creative Commons Attribuition-ShareAlike 4.0 International License.
|
||
```
|
||
|
||
Italienischer Originaltitel:
|
||
WOOD-UP – Valorizzazione della filiera di gassificazione di biomasse legnose
|
||
per l’energia, la fertilità del suolo e la mitigazione dei cambiamenti climatici
|
||
|
||
|
||
Tonon, Criscuoli
|
||
|
||
_fallprodukt behandelt wird und somit Kosten für Wirtschaft und Umwelt ge-_
|
||
_neriert. Ein aktueller Forschungsstrang hat deutlich gemacht, dass diese Kohle_
|
||
_eine wertvolle Ressource sein kann, wenn sie etwa in der Landwirtschaft als_
|
||
_Bodenverbesserungsmittel eingesetzt wird, mit positiven Auswirkungen auf_
|
||
_die Bodenfruchtbarkeit, auf die Produktivität und, dank der langfristigen Bin-_
|
||
_dung von Kohlenstoff, auf den Klimaschutz. Die in der Landwirtschaft ver-_
|
||
_wendete Kohle wird allgemein als Biochar bezeichnet. Die physikalisch-che-_
|
||
_mischen Eigenschaften, die ausschlaggebend sind für dessen Eignung für den_
|
||
_landwirtschaftlichen Einsatz, hängen jedoch vom Ausgangsmaterial und den_
|
||
_operativen Parametern des Pyrovergasungsprozesses ab. Vor der Umsetzung_
|
||
_dieses Projekts waren die Eigenschaften der in Südtirol produzierten Biochars_
|
||
_praktisch unbekannt, ebenso wie die tatsächliche Fähigkeit dieser Biochars,_
|
||
_die Fruchtbarkeit von Agrarböden der Region zu verbessern und zum Klima-_
|
||
_schutz beizutragen._
|
||
_Einen zweiten verbesserungswürdigen Aspekt stellt der für die Pyroverga-_
|
||
_sung verwendete Rohstoff dar. Die in den Anlagen verwendete Lignocellu-_
|
||
_lose-Matrix ist potentiell reich an Sekundärverbindungen, die für die Pharma-_
|
||
_, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie interessant sind und die wirtschaftli-_
|
||
_che Nachhaltigkeit der gesamten Produktionskette verbessern können, wenn_
|
||
_sie vor der Energieerzeugung extrahiert werden._
|
||
_In diesem Zusammenhang hat WOOD-UP die Energieeffizienz und wirt-_
|
||
_schaftliche Nachhaltigkeit der aktuellen Produktionskette der Biomasseverga-_
|
||
_sung in Südtirol analysiert, um Strategien zur Steigerung der Polygenerati-_
|
||
_onskapazität aktuell verwendeter Technologien zu entwickeln und die Pro-_
|
||
_duktion von landwirtschaftlich nutzbarem Biochar zu fördern (Kapitel 1)._
|
||
_Gleichzeitig wurden die physikalischen und chemischen Eigenschaften der in_
|
||
_Südtirol erzeugten Kohle untersucht, um deren Gehalt an Elementen zu eva-_
|
||
_luieren, die für die Umwelt und den Menschen gefährlich sind und die gemäß_
|
||
_den einschlägigen Bestimmungen eine landwirtschaftliche Nutzung verhin-_
|
||
_dern (Kapitel 3)._
|
||
_In agronomischer Hinsicht wollte das Projekt WOOD-UP die Wirkung be-_
|
||
_stimmter Arten von Biochar auf Produktivität, Produktqualität und auf die_
|
||
_Nutzungseffizienz von Wasser und Stickstoff im Wein- und Apfelanbau Süd-_
|
||
_tirols prüfen. Kapitel 4 und 5 enthalten die Ergebnisse dieser Untersuchungen._
|
||
|
||
```
|
||
Einleitung
|
||
```
|
||
|
||
_Kapitel 6 beleuchtet, welchen Beitrag Biochar zum Klimaschutz und zur lang-_
|
||
_fristigen Kohlenstoffbindung in den Agrarböden Südtirols leisten kann. Die_
|
||
_interessanten Ergebnisse in Kapitel 2 zeigen, wie die Extraktion von Verbin-_
|
||
_dungen für die Pharma- und Lebensmittelindustrie vor der energetischen_
|
||
_Nutzung von Holzbiomasse von hohem Mehrwert sein kann._
|
||
_Die in den vorhergehenden Kapiteln gesammelten und untersuchten Informa-_
|
||
_tionen wurden in eine Lebenszyklusanalyse (LCA) eingebunden, deren Er-_
|
||
_gebnisse in Kapitel 7 dargelegt werden. Zuerst wurde die ökologische Nach-_
|
||
_haltigkeit der aktuellen Produktionskette in der Biomassevergasung in Südti-_
|
||
_rol untersucht. Die aktuelle Situation wurde mit sechs alternativen Szenarien_
|
||
_verglichen, die eine zunehmende Zahl innovativer Varianten unterschiedli-_
|
||
_cher Kombination vorsahen, wie z. B. a) die Anwendung anderer als die der_
|
||
_aktuellen Pyrovergasungstechnologien, b) die Aufwertung von Holzbiomasse_
|
||
_zu Pharma- oder Lebensmittelzwecken, c) die Nutzung von Biochar als Bo-_
|
||
_denverbesserungsmittel in der Landwirtschaft. Dank der Lebenszyklusana-_
|
||
_lyse konnten die Stärken und Schwächen der aktuellen Produktionskette aus-_
|
||
_findig gemacht und mögliche Ansätze zur Verbesserung ihrer ökologischen_
|
||
_und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit ermittelt werden._
|
||
|
||
## Neuester Stand der Technik der Vergasung von
|
||
|
||
## Holzbiomasse in Südtirol und technisch-
|
||
|
||
## wirtschaftliche Analyse möglicher
|
||
|
||
## Verbesserungen in Hinblick auf eine
|
||
|
||
## polygenerative Strukturierung
|
||
|
||
**Daniele Basso– Freie Universität Bozen**
|
||
**Eleonora Cordioli– FreieUniversität Bozen**
|
||
**Elisa Bonadio– NOI Techpark Südtirol**
|
||
**Francesco Patuzzi– Freie Universität Bozen**
|
||
**Stefano Dal Savio– NOI Techpark Südtirol**
|
||
**Tanja Mimmo– Freie Universität Bozen**
|
||
**Marco Baratieri– Freie Universität Bozen**
|
||
|
||
Abstract
|
||
_Die Verbreitung kleiner Holzvergasungsanlagen hat in Südtirol im letzten Jahrzehnt_
|
||
_deutlich zugenommen, sei es aufgrund der in dieser Region verfügbaren großen Menge_
|
||
_an Holzbiomasse, sei es aufgrund der von staatlichen Förderprogrammen für erneuer-_
|
||
_bare Energien erzeugten vorteilhaften Wirtschaftsbedingungen. Derzeit produzieren_
|
||
_Vergasungsanlagen neben Elektro-und Wärmeenergie ein festes Abfallprodukt mit ho-_
|
||
_hem Kohlenstoffgehalt, das Kohle genannt wird. Die Analogie dieses Materials mit_
|
||
_durch Pyrolyse erzeugtem Biochar (Biokohle) hat das Interesse der Wissenschaftsge-_
|
||
_meinschaft und Interessengruppen bezüglich dessen potenzieller Nutzung als Boden-_
|
||
_verbesserungsmittel geweckt. Auf diese Weise kann eine Vergasungsanlage zur Poly-_
|
||
_generation eingesetzt werden, d. h. für die Erzeugung von mindestens drei Produkten:_
|
||
_Wärmeenergie, elektrische Energie und Biochar. Zur Evaluierung dieser Möglichkeit_
|
||
_setzt sich diese Arbeit zum Ziel, den aktuellen Stand der Technik der in Südtirol ver-_
|
||
_breiteten kleinen Vergasungsanlagen zu untersuchen und den Fluss der von den Anla-_
|
||
_gen erzeugten Kohle mengen- und qualitätsmäßig zu charakterisieren; zu diesem_
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
_Zweck werden die chemisch-physikalischen Parameter der Kohle den von den Vor-_
|
||
_schriften für Bodenverbesserungsmittel vorgesehenen Grenzwerten gegenübergestellt_
|
||
_und die technisch-wirtschaftliche Machbarkeit eines zukünftigen Umbaus bestehender_
|
||
_Anlagen für die Polygeneration analysiert._
|
||
|
||
#### 1. Einleitung
|
||
|
||
_Biomasse und insbesondere Holzbiomasse (Scheitholz, Hackschnitzel,_
|
||
_Holzpellets) kann durch spezifische Technologien, die thermochemische Pro-_
|
||
_zesse implementieren, in Wärme-und Elektroenergie oder Biobrennstoffe um-_
|
||
_gewandelt werden. Die Vergasung ist ein thermochemischer Prozess, der bei_
|
||
_Temperaturen über 700 °C in Anwesenheit eines Oxidationsmittels (norma-_
|
||
_lerweise Luft) in einem niedrigeren als für die komplette Verbrennung nöti-_
|
||
_gen Prozentsatz erfolgt. Dieser Prozess ermöglicht die Konversion der festen_
|
||
_Biomasse in ein Gasgemisch, das sonst als Synthesegas oder Generatorgas_
|
||
_(producer gas) bekannt und reich an Kohlenmonoxid und Wasserstoff ist. Das_
|
||
_Synthesegas kann direkt als Brennstoff für Verbrennungsmotoren verwendet_
|
||
_werden, um Methanol oder Wasserstoff zu erzeugen, oder mit dem Fischer-_
|
||
_Tropsch-Verfahren in andere synthetische Flüssigbrennstoffe umgewandelt_
|
||
_werden. Der feste Rückstand des Vergasungsprozesses, also das, was nach_
|
||
_dem thermischen Abbau der Biomasse übrigbleibt, ist ein kohlenstoffhaltiges_
|
||
_Material, das generell als Kohle oder Biochar (Biokohle) bekannt ist. Mit dem_
|
||
_Begriff Biochar werden im Allgemeinen feste Rückstände aus der Pyrolyse_
|
||
_von Holzbiomasse bezeichnet, einem Prozess, der bei Temperaturen zwischen_
|
||
_350 °C und 1000 °C unter Zufuhr minimaler Sauerstoffmengen erfolgt_
|
||
_(European Biochar Foundation (EBC), 2020). Durch Pyrolyse gewonnenes_
|
||
_Biochar ist ein sehr poröses Material mit hohem Kohlenstoffgehalt; es ist reich_
|
||
_an Mineralien und Aromaverbindungen und kann als Bodenverbesserungs-_
|
||
_mittel oder als Dekontaminierungsmittel für die Wasseraufbereitung oder_
|
||
_Bodensanierung verwendet werden. Diesbezüglich fällt die Holzvergasung in_
|
||
_das Spektrum der mit Pyrolyse vergleichbaren Technologien. Vor allem durch_
|
||
_Vergasung gewonnene Kohle weist viele Ähnlichkeiten mit Aktivkohle auf_
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_und könnte diese hypothetisch in verschiedenen Anwendungsbereichen er-_
|
||
_setzen (Benedetti, Patuzzi und Baratieri, 2018). Durch ihren hohen Kohlen-_
|
||
_stoffgehalt und ihre gut entwickelte Porosität könnte die Kohle nicht nur zur_
|
||
_Verbrennung (Galhetas et al., 2012; Piazzi, Zhang, Patuzzi und Baratieri,_
|
||
_2020), sondern auch zur Adsorption von Gas und Farbstoffen (Benedetti, Cor-_
|
||
_dioli, Patuzzi und Baratieri, 2019; Marchelli et al., 2019; Runtti et al., 2014), als_
|
||
_Trägersubstanz für die Zubereitung von Katalysatoren (Benedetti, Ail,_
|
||
_Patuzzi und Baratieri, 2019; Benedetti et al., 2020) oder zum Cracken von Teer_
|
||
_(Cordioli, Patuzzi und Baratieri, 2019; Klinghoffer, Castaldi und_
|
||
_Nzihou, 2012) genutzt werden. In der Literatur werden auch Anwendungen_
|
||
_zur Bodendüngung genannt (Hansen et al., 2015). Damit die durch Vergasung_
|
||
_gewonnene Kohle als Biochar eingestuft werden kann, muss der Prozess je-_
|
||
_doch für die Kohleerzeugung optimiert werden und die Kohle bestimmte qua-_
|
||
_litative Merkmale aufweisen. Neben einem hohen Kohlenstoffgehalt und_
|
||
_einer gut entwickelten Porosität muss die Kohle zum Beispiel einen reduzier-_
|
||
_ten Gehalt an polyzyklischen aromatischen Wasserstoffen (PAK), polychlo-_
|
||
_rierten Biphenylen (PBC), Dioxinen (PCDD) und Furanen (PCDF) besitzen. In_
|
||
_diesem Kapitel werden die Begriffe Kohle und Biochar unterschiedslos ver-_
|
||
_wendet, um den festen Rückstand aus der Vergasung zu bezeichnen, und_
|
||
_zwar weil die hier vorgestellte, im Rahmen des Wood-Up-Projektes durchge-_
|
||
_führte Arbeit das Hauptziel hat, die Möglichkeit einer landwirtschaftlichen_
|
||
_Wiederverwendung der in regionalen Vergasungsanlagen erzeugten Kohle zu_
|
||
_prüfen und Nutzungsmöglichkeiten zu ermitteln. Die Nutzung dieser festen_
|
||
_Rückstände und somit ihre Aufwertung könnten die Vergasungstechnologie_
|
||
_auch ohne spezielle Förderprogramme wirtschaftlich nachhaltiger machen._
|
||
_Aktuell werden in Südtirol über 40 Holzvergasungsanlagen betrieben_
|
||
_(Patuzzi et al., 2016) und dort mehr als 1.300 Tonnen Kohle gewonnen, die als_
|
||
_nicht gefährlicher Sonderabfall mit Kosten von circa 150–160 €/Tonne entsorgt_
|
||
_wird. Eine Wiederverwendung in der Landwirtschaft könnte einerseits, wenn_
|
||
_das Potenzial der Kohle als Bodenverbesserungsmittel bestätigt werden sollte,_
|
||
_positive Auswirkungen auf den Boden haben, und andererseits die Inzidenz_
|
||
_der aktuellen Entsorgungskosten in Bezug auf die Gesamtbetriebskosten einer_
|
||
_Vergasungsanlage deutlich reduzieren und diese Technologie dadurch nach-_
|
||
_haltiger machen._
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
_Unter diesem Blickwinkel wurde eine Bestandsaufnahme der Südtiroler Holz-_
|
||
_vergasungsanlagen gemacht und eine Untersuchung zum Typus der im Pro-_
|
||
_vinzgebiet installierten Reaktoren und der technischen Eigenschaften der ein-_
|
||
_zelnen Anlagen durchgeführt. Insbesondere wurde eine detaillierte Flussana-_
|
||
_lyse der verwendeten Holzbiomasse und der in diesen Anlagen gewonnenen_
|
||
_festen Rückstände (Kohle) erstellt; dabei standen die entsprechenden Entsor-_
|
||
_gungsverfahren oder Bestimmungszwecke besonders im Fokus der Aufmerk-_
|
||
_samkeit. Wie bereits erwähnt, kann die in diesen Anlagen erzeugte Kohle nur_
|
||
_dann als Bodenverbesserungsmittel verwendet werden, wenn sie die Grenz-_
|
||
_werte der einschlägigen Gesetze und Vorschriften einhält, insbesondere die_
|
||
_des Legislativdekrets 75/2010. Es wurde daher versucht, die Vergasungstech-_
|
||
_nologien unter den analysierten auszumachen, die zur Gewinnung der zu die-_
|
||
_sem Zweck nutzbaren Kohle besonders vielversprechend sind._
|
||
|
||
#### 2. Materialien und Methoden
|
||
|
||
2.1 Anlagenkartierung. Technische Eigenschaften der
|
||
verschiedenen Technologien
|
||
_In der Autonomen Provinz Bozen gibt es derzeit 42 funktionierende Biomasse-_
|
||
_vergasungsanlagen mit einer installierten elektrischen Gesamtleistung von_
|
||
_circa 6,7 MW (Daten von September 2018). Schätzungsweise werden jährlich_
|
||
_etwas mehr als 52 GWh Elektrizität und circa 101 GWh Wärmeenergie er-_
|
||
_zeugt. Die Anlagen sind ziemlich gleichmäßig im Gebiet der Provinz verteilt,_
|
||
_auch dank der Tatsache, dass sich die ausgewählten Technologien sowohl in_
|
||
_Hinsicht auf ihre Größe als auch in Bezug auf die Eigenschaften der Anlage_
|
||
_gut an die besonderen Nutzertypologien im Südtiroler Gebiet anpassen. Diese_
|
||
_Art von Anlage wird in Biomasseheizwerken, kleinen Industriebetrieben und_
|
||
_Sägewerken sowie in landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt. Da die Bio-_
|
||
_masseheizwerke bereits über die Logistik der Biomassebeschickung und über_
|
||
_das Fernheizwerknetz verfügen, das die im Werk erzeugte Wärme an die Nut-_
|
||
_zer verteilt, eignen sie sich sehr gut für die Installation von Vergasungsanla-_
|
||
_gen, welche die großen Hackschnitzelkessel ersetzen oder ergänzen können._
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_Vor allem im Sommer, wenn die Nutzer nur zur Trinkwassererhitzung Wär-_
|
||
_meenergie benötigen, können Vergasungsanlagen die geringe, für das Fern-_
|
||
_heizwerknetz benötigte Menge an Wärmeenergie erzeugen; auf diese Weise_
|
||
_kann der Betrieb großer Heizkessel mit sehr geringer Auslastung und somit_
|
||
_auch sehr niedriger Effizienz vermieden werden._
|
||
_Vor allem die beträchtliche Zunahme der Südtiroler Vergasungsanlagen in_
|
||
_den Jahren 2012 bis 2014 stand in engem Zusammenhang mit dem Förderpro-_
|
||
_gramm des Gesetzes vom 23.07.2009, das eine sehr vorteilhafte Bepreisung_
|
||
_vorsah. Anlagen unter 300 kW erhalten zum Beispiel einen Preis von 280 € pro_
|
||
_MWh erzeugter Elektrizität. Diese Zunahme hätte noch größer ausfallen kön-_
|
||
_nen, wurde aber durch bestimmte Probleme in Verbindung mit der Technik_
|
||
_und der Zulassung gebremst, da es sich um eine völlig neue und noch nicht_
|
||
_ganz ausgereifte Technologie handelte. Im darauffolgenden Zeitraum zwi-_
|
||
_schen 2014 und 2018 haben die Unsicherheit der Gesetzgebung und die Sen-_
|
||
_kung des Fördertarifs zu einer Abnahme der Investitionen in neue Installati-_
|
||
_onen geführt. Diese Situation hat sich von Anfang 2019 bis heute zu einer fast_
|
||
_vollständigen Paralyse des Holzvergasungsmarktes entwickelt; Grund dafür_
|
||
_ist das Fehlen eines Förderprogramms für neue Vergasungsanlagen._
|
||
_Abbildung 1 zeigt die Verteilung der in Südtirol betriebenen Holzvergasungs-_
|
||
_anlagen, nach Installationsjahr gekennzeichnet._
|
||
|
||
Abb. 1 – Verbreitung von Holzvergasungsanlagen in Südtirol in den verschiedenen Jahren
|
||
|
||
```
|
||
Genehmigungsjahr (# Anlagen)
|
||
```
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
_Um ein genaues Bild der in Südtirol installierten Anlagen zu erhalten und so-_
|
||
_wohl Wirtschafts- als auch Produktions- und Verbrauchsdaten zu erfassen,_
|
||
_wurde Betreibern einzelner Anlagen, die sich zur Mitarbeit an diesem Projekt_
|
||
_bereiterklärt haben, ein Fragebogen vorgelegt, um möglichst viele Informati-_
|
||
_onen zu sammeln, insbesondere in Bezug auf:_
|
||
|
||
- den Fluss der verwendeten Holzbiomasse
|
||
- den Fluss der erzeugten Rückstände (Kohle)
|
||
Es wurden also Informationen über die Art der verwendeten Biomasse (Hack-
|
||
schnitzel, Pellets oder Briketts), deren Herkunft, die Eigenschaften des Mate-
|
||
rials (z. B. Feuchtigkeit), den jährlichen Verbrauch der Anlage und die Kosten
|
||
der verwendeten Rohstoffe gesammelt. Was die erzeugte Kohle anbelangt,
|
||
wurden Informationen über die Art der Rückstände (trockene Kohle, feuchte
|
||
Kohle, Asche oder Kondensflüssigkeiten), ihren Bestimmungszweck, die jähr-
|
||
lich gewonnenen Mengen und die Entsorgungskosten (bzw. den Verkaufs-
|
||
preis) gesammelt.
|
||
Abgegeben wurden Fragebögen von 17 Anlagen, die repräsentativ für 10 der
|
||
11 in Südtirol angewandten Technologien sind; dadurch erhielt man ein all-
|
||
gemeines Bild von der Situation, das repräsentativ für die regionale Produk-
|
||
tionskette der Holzvergasung ist.
|
||
|
||
2.2 Monitoring der Anlagen und Abschluss der Massen- und
|
||
Energiebilanzen
|
||
_Zur Unterstützung und Ergänzung der von den Anlagenbetreibern ausgefüll-_
|
||
_ten Fragebögen wurden, wiederum in Abhängigkeit von der Bereitschaft der_
|
||
_Betreiber, einige wichtige Vergasungsanlagen überwacht. Für das Monitoring_
|
||
_fand das in der Empfehlung 13 des Italienischen Thermotechnischen Komitees_
|
||
_(CTI) vorgesehene Verfahren Anwendung; die Empfehlung gibt Leitlinien für_
|
||
_das Monitoring von Anlagen vor, die Synthesegas aus der Holzvergasung ge-_
|
||
_winnen und nutzen. Die Massen- und Energieflüsse wurden beim Monitoring_
|
||
_des Anlagenbetriebs für mindestens fünf Stunden kontinuierlich, ohne Unter-_
|
||
_brechungen oder Übergangsphasen infolge vonEin-oder Ausschaltungendes_
|
||
_Vergasungsreaktors gemessen. Ein wesentlicher Parameter, der betrachtet_
|
||
_wurde, ist der eingehende Energiefluss, also die Menge der Biomasse pro Zeit-_
|
||
_einheit; zu diesem Zweck wurde die Biomasse vor ihrer Einspeisung in den_
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_Reaktor gewogen oder – wenn die Masse nicht direkt gemessen werden_
|
||
_konnte – die Veränderung im Lagervolumen der Rohstoffe während des un-_
|
||
_tersuchten Zeitraums bestimmt. Der Durchfluss des Vergasungsmittels (Luft)_
|
||
_und der des austretenden Synthesegases wurde ausgehend von Geschwindig-_
|
||
_keitsmessungen des Ein- oder Abflusses mit einem Pitotrohr und auf Grund-_
|
||
_lage der Zusammensetzung berechnet, die für Luft bekannt ist und im Falle_
|
||
_des Synthesegases erhoben wird. Der Fluss der gewonnenen Kohle wurde_
|
||
_hingegen ermittelt, indem man während der Überwachungszeit alle festen_
|
||
_Rückstände eingesammelt und gewogen hat. Sowohl die eingespeiste Bio-_
|
||
_masse als auch die gewonnene Kohle wurden in der Folge im Labor unter-_
|
||
_sucht, um den Gehalt an Feuchtigkeit (UNI EN 14774) und Asche (UNI EN_
|
||
_14775:2010), den Gehalt an Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Schwefel und_
|
||
_Sauerstoff (Elementaranalyse, UNI EN ISO 16948:2015) und den Heizwert_
|
||
_(UNI EN 14918:2010) zu bestimmen. Auch die Zusammensetzung des durch_
|
||
_die Vergasung gewonnenen Synthesegases wurde beim Monitoring bestimmt;_
|
||
_in diesem Fall wurde ein tragbarer Gaschromatograph mit Säulen verwendet,_
|
||
_die für die Messung der Konzentration von Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff,_
|
||
_Methan, Kohlenmonoxid und Kohlendioxid des analysierten Gasflusses ge-_
|
||
_eignet sind._
|
||
_Was die Energieflüsse anbelangt, wurde die mit der eingespeisten Biomasse_
|
||
_verbundene Eingangsleistung Pbiom, ausgehend vom Fluss der Biomasse_ 𝑚𝑚̇ 𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏
|
||
_und ihrem unteren Heizwert berechnet_ 𝐿𝐿𝐿𝐿𝑉𝑉𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏_:_
|
||
|
||
```
|
||
𝑃𝑃𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏 = 𝑚𝑚̇ 𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏 ∙ 𝐿𝐿𝐿𝐿𝑉𝑉𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏
|
||
```
|
||
|
||
_Die von der Anlage erzeugte elektrische Leistung_ 𝑃𝑃𝑒𝑒𝑒𝑒 _wurde beim Monitoring_
|
||
_von einem Leistungsanalysator oder mit der bereits im Kontrollsystem der_
|
||
_überwachten Anlage integrierten Messvorrichtung gemessen. Sofern nicht_
|
||
_vom Kontrollsystem der Anlage aufgezeichnet, wurde die erzeugte Wärme-_
|
||
_leistung geschätzt, indem der Durchfluss der Wärmeübertragungsflüssigkeit_
|
||
_mit einem Ultraschall-Durchflussmesser erfasst und die Vor- und Rücklauf-_
|
||
_temperatur des Hydraulikkreislaufs mit einem Thermometer mit Platinwider-_
|
||
_stand PT 100 gemessen wurde._
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
_Dann wurden die elektrische Effizienz_ 𝜂𝜂𝑒𝑒𝑒𝑒_, die thermische Effizienz_ 𝜂𝜂𝑡𝑡ℎ _und_
|
||
_die Gesamteffizienz_ 𝜂𝜂𝑡𝑡𝑏𝑏𝑡𝑡 _der Anlage berechnet:_
|
||
|
||
```
|
||
𝜂𝜂𝑒𝑒𝑒𝑒 =
|
||
𝑃𝑃𝑒𝑒𝑒𝑒 −𝑃𝑃𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎
|
||
𝑃𝑃𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏
|
||
𝜂𝜂𝑡𝑡ℎ =
|
||
𝑃𝑃𝑡𝑡ℎ
|
||
𝑃𝑃𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏
|
||
𝜂𝜂𝑡𝑡𝑏𝑏𝑡𝑡 = 𝜂𝜂𝑒𝑒𝑒𝑒 +𝜂𝜂𝑡𝑡ℎ
|
||
```
|
||
|
||
_wobei_ 𝑃𝑃𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎 _der von den Hilfsgeräten verbrauchten elektrischen Leistung ent-_
|
||
_spricht._
|
||
|
||
2.3 Charakterisierung der Kohle
|
||
_Die Kohle aus den Vergasungsanlagen wurde, neben den oben genannten,_
|
||
_auch weiteren Abfallanalysen zur Ermittlung des Gehalts an Metallen, po-_
|
||
_lyzyklischen aromatischen Wasserstoffen (PAK, Methode MI-03 Rev. 13 2016)_
|
||
_und Dioxinen (Methode EPA 1613B 1994) unterzogen. Diese Analyse setzt sich_
|
||
_zum Ziel, mögliche Zusammenhänge zwischen den physisch-chemischen Ei-_
|
||
_genschaften der eingesammelten Kohle und den wichtigsten Prozessparame-_
|
||
_tern, sowie mit den spezifischen Merkmalen der überwachten Anlagen, z. B._
|
||
_Art des Reaktors, Nennleistung und Art der verwendeten Biomasse, hervor-_
|
||
_zuheben. Viele Autoren sprechen sich dafür aus, dass die Eigenschaften der_
|
||
_Kohle vor allem von der Art der verwendeten Biomasse, aber auch in erhebli-_
|
||
_chem Maße von der Geometrie und den Betriebsbedingungen des Verga-_
|
||
_sungsreaktors (Temperatur, Druck, Fluss, Vergasungsmittel) abhängen. Folg-_
|
||
_lich kann auch die Art des Reaktors großen Einfluss auf die Spezifizität der_
|
||
_erzeugten Kohle haben._
|
||
|
||
2.4 Unter kontrollierten Bedingungen gewonnene Kohle
|
||
_Um die möglichen Zusammenhänge zwischen den chemisch-physischen Ei-_
|
||
_genschaften der Kohle und den Betriebsbedingungen des Vergasungsprozes-_
|
||
_ses zu evaluieren und somit im Detail untersuchen zu können, wie sich eine_
|
||
_Änderung dieser Bedingungen auf die Qualität der Kohle auswirken kann,_
|
||
_indem sie zum Beispiel dafür sorgt, dass die Kohle mit den Grenzwerten der_
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_Düngemittelvorschriften konform ist, wurden Vergasungstests an Holzbio-_
|
||
_masse durchgeführt, bei denen ein in den Bioenergy- und Biofuels-Laborato-_
|
||
_rien der Freien Universität Bozen installierter Vergaserprototyp verwendet_
|
||
_wurde. Während der Tests wurden spezifische Prozessparameter variiert, um_
|
||
_eine größere Datenmenge für den Vergleich zur Verfügung zu haben, wäh-_
|
||
_rend die eingespeiste Brennstoffmenge unverändert blieb._
|
||
_Insbesondere wurde sowohl mit unterschiedlichen Reaktorkonfigurationen_
|
||
_als auch unter verschiedenen Prozessbedingungen Kohle erzeugt. Insgesamt_
|
||
_wurden 6 verschiedene Arten von Kohle mit der Bezeichnung R100, R75, R50,_
|
||
_O-R, O-C und Q erzeugt. Die Kohletypen R100, R75 und R50 wurden mit ei-_
|
||
_nem Open-Top-Downdraft-Reaktor aus Holzhackschnitzeln gewonnen. Die_
|
||
_Durchschnittstemperatur im Reaktor betrug circa 750 °C. Die verschiedenen_
|
||
_Kohlearten wurden bei unterschiedlichem Ladezustand des Reaktors erzeugt,_
|
||
_d. h. bei 100 % (R100), 75 % (R75) und 50 % (R50) der Nennlast. Die Kohlearten_
|
||
_O-R und O-C wurden mit einem sehr kleinen Downdraft-Reaktor (20 kW) aus_
|
||
_Holzhackschnitzeln gewonnen. Die O-R-Kohle wurde aus dem Reaktor extra-_
|
||
_hiert, die O-C-Kohle hingegen aus dem Zyklon gewonnen, der dem Reaktor_
|
||
_nachgeschaltet ist. Dagegen wurde die Q-Kohle mit dem Prototyp eines klei-_
|
||
_nen (5 kW) Open-Top-Downdraft-Reaktors erzeugt. Die durchschnittliche_
|
||
_Vergasungstemperatur betrug in diesem Fall über 600 °C. Tabelle 1 enthält die_
|
||
_detaillierten Informationen der unter kontrollierten Bedingungen erzeugten_
|
||
_Kohle._
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
Tabelle [^1]: – Detaillierte Informationen über die unter kontrollierten Bedingungen erzeugte Kohle
|
||
|
||
```
|
||
Bezeichnung der
|
||
Kohle
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Produktionsbedingungen
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
R100 Biomasse: Holzhackschnitzel
|
||
Reaktortyp: Downdraft, Open Top
|
||
Last: 100 % der Nennlast
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
R75 Biomasse: Holzhackschnitzel
|
||
Reaktortyp: Downdraft, Open Top
|
||
Last: 75 % der Nennlast
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
R50 Biomasse: Holzhackschnitzel
|
||
Reaktortyp: Downdraft, Open Top
|
||
Last: 50 % der Nennlast
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
O-R Biomasse: Holzhackschnitzel
|
||
Reaktortyp: Downdraft (20 kW)
|
||
Kohle: aus dem Reaktor entnommen
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
O-C Biomasse: Holzhackschnitzel
|
||
Reaktortyp: Downdraft (20 kW)
|
||
Kohle: aus dem Zyklon (Filtersektion) entnommen
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Q Biomasse: Holzhackschnitzel
|
||
Reaktortyp: Downdraft, Open Top (5 kW)
|
||
```
|
||
|
||
2.5 Vergleichende Bewertung in Bezug auf die einschlägigen
|
||
Vorschriften und die europäischen Standards
|
||
|
||
_Die Eigenschaften der unter kontrollierten Bedingungen erzeugten Kohle, die_
|
||
_im vorhergehenden Abschnitt beschrieben wurde, und die beim Monitoring_
|
||
_der kommerziellen Anlagen entnommenen Kohle wurden mit den Düngemit-_
|
||
_telgrenzwerten der einschlägigen italienischen Vorschriften und mit den_
|
||
_wichtigsten europäischen Standards, d. h. IBI (International Biochar Initiative,_
|
||
_https://biochar-international.org/), EBC (European Biochar Certificate,_
|
||
_http://www.european-biochar.org/en) und BQM (Biochar Quality Mandate)_
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_verglichen. Schließlich wurde das vom britischen Biochar Research Center er-_
|
||
_zeugte kommerzielle Biochar untersucht und ebenfalls mit den in der ein-_
|
||
_schlägigen italienischen Gesetzgebung vorgegeben Grenzwerten verglichen._
|
||
|
||
#### 3. Ergebnisse und Diskussion
|
||
|
||
3.1 Biomassefluss
|
||
_Die zehn Vergasungstechnologien, die unter den aktuell in Südtirol genutzten_
|
||
_Technologien berücksichtigt wurden, verwenden Holzbiomasse in Form von_
|
||
_Hackschnitzeln, Pellets oder Briketts unterschiedlicher Größe und Feuchtig-_
|
||
_keit. Die Stückelung variiert zwischen G30 (maximal 30 cm Länge) und G150_
|
||
_(maximal 150 cm Länge), wobei der Feinanteil nicht mehr als 20 % betragen_
|
||
_darf, damit im Reaktor keine Probleme durch Verbacken des Materials entste-_
|
||
_hen. Zur Gewährleistung des ordnungsgemäßen Betriebs der Anlage darf die_
|
||
_Feuchtigkeit der Biomasse außerdem bei allen Technologien 10 % nicht über-_
|
||
_steigen. Einige Betreiber kaufen bereits getrocknete Biomasse (getrocknete_
|
||
_Hackschnitzel oder Pellets mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 5–_[^10]: _%), die_
|
||
_teurer ist (circa 132–136 €/t für Hackschnitzel und 195–245 €/t für Pellets); an-_
|
||
_dere verwenden hingegen einen externen Trockner oder nutzen eine Reaktor-_
|
||
_technologie, bei der die eingespeiste Biomasse in der Anfangsphase erhitzt_
|
||
_und getrocknet wird (in diesem Fall sinken die Kosten der Biomasse auf 65–_
|
||
_96 €/t)._
|
||
_Hackschnitzel und Briketts stammen fast vollständig aus Waldpflegearbeiten_
|
||
_oder Abfällen aus Südtiroler Sägereien; in letzterem Fall sind die Rohstoffe_
|
||
_kostenlos. Die Pellets kommen hingegen hauptsächlich aus Österreich und_
|
||
_Polen, zu einem geringeren Anteil jedoch auch aus Südtirol._
|
||
_Unter Ausweitung der durch die Fragebögen erhobenen Daten auf alle aktuell_
|
||
_in Südtirol betriebenen Anlagen wurde berechnet, dass den Vergasungsanla-_
|
||
_gen fast 50.000 Tonnen Holzbiomasse zugeführt werden, wodurch Gesamt-_
|
||
_kosten von nahezu 5 Millionen Euro pro Jahr für den Einkauf der Rohstoffe_
|
||
_entstehen._
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
3.2 Rückstandsarten und -flüsse
|
||
_Die zwei wichtigsten Arten von Rückständen aus dem Vergasungsprozess_
|
||
_sind Kohle und das in der Phase der Reinigung und Kühlung des vom Reaktor_
|
||
_erzeugten Synthesegases aufgefangene Kondensat. Beide Abfallprodukte_
|
||
_werden von spezialisierten Betrieben entsorgt und in einigen Fällen als nicht_
|
||
_gefährlicher Sonderabfall eingestuft._
|
||
_Kohle liegt als sehr feiner und flüchtiger schwarz-grauer Staub vor, dessen_
|
||
_Handhabung eben aufgrund dieser Eigenschaften oft schwierig ist. Einige der_
|
||
_in dieser Studie betrachteten Technologien sehen eine Befeuchtung der Rück-_
|
||
_stände durch Wasserzusatz im Kohleauslass-Abschnitt vor. Zwar vereinfacht_
|
||
_dieser Prozess einerseits die Handhabung der Rückstände, ist aber anderer-_
|
||
_seits mit hohen Entsorgungskosten verbunden, da diese im Allgemeinen nach_
|
||
_Gewicht des entsorgtenMaterials berechnet werden, und der Zusatz von Was-_
|
||
_ser erhöht das Gewicht der Rückstände erheblich._
|
||
_Generell ist der Umgang mit der Kohle ein kritischer Aspekt im Betrieb einer_
|
||
_Vergasungsanlage, vor allem weil die Entsorgung der Kohle in der wirtschaft-_
|
||
_lichen Bilanz der Investition einen nicht unerheblichen Kostenposten darstellt._
|
||
_Die durchschnittlichen Entsorgungskosten für die Kohle belaufen sich auf un-_
|
||
_gefähr 150–160 € pro Tonne; sie können jedoch je nach Art der Rückstände_
|
||
_stark variieren. Diesbezüglich werden zwei Sonderfälle der untersuchten Ver-_
|
||
_gasungsanlagen aufgeführt. Einige Anlagen sehen einen dem Vergaser nach-_
|
||
_geschalteten „Reformer“ vor, eine Art Nachbrenner, der in der Lage ist, die_
|
||
_Kohle in Asche zu verwandeln. Mit dieser Vorrichtung können Volumen und_
|
||
_Gewicht des Abfallmaterials deutlich reduziert werden; zudem ist es möglich,_
|
||
_letzteres nicht mehr als Abfall, sondern als einfaches Prozessnebenprodukt zu_
|
||
_entsorgen. Außerdemliefert eine der analysierten Anlagen die Asche aus dem_
|
||
_Reformer an ein nahegelegenes Zementwerk und schafft es so, beinahe alle_
|
||
_Entsorgungskosten wettzumachen. Die von einem anderen Reaktortyp er-_
|
||
_zeugte Kohle wird hingegen als Bodenverbesserungsmittel für die Landwirt-_
|
||
_schaft nach Österreich verkauft; die Kosten werden auf diese Weise in Einnah-_
|
||
_men von circa 200 € pro Tonne verwandelt._
|
||
_Die Gesamtmenge der von den Vergasungsanlagen in Südtirol erzeugte Kohle_
|
||
_und die entsprechenden Gesamtkosten für die Entsorgung wurden unter Aus-_
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_weitung der durch die Fragebögen erhobenen Daten auf alle betriebenen An-_
|
||
_lagen geschätzt. So wurde berechnet, dass jährlich über 1.200 Tonnen Kohle_
|
||
_erzeugt werden; dem stehen jedes Jahr Entsorgungskosten in Höhe von ins-_
|
||
_gesamt 180.000–192.000 € gegenüber._
|
||
_Was das Kondensat anbelangt, handelt es sich um marginale Rückstände, die_
|
||
_von den meisten der analysierten Technologien nur beim Hoch- und Herun-_
|
||
_terfahren der Anlage entstehen. Diese Rückstände enthalten Teer, d. h. eine_
|
||
_Mischung aromatischer und polyaromatischer organischer Verbindungen mit_
|
||
_hohen Siedetemperaturen, die sich bei der thermischen Konversion der Bio-_
|
||
_masse durch Vergasung bilden und das Kondensat unbrauchbar machen; die_
|
||
_einzige Option bleibt eine Entsorgung als Abfall._
|
||
|
||
3.3 Technologien
|
||
|
||
_In den Vergasungsanlagen in Südtirol ist die technologische Konfiguration_
|
||
_des Downdraft-Vergasers mit Festbett am stärksten verbreitet. Durch das aus_
|
||
_Brennstoff (Biomasse) bestehende Festbett fließt im Gleichstrom das Verga-_
|
||
_sungsmittel (normalerweise Luft) nach unten. Zwei Technologien wenden_
|
||
_hingegen eine Konfiguration mit zweistufigem Wirbelbettvergaser an, bei_
|
||
_dem die Pyrolyse und die Vergasung der Biomasse getrennt erfolgen._
|
||
_Bei zwei anderen Technologien kommt eine Konfiguration des Typs rising co-_
|
||
_current zum Einsatz; sie ähnelt der Downdraft-Konfiguration in Bezug auf die_
|
||
_Verteilung der verschiedenen Zonen des Vergasungsprozesses, aber die Bio-_
|
||
_masse wird im unteren Teil des Reaktors eingespeist und das Gas von oben_
|
||
_extrahiert. Außerdem wird die Luft in den Verbrennungsbereich eingeleitet,_
|
||
_sodass sie einen Wirbel bildet, der an die Flüssigbett-Reaktoren erinnert._
|
||
_In Tabelle 2 sind die Reaktortypen der verschiedenen für die Untersuchungen_
|
||
_ausgewählten Technologien aufgeführt. Neben der Art verwendeter Biomasse_
|
||
_werden auch die elektrische und die thermische Leistung jedes installierten_
|
||
_Modells angegeben. Technologien mit zwei oder mehr Leistungswerten be-_
|
||
_ziehen sich auf Anlagen unterschiedlicher Größe. Es wird darauf hingewie-_
|
||
_sen, dass die alphabetische Reihenfolge, in der die Technologien in Tabelle 2_
|
||
_aufgeführt sind, nicht der Reihenfolge entspricht, in der die verschiedenen_
|
||
_Technologien (durch Großbuchstaben gekennzeichnet) im Folgenden angege-_
|
||
_ben sind._
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
Tabelle [^2]: – Art der in Südtirol installierten Vergasungsanlagen
|
||
|
||
```
|
||
Technologie Reaktortyp Biomasse
|
||
Elektrische
|
||
Leistung
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Thermische
|
||
Leistung
|
||
[kW/Modul]
|
||
Burkhardt Rising co-current,
|
||
stationary
|
||
fluidized bed
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Pellets 180 270
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Entrade
|
||
Energiesysteme
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Downdraft,
|
||
fixed bed
|
||
(Festbett)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Pellets 25 60
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Holzenergie
|
||
Wegscheid
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Downdraft,
|
||
fixed bed
|
||
(Festbett)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Hack-
|
||
schnitzel
|
||
133 250
|
||
Kuntschar
|
||
Energieerzeugung
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Downdraft,
|
||
fixed bed
|
||
(Festbett)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Hack-
|
||
schnitzel
|
||
133 250
|
||
Spanner Re[^2] Downdraft,
|
||
fixed bed
|
||
(Festbett)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Hack-
|
||
schnitzel
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
9
|
||
30
|
||
45
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
22
|
||
80
|
||
120
|
||
Stadtwerke
|
||
Rosenheim
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Double stage,
|
||
fluidized bed
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Hack-
|
||
schnitzel
|
||
50 110
|
||
Syncraft
|
||
Engineering
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Double stage,
|
||
floating fixed bed
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Hack-
|
||
schnitzel
|
||
200 480
|
||
Urbas
|
||
Maschinenfabrik
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Downdraft,
|
||
fixed bed
|
||
(Festbett)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Hack-
|
||
schnitzel
|
||
150 300
|
||
Wubi Downdraft,
|
||
fixed bed
|
||
(Festbett)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Hack-
|
||
schnitzel
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
100
|
||
199
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
200
|
||
300
|
||
Xylogas & EAF Downdraft,
|
||
fixed bed
|
||
(Festbett)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Hack-
|
||
schnitzel
|
||
220 440
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
3.4 Massen- und Energiebilanzen
|
||
_Abbildung 2 zeigt die zusammengefassten Ergebnisse der Massenbilanzen,_
|
||
_die mit den beim Monitoring der Anlagen erhobenen Daten erstellt wurden,_
|
||
_in Form eines Box-Plot-Diagramms. Mit dieser Darstellung kann die Vertei-_
|
||
_lung der Daten in Bezug auf alle Technologien dargestellt werden, unter Her-_
|
||
_vorhebung der Wertintervalle, in denen die größte Zahl der Daten kon-_
|
||
_zentriert ist (zwischen dem ersten und dritten Quartil), sowie Median, Höchst-_
|
||
_und Mindestwerte jedes analysierten Parameters. Angegeben wurden insbe-_
|
||
_sondere die spezifischen Mengen der in den Vergaser eingespeisten Luft und_
|
||
_des erzeugten Producer-Gases in Masseneinheiten der verwendeten Bio-_
|
||
_masse, sowie die Menge der erzeugten Kohle als Prozentsatz (in Masse) der_
|
||
_verwendeten Biomasse. Man sieht, dass die verwendete Luftmenge bei allen_
|
||
_untersuchten Anlagen ungefähr dem 1,5- bis 2-fachen der eingespeisten Bio-_
|
||
_masse und die Menge des erzeugten Gases in etwa dem 2,4- bis 3-fachen der_
|
||
_Biomasse entspricht. Die Menge der erzeugten Kohle weist eine höhere Vari-_
|
||
_abilität von Anlage zu Anlage auf, aber im Durchschnitt wird circa 2 % der_
|
||
_Biomasse am Ausgang des Reaktors als fester Rückstand gewonnen._
|
||
|
||
Abb. 2 – Ergebnisse der Massenbilanzen, die mit den beim Monitoring der in Südtirol installierten
|
||
Anlagen erhobenen Daten erstellt wurden: verwendete Luftmenge, erzeugte Menge an Producer-
|
||
Gas und Kohle.
|
||
|
||
_Was die Energiebilanzen anbelangt, fasst Abbildung 3 die Ergebnisse der_
|
||
_Berechnungen der elektrischen Effizienz_ 𝜂𝜂𝑒𝑒𝑒𝑒_, thermischen Effizienz_ 𝜂𝜂𝑡𝑡ℎ _und_
|
||
|
||
```
|
||
0,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
1,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
2,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
3,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
4,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Air [kg/kg_biom]Producer gas [kg/kg_biom] Char [%]
|
||
```
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
_Gesamteffizienz_ 𝜂𝜂𝑡𝑡𝑏𝑏𝑡𝑡 _der überwachten Anlagen zusammen. Generell liegt die_
|
||
_elektrische Effizienz der Anlagen zwischen 17 % und 26 %, die thermische_
|
||
_Effizienz zwischen 36 % und 59 % und die Gesamteffizienz zwischen 68 %_
|
||
_und 78 %, unter Ausnahme einer einzigen Anlage, deren Gesamteffizienz 53_
|
||
_% beträgt._
|
||
|
||
Abb. 3 – Ergebnisse der Energiebilanzen, die mit dem beim Monitoring der in Südtirol installierten
|
||
Anlagen erhobenen Daten erstellt wurden: elektrische, thermische und Gesamteffizienz.
|
||
|
||
3.5 Charakterisierung der Kohle
|
||
_In den folgenden Tabellen werden die chemisch-physikalischen Analysen der_
|
||
_beim Monitoring der kommerziellen Anlagen entnommenen Kohle aufge-_
|
||
_führt._
|
||
_Wie aus Tabelle 3 hervorgeht, variiert der Kohlenstoffgehalt in der Kohle zwi-_
|
||
_schen mindestens 48,03 % (Technologie C) und maximal 91,51 % (Technologie_
|
||
_F); im Durchschnitt beträgt der Gehalt 71,67 %. Die hohe Variabilität beweist,_
|
||
_dass die Art des Vergasungssystems und die Bedingungen im Reaktor den_
|
||
_Gesamtertrag des Prozesses beeinflussen. Die Technologie F insbesondere im-_
|
||
_plementiert einen zweistufigen Reaktor, die Technologie F hingegen einen_
|
||
_Downdraft-Reaktor. Es ist auch interessant hervorzuheben, dass die Techno-_
|
||
_logie C eine Kohle mit einer viel geringeren spezifischen Oberfläche (nur 78_
|
||
_m_[^2]_/g) als die anderen erzeugt._
|
||
|
||
```
|
||
0,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0,2
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0,4
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0,6
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0,8
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
1,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
η_el η_th η_tot
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
Tabelle [^3]: – Proximal- und Elementaranalyse, oberer Heizwert (HHV) und unterer Heizwert (LHV)
|
||
sowie spezifische Oberfläche der von den kommerziellen Anlagen erzeugten Kohle
|
||
_Technologie A B C D E F G H_
|
||
_Asche [%] 27,84 16,08 49,52 31,50 13,34 6,49 29,17 25,64_
|
||
_C [%] 68,63 80,23 48,03 66,96 78,97 91,59 69,46 69,49_
|
||
_H [%] 0,33 0,49 0,89 0,18 0,68 0,52 0,11 0,20_
|
||
_N [%] 0,83 0,23 0,25 0,16 0,20 0,25 0,12 0,46_
|
||
_S [%] n.v. 0,28 n.v. 0,63 0,31 0,56 0,27 0,33_
|
||
_O* [%] 2,37 2,69 1,31 0,57 6,50 0,60 0,87 3,88_
|
||
_HHV [MJ/kg] 23,11 26,74 14,52 19,69 25,53 30,92 22,87 24,17_
|
||
_LHV [MJ/kg] 23,04 26,64 14,33 19,65 25,38 30,81 22,84 24,12_
|
||
_Feuchtigkeit_
|
||
_[%]_
|
||
_n.v. 1,04 n.v. 81,73 2,58 1,59 0,23 2,02_
|
||
_Spezif. Ober-_
|
||
_fläche [m_[^2]_/g]_
|
||
_352 128 78 281 587 272 320 306_
|
||
|
||
_Tabelle 4 enthält die Daten des Mineral- und Schwermetallgehalts der in den_
|
||
_untersuchten kommerziellen Anlagen erzeugten Kohle. In diesem Fall ist ein_
|
||
_nicht unerheblicher Chrom- und Zinkgehalt der Kohle zu verbuchen. Diese_
|
||
_Metalle können von den Metallteilen des Automatisierungssystems (z. B. För-_
|
||
_derschnecke) in den Vergasern stammen oder aus mechanischen Prozessen_
|
||
_zur Vorbehandlung der Biomasse wie z. B. Chipping oder Pelletierung. In_
|
||
_Hinblick auf eine Nutzung der Kohle als Bodenverbesserungsmittel müssen_
|
||
_daher mögliche Verbesserungen an der Anlage ausfindig gemacht werden,_
|
||
_um den Gehalt dieser Metalle zu reduzieren, damit die Kohle den vorgeschrie-_
|
||
_benen Normen entspricht, wie im folgenden Abschnitt erläutert._
|
||
_Außerdem wurde auch der Dioxingehalt der Kohle untersucht. Wie aus den_
|
||
_Daten in Tabelle 5 leicht ersichtlich ist, fällt der Gehalt dieser Art organischer_
|
||
_Verbindungen bei allen untersuchten Kohlestichproben sehr gering aus,_
|
||
_sofern er nicht sogar unterhalb der Messschwelle des Geräts liegt (<0,1 ng/kg)._
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
Tabelle [^4]: – Analyse des Mineral- und Schwermetallgehalts der in den kommerziellen Anlagen
|
||
erzeugten Kohle
|
||
|
||
```
|
||
Technologie A B C D E F G H
|
||
Li [mg/kg] 9,9 8,7 6,9 9,1 9,6 8,0 6,8 10,4
|
||
Na [mg/kg] 268,4 1724,9 235,7 495,1 341,8 238,0 450,1 576,8
|
||
Mg [mg/kg] 5522,6 4802,7 11467,5 4931,4 3680,8 1562,4 9330,9 4268,6
|
||
Al [mg/kg] 803,2 299,6 988,5 7081,8 488,4 141,9 680,3 165,9
|
||
K [mg/kg] 18570,4 14810,4 18974,8 14106,5 12273,9 6429,8 31825,2 15711,6
|
||
Ca [mg/kg] 4670,3 14528,7 3400,4 11431,8 14790,1 10792,5 4621,6 16714,4
|
||
Ti [mg/kg] 36,4 40,7 47,7 38,9 46,1 13,0 35,7 23,0
|
||
V [mg/kg] 1,0 0,6 1,3 0,9 3,2 0,3 1,0 0,5
|
||
Cr [mg/kg] 6,6 5,3 14,3 3,9 383,3 2,7 16,7 28,7
|
||
Mn [mg/kg] 3036,3 5154,0 7056,8 839,1 903,9 557,3 2905,9 3408,0
|
||
Fe [mg/kg] 615,9 511,9 2509,3 589,3 2162,1 138,2 759,7 351,0
|
||
Co [mg/kg] 0,9 3,0 3,1 0,5 4,3 1,3 8,1 1,8
|
||
Ni [mg/kg] 6,6 12,8 16,5 5,3 274,2 4,2 40,6 61,9
|
||
Cu [mg/kg] 34,4 54,9 73,3 26,5 24,8 8,0 46,9 34,6
|
||
Zn [mg/kg] 478,1 449,7 1316,9 182,6 263,1 84,0 397,4 346,6
|
||
As [mg/kg] 1,1 0,3 0,7 0,5 0,7 0,2 0,6 0,2
|
||
Se [mg/kg] 0,2 0,1 0,1 0,1 0,2 0,1 0,2 0,1
|
||
Rb [mg/kg] 41,8 71,1 43,3 35,1 21,3 15,3 73,9 43,1
|
||
Sr [mg/kg] 50,5 48,8 57,8 38,8 65,2 60,8 26,1 55,8
|
||
Mo [mg/kg] 0,9 1,5 2,1 0,7 7,3 0,4 2,6 1,5
|
||
Cd [mg/kg] 1,5 5,9 0,1 1,7 1,8 0,5 0,4 0,1
|
||
Sn [mg/kg] 1,1 1,1 0,7 0,8 1,2 0,8 0,8 0,9
|
||
Sb [mg/kg] 0,1 0,2 0,1 0,1 0,2 0,0 0,3 0,1
|
||
Ba [mg/kg] 26,4 42,4 15,5 57,2 41,1 69,8 29,4 34,5
|
||
Tl [mg/kg] 0,3 0,8 0,0 0,2 0,2 0,1 0,2 0,0
|
||
Pb [mg/kg] 0,4 1,6 0,2 0,4 0,4 0,7 0,4 0,3
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
Tabelle [^5]: – Analyse des Dioxingehalts der von den kommerziellen Anlagen erzeugten Kohle
|
||
_Technologie A B C D E F G H_
|
||
|
||
```
|
||
Dioxine
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
2378 TCDD [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1
|
||
12378 PCDD [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1
|
||
123478 HxCDD [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1
|
||
123678 HxCDD [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1
|
||
123789 HxCDD [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1
|
||
1234678 HpCDD [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 0,1 0,3 <0,1 <0,1
|
||
OCDD [ng/kg] 2,7 1,5 1,2 0,6 2,1 2,2 0,7 2,2
|
||
2378 TCDF [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 0,1 <0,1 <0,1 0,1
|
||
12378 PCDF [ng/kg] <0,1 <0,1 0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1
|
||
23478 PCDF [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1
|
||
123478 HxCDF [ng/kg] 0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 0,2 <0,1 <0,1
|
||
123678 HxCDF [ng/kg] 0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1
|
||
234678 HxCDF [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1
|
||
123789 HxCDF [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1
|
||
1234678 HpCDF [ng/kg] 0,3 0,1 <0,1 0,1 <0,1 0,2 <0,1 0,3
|
||
1234789 HpCDF [ng/kg] <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1
|
||
OCDF [ng/kg] <0,1 0,6 <0,1 0,4 2,4 0,6 <0,1 <0,1
|
||
```
|
||
|
||
_Auch der Gehalt an Polychlorbiphenyl (PCB) erweist sich bei der untersuch-_
|
||
_ten Kohle meist als begrenzt, wie aus den Daten in Tabelle 6 hervorgeht. So-_
|
||
_wohl was Dioxine als auch PCB anbelangt, kann man daher annehmen, dass_
|
||
_der Prozesstyp und die Temperaturprofile in den Vergasern, zusammen mit_
|
||
_der verwendeten Biomasse, dazu beitragen, die Bildung dieser Verbindungen_
|
||
_zu beschränken._
|
||
_In Tabelle 7 sind die Konzentrationen der polyzyklischen aromatischen Koh-_
|
||
_lenwasserstoffe (PAK) aufgeführt. Wie man sehen kann, ist die Bedeutung_
|
||
_dieser Verbindungen nicht unerheblich und bei der Kohle einiger Anlagen_
|
||
_sogar entschieden relevant. Aufgrund des Vorhandenseins dieser toxischen_
|
||
_Verbindungen in der Kohle kann diese nicht direkt in der Landwirtschaft ver-_
|
||
_wendet werden. Technologische Verbesserungen zur Beschränkung der Bil-_
|
||
_dung und Ansammlung von PAK in der Kohle sind daher grundlegend und_
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
_entscheidend für die Möglichkeit, die Kohle als Bodenverbesserungsmittel_
|
||
_einzusetzen. Der folgende Abschnitt verdeutlicht die Differenz zwischen dem_
|
||
_PAK-Gehalt der untersuchten Kohle und den Grenzwerten der einschlägigen_
|
||
_Düngemittelvorschriften (Legislativdekret 75/2010)._
|
||
|
||
Tabelle [^6]: – Analyse des PAK-Gehalts der von den kommerziellen Anlagen erzeugten Kohle
|
||
_Technologie A B C D E F G H_
|
||
|
||
```
|
||
PCB
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Iupac77 [ng/kg] 10 <1 4 9 7 6 5 8
|
||
Iupac81 [ng/kg] <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1
|
||
Iupac123 [ng/kg] 7 <1 10 10 8 4 1 7
|
||
Iupac118 [ng/kg] 347 391 252 410 292 282 518 248
|
||
Iupac114 [ng/kg] 1 2 <1 4 <1 <1 <1 2
|
||
Iupac105 [ng/kg] 59 6 39 95 45 59 53 52
|
||
Iupac126 [ng/kg] <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1
|
||
Iupac167 [ng/kg] 50 54 49 59 43 49 65 49
|
||
Iupac156 [ng/kg] 173 224 118 142 81 133 230 120
|
||
Iupac157 [ng/kg] 15 11 12 15 10 13 17 13
|
||
Iupac169 [ng/kg] <1 <1 1 2 <1 <1 <1 <1
|
||
Iupac189 [ng/kg] 19 1 13 18 14 15 11 18
|
||
```
|
||
|
||
3.6 Konformität der von den kommerziellen Anlagen erzeug-
|
||
ten Kohle mit den einschlägigen Düngemittelvorschriften
|
||
_Die einschlägigen italienischen Düngemittelvorschriften beruhen auf der Ver-_
|
||
_ordnung (EG) 2003/2003 und dem Legislativdekret 75/2010 in aktueller Fas-_
|
||
_sung. Indiesem Dekret werden auch Grenzwerte für die Kohlenutzung in der_
|
||
_Landwirtschaft gesetzt. Vor allem oben genanntes Dekret definiert „Biochar“_
|
||
_als ein Material, das erzeugt wird durch „einen Prozess der Karbonisierung_
|
||
_von Produkten und Rückständen pflanzlichen Ursprungs aus der Land- und_
|
||
_Forstwirtschaft sowie aus Oliventrester, Traubentrester, Kleie, Obstkernen_
|
||
_und -schalen und unbehandelten Holzabfällen, insofern es sich um Nebenpro-_
|
||
_dukte der entsprechenden Tätigkeiten handelt. Der Karbonisierungsprozess_
|
||
_besteht im Verlust von Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff seitens des orga-_
|
||
_nischen Materials infolge der Anwendung von Wärme unter Abwesenheit_
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
oder reduzierter Verfügbarkeit des Oxidierungsmittels, normalerweise Sauer-
|
||
stoff. Dieser thermochemische Zersetzungsprozess wird als Pyrolyse oder
|
||
Krackverfahren bezeichnet. Die Vergasung sieht einen weiteren oxidoreduk-
|
||
tiven Prozess der durch Pyrolyse erzeugten Kohle vor.“Die so erzeugte Kohle
|
||
muss den in Tabelle 8 aufgeführten Normgrenzwerten entsprechen.
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Tabelle 7 – Analyse des PAK-Gehalts der von kommerziellen Anlagen erzeugten Kohle
|
||
```
|
||
|
||
_Technologie A B C D E F G H_
|
||
|
||
```
|
||
IPA
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Naphthalin [μg/kg] 2128649 1912973 2386 200368 859491 110338 26861 563819
|
||
Acenaphthylen [μg/kg] 514300 171045 138 19495 62838 140 7 62703
|
||
Acenaphthen [μg/kg] 314055 11197 26 1565 29918 515 270 4536
|
||
Fluoren [μg/kg] 16341 5287 13 27 86 203 1650 367
|
||
Phenanthren [μg/kg] 584386 385187 119 78749 190237 9806 1220 118217
|
||
Anthracen [μg/kg] 412102 40452 18 6351 13454 457 1245 25644
|
||
Fluoranthen [μg/kg] 477586 47703 36 4934 29200 1218 114 46343
|
||
Pyren [μg/kg] 434026 51745 22 4160 38312 817 60 44436
|
||
BaA [μg/kg] 104671 3742 4 226 547 20 21 12673
|
||
CHR [μg/kg] 135638 4514 5 236 892 220 26 25125
|
||
B(b)F [μg/kg] 32126 630 3 27 119 17 5 5197
|
||
B(j)F [μg/kg] 14180 251 2 7 29 12 2 3318
|
||
B(k)F [μg/kg] 10309 217 6 14 38 13 1 2170
|
||
BeP [μg/kg] 20993 722 3 25 107 73 41 8817
|
||
BaP [μg/kg] 14709 458 4 15 51 5 66 4349
|
||
Per [μg/kg] 3273 100 3 7 24 16 38 866
|
||
BghiP [μg/kg] 1632 58 1 1 17 0 1 1658
|
||
IcdP [μg/kg] 1921 49 1 2 2 2 1 967
|
||
DBahA [μg/kg] 1066 30 1 0 2 2 2 771
|
||
DBalP [μg/kg] 290 21 6 3 2 11 25 393
|
||
DBaeP [μg/kg] 492 12 8 2 2 4 28 211
|
||
DBaiP [μg/kg] 70 11 13 2 6 6 20 20
|
||
DBahP [μg/kg] 151 87 27 3 9 19 51 29
|
||
```
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
Tabelle [^8]: – Änderungen der Anlage 2 des Legislativdekrets 75/2010
|
||
|
||
```
|
||
Mindestgehalt in
|
||
nützlichen Substanzen
|
||
und/oder Elementen
|
||
Evaluierungskriterien
|
||
Sonstige
|
||
Anforderungen
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Nützliche
|
||
Substanzen oder
|
||
Elemente, deren
|
||
Gehalt angegeben
|
||
werden muss
|
||
Verschiedene
|
||
anzugebende
|
||
Eigenschaften
|
||
Sonstige
|
||
Anforderungen
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Grenzwerte
|
||
für
|
||
chemisch-
|
||
biologische
|
||
Parameter
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Anmerkungen
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Gesamter organischer
|
||
Kohlenstoff (TOC)(#) % TS
|
||
≥ 20 und ≤ 30 (CI(*)3)
|
||
> 30 und ≤ 60 (CI(*)2)
|
||
> 60 (CI(*)1)
|
||
Salzgehalt mS/m ≤ 1000(§)
|
||
pH(H2O) 4–12
|
||
Feuchtigkeit % ≥ 20 für
|
||
pulverförmige Produkte(°)
|
||
Asche % TS
|
||
> 40 und ≤ 60 (CI(*)3)
|
||
≥ 10 und ≤ 40 (CI(*)2)
|
||
< 10 (CI(*)1)
|
||
H/C (molar)(^) ≤ 0,7
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Granulometrie
|
||
(Durchgang 0,5–2–5
|
||
mm)
|
||
Gesamtstickstoff
|
||
Gesamtkalium
|
||
Gesamtphosphor
|
||
Gesamtkalzium
|
||
Gesamtmagnesium
|
||
Gesamtnatrium
|
||
% C aus Karbonat
|
||
Test der
|
||
Phytotoxizität und
|
||
Zunahme
|
||
(Regenwurmtest
|
||
und/oder
|
||
Keim-/Zunahmetest)
|
||
Maximale
|
||
Wasserretention
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
PAK (Σ 16
|
||
Moleküle) <
|
||
6 mg/kg TS
|
||
PCB < 0,5
|
||
mg/kg TS
|
||
Dioxine < 9
|
||
ng/kg
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
(#) abzüglich C aus
|
||
Karbonat
|
||
(*) Qualitätsklasse
|
||
(§) Zur Nutzung als
|
||
Bodenverbesserungsmittel
|
||
im Gemüse- und
|
||
Pflanzenbau ≤ 100
|
||
(^) Kohlenstoff-
|
||
Stabilitätsindex
|
||
(°) Daten, die in jedem Fall
|
||
anzugeben sind
|
||
```
|
||
|
||
_Tabelle 9 enthält die Ergebnisse der chemisch-physikalischen Analysen so-_
|
||
_wohl von Kohle, die in kommerziellen Anlagen erzeugt wurde, als auch von_
|
||
_Kohle, die unter kontrollierten Bedingungen gewonnen wurde. Die in der Ta-_
|
||
_belle angegebenen Daten beschränken sich auf Parameter, die auf normativer_
|
||
_Ebene signifikant sind. In roter Farbe werden Parameter gekennzeichnet, die_
|
||
_den aktuellen Normgrenzwerten nicht entsprechen. Sichtbar ist insbesondere,_
|
||
_dass die Kohle in allen Fällen (außer in einem) den für die PAK-Konzentration_
|
||
_vorgegebenen Grenzwert überschreitet, in einigen Fällen sogar um ein Fünf-_
|
||
_faches._
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
Tabelle [^9]:–Vergleich der chemisch-physikalischen Eigenschaften mit den italienischen Normgrenz-
|
||
werten (von den Grenzwerten abweichende Parameter sind rot gekennzeichnet).
|
||
|
||
```
|
||
TEQ
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
DX
|
||
[mg/kg]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
9 <0,1<0,1<0,1<0,1 <0,1<0,1<0,1 <0,1 <0,1<0,1 7,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
TEQ
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
PCB
|
||
[ng/kg]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0,5 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
∑
|
||
PAK
|
||
[mg
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
/kg] 6
|
||
5179,9132,02,8 316,21225,2123,831,7 916,260,2124,3132,6193,3414,834,2409,427,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Pb
|
||
[mg/kg]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
140 0,4 0,9 0,2 0,4 0,4 0,7 0,4 0,3
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Cd
|
||
[mg/kg
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
]
|
||
1,5 1,5 2,4 0,1 1,7 1,8 0,5 0,4 0,1 6,1 0,3 0,0 0,1 0,4 0,1 0,5 0,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Zn
|
||
[mg/kg
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
500 478,1246,81316,9182,6263,184,0397,4346,6586,2418,929,095,2 205,214,8288,948,5
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Cu
|
||
[mg/kg
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
]
|
||
230 34,484,673,326,5 24,88,0 46,9 34,6 51,436,39,4 21,9 42,611,741,2 8,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Ni
|
||
[mg/kg]
|
||
100 6,6 248,716,55,3 274,24,2 40,6 61,9 8,0 16,02,6 6,4 35,24,0 45,2 2,4
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Cr (tot)[mg/kg]
|
||
-- 6,6 127,814,33,9 383,32,7 16,7 28,7 5,3 25,83,8 4,0 10,06,2 46,7 1,7
|
||
```
|
||
|
||
_Feuchtig_
|
||
|
||
-
|
||
|
||
```
|
||
keit [%] > 20 1,0 81,7 2,6 1,6 0,2 2,0 3,0 3,7 6,6 1,4 1,7 3,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Asche [%] < 60 27,816,149,531,5 13,36,5 29,2 25,6 29,532,517,928,0 29,711,254,2 3,9
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
H/C
|
||
[mol/
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
mol]
|
||
< 0,70,0 0,1 0,2 0,0 0,1 0,0 0,0 0,0 0,1 0,0 0,1 0,0 0,0 0,0 0,1 0,2
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
C [%] > 20 68,680,248,067,0 79,091,669,5 69,5 55,248,162,141,4 48,571,123,9 84,9
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Grenzw
|
||
```
|
||
|
||
.
|
||
|
||
```
|
||
A B C D E F G H I M R100R75 R50 O
|
||
```
|
||
|
||
-R
|
||
O
|
||
-C
|
||
Q
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
_Die hohen PAK-Konzentrationen könnten hauptsächlich auf die Temperatur-_
|
||
_profile zurückzuführen sein, die sich im Vergaser generieren und zur Bildung_
|
||
_dieser Verbindungen beitragen, sowie auf Adsorptionserscheinungen im_
|
||
_Kohlebett, das faktisch als Filter für das Producer-Gas in der Reduktionszone_
|
||
_dient. Folglich muss eine Methode zur Nachbehandlung der Kohle gefunden_
|
||
_werden, um diese mit den für Bodenverbesserungsmittel vorgesehenen_
|
||
_Normgrenzwerten konform zu machen, da sich eine wirksame Veränderung_
|
||
_der Prozessparameter der Vergaser besonders komplex darstellt._
|
||
_Wie zuvor verdeutlicht, stellt auch die Konzentration von Metallen wie_
|
||
_Chrom und Zink in der Kohle einen limitierenden Faktor für die Nutzung die-_
|
||
_ses Materials als Bodenverbesserungsmittel dar. Diesbezüglich könnten Me-_
|
||
_tallteile für die Bewegung fester Materialien in den Vergasern oder Metallteile_
|
||
_der zur Vorbehandlung benutzten Maschinen (z. B. Häcksler und Pelletierer)_
|
||
_die Hauptverursacher der Kontamination sein. Wie aus den in Tabelle 10 auf-_
|
||
_geführten Daten hervorgeht, weist die in bestimmte Vergaser eingespeiste, ge-_
|
||
_häckselte Biomasse bereits nicht unerhebliche Metallkonzentrationen auf_
|
||
_(man beachte insbesondere den Chromgehalt)._
|
||
_Es könnte daher von besonderem Interesse sein, eine Studie zur Inzidenz der_
|
||
_einen und der anderen auf die Wirkungen der Metallkontamination der Kohle_
|
||
_durchzuführen, und einen Ersatz derselben, oder Verbesserungen in der Pla-_
|
||
_nungsphase neuer Vergasungssysteme zu evaluieren._
|
||
|
||
Tabelle [^10]: – Metallkonzentrationen in der vorbehandelten Biomasse, mit der einige Vergaser
|
||
gespeist werden
|
||
_As Cd Cr Pb Ni Cu Se Zn_
|
||
_[mg/kg] [mg/kg] [mg/kg] [mg/kg] [mg/kg] [mg/kg] [mg/kg] [mg/kg]_
|
||
_B 6,00 < 0,5 1,90 < 0,5 < 0,5 1,00 2,20 9,60_
|
||
_D 5,60 < 0,5 1,90 < 0,5 < 0,5 1,50 2,30 12,30_
|
||
_E 5,40 < 0,5 1,80 < 0,5 < 0,5 1,20 2,10 15,00_
|
||
_F 5,10 < 0,5 1,60 < 0,5 < 0,5 1,00 2,10 9,40_
|
||
_G 5,60 < 0,5 2,10 < 0,5 < 0,5 0,90 2,30 9,90_
|
||
_H 4,80 < 0,5 2,20 1,10 < 0,5 1,10 2,20 10,60_
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
3.7 Kommerzielles Biochar und andere europäische
|
||
Zertifizierungsstandards
|
||
_Sowohl die beim Monitoring der aktuell in Südtirol betriebenen Anlagen ent-_
|
||
_nommene als auch die unter kontrollierten Bedingungen erzeugte Kohle wur-_
|
||
_den mit den Grenzwerten anderer europäischer Standards verglichen, und_
|
||
_zwar mit folgenden: IBI, EBC und BQM. Kommerzielle Biochars wurden mit_
|
||
_den italienischen Normgrenzwerten verglichen._
|
||
|
||
_In Tabelle 11 sind die Eigenschaften des vom UK Biochar Research Center_
|
||
_(https://www.biochar.ac.uk/) erzeugten kommerziellen Biochar aufgeführt._
|
||
_Dieses Biochar wurden mit den aktuellen italienischen Vorschriften für Bo-_
|
||
_denverbesserungsmittel verglichen. Wie die Daten der Tabelle und insbeson-_
|
||
_dere die rot hervorgehobenen Werte belegen, erfüllen auch die vom UK Bio-_
|
||
_char Research Center erzeugten und vermarkteten Biochars nicht völlig die_
|
||
_von den italienischen Vorschriften vorgegebenen Parameter, vor allem was_
|
||
_den Schwermetallgehalt anbelangt. Man sieht, dass der signifikanteste Wert_
|
||
_der Kadmiumgehalt ist, da er die Normgrenzwerte fast in allen Fällen über-_
|
||
_schreitet. Wichtig ist auch die Beobachtung, dass die Emissionsfaktoren der_
|
||
_Summe aller 16 polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe diese_
|
||
_Grenzwerte voll und ganz einhalten. Dieser Aspekt ist besonders interessant,_
|
||
_weil die Kohle fast aller in Südtirol betriebenen Anlagen weit über den Grenz-_
|
||
_werten liegende PAK-Konzentrationen aufweist, wie zuvor bereits ausführ-_
|
||
_lich erläutert. In Tabelle 11 wurden die folgenden Akronyme zur Kennzeich-_
|
||
_nung der aus verschiedenen Materialien (Mischantus-Pellets, Raps-Pellets,_
|
||
_Reisschalen, Nadelholzpellets, Weizenstrohpellets, Klärschlamm) und bei_
|
||
_zwei unterschiedlichen Temperaturen (d. h. 550 °C und 700 °C) gewonnenen_
|
||
_Kohle verwendet. MSP – Miscantus Straw Pellets; OSR – Oil Seed Rape Straw_
|
||
_Pellets; RH – Rice Husk; SWP – Soft Wood Pellets; WSP – Wheat Straw Pellets;_
|
||
_SS – Sewage Sludge._
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
Tabelle [^11]: – Vergleich der Biochar-Parameter mit den italienischen Normgrenzwerten
|
||
|
||
```
|
||
TEQ
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
DX
|
||
[mg/kg]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
9 2,7 3,9 6,8 4,5 5,1 5,9 0,0 3,3 4,3 1,8 3,1 0,4
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
TEQ
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
PCB
|
||
[ng/kg]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0,5 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,2 0,2 0,0 0,0 0,1 0,1
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
∑
|
||
PAK
|
||
[mg/kg]
|
||
6 0,5 0,1 0,5 < 0,110,2 0,3 4,4 0,2 0,4 < 0,113,8 1,4
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Pb
|
||
[mg/kg]
|
||
140 17,6 201,2195,9
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Cd
|
||
[mg/kg]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
1,5 0,7 4,6 1,8 3,0 17,8 20,0 3,5 8,2 3,2 1,3 11,7 12,4
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Zn
|
||
[mg/kg]
|
||
500 63,4 44,5 7,2 8,8 23,6 36,2 25,7 99,6 10,5 12,0 835,7896,2
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Cu
|
||
[mg/kg]
|
||
230 26,6 5,9 7,9 13,8 5,4 26,9 19,4 9,7 3,6 4,7 255,2296,6
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Ni
|
||
[mg/kg]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
100 5,0 30,4 2,5 3,3 3,0 2,7 3,3 74,1 1,0 2,5 57,2 66,3
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Cr (tot)[mg/kg]
|
||
0,5 8,7 36,1 4,4 5,0 34,6 123,4 4,5 275,7292,7
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Feuchtig
|
||
```
|
||
|
||
-
|
||
|
||
```
|
||
keit [%] ≥ 20 1,8 2,2 2,6 3,6 1,5 1,5 1,5 1,0 1,9 2,2 2,5 1,7
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Asche [%] < 60 12,2 11,6 19,5 21,9 47,9 47,9 1,3 1,9 21,3 23,8 58,9 63,9
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
H/C
|
||
[mol/mol]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
< 0,70,4 0,2 0,3 0,2 0,3 0,2 0,4 0,2 0,4 0,2 0,5 0,3
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
C [%] > 20 75,4 79,2 68,9 67,7 48,7 47,3 85,5 90,2 68,3 69,0 29,5 29,6
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Grenzw
|
||
```
|
||
|
||
.
|
||
|
||
```
|
||
MSP550MSP700OSR550OSR700RH550RH700SWP550SWP700WSP550WSP700SS550SS700
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_In den untenstehenden Tabellen 12–14 werden die qualitativen Eigenschaften_
|
||
_der in Südtiroler Anlagen erzeugten Kohle den Grenzwerten der wichtigsten_
|
||
_internationalen Standards gegenübergestellt: IBI, EBC und BQM._
|
||
|
||
_Wie man sieht, sind die Werte der Schwermetalle (vor allem Zink) und der_
|
||
_polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe auch bei einem Vergleich_
|
||
_der Kohle mit unterschiedlichen Standards diskriminierend. Wie zuvor ange-_
|
||
_nommen, kann die Zinkkontamination von Metallteilen der Automationssys-_
|
||
_teme der Anlagen und von Metallteilen der Maschinen zur Vorbehandlung_
|
||
_eingespeister Biomasse (Häckseln, Pelletieren) verursacht werden. Was hin-_
|
||
_gegen die PAK anbelangt, scheinen diese stark vom Vergasungsprozess selbst_
|
||
_beeinflusst zu werden; für ihre Eliminierung ist daher eine wirksame Nach-_
|
||
_behandlung erforderlich._
|
||
_Außerdem ist es interessant, die Variabilität der zum Teil recht hohen Grenz-_
|
||
_werte unterschiedlicher Standards zu betrachten (z. B. im Falle des IBI-Stan-_
|
||
_dards). So erfüllt beim Vergleich der untersuchten Kohlewerte mit dem IBI-_
|
||
_Standard nur ein einziger Parameter – jener der polyzyklischen aromatischen_
|
||
_Kohlenwasserstoffe – nicht die Grenzwertvorgaben. Alle anderen Werte, auch_
|
||
_die des Schwermetallgehalts, liegen innerhalb der Grenzwerte des Standards._
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
Tabelle [^12]: – Vergleich der Parameter der von den Vergasungsanlagen erzeugten Kohle mit den
|
||
Grenzwerten des IBI-Standards (die blauen Werte überschreiten die Grenzwerte)
|
||
|
||
```
|
||
TEQ
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
DX
|
||
[mg/kg]
|
||
9 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 7,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
TEQ
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
PCB
|
||
[ng/kg]0,2
|
||
```
|
||
|
||
-0,5
|
||
<1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1
|
||
|
||
```
|
||
∑
|
||
PAK
|
||
[mg/kg]
|
||
6-[^20]
|
||
5179,9132,02,8 316,21225,2123,831,7 916,260,2 124,3132,6193,3414,834,2 409,427,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Pb
|
||
[mg/kg]70-
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
500 0,4 0,9 0,2 0,4 0,4 0,7 0,4 0,3
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Cd
|
||
[mg/kg]1,4
|
||
```
|
||
|
||
-[^39]
|
||
1,5 2,4 0,1 1,7 1,8 0,5 0,4 0,1 6,1 0,3 0,0 0,1 0,4 0,1 0,5 0,0
|
||
|
||
```
|
||
Zn
|
||
[mg/kg]200
|
||
```
|
||
|
||
-[^7000]
|
||
478,1246,81316,9182,6263,184,0 397,4346,6586,2418,929,0 95,2 205,214,8 288,948,5
|
||
|
||
```
|
||
Cu
|
||
[mg/kg]63-
|
||
1500 34,4 84,6 73,3 26,5 24,8 8,0 46,9 34,6 51,4 36,3 9,4 21,9 42,6 11,7 41,2 8,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Ni
|
||
[mg/kg]47-
|
||
600 6,6 248,716,5 5,3 274,24,2 40,6 61,9 8,0 16,0 2,6 6,4 35,2 4,0 45,2 2,4
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Cr (tot)[mg/kg]64-
|
||
1200 6,6 127,814,3 3,9 383,32,7 16,7 28,7 5,3 25,8 3,8 4,0 10,0 6,2 46,7 1,7
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Feuchtig
|
||
```
|
||
|
||
-
|
||
|
||
```
|
||
keit[%] -- 1,0 81,7 2,6 1,6 0,2 2,0 3,0 3,7 6,6 1,4 1,7 3,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Asche[%] -- 27,8 16,1 49,5 31,5 13,3 6,5 29,2 25,6 29,5 32,5 17,9 28,0 29,7 11,2 54,2 3,9
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
H/C
|
||
[mol/mol]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
< 0,70,0 0,1 0,2 0,0 0,1 0,0 0,0 0,0 0,1 0,0 0,1 0,0 0,0 0,0 0,1 0,2
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
C [%] ≥ 10 68,6 80,2 48,0 67,0 79,0 91,6 69,5 69,5 55,2 48,1 62,1 41,4 48,5 71,1 23,9 84,9
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
IBI A B C D E F G H I M R100R75 R50 O
|
||
```
|
||
|
||
-R
|
||
O
|
||
-C
|
||
Q
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
Tabelle [^13]: – Vergleich der Parameter der von den Vergasungsanlagen erzeugten Kohle mit den
|
||
Grenzwerten des EBC-Standards (die grünen Werte überschreiten die Grenzwerte)
|
||
|
||
```
|
||
TEQ
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
DX
|
||
[mg/kg]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
20 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 7,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
TEQ
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
PCB
|
||
[ng/kg]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0,2 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Σ PAK[mg/kg]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
4
|
||
5179,9132,02,8 316,21225,2123,831,7 916,260,2 124,3132,6193,3414,834,2 409,427,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Pb
|
||
[mg/kg]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
120 0,4 0,9 0,2 0,4 0,4 0,7 0,4 0,3
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Cd
|
||
[mg/kg]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
1 1,5 2,4 0,1 1,7 1,8 0,5 0,4 0,1 6,1 0,3 0,0 0,1 0,4 0,1 0,5 0,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Zn
|
||
[mg/kg]
|
||
400 478,1246,81316,9182,6263,184,0 397,4346,6586,2418,929,0 95,2 205,214,8 288,948,5
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Cu
|
||
[mg/kg]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
100 34,4 84,6 73,3 26,5 24,8 8,0 46,9 34,6 51,4 36,3 9,4 21,9 42,6 11,7 41,2 8,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Ni
|
||
[mg/kg]
|
||
30 6,6 248,716,5 5,3 274,24,2 40,6 61,9 8,0 16,0 2,6 6,4 35,2 4,0 45,2 2,4
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Cr (tot)[mg/kg]
|
||
80 6,6 127,814,3 3,9 383,32,7 16,7 28,7 5,3 25,8 3,8 4,0 10,0 6,2 46,7 1,7
|
||
```
|
||
|
||
_Feuchtig_
|
||
|
||
-
|
||
|
||
```
|
||
keit[%] -- 1,0 81,7 2,6 1,6 0,2 2,0 3,0 3,7 6,6 1,4 1,7 3,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Asche[%] -- 27,8 16,1 49,5 31,5 13,3 6,5 29,2 25,6 29,5 32,5 17,9 28,0 29,7 11,2 54,2 3,9
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
H/C
|
||
[mol/mol]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
< 0,70,0 0,1 0,2 0,0 0,1 0,0 0,0 0,0 0,1 0,0 0,1 0,0 0,0 0,0 0,1 0,2
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
C [%] > 50 68,6 80,2 48,0 67,0 79,0 91,6 69,5 69,5 55,2 48,1 62,1 41,4 48,5 71,1 23,9 84,9
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
EBC A B C D E F G H I M R100R75 R50 O
|
||
```
|
||
|
||
-R
|
||
O
|
||
-C
|
||
Q
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
Tabelle [^14]: – Vergleich der Parameter der von den Vergasungsanlagen erzeugten Kohle mit den
|
||
Grenzwerten des BQM-Standards (die orangefarbenen Werte überschreiten die Grenzwerte)
|
||
|
||
```
|
||
TEQ
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
DX
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
[mg/kg]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
20 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 <0,1 7,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
TEQ
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
PCB
|
||
[ng/kg]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0,5 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Σ PAK[mg/kg]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
20
|
||
5179,9132,02,8 316,21225,2123,831,7 916,260,2 124,3132,6193,3414,834,2 409,427,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Pb
|
||
[mg/kg]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
60 0,4 0,9 0,2 0,4 0,4 0,7 0,4 0,3
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Cd
|
||
[mg/kg]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
3 1,5 2,4 0,1 1,7 1,8 0,5 0,4 0,1 6,1 0,3 0,0 0,1 0,4 0,1 0,5 0,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Zn
|
||
[mg/kg]
|
||
150 478,1246,81316,9182,6263,184,0 397,4346,6586,2418,929,0 95,2 205,214,8 288,948,5
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Cu
|
||
[mg/kg]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
40 34,4 84,6 73,3 26,5 24,8 8,0 46,9 34,6 51,4 36,3 9,4 21,9 42,6 11,7 41,2 8,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Ni
|
||
[mg/kg]
|
||
10 6,6 248,716,5 5,3 274,24,2 40,6 61,9 8,0 16,0 2,6 6,4 35,2 4,0 45,2 2,4
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Cr (tot)[mg/kg]
|
||
15 6,6 127,814,3 3,9 383,32,7 16,7 28,7 5,3 25,8 3,8 4,0 10,0 6,2 46,7 1,7
|
||
```
|
||
|
||
_Feuchtig_
|
||
|
||
-
|
||
|
||
```
|
||
keit[%] 1,0 81,7 2,6 1,6 0,2 2,0 3,0 3,7 6,6 1,4 1,7 3,0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Asche[%] 27,8 16,1 49,5 31,5 13,3 6,5 29,2 25,6 29,5 32,5 17,9 28,0 29,7 11,2 54,2 3,9
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
H/C
|
||
[mol/mol]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0,0 0,1 0,2 0,0 0,1 0,0 0,0 0,0 0,1 0,0 0,1 0,0 0,0 0,0 0,1 0,2
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
C [%] 68,6 80,2 48,0 67,0 79,0 91,6 69,5 69,5 55,2 48,1 62,1 41,4 48,5 71,1 23,9 84,9
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
BQMA B C D E F G H I M R100R75 R50 O
|
||
```
|
||
|
||
-R
|
||
O
|
||
-C
|
||
Q
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
#### 4. Technisch-wirtschaftliche Analyse möglicher Eingriffe
|
||
|
||
#### zur Anlagenoptimierung in Hinblick auf Polygeneration
|
||
|
||
4.1 Beschreibung des Berechnungstools
|
||
_Zur Evaluierung der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit möglicher Eingriffe zur_
|
||
_Optimierung der im Südtirol betriebenen Vergasungsanlagen, infolge derer_
|
||
_diese in die Lage versetzt werden, neben elektrischer und Wärmeenergie auch_
|
||
_eine Kohle zu erzeugen, deren Qualität mit Biochar für landwirtschaftliche_
|
||
_Zwecke kompatibel ist, wurde ein Berechnungstool zur Erstellung des_
|
||
_Business Plans der Anlage entwickelt. Das Tool wurde in einer Microsoft_
|
||
_Excel Umgebung entwickelt und konzipiert, um die technisch-_
|
||
_wirtschaftlichen Leistungen der Anlage in „Originalkonfiguration“, also in_
|
||
_der auf dem Markt angebotenen und im Gebiet betriebenen Ausführung, mit_
|
||
_den Leistungen der „optimierten Konfiguration“ zu vergleichen, also mit_
|
||
_einer Anlage, die so verändert wurde, dass sie eine landwirtschaftlich_
|
||
_nutzbare und qualitativ hochwertigere Kohle als die Anlage in der_
|
||
_Originalkonfiguration erzeugt._
|
||
_In Hinblick auf den Umfang der ermittelten Optimierung wurde das Tool mit_
|
||
_der Logik konzipiert, die Auswirkungen auf die Anlagenleistungen in Bezug_
|
||
_auf die Veränderung in der Erzeugung elektrischer Energie, thermischer_
|
||
_Energie und Kohle sowie die Veränderung in den mit der Aufwertung der_
|
||
_erzeugten Kohle verbundenen Kosten und Einnahmen zu bestimmen, um eine_
|
||
_Cashflow-Analyse durchführen zu können._
|
||
_Nachdem der Nutzer die Anlagenparameter in der Originalkonfiguration und_
|
||
_in der optimierten Konfiguration eingegeben hat, berechnet das Tool den_
|
||
_Verlauf des Netto-Cashflows und des kumulierten Cashflows der Anlage im_
|
||
_Laufe der Zeit. Auf diese Weise soll grafisch dargestellt werden, welche_
|
||
_Wirkung der ermittelte Umfang der Optimierung im Laufe der Zeit auf die_
|
||
_Gewinn- und Verlustrechnung der Anlage hat._
|
||
|
||
4.2 Anwendungsbereich
|
||
_Das Tool wurde zum Einsatz an Holzvergasungsanlagen mit elektrischer_
|
||
_Nennleistung zwischen 1 und 999 kW entwickelt, die als Nebenprodukt_
|
||
_eingestufte Biomasse verwenden und zwischen 2012 und 2018 unter Nutzung_
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
_eines von folgenden Dekreten vorgesehenen Förderprogramms in Betrieb_
|
||
_genommen wurden:_
|
||
|
||
- Ministerialdekret vom 18. Dezember 2008 (allumfassender Tarif)
|
||
- Ministerialdekret vom 6. Juli 2012 (FER-Dekret 2012)
|
||
- Ministerialdekret vom 16. Juni 2016 (FER-Dekret 2016)
|
||
Da die Untersuchungen im Laufe des Projekts ergeben haben, dass in Südtirol
|
||
keine Anlagen ohne diese Förderprogramme in Betrieb genommen wurden,
|
||
schien es unnötig, alternative und mit den aufgezählten nicht kumulative För-
|
||
dermechanismen wie das Net-Metering (scambio sul posto) und die Abnahme
|
||
zu einem festgesetzten Preis durch den Netzbetreiber (ritiro dedicato) in Be-
|
||
tracht zu ziehen. Die berücksichtigten Tarife werden automatisch unter An-
|
||
gabe des Zeitraums der offiziellen Inbetriebnahme der Anlage ausgewählt;
|
||
jährliche Kürzungen werden in Betracht gezogen, sofern von den Bestimmun-
|
||
gen vorgesehen.
|
||
|
||
4.3 Wirtschaftliche Analyse möglicher Optimierungseingriffe
|
||
_Die Schwierigkeit, einen Zusammenhang zwischen den technischen Betriebs-_
|
||
_eigenschaften der Anlagen und der Qualität der erzeugten Kohle herzustellen,_
|
||
_hat eine Ermittlung wissenschaftlich fundierter Lösungen und möglicher Ein-_
|
||
_griffe zur Anlagenoptimierung mit dem Ziel einer qualitativen Verbesserung_
|
||
_der erzeugten Kohle verhindert. Im Laufe des Projekts hat sich auch die Mög-_
|
||
_lichkeit der Erprobung empirischer Optimierungslösungen als nicht praktika-_
|
||
_bel erwiesen, und zwar aus verschiedenen Gründen:_
|
||
|
||
- Mangelnde Möglichkeit einer Änderung der Betriebsparameter der Anla-
|
||
gen infolge der Risiken in Verbindung mit einer Profitverringerung auf-
|
||
grund der Ausscheidung aus dem Förderprogramm und mit den daraus
|
||
entstehenden möglichen Schäden und Funktionsstörungen der Anlage;
|
||
- Besonderheit des Genehmigungsverfahrens, das eine Betriebseignungsbe-
|
||
wertung (seitens des Amts für Luft und Lärm) auf Grundlage eines genau
|
||
definierten Projekts vorsieht, an dem im Laufe der technischen Lebens-
|
||
dauer keine „bedeutenden/wesentlichen“ Änderungen vorgenommen
|
||
werden dürfen, da ansonsten die Genehmigung verfällt. Daraus hat sich
|
||
automatisch die mangelnde Möglichkeit der Durchführung relevanter Op-
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
timierungseingriffe ergeben, wie z. B. den Reaktor durch einen neuen Ty-
|
||
pus auszutauschen oder der Anlage neue Teile hinzuzufügen, z. B. durch
|
||
Anwendung eines „Reformers“.
|
||
```
|
||
|
||
- Mangelnde Bereitschaft der Anlagenbetreiber, „empirische“ Veränderun-
|
||
gen, also Änderungen mit unsicherem Resultat, an der Anlage vorzuneh-
|
||
men;
|
||
- Mangelnde Bereitschaft der Partner, eine Laboreinrichtung mit marktähn-
|
||
lichen Dimensionen zu suchen, in der Lösungen und Strategien zur Qua-
|
||
litätsverbesserung der erzeugten Kohle frei erprobt werden können.
|
||
Dies vorausgesetzt, wurde vereinbart, die wirtschaftliche Analyse einer mögli-
|
||
chen Veränderung der Anlage, mit der die gewonnene Kohle von einem „Kos-
|
||
tenpunkt“ (wegen ihrer schlechten Qualität und der daraus resultierenden Not-
|
||
wendigkeit, als Abfall entsorgt zu werden) in eine „Ressource“ (also ein Pro-
|
||
dukt, das auf dem Markt verkauft wird) verwandelt werden kann, mit einem
|
||
„Rückwärtsansatz“ durchzuführen. Die wirtschaftliche Rückwärtsanalyse
|
||
wurde wie folgt durchgeführt: nach Festsetzung von drei möglichen Verkaufs-
|
||
preisen für die Kohle in Abhängigkeit ihrer aktuellen Marktnotierung im Agr-
|
||
arbereich wurde der für Veränderungen an der Anlage verfügbare Höchstbe-
|
||
trag (aus dem Kohleverkauf) berechnet, wobei als Abschreibungsdauer für die
|
||
Investition die Restlebensdauer der Anlage zu Grunde gelegt wurde.
|
||
|
||
4.4 Definition der Originalkonfiguration
|
||
_Die wirtschaftliche Analyse der beiden Konfigurationen – Originalkonfigura-_
|
||
_tion (d. h. Marktkonfiguration) und optimierte Konfiguration (d. h. für den_
|
||
_Erhalt qualitativ hochwertiger Kohle veränderte Konfiguration) –wurde nicht_
|
||
_in Hinblick auf die Daten und Eigenschaften einer spezifischen Technologie_
|
||
_oder Vergasungsanlage durchgeführt, sondern in Hinblick auf eine ideale An-_
|
||
_lage, deren technische Daten und Leistungen den Durchschnittswerten der in_
|
||
_Südtirol untersuchten Anlagen entsprechen. Bei der Definition der einzelnen_
|
||
_Anlagenparameter in der „Originalkonfiguration“ wurden die im Folgenden_
|
||
_erläuterten Betrachtungen angestellt._
|
||
|
||
- Aus der Analyse der Vergasungsanlagen in Südtirol geht hervor, dass zwi-
|
||
schen 2012 und 2015, unter dem damals sehr vorteilhaften Förderpro-
|
||
gramm, 35 der 44 derzeit aktiven Holzvergasungsanlagen gebaut wurden.
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
```
|
||
Aus diesem Grund wurde entschieden, der Analyse eine hypothetische
|
||
Anlage, die 2013 in Betrieb genommen wurde, zu Grunde zu legen.
|
||
```
|
||
|
||
- Auch die Wahl der Leistung dieser Anlage wurde unter Berücksichtigung
|
||
der Eigenschaften der aktuell betriebenen Anlagen getroffen. Genauer ge-
|
||
sagt fiel die Wahl auf eine aus zwei Modulen mit einer elektrischen Nenn-
|
||
leistung von 45 kW und einer thermischen Nennleistung von 100 kW be-
|
||
stehende Anlage (dies entspricht den Eigenschaften der meisten Anlagen).
|
||
- Die übrigen für die Originalkonfiguration verwendeten technischen und
|
||
wirtschaftlichen Parameter wurden ausgehend von den Durchschnitts-
|
||
werten der bei der Untersuchung der Anlagen erhobenen Daten ermittelt;
|
||
gleichzeitig wurde eine vergleichende Evaluierung der Parameter in Be-
|
||
zug auf die Werte der einzelnen Anlagen, die eine ähnliche Leistung wie
|
||
die des Projekts haben, durchgeführt.
|
||
In Tabelle 15 sind die Werte der für die Charakterisierung der „Originalkon-
|
||
figuration“ der Anlage gewählten Parameter aufgeführt.
|
||
|
||
4.5 Definition der „optimierten Konfiguration“
|
||
_Die Analyse wurde unter Berücksichtigung eines Kohleverkaufspreises zwi-_
|
||
_schen 0 €/t und 500 €/t durchgeführt. Im Folgenden werden die Parameter und_
|
||
_die hypothetischen Betriebsmerkmale sowie die Gründe für deren Annahme_
|
||
_erläutert._
|
||
|
||
- „Investitionsjahr“: die Wahl des Jahres, in dem der Eingriff vorgenommen
|
||
werden soll, wurde unter Berücksichtigung der folgenden beiden Fakto-
|
||
ren getroffen:
|
||
- Die meisten in der Region angesiedelten Anlagen wurden zwischen
|
||
2013 und 2015 genehmigt (27 von 44 aktuell betriebenen Anlagen) und
|
||
können daher die noch für weitere 13–15 Jahre vorgesehene Förderung
|
||
in Anspruch nehmen;
|
||
- vermutlich werden noch einige Jahre Forschung erforderlich sein, um
|
||
potenzielle Änderungen an den Anlagen zur Verbesserung der Koh-
|
||
lequalität zu ermitteln und zu entwickeln.
|
||
- Eine Hypothese sieht vor, die Änderungen an der Anlage im 10. Betriebs-
|
||
jahr vorzunehmen (in der Annahme, dass man in diesem Jahr bereits den
|
||
aus der Anlagenoptimierung entstandenen Vorteil genießt); somit wurde
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
angenommen, dass für weitere 11 Jahre eine Rendite aus der Investition
|
||
für die Optimierung der Anlage erwächst (unter Veranschlagung einer der
|
||
Förderdauer entsprechenden Nutzungsdauer der Anlage von 20 Jahren).
|
||
```
|
||
|
||
- Es wurde außerdem angenommen, dass ebenso viel elektrische und ther-
|
||
mische Energie und Kohle erzeugt wird wie in der Anlage der Original-
|
||
konfiguration.
|
||
Tabelle 15 – Parameter der „Originalkonfiguration“ einer idealen Anlage mit repräsentativen
|
||
Betriebsparametern
|
||
|
||
_Element Wert Element Wert_
|
||
|
||
_Bezeichnung der_
|
||
_Technologie_
|
||
|
||
```
|
||
„Theoretische
|
||
Anlage“
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Spezifische
|
||
Anlagenkosten [€/kW] 6 500
|
||
```
|
||
|
||
_Anz. der Module_ [^2]: _Personal [€/kWh] 0,03_
|
||
|
||
_Zeitraum der_
|
||
_Inbetriebnahme_
|
||
|
||
```
|
||
Von 01/2013
|
||
bis 12/2013 Versicherung [€/a] 2 500
|
||
```
|
||
|
||
_Elektrische Leistung des_
|
||
_Moduls [kW]_[^45] _GSE-Verfahren [€/Jahr] 1 200_
|
||
|
||
_Thermische Leistung des_
|
||
_Moduls [kW]_[^100] _Wartung [€/kWh] 0,03_
|
||
|
||
_Betriebsstunden pro Jahr_
|
||
_[Stunden] 7 500 Kaufpreis der Biomasse_
|
||
_[€/t]_[^94]
|
||
|
||
_Eigenverbrauch elektrischer_
|
||
_Energie [%]_[^11] _Verkaufspreis der_
|
||
_Wärme [€/MWh]_[^40]
|
||
|
||
_Jährlicher Verbrauch an_
|
||
_Biomasse [kg/kWh] 1,1 Kohle-_
|
||
_Entsorgungskosten [€/t]_[^155]
|
||
|
||
_Spezifische_
|
||
_Kohleerzeugung [kg/kWh] 0,02_
|
||
|
||
```
|
||
Für die Trocknung
|
||
verwendete
|
||
Wärmeenergie [%]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
50
|
||
```
|
||
|
||
_Eigenkapital [%]_ [^0]: _Aufgewertete thermische_
|
||
_Energie [%]_[^30]
|
||
|
||
_Finanzierungszinsen [%] 3,5 Fördertarif [€/MWh] 251,86_
|
||
|
||
_Darlehenslaufzeit [Jahre]_ [^10]: _Dauer der_
|
||
_Förderung [Jahre]_[^20]
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
- Auf Grundlage des Marktpreises der Kohle in der Agrarbranche wurden
|
||
vier verschiedene optimierte Anlagenkonfigurationen erstellt, die sich je-
|
||
weils durch einen Verkaufszielpreis für die Kohle auf dem Markt kenn-
|
||
zeichnen:
|
||
- Optimierte Konfiguration 1 – Preis für die Kohleaufwertung = 0 €/t;
|
||
- Optimierte Konfiguration 2 – Preis für die Kohleaufwertung = 100 €/t;
|
||
- Optimierte Konfiguration 3 – Preis für die Kohleaufwertung = 200 €/t;
|
||
- Optimierte Konfiguration 4 – Preis für die Kohleaufwertung = 500 €/t.
|
||
- In der optimierten Konfiguration 1 wurde angenommen, dass die Qualität
|
||
der Kohle nicht ausreicht, um in der Landwirtschaft genutzt werden zu
|
||
können, aber dass die Kohle von der Anlage kostenfrei entsorgt werden
|
||
kann (zum Beispiel als in der Baubranche wiederverwendbares Nebenpro-
|
||
dukt). Hypothese 4 sieht hingegen den besten Fall vor, und zwar dass die
|
||
Qualität der Kohle es ermöglicht, einen Verkaufspreis von 500 €/t zu erzie-
|
||
len.
|
||
Durchgeführt wurde eine Rückwärtsanalyse und daher bei Anwendung des
|
||
Tools mit der Anlagenoptimierung verbundene Investitionskosten in Höhe
|
||
von null Euro eingegeben. Der verfügbare Höchstbetrag für die Umsetzung
|
||
der Änderungen an den Anlagen wurden daher für jede optimierte Konfigu-
|
||
ration (von 1 bis 4) als Differenz zwischen dem nach 20 Betriebsjahren kumu-
|
||
lierten Kapital in der optimierten und in der Originalkonfiguration errechnet.
|
||
|
||
4.6 Ergebnisse der wirtschaftlichen Analyse
|
||
_In Tabelle 16 und den Abbildungen 4 und 5 sind für jede optimierte Konfigu-_
|
||
_ration die Ergebnisse der wirtschaftlichen Simulation in Bezug auf das nach_
|
||
_20 Betriebsjahren kumulierte und zur Umsetzung der Anlagenoptimierung_
|
||
_(die, wie angenommen, im 10. Betriebsjahr durchgeführt werden soll) zur Ver-_
|
||
_fügung stehende Kapital angegeben. Wenn man annimmt, dass die Änderung_
|
||
_an der Anlage ab dem zehnten Betriebsjahr vorgenommen wird und in den_
|
||
_übrigen elf Betriebsjahren der Anlage eine Rendite erzielt werden kann, vari-_
|
||
_iert das für eine eventuelle Optimierung der Anlage maximal verfügbare_
|
||
_Budget, wie man sieht, zwischen mindestens 23.000 € und höchstens 97.000 €._
|
||
_Zum aktuellen Zeitpunkt kann man, da die durchzuführenden Optimierungs-_
|
||
_arbeiten nicht genau definiert werden können, nur schwer abschätzen, ob_
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_diese Summen angemessen oder ausreichend sind, um den Verkauf der Kohle_
|
||
_zu den angenommenen Preisen zu ermöglichen. Der Wert dieser Beträge kann_
|
||
_jedoch einen nützlichen Hinweis auf die wirtschaftlichen Voraussetzungen ei-_
|
||
_ner eventuellen für den Markt attraktiven technologischen Lösung liefern, die_
|
||
_auch in der Zukunft ermittelt werden kann (von den Forschern oder den Akt-_
|
||
_euren der Industrie)._
|
||
|
||
Tabelle [^16]: – Simulation der Kapitalkumulation nach 20 Jahren, der Unterschiede zwischen kumu-
|
||
liertem Kapital vor und nach dem Eingriff (Δ vor und nach der Optimierung) sowie des maximal
|
||
verfügbaren Kapitals für die Anlagenoptimierung für jede optimierte Konfiguration.
|
||
|
||
```
|
||
Konfig. Entsor-
|
||
gungs-
|
||
kosten
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Verkaufs-
|
||
preis
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Kumu-
|
||
liertes
|
||
Kapital
|
||
(20 Jahre)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Δ
|
||
nach/vor
|
||
der Op-
|
||
tim.
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Max.
|
||
verfüg-
|
||
bares
|
||
Kapital
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
[€/t] [€/t] [€] [€] [€]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Original 155 0 291 929 - 0
|
||
Optimierung 1 0 0 314 947 2 093 23 018
|
||
Optimierung 2 0 100 329 797 3 443 37 868
|
||
Optimierung 3 0 250 352 072 5 468 60 143
|
||
Optimierung 4 0 500 389 197 8 843 97 268
|
||
```
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
Abb. 4 – Kumuliertes Kapital nach 20 Betriebsjahren in der Originalkonfiguration und in den vier
|
||
optimierten Konfigurationen
|
||
|
||
Abb. 5 – Für den Optimierungseingriff verfügbares Kapital in den vier ermittelten Konfigurationen
|
||
|
||
```
|
||
Kumuliertes Kapital nach 20 Jahren (€)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Originalkonfiguration Optim. Konfig. 1 Optim. Konfig. 2 Optim. Konfig. 3 Optim. Konfig. 4
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Für den Optimierungseingriff verfügbares Kapital (€)
|
||
Originalkonfiguration Optim. Konfig. 1 Optim. Konfig. 2 Optim. Konfig. 3 Optim. Konfig. 4
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_Zum besseren Verständnis der Resultate und in Bezug auf jede optimierte_
|
||
_Konfiguration sind in Abbildung 6 die jährlichen Einnahmen der Anlagen_
|
||
_aufgeführt, die zurückzuführen sind auf:_
|
||
|
||
- Förderung und Verkauf der erzeugten elektrischen Energie
|
||
- Verkauf der Wärmeenergie
|
||
- Einsparung der Entsorgungskosten und/oder Verkauf der Kohle (in der
|
||
Grafik bezeichnet als „Einnahmen aus der optimierten Konfiguration“).
|
||
|
||
_Es wird deutlich, dass die mit der Anlagenoptimierung und dem Verkauf der_
|
||
_qualitativ hochwertigeren Kohle verbundenen höheren Jahreseinnahmen_
|
||
_einen relativ geringen Prozentsatz (zwischen 1 % und 5 %) der Gesamteinnah-_
|
||
_men ausmachen, während der aus der Förderung der erzeugten elektrischen_
|
||
_und thermischen Energie stammende Beitrag weiterhin überwiegt._
|
||
_Für Verkaufspreise der Kohle in Höhe von 500 €/t, wie in der optimierten Kon-_
|
||
_figuration Nr. 4 angenommen, oder noch höhere Preise, wie sie im Falle einer_
|
||
_positiven Entwicklung des Kohlemarkts möglich sind (zum Beispiel wenn der_
|
||
_Kohle wichtige Eigenschaften zur Verbesserung der Bodenqualität oder Fä-_
|
||
_higkeit zur Speicherung von Kohlenstoff zugesprochen werden können)_
|
||
_scheint ein Eingriff zur Optimierung der Anlage jedoch sowohl vom ökologi-_
|
||
_schen als auch vom wirtschaftlichen Standpunkt gerechtfertigt. Diese Aussage_
|
||
_trifft umso mehr zu, wenn der Eingriff in den ersten Betriebsjahren der Anla-_
|
||
_gen vorgenommen wird._
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
Abb. 6 – Prozentualer Anteil der einzelnen Posten an den jährlichen Einnahmen der Anlage in den
|
||
vier verschiedenen optimierten Konfigurationen
|
||
|
||
```
|
||
Optimierte Konfiguration 1
|
||
(Kohleverkaufspreis = 0 €/t)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Optimierte Konfiguration 2
|
||
(Kohleverkaufspreis = 100 €/t)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Optimierte Konfiguration 3
|
||
(Kohleverkaufspreis = 250 €/t)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Optimierte Konfiguration 4
|
||
(Kohleverkaufspreis = 500 €/t)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Einnahmen aus elektr. Energie
|
||
88%
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Einnahmen aus Wärmeenergie
|
||
11%
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Einnahmen aus optim. Konfig. 1
|
||
1%
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Einnahmen aus elektr. Energie
|
||
87%
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Einnahmen aus Wärmeenergie
|
||
11%
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Einnahmen aus optim. Konfig. 2
|
||
2%
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Einnahmen aus elektr. Energie
|
||
86%
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Einnahmen aus Wärmeenergie
|
||
11%
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Einnahmen aus optim. Konfig. 3
|
||
3%
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Einnahmen aus elektr. Energie
|
||
84%
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Einnahmen aus Wärmeenergie
|
||
11%
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Einnahmen aus optim. Konfig. 4
|
||
5%
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
#### 5. Schlussfolgerungen
|
||
|
||
_Mit den in Südtiroler Vergasungsanlagen gesammelten Informationen über den_
|
||
_Fluss zugeführter Biomasse und den Fluss erzeugter Rückstände, der die An-_
|
||
_lage verlässt, konnte ein repräsentatives Gesamtbild des Betriebs und der Ver-_
|
||
_waltung dieser Anlagen erstellt werden. Aus der Studie geht hervor, dass jähr-_
|
||
_lich circa 1.300 Tonnen Kohle erzeugt werden, die derzeit als nicht gefährlicher_
|
||
_Sonderabfall entsorgt werden. Die Möglichkeit einer Nutzung der in den Süd-_
|
||
_tiroler Vergasungsanlagen gewonnenen Kohle als Bodenverbesserungsmittel_
|
||
_(ähnlich wie Biochar) gemäß dem Legislativdekret 75/2010 in aktueller Fassung_
|
||
_hängt vor allem vom Gehalt polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe_
|
||
_(PAK) ab, sowie vom Vorhandensein bestimmter Schwermetalle, deren Werte_
|
||
_die Normgrenzwerte zum Teil erheblich übersteigen. Beim Vergleich der che-_
|
||
_misch-physischen Analyse der Kohle mit den wichtigsten europäischen Stan-_
|
||
_dards (IBI, EBC und BQM) wird deutlich, dass die Nutzung der Kohle in der_
|
||
_Landwirtschaft weiterhin durch das Vorhandensein von PAK beschränkt bleibt._
|
||
_Um die aktuellen Vergasungsanlagen in polygenerative Systeme zu verwan-_
|
||
_deln, die neben elektrischer und thermischer Energie auch Biochar erzeugen,_
|
||
_das als Bodenverbesserungsmittel genutzt werden kann, müssen daher die_
|
||
_Hauptprozessparameter (z. B. die Temperaturprofile im Reaktor) verändert_
|
||
_oder Systeme zur Nachbehandlung der Kohle eingesetzt werden, um den_
|
||
_PAK-Gehalt zu reduzieren. Darüber hinaus können Schwermetalle als weiterer_
|
||
_kritischer Faktor in der Kohle vorhanden sein; sie können von mechanischen_
|
||
_Teilen stammen, die zur Beförderung fester Materialien in der Anlage verwen-_
|
||
_det werden, oder aus Vorbehandlungen der Holzbiomasse wie z. B. das Häck-_
|
||
_seln oder Pelletieren._
|
||
_Es war nicht möglich, spezifische Lösungen oder Eingriffe zu ermitteln, die an_
|
||
_den Anlagen durchgeführt werden können, um qualitativ hochwertige Kohle_
|
||
_zu erzeugen, und die Wirksamkeit eventueller empirischer Lösungen ließ sich_
|
||
_nicht an den vorhandenen Anlagen erproben; daher konnte kein kompletter_
|
||
_Satz technisch-wirtschaftlicher Daten für die in den Simulationen nutzbare, op-_
|
||
_timierte Konfiguration definiert werden. Die Untersuchung der Auswirkungen_
|
||
_auf die Wirtschaftlichkeit einer Anlage, die optimiert wurde, um eine landwirt-_
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
_schaftlich nutzbare Kohle zu erhalten, wurde daher unter Forcierung der An-_
|
||
_wendung des Simulators anhand einer wirtschaftlichen „Rückwärtsanalyse“_
|
||
_durchgeführt. Diese Analyse erfolgte im Hinblick auf eine „ideale Anlage“ mit_
|
||
_durchschnittlichen Betriebsparametern, die den im Laufe des Projekts an Anla-_
|
||
_gen im Südtirol durchgeführten Untersuchungen entnommen wurden. Auf_
|
||
_Grundlage der mit dem Verkauf der Kohle erzeugten Einnahmen und den ab_
|
||
_dem Jahr, in dem die Optimierungsarbeiten durchgeführt wurden, bis zum_
|
||
_Ende der Nutzdauer der Anlage eingesparten Entsorgungskosten, wurde das_
|
||
_Kapital geschätzt, das maximal für die Durchführung dieser Eingriffe zur Ver-_
|
||
_fügung stehen könnte. Die wirtschaftliche Analyse hat verdeutlicht, dass für die_
|
||
_Investitionen zur Optimierung der Anlage höchstens ein Budget zwischen_
|
||
_23.000 und 97.000 Euro zur Verfügung stehen würde, abhängig vom Verkaufs-_
|
||
_preis, den die Kohle nach diesen Änderungen auf dem Markt erzielen könnte._
|
||
_Trotz der Schwierigkeit, die Angemessenheit der berechneten Summen in Be-_
|
||
_zug auf die erforderlichen Investitionen zur Anpassung der Anlage in Hinblick_
|
||
_auf die Kohleproduktion (zum veranschlagten Verkaufspreis) zu bestimmen,_
|
||
_können diese Beträge dennoch einen ungefähren Richtwert für die Anforderun-_
|
||
_gen der Wirtschaftlichkeit darstellen, die eine technologische Lösung zur Opti-_
|
||
_mierung der Anlage erfüllen müsste, um auf dem Markt attraktiv zu sein._
|
||
|
||
Literaturverzeichnis
|
||
|
||
_Benedetti, V., Ail, S. S., Patuzzi, F. & Baratieri, M. (2019). Valorization of Char_
|
||
_From Biomass Gasification as Catalyst Support in Dry Reforming of_
|
||
_Methane. Frontiers in Chemistry,_ [^7]:_(March), 1–12. https://doi.org/10.3389/_
|
||
_fchem.2019.00119_
|
||
_Benedetti, V., Ail, S. S., Patuzzi, F., Cristofori, D., Rauch, R. und Baratieri, M._
|
||
_(2020). Investigating the feasibility of valorizing residual char from_
|
||
_biomass gasification as catalyst support in Fischer-Tropsch_
|
||
_synthesis. Renewable Energy,_[^147]:_, 884–894. https://doi.org/10.1016/j.renene._
|
||
_2019.09.050_
|
||
_Benedetti, V., Cordioli, E., Patuzzi, F. & Baratieri, M. (2019). CO_[^2]:_Adsorption_
|
||
_study on pure and chemically activated chars derived from commercial_
|
||
|
||
```
|
||
Neuester Stand der Technik der Vergasung von Holzbiomasse in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_biomass gasifiers. Journal of CO2 Utilization,_ [^33]:_(April), 46–54._
|
||
_https://doi.org/10.1016/j.jcou.2019.05.008_
|
||
_Benedetti, V., Patuzzi, F. & Baratieri, M. (2018). Characterization of char from_
|
||
_biomass gasification and its similarities with activated carbon in_
|
||
_adsorption applications. Applied Energy,_ [^227]:_, 92–99. https://doi.org/_
|
||
_10.1016/j.apenergy.2017.08.076_
|
||
_Cordioli, Patuzzi & Baratieri. (2019). Thermal and Catalytic Cracking of_
|
||
_Toluene Using Char from Commercial Gasification Systems. Energies,_
|
||
[^12]:_(19), 3764. https://doi.org/10.3390/en12193764_
|
||
_European Biochar Foundation (2020, 1. Juni). European Biochar Certificate._
|
||
_Galhetas, M., Lopes, H., Freire, M., Abelha, P., Pinto, F. & Gulyurtlu, I. (2012)._
|
||
_Characterization, leachability and valorization through combustion of_
|
||
_residual chars from gasification of coals with pine. Waste Management,_
|
||
[^32]:_(4), 769–779. https://doi.org/10.1016/j.wasman.2011.08.021_
|
||
_Hansen, V., Müller-Stöver, D., Ahrenfeldt, J., Holm, J. K., Henriksen, U. B. &_
|
||
_Hauggaard-Nielsen, H. (2015). Gasification biochar as a valuable by-_
|
||
_product for carbon sequestration and soil amendment. Biomass and_
|
||
_Bioenergy,_ [^72]:_(1), 300–308. https://doi.org/10.1016/j.biombioe.2014.10.013_
|
||
_Klinghoffer, N. B., Castaldi, M. J. & Nzihou, A. (2012). Catalyst properties and_
|
||
_catalytic performance of char from biomass gasification. Industrial and_
|
||
_Engineering Chemistry Research,_ [^51]:_(40), 13113–13122. https://doi.org/10.1021/_
|
||
_ie3014082_
|
||
_Marchelli, F., Cordioli, E., Patuzzi, F., Sisani, E., Barelli, L., Baratieri, M., ..._
|
||
_Bosio, B. (2019). Experimental study on H_[^2]:_S adsorption on gasification char_
|
||
_under different operative conditions. Biomass and Bioenergy,_ [^126]:_(April),_
|
||
_106–116. https://doi.org/10.1016/j.biombioe.2019.05.003_
|
||
_Patuzzi, F., Prando, D., Vakalis, S., Rizzo, A. M., Chiaramonti, D., Tirler, W., ..._
|
||
_Baratieri, M. (2016). Small-scale biomass gasification CHP systems:_
|
||
_Comparative performance assessment and monitoring experiences in South_
|
||
_Tyrol (Italy). Energy,_ [^112]:_, 285–293. https://doi.org/10.1016/_
|
||
_j.energy.2016.06.077_
|
||
_Piazzi, S., Zhang, X., Patuzzi, F. & Baratieri, M. (2020). Techno-economic_
|
||
_assessment of turning gasification-based waste char into energy: A case_
|
||
|
||
Basso, Cordioli, Bonadio, Patuzzi, Dal Savio, Mimmo, Baratieri
|
||
|
||
_study in South-Tyrol. Waste Management,_ [^105]:_, 550–559. https://doi.org/_
|
||
_10.1016/j.wasman.2020.02.038_
|
||
_Runtti, H., Tuomikoski, S., Kangas, T., Lassi, U., Kuokkanen, T. & Rämö, J._
|
||
_(2014). Chemically activated carbon residue from biomass gasification as a_
|
||
_sorbent for iron(II), copper(II) and nickel(II) ions. Journal of Water Process_
|
||
_Engineering,_[^4]:_(C), 12–24. https://doi.org/10.1016/j.jwpe.2014.08.009_
|
||
|
||
## Extraktion aus Holzrückständen für
|
||
|
||
## Anwendungen in der Lebensmittel- und
|
||
|
||
## Pharmabranche
|
||
|
||
**Giovanna Ferrentino – Freie Universität Bozen**
|
||
**Nabil Haman – Freie Universität Bozen**
|
||
**Ksenia Morozova – Freie Universität Bozen**
|
||
**Matteo Scampicchio – Freie Universität Bozen**
|
||
|
||
Abstract
|
||
_Evaluiert wurde die antimikrobielle Wirkung der durch zwei verschiedene Sohxlet-_
|
||
_Extraktionstechnologien und überkritisches Kohlendioxid gewonnenen Extrakte von_
|
||
_Picea abies auf das Wachstum von Enterococcus faecalis und Streptococcus thermophilus._
|
||
_Als Technik zur Evaluierung der antimikrobiellen Wirkung wurde die isotherme Kalo-_
|
||
_rimetrie genutzt. Die Anpassung der Wärmeflusskurve des mikrobiellen Wachstums_
|
||
_erfolgte mit veränderter Gompertz-Gleichung, um die Parameter der Zeitverzögerung_
|
||
_und der Geschwindigkeit des mikrobiellen Wachstums zu erhalten. Außerdem wurden_
|
||
_die für die antimikrobielle Wirkung verantwortlichen Phenolverbindungen durch_
|
||
_Massenspektrometrie ermittelt. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass beide Extrakte, un-_
|
||
_abhängig von der verwendeten Technologie, eine ähnliche antimikrobielle Wirkung_
|
||
_aufweisen. Von den beiden Stämmen hat jedoch S. thermophilus eine höhere Resistenz_
|
||
_gegen die antimikrobielle Wirkung des Extrakts als E. faecalisgezeigt. Die für diese Wir-_
|
||
_kung verantwortlichen wichtigsten Phenolverbindungen waren Catechin, Dihydro-_
|
||
_quercetin, Astringin und Isorhapontin. Die Ergebnisse haben das Potenzial des Extrakts_
|
||
_von Picea abies als natürliches Antimikrobikum aus nachhaltigen Quellen und Alterna-_
|
||
_tive zu den aktuellen künstlichen Konservierungsmitteln verdeutlicht._
|
||
|
||
Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio
|
||
|
||
#### 1. Einleitung
|
||
|
||
_Seit der Antike hat Holz immer eine zentrale Rolle im Leben der Menschen_
|
||
_gespielt. Trotzdem seine Nutzung zu Zwecken wie z. B. der Wärmeerzeu-_
|
||
_gung, dem Waffen- oder Fahrzeugbau im Laufe der Jahre immer mehr abge-_
|
||
_nommen hat, bleibt Holz auch heute noch in vieler Hinsicht ein Material von_
|
||
_grundlegender Bedeutung, sei es beim Bau von Häusern und Möbeln oder der_
|
||
_Herstellung von Papier, Werkzeug, Kunstwerken und Musikinstrumenten._
|
||
_Während seiner Be- und Verarbeitung fallen jedoch große Mengen an Abfäl-_
|
||
_len und Nebenprodukten an. Oft haben diese Holzabfälle jedoch einen sehr_
|
||
_begrenzten wirtschaftlichen Wert. Daher besteht ein steigendes Interesse, Al-_
|
||
_ternativen für eine Wiederverwendung und Aufwertung von Holzabfällen zu_
|
||
_finden, mit denen neue Materialien und Produkte erzeugt werden können._
|
||
_Ein interessanter Ansatz für die Aufwertung dieser Nebenprodukte besteht in_
|
||
_der Extraktion bestimmter in ihnen enthaltener Verbindungen, die antimikro-_
|
||
_bielle und antioxidative Eigenschaften gezeigt haben (Salem et al., 2016;_
|
||
_Grassmann et al., 2003). Die Rinde und Äste vieler Baumarten werden seit_
|
||
_Jahrhunderten als Quelle für Aromen, Duftstoffe und Farbpigmente verwen-_
|
||
_det. Rezente Studien weisen auf ein zunehmendes Interesse der wissenschaft-_
|
||
_lichen Gemeinschaft an der Festlegung physisch-chemischer Eigenschaften_
|
||
_der Extrakte aus Holzabfällen hin (Bianchi et al., 2014; Kusumoto et al., 2014;_
|
||
_Minova et al., 2015; Sahin et al., 2017. Zum Beispiel wurde beobachtet, dass_
|
||
_Extrakte aus Kastanien- oder Kirschbaumholz antimikrobielle Eigenschaften_
|
||
_besitzen und in der Lage sind, mögliche Kontaminationen im Wein zu kon-_
|
||
_trollieren (Alañón et al., 2015). Die Baumextrakte aus dem Endopleura uchiwie-_
|
||
_sen eine hohe antimikrobielle und zytotoxische Wirkung auf (Politi et al.,_
|
||
_2011); desgleichen haben sich Extrakte aus Eukalyptusholz als sehr wirksam_
|
||
_bei der Hemmung des Wachstums von Bakterien und Hefe erwiesen (Cruz et_
|
||
_al., 2011). Vor Kurzem wurde festgestellt, dass die durch hydrodynamische_
|
||
_Kavitationstechnologie gewonnenen Extrakte aus den nadelartigen Blättern_
|
||
_des Abies alba eine starke oxidationshemmende Wirkung haben (Becvárová_
|
||
_et al., 2018)._
|
||
|
||
```
|
||
Extraktion aus Holzrückständen
|
||
```
|
||
|
||
_Unter den verschiedenen Baumarten rufen die Holzabfälle der Rottanne (Picea_
|
||
_abies) großes Interesse hervor. Es handelt sich um eine in Europa weit verbrei-_
|
||
_tete Art, die circa 38 % des Baumbestands in den europäischen Wäldern aus-_
|
||
_macht (Becvárová et al., 2018). Auf die große Verbreitung dieses Baums ist_
|
||
_auch seine starke industrielle Nutzung in verschiedenen Bereichen und somit_
|
||
_die erhebliche Menge anfallender Nebenprodukte zurückzuführen. Aufgrund_
|
||
_dieser Situation ergibt sich die Notwendigkeit, alternative Ansätze für die_
|
||
_Aufwertung und Wiederverwendung zu finden. Vor Kurzem wurde nachge-_
|
||
_wiesen,dass die Rinde der Rottanne einen hohen Gehalt an Verbindungen mit_
|
||
_oxidationshemmender Wirkung aufweist (Neiva et al., 2018). Einige Studien_
|
||
_haben nachgewiesen, dass aufgrund des hohen Hemicellulosegehalts interes-_
|
||
_sante Oligomere erzeugt werden können, die als Bestandteile oder Hilfsstoffe_
|
||
_in Produkten der nutrazeutischen und pharmazeutischen Industrie nutzbar_
|
||
_sind. Eine andere Studie hat nachgewiesen, dass aus der Rottannenrinde ge-_
|
||
_wonnenen Extrakte eine starke antimikrobielle Wirkung gegen bestimmte_
|
||
_pathogene Mikroorganismen haben wie z. B. Staphylococcus aureus, Klebsiella_
|
||
_pneumoniae und Pseudomonas aeruginosa (Tanase et al., 2018). Auch wurde eine_
|
||
_erhebliche hemmende Wirkung der aus Picea abies gewonnenen Extrakte ge-_
|
||
_gen die Mikrobenspezies des Streptococcus pneumoniae festgestellt (Vainio-_
|
||
_Kaila et al., 2015). Obwohl die antimikrobielle und oxidationshemmende Wir-_
|
||
_kung der aus Holzabfällen gewonnenen Extrakte durch veröffentlichte Ergeb-_
|
||
_nisse zahlreicher Studien bestätigt wird, ist jedoch immer noch nicht ganz_
|
||
_klar, welche Wirkung die Extraktionstechnologie und das bei der Extraktion_
|
||
_verwendete Lösungsmittel letztendlich auf die physikalischen und chemi-_
|
||
_schen Eigenschaften der erzeugten Extrakte haben. Der aus Thymus pectinatus_
|
||
_gewonnene Extrakt, zum Beispiel, nutzt Methanol als Lösungsmittel und hat_
|
||
_keine antimikrobielle Wirkung gezeigt. Eine gewisse antimikrobielle Wirkung_
|
||
_zeigte sich jedoch, als das entsprechende ätherische Öl durch Dampfdestilla-_
|
||
_tion mit einem Clevenger-Apparat gewonnen wurde (Vardar-Ünlü et al.,_
|
||
_2003). Diese Unterschiede könnten mit dem beim Extraktionsprozess verwen-_
|
||
_deten Lösungsmittel zusammenhängen. Eine von Salem et al. (2016) durchge-_
|
||
_führte Untersuchung wies hingegen eine starke antibakterielle und oxida-_
|
||
_tionshemmende Wirkung des Methanolextrakts von Picae Abies nach (Salem_
|
||
_et al., 2016)._
|
||
|
||
Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio
|
||
|
||
_Die in diesem Bereich veröffentlichten Studien verdeutlichen außerdem, dass_
|
||
_nicht nur das Lösungsmittel, sondern auch die Technologie einen erheblichen_
|
||
_Einfluss auf die funktionellen Eigenschaften der Extrakte haben kann. Zum_
|
||
_Beispiel wurde berichtet, dass die Extraktion aus Holzabfällen von Phyllanthus_
|
||
_emblica L. mit Flüssigkeiten unter Druck, unter Nutzung von Methanol als_
|
||
_Lösungsmittel, ein Extrakt mit stärkerer oxidationshemmender Wirkung er-_
|
||
_zeugt hat als die überkritische Flüssigkeitsextraktion oder die herkömmliche_
|
||
_Extraktion mit Lösungsmittel (Liu et al., 2009). Andere Arbeiten berichten hin-_
|
||
_gegen, dass die überkritische Flüssigkeitsextraktion dank niedriger Tempera-_
|
||
_turen während des Prozesses und Zusatz von Co-Lösungsmitteln wie Ethanol_
|
||
_oder Methanol die Erzeugung ätherischer Öle mit starker antimikrobieller_
|
||
_Wirkung ermöglicht hat. Extrakte aus Agarholz (Aquilaria crassna) zum Bei-_
|
||
_spiel haben das Wachstum von Staphylococcus aureus und Candida albicans ge-_
|
||
_hemmt (Wetwitayaklung et al., 2009). Darüber hinaus haben die mit überkri-_
|
||
_tischer Flüssigkeitsextraktion gewonnenen Extrakte aus Zedernholz (Eller et_
|
||
_al., 2000) und aus den Abfallprodukten von Pinus taeda (Pasquini et al., 2005)_
|
||
_und Eukalyptus eine bemerkenswerte oxidationshemmende Wirkung gezeigt_
|
||
_(González-Vila et al., 2000)._
|
||
_Auf Grundlage dieser in den verschiedenen wissenschaftlichen Arbeiten be-_
|
||
_richteten Beobachtungen haben die Autoren ihre Untersuchungen in diesem_
|
||
_Kapitel auf die Evaluierung der antimikrobiellen Wirkung von Extrakten aus_
|
||
_Abfallprodukten der Verarbeitung von Picea abies konzentriert. Zur Bewer-_
|
||
_tung der Wirkung der Extraktionstechnologie auf die Eigenschaften des er-_
|
||
_zeugten Extrakts wurden zwei verschiedene Techniken angewandt: eine_
|
||
_Soxhlet-Extraktion mit Ethanol als Lösungsmittel und eine überkritische Flüs-_
|
||
_sigkeitsextraktion mit Kohlendioxid als Lösungsmittel. Die Wahl dieser bei-_
|
||
_den Arten der Extraktion beruht im Wesentlichen auf der unterschiedlichen_
|
||
_Polarität der Lösungsmittel. Eine Soxhlet-Extraktion mit Ethanol erzeugt im_
|
||
_Allgemeinen ein Extrakt mit polaren Phenolverbindungen. Mit überkriti-_
|
||
_schem Kohlendioxid gewonnene Extrakte hingegen liefern ätherische Öle mit_
|
||
_einem höheren Gehalt an unpolaren Verbindungen (Cao et al., 2007; Caredda_
|
||
_et al., 2002). Diese beiden Extraktionstechnologien wurden auf Holzabfälle_
|
||
_von Picea abies angewandt und die gewonnenen Extrakte an zwei grampositi-_
|
||
|
||
```
|
||
Extraktion aus Holzrückständen
|
||
```
|
||
|
||
_ven Mikroorganismen getestet, und zwar Enterococcus faecalis und Streptococ-_
|
||
_cus thermophilus. Für das Monitoring der antimikrobiellen Wirkung der Ex-_
|
||
_trakte wurde die Technik der isothermen Kalorimetrie gewählt, eine innova-_
|
||
_tive Methode, die ein kontinuierliches und zu der von den Mikroorganismen_
|
||
_während ihres Stoffwechsels erzeugten Wärmemenge proportionales Signal_
|
||
_liefert._
|
||
_Außerdem wurden die Extrakte mit chromatographischen Techniken (HPLC-_
|
||
_MS) in Anwesenheit und Abwesenheit von Mikroorganismen untersucht, um_
|
||
_die für die antimikrobielle Wirkung verantwortlichen Phenolverbindungen_
|
||
_zu ermitteln._
|
||
|
||
#### 2. Materialien und Methoden
|
||
|
||
2.1 Vorbereitung der Holzabfälle
|
||
_Die Holzabfälle der Rottanne (Picea abies) wurden in Südtirol (Italien) gesam-_
|
||
_melt. Bei ihrer Ankunft im Labor wurden die Stichproben gemahlen, um ein_
|
||
_feines Pulver mit einer Körnung von 300-_[^800]: μ_m zu erhalten. Der abschlie-_
|
||
_ßende Feuchtigkeitsgehalt des Pulvers betrug 7,8 ± 1,2, während die Wasser-_
|
||
_aktivität bei 0,4 ± 0,1 lag._
|
||
|
||
2.2 Extraktion mit überkritischem Kohlendioxid
|
||
_Eine Hochdruck-Pilotanlage (Super fluidi s.r.l., Padova, Italien) wurde zur Ex-_
|
||
_traktion mit überkritischem Kohlendioxid aus Holzabfällen von Picea abies_
|
||
_verwendet. Das System besteht aus einem Extraktor und zwei gravimetri-_
|
||
_schen Separatoren. Im Extraktor befindet sich ein Edelstahlbehälter (800 ml_
|
||
_Volumen), dessen Enden mit porösen Filtern aus Edelstahl verschlossen sind._
|
||
_Eine Hochdruck-Membranpumpe (Lewa LDC - M - 9XXV1, Mailand, Italien)_
|
||
_wurde verwendet, um das Kohlendioxid in den Extraktor zu pumpen. Für die_
|
||
_Durchführung der Experimente wurden der Anlage 80 ± 1 Gramm Picea-abies-_
|
||
_Pulver zugeführt. Die Extraktionsbedingungen wurden auf Grundlage eines_
|
||
_experimentellen Plans bestimmt, in dem Druck (von 10 bis 30 MPa), Tempe-_
|
||
_ratur (von 35 bis 50 °C) und Zeit (von 10 bis 180 Minuten) definiert wurden,_
|
||
|
||
Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio
|
||
|
||
_um am Ende der Extraktion den maximalen Produktertrag zu erhalten. Als_
|
||
_Co-Lösungsmittel wurde ein Anteil von 10 % (p/p) Ethanol hinzugefügt, um_
|
||
_die Fähigkeit des Kohlendioxids zur Extraktion polarer Phenolverbindungen_
|
||
_zu erhöhen. Kohlendioxid wurde mit einem Durchfluss von 2 l/h Kohlendi-_
|
||
_oxid in die Anlage gepumpt, um eine verlängerte Kontaktdauer zwischen_
|
||
_Lösungsmittel und Stichprobe zu gewährleisten._
|
||
|
||
2.3 Extraktion mit Soxhlet-Apparat
|
||
_Die Extraktion mit Lösungsmittel wurde mit einem Soxhlet-Apparat unter_
|
||
_Anwendung von Ethanol durchgeführt. Zu diesem Zweck ließ man circa 150_
|
||
_ml Ethanol durch 10 Gramm Picea-abies-Pulver laufen. Die Extraktion dauerte_
|
||
_6 Stunden und wurde bei Siedetemperatur des Lösungsmittels durchgeführt._
|
||
|
||
2.4 Ermittlung der antimikrobiellen Wirkung der Extrakte
|
||
|
||
2.4.1 Mikrobenwachstum
|
||
_Die aus den Holzabfällen von Picea abies gewonnenen Extrakte wurden an_
|
||
_zwei grampositiven Mikroorganismen getestet, und zwar Enterococcus faecalis_
|
||
_(ATCC 29212) und Streptococcus thermophilus (ATCC 19258). Die Mikroben-_
|
||
_stämme wurden bis zum Zeitpunkt des Experiments bei -80 °C in Kulturbrühe_
|
||
_(Tryptone soy broth, TSB) und Glycerol (20:80 p/p) konserviert. Für die Expe-_
|
||
_rimente wurden die Mikrobenkulturenbei 4 °C auf einem festen Nährmedium_
|
||
_(Tryptone soy agar, TSA) konserviert und monatlich regeneriert._
|
||
|
||
2.4.2 Durch isotherme Kalorimetrie ermittelte Hemmung des
|
||
Mikrobenwachstums
|
||
_Die antimikrobielle Wirkung der Extrakte aus Picea abies auf das Wachstum_
|
||
_von E. faecalis und S. thermophilus wurde durch isotherme Kalorimetrie (Ther-_
|
||
_mal Activity Monitor, Model 421 TAM III, TA Instruments) ermittelt. Zur_
|
||
_Durchführung des Experiments wurde eine Kolonie der beiden Mikroben-_
|
||
_stämme in 10 ml Kulturbrühe (TSB) gegeben und dann für E. faecalis bei 37 °C_
|
||
_und für S. thermophilus bei 40 °C ausgebrütet. Die Inkubationszeit wurde auf_
|
||
_18 Stunden festgesetzt, um Zellen in der stationären Phase des Wachstums zu_
|
||
_erhalten. Mikrobensuspensionen mit einer Endkonzentration von 10_⁸ _KBE/ml_
|
||
_(kolonienbildende Einheiten pro ml) wurden in TSB verdünnt, um Lösungen_
|
||
|
||
```
|
||
Extraktion aus Holzrückständen
|
||
```
|
||
|
||
_mit einer Endkonzentration der Mikroben von 10_⁵ _KBE/ml zu erhalten. Auch_
|
||
_die durch überkritische Flüssigkeitsextraktion mit Soxhlet-Apparat gewonne-_
|
||
_nen Extrakte von Picea abies wurden in steriler Kulturbrühe (TSB) verdünnt._
|
||
_Dann wurden sie mit den Mikrobenkulturen vermischt und erreichten End-_
|
||
_konzentrationen von 1, 3 und 5 mg/ml. Circa 1 ml der zubereiteten Stichpro-_
|
||
_ben wurden danach in zuvor sterilisierte Reagenzbehälter aus Edelstahl gege-_
|
||
_ben, um die Analyse mit isothermer Kalorimetrie zu beginnen. Die beim_
|
||
_Mikrobenwachstum in Anwesenheit oder Abwesenheit von Extrakten_
|
||
_erzeugte Wärme wurde für 24 Stunden bei Mikrobenwachstumstemperaturen_
|
||
_überwacht. Alle Experimente wurden als Triplikat durchgeführt._
|
||
|
||
2.4.3 Ermittlung der für die antimikrobielle Wirkung der Extrakte
|
||
verantwortlichen Phenolverbindungen
|
||
_Die Phenolverbindungen der Extrakte aus Picea abies wurden durch eine Flüs-_
|
||
_sigchromatographie-Massenspektrometrie mit hoher Auflösung (HPL-MS)_
|
||
_unter Anwendung eines Q-Exactive Orbitrap HRMS (Thermo Scientific,_
|
||
_Mailand, Italien) in Kopplung mit einer UHPLC (Ultimate 300) ermittelt. Es_
|
||
_wurde eine Accucore RP-MS LC-Säule (100 mm × 2,1 mm ID, 2,6 μm) mit einer_
|
||
_Vorsäule (Thermo Scientific, Mailand, Italien) verwendet, um die Phenolver-_
|
||
_bindungen zu trennen. Die verschiedenen Massen der Verbindungen wurden_
|
||
_im Bereich von 100 bis 1.000 m/z mit einer Auflösung von 70.000 bei einem_
|
||
_Wert von 200 m/z, Gewinnkontrolle von 1·10⁶ und maximaler Injektionszeit_
|
||
_von 175 ms ausgewählt. Die Phenolverbindungen in den Extrakten wurden_
|
||
_auf Grundlage der Retentionszeit und der bei 280 nm gemessenen UV-_
|
||
_Absorption ermittelt. Die Retentionszeiten wurden mit den analytischen Stan-_
|
||
_dardzeiten verglichen. Der Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der che-_
|
||
_mischen Verbindungen und derIntegration der Fläche unter jedem Peak wur-_
|
||
_den mit der Software Compound Discoverer 2.1 (Thermo Scientific, Mailand,_
|
||
_Italien) hergestellt._
|
||
_Zur Ermittlung der für die Hemmung verantwortlichen Phenolverbindungen_
|
||
_wurden circa 5 mg Extrakt zu 1 ml Nährbrühe (TSB) in Anwesenheit und Ab-_
|
||
_wesenheit des Mikrobenstammes E. faecalis hinzugefügt, der mit einer Kon-_
|
||
_zentration von 10⁶ KBE/ml beimpft wurde. Beide Proben wurden für 24 Stun-_
|
||
_den bei 37 °C ausgebrütet. Außerdem wurde eine dritte Probe unter Zusatz_
|
||
|
||
Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio
|
||
|
||
_von 5 mg Extrakt zu 1 ml Kulturbrühe (TSB) zubereitet. Die drei Proben wur-_
|
||
_den mit einer HPLC-MS analysiert. Für die Zubereitung der Proben wurden_
|
||
_5 ml einer MeOH-Wasser-Lösung (70:30) zu 500 mg der Probe gegeben. Das_
|
||
_Gemisch wurde 5 Minuten mit einem Vortexmischer geschüttelt, 15 Minuten_
|
||
_im Ultraschallbad behandelt und bei 10.000 rpm für 15 Minuten zentrifugiert._
|
||
_Der Überstand wurde vor der Analyse mit einem 0,2-μm-Spritzenfilter gefil-_
|
||
_tert. Für jede Probe wurden drei unabhängige Extraktionen vorgenommen._
|
||
_Die Analyse wurde als Triplikat durchgeführt und die Ergebnisse als Mittel-_
|
||
_werte und Standardabweichung angegeben._
|
||
|
||
#### 3. Ergebnisse und Diskussion
|
||
|
||
3.1 Extraktion mit Soxhlet-Apparat und überkritischem
|
||
Kohlendioxid
|
||
_In diesem Abschnitt wird das mit zwei verschiedenen Technologien durchge-_
|
||
_führte Verfahren der Extraktion aus Holzabfällen des Picea abieserläutert (Ab-_
|
||
_bildung 1). Das Extraktionsverfahren mit überkritischem Kohlendioxid_
|
||
_wurde bei 45 °C und 20 MPa Druck über eine Dauer von 120 Minuten durch-_
|
||
_geführt. Am Ende des Verfahrens ergab sich ein Ertrag von 3,4 ± 0,5 % (p/p),_
|
||
_berechnet als Verhältnis zwischen der Extraktmenge in Gramm und der für_
|
||
_die Extraktion verwendeten Holzstichprobe in Gramm._
|
||
_Die Extraktion mit einem Soxhlet-Apparat wurde unter Anwendung von_
|
||
_Ethanol als Lösungsmittel durchgeführt. Die Temperatur wurde auf 76 °C ein-_
|
||
_gestellt; das Verfahren dauerte 5 Stunden. Nach Abschluss der Extraktion_
|
||
_wurde das Extrakt durch Verdampfen des Lösungsmittels gewonnen. Der_
|
||
_Ertrag belief sich auf 2,6 ± 0,7 % (p/ p)._
|
||
|
||
```
|
||
Extraktion aus Holzrückständen
|
||
```
|
||
|
||
Abb. 1 – Extraktion aus Holzabfällen des _Picea abies_ mit Soxhlet-Apparat und überkritischem
|
||
Kohlendioxid
|
||
|
||
_Die chemische Charakterisierung beider Extrakte wurde mit einer HPLC-MS_
|
||
_durchgeführt und ist in Tabelle 1 angegeben._
|
||
_Die größten Mengen sind von folgenden Phenolverbindungen vorhanden:_
|
||
_Methylbenzosesäure, Gallussäure, Catechin, Dihydroquercetin, Hydroxy-_
|
||
_pinoresinol und Isorhapontin. Diese Verbindungen wurden in beiden Extrak-_
|
||
_ten gefunden._
|
||
|
||
```
|
||
Holzabfall von Piceaabies
|
||
Feuchtigkeit = 7.8 %
|
||
Wasseraktivität = 0.40
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Prozessparameter:
|
||
Druck = 20-30 MPa
|
||
Temperatur = 40-50 °C
|
||
Zeit = 1-2 Stunden
|
||
Lösungsmittel = Kohlendioxid
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Prozessparameter:
|
||
Temperatur: 70-80 °C
|
||
Zeit: 5 Stunden
|
||
Lösungsmittel: Ethanol
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Soxhlet-Extrakt Überkritisches
|
||
Kohlendioxidextrakt
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Tabelle 1 –Chemische Charakterisierung der mit Soxhlet-Apparat und überkritischem Kohlendioxid
|
||
(SFE) gewonnenen Extrakte von Picea abies. Angepasste Tabelle aus der Arbeit von Haman et al.,
|
||
```
|
||
|
||
2019.
|
||
|
||
_Verbindung Formel [M-H]-_
|
||
_theoretisch_
|
||
|
||
```
|
||
[M-H]-
|
||
gemessen
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
SFE-
|
||
Extraktions-
|
||
bereich
|
||
1*10⁶
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Soxhlet-
|
||
Extraktions-
|
||
bereich
|
||
1*10⁶
|
||
```
|
||
|
||
[^2]:_-Methylbenzoesäure C₈H₈O₂ 135,0452 135,0450 61,8 ± 0,8 50,1 ± 0,5_
|
||
|
||
_Zimtsäure C₉H₈O₂ 147,0451 147,0452 2,03 ± 0,1 1,5 ± 0,4_
|
||
|
||
_Protocatechusäure C₇H₆O₄ 153,0193 153,0192 1,5 ± 0,1 1,1 ± 0,2_
|
||
|
||
_Cumarsäure C₉H₈O₃ 163,0401 163,0401 1,6 ± 0,1 1,3 ± 0,4_
|
||
|
||
_Gallussäure C₇H₆O₅ 169,0142_ [^1690143]: _4,1 ± 0,3_ [^3]:_,1 ± 0,5_
|
||
|
||
_Ferulasäure C₁₀H₁₀O₄ 193,0506 193,0507 0,60 ± 0,13 0,55 ± 0,12_
|
||
|
||
_(+)-Catechin C₁₅H₁₄O₆ 289,0718 289,0720 1,6 ± 0,3 0,84 ± 0,01_
|
||
|
||
_Dihydroquercetin_
|
||
_(Taxifolin)_
|
||
_C₁₅H₁₂O₇ 303,0513 303,0513 59 ± 2 42 ± 3_
|
||
|
||
_(+)-_[^6]:_-_
|
||
_Hydroxypinoresinol_
|
||
_C₂₀H₂₂O₇ 373,1293 373,1293 312 ± 23 201 ± 12_
|
||
|
||
_Astringin C₂₀H₂₂O₂ 405,1191 405,1196 16 ± 1 10 ± 2_
|
||
|
||
_Isorhapontin C₂₁H₂₄O₉ 419,1348 419,1349 432 ± 56 323 ± 15_
|
||
|
||
```
|
||
3.2 Mit isothermer Kalorimetrie beschriebenes
|
||
Mikrobenwachstum
|
||
Das Mikrobenwachstum in Anwesenheit oder Abwesenheit von Extrakten
|
||
aus Picea abies wurde durch isotherme Kalorimetrie überwacht.
|
||
Abbildung 2 (gestrichelte Linie) zeigt das typische kalorimetrische Signal, das
|
||
man beim Mikrobenwachstum erhält, wenn uneingeschränkt Luft und Nähr-
|
||
stoffe vorhanden sind. Der Wärmeflussverlauf (dq/dt in Abhängigkeit von der
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Extraktion aus Holzrückständen
|
||
```
|
||
|
||
_Zeit) weist eine charakteristische Form auf, die qualitativ durch Teilung des_
|
||
_Signals in drei unterschiedliche Phasen erklärt werden kann:_
|
||
|
||
- eine erste Phase, bestehend aus einer anfänglichen Verzögerungszeit,
|
||
während der die erzeugte Wärmemenge unerheblich ist
|
||
- eine zweite Phase, in welcher der Wärmefluss in Verbindung mit dem me-
|
||
tabolischen Zellwachstum exponentiell ansteigt
|
||
- eine dritte Phase, in der man eine schnelle Wärmeflussverringerung be-
|
||
obachten kann, sobald der Sauerstoff oder die nötigen Nährstoffe abneh-
|
||
men und das Wachstum der Mikroorganismen dadurch gehemmt wird.
|
||
|
||
Abb. 2 –Während des Mikrobenwachstums von _S. thermophilus_ bei Vorhandensein von Sauerstoff
|
||
mit einer Konzentration von 10⁷ log(KBE/ml) erzeugter Wärmefluss (durchgehende schwarze Linie).
|
||
Während des Mikrobenwachstums von _S. thermophilus_ (durchgehende blaue Linie) erzeugte
|
||
Wärme, die aus der Integration des von der Wärmeflusskurve abgegrenzten Bereichs resultiert. Rot
|
||
eingekreist sind die Anfangszeit des exponentiellen Wachstums, der Höchstwert der während des
|
||
Wachstums erzeugten Wärme und die während des Wachstums entstandene Gesamtwärme.
|
||
Außerdem sind die drei Phasen des Mikrobenwachstums dargestellt: die Verzögerungsphase, die
|
||
Phase des exponentiellen Wachstums und die darauffolgende stationäre Phase des Wachstums.
|
||
|
||
3.2.1 Ermittlung der thermokinetischen Parameter des
|
||
Mikrobenwachstums
|
||
_Abbildung 3-A zeigt die mit isothermer Kalorimetrie bei 37 °C erzielten Dia-_
|
||
_gramme des Mikrobenwachstums von S. thermophilus. Die Anfangskonzent-_
|
||
_ration der Mikrobenbelastung variiert zwischen 10_[^1] _und 10_[^7] _KBE/ml. Abbil-_
|
||
_dung 3-B zeigt hingegen die Werte der während des Mikrobenwachstums ent-_
|
||
|
||
```
|
||
0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0.4
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0.8
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
1.2
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
1.6
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
2
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
50
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
100
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
150
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
200
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
250
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0 2 4 6
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Wärme (J)
|
||
Wärmefluss (μW)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Zeit / h
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
exponentielle
|
||
Phase
|
||
stationäre
|
||
Phase
|
||
Verzögeru
|
||
ngsphase
|
||
```
|
||
|
||
Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio
|
||
|
||
_standenen Gesamtwärme, die aus der Integration des durch die Wärmefluss-_
|
||
_kurve für die verschiedenen Anfangskonzentrationen der Mikrobenbelastung_
|
||
_begrenzten Bereichs resultiert._
|
||
_Die in Abhängigkeit von der Zeit verlaufenden Wärmekurven können durch_
|
||
_die folgende veränderte Gompertz-Funktion beschrieben werden:_
|
||
|
||
𝑞𝑞(𝑡𝑡) = 𝑄𝑄𝑡𝑡𝑡𝑡𝑡𝑡 ∙ 𝑒𝑒𝑒𝑒𝑒𝑒[−𝑒𝑒𝑒𝑒𝑒𝑒(𝜇𝜇𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚 ·𝑒𝑒) ·(𝜆𝜆 − 𝑡𝑡)+[^1]:]
|
||
|
||
_wo Qtot der während des gesamten Wachstumsprozesses erzeugten Wärme_
|
||
_entspricht, die als Bereich unter der Wärmeflusskurve berechnet wird;_ λ _der_
|
||
_Verzögerungszeit entspricht, die als Anfangsperiode definiert wird, während_
|
||
_welcher die durch das Mikrobenwachstum erzeugte Wärme unerheblich ist;_
|
||
_μmax der Höchstgeschwindigkeit des Wachstums entspricht, die als größte ent-_
|
||
_lang der Wärmeflusskurve gemessene Steigung berechnet wird._
|
||
|
||
Abb. 3 – (A) Während des Wachstums von _S. thermophilus_ bei Vorhandensein von Sauerstoff mit
|
||
verschiedenen Konzentrationen von 10⁷ (a) bis 10[^1] log(KBE/ml) erzeugter Wärmefluss (g). (B)
|
||
Während des aus der Integration der von den Wärmeflusskurven begrenzten Flächen
|
||
resultierenden Mikrobenwachstums entstandene Wärme.
|
||
|
||
_Außerdem konnten anhand der Wärmeflusskurven in Abhängigkeit von der_
|
||
_Zeit der Höchstwert des Wärmeflusses (_Φ_max) und die Zeit, zu der dieser Wert_
|
||
_auftritt (tp), gemessen werden. Alle für beide Mikroorganismen angegebenen_
|
||
_Werte sind in der folgenden Tabelle angegeben (Tab. 2)._
|
||
|
||
```
|
||
0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
50
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
100
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
150
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
200
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
250
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0 5 10 15
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Wärmefluss / μW
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Zeit / h
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
a
|
||
d
|
||
b c e
|
||
f g
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0.4
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0.8
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
1.2
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
1.6
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
2
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0 5 10 15
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Wärme / J
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Zeit / h
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
a
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
A B
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Extraktion aus Holzrückständen
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Tabelle 2 –Thermokinetische Parameter aus den kalorimetrischen Kurven des Mikrobenwachstums
|
||
von S. thermophilus und E. faecalis.
|
||
```
|
||
|
||
_Mikro-_
|
||
_organismus_
|
||
|
||
```
|
||
Mikrobielle
|
||
Anfangs-
|
||
konzentra-
|
||
tion
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
100*μmax
|
||
h ̄¹
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
λ
|
||
h
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Qtot
|
||
J
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
tp
|
||
h
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Φmax
|
||
μW
|
||
```
|
||
|
||
_S. thermophilus_ [^10]:[^7] _6,7 ± 0,1ab 2,3 ± 0,2g 1,68 ± 0,31b 4,0 ± 0,4e 254 ± 12ab_
|
||
|
||
```
|
||
106 6,3 ± 0,1ab 3,5 ± 0,3f 1,69 ± 0,24b 4,7 ± 0,3de 249 ± 19ab
|
||
105 6,5 ± 0,1ab 4,8 ± 0,3e 1,61 ± 0,43c 5,8 ± 0,3d 259 ± 11a
|
||
10⁴ 6,3 ± 0,1ab 6,5 ± 0,4d 1,60 ± 0,54c 7,3 ± 0,3c 268 ± 15ab
|
||
10³ 6,1 ± 0,1ab 7,4 ± 0,3c 1,62 ± 0,61b 8,5 ± 0,4c 263 ± 25ab
|
||
10² 6,1 ± 0,1ab 8,7 ± 0,4b 1,61 ± 0,91a 10,5 ± 0,4b 239 ± 23ab
|
||
10¹ 5,5 ± 0,1c 10,9 ± 0,6a 1,63 ± 0,72b 12,3 ± 0,6a 232 ± 28b
|
||
```
|
||
|
||
_E. faecalis 10⁷ 6,1 ± 0,1a 3,1 ± 0,2f 2,38 ± 0,31ab 5,1± 0,2f 239 ± 10a_
|
||
|
||
```
|
||
10⁶ 6,3 ± 0,1a 3,4 ± 0,2f 2,38 ± 0,33ab 5,3± 0,4f 242 ± 12a
|
||
10⁵ 5,7 ± 0,2a 4,5 ± 0,3e 2,44 ± 0,22ab 6,5 ± 0,3e 245 ± 19a
|
||
10⁴ 5,5 ± 0,1b 6,4 ± 0,3d 2,76 ± 0,41b 8,2 ± 0,2d 229 ± 11a
|
||
10³ 5,1 ± 0,1b 7,7 ± 0,4c 2,29 ± 0,54ab 9,7 ± 0,3c 220 ± 15a
|
||
10² 5,2 ± 0,1b 10,7 ± 0,4b 2,94 ± 0,62a 11,5 ± 0,4b 215 ± 25a
|
||
10¹ 5,4 ± 0,1b 12,5 ± 0,4a 2,95 ± 0,89a 13,2 ± 0,4a 207 ± 23a
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
3.2.2 Zusammenhang zwischen den thermokinetischen
|
||
Parametern des Mikrobenwachstums
|
||
Tabelle 3 zeigt die Pearson-Korrelationskoeffizienten zwischen der anfängli-
|
||
chen Mikrobenkonzentration und den aus den kaloriemetrischen Kurven ge-
|
||
wonnenen und in Tabelle 2 aufgeführten Parametern. Die stärkste Korrelation
|
||
```
|
||
|
||
Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio
|
||
|
||
_wurde zwischen dem Logarithmus der Mikrobenkonzentration und der Ver-_
|
||
_zögerungszeit (_λ_) oder der Zeit beobachtet, zu welcher der höchste Wärme-_
|
||
_fluss gemessen wurde (tp), mit Pearson- Koeffizienten von_
|
||
|
||
-0.995 bzw. -0,990 (n = 7, p = 0,01).
|
||
|
||
Tabelle 3 – Pearson-Korrelationsindex zwischen der mikrobiellen Anfangskonzentration und den
|
||
thermokinetischen Parametern aus den Thermogrammen des Mikrobenwachstums. **Signifikante
|
||
Korrelation auf Level 0,01.
|
||
|
||
```
|
||
Mikrobielle
|
||
Anfangs-
|
||
konzentration
|
||
(KBE/ml)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
μmax
|
||
(h-[^1])
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
λ
|
||
(h)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Qtot
|
||
(J)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
tp
|
||
(h)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
μmax
|
||
(h-[^1])
|
||
0,632 -
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
λ
|
||
(h)
|
||
```
|
||
|
||
-0,995** -0,625 -
|
||
|
||
```
|
||
Qtot
|
||
(J)
|
||
```
|
||
|
||
-0,439 -0,358 0,402 -
|
||
|
||
```
|
||
tp
|
||
(h)
|
||
```
|
||
|
||
-0,990** -0,600 0,993** 0,497 -
|
||
|
||
```
|
||
Φmax
|
||
(μW)
|
||
0,488 0,237 -0,505 -0,740 -0,580
|
||
```
|
||
|
||
_Die Ergebnisse haben zudem gezeigt, dass die Verzögerungszeit des Mikro-_
|
||
_benwachstums im Intervall der in dieser Studie verwendeten Mikrobenkon-_
|
||
_zentrationen zwischen 10_[^1] _und 10_[^7] _KBE/ml von 2,3 ± 0,2 auf 10,9 ± 0,6 Stunden_
|
||
_signifikant gestiegen ist (p < 0,01). Die Daten zeigen eine lineare Korrelation_
|
||
_zwischen dem Logarithmus der mikrobiellen Anfangskonzentration und der_
|
||
_Verzögerungszeit des Wachstums (R_[^2] _= 0,99) mit einer Gleichung von_ λ _= -1,39_
|
||
_*C + 11,11 (C steht für log(KBE/ml)) für S. thermophilus. Ähnliche Ergebnisse_
|
||
_wurden auch für das Mikrobenwachstum von E. faecalis erzielt. Auch in die-_
|
||
_sem Fall wurde ein linearer Zusammenhang (R_[^2] _= 0,99) beobachtet, mit einer_
|
||
|
||
```
|
||
Extraktion aus Holzrückständen
|
||
```
|
||
|
||
_Gleichung von_ λ _= -1,59 *C + 19,57. Die anderen Variablen, wie die Gesamt-_
|
||
_wärme (Qtot), die Höchstgeschwindigkeit des Wachstums (μmax) und der ma-_
|
||
_ximale Wärmefluss (_Φ_max) wiesen keine Korrelation mit der anfänglichen Kon-_
|
||
_zentration der Mikrobenbelastung auf. Daher wurde die Verzögerungszeit_
|
||
_des Wachstums (_λ_) als Mikrobenwachstumsindex verwendet, um die nachfol-_
|
||
_genden Ergebnisse zu erklären, bei denen die Extrakte von Picea abies zu den_
|
||
_Mikrobenkulturen hinzugefügt wurden._
|
||
|
||
3.3 Antimikrobielle Wirkung der Extrakte von _Picea abies_
|
||
_Im Folgenden sind die Ergebnisse der antimikrobiellen Wirkung von Extrak-_
|
||
_ten aus Picea abies auf Mikrobenstämme von Streptococcus thermophilus und_
|
||
_Enterococcus faecalis aufgeführt. Es wurden zwölf Experimente im Duplikat_
|
||
_durchgeführt, um die antimikrobielle Wirkung der mit Soxhlet-Apparat und_
|
||
_überkritischem Kohlendioxid gewonnenen Extrakte (n=12) zu testen. Für jede_
|
||
_Extraktionstechnologie wurde die Verzögerungszeit des Wachstums der bei-_
|
||
_den Mikrobenstämme unter Anwendung von drei den Mikrobenkulturen zu-_
|
||
_gesetzten Extraktkonzentrationen ermittelt._
|
||
_Abbildung 4-A zeigt die für S. thermophilus erzielten Ergebnisse des Wärme-_
|
||
_flusses in Anwesenheit und Abwesenheit wachsender Konzentrationen des_
|
||
_durch das Verfahren mit überkritischem Kohlendioxid gewonnenen Extrakts_
|
||
_von Picea abies. Gleichermaßen zeigt Abbildung 4-B die Ergebnisse des Wär-_
|
||
_meflusses für den gleichen Mikroorganismus nach Zusatz wachsender Kon-_
|
||
_zentrationen des mit Soxhlet-Apparat unter Anwendung von Ethanol als Lö-_
|
||
_sungsmittel gewonnenen Extrakts. In beiden Fällen verlangsamte sich das_
|
||
_Mikrobenwachstum in Anwesenheit des Extrakts, wie die Werte der Verzöge-_
|
||
_rungszeiten (_λ_) zeigen, die bei Zusatz zunehmender Konzentrationen des Ex-_
|
||
_trakts steigen._
|
||
|
||
Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio
|
||
|
||
Abb. 4 – Thermogramme des Mikrobenwachstums von _S. thermophilus_ in Abwesenheit (a) und
|
||
Anwesenheit zunehmender Konzentrationen des Extrakts aus _Picea abies_ ((b) 1 mg/ml (c) 3 mg/ml
|
||
(d) 5 mg/ml)). Mit überkritischem Kohlendioxid (A) und Soxhlet-Extraktion (B) gewonnene Extrakte_._
|
||
|
||
_Außerdem kennzeichneten sich die in Anwesenheit des Extrakts gewonnenen_
|
||
_kalorimetrischen Kurven des Mikrobenwachstums durch einen niedrigeren_
|
||
_Wert der beim Wachstum entstandenen Wärme (Qtot) und folglich auch durch_
|
||
_einen niedrigeren Wert des maximalen Wärmeflusses (_Φ_max). Die Ergebnisse_
|
||
_deuteten auch auf eine geringere Geschwindigkeit des Mikrobenwachstums_
|
||
_bei einem Anstieg der Konzentration des Extrakts hin, dass der Mikrobenkul-_
|
||
_tur zugesetzt wird (μmax)._
|
||
_In den folgenden Tabellen sind die thermokinetischen Parameter aus den ka-_
|
||
_lometrischen Kurven für die beiden Mikroorganismen angegeben, denen die_
|
||
_mit überkritischem Kohlendioxid und Soxhlet-Apparat gewonnenen Extrakte_
|
||
_hinzugefügt wurden (Tab. 4 und 5)._
|
||
|
||
```
|
||
Extraktion aus Holzrückständen
|
||
```
|
||
|
||
Tabelle 4 –Thermokinetische Parameter aus den kalorimetrischen Kurven des Mikrobenwachstums
|
||
von _S. thermophilus_ in Anwesenheit des mit überkritischem Kohlendioxid und Soxhlet-Apparat
|
||
gewonnenen Extrakts.
|
||
|
||
_Extraktions-_
|
||
_technologie_
|
||
|
||
```
|
||
Konzentration
|
||
Extrakt
|
||
mg/mL
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
100*μmax
|
||
(h ̄¹)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
λ
|
||
(h)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Qtot
|
||
(J)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
tp
|
||
(h)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Φmax
|
||
(μW)
|
||
```
|
||
|
||
- 6,7 ± 0,1 4,8 ± 0,3 2,2 ± 0,4 6 ± 0,3 259 ± 11
|
||
|
||
_Überkritisches_
|
||
_Kohlendioxid_
|
||
|
||
```
|
||
1 5,3 ± 0,1 7,9 ± 0,7 2,5 ± 0,2 10 ± 4 144 ± 2
|
||
3 4,3 ± 0,2 8,9 ± 0,2 1,4 ± 0,4 15 ± 2 94 ± 8
|
||
5 0,8 ± 0,2 12,4 ± 0,6 1,1 ± 0,3 35 ± 2 30 ± 16
|
||
```
|
||
|
||
_Soxhlet_
|
||
|
||
```
|
||
1 5,1 ± 0,01 7,7 ± 2,0 2,1 ± 0,1 8 ± 1 189 ± 17
|
||
3 3,6 ± 0,01 8,6 ± 0,5 1,8 ± 0,1 12 ± 3 105 ± 22
|
||
5 2,8 ± 0,01 10,5 ± 0,8 1,7 ± 0,1 27 ± 1 24 ± 6
|
||
```
|
||
|
||
Tabelle 5 –Thermokinetische Parameter aus den kalorimetrischen Kurven des Mikrobenwachstums
|
||
von _E. faecalis_ in Anwesenheit des mit überkritischem Kohlendioxid und Soxhlet-Apparat
|
||
gewonnenen Extrakts.
|
||
|
||
_Extraktions-_
|
||
_technologie_
|
||
|
||
```
|
||
Konzentration
|
||
Extrakt
|
||
(mg/mL)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
100*μmax
|
||
(h ̄¹)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
λ
|
||
(h)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Qtot
|
||
(J)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
tp
|
||
(h)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Φmax
|
||
(μW)
|
||
```
|
||
|
||
- 6,0 ± 0,1 6,4 ± 0,3 2,8 ± 0,5 8 ± 1 229 ± 11
|
||
|
||
_Überkritisches_
|
||
_Kohlendioxid_
|
||
|
||
```
|
||
1 4,1 ± 0,1 11,2 ± 1,3 2,3 ± 0,3 12 ± 1 153 ± 14
|
||
3 3,6 ± 0,1 18,2 ± 0,4 2,0 ± 0,1 24 ± 2 49 ± 1
|
||
5 0,9 ± 0,4 27,7 ± 1,1 1,7 ± 0,5 37 ± 1 40 ± 13
|
||
```
|
||
|
||
_Soxhlet_
|
||
|
||
```
|
||
1 4,0 ± 0,1 8,5 ± 0,1 2,4 ± 0,2 10 ± 1 149 ± 2
|
||
3 1,5 ± 0,2 12,0 ± 0,9 2,1± 0,2 15 ± 2 42 ± 2
|
||
5 0,5 ± 0,2 24,0 ± 0,9 1,6 ± 0,1 32 ± 2 32 ± 10
|
||
```
|
||
|
||
Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio
|
||
|
||
3.3.1 Wirkung der Art und Menge des Extrakts auf das
|
||
Mikrobenwachstum
|
||
_Die Ergebnisse aus den Thermogrammen in Tabelle 4 und 5 wurden statistisch_
|
||
_analysiert, um die Wirkung (1) der Extraktkonzentration (1, 3 und 5 mg/ml),_
|
||
_(2) der Art des mit den beiden Extraktionstechnologien gewonnenen Extrakts_
|
||
_(überkritisches Kohlendioxid vs. Sohxlet) und (3) der Art des Mikroorganis-_
|
||
_mus (E. faecalis vs. S. thermophilus) zu bestimmen. Für die statistische Analyse_
|
||
_wurde die Verzögerungszeit des Mikrobenwachstums als abhängige Variable_
|
||
_gewählt. Wie zuvor gezeigt, wies diese Variable eine lineare Korrelation mit_
|
||
_dem Logarithmus der anfänglichen Mikrobenkonzentration auf. Die Ergeb-_
|
||
_nisse der statistischen Analyse sind in Tabelle 6 aufgeführt. Die wichtigste_
|
||
_Wirkung auf die Verzögerungszeit des Mikrobenwachstums wurde von der_
|
||
_Extraktkonzentration ausgeübt, die über 40 % der Gesamtvarianz ausmachte_
|
||
_(_η[^2]_). Weitere 16 % der Varianz wurden der Interaktion zwischen der Extrakt-_
|
||
_konzentration und dem Mikrobenstamm zugeordnet. Das Vorhandensein die-_
|
||
_ser Interaktion zeigt, dass der Mikrobenstamm von E. faecalis empfindlicher_
|
||
_als der Stamm E. faecalis gegenüber dem Zusatz des Extrakts von Picea abies_
|
||
_reagiert. Für jede den beiden Mikrobenkulturen zugesetzte Extraktkonzentra-_
|
||
_tion resultierten die für den Stamm E. faecalis (M=16,9, SD=7,4) beobachteten_
|
||
_Verzögerungszeiten deutlich höher als die des Stammes S. thermophilus_
|
||
_(M=9.4, SD=1.9). Diese stärkere Wirkung wird noch offensichtlicher, wenn bei-_
|
||
_den Mikrobenkulturen höhere Extraktkonzentrationen hinzugefügt wurden._
|
||
_Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass der Mikrobenstamm S. thermophilus_
|
||
_eine höhere Resistenz gegen die antimikrobielle Wirkung des Extrakts aus_
|
||
_Picea abies aufweist als der Stamm E. faecalis. Diese höhere Resistenz könnte_
|
||
_auf die Fähigkeit des Stammes S. thermophilus zurückzuführen sein, während_
|
||
_des Wachstums kleine Flocken zu bilden, die gegenüber der Wirkung des An-_
|
||
_timikrobikums weniger exponiert sind (Hardie et al., 2003). Der Stamm E._
|
||
_faecalis bildet während des Wachstums hingegen kleine Fäden, die der Wir-_
|
||
_kung des Extrakts aus Picea abies direkt ausgesetzt sind (Tenover 2006; Davies_
|
||
_et al., 2010)._
|
||
|
||
```
|
||
Extraktion aus Holzrückständen
|
||
```
|
||
|
||
Tabelle 6 – Ergebnisse der statistischen Analyse der Verzögerungszeiten des Mikrobenwachstums
|
||
(λ) in Anwesenheit unterschiedlicher Konzentrationen des mit den beiden Extraktionstechnologien
|
||
gewonnenen Extrakts.
|
||
|
||
_Abbildung 5-A zeigt die Wirkung der Konzentration des auf beide Mikroben-_
|
||
_stämme angewandten Extrakts. Diese signifikante Interaktion zwischen der_
|
||
_Art des Mikroorganismus und der Extraktkonzentration wird auch durch die_
|
||
_Ergebnisse der in Tabelle 5 aufgeführten statistischen Analyse bestätigt, bei_
|
||
_denen F(2,12) = 89,8 (p< 0,001) entspricht._
|
||
_Die Analyse zeigt, dass die Extraktionstechnologie ebenfalls eine wichtige_
|
||
_Rolle (F(1,12) = 43, p< 0,001) für das Mikrobenwachstum spielt, auch wenn die_
|
||
_Wirkung geringer ist (_η[^2] _= 4 %). Diese Wirkung ist in Abbildung 5-B darge-_
|
||
_stellt, wo die mit überkritischem Kohlendioxid gewonnenen Extrakte nur_
|
||
_dann eine höhere Wirkung haben, wenn sie auf den Mikrobenstamm E. faecalis_
|
||
_angewandt werden. Die Ergebnisse scheinen darauf hinzuweisen, dass der_
|
||
_mit überkritischem Kohlendioxid gewonnene Extrakt eine Zusammensetzung_
|
||
|
||
```
|
||
Source SS df MS F p η[^2]
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
A: S.thermophilus vs.
|
||
E. faecalis
|
||
344,78 1 344,78 394,9 <0,001 35 %
|
||
B: Überkritisches
|
||
Kohlendioxid vs.
|
||
Soxhlet
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
37,53 1 37,53 43,0 <0,001 4 %
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
C: Extrakt-
|
||
Konzentration
|
||
403,16 2 201,58 230,9 <0,001 41 %
|
||
AB: 17,00 1 17,00 19,5 <0,001 2 %
|
||
AC: 156,75 2 78,37 89,8 <0,001 16 %
|
||
BC: 3,64 2 1,82 2,1 <0,167 0,4 %
|
||
ABC: 4,57 2 2,28 2,6 <0,114 0,5 %
|
||
Fehler 10,48 12 0,87 1 %
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Gesamt 977,90 23
|
||
```
|
||
|
||
Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio
|
||
|
||
_aufweist, die ihn wirksamer gegenüber E. faecalis als gegenüber dem Mikro-_
|
||
_benstamm S. thermophilus macht. Diese Annahme wird durch die signifikante_
|
||
_Interaktion zwischen den Mikrobenstämmen und der Extraktionstechnologie_
|
||
_bestätigt (F(1,12)=19.5, p< 0,001,_ η[^2] _= 2 %)._
|
||
_Abbildung 5-C verdeutlicht für beide Extraktionstechnologien, dass die Ver-_
|
||
_zögerungszeit mit zunehmender Konzentration des der Mikrobenkultur zu-_
|
||
_gesetzten Extrakts ansteigt. Außerdem fällt die Verzögerungszeit des Mikro-_
|
||
_benwachstums bei den beiden höchsten Konzentrationen für die SFE-Techno-_
|
||
_logie deutlich höher aus als für die Soxhlet-Technologie (SOX)._
|
||
|
||
Abb. 5 – Wirkung von Extraktkonzentration, Art des Mikroorganismus und Extraktionstechnologie
|
||
auf die Verzögerungszeit des Mikrobenwachstums (λ).
|
||
|
||
_3.4_ Ermittlung der für die antimikrobielle Wirkung der Extrakte
|
||
aus _Picea abies_ verantwortlichen Phenolverbindungen
|
||
_Dieser Abschnitt erläutert die Ergebnisse, die mit dem Ziel gewonnen wur-_
|
||
_den, die für die antimikrobielle Wirkung verantwortlichen Phenolverbindun-_
|
||
_gen im Extrakt von Picea abies zu ermitteln. Zu diesem Zweck wurden zwei_
|
||
_Proben einer Mikrobenkultur aus E. faecalis (10_[^6] _KBE/ml) zubereitet, die man_
|
||
_für 24 Stunden bei 37 °C unter aeroben Bedingungen mit Zusatz der mit den_
|
||
_beiden verschiedenen Technologien gewonnenen Extrakte (5 mg/ml) wachsen_
|
||
_ließ. Dieser Mikroorganismus wurde ausgewählt, weil er in den vorherigen_
|
||
_Ergebnissen eine größere Empfindlichkeit gegenüber der antimikrobiellen_
|
||
|
||
```
|
||
7
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
12
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
17
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
22
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
27
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
1 3 5
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Verzögerungszeit / h
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Extrakt / mg/mL
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
1 3 5
|
||
Extrakt / mg/mL
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
S. thermophilus E. faecalis
|
||
Mikroorganismus
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
A B C
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Extraktion aus Holzrückständen
|
||
```
|
||
|
||
_Wirkung des Extrakts aus Picea abiesgezeigt hat. Vor und nach den 24 Stunden_
|
||
_der Inkubation wurde die Mikrobenkultur mit einer HPLC-MS untersucht,_
|
||
_um die wichtigsten Phenolverbindungen in den Extrakten zu ermitteln. Die_
|
||
_entsprechenden Ergebnisse sind in Tabelle 7 aufgeführt._
|
||
|
||
Tabelle 7 – Phenolverbindungen in einer Probe einer Mikrobenkultur von _E. faecalis_ mit einer
|
||
Konzentration von 10[^6] KBE/ml, zu der 5 mg/ml Extrakt aus _Picea abies_ hinzugefügt wurden. Die
|
||
Analyse wurde nach 24 Stunden in Abwesenheit und Anwesenheit von Mikroorganismen unter
|
||
aeroben Wachstumsbedingungen bei 37 °C mit einer HPLC-MS durchgeführt.
|
||
|
||
```
|
||
Verbindung Hemmung des
|
||
Extrakts
|
||
SFE
|
||
(%)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Hemmung des
|
||
Extrakts
|
||
Soxhlet
|
||
(%)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
2-Methylbenzoesäure 11 ± 1,3 3,6 ± 0,5
|
||
Zimtsäure 66,5 ± 3,4 26,7 ± 3,2
|
||
Protocatechusäure 66,6 ± 3,1 27,3 ± 2,2
|
||
Cumarsäure 6,3 ± 0,5 7,7 ± 1,1
|
||
Gallussäure 53,7 ± 3,2 19,4 ± 1,2
|
||
Ferulasäure 15 ± 2,3 7,3 ± 0,8
|
||
(+)-Catechin 94,4 ± 8,3 58,8 ± 4,1
|
||
Dihydroquercetin (Taxifolin) 67,8 ± 3,5 16,7 ± 1,4
|
||
(+)-6-Hydroxypinoresinol 15,1 ± 1,8 11,4 ± 1,1
|
||
Astringin 92,2 ± 5,4 73,1 ± 1,5
|
||
Isorhapontin 27,8 ± 3,2 19,8 ± 2,1
|
||
```
|
||
|
||
_Nach 24 Stunden Kontakt zwischen dem Mikrobenstamm und dem Extrakt_
|
||
_wurden signifikante Verringerungen (p < 0,05) bestimmter Phenolverbindun-_
|
||
_gen wie Catechin, Dihydroquercetin, Astringin und Isorhapontin beobachtet._
|
||
_Der Verbrauch dieser Verbindungen ist wahrscheinlich auf ihre antimikrobi-_
|
||
_elle Wirkung zurückzuführen. Die in Tabelle 6 aufgeführten Inhibitionswerte_
|
||
|
||
Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio
|
||
|
||
_weisen darauf hin, dass beide Extrakte eine antimikrobielle Wirkung haben._
|
||
_Für einige Phenolverbindungen (wie zum Beispiel Zimtsäure, Protocatechu-_
|
||
_säure und Gallussäure) war die Inhibition bei den mit überkritischem Kohlen-_
|
||
_dioxid gewonnenen Extrakten höher._
|
||
_Einige Studien haben die antimikrobielle Wirkung der Extrakte aus Picea abies_
|
||
_gegen grampositive und gramnegative Pilze und Bakterien nachgewiesen_
|
||
_(Radulescu et al., 2011; Puupponen-Pimiä et al., 2001; Rauha et al., 2000). Die_
|
||
_Extrakte wurden durch Dampfdestillation und Extraktion mit Lösungsmittel_
|
||
_gewonnen. In den Extrakten vorhandene Phenolverbindungen sind Querce-_
|
||
_tin, Kaempferol und Myricetin, die alle als hauptverantwortlich für die anti-_
|
||
_mikrobielle Wirkung ermittelt wurden (Plumed-Ferrer et al., 2013). Außerdem_
|
||
_haben verschiedene Studien bewiesen, dass die im Extrakt aus Picea abies vor-_
|
||
_handenen Phenolverbindungen, wie zum Beispiel Pinosylvin, Astringin,_
|
||
_Piceatannol, Isorhapontin und Isorhapontigenin, eine antimikrobielle Wir-_
|
||
_kung gegen gramnegative Mikroorganismen wie Salmonella und gramposi-_
|
||
_tive Bakterien wie Listeria monocytogenes, Staphylococcus epidermidis und_
|
||
_Staphylococcus aureus sowie gegen Hefepilze wie Candida tropicalis und Sac-_
|
||
_charomyces cerevisaegezeigt haben. Außerdem wurden in einer rezenten Studie_
|
||
_aus Pinus sylvestris und der Rottanne Picea abiesgewonnene Phenolverbindun-_
|
||
_gen getestet, um ihre antibakterielle Wirkung zu verdeutlichen (Metsämuuro-_
|
||
_nen et al., 2019). Es wurde nachgewiesen, dass die wichtigsten im Extrakt aus_
|
||
_Picea abies vorhandenen Phenolverbindungen wie z. B. Quercetin, Dihydro-_
|
||
_quercetin und Myricetin wiederum eine starke antimikrobielle Wirkung ge-_
|
||
_gen verschiedene Bakterien aufwiesen._
|
||
|
||
#### 4. Schlussfolgerungen
|
||
|
||
_In diesem Kapitel wurde die antimikrobielle Wirkung der aus Holzabfällen_
|
||
_von Picea abies gewonnenen Extrakte untersucht. Es wurden zwei verschie-_
|
||
_dene Extraktionstechnologien getestet: die Extraktion mit überkritischem_
|
||
_Kohlendioxid und die Extraktion mit Soxhlet-Technologie. Beide Extrakte lös-_
|
||
_ten eine höhere antimikrobielle Wirkung auf das Wachstum von E. faecalis als_
|
||
_auf das von S. thermophilus aus. Bei beiden Mikrobenstämmen kennzeichnete_
|
||
|
||
```
|
||
Extraktion aus Holzrückständen
|
||
```
|
||
|
||
_sich das Wachstum in Anwesenheit des Extrakts durch eine längere Verzöge-_
|
||
_rungszeit (_λ_), eine geringere Wärmeentwicklung (Qtot) während des Wachs-_
|
||
_tums und folglich durch niedrigere Werte des maximalen Wärmeflusses_
|
||
_(_Φ_max). Auch die Wachstumsgeschwindigkeit (μmax) sinkt mit Erhöhung des_
|
||
_der Mikrobenkultur zugesetzten Extrakts. Diese Inhibition wurde auf be-_
|
||
_stimmte Phenolverbindungen wie Catechin, Dihydroquercetin, Astringin und_
|
||
_Isorhapontin zurückgeführt, von denen nach 24-stündigem Kontakt zwischen_
|
||
_der Mikrobenkultur und dem Extrakt geringere Konzentrationen gemessen_
|
||
_wurden._
|
||
_Letztendlich liefern die in diesem Kapitel dargelegten Ergebnisse interessante_
|
||
_Perspektiven in Bezug auf die Nutzung natürlicher Extrakte aus nachhaltigen_
|
||
_Quellen als Alternative zu den synthetischen Verbindungen, die bis heute in_
|
||
_Lebensmittel-, Kosmetik- und Pharmaprodukten genutzt werden._
|
||
|
||
Literaturverzeichnis
|
||
_Salem MZM, Elansary HO, Elkelish AA, Zeidler A, Ali HM, Yessoufou K_
|
||
_(2016): In vitro bioactivity and antimicrobial activity of Picea abies and Larix_
|
||
_decidua wood and bark extracts. BioResources 11, 9421-9437._
|
||
_Grassmann J, Hippeli S, Vollmann R, Elstner EF (2003): Antioxidative properties_
|
||
_of the essential oil from Pinus mugo. J. Agric. Food Chem. 51, 7576-7582._
|
||
_Bianchi S, Gloess AN, Kroslakova I, Mayer I, Pichelin F (2014): Analysis of the_
|
||
_structure of condensed tannins in water extracts from bark tissues of Norway_
|
||
_spruce (Picea abies [Karst.]) and Silver fir (Abies alba [Mill.]) using MALDI-_
|
||
_TOF mass spectrometry. Industrial Crops and Products 61, 430-437._
|
||
_Kusumoto N, Zhao T, Swedjemark G, Ashitani T, Takahashi K, Borg-Karlson_
|
||
_A (2014): Antifungal properties of terpenoids in Picea abies against H_
|
||
_eterobasidion parviporum. For Pathol. 44, 353-361._
|
||
_Minova S, Sešķēna R, Voitkāne S, Metla Z, Daugavietis M, Jankevica L (2015):_
|
||
_Impact of pine (Pinus sylvestris L.) and spruce (Picea abies (L.) Karst.) bark extracts_
|
||
_on important strawberry pathogens. Proceedings of the Latvian Academy of_
|
||
_Sciences Section B Natural Exact and Applied Sciences 69, 62-67._
|
||
|
||
Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio
|
||
|
||
_Sahin HT, Yalcin OU (2017): Chemical Composition and Utilization of Conifer_
|
||
_Needles-A Review. Journal of Applied Life Sciences International, 1-11._
|
||
_Alañón ME, García-Ruiz A. Díaz-Maroto M, Pérez-Coello MS, Moreno-_
|
||
_Arribas M (2015): Antimicrobial and antioxidant activity of pressurized liquid_
|
||
_extracts from oenological woods. Food Control 50, 581-588._
|
||
_Politi FA, de Mello JC, Migliato KF, Nepomuceno AL, Moreira RR, Pietro RC_
|
||
_(2011): Antimicrobial, cytotoxic and antioxidant activities and determination of_
|
||
_the total tannin content of bark extracts Endopleura uchi. International journal_
|
||
_of molecular sciences 12, 2757-2768._
|
||
_Cruz JM, Domínguez JM, Domínguez H, Parajó JC (2011): Antioxidant and_
|
||
_antimicrobial effects of extracts from hydrolysates of lignocellulosic materials. J_
|
||
_Agric Food Chem 49, 2459-2464._
|
||
_Becvárová P, Horváth M, Sarapatka B, Zouhar V (2018): Dynamics of soil organic_
|
||
_carbon (SOC) content in stands of Norway spruce (Picea abies) in central Europe._
|
||
_Forest Biogeosciences and Forestry 11, 734-742._
|
||
_Neiva DM, Araújo S, Gominho J, de Cássia Carneiro A, Pereira H (2018): An_
|
||
_integrated characterization of Picea abies industrial bark regarding chemical_
|
||
_composition, thermal properties and polar extracts activity. PloS One 13,_
|
||
_e0208270._
|
||
_Tanase C, Cosarca S, Toma F, Mare A, Cosarca A, Mare A (2018): Antibacterial_
|
||
_activities of spruce bark (Picea abies L.) extract and its components against human_
|
||
_pathogens. Rev Chim. 69, 1462-1467._
|
||
_Vainio-Kaila T, Kyyhkynen A, Rautkari L, Siitonen A (2015): Antibacterial_
|
||
_Effects of Extracts of Pinus sylvestris and Picea abies against Staphylococcus_
|
||
_aureus, Enterococcus faecalis, Escherichia coli, and Streptococcus pneumoniae._
|
||
_BioResources 10, 7763-7771._
|
||
_Vardar-Ünlü G, Candan F, Sökmen A, Daferera D, Polissiou M, Sökmen M_
|
||
_(2003): Antimicrobial and antioxidant activity of the essential oil and methanol_
|
||
_extracts of Thymus pectinatus Fisch. et Mey. Var. pectinatus (Lamiaceae).J Agric_
|
||
_Food Chem. 51, 63-67._
|
||
_Liu X, Zhao M, Wang J, Luo W (2009): Antimicrobial and antioxidant activity of_
|
||
_emblica extracts obtained by supercritical carbon dioxide extraction and methanol_
|
||
_extraction. J Food Biochem 33, 307-330._
|
||
|
||
```
|
||
Extraktion aus Holzrückständen
|
||
```
|
||
|
||
_Wetwitayaklung P, Thavanapong N, Charoenteeraboon J (2009): Chemical_
|
||
_constituents and antimicrobial activity of essential oil and extracts of heartwood_
|
||
_of Aquilaria crassna obtained from water distillation and supercritical fluid_
|
||
_carbon dioxide extraction. Silpakorn University Science and Technology_
|
||
_Journal 3, 25-33._
|
||
_Eller FJ, King JW (2000): Supercritical carbon dioxide extraction of cedarwood oil: a_
|
||
_study of extraction parameters and oil characteristics. Phytochemical Analysis:_
|
||
_An International Journal of Plant Chemical and Biochemical Techniques_
|
||
_11, 226-231._
|
||
_Pasquini D, Pimenta MTB, Ferreira LH, da Silva C,Aprigio A (2005): Extraction_
|
||
_of lignin from sugar cane bagasse and Pinus taeda wood chips using ethanol–_
|
||
_water mixtures and carbon dioxide at high pressures. The Journal of_
|
||
_supercritical fluids 36, 31-39._
|
||
_González-Vila FJ, Bautista JM, Gutierrez A, Del Rio J, González A (2000):_
|
||
_Supercritical carbon dioxide extraction of lipids from Eucalyptus globulus wood._
|
||
_J. Biochem Biophys Methods 43, 345-351._
|
||
_Cao H, Xiao JB, Xu M (2007): Comparison of volatile components of Marchantia_
|
||
_convoluta obtained by supercritical carbon dioxide extraction and petrol ether_
|
||
_extraction. Journal of Food Composition and Analysis 20, 45-51._
|
||
_Caredda A, Marongiu B, Porcedda S, Soro C (2002): Supercritical carbon dioxide_
|
||
_extraction and characterization of Laurus nobilis essential oil. J Agric Food_
|
||
_Chem. 50, 1492-1496._
|
||
_Haman N, Morozova K, Tonon G, Scampicchio M, Ferrentino G (2019):_
|
||
_Antimicrobial Effect of Picea abies Extracts on E. coli Growth. Molecules 24, 22._
|
||
_Hardie JM, Whiley RA (2003): Classification and overview of the genera_
|
||
_Streptococcus and Enterococcus. Journal of Applied Microbiology. Blackwell_
|
||
_Science Ltd._
|
||
_Tenover FC (2006): Mechanisms of antimicrobial resistance in bacteria. The_
|
||
_American Journal of Medicine 119, S3-S10._
|
||
_Davies J, Davies D (2010): Origins and evolution of antibacterial resistance._
|
||
_Microbiology and molecular biology reviews 74, 417-433._
|
||
_Radulescu V, Saviu S, Chifiriu C, Oprea E, Ilies DC, Marutescu L, Lazar V_
|
||
_(2011): Chemical Composition and Antimicrobial Activity of Essential Oil from_
|
||
_Shoots Spruce (Picea abies L). Rev. Chim. 62, 69-74._
|
||
|
||
Ferrentino, Haman, Morozova, Scampicchio
|
||
|
||
_Puupponen-Pimiä R, Nohynek L, Meier C, Kähkönen M, Heinonen M, Hopia_
|
||
_A, Oksman-Caldentey KM (2001): Antimicrobial properties of phenolic_
|
||
_compounds from berries. Journal of Applied Microbiology 90, 494-507._
|
||
_Rauha JP, Remes S, Heinonen M, Hopia A, Kähkönen M, Kujala T, Pihlaja K,_
|
||
_Vuorela H, Vuorela P (2000): Antimicrobial effect of Finnish plant extracts_
|
||
_containing flavonoids and other phenolic compounds. International Journal of_
|
||
_Food Microbiology 56, 3-12._
|
||
_Plumed-Ferrer C, Väkeväinen K, Komulainen H, Rautiainen M, Smeds A,_
|
||
_Raitanen J-R, Eklund P, Willför S, Alakomi H-L, Saarela M, Wright A_
|
||
_(2013): The antimicrobial effects of wood-associated polyphenols on food_
|
||
_pathogens and spoilage organisms. International Journal of Food_
|
||
_Microbiology 164, 99-107._
|
||
_Metsämuuronen S, Siren H (2019): Bioactive phenolic compounds, metabolism and_
|
||
_properties: a review on valuable chemical compounds in Scots pine and Norway_
|
||
_spruce. Phytochem Rev. 18, 623–664._
|
||
|
||
## Nutzung von Kohle als Bodenverbesserungsmittel:
|
||
|
||
## Keim- und Phytotoxizitätstests mit Kohle aus
|
||
|
||
## Südtiroler Vergasungsanlagen
|
||
|
||
**Silvia Celletti– Freie Universität Bozen**
|
||
**Luigimaria Borruso – Freie Universität Bozen**
|
||
**Fabio Valentinuzzi– Freie Universität Bozen**
|
||
**Daniele Basso– Freie Universität Bozen**
|
||
**Francesco Patuzzi – Freie Universität Bozen**
|
||
**Marco Baratieri – Freie Universität Bozen**
|
||
**Stefano Cesco– Freie Universität Bozen**
|
||
**Tanja Mimmo– Freie Universität Bozen**
|
||
|
||
Abstract
|
||
_WOOD-UP ist ein Projekt angewandter Forschung, das darauf abzielt, konkrete und_
|
||
_brauchbare Ergebnisse mit positiven Auswirkungen auf Schlüsselbranchen der Südti-_
|
||
_roler Wirtschaft(z. B. Landwirtschaft, Energie und Umwelt) zu erzielen._
|
||
_Die jüngsten, im Rahmen dieser Forschungsarbeit erzielten Ergebnisse weisen darauf_
|
||
_hin, dass Kohle, ein aus Holzbiomasse gewonnenes Nebenprodukt aus dem Verga-_
|
||
_sungsprozess, eine wertvolle Ressource darstellen könnte, wenn sie in der Landwirt-_
|
||
_schaft als Bodenverbesserungsmittel eingesetzt wird. Derzeit sind die Eigenschaften_
|
||
_der in Südtirol erzeugten Kohle jedoch nur zu einem kleinen Teil bekannt und ihre Fä-_
|
||
_higkeit zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit bisher praktisch noch unerforscht._
|
||
_In diesem Zusammenhang wurde das Ziel dieser Studie im Wesentlichen darauf aus-_
|
||
_gerichtet, die potenzielle Phytotoxizität der in Südtirol erzeugten Kohle zu evaluieren._
|
||
_Zu diesem Zweck wurde die Kohle zunächst in chemischer Hinsicht charakterisiert. Im_
|
||
_Folgenden wurde die Wirkung der Anwendung von Kohle auf den Boden durch Nut-_
|
||
_zung pflanzlicher Spezies als Bioindikatoren in Phytotoxizitäts- und Keimtests unter-_
|
||
_sucht._
|
||
|
||
Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri, Cesco, Mimmo
|
||
|
||
#### 1. Einleitung
|
||
|
||
_Südtirol hat sich unter den verschiedenen Regionen des italienischen Staats-_
|
||
_gebiets durch den Bau zahlreicher Anlagen hervorgetan, die lokal verfügbare_
|
||
_erneuerbare Energiequellen wie Sonne, Wasser, Wind und Biomasse nutzen._
|
||
_Unter den verschiedenen Arten von Biomasse ist Holz nach Wasserkraft die_
|
||
_zweitwichtigste Energiequelle Südtirols (Fuchs & Rienzner, 2015). Zudem be-_
|
||
_stehen 44 % des Südtiroler Gebiets aus Wäldern; die Nutzung von Holz kann_
|
||
_daher als intelligente Lösung betrachtet werden, die auch mit positiven Wir-_
|
||
_kungen auf die Forstwirtschaft einhergeht._
|
||
_Die Kategorie erneuerbarer Energien hat in den letzten Jahren besondere Auf-_
|
||
_merksamkeit erregt und ihre Aufwertung ist auf die Verbreitung von Fern-_
|
||
_heizwerken zurückzuführen, die Holzbiomasse für die Erzeugung von_
|
||
_elektrischer und Wärmeenergie verwenden. Südtirol ist heute die Region mit_
|
||
_der größten Dichte an Fernheizwerken in Europa (Fuchs & Rienzner, 2015)._
|
||
_Außerdem erhält die Energieerzeugung aus Biomasse in Südtirol auch wegen_
|
||
_der schnellen Entwicklung kleiner Biomassevergasungsanlagen große Auf-_
|
||
_merksamkeit. Zum Teil handelt es sich dabei um eine Folge der Tariferhöhung_
|
||
_für Erzeuger erneuerbarer Energien, aber auch um eine Folge der Optimie-_
|
||
_rung der Vergaser, die auf Hochleistungsniveau und zu einer höheren Be-_
|
||
_triebsstabilität gebracht wurden, was diese Investition attraktiv gemacht hat_
|
||
_(Vakalis & Baratieri, 2015)._
|
||
_Die Vergasung ist ein der Pyrolyse ähnlicher Prozess; bei beiden handelt es sich_
|
||
_um thermochemische Abbauprozesse eines flüssigen oder festen Materials or-_
|
||
_ganischen Ursprungs. Im Unterschied zur Pyrolyse jedoch, die ganz ohne Sau-_
|
||
_erstoff erfolgt, findet die Vergasung unter Sauerstoffmangel bei Temperaturen_
|
||
_zwischen 750–1200 °C (Yasin et al., 2019) statt, also bei höheren Temperaturen_
|
||
_als die Pyrolyse (280–850 °C) (Gopal, Sivaram, & Barik, 2018). Aus dem Verga-_
|
||
_sungsprozess erhält man drei verschiedene Nebenprodukte: (i) ein brennbares_
|
||
_Gas, sogenanntes „Synthesegas“, dessen Zusammensetzung sehr heterogen ist_
|
||
_(man kann Kohlendioxid, Wasserdampf, verschiedene Kohlenwasserstoffe, Me-_
|
||
_than und andere Gase finden); (ii) einen Teer, bestehend aus einer Fraktion_
|
||
_schwerer Kohlenwasserstoffe, die bei Umgebungstemperatur kondensiert wer-_
|
||
_den können, und (iii) einen festen Rückstand, der als Kohle („char“) bezeichnet_
|
||
|
||
```
|
||
Nutzung der Kohle als Bodenverbesserungsmittel:
|
||
```
|
||
|
||
_wird und die inerte Fraktion des verarbeiteten Materials darstellt (Pecchi &_
|
||
_Baratieri, 2019)._
|
||
_In den letzten Jahren wurden im Südtirol über 40 kleine Vergasungsanlagen_
|
||
_installiert, in denen 13 verschiedene Vergasungstechnologien Anwendung_
|
||
_finden. Diese Anlagen produzieren jedes Jahr enorme Mengen Kohle. Diese_
|
||
_aus Vergasung gewonnene Kohle wird derzeit als Abfall behandelt, was mit_
|
||
_erheblichen wirtschaftlichen und ökologischen Kosten verbunden ist. Dieses_
|
||
_Material besitzt jedoch potenziell ähnliche chemische und physikalische Ei-_
|
||
_genschaften wie Biochar, der feste, kohlenstoffhaltige Rückstand aus der Py-_
|
||
_rolyse von Biomasse._
|
||
_Im August 2015, nach Verabschiedung des Ministerialdekrets vom 22. Juni_
|
||
_2015, veröffentlicht am 12. August desselben Jahres im Amtsblatt Nr. 186,_
|
||
_wurde Biochar offiziell als landwirtschaftlich nutzbares Bodenverbesserungs-_
|
||
_mittel zugelassen (Decreto legislativo, 29 aprile 2010, n. 75). Die Landwirte_
|
||
_können Biochar demzufolge als Bodenverbesserungsmittel einsetzen, wenn_
|
||
_sie eine Reihe physikalischer und chemischer Parameter beachten._
|
||
_Biocharfindet in vielen verschiedenen Bereichen Anwendung, unter anderem_
|
||
_im energetischen, ökologischen und landwirtschaftlichen. In der Landwirt-_
|
||
_schaft insbesondere konnte Biochar seine positive Wirkung als Bodenverbes-_
|
||
_serungsmittel unter Beweis stellen. Es verbessert die Fruchtbarkeit und er-_
|
||
_leichtert die Speicherung von Kohlenstoff im Boden und erhöht auf diese_
|
||
_Weise den Ertrag der angebauten Spezies (Hansen et al., 2015, 2017). Außer-_
|
||
_dem wird Biochar aufgrund seiner absorbierenden Eigenschaften als vielver-_
|
||
_sprechende Methode betrachtet, mit der kontaminierende Stoffe im Boden im-_
|
||
_mobilisiert und deren Bioverfügbarkeit wirksam reduziert werden kann; zu_
|
||
_solchen Stoffen gehören polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe_
|
||
_(PAK) (Waqas, Khan, Qing, Reid, & Chao, 2014) und andere potenziell toxi-_
|
||
_sche Verbindungen wie z. B. Schwermetalle (Kadmium, Blei, Kupfer und Ni-_
|
||
_ckel) (Li et al., 2016). Diese Eigenschaften haben Biochar zu einem weltweit_
|
||
_bekannten und angewandten Material gemacht, das zur Kohlenstoffbindung_
|
||
_in den Ökosystemen der Erde und Verbesserung der Klimabedingungen bei-_
|
||
_trägt (Panwar, Pawar, & Salvi, 2019). Es sollte jedoch beachtet werden, dass_
|
||
_die Anwendung von Biochar auf dem Boden, ohne vorherige angemessene_
|
||
_Analyse seiner Charakterisierung, mit beträchtlichen Risiken einer Umwelt-_
|
||
_verschmutzung einhergehen kann; denn während der Pyrolyse der Biomasse_
|
||
|
||
Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri, Cesco, Mimmo
|
||
|
||
_können sich potenziell toxische Stoffe bilden, die dann für die im Boden le-_
|
||
_benden Organismen bioverfügbar wären. Zu diesen gefährlichen Verbindun-_
|
||
_gen gehören PAK, die beiden Familien der Dioxine (DX) (d. h. polychlorierte_
|
||
_Dibenzofurane [PCDF] und, polychlorierte Dibenzo-p-dioxine [PCDD]) sowie_
|
||
_Polychlorbiphenyl (PCB) (Garcia-Perez & Metcalf, 2008)._
|
||
_Diese Studie verfolgt hauptsächlich das Ziel, die Eigenschaften der durch Ver-_
|
||
_gasung gewonnenen Kohle und ihre Wirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit_
|
||
_zu untersuchen. Im Mittelpunkt stand die Evaluierung der chemischen Eigen-_
|
||
_schaften und die Nachhaltigkeit der Südtiroler Kohle, die als Bodenverbesse-_
|
||
_rungsmittel zur Erhöhung der Fruchtbarkeit eingesetzt werden soll. Diesbe-_
|
||
_züglich hat der Blick auf die aktuelle Karte, die den Stand der Vergasungs-_
|
||
_technik in Südtirol zeigt, ermöglicht, die für die Erzeugung einer als Boden-_
|
||
_verbesserungsmittel nutzbaren Kohle vielversprechendsten Technologien_
|
||
_auszuwählen. Zudem wurde Kohle aus acht technologisch unterschiedlichen_
|
||
_Anlagen entnommen und chemisch charakterisiert. Insbesondere wurde eine_
|
||
_Elementaranlayse durchgeführt und der Aschegehalt der Kohle bestimmt. Ge-_
|
||
_messen wurden auch der Schwermetallgehalt und der Gehalt an PAK, PCB_
|
||
_und Dioxinen, um das phytotoxische Potenzial der Kohle zu evaluieren._
|
||
_Schließlich wurden Keim- und Wachstumstests zur Einschätzung der tatsäch-_
|
||
_lichen Phytotoxizität der Kohle an zwei Pflanzenarten durchgeführt, und_
|
||
_zwar Mais und Kresse, da diese eine unterschiedliche Empfindlichkeit gegen-_
|
||
_über den ermittelten toxischen Stoffen aufweisen._
|
||
|
||
#### 2. Materialien und Methoden
|
||
|
||
2.1 Ursprung und Eigenschaften der in Keim- und
|
||
Phytotoxizitätstest verwendeten Kohle
|
||
_Die Kohle entstammt Südtiroler Vergasungsanlagen, die repräsentativ für die_
|
||
_Monitoring-Kampagne ausgewählt wurden; aus Gründen der Vertraulichkeit_
|
||
_wurden die Technologien mit Großbuchstaben benannt, also von Technologie_
|
||
_A bis Technologie H. Die Kohle wurde in den Labors für Biobrennstoffe und_
|
||
_Bioenergie der Freien Universität Bozen chemisch charakterisiert._
|
||
|
||
```
|
||
Nutzung der Kohle als Bodenverbesserungsmittel:
|
||
```
|
||
|
||
_Der Aschegehalt wurde nach UNI EN ISO 18122:2016 bestimmt. Die Ele-_
|
||
_mentaranalyse wurde nach UNI EN ISO 16948:2015 durchgeführt. Außerdem_
|
||
_wurde der Gehalt verschiedener toxischer Stoffe untersucht, darunter PAK_
|
||
_(Methode: MI-03 Rev. 13 2016), PCB und Dioxine (Methode: EPA 1668C 2010)_
|
||
_sowie Schwermetalle (UNI EN 16174:2012 und UNI EN ISO 17294-2:2016), die_
|
||
_in der Kohle enthalten sind._
|
||
|
||
2.2 Wachstum von Maispflanzen
|
||
_Auf einem mit 0,5 mM CaSO_[^4]: _befeuchteten Filterpapier ließ man Samen der_
|
||
_Maispflanze (Zea mays L.) im Dunkeln keimen. Nach vier Tagen wurden mög-_
|
||
_lichst homogene Sämlinge in Gefäße mit 10 cm Durchmesser gesetzt; dann ließ_
|
||
_man sie fünf Wochen in einer Klimakammer unter kontrollierten Bedingun-_
|
||
_gen wachsen (14/10 Stunden Licht/Dunkelheit, 24/19 °C, 70 % relative Feuch-_
|
||
_tigkeit und 250 mmol m-_[^2] _s-_[^1] _Lichtintensität). Die Gefäße wurden mit lehmig-_
|
||
_sandigem Agrarboden gefüllt, der einem experimentellen Weinberg in der_
|
||
_Nähe von Meran (BZ), im Norden der Provinz Bozen, entnommen und dann_
|
||
_getrocknet und durch ein 4-mm-Sieb passiert wurde. Im Zeitraum des Expe-_
|
||
_riments wurde die Bodenfeuchtigkeit bei 60 % der Wasserretentionskapazität_
|
||
_gehalten; zu diesem Zweck wurden die Gefäße alle zwei Tage gewogen und_
|
||
_bei Bedarf mit Leitungswasser gegossen._
|
||
|
||
2.3 Wachstumstest
|
||
_Für die Phytotoxizitätstests mit Maispflanzen wurden drei verschiedene Ar-_
|
||
_ten von Kohle (aus den Technologien B, F und H) aufgrund ihrer chemischen_
|
||
_Eigenschaften ausgewählt. Vor der Saat wurde der Boden mit den drei ver-_
|
||
_schiedenen Arten von Kohle in jeweils zwei verschiedenen Konzentrationen_
|
||
_vermischt: 8,5 e 17 gchar kgBoden-_[^1]_. Diese Konzentrationen wurden ausgewählt,_
|
||
_weil sie den auf dem experimentellen Feld verwendeten Konzentrationen ent-_
|
||
_sprachen. Für jede Behandlung wurden fünf biologische Replikate vorberei-_
|
||
_tet. Außerdem wurden fünf Gefäße ohne Zusatz von Kohle als Kontrollgefäße_
|
||
_vorbereitet. Insgesamt wurden also 35 Gefäße befüllt._
|
||
_Am Ende des Experiments nahm man Proben der Blätter, die dazu von den_
|
||
_Wurzeln getrennt wurden, und Proben des rhizosphärischen Bodens. Der ge-_
|
||
_samte Boden in den Gefäßen wurde als rhizosphärisch betrachtet, da diese_
|
||
|
||
Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri, Cesco, Mimmo
|
||
|
||
_komplett durchwurzelt waren. Der rhizosphärische Boden und die Blattge-_
|
||
_webe wurden dann bei 65 °C im Ofen getrocknet, bis sie ein konstantes Ge-_
|
||
_wicht erreichten, und danach für die späteren Untersuchungen aufbewahrt._
|
||
|
||
2.4 Ermittlung des Chlorophyllgehalts
|
||
|
||
_Während des Wachstums der Maispflanzen wurde jede Woche mit einem_
|
||
_tragbaren, nicht-destruktiven Gerät, einem sogenannten SPAD (Akronym für_
|
||
_„Soil Plant Analytical Development“) (SPAD - 502 Plus, Minolta, Osaka, Japan)_
|
||
_der Chlorophyllgehalt bestimmt. Für jede Behandlung wurden fünf Messungen,_
|
||
_eine für jede Pflanze, am jüngsten, vollständig expandierten Blatt durchgeführt,_
|
||
_dann der Mittelwert genommen und als SPAD-Index angegeben._
|
||
|
||
2.5 Analyse der Konzentrationen von Makro- und
|
||
Mikronährstoffen in den Blättern
|
||
|
||
_Die getrockneten Blätter der Maispflanzen wurden fein gemahlen und mit einer_
|
||
_Kugelmühle (Mixer Mill, MM400, RETSCH, Italien) homogenisiert. Ungefähr_
|
||
_0,3 g jeder Probe wurden unter Anwendung eines Mikrowellenaufschlussys-_
|
||
_tems mit einer Reaktionskammer mit konzentrierter ultrapurer Salpetersäure_
|
||
_(650 ml L-_[^1]_; Carlo Erba, Mailand, Italien) mineralisiert (UltraWAVE, Milestone,_
|
||
_Shelton, CT, USA). Die Konzentrationen der Makro- und Mikronährstoffe wur-_
|
||
_den dann durch ICP-OES-Analyse bestimmt (Arcos Ametek, Spectro, Deutsch-_
|
||
_land); dabei wurden Tomatenblätter (SRM 1573a) und Spinatblätter (SRM 1547)_
|
||
_als zertifiziertes externes Bezugsmaterial verwendet._
|
||
|
||
2.6 Analyse des pH-Werts des rhizosphärischen Bodens
|
||
|
||
_Eine Bodendispersion in destilliertem Wasser, zubereitet im Verhältnis Bo-_
|
||
_den/Wasser von 1:2,5 Gewicht/Volumen, wurde zuerst geschüttelt und dann_
|
||
_für 30 Minuten ruhen gelassen. Der pH-Wert des Bodens der Rhizosphäre_
|
||
_wurde potentiometrisch mit einem pH-Meter gemessen, indem die Elektro-_
|
||
_den in die klare Lösung eingetaucht wurden._
|
||
|
||
```
|
||
Nutzung der Kohle als Bodenverbesserungsmittel:
|
||
```
|
||
|
||
2.7 Keimtest mit Kresse
|
||
_Für die Keimtests wurden gewöhnliche Kressesamen (Lepidium sativumL.), eine_
|
||
_gegenüber Phytotoxinen sehr empfindliche Pflanzenart, verwendet. Die Samen_
|
||
_wurden für circa eine Stunde in ein Bad mit destilliertem Wasser gelegt; der_
|
||
_gesamte Test wurde in Konformität mit der Norm UNI 10780:1998 durchge-_
|
||
_führt. Kurz gesagt, zehn Samen wurden in Petrischalen zu 100 mm auf eine_
|
||
_Schicht aus Filterpapier (90 mm, Whatman 41, aschefrei) gelegt. Dann wurden_
|
||
_1,2 mL Kohleextrakte in Wasser hinzugefügt und gleichzeitig einige Kontroll-_
|
||
_proben zubereitet, bei denen das Extrakt durch destilliertes Wasser ersetzt_
|
||
_wurde. Die Kohle wurde dabei mit destilliertem Wasser behandelt (Extraktions-_
|
||
_verhältnis 1:20 Gewicht/Volumen), zwei Stunden geschüttelt, bei 5.000 g zentri-_
|
||
_fugiert und durch Spritzenfilter mit 0,45-μm-Poren gefiltert. Die Petri-Schalen_
|
||
_wurden mit Parafilm versiegelt, mit Aluminiumfolie abgedeckt und für 24 Stun-_
|
||
_den bei 25 °C inkubiert. Nach der Inkubationszeit wurde die Anzahl der ge-_
|
||
_keimten Samen und deren Wurzellänge bestimmt, sowohl für die Petrischalen_
|
||
_mit den wässrigen Kohleextrakten als auch für die Kontrollen. Jede Behandlung_
|
||
_wurde zehnmal repliziert. Zur Berechnung des Keimindex (GI) wurde der Quo-_
|
||
_tient zwischen dem Mittelwert der Anzahl gekeimter Samen einer Behandlung_
|
||
_und dem Quotienten der Kontrollgruppe mit dem Mittelwert der Wurzellänge_
|
||
_der gekeimten Samen einer Behandlung und dem der Kontrollgruppe multipli-_
|
||
_ziert; daraus ergibt sich folgende Formel:_
|
||
|
||
```
|
||
𝐺𝐺𝐺𝐺 =
|
||
𝐴𝐴𝐺𝐺𝐴𝐴𝑏𝑏𝑏𝑏ℎ𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑏𝑏𝑎𝑎𝑎𝑎 𝑥𝑥 𝐿𝐿𝐴𝐴𝐿𝐿𝑏𝑏𝑏𝑏ℎ𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑏𝑏𝑎𝑎𝑎𝑎
|
||
𝐴𝐴𝐺𝐺𝐴𝐴𝐾𝐾𝐾𝐾𝑎𝑎𝑎𝑎𝐾𝐾𝐾𝐾𝑎𝑎𝑎𝑎𝑏𝑏 𝑥𝑥 𝐿𝐿𝐴𝐴𝐿𝐿𝐾𝐾𝐾𝐾𝑎𝑎𝑎𝑎𝐾𝐾𝐾𝐾𝑎𝑎𝑎𝑎𝑏𝑏
|
||
```
|
||
|
||
_wobei_
|
||
_AGS = Anzahl gekeimter Samen;_
|
||
_LSW = Mittlere Wurzellänge der gekeimten Samen (mm)._
|
||
|
||
2.8 Statistische Analyse
|
||
_Die Ergebnisse werden als Mittelwert von mindestens fünf biologischen Rep-_
|
||
_likaten ± Standardfehler (SF) dargestellt. Es wurde eine einfaktorielle Va-_
|
||
_rianzanalyse (One way ANOVA) mit der Version SigmaPlot 12.0 (Systat Soft-_
|
||
_ware, Inc., San Jose, CA, USA) durchgeführt; die Mittelwerte wurden auf_
|
||
|
||
Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri, Cesco, Mimmo
|
||
|
||
_Grundlage des Turkey-Tests verglichen. Verschiedene Buchstaben stehen für_
|
||
_statistisch unterschiedliche Werte (P < 0,05)._
|
||
|
||
#### 3. Ergebnisse und Diskussion
|
||
|
||
3.1 Chemische Charakterisierung der Kohle
|
||
|
||
_Die Kohleproben wurden acht in Südtirol installierten repräsentativen Tech-_
|
||
_nologien entnommen (mit den Großbuchstaben A–H bezeichnet) und dann in_
|
||
_chemischer Hinsicht charakterisiert. Tabelle 1 und 2 enthalten die Ergebnisse_
|
||
_der an der Kohle durchgeführten Untersuchungen._
|
||
|
||
Tabelle 1 – Analyse des Aschegehalts und Elementaranalyse der mit unterschiedlichen
|
||
Technologien gewonnenen Kohle
|
||
|
||
C = Kohlenstoff; H = Wasserstoff; N = Stickstoff; O = Sauerstoff; PCI = Unterer Heizwert.
|
||
|
||
Tabelle 2 – Gehalt an PAK, PCB, Dioxinen (DX) und Schwermetallen* der Kohle
|
||
|
||
Cd = Kadmium; Cr = Chrom; Zn = Zink; TEQ = Toxizitätsäquivalent (steht für die Gesamtkon-
|
||
zentration einer Verbindungsfamilie); *überschreitet die Grenzwerte (D. lgs., 29 aprile 2010, n. 75).
|
||
|
||
```
|
||
Nutzung der Kohle als Bodenverbesserungsmittel:
|
||
```
|
||
|
||
_Hinsichtlich der Daten in Tabelle 1, setzt die italienische Gesetzgebung (D._
|
||
_lgs.,_ [^29]: _aprile 2010, n. 75) einen Grenzwert für den Molquotienten von Was-_
|
||
_serstoff (H) und Kohlenstoff (C) fest. Dieser Wert darf maximal 0,7 betragen._
|
||
_In Anbetracht der in dieser Tabelle aufgeführten Werte hielten alle Kohlepro-_
|
||
_ben diesen Grenzwert ein, da ihre Molquotienten für H/C im Intervall zwi-_
|
||
_schen 0,02 und 0,22 lagen._
|
||
|
||
_In Tabelle 2 sind nur die Schwermetalle (Cd, Cr und Zn) angegeben, die in_
|
||
_den untersuchten Kohleproben die Grenzwerte der italienischen Gesetz-_
|
||
_gebung überschritten (D. lgs., 29 aprile 2010, n. 75). Insbesondere für Verbin-_
|
||
_dungen wie PAK, PCB, Dioxine und Schwermetalle sind vom Gesetz folgende_
|
||
_Grenzwerte vorgegeben, (D. lgs., 29 aprile 2010, n. 75; D. lgs., 3 aprile 2006, n._
|
||
_152), wobei TS für Trockensubstanz steht:_
|
||
|
||
- PAK (Σ16 Moleküle) < 6 mg kg TS-[^1];
|
||
- PCB < 0,06 mg kg TS-[^1];
|
||
- Dioxine < 10 ng I-TEQ kg TS-[^1]
|
||
- Cd < 1,5 mg kg TS-[^1];
|
||
- Cr < 0,5 mg kg TS-[^1];
|
||
- Zn < 500 mg kg TS-[^1]
|
||
|
||
_Aus den Werten in Tabelle 2 ist klar ersichtlich, dass nur der PAK-Gehalt der_
|
||
_Kohle der Technologie C unter dem Grenzwert lag (D. lgs., 3 aprile 2006, n._
|
||
_152), während alle anderen Kohleproben die Grenzwerte überschritten, teils_
|
||
_bis zu einem Dreifachen. Im Gegensatz dazu hielten alle untersuchten_
|
||
_Kohleproben die Grenzwerte der italienischen Gesetzgebung (D. lgs., 3 aprile_
|
||
_2006, n. 152) für die PCB- und Dioxinkonzentrationen ein._
|
||
_Wenn man die Schwermetalle betrachtet (nicht aufgeführte Daten), wiesen_
|
||
_sieben Kohleproben Cd-Konzentrationen zwischen 1,8 und 13,4 mg kgTS-_[^1] _auf._
|
||
_Nur vier Technologien (C, F, G und H) entsprachen den gesetzlichen Grenz-_
|
||
_werten (D. lgs., 29 aprile 2010, n. 75) für Cd. Der Gehalt an Cr in den Kohle-_
|
||
_proben lag, mit Ausnahme der mit der Technologie G gewonnenen Kohle,_
|
||
_zwischen 0,7 und 15,5 mg kg TS-_[^1] _und somit nicht unter dem gesetzlichen_
|
||
_Grenzwert (D. lgs., 29 aprile 2010, n. 75). Die Kohleproben der Technologien A,_
|
||
_B, C und H überstiegen außerdem die gesetzlichen Grenzwerte (D. lgs.,29 aprile_
|
||
_2010, n. 75) für Zn, wobei die Werte zwischen 511,1 und 1317,0 mg kg TS-_[^1] _lagen._
|
||
|
||
Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri, Cesco, Mimmo
|
||
|
||
_Zusammenfassend kann man also sagen, dass keine Kohleprobe vollständig_
|
||
_den Grenzwerten der italienischen Gesetzgebung entspricht (D. lgs., 29 aprile_
|
||
_2010, n. 75; D. lgs., 3 aprile 2006, n. 152), auch wenn die Werte der mit den_
|
||
_Technologien C und G gewonnenen Kohle diesen Grenzwerten am nächsten_
|
||
_kommen. Diese Ergebnisse zeigen also, dass die durch Vergasung gewonnene_
|
||
_Kohle nicht direkt auf den Boden angewendet werden kann; es ist daher eine_
|
||
_Nachbehandlung der Kohle erforderlich, damit dieses Nebenprodukt in der_
|
||
_Landwirtschaft genutzt werden kann._
|
||
|
||
3.2 Wirkung der Kohle auf das Wachstum der Maispflanzen:
|
||
Gehalt an Chlorophyll und an Makro- und
|
||
Mikronährstoffen in den Blättern
|
||
_Der Phytotoxizitätstest wurde mit Maispflanzen durchgeführt; die zuverläs-_
|
||
_sig gemessene physiologische Variable ist die Änderung des Chlorophyllge-_
|
||
_halts, die mit einem SPAD-Gerät gemessen wurde. Dieses biologische Experi-_
|
||
_ment half zu überprüfen, ob die drei verschiedenen ausgewählten Kohlepro-_
|
||
_ben (B, F und H) relevante negative Wirkungen auf die Maispflanzen haben._
|
||
_Abbildung 1 zeigt die während des Phytotoxizitätsexperiments gemachten_
|
||
_Fotos der Maispflanzen._
|
||
_Tabelle 3 enthält die Mittelwerte des in vier verschiedenen aufeinanderfolgen-_
|
||
_den Wochen gemessenen Chlorophyllgehalts in den Blättern der Maispflan-_
|
||
_zen. Abbildung 2 zeigt die am Ende des Topfexperiments registrierten SPAD-_
|
||
_Werte (nach fünf Wochen des Wachstums). Die Behandlungen wurden mit_
|
||
_dem Begriff „Char“ etikettiert, gefolgt von einem Kleinbuchstaben, der die im_
|
||
_Test verwendete Kohleprobe angibt (F. B und H), und von einer Zahl (2,5_
|
||
_und 5), die sich auf die Dosis der mit dem Boden vermischten Kohle bezieht_
|
||
_(8,5 bzw. 17 gchar kgBoden-_[^1]_)._
|
||
_Während des Wachstums zeigten die Maispflanzen keine sichtbaren Toxizi-_
|
||
_tätssymptome. Der als SPAD-Index gemessene Chlorophyllgehalt in den Blät-_
|
||
_tern kennzeichnete sich jedoch durch einige Unterschiede. Die Pflanzen der_
|
||
_Kontrollgruppe wiesen am 09.05.18 die höchsten SPAD-Werte und am_
|
||
_26.04.18 die niedrigsten auf, während am 18.04.18 und 30.04.18 bei keiner der_
|
||
_Pflanzen der verschiedenen Behandlungen eine signifikante Änderung des_
|
||
_Chlorophyllgehalts zu bemerken war. Die auf dem mit den Kohleproben H_
|
||
|
||
```
|
||
Nutzung der Kohle als Bodenverbesserungsmittel:
|
||
```
|
||
|
||
_und F vermischten Boden gewachsenen Pflanzen wiesen nur am 09.05.18_
|
||
_Werte auf, die zwischen denen der Kontrollpflanzen und denen der auf Boden_
|
||
_mit Zusatz der Kohle B gewachsenen Pflanzen lagen, unabhängig von der an-_
|
||
_gewandten Kohledosis._
|
||
|
||
Abb. 1 – Phytotoxizitätstest mit Maispflanzen. Im Laufe der Wachstumsphase wurden einige
|
||
Pflanzen unterschiedlichen Konzentrationen von drei verschiedenen, mit den Technologien F, B
|
||
und H gewonnenen Kohleproben ausgesetzt, die mit dem Boden vermischt wurden, während
|
||
andere als Kontrolle dienten.
|
||
|
||
_Am 26.04.18 wiesen die Pflanzen der Kohle F 5 unter allen den höchsten_
|
||
_SPAD-Wert auf (Tab. 3)._
|
||
_Am Ende des Experiments waren die SPAD-Werte des Chlorophyllgehalts in_
|
||
_den Blättern der Pflanzen nach der Behandlung mit der Kohle aus den drei_
|
||
_Proben deutlich niedriger (um circa 40 %) als die des Chlorophyllgehalts in_
|
||
_den Blättern der Kontrollpflanzen, ohne jedoch erhebliche Differenzen zwi-_
|
||
_schen den Behandlungen und den Dosierungen aufzuweisen (Abb. 2)._
|
||
_Diese Ergebnisse stimmen jenen von Liu et al., 2016, überein (Liu A, Tian D,_
|
||
_Xiang Y, 2016). Diese Autoren wiesen eine offensichtlich fördernde Wirkung_
|
||
|
||
Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri, Cesco, Mimmo
|
||
|
||
_des Zusatzes von Kohle zum Boden auf das Chlorophyll einer Heilpflanze_
|
||
_(Salvia miltihorriza Bunge) während der mittelfristigen Wachstumsphase und_
|
||
_eine recht große Verringerung in der darauffolgenden Phase nach._
|
||
|
||
Tabelle 3 – SPAD-Messungen während des Phytotoxizitätsexperiments mit Mais als pflanzlicher
|
||
Bioindikator. Die Daten stellen die Mittelwerte ± SF (Standardfehler) von fünf unabhängigen
|
||
Pflanzen für jede Behandlung dar. Unterschiedliche Buchstaben stehen für statistisch
|
||
unterschiedliche Werte (P < 0,05) in jeder Kolonie.
|
||
|
||
Abb. 2 – SPAD-Messungen am Ende des Phytotoxizitätsexperiments mit Mais als pflanzlicher
|
||
Bioindikator. Die Daten stellen die Mittelwerte ± SF (Standardfehler) von fünf unabhängigen
|
||
Pflanzen für jede Behandlung dar. Verschiedene Buchstaben stehen für statistisch unterschiedliche
|
||
Werte (P < 0,05)
|
||
|
||
_Untersucht wurde auch der Makro- und Mikronährstoffgehalt (Abb. 3 und 4)_
|
||
_der Maisblätter, um zu evaluieren, ob der Kohlezusatz die Versorgung der_
|
||
_Pflanzen mit Mineralstoffen beeinflussen kann._
|
||
|
||
```
|
||
Nutzung der Kohle als Bodenverbesserungsmittel:
|
||
```
|
||
|
||
Abb. 3 –Konzentrationen von Makronährstoffen (mg g-[^1]) in den Blättern der Maispflanzen am Ende
|
||
der experimentellen Periode des Phytotoxizitätstests, der insgesamt fünf Wochen ab dem Zeitpunkt
|
||
der Umpflanzung der Sämlinge in die Gefäße dauerte; diese Gefäße enthielten den mit zwei
|
||
verschiedenen Konzentrationen (2,5 = 8,5 gcharkgBoden
|
||
|
||
-1; 5 = 17 gcharkgBoden
|
||
-1) der drei verschiedenen
|
||
Kohlenproben (F, B und H) versetzten Boden. Die Daten stellen die Mittelwerte ± SF
|
||
(Standardfehler) von fünf unabhängigen Pflanzen für jede Behandlung dar. Verschiedene
|
||
Buchstaben stehen für statistisch unterschiedliche Werte (P < 0,05)
|
||
|
||
Abb. 4 – Konzentrationen von Mikronährstoffen (mg g-[^1]) in den Blättern der Maispflanzen am Ende
|
||
der experimentellen Periode des Phytotoxizitätstests, der insgesamt fünf Wochen ab dem Zeitpunkt
|
||
der Umpflanzung der Sämlinge in die Gefäße dauerte; diese Gefäße enthielten den mit zwei
|
||
verschiedenen Konzentrationen (2,5 = 8,5 gcharkgBoden
|
||
|
||
-1; 5 = 17 gcharkgBoden
|
||
-1) der drei verschiedenen
|
||
Kohlenproben (F, B und H) versetzten Boden. Die Daten stellen die Mittelwerte ± SF
|
||
(Standardfehler) von fünf unabhängigen Pflanzen für jede Behandlung dar. Verschiedene
|
||
Buchstaben stehen für statistisch unterschiedliche Werte (P < 0,05)
|
||
|
||
Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri, Cesco, Mimmo
|
||
|
||
_Jede für dieses Experiment verwendete Kohleprobe verursachte im Vergleich_
|
||
_zur Kontrollgruppe eine signifikante Verringerung der Konzentration des_
|
||
_Makronährstoffs Magnesium (Mg) in den Maisblättern, unabhängig von der_
|
||
_mit dem Boden vermischten Kohledosis. Der gleiche Verlauf wurde auch für_
|
||
_Kalzium (Ca) beobachtet, jedoch in signifikantem Maße nur für die Kohlen B_
|
||
_und H in Dosis 5. Für Schwefel (S) wurden hingegen keine statistisch signifi-_
|
||
_kanten Differenzen zwischen der Kontrollgruppe und anderen Kohleproben_
|
||
_festgestellt. Die Konzentration von Phosphor (P) in den Blättern sank nur_
|
||
_dann erheblich, wenn dem Boden im Vergleich zur Kontrollgruppe die Kohle_
|
||
_F 5 zugesetzt wurde (Abb. 3)._
|
||
_Das Vorhandensein der dem Boden beigemischten Kohle beeinflusste auch_
|
||
_die Konzentration der Mikronährstoffe der Maisblätter (Abb. 4). Die Konzent-_
|
||
_ration von Kupfer (Cu), zum Beispiel, sank im Vergleich zur Kontrollgruppe_
|
||
_deutlich bei Behandlung des Bodens mit allen Kohletypen außer H 2,5, unab-_
|
||
_hängig von der Dosis. Das gleiche geschah mit Eisen (Fe); in diesem Fall war_
|
||
_die Wirkung der Dosis jedoch signifikant. Die Kontrollpflanzen und die Pflan-_
|
||
_zen der Kohle H 2,5 wiesen die höchsten Eisenkonzentrationen auf, während_
|
||
_alle anderen Pflanzen, die auf einem mit anderen Kohleproben versetzten Bö-_
|
||
_den gewachsen waren, durch eine deutlich niedrigere Eisenkonzentration ge-_
|
||
_kennzeichnet waren. Für Mangan (Mn) wurde eine deutliche Verringerung_
|
||
_bei der Kohle F 2,5 im Vergleich zur Kohle H 2,5, und für Zink (Zn) eine deut-_
|
||
_liche Verringerung bei der Kohle F 5 im Vergleich zur Kontrollgruppe beo-_
|
||
_bachtet._
|
||
_Zusammengefasst weisen die Ergebnisse vor allem eine Verringerung des Ge-_
|
||
_halts an Mg, Cu und Fe infolge des Zusatzes der Kohle zum Boden nach. Es_
|
||
_wurden jedoch kein sichtbarer Mangel dieser oder anderer Nährstoffe auf_
|
||
_Ebene der Blätter festgestellt und die Biomasse wurde nicht sichtbar reduziert._
|
||
_Es scheint daher, dass die vorliegenden Evidenzen einige Studien, die eine_
|
||
_positive Wirkung der Anwendung von Kohle in Hinblick auf eine bessere_
|
||
_Aufnahme und Nutzungseffizienz von Nährstoffen durch die Pflanze aufzei-_
|
||
_gen, nicht eindeutig bestätigen können (Abebe, Endalkachew, Mastawesha, &_
|
||
_Gebermedihin, 2012; Prapagdee & Tawinteung, 2017)._
|
||
|
||
```
|
||
Nutzung der Kohle als Bodenverbesserungsmittel:
|
||
```
|
||
|
||
3.3 Wirkung der Kohle auf den pH-Wert des Bodens
|
||
_Abbildung5 zeigt den pH-Wert, der im Boden der Kontrollgruppe und in den_
|
||
_verschiedenen Wachstumssubstraten festgestellt wurde, auf denen die Mais-_
|
||
_pflanzen für fünf Wochen angebaut wurden; diese Substrate wurden durch_
|
||
_Mischung des Bodens mit den verschiedenen Konzentrationen der Kohle F, B_
|
||
_und H erzielt._
|
||
_In der Literatur ist bekannt, dass die beim Vergasungsprozess erreichten ho-_
|
||
_hen Temperaturen die physikalischen und chemischen Eigenschaften der er-_
|
||
_zeugten Kohle stark beeinflussen (Al-Wabel, Al-Omran, El-Naggar, Nadeem,_
|
||
_& Usman, 2013; Zhao, Cao, Mašek, & Zimmerman, 2013). Der pH-Wert ist_
|
||
_zum Beispiel generell alkalisch (Lehmann, 2007). Aufgrund dieser Tatsache_
|
||
_hat der Zusatz unterschiedlicher Kohleproben zum Boden auch in dieser Stu-_
|
||
_die den pH-Wert des Bodens um bis zu zwei Einheiten erhöht (Abb. 5). Die_
|
||
_im Boden erreichten Werte sind jedoch noch akzeptabel und riskieren nicht,_
|
||
_das optimale Wachstum der Maispflanzen zu beeinträchtigen._
|
||
|
||
Abb. 5 – pH-Wert des Mittels, das für fünf Wochen als Grundlage für das Wachstum der
|
||
Maispflanzen diente. Die Daten stellen die Mittelwerte ± SF (Standardfehler) von fünf unabhängigen
|
||
Pflanzen für jede Behandlung dar. Verschiedene Buchstaben stehen für statistisch unterschiedliche
|
||
Werte (P < 0,05)
|
||
|
||
Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri, Cesco, Mimmo
|
||
|
||
3.4 Einfluss der Kohle auf die Keimung von Kressesamen
|
||
_Abbildung 6 zeigt die Werte des anhand von Keimtests mit Kressesamen_
|
||
_erzielten Keimindex. Dieser Parameter berücksichtigt sowohl die Anzahl der_
|
||
_gekeimten Samen als auch die Wurzelverlängerung. Diese Tests wurden_
|
||
_durchgeführt, um zu evaluieren, ob es während der Inkubation der Samen in_
|
||
_Kontakt mit den wässrigen Extrakten aus den Kohleproben F, B und H_
|
||
_Substanzen mit hemmender Wirkung auf die Samenkeimung und die_
|
||
_Wurzellänge der Kresse geben könnte._
|
||
_Die Ergebnisse haben gezeigt, dass bei den drei Kohleproben im Vergleich zur_
|
||
_Kontrollgruppe eine signifikante Verringerung des Keimindex induziert_
|
||
_wurde; diese Wirkung war bei der Kohle H besonders evident (Abb. 6). Die_
|
||
_Ergebnisse könnten daher zur Annahme veranlassen, dass die wässrigen Koh-_
|
||
_leextrakte und somit die Kohleproben selbst potenziell phytotoxische Stoffe_
|
||
_enthalten, da sowohl die Art der Biomasse als auch die Prozessparameter der_
|
||
_Vergasung zur Bildung von Phytotoxinen im erzeugten Produkt beitragen_
|
||
_können (Ndirangu, Liu, Xu, Song, & Zhang, 2019; Tomczyk, Sokołowska, &_
|
||
_Boguta, 2020)._
|
||
|
||
Abb. 6 – Keimindex der Kressesamen, die mit den wässrigen Extrakten der von den Technologien
|
||
F, B und H erzeugten Kohle in Berührung kamen. Die Daten stellen die Mittelwerte ± SF
|
||
(Standardfehler) von fünf unabhängigen Pflanzen für jede Behandlung dar. Verschiedene
|
||
Buchstaben stehen für statistisch unterschiedliche Werte (P < 0,05)
|
||
|
||
```
|
||
Nutzung der Kohle als Bodenverbesserungsmittel:
|
||
```
|
||
|
||
#### 4. Schlussfolgerungen
|
||
|
||
_Das wichtigste Ziel dieser Arbeit bestand darin, Informationen über die Mög-_
|
||
_lichkeit einer Nutzung von Kohle aus Vergasungsprozessen zu landwirt-_
|
||
_schaftlichen Zwecken zu erhalten._
|
||
_Zu diesem Zweck wurden acht Kohleproben aus Anlagen mit unterschiedli-_
|
||
_chen Technologien entnommen (hier aus Gründen der Vertraulichkeit mit_
|
||
_Großbuchstaben von A bis H bezeichnet) und untersucht; dabei sollten vor_
|
||
_allem ihre potenziellen phytotoxischen Wirkungen im Falle einer Anwendung_
|
||
_als Bodenverbesserungsmittel evaluiert werden. Die Ergebnisse zeigen, dass_
|
||
_keine Kohle die von der italienischen Gesetzgebung vorgesehenen Grenz-_
|
||
_werte vollständig einhält (D. lgs., 29 aprile 2010, n. 75; D. lgs., 3 aprile 2006, n._
|
||
_152). Insbesondere überschreiten bei allen Kohleproben die Werte der PAK_
|
||
_und der drei Schwermetalle (Cd, Cr und Zn) die gesetzlichen Grenzwerte, un-_
|
||
_ter Ausnahme der Kohle der Technologie C, was den PAK-Gehalt anbelangt,_
|
||
_und der Kohle der Technologie G, was den Schwermetallgehalt angeht. Das_
|
||
_lässt auf die Notwendigkeit schließen, Lösungen für eine Nachbehandlung zu_
|
||
_finden._
|
||
_Die Ergebnisse der bisher an den Pflanzen durchgeführten Tests weisen da-_
|
||
_rauf hin, dass die mit dem Boden vermischten Kohleproben keine offensicht-_
|
||
_lichen phytotoxischen Wirkungen auf die Maispflanzen haben. Es müssten je-_
|
||
_doch noch weitere Experimente über einen längeren Zeitraum durchgeführt_
|
||
_werden, um die hier vorgestellten Ergebnisse bestätigen zu können. Außer-_
|
||
_dem wäre es zweckmäßig, den Schwermetall- und PAK-Gehalt der Pflanzen_
|
||
_zu untersuchen; im Boden sollten hingegen, ergänzend zu den chemischen_
|
||
_Bodeneigenschaften, die verfügbare Nährstofffraktion, die Werte elektrischer_
|
||
_Leitfähigkeit und die Werte der Fähigkeit zum Kationenaustausch bestimmt_
|
||
_sowie eine Analyse der Mikrobendiversität und -aktivität durchgeführt wer-_
|
||
_den. All diese Analysen zusammen könnten zusätzliche Informationen über_
|
||
_eine mögliche latente Toxizität der Kohle und ihre Wirkungen auf die Boden-_
|
||
_qualität und die Gesundheit der Pflanzen liefern._
|
||
|
||
Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri, Cesco, Mimmo
|
||
|
||
Literaturverzeichnis
|
||
|
||
_Abebe, N., Endalkachew, K., Mastawesha, M., & Gebermedihin, A. (2012)._
|
||
_Effect of Biochar Application on Soil Properties and Nutrient Uptake of_
|
||
_Lettuces (Lactuca sativa) Grown in Chromium Polluted Soils. American-_
|
||
_Eurasian Journal of Agricultural & Environmental Sciences,_ [^12]:_(3), 369–376._
|
||
_Al-Wabel, M. I., Al-Omran, A., El-Naggar, A. H., Nadeem, M., & Usman, A._
|
||
_R. A. (2013). Pyrolysis temperature induced changes in characteristics_
|
||
_and chemical composition of biochar produced from conocarpus wastes._
|
||
_Bioresource Technology,_ [^131]:_, 374–379. https://doi.org/10.1016/j.biortech._
|
||
_2012.12.165_
|
||
_Decreto legislativo n. 75 (29 aprile 2010). Riordino e revisione della disciplina_
|
||
_in materia di fertilizzanti, a norma dell’articolo 13 della legge 7 luglio_
|
||
[^2009]:_. Gazzetta Ufficiale, 88._
|
||
_Decreto legislativo, n. 152 (3 aprile 2006). Norme in materia ambientale._
|
||
_Gazzetta Ufficiale, 88 - Suppl. Ordinario 96._
|
||
_Environmental Protection Agency EPA. (2010). Method 1668C. Chlorinated_
|
||
_Biphenyl Congeners in Water, Soil, Sediment, Biosolids, and Tissue by_
|
||
_HRGC/HRMS._
|
||
_Fuchs, H., & Rienzner, R. (2015). Biomasse legnose: Petrolio verde per il teler-_
|
||
_iscaldamento italiano. http://www.fiper.it/fileadmin/user_upload/_
|
||
_biblioteca/libroFIPER-biomasse-legnose-petrolio-verde-per-il-_
|
||
_teleriscaldamento-italiano.pdf_
|
||
_Garcia-Perez, M., & Metcalf, J. (2008). The Formation of Polyaromatic Hydrocar-_
|
||
_bons and Dioxins During Pyrolysis: A Review of the Literature with Descrip-_
|
||
_tions of Biomass Composition, Fast Pyrolysis Technologies and Thermo-_
|
||
_chemical Reactions. Pullman, Washington: Washington State University._
|
||
_Gopal, P. M., Sivaram, N. M., & Barik, D. (2018). Paper industry wastes and_
|
||
_energy generation from wastes. In Energy from Toxic Organic Waste for_
|
||
_Heat and Power Generation(pp. 83–97). https://doi.org/10.1016/B978-_[^0]:_-08-_
|
||
_102528-4.00007-9_
|
||
_Hansen, V., Müller-Stöver, D., Ahrenfeldt, J., Holm, J. K., Henriksen, U. B., &_
|
||
_Hauggaard-Nielsen, H. (2015). Gasification biochar as a valuable by-_
|
||
_product for carbon sequestration and soil amendment. Biomass and_
|
||
_Bioenergy,_ [^72]:_(1), 300–308. https://doi.org/10.1016/j.biombioe.2014.10.013_
|
||
_Hansen, V., Müller-Stöver, D., Imparato, V., Krogh, P. H., Jensen, L. S.,_
|
||
_Dolmer, A., & Hauggaard-Nielsen, H. (2017). The effects of straw or_
|
||
_straw-derived gasification biochar applications on soil quality and crop_
|
||
_productivity: A farm case study. Journal of Environmental Management,_
|
||
[^186]:_, 88–95. https://doi.org/10.1016/j.jenvman.2016.10.041_
|
||
|
||
```
|
||
Nutzung der Kohle als Bodenverbesserungsmittel:
|
||
```
|
||
|
||
_Lehmann, J. (2007). Bio-energy in the black. Frontiers in Ecology and the Environ-_
|
||
_ment,_ [^5]:_(7), 381–387. https://doi.org/10.1890/1540-9295(2007)5[381:BITB]_
|
||
_2.0.CO;2_
|
||
_Li, H., Liu, Y., Chen, Y., Wang, S., Wang, M., Xie, T., & Wang, G. (2016)._
|
||
_Biochar amendment immobilizes lead in rice paddy soils and reduces_
|
||
_its phytoavailability. Scientific Reports,_ [^6]:_, 1–8. https://doi.org/10.1038/_
|
||
_srep31616_
|
||
_Liu A, Tian D, Xiang Y, M. H. (2016). Biochar Improved Growth of an_
|
||
_Important Medicinal Plant (Salvia miltiorrhiza Bunge) and Inhibited its_
|
||
_Cadmium Uptake. J Plant Biol Soil Health,_ [^3]:_(2), 6._
|
||
_Ndirangu, S. M., Liu, Y., Xu, K., Song, S., & Zhang, P. (2019). Risk Evaluation of_
|
||
_Pyrolyzed Biochar from Multiple Wastes. https://doi.org/10.1155/2019/_
|
||
_4506314_
|
||
_Panwar, N. L., Pawar, A., & Salvi, B. L. (2019). Comprehensive review on_
|
||
_production and utilization of biochar. SN Applied Sciences,_ [^1]:_(2), 1–19._
|
||
_https://doi.org/10.1007/s42452-_[^019]:_-_[^0172]:_-6_
|
||
_Pecchi, M., & Baratieri, M. (2019). Coupling anaerobic digestion with_
|
||
_gasification, pyrolysis or hydrothermal carbonization: A review._
|
||
_Renewable and Sustainable Energy Reviews,_ [^105]:_, 462–475. https://doi.org/_
|
||
_10.1016/j.rser.2019.02.003_
|
||
_Prapagdee, S., & Tawinteung, N. (2017). Effects of biochar on enhanced_
|
||
_nutrient use efficiency of green bean, Vigna radiata L. Environmental_
|
||
_Science and Pollution Research,_ [^24]:_(10), 9460–9467. https://doi.org/_
|
||
_10.1007/s11356-_[^017]:_-_[^8]:[^633]:_-1_
|
||
_Tomczyk, A., Sokołowska, Z., & Boguta, P. (2020, March). Biochar_
|
||
_physicochemical properties: pyrolysis temperature and feedstock kind_
|
||
_effects. Reviews in Environmental Science and Biotechnology, 19,_ [^191]:_–215_
|
||
_https://doi.org/10.1007/s11157-_[^020]:_-_[^09523]:_-3_
|
||
_UNI 10780:1998. Compost - Classificazione, requisiti e modalità di impiego._
|
||
_UNI EN 16174:2012. Fanghi, rifiuti organici trattati e suolo - Digestione delle_
|
||
_frazioni di elementi solubili in acqua regia._
|
||
_UNI EN ISO 16948:2015. Biocombustibili solidi - Determinazione del contenuto_
|
||
_totale di carbonio, idrogeno e azoto._
|
||
_UNI EN ISO 17294-2:2016. Qualita’ dell’acqua - Applicazione della spettrometria di_
|
||
_massa al plasma accoppiato induttivamente (ICP-MS) - Parte 2: Determina-_
|
||
_zione di elementi selezionati, compresi gli isotopi dell’uranio._
|
||
_UNI EN ISO 18122:2016. Biocombustibili solidi - Determinazione del contenuto di_
|
||
_ceneri._
|
||
_Vakalis, S., & Baratieri, M. (2015). State-of-the-Art of Small Scale Biomass_
|
||
_Gasifiers in the Region of South Tyrol. Waste and Biomass Valorization,_
|
||
|
||
Celletti, Borruso, Valentinuzzi,Basso,Patuzzi, Baratieri, Cesco, Mimmo
|
||
|
||
[^6]:_(5), 817–829. https://doi.org/10.1007/s12649-_[^015]:_-_[^9398]:_-8_
|
||
_Waqas, M., Khan, S., Qing, H., Reid, B. J., & Chao, C. (2014). The effects of_
|
||
_sewage sludge and sewage sludge biochar on PAHs and potentially_
|
||
_toxic element bioaccumulation in Cucumis sativa L. Chemosphere,_ [^105]:_,_
|
||
_53–61. https://doi.org/10.1016/j.chemosphere.2013.11.064_
|
||
_Yasin, M., Cha, M., Chang, I. S., Atiyeh, H. K., Munasinghe, P., & Khanal, S._
|
||
_K. (2019). Syngas fermentation into biofuels and biochemicals. In_
|
||
_Biomass, Biofuels, Biochemicals: Biofuels: Alternative Feedstocks and_
|
||
_Conversion Processes for the Production of Liquid and Gaseous Biofuels (pp._
|
||
_301–327). https://doi.org/10.1016/B978-_[^0]:_-_[^12]:_-816856-1.00013-0_
|
||
_Zhao, L., Cao, X., Mašek, O., & Zimmerman, A. (2013). Heterogeneity of_
|
||
_biochar properties as a function of feedstock sources and production_
|
||
_temperatures. Journal of Hazardous Materials,_ [^256]:_–_[^257]:_, 1–9._
|
||
_https://doi.org/10.1016/j.jhazmat.2013.04.015_
|
||
|
||
## Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den
|
||
|
||
## Boden auf Ertrag und Qualität von Reb- und Obst-
|
||
|
||
## anlagen in Südtirol
|
||
|
||
**Valentina Lucchetta – Versuchszentrum Laimburg**
|
||
**Barbara Raifer – Versuchszentrum Laimburg**
|
||
**Maximilian Lösch – Versuchszentrum Laimburg**
|
||
**Aldo Matteazzi – Versuchszentrum Laimburg**
|
||
**Christoph Patauner – Versuchszentrum Laimburg**
|
||
|
||
Abstract
|
||
_Die Verwendung von pyrogener Kohle (Biochar) in der Landwirtschaft ist historischen_
|
||
_Ursprungs, geriet aber im Laufe der Zeit weitgehend in Vergessenheit. Erst in den letz-_
|
||
_ten Jahrzehnten ist die Biokohle, auch als Pflanzenkohle bezeichnet, im englischen Bio-_
|
||
_char, wieder stärker ins Blickfeld gerückt. In den Boden eingebrachtes Biochar intera-_
|
||
_giert mit diesem, verändert seine chemischen und physikalischen Eigenschaften und_
|
||
_kann die Bodenfruchtbarkeit verbessern. In Südtirol sind Holzvergasungsanlagen vor_
|
||
_allem zur Wärmeerzeugung in Fernheizwerken im Einsatz, wobei als Nebenprodukt_
|
||
_eine beachtliche Menge an Biokohle (1300 t/Jahr) entsteht. Je nach Herkunft und Holz-_
|
||
_vergasungsanlagentyp weist diese verschiedene Eigenschaften auf. Sie kann bisher_
|
||
_nicht genutzt werden und wird daher auf Deponien entsorgt. Das Projekt "WoodUp",_
|
||
_finanziert vom Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE), wurde daher in_
|
||
_die Wege geleitet, mit den Zielen dieses lokal hergestellte Biochar zu charakterisieren_
|
||
_und seine Eignung für den Einsatz in der Landwirtschaft zu prüfen. Es sollten erste Er-_
|
||
_gebnisse zu seiner möglichen Nutzung in der lokalen Landwirtschaft, insbesondere im_
|
||
_Obst- und Weinbau ermittelt werden. Letzterer Teil des Projektes wird hier vorgestellt._
|
||
_Die Arbeiten haben einige interessante Aspekte der Anwendung von Biochar aufge-_
|
||
_zeigt, so die Anreicherung der Böden mit Mineralstoffen, die Anhebung des pH-Wertes_
|
||
_und des organischen Kohlenstoffes der Böden, günstige Auswirkungen auf die Baum-_
|
||
_entwicklung und die Ertragsleistung im Obstbau, während die Weinqualität unverän-_
|
||
_dert geblieben ist. Die Ausbringung von reinem Biochar oder von mit Kompost ange-_
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
_reichertem Biochar in Rebanlagen, ohne weitere Stickstoffdüngung, hat die Stickstoff-_
|
||
_verfügbarkeit der Böden nicht signifikant verändert. Auch auf die vegetative Entwick-_
|
||
_lung, die Höhe der Erträge und die Qualität der Weine, waren keine Auswirkungen_
|
||
_feststellbar. Biochar kann somit im Weinbau genutzt werden, etwa zur Anhebung des_
|
||
_Boden pH-Wertes, zur Verbesserung der Wasserspeicherkapazität der Böden oder um_
|
||
_Kohlenstoff im Boden langfristig festzulegen, ohne dass dadurch negative Auswirkun-_
|
||
_gen auf die Ertragshöhe oder die Qualität der Trauben und Weine zu befürchten wären._
|
||
_Im Obstbau hingegen konnten, trotz der bereits weitgehend optimierten Anbaubedin-_
|
||
_gungen, positive Auswirkungen auf die vegetative Entwicklung der Bäume und höhere_
|
||
_Erträge durch den Einsatz von Biochar festgestellt werden. Im Boden der Apfelanlage_
|
||
_wurde eine höhere Stickstoff- und Wasserverfügbarkeit als in den Rebanlagen ange-_
|
||
_strebt, es wurde regelmäßig gedüngt und bewässert. Das Biochar dürft unter diesen_
|
||
_Bedingungen, durch sein hohes Speichervermögen, zu einer ausgeglicheneren Versor-_
|
||
_gung der Bäume beigetragen haben._
|
||
|
||
#### 1. Einleitung
|
||
|
||
_Biochar wird durch Pyrolyse aus pflanzlicher Biomasse gewonnen und ist_
|
||
_reich an Kohlenstoff. Wird es in den Boden eingearbeitet, kann es die Erträge_
|
||
_steigern, die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Böden verbes-_
|
||
_sern und nicht zuletzt auch das Wasserspeichervermögen der Böden erhöhen_
|
||
_(Lehmann e Joseph, 2009). Diese Eigenschaften machen Biochar zu einem sehr_
|
||
_interessanten Produkt für die Landwirtschaft, da die höheren Temperaturen_
|
||
_und die ausgeprägteren Trockenphasen infolge der Klimaänderung den Ab-_
|
||
_bau der organischen Substanz in den Böden beschleunigen und die Boden-_
|
||
_fruchtbarkeit beeinträchtigen (Kirschbaum, 1995). Es werden daher auch in_
|
||
_Europa in den nächsten Jahrzehnten zunehmend sinkende Erträge in der_
|
||
_Landwirtschaft vorhergesagt (Cammarano, 2019; Ray, 2019). Über den An-_
|
||
_stieg der Temperaturen hinaus, ist infolge der Klimaänderung ein Anstieg_
|
||
_extremer Klimaereignisse zu erwarten, sowie in der Folge eine höhere Boden-_
|
||
_erosion, welche sich zusätzlich negativ auf die Fruchtbarkeit und die Produk-_
|
||
_tivität der Kulturen auswirken wird. Die Nutzung von Biochar zur Bodenver-_
|
||
_besserung könnte daher in Zukunft an Bedeutung gewinnen und wesentlich_
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
_dazu beitragen die Fruchtbarkeit der Böden weiterhin zu sichern. Zudem ist_
|
||
_Biochar von großem Interesse, da es Kohlenstoff langfristig festzulegen vermag:_
|
||
_Tatsächlich wird etwa 50 % des Kohlenstoffes im Ausgangsmaterial bei der_
|
||
_Herstellung von Biochar mittels Pyrolyse, durch die Bildung stabiler Strukturen_
|
||
_langfristig, für mindestens 100 Jahre und zum Teil auch sehr viel länger, gebun-_
|
||
_den. Bei der Verbrennung derselben organischen Ausgangsmasse oder beim bi-_
|
||
_ologischen Abbau, würden nur 3–10 % längerfristig festgelegt. Unmittelbar bei_
|
||
_der Verbrennung wird der in der organischen Masse enthaltene Kohlenstoff_
|
||
_größtenteils freigesetzt. Beim biologischen Abbau erfolgt die Freisetzung des_
|
||
_Kohlenstoffes in einem Zeitraum von drei bis zehn Jahren (Lehmann et al.,_
|
||
_2006). Biochar kann weiters mineralischen Stickstoff um bis zu 70 % verbessert_
|
||
_festlegen (Sánchez-García et al. 2015; Steiner et al., 2010; Ventura et al. 2013) und_
|
||
_die verfügbaren Ammoniumionen für die Nitrifizierungsprozesse reduzieren_
|
||
_(Clough et al., 2010; Taghizadeh-Toosi et al., 2012)._
|
||
_Biochar trägt also dazu bei, den in Kulturen ausgebrachten Stickstoff vermehrt_
|
||
_den Pflanzen zur Verfügung zu stellen und reduziert den Teil, der ausgewa-_
|
||
_schen wird oder als N2O in die Atmosphäre entweicht und dadurch den_
|
||
_Treibhauseffekt weiter anheizt. Aus diesen Gründen bietet sich Biochar als_
|
||
_eine neue Möglichkeit an, um signifikant und langfristig die CO2 Konzentra-_
|
||
_tion der Atmosphäre und die anderer Treibhausgase zu senken. Dabei ist es_
|
||
_allerdings wenig sinnvoll Biochar über lange Transportwege und mit hohem_
|
||
_Energieaufwand zu transportieren. Vielmehr gilt es vor Ort, aus lokal vor-_
|
||
_handen Ausgangsmaterialien qualitativ hochwertiges Char zu erzeugen und_
|
||
_eventuell bereits vorhandene Produkte wie eben das Biochar aus den in Südti-_
|
||
_rol bereits vorhandenen Holzvergasungsanlagen, bestmöglich zu nutzen. Zu_
|
||
_untersuchen, wieweit letzteres in der Südtiroler Landwirtschaft möglich und_
|
||
_sinnvoll ist, ist das Ziel des vorliegenden Projektes._
|
||
|
||
1.1 Auswirkungen des Einsatzes von Biochar in Reb- und
|
||
Obstanlagen
|
||
_In Rebanlagen ist eine mäßige, aber ausreichende Versorgung mit Wasser und_
|
||
_Stickstoff von großer Bedeutung, um das Gleichgewicht zwischen vegetativer_
|
||
_und generativer Entwicklung der Reben aufrecht zu erhalten und die optima-_
|
||
_le Versorgung der Trauben zu gewährleisten. In Jahren mit extremen Klimasi-_
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
_tuationen werden bereits jetzt im Weinbau die angestrebten Erträge vielfach_
|
||
_nicht mehr erreicht. Um zu lange anhaltende Trockenphasen zu vermeiden,_
|
||
_wird, wo es möglich ist, die Zusatzbewässerung eingesetzt. Aber Wasser für_
|
||
_künstliche Bewässerung ist nicht überall vorhanden und dürfte in Zukunft_
|
||
_noch knapper werden. Die Verwendung von Biochar könnte daher bereits_
|
||
_jetzt dort angezeigt sein, wo das Aufkommen von intensivem Trockenstress_
|
||
_zu erwarten ist, wo bereits jetzt die Bodenfruchtbarkeit nur schwer aufrecht-_
|
||
_erhalten werden kann und die angestrebten Erträge nicht mehr erzielt wer-_
|
||
_den. Zuvor gilt es aber abzuklären, ob und welche Auswirkungen diese Praxis_
|
||
_auf die Weinqualität hat. Es gilt z.B. zu klären, was in feuchten Jahren mit_
|
||
_überdurchschnittlich hohen Niederschlägen passiert, ob in solchen Fällen ne-_
|
||
_gative Auswirkungen infolge des Einsatzes von Biochar auftreten können, vor_
|
||
_allem ob sich die Weinqualität dabei in irgendeiner Weise verändert. Schmidt_
|
||
_et al. (2014) haben festgestellt, dass Biocharanwendungen, mit und ohne_
|
||
_Kompostanreicherung das Wachstum von Ertragsrebanlagen nicht beeinflusst_
|
||
_und dass auch keine Auswirkungen auf die Qualitätsparameter der Moste er-_
|
||
_kennbar waren. Holweg (_[^2]:_019) hat erhöhte hefeverfügbare Stickstoffgehalte_
|
||
_festgestellt, in Trauben aus mit Biochar angereicherten Parzellen; ein ausrei-_
|
||
_chender Gehalt an hefeverfügbarem Stickstoff erleichtert die Gärung und_
|
||
_stellt Bausteine für den Aufbau von Aromastoffen zur Verfügung. Die Einar-_
|
||
_beitung von Biochar in den Boden brachte laut Ergebnissen von Genesio et al._
|
||
_(2015) in der Toskana deutlich bessere Erträge in Jahren mit anhaltenden Tro-_
|
||
_ckenperioden und in Anlagen ohne Bewässerungsmöglichkeit. Dabei hatten_
|
||
_die Qualitätsparameter der Trauben sich nicht verschlechtert. In Hanglagen_
|
||
_trägt die Einarbeitung von Biochar zur Erosionsminderung bei, verhindert das_
|
||
_Entstehen von Wasserrinnen und mindert die Auswaschung von Nährstoffen_
|
||
_und von phytosanitären Anwendungen (Blackwell, 2000). Ergebnisse zu den_
|
||
_Auswirkungen von Biochar auf die Weinqualität liegen aber bisher nicht vor._
|
||
_In den Obstanlagen stellt eventuell vorhandene Bodenmüdigkeit beim Erneu-_
|
||
_ern der Anlagen eine zunehmende Beeinträchtigung dar. Vor allem in mit_
|
||
_Hagelnetzen ausgestatteten Anlagen erfolgt der Anbau häufig langfristig im_
|
||
_selben Bodenbereich, da das Netz, bzw. das Stützgerüst für das Netz, bei noch_
|
||
_gutem Zustand, nicht mit erneuert wird. Die Bäume werden wieder auf dem_
|
||
_alten Baumstreifen ausgepflanzt. Bisherige Versuche mit Biochar im Apfelan-_
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
_bau zeigen unterschiedliche Ergebnisse: Laut Wang et al. (2019), ist der Ein-_
|
||
_satz von Biochar gerade bei Nachbauproblemen sehr vorteilhaft, das Wachs-_
|
||
_tum der Jungbäume wird verbessert und auch die Mikroorganismenpopulati-_
|
||
_on des Bodens wird günstig beeinflusst. Versuche von Eyles et al. (2015) hat-_
|
||
_ten allerdings ergeben, dass in „hight imput systems“ wie es die heutigen Ap-_
|
||
_felanlagen sind, der Einsatz von Kompost oder Biochar keine zusätzlichen po-_
|
||
_sitiven Auswirkungen bringen würde._
|
||
|
||
1.2 Ziele der Versuche
|
||
_Die hier vorgestellten Versuche hatten zum Ziel erste Ergebnisse zur Anwen-_
|
||
_dung von Biochar in Reb- und Obstanlagen in Südtirol zu gewinnen. Im_
|
||
_Weinbau sollten insbesondere die Auswirkung auf die Trauben- und Wein-_
|
||
_qualität geprüft werden, um abzuklären ob diesbezüglich negative Effekte be-_
|
||
_obachtet werden können. Gegebenenfalls wäre der Einsatz von Biochar im_
|
||
_Qualitätsweinbau nicht oder nur sehr begrenzt zu empfehlen._
|
||
_Im Obstbau wurde der Versuch in einer Apfeljunganlage durchgeführt, da_
|
||
_Nachbauprobleme infolge von Bodenmüdigkeit nach wie nicht zufriedenstel-_
|
||
_lend gut überwunden werden können. Biochar mit seinen günstigen Auswir-_
|
||
_kungen auf die Bodenfruchtbarkeit im Allgemeinen könnte, so die Annahme,_
|
||
_auch in diesem Zusammenhang ein geeignetes Mittel sein. Weiters kann beim_
|
||
_begrenzten Wurzelsystem des Apfels auf M9 Unterlage, nur im Zuge von_
|
||
_Neuanpflanzungen das Char direkt in den Wurzelbereich der Bäume einge-_
|
||
_bracht werden. Es sollten vor allem die Auswirkungen auf die Entwicklung_
|
||
_der Bäume und die Erträge in den ersten Standjahren erfasst werden._
|
||
_Ein weiteres Ziel war es zu ermitteln, ob in Rebanlagen die Anwendung von_
|
||
_angereichertem Biochar mit Kompost oder anderem, wie dies teilweise vorge-_
|
||
_schlagen wird (Kammann et al., 2015) erforderlich ist oder ob in Rebanlagen_
|
||
_auch reines Biochar ohne negative Auswirkungen zur Anwendung kommen_
|
||
_kann. Letzteres wäre weit weniger aufwändig. Weiters wurden in den Reban-_
|
||
_lagen zwei unterschiedliche Dosierungen geprüft, um erste Hinweise auf die_
|
||
_optimale Anwendungsmenge geben zu können._
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
#### 2. Materialien und Methoden
|
||
|
||
2.1 Versuchsstandorte
|
||
|
||
Abb. 1 – Südtirolkarte mit den Versuchsstandorten
|
||
|
||
_Die Rebversuchsanlagen Moarhof (1) und Weißplatter (2) befinden sich in den_
|
||
_Hanglagen in der Nähe der Stadt Meran; die Apfelneuanlage (3) befindet sich_
|
||
_in der Etschtalsohle in der Nähe des Versuchszentrums Laimburg, Gemeinde_
|
||
_Pfatten (Abb. 1). In Tabelle 1 sind einige grundlegende Informationen zu den_
|
||
_Versuchsanlagen zusammengefasst. Die Kürzel der Versuchsvarianten wer-_
|
||
_den nachfolgend, bei den Abbildungen der Versuchspläne (Abb._ [^2]:_–4) erklärt._
|
||
_Alle Versuche wurden als randomisierte Blöcke mit 4 Wiederholungen ange-_
|
||
_legt._
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
B1 6 C 5 B1C 4 B2 3 N 2 B2C 1
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
B2 7 N 8 B2C 9 B1 10 C 11 B1C 12
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
C 18 B2C 17 B1 16 B2 15 B1C 14 N 13
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
N 19 B2 20 B1C 21 B2C 22 C 23 B1 24
|
||
```
|
||
|
||
Tabelle [^1]: – Grundlegende Angaben zu den Versuchsanlagen
|
||
|
||
```
|
||
Anlage Ort Koordinaten Höhe
|
||
(m ü.d.M.)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Art
|
||
und Sorte
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Behand-
|
||
lungen
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Wiederh.
|
||
```
|
||
|
||
1. Moarhof Meran 46°40'2.7"N
|
||
11°11'43.5"E
|
||
|
||
```
|
||
~600 m Vitis vinifera cv.
|
||
Müller Thurgau
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
N – C – B1 – B2
|
||
```
|
||
|
||
– B1C – B2C
|
||
|
||
```
|
||
4
|
||
```
|
||
|
||
2. WeißplatterMeran 46°39'17.27"N
|
||
11°11'28.49"E
|
||
|
||
```
|
||
~550 m Vitis vinifera cv.
|
||
Sauvignon Blanc
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
N – C – B1 – B2
|
||
```
|
||
|
||
– B1C – B2C
|
||
|
||
```
|
||
4
|
||
```
|
||
|
||
3. Block 65 Laimburg 46°23'23.16"N
|
||
11°17'29.74"E
|
||
|
||
```
|
||
~225 m Malus domestica
|
||
cv. Pink Lady
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
N – C – BC 4
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
N Kontrolle unbehandelt
|
||
C Kompost, 3,9 kg/m² Standraum der Rebe
|
||
B1 Biochar, 2,5 kg/m² Standraum der Rebe
|
||
B2 Biochar, 5 kg/m² Standraum der Rebe
|
||
B1C Biochar, 2,5 kg/m² + Kompost, 3,9 kg/m² Standraum der Rebe
|
||
B2C Biochar, 5 kg/m² + Kompost, 3,9 kg/m² Standraum der Rebe
|
||
```
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
```
|
||
N Kontrolle unbehandelt
|
||
C Kompost, 3,9 kg/m Rebreihe
|
||
B1 Biochar, 2,5 kg/m Rebreihe
|
||
B2 Biochar, 5 kg/m Rebreihe
|
||
B1C Biochar, 2,5kg/m + Kompost, 3,9 kg/m Rebreihe
|
||
B2C Biochar, 5 kg/m + Kompost, 3,9 kg/m Rebreihe
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Abb. 3 – Versuchsplan Anlage Weißplatter
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
B1 N B2 B1C
|
||
25 31 37 43
|
||
B1C B1C C N
|
||
26 32 38 44
|
||
C C B2C B2
|
||
27 33 45
|
||
B2 B2C B1 B2C
|
||
28 34 40 46
|
||
B2C B2 N C
|
||
29 35 41 47
|
||
N B1 B1C B1
|
||
30 36 42 48
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
_* Die weiteren Varianten im Versuch betreffen andere Produkte zur Verbesserung des_
|
||
_Anwuchses und der Entwicklung der Jungbäume auf die hier nicht eingegangen wird_
|
||
|
||
Abb. 4 – Versuchsplan Block 65
|
||
|
||
```
|
||
N Kontrolle unbehandelt
|
||
C Kompost, 1,8 kg/Pflanzloch
|
||
BC Biochar,1 kg + Kompost, 1,8 kg/Pflanzloch
|
||
```
|
||
|
||
2.2 Versuche
|
||
_Das im Versuch verwendete Biochar kommt aus einer Holzvergasungsanlage_
|
||
_in den Marken (Novolegno, Italien) und wurde angekauft, da auf lokaler Ebe-_
|
||
_ne kein geeignetes Produkt verfügbar war. Es handelte sich um ein Neben-_
|
||
_produkt aus der Holzvergasung welches sehr feinkörnig bis pulverförmig war_
|
||
_und dessen chemische Eigenschaften in Tabelle 2 ersichtlich sind. Der Kom-_
|
||
_post wurde vom Kompostieranlage St. Florian/Neumarkt in Südtirol bezogen._
|
||
_Bei den Versuchen in den Rebanlagen wurden zwei Dosierungen des Biochars_
|
||
|
||
```
|
||
A B C D
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
10 4 3 6
|
||
9 8 2 9
|
||
8 1 10 4
|
||
7 3 8 1
|
||
6 9 7 5
|
||
5 10 1 2
|
||
4 5 6 8
|
||
3 2 5 7
|
||
2 6 9 10
|
||
1 7 4 3
|
||
```
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
_eingesetzt und zwar 2,5 (Biochar 1) und 5,0 kg (Biochar 2) des Biochars pro m²_
|
||
_Standraum der Reben in der Anlage Moarhof bzw. pro Laufmeter Rebreihe in_
|
||
_der Anlage Weißplatter. Diese Dosierungen wurden sowohl als reines Biochar_
|
||
_als auch in Mischung mit Kompost, mit jeweils 3,9 kg/m² Standraum der Re-_
|
||
_ben bzw. pro Laufmeter der Rebzeile, ausgebracht. Die Dosierung des Kom-_
|
||
_posts blieb somit immer gleich. In der Apfelneuanlage wurde nur eine Dosie-_
|
||
_rung Biochar von einem kg mit jeweils 1,8 kg Kompost vermischt, pro Pflanz-_
|
||
_loch ausgebracht. Dies im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle und zur Va-_
|
||
_riante Kompost, bei der nur die 1,8 kg Kompost pro Pflanzloch ausgebracht_
|
||
_wurden. Die Mischungen Kompost mit Biochar in den zwei Dosierungen_
|
||
_wurden zwei Wochen vor der Ausbringung mit einem Kleinbagger herge-_
|
||
_stellt. Die auszubringenden Mengen wurde ausgelitert und entsprechende Vo-_
|
||
_lumen des Biochars und des Komposts, bzw. der jeweiligen Mischungen,_
|
||
_wurden laut Versuchsplan in den einzelnen Versuchsparzellen ausgebracht_
|
||
_und möglichst gleichmäßig verteilt. Die Tabelle 3 zeigt die C: N-Verhältnisse_
|
||
_der im Versuch verwendeten Bodenzusätze auf._
|
||
|
||
Tabelle [^2]: – Eigenschaften des verwendeten Biochars
|
||
|
||
```
|
||
Parameter Ermittlung/
|
||
Extraktion
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Wert Einheit Methode
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
pH CaCl2 9,6 1
|
||
N 0,1 % m/m 2
|
||
NO3-N Wasser < 0,1 % m/m 3
|
||
NH4-N Wasser < 0,1 % m/m 3
|
||
P2O5 Säuren 0,3 % m/m 4
|
||
P2O5 Wasser < 0,1 % m/m 4
|
||
K2O Säuren 3,5 % m/m 4
|
||
K2O Wasser 3,5 % m/m 4
|
||
CaO Säuren 4,2 % m/m 4
|
||
Cao Wasser < 0,1 % m/m 4
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
_MgO Säuren 0,8 % m/m 4_
|
||
|
||
_MgO Wasser < 0,1 % m/m 4_
|
||
|
||
_B Säuren < 0,1 % m/m 4_
|
||
|
||
_B Wasser < 0,1 % m/m 4_
|
||
|
||
_Fe Säuren 0,06 % m/m 4_
|
||
|
||
_Fe Wasser < 0,1 % m/m 4_
|
||
|
||
_Mn Säuren 0,04 % m/m 4_
|
||
|
||
_Mn Wasser < 0,1 % m/m 4_
|
||
|
||
_Cu Säuren < 0,1 % m/m 4_
|
||
|
||
_Cu Wasser < 0,1 % m/m 4_
|
||
|
||
_Zn Säuren < 0,1 % m/m 4_
|
||
|
||
_Zn Wasser < 0,1 % m/m 4_
|
||
|
||
_Na2O Säuren 0,12 % m/m 4_
|
||
|
||
_Na2O Wasser 0,12 < 0,1 4_
|
||
|
||
_Fe Mikrowellenauf-_
|
||
_schluss mit KW_
|
||
|
||
```
|
||
0,63 g/kg FM 5
|
||
```
|
||
|
||
_Al Mikrowellenauf-_
|
||
_schluss mit KW_
|
||
|
||
```
|
||
0,54 g/kg FM 5
|
||
```
|
||
|
||
_Mn Mikrowellenauf-_
|
||
_schluss mit KW_
|
||
|
||
```
|
||
358,34 mg/kg FM 5
|
||
```
|
||
|
||
_Cu Mikrowellenauf-_
|
||
_schluss mit KW_
|
||
|
||
```
|
||
19,38 mg/kg FM 5
|
||
```
|
||
|
||
_Zn Mikrowellenauf-_
|
||
_schluss mit KW_
|
||
|
||
```
|
||
68,58 mg/kg FM 5
|
||
```
|
||
|
||
_Cr Mikrowellenauf-_
|
||
_schluss mit KW_
|
||
|
||
```
|
||
6,57 mg/kg FM 5
|
||
```
|
||
|
||
_Ni Mikrowellenauf-_
|
||
_schluss mit KW_
|
||
|
||
```
|
||
6,12 mg/kg FM 5
|
||
```
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
```
|
||
Pb Mikrowellenauf-
|
||
schluss mit KW
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
5,65 mg/kg FM 5
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Co Mikrowellenauf-
|
||
schluss mit KW
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0,75 mg/kg FM 5
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Hg Mikrowellenauf-
|
||
schluss mit KW
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
0,029 mg/kg FM 6
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Cd Mikrowellenauf-
|
||
schluss mit KW
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
1,112 mg/kg FM 5
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
As Mikrowellenauf-
|
||
schluss mit KW
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
< 0,1 mg/kg FM 7
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Trockenmasse 33,4 % 8
|
||
Feuchtigkeit 66,6 % 8
|
||
Asche 13,4 % FM 9
|
||
Organische Substanz 20 % FM 8
|
||
Salze (KCL) Wasser 3106 mg/100g 10
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Methode Legende
|
||
1 DIN EN 15933:2012
|
||
2 Reg. CEE n. 2003 del 13.10.2003, Bestimmung mit Elementaranalysator
|
||
3 Reg. CEE n. 2003 del 13.10.2003, Bestimmung mit AutoAnalyzer
|
||
4 Reg. CEE n. 2003 del 13.10.2003, Bestimmung mit ICP-OES
|
||
5 Mikrowellenaufschluss mit Königswasser, Bestimmung mit ICP-OES
|
||
6 EPA 7473:2007
|
||
7 Mikrowellenaufschluss mit Königswasser, Bestimmung mit ICP-MS
|
||
8 VDLUFA Methodenbuch I A 2.1.1
|
||
9 VDLUFA Methodenbuch I A 15.2
|
||
10 VDLUFA Methodenbuch I A 10.1.1
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
Tabelle [^3]: – Errechnete C:N Verhältnisse von Biochar, Kompost und
|
||
den Mischungen
|
||
|
||
```
|
||
Bodenzusätze C:N-Verhältnis
|
||
Biochar 145
|
||
Biochar 2,5 kg + Kompost 3,9 kg 24
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Biochar 5 kg + Kompost 3,9 kg 46
|
||
Kompost 13
|
||
```
|
||
|
||
_In den einzelnen Anlagen wurde wie folgt vorgegangen:_
|
||
|
||
2.2.1 Moarhof – Versuchsbeginn 2017
|
||
_Es handelt sich um eine Ertragsanlage der Sorte Müller-Thurgau, welche 2007_
|
||
_ausgepflanzt worden ist. Als Rebunterlage wurde SO4 verwendet. Beim Bo-_
|
||
_den der Anlage handelt es sich um einen humosen, lehmigen Sand mit einem_
|
||
_pH-Wert von 6,3 und einem Gehalt an organischer Substanz in den obersten_
|
||
_30 cm Boden zwischen 2,5 und 3%. Das Biochar, der Kompost und die_
|
||
_Mischungen wurden mit einem Scheibenpflug und mit einer Kreiselegge in_
|
||
_den Fahrgassen etwa in die obersten 30 cm Boden eingearbeitet, die Kontrolle_
|
||
_wurde auch gleich bearbeitet obwohl dort nichts ausgebracht worden war._
|
||
_Dies, um einheitliche Ausgangsbedingungen zu gewährleisten. Die einzelne_
|
||
_Versuchsparzelle bestand aus zwei Rebreihen zu je 2 x 10 Reben; insgesamt_
|
||
_wurden also pro Versuchsvariante 80 Reben behandelt (Abb. 5)._
|
||
|
||
Abb. 5 – Ausbringung des Biochars und der Mischungen: Je nach Ausbringmenge an
|
||
Biochar sind im Bild leichte farbliche Abstufungen zu erkennen.
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
2.2.2 Weißplatter – Versuchsbeginn 2017
|
||
_Beim Boden dieser Anlage handelt es sich um einen lehmigen Sand, mit einem_
|
||
_Gehalt an organischer Substanz um 2,5% und einem pH-Wert von 6,1. Die Re-_
|
||
_banlage wurde 2017 neu gepflanzt. Unmittelbar vor dem Pflanzen der Reben_
|
||
_wurde im Bereich der Rebzeile das Biochar, der Kompost und die Mischungen_
|
||
_mit einem Kleinbagger etwa in die obersten 60 cm Boden eingearbeitet_
|
||
_(Abb. 6). Dann wurden Pfropfreben der Sorte Weißer Sauvignon auf der_
|
||
_Unterlage SO4 ausgepflanzt. Die einzelnen Parzellen bestehen aus jeweils 12_
|
||
_Reben._
|
||
|
||
Abb. 6 – Das Ausbringen und Einarbeiten des Biochars, des Komposts und der Mischungen im
|
||
Pflanzstreifen vor dem Pflanzen der Reben.
|
||
_Der Versuch in der Apfelneuanlage wurde in Zusammenarbeit mit dem Fach-_
|
||
_bereich Obstbau des Versuchszentrums Laimburg durchgeführt und in einen_
|
||
_Versuch zu organischen Düngern für Apfelneuanlagen integriert. Beim Boden_
|
||
_der Versuchsanlage handelt es sich um einen sandigen Schluff mit einem_
|
||
_Humusgehalt von 1,7%, einem sehr hohen Karbonatgehalt und einem pH-_
|
||
_Wert von 7,4. Die Bodenzusatzstoffe wurden vor dem Pflanzen der Jungbäu-_
|
||
_me in den Bereich der Pflanzgrube eingebracht und leicht mit Erde durch-_
|
||
_mengt. Dann wurden die Bäume der Sorte Pink Lady, Klon Rosy Glow, vere-_
|
||
_delt auf M9 (Abb. 7) gepflanzt. Jede Wiederholung bestand aus 8 Bäumen._
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
Abb. 7 – Bilder aus dem 1. und 2. Standjahr der Versuchsanlage Block 65
|
||
|
||
_Nach der Versuchsanlegung wurden die Versuchsanlagen einheitlich und ge-_
|
||
_bietsüblich bewirtschaftet. Die Rebanlagen wurden in den drei Versuchsjah-_
|
||
_ren weder gedüngt noch bewässert, da eine ausreichend gute Versorgungsitu-_
|
||
_ation gegeben war und ausreichendes Wachstum und Erträge erzielt wurden._
|
||
_Auch traten im Versuchszeitraum keine ausgeprägten Trockenperioden auf,_
|
||
_so dass keine Bewässerung notwendig gewesen wäre. Die Obstanlage hinge-_
|
||
_gen wurde jährlich moderat gedüngt, entsprechend den Vorgaben der inte-_
|
||
_grierten Produktion und auch regelmäßig bewässert._
|
||
|
||
2.3 Erhebungen/Analysen
|
||
_In den Versuchsanlagen wurden folgende Arbeiten ausgeführt: die phänolo-_
|
||
_gischen Stadien wurden erhoben, Proben der Versuchsvarianten für Boden- und_
|
||
_Blattanalysen wurden entnommen, die Anzahl Trauben für die Ermittlung des_
|
||
_Fruchtansatzes wurde gezählt, weiters wurden Reifetests zur Ermittlung der_
|
||
_Reifeentwicklung und der Inhaltsstoffe der Trauben der einzelnen Versuchsva-_
|
||
_rianten durchgeführt, Zur Ernte wurden die Traubenerträge der einzelnen Par-_
|
||
_zellen ermittelt und schließlich wurde auch das Schnittholzgewicht erhoben._
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
_Um die Auswirkungen der einzelnen Bodenzusatzstoffe auf die Qualität der_
|
||
_Weine ermitteln zu können, wurden Mikrovinifikationen der Trauben aller_
|
||
_Versuchsvarianten der Ertragsanlage Moarhof in allen drei Versuchsjahren,_
|
||
_sowie Verkostungen der Versuchsweine durchgeführt._
|
||
_Die Boden- und Blattanalysen wurden nach der Methode des VDLUFA (Ver-_
|
||
_band der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalten_
|
||
_(LUFA) und andere Untersuchungs- und Forschungseinrichtungen) durchge-_
|
||
_führt: Stickstoff wurde nach Dumas (DIN EN ISO 16634--1:2009) ermittelt, die_
|
||
_anderen Elemente nach ICP--OES (EPA 3052:1996 + EPA 6010D:2018)._
|
||
_Im Detail wurde wie folgt vorgegangen:_
|
||
|
||
i) Bodenanalysen
|
||
_Die Bodenproben wurden nach der Blüte und nach der Ernte durchgeführt. Mit_
|
||
_Handbohrer wurden Einstiche in zwei Tiefen, von 0–30 cm und von_
|
||
_30–60 cm durchgeführt, jeweils in den behandelten Bodenbereich. Pro Parzelle_
|
||
_wurden etwa 10 Einstiche vorgenommen, verteilt über die gesamte Parzelle, an-_
|
||
_schließend wurden die Bodenproben gut durchmischt und mit einem 2 mm Sieb_
|
||
_gesiebt. Die weitere Verarbeitung erfolgte nach den oben angegebenen Metho-_
|
||
_den seitens des Labors für Agrarchemie und Lebensmittelqualität am Versuchs-_
|
||
_zentrum Laimburg. Folgende Makroelemente wurden ermittelt: Mineralisierter_
|
||
_Stickstoff (Nmin), Organischer Kohlenstoff (Corg), Phosphor (P2O5), Kalium_
|
||
_(K2O), Magnesium (Mg) und weiters folgende Mikroelemente: Bor (B), Mangan_
|
||
_(Mn), Kupfer (Cu), Zink (Zn)._
|
||
|
||
ii) Blattanalysen
|
||
_Blattproben für Blattanalysen wurden jedes Jahr zweimal, zur Blüte und zu_
|
||
_Reifebeginn, durchgeführt. Dabei wurden jeweils 30 Blätter, welche gegen-_
|
||
_über einem Fruchtansatz inseriert waren, entnommen. Die Blattstiele wurden_
|
||
_entfernt, die Blattspreiten gewaschen und anschließend bei 65 °C für 12 Stun-_
|
||
_den getrocknet. Folgende Makroelemente wurden ermittelt: Stickstoff (N),_
|
||
_Phosphor (P), Kalium (K), Calzium (Ca), Magnesium (Mg) und weiters fol-_
|
||
_gende Mikroelemente: Bor (B), Mangan (Mn), Kupfer (Cu), Zink (Zn). Die_
|
||
_Analysen wurden im Labor für Agrarchemie und Lebensmittelqualität am_
|
||
_Versuchszentrum Laimburg ausgeführt._
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
iii) Reifetest
|
||
_Ab Reifebeginn wurde die Reifeentwicklung der Beeren durch periodische Rei-_
|
||
_fetests ermittelt. Dazu wurden aus jeder Parzelle 120 Beeren gleichmäßig aus_
|
||
_den oberen, mittleren und unteren Traubenteilen entnommen, das Gewicht der_
|
||
_Beeren wurde ermittelt, dann wurden die Beeren abgepresst und der Most zent-_
|
||
_rifugiert und gefiltert (5μm Spritzen-Scheibenfilter). Schliesslich wurden die_
|
||
_Moste im Weinlabor am Versuchszentrum Laimburg mittels FT--IR nach RESO-_
|
||
_LUTION OIV/OENO 390/2010 (FOSS®, WineScan™, SO2 der Weine nach der_
|
||
_Kalibrierung am Versuchszentrum Laimburg) analysiert. Die ermittelten Zu-_
|
||
_cker- und Säuregehalte wurden zur Bestimmung des Erntetermines herangezo-_
|
||
_gen._
|
||
|
||
_Analysierte Parameter:_
|
||
_zr reduzierende Zucker (g/l)_
|
||
_K Kalium (g/l)_
|
||
_KMW Grad Klosterneuburger Mostwaage_
|
||
_HVS hefeverwertbarer Stickstoff (mg/l)_
|
||
_pH pH_
|
||
_ami Aminostickstoff (mg/l)_
|
||
_at Gesamtsäure (g/l)_
|
||
_amo Ammoniumstickstoff (mg/l)_
|
||
_as Apfelsäure (g/l)_
|
||
_agl Gluconsäure (g/l)_
|
||
_ws Weinsäure (g/l)_
|
||
|
||
iv) Ertrag
|
||
Weinanlagen
|
||
_Im Sommer, vor Ausdünnungsarbeiten, waren alle Trauben je Stock gezählt_
|
||
_worden. Zur Ernte wurden alle Trauben der einzelnen Versuchsparzellen se-_
|
||
_parat geerntet und mit einer tragbaren Bodenwaage gewogen._
|
||
Apfelanlage
|
||
_Die Äpfel jeden Baumes wurden separat geerntet und dann über eine Sor-_
|
||
_tiermaschine ausgewertet. Es handelt sich dabei um die Sortiermaschine_
|
||
_Aweta mit mechanischer Gewichtserfassung, sowie der Farb- und Größen-_
|
||
_ermittlung der Früchte mittels der Bildverarbeitung PowerVision._
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
v) Wachstum
|
||
Rebanlagen
|
||
_Nach der Ernte, im November wurde das einjährige Schnittholz der einzelnen_
|
||
_Versuchsparzellen erfasst, als Maß für die Wüchsigkeit der Reben._
|
||
Apfelanlage
|
||
_Das vegetative Wachstum der Bäume wurde durch Ermittlung der Länge aller_
|
||
_Jahrestriebe von über 5 cm Länge erfasst, die Stammdurchmesser der Bäume_
|
||
_wurden mit einem elektronischen Messgerät ermittelt, etwa 1 m über dem_
|
||
_Boden._
|
||
|
||
vi) Mikrovinifikation
|
||
_Die Trauben der vier Feldwiederholungen wurden zu zwei Wiederholungen_
|
||
_für den Weinausbau zusammengelegt, in den Versuchskeller am Versuchs-_
|
||
_zentrum Laimburg gebracht und dort, nach einem standardisierten Protokoll,_
|
||
_vinifiziert. Es wurde keine Maischestandzeit mit den Trauben durchgeführt_
|
||
_und wie folgt verfahren. Die Trauben wurden mit einer Abbeermaschine des_
|
||
_Typs CMA Lugana 1R (Stundenleistung 4-_[^6]: _t/h) nach Entnahme der Stachel-_
|
||
_walze gequetscht aber nicht abgebeert. Die gequetschten Trauben wurden_
|
||
_samt Stielgerüst in einer Membranpresse des Typs 100 L EuroPressT1 – Schar-_
|
||
_fenberger mit 2 x 1 bar + 2 x 2 bar entsaftet (10 min je Druckphase)._
|
||
_Die Schwefelung mit 20 mg/L Kaliummetadisulfit (E 224) erfolgte direkt in_
|
||
_Saftablauf. In der Folge wurde der Most in 34 L Glasballon gefüllt. Der Most_
|
||
_wurde für 20 Stunden bei 4 °C statisch entschleimt. Im Anschluss wurde der_
|
||
_klare Überstand abgezogen und der Entschleimungstrub entfernt. Der Most_
|
||
_wurde auf 22 °C erwärmt und je Ausbauwiederholung eine Mostprobe ent-_
|
||
_nommen um diese auf Mostgewicht, pH-Wert, Gesamtsäure und hefever-_
|
||
_wertbarem Stickstoff zu untersuchen. Es wurden Trockenreinzuchtefe der Art_
|
||
_Saccharomyces Cerevisiae Var. Cerevisiae nach Herstellerangaben rehydriert_
|
||
_und der Most damit inokuliert. Das Gärsalz wurde in Form von reinem Di-_
|
||
_ammoniumphosphat (DAP) dazugegeben in zwei Gaben aufgeteilt (40 g/hl im_
|
||
_Moment der Beimpfung + 20 g/hl DAP drei Tage nach Gärstart). Die alkoholi-_
|
||
_sche Gärung erfolgte bei konstanten 20,5 °C über regulierte Raumtemperatur._
|
||
_Der Abstich erfolgte bei Gärungsstillstand bzw. bei Restzuckergehalt < 4,0 g/l._
|
||
_Der 1. Abstich erfolgte unbelüftend mit Schwefelung (E 224) von 30 mg/l._
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
_Es erfolgte eine kurzzeitige Lagerung in der Kühlzelle bei 4 °C für ca. 10 Tage_
|
||
_und anschließend nach einem weiteren Abzug bei einer Temperatur zwischen_
|
||
_14 und 18 °C. Während der Weinlagerung wurde ein Gehalt an freier schwefe-_
|
||
_liger Säure von 25 mg/l eingestellt und überwacht. Die Füllung erfolgte in 0,5 l_
|
||
_Glasflaschen nach unmittelbar vorhergehender Vor-, Blank- und Sterilfiltration_
|
||
_(0,45 μm)._
|
||
_Die Verkostungen wurden mit einem Verkosterpanel bestehend aus Laimburg_
|
||
_internen, geschulten Verkostern und aus externen Experten durchgeführt. Es_
|
||
_wurden jeweils 16 Weine blind verkostet, da 4 Weine doppelt zur Verkostung_
|
||
_gereicht wurden, um die Fähigkeit der einzelnen Koster gleiche Weine auch_
|
||
_wieder ähnlich einzustufen und somit die Zuverlässigkeit ihrer Bewertungen,_
|
||
_zu prüfen._
|
||
|
||
vii) Entwicklung des Wurzelsystems
|
||
_In der Anlage Moarhof wurden Grabungen im mit Biochar angereichertem Bo-_
|
||
_denbereich durchgeführt, um zu prüfen, ob die Reben diesen Bereich durch-_
|
||
_wurzelt oder ob sie den mit Biochar angereicherten Boden eher gemieden_
|
||
_haben._
|
||
|
||
#### 3. Ergebnisse
|
||
|
||
3.1 Moarhof
|
||
i) Bodenanalysen
|
||
_Die pH-Werte (Abb. 8) sind in den mit Biochar angereicherten Parzellen signi-_
|
||
_fikant höher, mit einem leichten Unterschied zwischen den beiden Dosierun-_
|
||
_gen. Erstaunlicherweise treten diese Unterschiede auch in den Unterböden_
|
||
_auf, dies obwohl die Einarbeitung im Versuch am Moarhof nur in den_
|
||
_Oberboden erfolgt ist._
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
Abb. 8 – pH-Werte im Ober- und Unterboden der Versuchsvarianten in den drei Versuchsjahren:
|
||
Die Asteriske markieren signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur unbe-
|
||
handelten Kontrolle ( p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle).
|
||
|
||
_Die Nmin-Werte, also der pflanzenverfügbare Stickstoff (Abb. 9) zeigte keine_
|
||
_signifikanten Unterschiede zwischen den Versuchsbehandlungen und der Kon-_
|
||
_trolle auf, ausgenommen im Jahre 2018, in der Variante B2. Etwas höhere Nmin-_
|
||
_Werte waren im ersten Versuchsjahr 2017 gegeben, dies infolge der Bodenbear-_
|
||
_beitung zur Einbringung des Chars (die Bodenbearbeitung wurde in allen Par-_
|
||
_zellen durchgeführt auch in der Kontrolle) nach langjähriger Dauerbegrünung_
|
||
_ohne jegliche Bearbeitung. Insgesamt liegen die Nmin-Werte aber selbst für_
|
||
_Weinbau auf eher niedrigem Niveau._
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
Abb. 9 – Nmin-Werte der Versuchsvarianten in den drei Versuchsjahren: Die Asteriske markieren
|
||
signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle (p<0,05),
|
||
(N = unbehandelte Kontrolle).
|
||
|
||
_Der Gehalt an organischem Kohlenstoff, als Humus (%) ausgedrückt, ist in_
|
||
_den mit Biochar angereicherten Parzellen signifikant höher, vor allem bei Bio-_
|
||
_char in der höhen Dosierung (Abb. 10)._
|
||
|
||
Abb. 10 – Gehalte an organischem Kohlenstoff, als Humus (%) ausgedrückt in den drei Versuchs-
|
||
jahren: Die Asteriske markieren signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur
|
||
unbehandelten Kontrolle (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle).
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
_Die Phosphorgehalte stiegen in den mit Biochar und Kompost angereicherten_
|
||
_Varianten signifikant an in beiden Dosierungen des Biochars (Abb. 11)._
|
||
|
||
Abb. 11 – Phosporgehalte der Böden der Versuchsvarianten in den drei Versuchsjahren: Die
|
||
Asteriske markieren signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur unbehandel-
|
||
ten Kontrolle (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle).
|
||
_Die Gehalte an Kalium (Abb. 12) sind signifikant höher in der Variante der_
|
||
_höheren Biochar Dosis und in den Varianten Biochar mit Kompost, dies vor_
|
||
_allem im ersten Versuchsjahr._
|
||
|
||
Abb. 12 – Kaliumgehalte der Ober- und Unterböden in den drei Versuchsjahren: Die Asteriske mar-
|
||
kieren signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle
|
||
(p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle).
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
_Die Magnesiumgehalte (Abb. 13) waren in allen Versuchsjahren, in den Vari-_
|
||
_anten mit Biochar signifikant höher. Erstaunlicherweise sind diese signifikan-_
|
||
_ten Unterschiede auch in den Unterböden feststellbar._
|
||
|
||
Abb. 13 – Magnesiumgehalte der Ober- und Unterböden in den drei Versuchsjahren: Die Asteriske
|
||
markieren signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur unbehandelten Kontrol-
|
||
le (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle).
|
||
|
||
_Die Borgehalte (Abb. 14) stiegen durch die Anreicherung der Böden mit Biochar_
|
||
_signifikant an, sowohl durch reines Biochar wie auch durch die Mischung von_
|
||
_Char mit Kompost und zwar in den Ober- und auch den Unterböden._
|
||
|
||
Abb. 14 – Borgehalte der Ober- und Unterböden in den drei Versuchsjahren: Die Asteriske markie-
|
||
ren signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle
|
||
(p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle).
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
_Mangan (Abb. 15) und Kupfer (Abb. 16) sind die einzigen Elemente, die infol-_
|
||
_ge der Anreicherung des Bodens mit Biochar eine geringere Verfügbarkeit_
|
||
_aufweisen. Eine signifikant geringere Verfügbarkeit ist in vor allem in den Va-_
|
||
_rianten mit der höheren Biochardosierung in allen drei Versuchsjahren fest-_
|
||
_stellbar._
|
||
|
||
Abb. 15 – Mangangehalte der Ober- und Unterböden in den drei Versuchsjahren: Die Asteriske
|
||
markieren signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur unbehandelten Kontrol-
|
||
le (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle).
|
||
|
||
Abb. 16 – Kupfergehalte der Ober- und Unterböden in den drei Versuchsjahren: Die Asteriske mar-
|
||
kieren signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle
|
||
(p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle).
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
_Zink (Abb. 17) ließ eine höhere Verfügbarkeit in allen drei Versuchsjahren vor_
|
||
_allem in der Variante mit der höheren Biochardosis und Kompost erkennen._
|
||
|
||
Abb. 17 – Zinkgehalte der Ober- und Unterböden in den drei Versuchsjahren: Die Asteriske markie-
|
||
ren signifikante Unterschiede der Versuchsvarianten im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle
|
||
(p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle).
|
||
|
||
ii) Blattanalysen
|
||
_Obwohl die Verfügbarkeit verschiedener Elemente laut Bodenanalysen deut-_
|
||
_lich verbessert wurde, zeigten sich in der Ertragsanlage Moarhof kaum Aus-_
|
||
_wirkungen auf die Mineralstoffgehalte der Blätter. Es konnten mit Ausnahme_
|
||
_des Borgehaltes im Juni 2019 (Abb. 18), keine signifikant unterschiedlichen_
|
||
_Gehalte einzelner Elemente gefunden werden. Trotz der beachtlichen Verän-_
|
||
_derungen im Boden durch die Einbringung des Biochars, traten aber auch_
|
||
_keine optisch feststellbaren Veränderungen im Wachstum, der Blattfarbe oder_
|
||
_andere Anzeichen von Stress oder Karenzen oder physiologische Störungen_
|
||
_an den Reben auf._
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
Abb. 18 – Relative Bor Menge in den Blättern im Juni 2019; verschiedene Buchstaben weisen auf
|
||
einen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungen hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kon-
|
||
trolle).
|
||
|
||
iii) Reifeentwicklung der Trauben
|
||
_In keinem Falle traten Unterschiede im Reifeverlauf der einzelnen Versuchs-_
|
||
_varianten auf (Daten sind nicht dargestellt)._
|
||
iv) Ertrag
|
||
_In den drei Versuchsjahren hat die Ernte jeweils in den ersten Septembertagen_
|
||
_stattgefunden, bei einem Zuckergehalt von 16-17 °KMW (Babo). Im ersten_
|
||
_Versuchsjahr dezimierte ein starker Spätfrost am 21.04.2017 den Ertrag stark._
|
||
_Wie in der Praxis üblich wurde alljährlich zudem eine Ertragsregulierung_
|
||
_durchgeführt, vorwiegend durch teilen großer Trauben. Auch die Anzahl der_
|
||
_Trauben vor der Ertragsregulierung war bei den einzelnen Versuchsvarianten_
|
||
_ident. Bei der Ernte wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede fest-_
|
||
_gestellt (Tab. 4, Abb. 19)._
|
||
|
||
Abb. 19 – Ernte 2019: die einzelnen Versuchparzellen wurden getrennt geerntet.
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
Tabelle [^4]: – Traubenertrag pro Rebe der Behandlungen: in keinem der drei Versuchsjahre wurde ein
|
||
signifikanter Unterschied zwischen den Behandlungen festgestellt.
|
||
|
||
```
|
||
Behandlung /
|
||
Jahr
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Ertrag/Rebe (kg)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
2017 2018 2019
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
N 1,25 2,96 1,61
|
||
C 1,51 2,81 1,71
|
||
B1 1,49 3,10 1,83
|
||
B2 1,44 2,57 1,62
|
||
B1C 1,41 2,98 1,79
|
||
B2C 1,34 3,31 1,52
|
||
```
|
||
|
||
v) Vegetatives Wachstum
|
||
_Das Gewicht des einjährigen Schnittholzes ergibt einen Hinweis auf die Inten-_
|
||
_sität des vegetativen Wachstums der Reben während der gesamten Vegetati-_
|
||
_onsperiode. Es wurde daher gleich nach dem Rebschnitt gesammelt und ge-_
|
||
_wogen. Die Daten von 2018 fehlen, aber sowohl 2017 wie auch 2019 konnten_
|
||
_keine signifikanten Unterschiede zwischen den Varianten gefunden werden._
|
||
|
||
Abb. 20 – Schnittholzgewichte pro Rebe der einzelnen Versuchsvarianten: Es wurde kein signifikan-
|
||
ter Unterschied zwischen den Behandlungen festgestellt, (N = unbehandelte Kontrolle).
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
vi) Weinausbau
|
||
_Die Moste der Trauben der einzelnen Versuchsvarianten wiesen vor der Gä-_
|
||
_rung keine signifikanten Unterschiede auf, in keinem der drei Versuchsjahre_
|
||
_(Tab. 5)._
|
||
|
||
Abb. 21. Mikrovinifikation der Moste der
|
||
Versuchsvarianten: zwei Wiederholungen
|
||
pro Behandlung wurden vinifiziert.
|
||
|
||
```
|
||
Abb. 22 – Abfüllung der Weine etwa 8 Monate nach der
|
||
Traubenernte
|
||
```
|
||
|
||
_Die Werte der Moste der einzelnen Versuchsvarianten unterschieden sich_
|
||
_nicht signifikant, jedoch waren die Gesamtsäurewerte und die Gehalte der_
|
||
_Moste an hefeverwertbarem Stickstoff in den Jahren unterschiedlich. Letztere_
|
||
_waren 2017 am höchsten, wohl infolge der erfolgten Bodenbearbeitung des_
|
||
_ansonsten langfristig unbearbeiteten, dauerbegrünten Bodens._
|
||
|
||
Tabelle [^5]: – Inhaltsstoffe der Moste zur Ernte
|
||
_Behandlung /_
|
||
_Jahr_
|
||
|
||
_Zucker, °KMW (Babo) pH-Wert_
|
||
_2017 2018 2019 2017 2018 2019_
|
||
_N 16,30 16,76 16,81 3,32 3,31 3,33_
|
||
_C 16,14 16,66 16,76 3,3 3,3 3,32_
|
||
_B1 16,05 17,10_ [^1]:_6,49 3,3 3,33 3,32_
|
||
_B2 16,07_ [^1]:[^7]:_,01 16,46 3,3 3,34 3,33_
|
||
_B1C 16,43 16,27 16,44 3,35 3,29 3,33_
|
||
_B2C 16,32 15,98 16,35 3,36 3,31 3,35_
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Behandlung /
|
||
Jahr
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Gesamtsäure (g/l) HVS (mg/l)
|
||
2017 2018 2019 2017 2018 2019
|
||
N 5,67 4,675 6,07 120 73,5 87,5
|
||
C 5,96 4,73 6,21 123 75,5 75,5
|
||
B1 5,98 4,5 5,99 111 65 70,5
|
||
B2 6,15 4,47 6,11 123 63 67,5
|
||
B1C 6,19 4,68 5,7 158 58,5 57,5
|
||
B2C 6,37 4,87 5,78 163,5 80,5 72,5
|
||
```
|
||
|
||
_Etwa 7 Monate nach der Gärung wurden die Verkostungen durchgeführt. Da-_
|
||
_bei wurden die einzelnen Weine der verschiedenen Versuchsvarianten nicht_
|
||
_signifikant unterschiedlich bewertet. In der Tendenz zeigte sich aber eine_
|
||
_leichte Bevorzugung der Weine der niedrigen Biochardosierung bezüglich_
|
||
_Komplexität und Typizität und eine eher schlechtere Bewertung der Weine_
|
||
_der Kompostvariante in der Bewertung der Harmonie und des Gesamteindru-_
|
||
_ckes (Abb. 23)._
|
||
|
||
Abb. 23 – Sensorische Bewertung der Weine, durchschnittliche Ergebnisse der Weinbewertungen
|
||
der drei Versuchsjahre: Keine Versuchsvariante unterscheidet sich signifikant von den anderen.
|
||
(N = unbehandelte Kontrolle).
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
vii) Entwicklung des Wurzelsystems
|
||
_Durchwurzelung der mit Biochar angereicherten Bodenbereiche: Grabungen_
|
||
_in der Anlage Moarhof zeigten deutlich, dass die mit Biochar angereicherten_
|
||
_Bodenbereiche gut von Rebwurzeln durchwachsen waren (Abb. 24)._
|
||
|
||
Abb. 24 – Grabungen ließen ein intensives
|
||
Wachstum von Rebwurzeln in mit Biochar
|
||
angereicherten Bodenbereichen erkennen.
|
||
|
||
3.2 Weißplatter
|
||
|
||
i) Bodenanalysen
|
||
_Im Unterschied zur Anlage Moarhof wurden in dieser Anlage die Bodenzu-_
|
||
_satzstoffe vor dem Pflanzen der Reben in die Pflanzreihe mit einem Kleinbag-_
|
||
_ger eingearbeitet bis auf eine Tiefe von 60 cm. Die Veränderungen der ver-_
|
||
_schiedenen Bodenparameter waren daher in dieser Anlage auch im Unterbo-_
|
||
_den deutlich erkennbar. Insgesamt sind die Ergebnisse aber ident mit denen_
|
||
_der Anlage Moarhof. Sie werden daher hier nicht im Einzelnen dargestellt._
|
||
|
||
ii) Blattanalysen
|
||
_Generell wurden auch in dieser Anlage kaum Veränderungen der Mineral-_
|
||
_stoffgehalte der Blätter in den zwei Erhebungsjahren gefunden (2017 wurden_
|
||
_die Reben gepflanzt, daher wurden erst ab 2018 Analysen durchgeführt) Im_
|
||
_Juni 2018 konnten signifikant höhere Magnesiumgehalte der Blätter in allen_
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
_Varianten mit Biochar gefunden werden (Abb. 25), wobei insgesamt die Mag-_
|
||
_nesiumgehalte aller Varianten im Defizitbereich liegen, besonders aber die_
|
||
_Kontrolle und die mit Kompost angereicherte Variante. Die Mangangehalte_
|
||
_(Abb. 26) hingegen weisen in beiden Untersuchungsjahren niedrigere Werte_
|
||
_in allen mit Biochar angereicherten Varianten auf. Dieses Ergebnis geht einher_
|
||
_mit der gefundenen niedrigeren Manganverfügbarkeit der Böden infolge der_
|
||
_Anreicherung mit Biochar._
|
||
|
||
Abb. 25 – Magnesiumgehalte laut Blattanalyse im Juni 2018; verschiedene Buchstaben weisen auf
|
||
einen signifikanten Unterschied zwischen Behandlungen hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle)
|
||
|
||
Abb. 26 – Mangangehalte der Blätter im Juni 2018 und 2019; verschiedene Buchstaben weisen auf
|
||
einen signifikanten Unterschied zwischen Behandlungen hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle).
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
iii) Reifeentwicklung der Trauben
|
||
_Auch in dieser Anlage wurden trotz des noch nicht erreichten Vollertrages in_
|
||
_den Jahren 2018 und 2019 Reifetests durchgeführt. Dabei wurden keine signi-_
|
||
_fikanten Unterschiede zwischen den Versuchsvarianten gefunden._
|
||
|
||
iv) Etrag
|
||
_Die Ernte erfolgte Mitte September bei einem mittleren Zuckergehalt der_
|
||
_Trauben der einzelnen Varianten von etwa 19.7 °KMW (Babo). Die ermittelten_
|
||
_Traubenerträge der einzelnen Versuchsvarianten unterschieden sich nicht_
|
||
_signifikant, es war aber eine Tendenz zu höheren Erträgen in den Varianten_
|
||
_mit Biochar zu erkennen (Tab. 6)._
|
||
|
||
Tabelle [^6]: – Durchschnittlichen Ertrag pro Rebe der Versuchsvarianten im Jahr 2019; es wurde kein
|
||
signifikanter Unterschied zwischen den Behandlungen festgestellt.
|
||
|
||
```
|
||
Behandlung Traubenertrag/Rebe(kg)
|
||
N 0,7
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
C 0,69
|
||
B1 0,84
|
||
B2 0,96
|
||
B1C 0,94
|
||
B2C 0,76
|
||
```
|
||
|
||
v) Vegetatives Wachstum
|
||
_Die Ermittlungen des Schnittholzgewichtes ergaben keine signifikanten Un-_
|
||
_terschiede, jedoch zeigte sich wieder eine Tendenz zu höheren Werten in den_
|
||
_mit Biochar angereicherten Varianten, ausgenommen bei Variante B2C_
|
||
_(Abb. 27)._
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
Abb. 27 – Schnittholzgewichte pro Rebe: Es wurde kein signifikanter Unterschied zwischen den
|
||
Behandlungen festgestellt., (N = unbehandelte Kontrolle)
|
||
|
||
3.3 Block 65
|
||
i) Bodenanalysen
|
||
_Analysen der Bodennährstoffgehalte wurden nur im ersten Jahr nach der Ver-_
|
||
_suchsanlegung durchgeführt, in der Folge wurden regelmäßige Analysen der_
|
||
_Gehalte an mineralisiertem Stickstoff gemacht. Der pH-Wert des Bodens war_
|
||
_in dieser Anlage von Natur aus deutlich höher als in den zwei Rebanlagen,_
|
||
_nämlich um pH 7,4. Durch die Zugabe von Biochar stieg der pH-Wert auch_
|
||
_hier signifikant, aber weniger stark als in den Rebanlagen, auf einen Wert von_
|
||
_7,7 an (Abb. 28). Die Trockensubstanz der Böden (Abb. 29) war infolge der_
|
||
_Zugabe von Biochar etwas niedriger._
|
||
|
||
Abb. 28 – pH-Werte im Boden in Juni 2017: Asteriske weisen auf einen signifikanten Unterschied
|
||
zwischen den Behandlungen im Vergleich zur Kontrolle hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle)
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
Abb. 29 – Prozentualer Anteil der Bodentrockensubstanz in den drei Versuchsjahren: Asteriske wei-
|
||
sen auf einen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungen im Vergleich zur Kontrolle hin
|
||
(p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle)
|
||
_Die Nmin-Gehalte waren nicht unterschiedlich zwischen den Versuchs-_
|
||
_varianten. Es zeigten sich aber höhere Gehalte an organischem Kohlenstoff,_
|
||
_Phosphor, Kalium und Magnesium in den mit Biochar angereicherten Parzel-_
|
||
_len (Abb. 30)_
|
||
|
||
Abb. 30 – Gehalte einiger Makroelemente im Boden im Juni 2017 (C-Werte als Humus % angege-
|
||
ben): Asteriske weisen auf einen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungen im Ver-
|
||
gleich zur Kontrolle hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle).
|
||
_Bei den Mikroelementen konnten etwas höhere Bor- und Zinkgehalte in der_
|
||
_mit Char angereicherten Variante gefunden werden, aber niedrigere Werte an_
|
||
_Kupfer (Abb. 31). Die Gehalte an Mangan blieben unverändert._
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
Abb. 31 – Mikroelemente Werte im Boden in Juni 2017: Asteriske weisen auf einen signifikanten
|
||
Unterschied bei den Behandlungen im Vergleich zur Kontrolle hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kon-
|
||
trolle)
|
||
ii) Blattanalysen
|
||
_Blattanalysen wurden 2018 und 2019 durchgeführt. Im Juli 2018 zeigten sich_
|
||
_dabei signifikant höhere Kalium- und Magnesiumgehalte (Abb. 32), aber nied-_
|
||
_rigere Kalziumgehalte der mit Biochar angereicherten Variante. Zudem waren_
|
||
_in den Blättern dieser letzteren Variante erhöhte Gehalte an Mangan feststell-_
|
||
_bar (Abb. 33)._
|
||
|
||
Abb. 32 – Kalium-, Kalzium- und Magnesiumgehalte in den Blättern im Juli 2018; verschiedene
|
||
Buchstaben weisen auf einen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungen hin (p<0,05),
|
||
(N = unbehandelte Kontrolle).
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
Abb. 33 – Mangangehalte der Blätter im Juli 2018; verschiedene Buchstaben weisen auf einen sig-
|
||
nifikanten Unterschied zwischen den Behandlungen hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle)
|
||
|
||
iv) Ertrag
|
||
_Der Ertrag der Versuchsvarianten wurde im zweiten und dritten Standjahr_
|
||
_ermittelt. Dabei wurden die Äpfel der vier zentralen Bäume jeder Parzelle_
|
||
_getrennt gepflückt und dann mit einer Versuchssortieranlage ausgewertet_
|
||
_(Tab. 7)._
|
||
|
||
Tabelle [^7]: – Ergebnisse der Ertragsauswertung 2018 und 2019 mittels Sortiermaschine: Die Fär-
|
||
bungsprozentsätze sind saisonal bedingt, die Äpfel wurden alle am selben Tag geerntet und spie-
|
||
gelnsomit nicht die maximal erreichbaren Werte wider.
|
||
|
||
```
|
||
Behandlung * * * * *
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
2018 Äpfel/
|
||
Baum
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Gewicht/
|
||
Apfel (g)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
rote
|
||
Farbe (%)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
gelbe
|
||
Farbe (%)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
grüne
|
||
Farbe (%)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
N 42,2 180,4 76,0 1,96 20,5
|
||
C 48,4 184,1 80,3 2,11 16,1
|
||
BC 46,9 194,9 77,9 3,01 17,6
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Behandlung *
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
2019 Äpfel/
|
||
Baum
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Gewicht/
|
||
Apfel (g)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
rote
|
||
Farbe (%)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
gelbe
|
||
Farbe (%)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
grüne
|
||
Farbe (%)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
N 44,5 184,6 88,55 1,179 8,901
|
||
C 46,4 177,49 91,08 0,77 6,843
|
||
BC 58,1 176,03 90,52 0,799 7,377
|
||
```
|
||
|
||
_Aus der Anzahl und dem durchschnittlichen Gewicht der Äpfel der Versuchs-_
|
||
_varianten kann der Ertrag in kg Äpfel pro Baum errechnet werden (Abb. 34)._
|
||
_Dabei zeigten sich in beiden Erhebungsjahre die höchsten Erträge in der mit_
|
||
_Biochar angereicherten Versuchsvariante._
|
||
|
||
Abb. 34 – Durchschnittliche Produktion in Kilogramm Äpfel pro Baum in den zwei Erhebungsjahren:
|
||
Unterschiedliche Buchstaben weisen auf einen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlun-
|
||
gen hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kontrolle).
|
||
|
||
v) Vegetatives Wachstum
|
||
_Tabelle 8 und Abbildung 35 zeigen die Daten des durchschnittlichen jährli-_
|
||
_chen Triebzuwachses der Versuchsvarianten auf (Jahrestriebe > 5 cm). Die_
|
||
_Wuchskraft der unbehandelten Bäume der Kontrollparzelle war im Vergleich_
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
_zu den anderen deutlich geringer, während am meisten Zuwachs in der Vari-_
|
||
_ante Biokohle + Kompost erzielt wurde._
|
||
|
||
Tabelle [^8]: – Durchschnittliches jährliches Wachstum pro Baum jeder Behandlung: Asteriske weisen
|
||
auf einen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungen im Vergleich zur Kontrolle hin
|
||
(p<0,05).
|
||
|
||
```
|
||
Behandlung
|
||
/Jahr
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
2017 * 2018 *
|
||
Äste/
|
||
Baum
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
cm/
|
||
Baum
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
cm/
|
||
Ast
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Äste/
|
||
Baum
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
cm/
|
||
Baum
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
cm/
|
||
Ast
|
||
N 14 7322 16,34 33 23323 22,06
|
||
C 15,9 8613 16,88 36,9 27019 22,85
|
||
BC 13,8 8969 20,33 41,3 35967 27,2
|
||
```
|
||
|
||
Abb. 35 – Durchschnittliche Trieblänge der Behandlung: Unterschiedliche Buchstaben weisen auf
|
||
einen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungen hin (p<0,05), (N = unbehandelte Kon-
|
||
trolle).
|
||
|
||
_In Tabelle 9 ist der Zuwachs des Stammdurchmessers der Bäume, einen Meter_
|
||
_über dem Boden, in den drei Versuchsjahren dargestellt. Es traten diesbezüg-_
|
||
_lich aber keine signifikanten Unterschiede auf._
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
Tabelle [^9]: – Durchschnittlicher Zuwachs des Stammdurchmessers pro Baum in den drei
|
||
Versuchsjahren
|
||
|
||
```
|
||
Behandlung/
|
||
Jahr
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
2017 2018 2019
|
||
Durchschnittl. Wachstum der Stämme (mm)
|
||
N +3,97 +4,11 +7,05
|
||
C +4,38 +4,15 +6,51
|
||
BC +3,77 +5,04 +6,96
|
||
```
|
||
|
||
#### 4. Diskussion
|
||
|
||
_Die erzielten Ergebnisse zeigen auf, dass die Einbringung von Biochar oder_
|
||
_von Biochar mit Kompost in den Boden einige chemische Parameter des Bo-_
|
||
_dens verändert und die Verfügbarkeit einiger Mineralstoffe, speziell der Mak-_
|
||
_roelemente Kalium, Magnesium und Phosphor erhöht haben. Die Eignung_
|
||
_von Biochar mit hohem pH-Wert zur Anhebung des pH-Wertes der Böden hat_
|
||
_sich klar erwiesen und kann bei sauren Böden auch im Weinbau gut genutzt_
|
||
_werden. Die Zufuhr von Kompost allein hat keine dieser genannten Verände-_
|
||
_rungen ähnlich deutlich bewirkt. Die Zunahme der Mineralstoffgehalte ist_
|
||
_auch in den Unterböden erkennbar, weniger ausgeprägt dort wo das Biochar_
|
||
_nur in den Oberboden eingearbeitet wurde, deutlicher wo das Biochar in die_
|
||
_obersten 60 cm Boden eingebracht worden ist. Die aufgezeigten Auswirkun-_
|
||
_gen blieben über den Versuchszeitraum von drei Jahren weitgehend stabil._
|
||
_Diese Ergebnisse bestätigen die Eignung von Biochar zur Bodenverbesserung_
|
||
_im Weinbau (Schmid et al. 2014, Genesio et al. 2015), zur Steigerung des Hu-_
|
||
_musgehaltes und damit zur potenziellen Verbesserung des Wasserspeicher-_
|
||
_vermögens der Böden, sowie zur Anhebung der Verfügbarkeit einiger Mine-_
|
||
_ralstoffe._
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
_Weiters hat sich gezeigt, dass eine verbesserte Mineralstoffverfügbarkeit im_
|
||
_Boden nur in wenigen Fällen auch zu einer höheren Aufnahme des Mineral-_
|
||
_stoffes geführt hat. Bei den Blattanalysen im Weinbau konnte in den Varian-_
|
||
_ten Biochar und Kompost in einem Fall höhere Borgehalte gefunden werden._
|
||
_In der Rebjunganlage konnte in allen Biocharvarianten im 2. Standjahr eine_
|
||
_verbesserte Magnesiumaufnahme gegenüber der Kontrolle gefunden werden_
|
||
_und zwar in einer Magnesiummangelsituation wie sie gerade in Junganlagen_
|
||
_mit noch wenig entwickeltem Wurzelsystem bei Reben häufig vorkommt._
|
||
_Dies könnte darauf hinweisen, dass mit Biochar angereicherte Böden gerade_
|
||
_in Stress- und Mangelsituationen eine gewisse verbesserte Ausgangslage bie-_
|
||
_ten, die zu einer besseren Versorgung der Reben beiträgt._
|
||
_Eine verbesserte Magnesiumaufnahme konnte 2018 laut Blattanalye auch in_
|
||
_der Apfelneuanlage festgestellt werden, zudem eine verbesserte Kaliumauf-_
|
||
_nahme bei zugleich niedrigeren Kalziumgehalten in den Blättern._
|
||
_Ein auf den ersten Blick widersprüchliches Ergebnis ist bei Mangan zu ver-_
|
||
_zeichnen: in der Rebjunganlage war 2018 und 2019 in den Biocharvarianten in_
|
||
_den Blättern ein signifikant niedrigerer Mangangehalt gegeben, was in Ein-_
|
||
_klang mit der niedrigeren Manganverfügbarkeit im Boden der mit Char ange-_
|
||
_reicherten Varianten dieser und auch der zweiten Rebanlage stand. Im Gegen-_
|
||
_satz dazu wies die Apfeljunganlage im Jahre 2018 höhere Manganblattgehalte_
|
||
_in der Biocharvariante auf, wobei in diesem Falle im Boden keine erkennbare_
|
||
_Veränderung der Manganverfügbarkeit infolge der Einbringung von Biochar_
|
||
_in den Boden vorlag (Daten nicht dargestellt). Dieses gegensätzliche Ergebnis_
|
||
_könnte darauf zurückzuführen sein, dass Biochar vermutlich nicht direkt die_
|
||
_Verfügbarkeit von Mangan durch Festlegung verändert, sondern dass es sich_
|
||
_hier um eine indirekte Auswirkung infolge der Verschiebung des pH-Wertes_
|
||
_im Boden handeln dürfte. In den beiden Rebanlagen im Versuch waren nied-_
|
||
_rige pH-Werte im leicht sauren Bereich vor Behandlungsbeginn gegeben, von_
|
||
_6,35 in der Anlage Moarhof und 6,28 in Weissplatter. In diesem pH Bereich_
|
||
_kann die Rebe Mangan gut aufnehmen. Durch die Biocharzugabe stiegen die_
|
||
_Boden-pH-Werte auf 7,16 bzw. 7,36 und verschoben sich somit in den neutra-_
|
||
_len bis leicht alkalischen Bereich, in dem die Rebe bekannter Weise das Man-_
|
||
_gan nicht mehr so gut aufnehmen kann (Keller, 2015). In der Apfeljunganlage_
|
||
_hingegen lag der pH-Wert des Bodens von vorne herein bereits im alkalischen_
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
_Bereich, bei 7,45 und veränderte sich durch die Biocharanreicherung in die-_
|
||
_sem Falle nicht mehr so deutlich, zu einem pH-Wert des Bodens von 7,7. Die_
|
||
_Manganverfügbarkeit im Boden laut Bodenanalyse veränderte sich dadurch_
|
||
_nicht, die Manganaufnahme durch die Apfelbäume verbesserte sich sogar._
|
||
_Somit dürfte es sich wohl eher nicht um eine grundsätzliche Festlegung von_
|
||
_Mangan durch Biochar handeln, sondern wohl eher um die Folge der verän-_
|
||
_derten Manganverfügbarkeit durch die pH-Wertveränderung im Boden._
|
||
_Auch die festgestellte reduzierte Kupferverfügbarkeit in den Weinbauböden_
|
||
_der beiden Versuchsanlagen dürfte auf die pH-Wertverschiebung vom sauren_
|
||
_in den leicht alkalischen Bereich zurückzuführen sein. In der Praxis wird zur_
|
||
_Reduzierung der Kuperverfügbarkeit in den Böden ansonsten Kalk verwen-_
|
||
_det, auch mit dem Ziel den pH-Wert zu erhöhen (Park, 2011). Insgesamt ist,_
|
||
_wie die Versuche gezeigt haben, die Einbringung von Biochar in die Böden_
|
||
_eine gute Möglichkeit zur Anhebung der pH-Werte. Je saurer die Bodensitua-_
|
||
_tion, umso mehr sollte auf die Verwendung eines Biochars mit hohem pH-_
|
||
_Wert geachtet werden._
|
||
_Die Reifetests und die Analysen der Moste zur Ernte haben keine signifikan-_
|
||
_ten Unterschiede bei den Inhaltsstoffen erkennen lassen, jedenfalls nicht zwi-_
|
||
_schen den Versuchsvarianten. Allgemein waren die HVS-Werte, also die Ge-_
|
||
_halte an hefeverwertbarem Stickstoff und auch die Gesamtsäuregehalte in den_
|
||
_Jahren jedoch ziemlich unterschiedlich. Anders als von Holweg, 2019 be-_
|
||
_schrieben, traten in beiden Rebversuchsanlagen keine höheren HVS Gehalte in_
|
||
_den Mosten der mit Biochar angereicherten Parzellen auf._
|
||
_Die Weine der einzelnen Versuchsvarianten zeigten in allen drei Jahren weder_
|
||
_sensorisch noch analytisch signifikanten Unterschiede auf. Allgemein wurde_
|
||
_den Weinen eine große Ähnlichkeit attestiert. In der Tendenz wurde den Wei-_
|
||
_nen der niedrigen Biochardosierung, im Durchschnitt der drei Auswertungs-_
|
||
_jahre, eine etwas höhere Typizität zugesprochen, während die Weine der_
|
||
_Kompostvariante in der Harmonie und der Gesamtbewertung tendenziell et-_
|
||
_was schlechter als die Weine der anderen Varianten eingestuft wurden._
|
||
_Die Erträge waren in den Rebanlagen in den einzelnen Versuchsvarianten_
|
||
_nicht signifikant unterschiedlich, in der Apfeljunganlage hingegen war in bei-_
|
||
_den Erhebungsjahren eine größere Anzahl an Früchten und ein höherer Ertrag_
|
||
_feststellbar, insbesondere in der Variante Biochar und Kompost, etwas weni-_
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
_ger deutlich auch in der Variante Kompost im Vergleich zur Kontrolle. Zu-_
|
||
_gleich konnte in der Apfeljunganlage auch ein höherer Jahrestriebzuwachs in_
|
||
_der Variante Biochar mit Kompost ermittelt werden. In den Rebanlagen hin-_
|
||
_gegen war kein Unterschied in der vegetativen Entwicklung der einzelnen_
|
||
_Versuchsvarianten feststellbar. Diese unterschiedlichen Ergebnisse dürften_
|
||
_darauf zurückzuführen sein, dass die Apfelanlage regelmäßig, alljährlich ge-_
|
||
_düngt wurde und dabei auch eine angemessene Stickstoffgabe erhielt. Die_
|
||
_Rebanlagen hingegen wiesen ausreichende Humusgehalte und Nährstoffver-_
|
||
_sorgung auf, so dass auf jegliche Düngung im Versuchszeitraum verzichtet_
|
||
_worden war. Die Nmin Gehalte, also die Gehalte an pflanzenverfügbarem_
|
||
_Stickstoff in den Versuchsparzellen der Rebanlagen waren im ersten Ver-_
|
||
_suchsjahr, infolge der Bodenbearbeitung für die Einbringung der Bodenzu-_
|
||
_satzstoffe der ansonsten langjährig vollkommen unbearbeiteten Böden, er-_
|
||
_kennbar erhöht in allen Varianten. Aber bereits im Folgejahr sanken die Nmin_
|
||
_Werte auf eher niedrige Niveaus ab und lagen in allen Versuchsvarianten_
|
||
_fortan um und unter 20 kg Nmin/ha. Die Einbringung auch beachtlicher Men-_
|
||
_gen an Biochar und an Biochar mit Kompost führte in diesen Rebanlagen zwar_
|
||
_zu erkennbar höheren Gehalten an organischem Kohlenstoff, aber nicht zu_
|
||
_nachhaltig veränderter Stickstoffverfügbarkeit für die Reben. In der Folge war_
|
||
_auch kein höheres vegetatives Wachstum zu erwarten und ein solches trat tat-_
|
||
_sächlich auch nicht ein. Für den Weinbau ist dies ein durchaus erfreuliches_
|
||
_Ergebnis, zumal Stickstoffschübe und damit mehr vegetatives Wachstum im_
|
||
_Qualitätsweinbau unerwünscht sind, da sie sich negativ auf die Trauben- und_
|
||
_Weinqualität auswirken. Wird also eine Anwendung von Biochar zur pH-_
|
||
_Wertsteigerung erwogen oder soll primär eine Verbesserung des Wasserhal-_
|
||
_tevermögens der Böden angestrebt werden oder Biochar zur CO2 Festlegung_
|
||
_in den Boden eingebracht werden, so braucht man dabei keine Bedenken ha-_
|
||
_ben, es könnte dadurch zu Wachstumsschüben oder negativen Auswirkungen_
|
||
_auf die Weinqualität kommen. Im Umkehrschluss gilt aber, dass dort wo man_
|
||
_im Weinbau tatsächlich eine Verbesserung der Wachstumssituation braucht,_
|
||
_die Zugabe von reinem Biochar oder von Biochar mit Kompost allein, sofern_
|
||
_das Biochar oder der Kompost nicht sehr stickstoffhaltig sind, zu wenig sein_
|
||
_dürfte, um ausreichende Auswirkungen zu erzielen. In diesen Fällen ist es an-_
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
_gezeigt, das Biochar intensiver mit Stickstoff anzureichern, etwa durch Kom-_
|
||
_postierung des Chars mit Mist und Gülle._
|
||
_In der Apfelneuanlage wurden zwar auch keine signifikant höheren Nmin_
|
||
_Gehalte im Boden gefunden, insgesamt lagen die Nmin Werte dort aber deut-_
|
||
_lich höher, zwei bis dreimal so hoch, als in den Rebanlagen. Mit Nmin-Werten_
|
||
_im Bereich zwischen 50 und 70 kg/ha lag in der Obstanlage insgesamt eine_
|
||
_deutlich höhere Stickstoffverfügbarkeit vor. Dies lässt vermuten, dass es da-_
|
||
_her in den mit Biochar und Kompost angereicherten Parzellen zu einer ausge-_
|
||
_glicheneren Versorgung infolge einer verbesserten Stickstoffspeicherung_
|
||
_durch das Biochar gekommen sein könnte, wie dies von Steiner et al. (2010),_
|
||
_Ventura et al. (2013) und Sánchez-García et al. (2015) festgestellt und_
|
||
_beschrieben wurde. Jedenfalls waren positive und statistisch signifikante_
|
||
_Auswirkungen auf die vegetative Entwicklung und den Ertrag der Jungbäu-_
|
||
_me durch die Zugabe von Biochar mit Kompost ins Pflanzloch erkennbar._
|
||
_Wachstumsdepressionen, wie von einigen Autoren beschrieben (Deenik et al.,_
|
||
_2010; Nelson et al, 2012), konnten durch die Einbringung von reinem Biochar_
|
||
_in den Boden in den vorliegenden Versuchen in den Rebanlagen nicht_
|
||
_festgestellt werden. Dies dürfte auf den Humusgehalt der beiden Rebanlagen_
|
||
_von etwa 3% zu Versuchsbeginn und auf die langjährige Dauerbegrünung der_
|
||
_Anlagen zurückzuführen sein. Dadurch verfügen die Böden oberflächlich_
|
||
_über eine Auflage an organischer Substanz, da das Schnittmaterial der_
|
||
_Begrünung, das Material vom Triebschnitt der Reben und die einjährigen_
|
||
_verholzten Triebe beim Winterschnitt, sowie die Rebblätter sich an der Bo-_
|
||
_denoberfläche sammeln und dort langsam verrotten. Durch die Bodenbe-_
|
||
_arbeitung im Zuge der Erstellung der Neuanlage und beim Einbringen der_
|
||
_Biochar- und Kompostvarianten dürfte aus dieser organischen Masse einiges_
|
||
_an Stickstoff freigesetzt worden sein, was zu einer grundlegenden Anreiche-_
|
||
_rung des Chars mit Stickstoff und insgesamt mit Nährstoffen geführt haben_
|
||
_dürfte._
|
||
_Aufgrund der im Versuch gewonnenen Ergebnisse erscheint jedenfalls unter_
|
||
_den in Südtirol vorliegenden Gegebenheiten im Weinbau, sofern keine ausge-_
|
||
_sprochene Wachstumssteigerung der Anlage angestrebt wird, auch die Ver-_
|
||
_wendung reinen Chars durchaus ohne negative Folgen möglich. Im Versuch_
|
||
_war selbst die Entwicklung der Jungreben in den reinen Charvarianten nicht_
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
_auffällig oder schwächer im Vergleich zur Kontrolle oder den Kompostvarian-_
|
||
_ten. Im Obstbau kam kein reines Char zum Einsatz. Hier ist ein höheres Stick-_
|
||
_stoffniveau zur Optimierung des Aufwuchses der Jungbäume und der Pro-_
|
||
_duktionsmenge erforderlich, daher ist eine angemessene Anreicherung der_
|
||
_Chars jedenfalls anzuraten. Zu erwähnen ist, dass in der Apfelanlage mit be-_
|
||
_reits hohem pH-Wert die zusätzliche Verwendung eines Biochars mit einem_
|
||
_pH-Wert von 9,6 keine Probleme bereitet hat und auch nicht zu erkennbaren_
|
||
_Veränderungen geführt hat._
|
||
_Die beiden in den Versuchen eingesetzten Dosierungen von Biochar verhiel-_
|
||
_ten sich ähnlich, die höhere Dosierung zeigte teilweise etwas ausgeprägtere_
|
||
_Auswirkungen so z.B. bei der Steigerung des pH-Wertes des Bodens. Negati-_
|
||
_ve Auswirkungen konnten in keinem Falle festgestellt werden._
|
||
|
||
#### 5. Schlussfolgerungen
|
||
|
||
_Die hier vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass der Einsatz von Biochar an die_
|
||
_spezifischen Bedürfnisse der Anlage und an das jeweilige Produktionsziel an-_
|
||
_gepasst werden soll. Soll das Wachstum und die Produktion einer Kultur an-_
|
||
_geregt werden, gilt es, das Char vor oder nach der Ausbringung mit Stickstoff_
|
||
_entsprechend anzureichern. Soll hingegen, wie im Qualitätsweinbau ge-_
|
||
_wünscht, das Wachstum nicht nachhaltig erhöht werden, ist die Verwendung_
|
||
_reinen Biochars oder von nur sehr mäßig angereichertem Char angezeigt. Die_
|
||
_Fähigkeit von Biochar Kohlenstoff langfristig zu binden und somit einen Bei-_
|
||
_trag zum Klimaschutz zu leisten, kann daher auch dort genutzt werden, wo_
|
||
_das Wachstum nicht oder nur sehr begrenzt verändert werden soll. Die Ver-_
|
||
_suche haben zudem bestätigt, dass die Einbringung von hochwertigem Bio-_
|
||
_char in die Böden in jedem Fall zu einer Verbesserung der Bodeneigenschaf-_
|
||
_ten führt. Es wurden keine negativen Aus- bzw. Nebenwirkungen der An-_
|
||
_wendung von Biochar im Obst- und Weinbau festgestellt und auch die Quali-_
|
||
_tät der Weine wurde nicht beeinflusst._
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
Literaturverzeichnis
|
||
_Blackwell, P. S. (2000–). Management of water repellency in Australia, and_
|
||
_risks associated with preferential flow, pesticide concentration and_
|
||
_leaching. Journal of Hydrology_ [^231]:_(2), 384–395. Accesso via_
|
||
_https://doi.org/10.1016/S0022-1694(00)0021_[^0]:_-9_
|
||
_Cammarano, D., Ceccarelli, S., Grando, S., Romagosa, I., Benbelkacem, A.,_
|
||
_Akar, T., Al-Yassin, A. & Ronga, D. (2019). The impact of climate change_
|
||
_on barley yield in the Mediterranean basin. European Journal of Agronomy_
|
||
[^106]:_,_ [^1]:_-11._
|
||
_Clough, T. J. & Condron, L. M. (2017). Biochar and the nitrogen cycle:_
|
||
_introduction. Journal of Environmental Quality 39,_ [^1218]:_–23. Accesso via_
|
||
_http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20830909_
|
||
_Deenik, J. L., McClellan, T., Uehara, G., Antal, M. J. & Campbell, S. (2010)._
|
||
_Charcoal volatile matter content influences plant growth and soils_
|
||
_nitrogen transformations. Soil Science Society of America Journal 74(4),_
|
||
[^1259]:_-70._
|
||
_Eyles, A., Bound, S. A., Oliver, G., Corkrey, R., Hardie, M., Green, S. & Close_
|
||
_D. C. (2015). Impact of biochar amendment on the growth, physiology_
|
||
_and fruit of a young commercial apple orchard. Trees_ [^29]:**,** [^1817]:_–1826._
|
||
_Accesso via https://doi.org/10.1007/s00468-_[^015]:_-1263_
|
||
_Genesio, L., Miglietta, F., Baronti, S. &Vaccari, F. P. (2015). Biochar increases_
|
||
_vineyard productivity without affecting grape quality: results from a_
|
||
_four-year field experiment in Tuscany. Agriculture, Ecosystems_
|
||
_& Environment_ [^2]:[^01]:_, 20–25. Accesso via https://doi.org/10.1016/_
|
||
_j.agee.2014.11.021_
|
||
_Holweg, C. (2019). Pflanzenkohle als Maßnahme gegen Nitratauswaschung_
|
||
_im Weinbau. Abschlussbericht Projekt VinoCarb, Badenova. Accesso via_
|
||
_https://www.badenova.de/downloads/unternehmen/engagement/innovat_
|
||
_ionsfonds-downloads/unternehmensbereiche/stab/innovationsfonds/_
|
||
_abschlussberichte/2016/2016-_[^0]:[^1]:_-abschlussbericht-pflanzenkohle-nitrat-_
|
||
_weinbau.pdf_
|
||
_Kammann, K., Schmidt, H. P., Messerschmidt, N., Linsel, S., Steffens, S.,_
|
||
_Müller, C., Koyro, H. W., Conte, P. & Stephen, J. (2015). Plant growth_
|
||
|
||
Lucchetta, Raifer, Lösch, Matteazzi, Patauner
|
||
|
||
_improvement mediated by nitrate capture in co-composted biochar._
|
||
_Scientific Reports 5, 11080. Accesso via https://doi.org/10.1038/srep11080_
|
||
_Keller, M. (2015). The Science of Grapevines, Anatomy and Physiology. Second_
|
||
_edition. Academic Press, Elsevier._
|
||
_Kirschbaum, M. U. F. (1995). The temperature dependence of soil organic_
|
||
_matter decomposition, and the effect of global warming on soil organic C_
|
||
_storage. Soil Biology Biochemistry 27(6), 753–760._
|
||
_Lehmann, J., Gaunt, J. & Rondon, M. (2006). Biochar sequestration in_
|
||
_terrestrial ecosystems – a review. Mitigation and adaptation strategies for_
|
||
_global change 11, 403–27. Kluwer Academic Publishers-Plenum Publishers._
|
||
_Accesso via https://doi.org/10.1007/s11027-_[^005]:_-_[^9006]:_-5_
|
||
_Lehmann, J. & Joseph, S. (2009). Biochar for environmental management: Science_
|
||
_and Technology. Earthscan, London._
|
||
_Nelson, D. C., Flematti, G. R., Ghisalberti, E. L., Dixon, K. W. & Smith, S. M._
|
||
_(2012). Regulation of seed germination and seegling growth by chemical_
|
||
_signals from burning vegetation. Plant biology 63, 107-30._
|
||
_Park, J. H., Choppala, G. K., Bolan, N. S., Chung J. W. & Chuasavati, T._
|
||
_(2011). Biochar reduces the bioavailability and phytotoxicity of heavy_
|
||
_metals. Plant Soil 348, 439. Accesso via https://doi.org/10.1007/s11104-011-_
|
||
[^0948]:_-y_
|
||
_Ray, D.K., West, P.C., Clark, M., Gerber, J.S., Prishchepov, A.V. & Chatterjee,_
|
||
_S. (2019). Climate change has likely already affected global food_
|
||
_production. PLoS ONE 14(5): e0217148. Accesso via_
|
||
_https://doi.org/10.1371/journal.pone.0217148_
|
||
_Sánchez-García, M., Alburquerque, J. A., Sánchez-Monedero, M. A., Roig, A._
|
||
_& Cayuela, M. L. (2015). Biochar accelerates organic matter degradation_
|
||
_and enhances N mineralisation during composting of poultry manure_
|
||
_without a relevant impact on gas emissions. Bioresource Technology 192,_
|
||
_272–79. Accesso via https://doi.org/10.1016/j.biortech.2015.05.003_
|
||
_Schmidt, H. P., Kammann, C., Niggli, C., Evangelou, M. V. H. & Mackie, K._
|
||
_A. (2014). Biochar and biochar-compost as soil amendments to a vineyard_
|
||
_soil: Influences on plant growth, nutrient uptake, plant health and grape_
|
||
_quality. Agriculture, Ecosystems & Environment_ [^191]:_, 117–123. Accesso_
|
||
_via https://doi.org/10.1016/j.agee.2014.04.001_
|
||
|
||
```
|
||
Auswirkungen der Einbringung von Biochar in den Boden
|
||
```
|
||
|
||
_Steiner, C., Das, K. C., Melear, N. & Lakly, D. (2016). Reducing nitrogen loss_
|
||
_during poultry litter composting using biochar. Journal of Environment_
|
||
_Quality 3_[^9]:_(4), 1236. Accesso via https://doi.org/10.2134/jeq2009.0337_
|
||
_Taghizadeh-Toosi, A., Clough, T. J., Condron, L. M., Sherlock, R. R.,_
|
||
_Anderson, C. R. & Craigie, R. A. (_[^2011]:_). Biochar incorporation into_
|
||
_pasture soil suppresses in situ nitrous oxide emissions from ruminant_
|
||
_urine patches. Journal of Environment Quality 40(2), 468. Accesso via_
|
||
_https://doi.org/10.2134/jeq2010.0419_
|
||
_Ventura, M., Sorrenti, G., Panzacchi, P., George, E. & Tonon, G. (2013)._
|
||
_Biochar reduces short-term nitrate leaching from a horizon in an apple_
|
||
_orchard. Journal of Environment Quality 42, 76-82._
|
||
_Wang, Y., Ma, Z., Wang, X., Sun, Q., Dong, H., Wang, G., Chen, X., Yin, C.,_
|
||
_Han, Z. & Mao, Z. (2019). Effects of biochar on the growth of apple_
|
||
_seedlings, soil enzyme activities and fungal communities in replant_
|
||
_disease soil. Scientia Horticulturae 2019 - Amsterdam. Accesso via_
|
||
_https://doi.org/10.1016/j.scienta.2019.108641_
|
||
|
||
## Anwendung von Biochar als
|
||
|
||
## Bodenverbesserungsmittel:
|
||
|
||
## Wirkungen auf den Stickstoffzyklus und die
|
||
|
||
## Trockenstresstoleranz bei im Topf angebauten
|
||
|
||
## Weinpflanzen
|
||
|
||
**Marta Petrillo– Freie Universität Bozen**
|
||
**Damiano Zanotelli – Freie Universität Bozen**
|
||
**Valentina Lucchetta – Versuchszentrum Laimburg**
|
||
**Agnese Aguzzoni – Freie Universität Bozen**
|
||
**Massimo Tagliavini – Freie Universität Bozen**
|
||
**Carlo Andreotti – Freie Universität Bozen**
|
||
|
||
Abstract
|
||
_Die Nutzung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel stellt eine interessante Maß-_
|
||
_nahme für den Umweltschutz (stabile Kohlenstoffbindung im Boden) sowie zur poten-_
|
||
_ziellen Verbesserung der physikalisch-chemischen Fruchtbarkeit der behandelten Bö-_
|
||
_den dar. Zum aktuellen Zeitpunkt sind die agronomischen Eigenschaften von Biochar_
|
||
_als Bodenverbesserungsmittel noch nicht vollständig wissenschaftlich erwiesen und_
|
||
_scheinen in jedem Fall stark von verschiedenen Aspekten abzuhängen,wie der Beschaf-_
|
||
_fenheit des eingesetzten Biochars, den Eigenschaften des Produktionsprozesses und_
|
||
_den Ausgangsmerkmalen des verbesserten Bodens. Dieses Kapitel enthält die wichtigs-_
|
||
_ten Ergebnisse einer Reihe von Versuchen, die in kontrollierter Umgebung an getopften_
|
||
_Weinpflanzen durchgeführt wurden, um Folgendes festzustellen: i) die Wirkung der_
|
||
_Nutzung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel auf den Stickstoffzyklus in der_
|
||
_Weinpflanze; ii) die eventuellen mit der Nutzung von Biochar verbundenen Verände-_
|
||
_rungen der hydrischen Bodeneigenschaften und die potenzielle Erhöhung oder Verrin-_
|
||
_gerung der Stickstoffverluste durch Auslaugung; iii) den physiologischen Zustand von_
|
||
_Weinpflanzen, die auf einem mit Biochar versetzten Substrat wachsen, während sie zu-_
|
||
_nehmendem Trockenstress ausgesetzt werden. Was den Stickstoffzyklus der Pflanze_
|
||
_anbelangt, hat die Anwendung eines mit dem Isotop_[^15]_N markierten Stickstoffdüngers_
|
||
|
||
Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti
|
||
|
||
_ermöglicht, zu verdeutlichen, dass Biochar im Substrat die Aufnahme des Stickstoffs in_
|
||
_die Pflanze und dessen Verteilung in ihren verschiedenen Organe nicht signifikant ver-_
|
||
_ändert hat. Biochar verändert hingegen das Wasserspeichervermögen des Bodens und_
|
||
_führt zu einer positiven Zunahme des für die Pflanzen zur Verfügung stehenden Was-_
|
||
_sers. Dank der höheren Wasserverfügbarkeit unter induziertem Trockenstress zeigten_
|
||
_die auf dem mit Biochar verbesserten Bodensubstrat gewachsenen Pflanzen eine bes-_
|
||
_sere physiologische Performance, wie die weniger negativen Wasserpotenziale der_
|
||
_Blätter und die höhere fotosynthetische Aktivität beweisen. Der Zusatz von Biochar als_
|
||
_Bodenverbesserungsmittel zum Substrat, wenn dieses nicht durch Kompost „aktiviert“_
|
||
_ist, erhöht die Menge des durch Auslaugung verlorenen Stickstoffs. Es scheint sich da-_
|
||
_bei um eine Folge der durch den Beitrag von Biochar erzielten höheren Feuchtigkeit im_
|
||
_Boden und der demzufolge größeren Mengen Auslaugungslösung zu handeln, die in-_
|
||
_folge reichlicherWasserzufuhr gesammelt wird. Kurzgefasst, die Ergebnisse einiger an_
|
||
_getopften Weinpflanzen durchgeführten Tests haben verdeutlicht, dass Biochar, wenn_
|
||
_dem Boden wenig Wasser zugeführt wird, die für die Pflanzen verfügbare Wasserre-_
|
||
_serve erhöht und so den Trockenstress reduzieren kann. Besondere Aufmerksamkeit_
|
||
_erfordern hingegen sehr feuchte Böden beim Umgang mit Stickstoffdünger, da Biochar_
|
||
_im Boden zu einer Zunahme der Verluste durch Auslaugung führen kann._
|
||
|
||
#### 1. Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel:
|
||
|
||
#### Wirkungen auf die Gesamtfruchtbarkeit der Böden und
|
||
|
||
#### die Wachstumsperformance der Pflanzen
|
||
|
||
_Die Nutzung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel hat in den letzten_
|
||
_Jahren erhebliche Aufmerksamkeit erregt, vor allem wegen der vielfältigen_
|
||
_Ergebnisse, die erzielt werden können. Im aktuellen Szenarium des Klima-_
|
||
_wandels und der globalen Erwärmung stellt Biochar ein interessantes Mittel_
|
||
_für den Umweltschutz dar, da es Kohlenstoff stabil im Boden bindet und da-_
|
||
_her erheblich zur Verlangsamung der Rückkehr dieses Stoffes in Form von_
|
||
_CO_[^2]: _in die Atmosphäre beiträgt (Lehmann, 2007). Außerdem verändert der_
|
||
_Zusatz von Biochar die chemischen, physikalischen und biologischen Eigen-_
|
||
_schaften der Agrarböden (und somit der Gesamtfruchtbarkeit) auf eine Art_
|
||
_und Weise, die von der Beschaffenheit und Menge des eingesetzten Biochars_
|
||
_abhängt (Novak et al., 2009). Verschiedene Studien haben insbesondere die_
|
||
|
||
```
|
||
Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel
|
||
```
|
||
|
||
_Wirkung von Biochar auf Verluste von Mineralstoffen durch Auslaugung be-_
|
||
_trachtet. Die Evidenz dieser Versuche deckt sich nicht vollständig. Zum Bei-_
|
||
_spiel haben einige Tests gezeigt, dass die Nutzung von Biochar Verluste von_
|
||
_Stickstoff (vor allem Nitratstickstoff) und anderer Stoffe durch Auslaugung_
|
||
_erheblich reduzieren kann, weil einerseits die Menge der Auslaugungslösung_
|
||
_reduziert wird und andererseits die Konzentration der gesammelten Lösung_
|
||
_geringer ausfällt (Lehmann et al., 2003). Wie ausgeprägt diese Wirkung ist,_
|
||
_scheint jedoch von der Zeit abzuhängen, die zwischen der Zugabe vonBiochar_
|
||
_zum Boden und den analytischen Maßnahmen in Bezug auf die Auslaugung_
|
||
_vergeht (Ventura et al., 2012), und außerdem von den Eigenschaften des für_
|
||
_die Erzeugung vonBiochar verwendeten Ausgangsmaterials (Yao et al., 2012)._
|
||
_Es gibt jedoch auch Beispiele, bei denen Biochar eine Erhöhung der durch_
|
||
_Auslaugung verlorenen Nährstoffmenge bewirkt hat, wie z. B. die von Hardie_
|
||
_et al. (2015) in einer jungen Apfelplantage durchgeführte Studie zeigt._
|
||
_Mehrere Studien haben zudem verdeutlicht, dass die Nutzung von Biochar_
|
||
_auch die physikalischen Eigenschaften des Bodens und folglich seine Fähig-_
|
||
_keit, Wasser zu speichern, verbessern kann (Glaser et al., 2002). Dies ist vor_
|
||
_allem auf die Zunahme der Stabilität der Aggregate und der Mikroporosität_
|
||
_der Substrate zurückzuführen (Verheijen et al., 2010; Abel et al. 2013; Laird et_
|
||
_al., 2010). Auch in Bezug auf die Wirkungen von Biochar auf die physikali-_
|
||
_schen Eigenschaften der Böden sind in der Literatur unterschiedliche Ergeb-_
|
||
_nisse zu finden. Diese Variabilität ist zurückzuführen auf die unterschiedli-_
|
||
_chen Eigenschaften der verwendeten Biochars – Unterschiede bestehen hier_
|
||
_sowohl hinsichtlich des für die Herstellung verwendeten Ausgansmaterials_
|
||
_und der Eigenschaften des Pyrolyseprozesses (Novak et al., 2012) – als auch_
|
||
_auf die unterschiedlichen Mengen bzw. Produktformen (Pulver, Pellets oder_
|
||
_Flocken) (Laird et al., 2010; Abiel et al., 2016) und die unterschiedlichen Bo-_
|
||
_deneigenschaften. Wie Hardie et al. (2014) feststellt, sollte zudem hervorgeho-_
|
||
_ben werden, dass die Erkenntnisse zahlreicher Studien zu den Wirkungen von_
|
||
_Biochar auf die physikalischen Eigenschaften des Bodens von diskutabler Be-_
|
||
_deutung für den Agrarbereich sind, da sie nicht auf Agrarböden und mit ho-_
|
||
_hen, in der Landwirtschaft schwer implementierbaren Dosierungen (>_ [^50]: _t/ha)_
|
||
_bzw. unter Laborbedingungen mit entnommenem, gesiebtem Bodendurchge-_
|
||
|
||
Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti
|
||
|
||
_führt wurden. Die In situ-Verifizierung der durch Biochar bewirkten Verbes-_
|
||
_serungen der physikalischen Bodeneigenschaften ist sicherlich komplexer_
|
||
_und bei den in einigen Fällen beobachteten Wirkungen von teilweise beacht-_
|
||
_lichen Zugaben von Biochar (47 t/ha) auf die Wasserspeicherfähigkeit des Bo-_
|
||
_dens (z. B. Wassergehalt bei Feldkapazität, Wassergehalt bei permanentem_
|
||
_Welkepunkt und insgesamt für die Pflanzen verfügbares Wasser) handelt es_
|
||
_sich nicht um statistisch signifikante Ergebnisse (Hardie et al., 2014)._
|
||
_Biocharwurde in Weinbergen mit recht widersprüchlichen Ergebnissen ange-_
|
||
_wandt. Eine Analyse der Versuchsergebnisse ergibt eindeutig, dass die Wir-_
|
||
_kung der Zugaben von Biochar auf das Vegetations- und Produktionsverhal-_
|
||
_ten der Weinreben stark von den allgemeinen Bedingungen des Weinbergs_
|
||
_abhängt. In einem mehrjährigen Test in einem nicht bewässerten Weinberg in_
|
||
_der Toskana hat der Zusatz einer Dosis von 22 bis 44 t/ha zum Boden das_
|
||
_Wasserspeichervermögen des Bodens erheblich verändert. Bei Behandlung_
|
||
_mit hohen Dosierungen von Biochar kam es zu einer Zunahme des für die_
|
||
_Pflanzen verfügbaren Wassers von bis zu +45 % gegenüber dem nicht verbes-_
|
||
_serten Kontrollboden. Auch die positiven Auswirkungen auf den Wasserzu-_
|
||
_stand der Pflanzen waren offensichtlich: weniger negatives Wasserpotenzial_
|
||
_der Blätter, höhere stomatäre Leitfähigkeit und fotosynthetische Aktivität (Ba-_
|
||
_ronti et al., 2014). Der bessere physiologische Allgemeinzustand der auf dem_
|
||
_mit Biochar verbesserten Boden wachsenden Pflanzen schlug sich schließlich_
|
||
_in einer höheren Produktionsleistung nieder, insbesondere in Jahren mit ge-_
|
||
_ringerem Niederschlag und somit verschärftem Trockenstress im Sommer_
|
||
_(Genesio et al., 2015). Dieser Produktionszuwachs pro Pflanze, der vor allem_
|
||
_in einem höheren Durchschnittsgewicht der Weinbeeren und Trauben be-_
|
||
_stand, führte nicht zu signifikanten Unterschieden in den wichtigsten Quali-_
|
||
_tätsparametern der Trauben (lösliche Feststoffe, Gesamtsäure und Gesamtant-_
|
||
_hocyangehalt). Die Autoren dieser Studie führen das Fehlen von Beweisen in_
|
||
_qualitativer Hinsicht auf die komplexe Interaktion verschiedener Faktoren zu-_
|
||
_rück (Ernährungszustand, Zeiten von Trockenstress, Bodentemperatur usw.),_
|
||
_die direkt oder indirekt durch den Zusatz von Biochar zum Boden beeinflusst_
|
||
_werden (Genesio et al., 2015). In einem anderen ökologischen Umfeld, in dem_
|
||
_die Vegetationsperiode durch eine unbeschränkte Verfügbarkeit von Wasser_
|
||
_für die Pflanzen gekennzeichnet ist, hat der Zusatz geringerer Dosierungen_
|
||
|
||
```
|
||
Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel
|
||
```
|
||
|
||
_(unter 10 t/ha) von Biochar zum Boden, mit oder ohne Kompost, keinen Un-_
|
||
_terschied im Wachstum und Gesundheitszustand der Weinreben und der qua-_
|
||
_litativen Parameter der Trauben bewirkt (Schmidt et al., 2014). Diese Evidenz_
|
||
_hat die Autoren zum Schluss veranlasst, dass der Einsatz von Biochar als Bo-_
|
||
_denverbesserungsmittel unter den Bedingungen, die den Studienweinberg_
|
||
_kennzeichnen, keine wirtschaftlich relevanten Folgen hat (Schmidt et al.,_
|
||
_2014). Diese Schlussfolgerungen berücksichtigen jedoch nicht die anderen_
|
||
_möglichen ökosystemischen Leistungen, die auf die Nutzung von Biochar im_
|
||
_Weinbau zurückzuführen sind, wie zum Beispiel die Verringerung der Mobi-_
|
||
_lität von Kupfer in Anbausystemen wie Weinbergen, die mit schweren ökolo-_
|
||
_gischen Problemen infolge der historischen Kumulation dieses Stoffes im Bo-_
|
||
_den zu kämpfen haben. Einige rezente Studien (Soja et al., 2018; Pump et al.,_
|
||
_2019) haben die Möglichkeit der Nutzung von Biochar zur Beschränkung der_
|
||
_Kupfermobilität im Weinbergsystem verdeutlicht; dadurch werden die Ver-_
|
||
_breitung und möglichen negativen Auswirkungen auf die Umwelt reduziert,_
|
||
_und zwar auf besonders effiziente Weise bei Böden mit saurer Lösung und bei_
|
||
_rezenten Einlagerungen von Kupfer._
|
||
_In Anbetracht des oben beschriebenen Wissensstandes und der Variabilität_
|
||
_der verfügbaren Versuchsergebnisse scheint es offensichtlich, dass unsere_
|
||
_Kenntnisse in Bezug auf die Wirkungen von Biochar als Bodenverbesserungs-_
|
||
_mittel noch unvollständig sind. Vor allem bestimmte Aspekte hinsichtlich der_
|
||
_physiologischen Reaktionen der Pflanzen auf die Behandlung des Bodens mit_
|
||
_Biochar verdienen weitere Untersuchungen. Zu diesem Zweck wurden die_
|
||
_folgenden Versuche in kontrollierter Umgebung durchgeführt; insbesondere_
|
||
_sollen diese i) die Wirkungen der Nutzung von Biochar (in Reinform oder in_
|
||
_Kombination mit Kompost) auf den Stickstoffzyklus von getopften Wein-_
|
||
_pflanzen bestimmen; ii) die eventuelle Wirkung der Nutzung von Biochar als_
|
||
_Bodenverbesserungsmittel auf die Stickstoffverluste durch Auslaugung eva-_
|
||
_luieren; iii) helfen zu verstehen, wie sich die Veränderungen der hydrischen_
|
||
_Substrateigenschaften nach Zusatz von Biochar auf den Wasserzustand von_
|
||
_Weinpflanzen auswirken, die aufeinanderfolgenden Zyklen von Wasserman-_
|
||
_gel ausgesetzt wurden, wobei die physiologischen Stressindikatoren auf Blatt-_
|
||
_ebene gemessen wurden._
|
||
|
||
Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti
|
||
|
||
#### 2. Wirkungen der Anwendung von Biochar auf den Stick-
|
||
|
||
#### stoffzyklus von getopften Weinpflanzen
|
||
|
||
2.1 Angewandte Methode
|
||
|
||
2.1.1 Pflanzenmaterial und Versuchsdesign
|
||
_Für den Versuch wurden 30 zweijährige Weinpflanzen (cv. Pinot nero auf Un-_
|
||
_terlage SO4) mit einem Stockdurchmesser von circa 2 cm mit einem auf vier-_
|
||
_bis fünf Augen zurückgeschnittenen Fruchtholz verwendet. Die Substrate_
|
||
_sind in Tabelle 1 gegenübergestellt._
|
||
|
||
Tabelle 1 – Substrate im Vergleich (Versuchsbehandlungen)
|
||
|
||
```
|
||
Behandlung Beschreibung des Substrats
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Kontrolle Kontrolle (mit 10-mm-Sieb gesiebte Erde)
|
||
Volumetrische Dichte 0,91 g/cm[^3]
|
||
Kompost Kompost 4,5 % (0,9 kg Kompost in 20 kg
|
||
gesiebter Erde). Volumetrische Dichte
|
||
0.92 g/cm[^3]
|
||
Biochar Biochar 2 % (0,4 kg Biochar in 20 kg
|
||
gesiebter Erde). Volumetrische Dichte
|
||
0,89 g/cm[^3]
|
||
Biochar + Kompost Biochar 2 % + Kompost 4,5 % (0,4 kg
|
||
Biochar + 0,9 kg Kompost in 20 kg
|
||
gesiebter Erde). Volumetrische Dichte
|
||
0,87 g/cm[^3]
|
||
```
|
||
|
||
_Die wichtigsten Eigenschaften der getesteten Substrate (organische Substanz,_
|
||
_pH-Wert und Konzentration der Makrostoffe) sind in Tabelle 2 aufgeführt._
|
||
|
||
```
|
||
Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel
|
||
```
|
||
|
||
Tabelle 2 – Analytische Charakterisierung der Substrate im Vergleich (Mittelwerte ± Standardab-
|
||
weichung)
|
||
|
||
```
|
||
Behandlung Humus
|
||
(%)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
pH-
|
||
Wert
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Nmin
|
||
(mg/kg)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
P2O5
|
||
(mg/100g)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
K2O
|
||
(mg/100g)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
MgO
|
||
(mg/100g)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Kontrolle 5,3±0,5 7,0±0,01 2,61±1,13 28±0,58 24,33±0,33 22,33±0,33
|
||
Kompost 5,5±0,3 7,1±0,01 2,17±0,44 33±0,58 46,67±1,67 25,67±0,33
|
||
Biochar +
|
||
Kompost
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
7,1±0,7 7,5±0,06 2,67±0,54 40±3,18 116,33±20,99 28,33±1,67
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Biochar 6,7±0,3 7,5±0,03 1,15±0,57 29±0,00 97,33±3,53 26,33±0,33
|
||
```
|
||
|
||
_Für den Versuch wurden fünf Replikate pro Behandlung (eine Pflanze pro_
|
||
_Replikat) verwendet und nach einem Versuchsplan mit kompletter Randomi-_
|
||
_sierung in einem Plastiktunnel in der Nähe des Versuchszentrums Laimburg_
|
||
_(Gemeinde Vadena, BZ) angeordnet. Die Jungpflanzen wurden Anfang Juni_
|
||
_2017 in Kunststofftöpfe mit 23 Liter Fassungsvermögen gesetzt, die mit den_
|
||
_vier verschiedenen für den Vergleich vorgesehenen Substraten befüllt worden_
|
||
_waren. Außerdem wurden 10 weitere Jungpflanzen in Kontrollsubstrat ge-_
|
||
_pflanzt, um weitere spezifische Probenahmen zu ermöglichen, wie im Folgen-_
|
||
_den beschrieben. Die wichtigsten Versuchsphasen sind in Abbildung 1 darge-_
|
||
_stellt._
|
||
|
||
Abb. 1 – Zeitliche Abfolge der wichtigsten Phasen des von Juni bis September 2018 in einem
|
||
Plastiktunnel durchgeführten Versuchs
|
||
|
||
2.1.2 Düngung mit markiertem Stickstoff ([^15]N)
|
||
_In den Monaten Juni und Juli wurde ein Dünger mit isotopisch markiertem_
|
||
_Stickstoff eingebracht. Im Einzelnen bestand die Düngung in der Verteilung_
|
||
|
||
Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti
|
||
|
||
_von 5 g Stickstoff in Form von Ammoniumnitratdünger (NH_[^4]:_NO_[^3]:_) in zwei_
|
||
_Gaben (F1 und F2, siehe Abb. 1). Von den insgesamt 5 g N, die der Pflanze_
|
||
_zugeführt wurden, resultierten 3 g angereichert in_[^15]_N durch die Anwendung_
|
||
_von markiertem Düngemittel_[^15]_NH_[^4]:[^15]_NO_[^3]: _mit 5 %_[^15]_N. Alle auf Substraten mit_
|
||
_Biochar, Biochar und Kompost, nur Kompost und Kontrollsubstrat wachsen-_
|
||
_den Pflanzen wurden gedüngt. Darüber hinaus erhielten weitere fünf auf_
|
||
_Kontrollsubstrat wachsende Pflanzen keinen Dünger._
|
||
_Während der gesamten Dauer des Versuchs (von der ersten Düngung bis zur_
|
||
_Entwurzelung der Pflanzen) wurden alle vorzeitig von den Pflanzen in den_
|
||
_verschiedenen Behandlungen gefallenen Blätter eingesammelt und getestet._
|
||
_Diese Proben wurden in Bezug auf Biomasse und Gehalt an Stickstoff (mar-_
|
||
_kiert und nicht markiert) bewertet und zusammen mit den am Ende des Ver-_
|
||
_suchs durchgeführten Evaluierungen berücksichtigt. Im Monat September_
|
||
_wurden schließlich alle Pflanzen der vier Düngebehandlungen (Biochar, Bio-_
|
||
_char + Kompost, Kompost und Kontrollsubstrat) sowie die fünf nicht gedüng-_
|
||
_ten Kontrollpflanzen entwurzelt. Die jährlichen Organe (feine Wurzeln,_
|
||
_Triebe, Blätter) und die mehrjährigen Organe (Wurzeln mit Sekundärwachs-_
|
||
_tum, Stamm und Fruchtrute) der einzelnen Pflanzen wurden gewogen, ge-_
|
||
_trocknet, gemahlen und auf ihren Gesamtstickstoffgehalt und ihren Gehalt an_
|
||
_markiertem Stickstoff (_[^15]_N), sowie ihren Gehalt an Makro-und Mikronährstof-_
|
||
_fen in den Blättern untersucht (Abb. 2)_
|
||
|
||
```
|
||
Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel
|
||
```
|
||
|
||
Abb. 2 – Vorbereitung der Weinpflanzen am Ende des Versuchs mit markiertem Stickstoff. Die
|
||
Pflanzen (A) wurden entwurzelt, in die verschiedenen Organe aufgeteilt (Wurzeln, Stamm und
|
||
Fruchtrute, Triebe, Blätter) (B und C), gewogen und getrocknet. Dann wurden Stichproben der ver-
|
||
schiedenen Organe auf ihren Gehalt an Gesamtstickstoff und markiertem Stickstoff ([^15]N) unter-
|
||
sucht.
|
||
|
||
2.1.3 Isotopische Stickstoffanalyse
|
||
_Die Gesamtstickstoffkonzentration in den Substraten und in den verschiede-_
|
||
_nen Organen der Pflanze wurde mit einem mit Elementaranalysator ausge-_
|
||
_statteten Isotopenverhältnis-Massenspektrometer durchgeführt (Isotopic Ra-_
|
||
_tio Mass Spectrometer - IRMS, Thermo Scientific, Germany). Der Überschuss_
|
||
_an_[^15]_N (% Atome) in den Organen und im Dünger im Vergleich zum natürli-_
|
||
_chen Überschuss von_[^15]_N (0,366 % Atome) wurde wie folgt berechnet:_
|
||
|
||
N aus Dünger =
|
||
Gesamt−NOrgan(mg)×([^15]NÜberschussGewebe−natürlicher[^15]NÜberschuss)
|
||
([^15]NÜberschussDünger−natürlicher[^15]NÜberschuss)
|
||
|
||
2.1.4 Analyse der in den Blättern vorhandenen Makro- und
|
||
Mikrostoffe
|
||
_Die Blattkonzentration von Stickstoff (N), Kalium (K), Magnesium (Mg), Kal-_
|
||
_zium (Ca), Phosphor (P), Kupfer (Cu), Zink (Zn), Bor (B), Eisen (Fe) und Man-_
|
||
_gan (Mn) wurde mittels Analyse mit einem ICP-MS (Inductively Coupled_
|
||
|
||
Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti
|
||
|
||
_Plasma Mass Spectrometer, Thermo Scientific, Bremen, Germany) nach Säu-_
|
||
_reaufschluss der Blattprobe ermittelt (2,5 ml HNO_[^3]: _- 65 %, w/w - auf 0,1 g Tro-_
|
||
_ckenprobe)._
|
||
|
||
2.1.5 Statistische Analyse
|
||
_Die Daten wurden mit der Software R, Version 3.3.1 analysiert. Erhebliche_
|
||
_Unterschiede zwischen Behandlungen wurden mit einer einfaktoriellen Vari-_
|
||
_anzanalyse (ANOVA) festgestellt, nachdem die Normalitätshypothesen_
|
||
_(durch Shapiro-Wilk-Test, p>0,05) und die Homogenitätshypothesen der Va-_
|
||
_rianz (durch Bartlett-Test, p>0,05) überprüft wurden. Die Paarvergleiche wur-_
|
||
_den mit Post-hoc-Tests (Tukey-HSD-Test) durchgeführt (p<0,05). Die als Pro-_
|
||
_zentsatz angegebenen Daten wurden vor Durchführung der statistischen_
|
||
_Tests durch logarithmische Umformung verwandelt. Die Daten in den Grafi-_
|
||
_ken und Tabellen sind als Mittelwert ± Standardabweichung dargestellt._
|
||
|
||
2.2 Ergebnisse
|
||
_Aus dem Vergleich zwischen der bei der Entnahme der verschiedenen Organe_
|
||
_(Wurzeln, Stamm und Fruchtrute, Triebe, Blätter) vorhandenen Biomasse_
|
||
_(Trockengewicht in Gramm) bei nicht gedüngten oder mit NH_[^4]:_NO_[^3]: _gedüng-_
|
||
_ten Kontrollpflanzen geht wie erwartet eine größere Biomasseproduktion der_
|
||
_gedüngten Pflanzen hervor (Abb. 3)._
|
||
|
||
```
|
||
Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel
|
||
```
|
||
|
||
Abb. 3 – Am Versuchsende (Zeitpunkt der Entwurzelung) gemessene Biomasse (Trockengewicht
|
||
in g) der verschiedenen Organe der mit NH[^4]:NO[^3]: gedüngten und nicht-gedüngten Kontrollpflanzen.
|
||
Stamm und Fruchtrute wurden zusammen im Diagramm „Stamm“ betrachtet; das Diagramm „Wur-
|
||
zeln“ betrifft die feinen Wurzeln und die Wurzeln mit sekundärem Wachstum. Die Ergebnisse in der
|
||
Abbildung sind Gegenstand einer in Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift
|
||
Italus Hortus.
|
||
|
||
_Vor allem das Wachstum der jährlichen Organe (Triebe und Blätter) fiel bei_
|
||
_den nicht gedüngten Pflanzen erheblich geringer aus; diese sind außerdem_
|
||
_durch das Fehlen von Seitentrieben gekennzeichnet. Aus dem Vergleich mit_
|
||
_den auf den vier gedüngten Substraten gewachsenen Pflanzen gingen keine_
|
||
_signifikanten Unterschiede hervor, was die Biomasse der verschiedenen Or-_
|
||
_gane anbelangt (Abb. 4)._
|
||
|
||
Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti
|
||
|
||
Abb. 4 –Wirkung der verschiedenen Substrate auf die Biomasse (Trockengewicht in g) von Blättern,
|
||
Trieben, Stamm und Wurzeln der am Ende des Versuchs entwurzelten Weinpflanzen. Siehe Anga-
|
||
ben in Abb. 3, was die Beschreibung der Zusammensetzung der verschiedenen Teile der betrach-
|
||
teten Pflanze anbelangt. Die Ergebnisse in der Abbildung sind Gegenstand einer in Vorbereitung
|
||
befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift ItalusHortus.
|
||
|
||
_In Abbildung 5 sind die durchschnittlichen Mengen an N (in g) aufgeführt,_
|
||
_die in den einzelnen Pflanzenorganen gemessen wurden. Es handelt sich also_
|
||
_um das kombinierte Ergebnis der in den Pflanzenorganen gemessenen Stick-_
|
||
_stoffkonzentration und des Trockengewichts dieser Organe. Blätter und Wur-_
|
||
_zeln, die relativ hohe Stickstoffkonzentrationen hatten (circa 2,5 % N in den_
|
||
_Blättern und circa 1,5 % in den Wurzeln), erwiesen sich als die Organe mit der_
|
||
_größten Menge dieses Stoffes. Der Zusatz der Bodenverbesserungsmittel Bio-_
|
||
_char und Kompost (in Kombination oder einzeln) hat diese Menge gegenüber_
|
||
_den auf nicht verbessertem Boden gewachsenen Pflanzen (Kontrollpflanzen)_
|
||
_nicht signifikant verändert._
|
||
|
||
```
|
||
Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel
|
||
```
|
||
|
||
Abb. 5 –Durchschnittliche Stickstoffmenge (in g) In den verschiedenen Organen zum Zeitpunkt der
|
||
Entnahme, nach Düngung. Siehe Angaben in Abb. 3, was die Beschreibung der Zusammensetzung
|
||
der verschiedenen Teile der betrachteten Pflanze anbelangt. Die Ergebnisse in der Abbildung sind
|
||
Gegenstand einer in Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus.
|
||
|
||
_Die Menge an markiertem Stickstoff (_[^15]_N), der aus Düngungen mit NH_[^4]:_NO3_
|
||
_stammt, wurde für die verschiedenen Pflanzenorgane und in den verschiede-_
|
||
_nen Substraten evaluiert. Von den 3 g des an die Pflanzen verteilten markier-_
|
||
_ten Stickstoffs konnten circa 50 % in den verschiedenen Organen der Wein-_
|
||
_pflanzen ausfindig gemacht werden, während der Rest in den Substraten in_
|
||
_den Töpfen enthalten war. Es konnten in Zusammenhang mit den verschiede-_
|
||
_nen Behandlungen keine signifikanten Unterschiede ausgemacht werden, was_
|
||
_die in den Pflanzen und Substraten gemessene Menge an_[^15]_N anbelangt_
|
||
_(Abb. 6)._
|
||
|
||
Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti
|
||
|
||
Abb. 6 – Durchschnittlich enthaltene Menge des aus den Düngungen mit[^15]NH4
|
||
[^15]:NO[^3]: stammenden
|
||
markierten Stickstoffs (in g,n=5) in den Pflanzen und dem Boden. Die Fehlerlinien zeigen die
|
||
Standardabweichung.
|
||
Die bei der Düngung insgesamt verteilten 3 g des markierten Stickstoffs wurden kohärent in den
|
||
beiden Komponenten, Substrat und Pflanze, ausfindig gemacht. Die Differenz (zwischen 0,2 und
|
||
0,6 g N schwankend) in Bezug auf die erwartete Gesamtmenge (3 g) ist auf mögliche Verluste des
|
||
Pflanzenmaterials während des Wachstumszyklus zurückzuführen. Die Ergebnisse in der Abbildung
|
||
sind Gegenstand einer in Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus.
|
||
|
||
_Der größte Teil des mit der Düngung verabreichten N wurde in den Organen_
|
||
_gemessen, die sich während des jährlichen Zuwachses gebildet haben, und_
|
||
_zwar überwiegend in den Blättern, wo im Durchschnitt circa 0,5 g N aus Dün-_
|
||
_gung gefunden wurden (Abb. 7A). Auch in den permanenten Organen der_
|
||
_Pflanze wurden bei den verschiedenen Behandlungen keine signifikanten Un-_
|
||
_terschiede in der Verteilung gemessen (Abb. 7B)._
|
||
_Tabelle 3 und 4 enthalten die Ergebnisse der Blattanalysen für einige Makro-_
|
||
_und Mikrostoffe. Der Zusatz von Biochar (allein oder in Kombination mit_
|
||
_Kompost) ergab eine geringere Konzentration von P (circa -35 %) und Ca (-27_
|
||
_%) im Vergleich zu den Kontrollpflanzen. In Übereinstimmung mit den höhe-_
|
||
_ren K-Werten, die in den mit Biochar verbesserten Substraten gefunden wur-_
|
||
_den, waren die Konzentrationen dieses Stoffes in den Blättern hingegen deut-_
|
||
_lich höher (+33 %) als in der Vergleichsgruppe. Es waren keine signifikanten_
|
||
_Unterschiede in Bezug auf die Konzentration von N (im Bereich 2,7–2,9 %)_
|
||
_und Mg (0,27–0,30 %) in den Blättern zu verbuchen. Auch bei Mikrostoffen_
|
||
|
||
```
|
||
Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel
|
||
```
|
||
|
||
_traten keine deutlichen Unterschiede bei den verschiedenen Behandlungen_
|
||
_zutage._
|
||
|
||
Abb. 7 – Durchschnittliche Stickstoffmenge aus Düngungen mit markiertem N (in g, n=5) in den
|
||
jährlichen (A) und mehrjährigen Organen (B) der Weinpflanzen. Die Fehlerlinien zeigen die
|
||
Standardabweichung. Die Ergebnisse in der Abbildung sind Gegenstand einer in Vorbereitung
|
||
befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus.
|
||
|
||
Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti
|
||
|
||
Tabelle 3 –Gehalt (% Trockengewicht ± Standardabweichung) an Makroelementen in den Pflanzen-
|
||
blättern der vier Behandlungen im Vergleich. Die verschiedenen Buchstaben zeigen deutliche
|
||
Unterschiede zwischen den Werten der gleichen Spalte an (Tukey-HSD-Test, p<0,05). Die
|
||
Ergebnisse in der Tabelle sind Gegenstand einer in Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für
|
||
die Zeitschrift Italus Hortus.
|
||
|
||
```
|
||
Behandlung N % P % K % Mg % Ca %
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Kontrolle 2,9 ± 0,21 0,38 ± 0,07a 1,61 ± 0,21b 0,27 ± 0,04 2,29 ± 0,1a
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Kompost 2,9 ± 0,19 0,28 ± 0,01b 1,98 ± 0,41ab 0,29 ± 0,04 1,87 ± 0,28ab
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Biochar +
|
||
Kompost
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
2,7 ± 0,2 0,27 ± 0,05b 2,21 ± 0,46ab 0,28 ± 0,02 1,67 ± 0,35b
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Biochar 2,7 ± 0,19 0,25 ± 0,02b 2,41 ± 0,21a 0,30 ± 0,03 1,68 ± 0,29b
|
||
```
|
||
|
||
Tabelle 4 –Gehalt (% Trockengewicht ± Standardabweichung) an Mikroelementen in den Pflanzen-
|
||
blättern der vier Behandlungen im Vergleich. Die Ergebnisse in der Tabelle sind Gegenstand einer
|
||
in Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus.
|
||
|
||
```
|
||
Behandlung B Mn Fe Cu Zn
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Kontrolle 46,06 ± 5,24 16,81 ± 1,22 146,27 ± 13,72 8,06 ± 2,21 31,99 ± 3,82
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Kompost 46,56 ± 6,63 15,78 ± 2,18 139,13 ± 20,38 9,07 ± 0,72 37,93 ± 8,45
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Biochar +
|
||
Kompost
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
45,59 ± 9,99 15,52 ± 2,48 148,75 ± 14,61 8,75 ± 0,96 41,97 ± 4,37
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Biochar 43,76 ± 10,29 16,18 ± 3,98 161,55 ± 40,81 8,70 ± 1,04 39,40 ± 4,53
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel
|
||
```
|
||
|
||
#### 3. Wirkungen der Nutzung von Biochar auf die hydrischen
|
||
|
||
#### Eigenschaften der Substrate und die potenziellen
|
||
|
||
#### Stickstoffverluste durch Auslaugung
|
||
|
||
3.1 Angewandte Methode
|
||
|
||
3.1.1 Gravimetrische Ermittlung der hydrischen Eigenschaften der
|
||
Substrate
|
||
_Zwanzig Gefäße mit einem Volumen von je 23 l wurden mit den Substraten_
|
||
_gefüllt, die den in Tabelle 1 beschriebenen Behandlungen entsprechen. Für je-_
|
||
_des Substrat im Vergleich wurden fünf Töpfe vorbereitet, die dann auf circa_
|
||
[^10]: _cm hohe Metallständer in Plastikuntersetzer einer für den Topfdurchmes-_
|
||
_ser angemessenen Größe gestellt wurden. Dann wurden die Substrate mit_
|
||
_Wasser übersättigt, bis das Wasser reichlichaus den Töpfen lief. Nachdem das_
|
||
_aus den Töpfen laufende Sickerwasser beseitigt wurde (circa 36 Stunden nach_
|
||
_der anfänglichen Wasserzufuhr) wurden die einzelnen Töpfe gewogen und_
|
||
_der Wassergehalt unter Feldkapazität der verschiedenen Substrate durch Ab-_
|
||
_zug ihres Trockengewichts berechnet._
|
||
|
||
3.1.2 Kontinuierliche Messung des Wassergehalts und des
|
||
Wasserpotenzials des Bodens
|
||
_Der Wassergehalt (m_[^3]_/m_[^3]_) und das Wasserpotenzial (kPa) der Substrate wur-_
|
||
_den kontinuierlich mit kapazitiven Sonden (Typ 10HS, Decagon Devices) und_
|
||
_tensiometrischen Sonden (MPS6, Decagon Devices) gemessen, die zuvor für_
|
||
_jedes der zum Vergleich vorbereiteten Substrate kalibriert wurden. Aus den_
|
||
_mit den Kalibrierungstests erstellten Kurven des Wasserspeichervermögens_
|
||
_konnte der Wassergehalt der verschiedenen Substrate in Bezug auf das der_
|
||
_Feldkapazität entsprechende Wasserpotenzial (-33 kPa) und den permanen-_
|
||
_ten Welkepunkt (-1500 kPa) gemessen und das für die Pflanzen verfügbare_
|
||
_Wasservolumen per Differenz geschätzt werden._
|
||
|
||
3.1.3 Simulation einer Auslaugung
|
||
_DieserVersuch sollte die Bedingungen eines ergiebigenRegenfalls sofort nach_
|
||
_einer Zufuhr von Stickstoffdünger in Form von Nitrat (N-NO_[^3]:_) simulieren,_
|
||
_um die Wirkung des Biochar-Bodenverbesserungsmittels auf die potenziellen_
|
||
|
||
Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti
|
||
|
||
_Stickstoffverluste durch Auslaugung einzuschätzen. Die Töpfe wurden auf_
|
||
_Feldkapazität gebracht und dann jeweils mit einer Lösung aus 4 g N-NO_[^3]: _in_
|
||
_200 ml Wasser gedüngt. Diese Menge entspricht einer Stickstoffzufuhr von_
|
||
_circa 20 kg/ha in einem Weinberg mit einer Dichte von 5.000 Rebstöcken pro_
|
||
_Hektar. Circa 76 Stunden nach der Düngung (für ein gutes Eindringen der N-_
|
||
_NO_[^3]:_-Lösung entlang des gesamten Topfprofils erforderlicher Zeitraum)_
|
||
_wurde ein ergiebiger Regenfall simuliert, indem auf jeden Topf ein Volumen_
|
||
_von 2 l Wasser verteilt wurde (entsprechend circa 24 mm Niederschlag). Das_
|
||
_nach der Flüssigkeitszufuhr entstandene Auslaugungswasser wurde vollstän-_
|
||
_dig in den Untersetzerngesammelt und dann in einen skalierten Zylinder um-_
|
||
_gefüllt, um das Gesamtvolumen berechnen zu können. Ein Anteil des Auslau-_
|
||
_gungswassers wurde in Ampullen zu 200 ml aufbewahrt, um dann auf seinen_
|
||
_Gehalt an N-NO_[^3]: _untersucht zu werden._
|
||
|
||
3.1.4 Statistische Analyse
|
||
_Die Daten wurden mit der Software R durch Vergleich der Gruppen mittels_
|
||
_Varianzanalyse untersucht, nachdem die Normalitäts- und Homogenitätsana-_
|
||
_lysen der Varianz überprüft worden waren. Die in Prozentsätzen ausgedrück-_
|
||
_ten Ergebnisse wurden vor der Varianzanalyse in logarithmische Werte um-_
|
||
_geformt._
|
||
|
||
3.2 Ergebnisse
|
||
|
||
3.2.1 Charakterisierung der hydrischen Eigenschaften der mit
|
||
Biochar verbesserten Böden
|
||
_Aus der Kombination der gravimetrischen Messungen des Wassergehalts bei_
|
||
_Feldkapazität und den kontinuierlich von den Sonden zur Messung des Was-_
|
||
_serpotenzials und Wassergehalts der Substrate gelieferten Informationen_
|
||
_konnten die Wirkungen des Zusatzes von Bodenverbesserungsmitteln auf die_
|
||
_hydraulischen Eigenschaften der zum Vergleich stehenden Substrate be-_
|
||
_stimmt werden. Die Kurve von Wassergehalt vs. Wasserpotenzial des Bodens_
|
||
_fällt im Falle der mit Biochar verbesserten Substrate gradueller aus (Abb. 8)._
|
||
_Demzufolge liegen die Werte des Wasserpotenzials bei Feuchtigkeitswerten_
|
||
_der Erde von circa 16 % im Kontrollsubstrat bereits nahe am permanenten_
|
||
_Welkepunkt, während die des mit Biochar versetzten Substrat dieses Niveau_
|
||
|
||
```
|
||
Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel
|
||
```
|
||
|
||
_erst mit niedrigeren Werten des Wassergehalts der Erde erreichen (ungefähr_
|
||
_12 %)._
|
||
|
||
Abb. 8 –Wasserretentionskurve (Wassergehalt in m[^3]/m[^3]vs Wasserpotenzial in -kPa) der Substrate
|
||
im Vergleich. Die Ergebnisse in der Abbildung sind Gegenstand einer in Vorbereitung befindlichen
|
||
Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus.
|
||
|
||
_Das für die Pflanzen zur Verfügung stehende Wasser, berechnet als Differenz_
|
||
_zwischen dem Wassergehalt der Substrate bei Feldkapazität und dem perma-_
|
||
_nenten Welkepunkt, erwies sich als signifikant erhöht durch den Zusatz des_
|
||
_Bodenverbesserungsmittels mit Biochar (Tab. 5). Insbesondere waren sowohl_
|
||
_die Behandlung mit durch Kompost aktiviertem Biochar als auch die Behand-_
|
||
_lung mit Biochar allein in der Lage, das für die Pflanzen verfügbare Wasser-_
|
||
_volumen im Vergleich zur Kontrollgruppe um circa 30 % zu erhöhen, wäh-_
|
||
_rend der Zusatz von Kompost allein zu einer geringeren, aber dennoch signi-_
|
||
_fikanten Zunahme führte (circa 19 %)._
|
||
|
||
Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti
|
||
|
||
Tabelle 5 – Wirkung der Behandlungen mit Bodenverbesserungsmittel auf den Wassergehalt der
|
||
Substrate bei Feldkapazität und auf das für die Pflanzen zur Verfügung stehende Wasservolumen.
|
||
Die verschiedenen Buchstaben zeigen deutliche Unterschiede zwischen den Werten der gleichen
|
||
Spalte an (Tukey-HSD-Test, p<0,05). Die Ergebnisse in der Tabelle sind Gegenstand einer in
|
||
Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus.
|
||
|
||
```
|
||
Behandlung Wassergehalt bei
|
||
Feldkapazität (m[^3]/m[^3])
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Den Pflanzen zur
|
||
Verfügung
|
||
stehendes Wasser
|
||
(m[^3]/m[^3])
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Kontrollgruppe 0,38d[^1] 0,22c
|
||
Kompost 0,39c 0,27b
|
||
Biochar + Kompost 0,43a 0,31a
|
||
Biochar 0,42b 0,31a
|
||
```
|
||
|
||
3.2.2 Wirkung der Anwendung von Biochar auf die
|
||
Stickstoffverluste durch Auslaugung
|
||
_In Abbildung 9 ist der Prozentsatz an N-NO_[^3]: _aufgeführt, der am Ende der_
|
||
_Simulation des Regenfalls durch Auslaugung verloren gegangen war. Dieser_
|
||
_Prozentsatz ist das kombinierte Resultat aus dem Gehalt von N-NO_[^3]:_, der an-_
|
||
_hand von Proben der verschiedenen Substrate nach der Düngung und direkt_
|
||
_vor der Beregnung ermittelt wurde, aus dem Gesamtvolumen der gesammel-_
|
||
_ten Auslaugungslösung und der in dieser Lösung gemessenen Konzentration_
|
||
_von N-NO_[^3]:_. Die Verluste durch Auslaugung lagen im Durchschnitt zwischen_
|
||
_circa 10 und 16 % des anfänglich in den Töpfen vorhandenen N-NO_[^3]:_. Im Ver-_
|
||
_gleich waren die Behandlungen mit Kompost und Biochar durch größere Ver-_
|
||
_luste gegenüber der Kontrollgruppe gekennzeichnet. Der Zusatz von Kom-_
|
||
_post zu Biochar senkt die Verluste von N-NO_[^3]: _gegenüber denen bei alleiniger_
|
||
_Anwendung von Biochar oder Kompost deutlich; diese liegen auf einem ähn-_
|
||
_lichen Niveau wie in der Kontrollgruppe (11,3 bei Biochar und Kompost und_
|
||
_10,8 % bei der Kontrollgruppe)._
|
||
|
||
```
|
||
Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel
|
||
```
|
||
|
||
Abb. 9 – Prozentsatz an Nitrat-Stickstoff (N-NO[^3]:), der von dem insgesamt nach der Düngung und
|
||
direkt vor dem Auslaugungsereignis in den Töpfen vorhandenen N-NO[^3]: durch Auslaugung verloren
|
||
geht. Die Ergebnisse in der Abbildung sind Gegenstand einer in Vorbereitung befindlichen
|
||
Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus.
|
||
|
||
#### 4. Wirkungen der Anwendung von Biochar auf den
|
||
|
||
#### physiologischen Zustand der einem zunehmenden
|
||
|
||
#### Trockenstress ausgesetzten Weinpflanzen
|
||
|
||
4.1 Angewandte Methode
|
||
|
||
4.1.1 Pflanzliches Material und Anwendung von Trockenstress
|
||
_Der Test wurde mit zweijährigen Wein-Jungpflanzen der Sorte cv. Pinot nero_
|
||
_auf Wurzelstock SO4 durchgeführt. Für jede der in Tabelle 1 aufgeführten vier_
|
||
_Behandlungen wurden Anfang Mai 2019 sechs Pflanzen in 23-Liter-Töpfe ge-_
|
||
_setzt; dann ließ man sie bis zur vollständigen Entwicklung des Laubs in einem_
|
||
_Plastiktunnel wachsen. Die Pflanzen schienen in etwa gleichermaßen kräftig_
|
||
_gewachsen und ihre Blattoberfläche ähnlich gut entwickelt zu sein. Sie wur-_
|
||
_den daraufhin einer Trockenperiode ausgesetzt (ohne jegliche Wasserzufuhr);_
|
||
|
||
Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti
|
||
|
||
_während dieser wurde der sich allmählich entwickelnde Trockenstress durch_
|
||
_wiederholte Messung der im Folgenden beschriebenen physiologischen Para-_
|
||
_meter überwacht. Im Einzelnen wurden zwei Trockenstresszyklen an ebenso_
|
||
_vielen Pflanzensets erprobt. Der erste Zyklus dauerte 17 Tage und fand von_
|
||
_Mitte Juli bis Anfang August statt, während der zweite Zyklus im Zeitraum_
|
||
_von Ende August bis Mitte September durchgeführt wurde und insgesamt 20_
|
||
_Tage dauerte. In beiden Fällen wurden die Pflanzen nach Erreichen einer vor-_
|
||
_gegebenen Stressschwelle, die einem mittags gemessenen Wasserpotenzial-_
|
||
_wert des Stammes unter -1,5 MPa entsprach, erneut reichlich gegossen und_
|
||
_ihre Erholung vom Stresszustand in physiologischer Hinsicht überwacht._
|
||
|
||
4.1.2 Überwachung des physiologischen Zustands der Pflanzen
|
||
bei zunehmendem Trockenstress
|
||
_Der zunehmende Trockenstress, unter dem die Weinpflanzen litten, die über-_
|
||
_haupt kein Wasser mehr erhielten, wurde durch Ermittlung folgender auf_
|
||
_Blattebene gemessener physiologischer Parameter überwacht._
|
||
|
||
- Wasserpotenzial des Stammes um 12 Uhr mittags (ΨMD, Werte in MPa),
|
||
gemessen an einem Blatt pro Pflanze (drei Messungen pro Behandlung
|
||
und pro Zeitraum). Die Messungen wurden mithilfe einer Druckkammer
|
||
(Pump-up Pressure Chamber, PMS Instrument Comp. USA) in Abständen
|
||
von 3-4 Tagen während beider Stresszyklen und während der späteren Er-
|
||
holung nach der Bewässerung (Rewatering) vorgenommen.
|
||
- Nettoassimilation von CO2(oder Nettofotosynthese, μmol/m[^2]s), gemessen
|
||
an einem Blatt pro Pflanze (drei Messungen pro Behandlung und Zeit-
|
||
raum). Für die Messungen wurde ein tragbarer Infrarot-Gasanalysator
|
||
verwendet (LC-pro ADC, Hoddesdon Bioscientific, Ltd., UK).
|
||
|
||
4.1.3 Statistische Analyse
|
||
_Die Daten wurden mit der Software R durch Vergleich der Gruppen mittels_
|
||
_Varianzanalyse untersucht, nachdem die Normalitäts- und Homogenitätsana-_
|
||
_lysen der Varianz überprüft worden waren._
|
||
|
||
```
|
||
Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel
|
||
```
|
||
|
||
4.2 Ergebnisse
|
||
_Die nicht gegossenen Pflanzen wiesen, unabhängig vom Substrat, einen zu-_
|
||
_nehmenden Trockenstress auf, wie die immer niedrigeren Werte des Mittags-_
|
||
_wasserpotenzials (ΨMD) zeigen (Abb. 10A und 11A). Beim ersten Stresszyklus_
|
||
_vor allem, nach 17 Tagen ohne jegliche Bewässerung wurden Werte von ΨMD_
|
||
_unter -1,6 MP erreicht, die bei der Weinpflanze typisch für ein hohes Stressni-_
|
||
_veau sind (Abb. 10A). Im Laufe des zweiten Stresszyklus im Zeitraum August-_
|
||
_September wurde nach circa 20 Tagen ein ernsthafteres Trockenstressniveau_
|
||
_erreicht. Die Werte des ΨMD lagen im Durchschnitt bei circa -1.4 MPa (Abb._
|
||
_11A). Für den Parameter des ΨMD ergaben sich keine statistisch signifikanten_
|
||
_Differenzen zwischen den verschiedenen Behandlungen, auch wenn die auf_
|
||
_dem mit Biochar verbesserten Substrat wachsenden Pflanzen am Ende beider_
|
||
_Stresszyklen im Durchschnitt höhere Werte aufwiesen (geringerer Trocken-_
|
||
_stress der Pflanze). In Übereinstimmung mit den Werten des Parameters ΨMD_
|
||
_erwies sich auch die Nettofotosynthese für beide Messzyklen unter zuneh-_
|
||
_mendem Trockenstress stark reduziert (Abb. 10B und 11B). Im Laufe des ers-_
|
||
_ten Zyklus (Abb. 10B), lag die Nettofotosynthese der Blätter der Kontroll-_
|
||
_gruppe und der mit Kompost behandelten Pflanzen auf dem höchsten Stress-_
|
||
_niveau nahe bei null, während die auf dem mit Biochar verbesserten Substrat_
|
||
_wachsenden Pflanzen noch in der Lage waren, Fotosynthese zu betreiben_
|
||
_(circa 3 μmol/m_[^2]_/s) und somit ein deutlich anderes Verhalten zeigten. Diese_
|
||
_Tendenz (stärkere Fotosynthese der auf Biochar wachsenden Pflanzen bei ho-_
|
||
_hem Trockenstress) bestätigte sich auch beim zweiten Trockenstresszyklus_
|
||
_(Abb. 11B), auch wenn sich die Unterschiede beim statistischen Test nicht als_
|
||
_signifikant erwiesen. Bei Wiederaufnahme der Bewässerung erholten sich die_
|
||
_Pflanzen in beiden Zyklen schnell von dem Stresszustand und kehrten zu ähn-_
|
||
_lichen Werten von ΨMD und Fotosynthese zurück wie vor dem Stress. Nach_
|
||
_dem ersten Zyklus war die Erholung komplett, nach dem zweiten erholten_
|
||
_sich die Pflanzen (was den Parameter der Nettofotosynthese anbelangt) nur_
|
||
_zum Teil, wahrscheinlich auch aufgrund der bereits weiter fortgeschrittenen_
|
||
_phänologischen Phase der Blätter. Während ihrer Erholung vom Stress wiesen_
|
||
_die Pflanzen keine auf die unterschiedlichen Behandlungen zurückzuführen-_
|
||
_den signifikanten Unterschiede auf._
|
||
|
||
Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti
|
||
|
||
Abb. 10 –Erster Trockenstresszyklus A) Wasserpotenzial des Stammes (MPa); B) Nettoassimilation
|
||
(Fotosynthese) (μmol/m[^2]/s). Die Fehlerlinien zeigen die Standardabweichung. Die Werte der letzten
|
||
beiden Datumsangaben beziehen sich auf die Phase der Erholung vom Stresszustand nach
|
||
Wiederaufnahme der Bewässerung. Die Ergebnisse in der Abbildung sind Gegenstand einer in
|
||
Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus.
|
||
|
||
Abb. 11 – Zweiter Trockenstresszyklus A) Wasserpotenzial des Stammes (MPa); B) Netto-
|
||
assimilation (Fotosynthese) (μmol/m[^2]/s). Die Fehlerlinien zeigen die Standardabweichung. Die
|
||
Werte der letzten Datumsangabe bezieht sich auf die Phase der Erholung vom Stresszustand nach
|
||
Wiederaufnahme der Bewässerung. Die Ergebnisse in der Abbildung sind Gegenstand einer in
|
||
Vorbereitung befindlichen Veröffentlichung für die Zeitschrift Italus Hortus.
|
||
|
||
```
|
||
Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel
|
||
```
|
||
|
||
#### 5. Schlussbemerkungen
|
||
|
||
_Die Versuche mit Weinpflanzen, die auf den mit Biochar verbesserten Subs-_
|
||
_traten gewachsen waren und mit markiertem Ammoniumnitrat gedüngt wur-_
|
||
_den, haben verdeutlicht, dass Biochar die Dynamik der Aufnahme und Ver-_
|
||
_teilung des Stickstoffs innerhalb der verschiedenen Pflanzenorgane nicht sig-_
|
||
_nifikant verändert (Abb. 7). Die mit isotopischem Tracer durchgeführte Studie_
|
||
_zurWirkung von Biochar auf den Stickstoffzyklus inWeinpflanzen ist unserer_
|
||
_Kenntnis nach eine Neuheit. Anhand der Studie konnte außerdem festgestellt_
|
||
_werden, dass auch der Zusatz von Kompost zu Biochar keine signifikanten_
|
||
_Unterschiede in der Aufnahme- und Verteilungsdynamik des aus Düngung_
|
||
_stammenden Stickstoffs in der Pflanze bewirkt. Das Thema der Wirkung des_
|
||
_Biochar-Zusatzes auf die Effizienz der Stickstoffdüngung muss außerdem die_
|
||
_Aspekte der Auslaugungserscheinungen berücksichtigen. Unter den oben be-_
|
||
_schriebenen Versuchsbedingungen erhöht das Vorhandensein von Biochar im_
|
||
_Substrat die Verluste durch Auslaugung deutlich um 5–6 % gegenüber der_
|
||
_Kontrollgruppe (Abb. 9). Dieser Hinweis scheint teilweise in Widerspruch zu_
|
||
_einigen in der Einleitung zitierten wissenschaftlichen Arbeiten zu stehen_
|
||
_(Lehmann et al., 2003; Ventura et al., 2012; Yao et al., 2012), die einen verrin-_
|
||
_gerten Verlust verschiedener Stoffe durch Auslaugung anführen; er stimmt_
|
||
_jedoch mit anderen Forschungen überein, die unter Freilandbedingungen in_
|
||
_Obstplantagen durchgeführt wurden. Insbesondere wurden in Übereinstim-_
|
||
_mung mit den Erkenntnissen von Hardie et al. (2015) unter den beschriebenen_
|
||
_Versuchsbedingungen größere Volumen an Auslaugungslösung aus mit Bio-_
|
||
_char behandelten Substraten gesammelt bei unveränderten Stickstoffkonzent-_
|
||
_rationen in der Lösung. Daraus ergeben sich höhere Verluste dieses Stoffes_
|
||
_durch Auslaugung. Die von uns durchgeführten Untersuchungen bestätigen_
|
||
_klar die Wirkung von Biochar auf das Wasserspeichervermögen des Substrats._
|
||
_In Übereinstimmung mit anderen Studien (siehe Review von Glaser et al.,_
|
||
_2002) erhöht der Zusatz von Biochar den Wassergehalt des Bodens bei Feld-_
|
||
_kapazität und das den Pflanzen zur Verfügung stehende Gesamtwasservolu-_
|
||
_men deutlich (Abb. 8 und Tabelle 5). Das Vorhandensein von Biochar im Sub-_
|
||
_strat verlängert den Zeitraum, in dem der Boden in einem der Feldkapazität_
|
||
|
||
Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti
|
||
|
||
_nahen Zustand bleibt. Zwar kann dieser Aspekt vom Standpunkt der Wasser-_
|
||
_speicherung für eine angemessene Versorgung der Pflanzen als positiv be-_
|
||
_trachtet werden, vom Standpunkt der Risiken eines Verlusts durch Auslau-_
|
||
_gung von Nährstoffen (insbesondere Stickstoff) muss er jedoch als problema-_
|
||
_tisch bewertet werden. Im Falle wiederholter Regenfälle, die den Boden auf_
|
||
_einem Feuchtigkeitsniveau über der Feldkapazität halten, können eventuelle_
|
||
_frühere Düngegaben (insbesondere Stickstoff) in den mit Biochar verbesserten_
|
||
_Böden zu größeren Verlusten durch Auslaugung führen als in den entspre-_
|
||
_chenden, nicht verbesserten Böden. In der Praxis erfordert bei den mit Biochar_
|
||
_verbesserten Böden die Synchronisierung der Zufuhr mobiler Nährstoffe mit_
|
||
_dem Feuchtigkeitsniveau der Böden in niederschlagsreichen Zeiträumen be-_
|
||
_sondere Aufmerksamkeit. Daher sollten fraktionierte Düngegaben (geringere,_
|
||
_von einer eventuellen Auslaugung betroffene Menge an Nährstoffen) zu Zei-_
|
||
_ten, die in Bezug auf die Niederschläge möglichst stabil sind (geringere Nie-_
|
||
_derschlagswahrscheinlichkeit), bevorzugt werden._
|
||
|
||
_Die größere Verfügbarkeit von Wasser in dem mit Biochar verbesserten Boden_
|
||
_führt zu einer höheren Resistenz der Weinpflanzen unter großem Trocken-_
|
||
_stress (Abb. 10 und 11). Vor allem bei Werten des ΨMD unter – 1,6 MPa blieb_
|
||
_der Gasaustausch bei den auf Substrat mit Biochar gewachsenen Pflanzen auf_
|
||
_einem deutlich höheren Niveau, wie die auf Blattebene gemessenen_
|
||
_Nettofotosyntheseraten zeigen. Diese Ergebnisse bestätigen die Erkenntnisse_
|
||
_von Baronti et al. (2014) und von Genesio et al. (2015), die berichten, dass sich_
|
||
_der bessere allgemeine physiologische Zustand der Weinpflanzen in den mit_
|
||
_Biochar verbesserten Weinbergen gerade in Jahren, die durch hohe Trocken-_
|
||
_heit gekennzeichnet sind, im Vergleich zu den nicht verbesserten Böden in_
|
||
_einer deutlich höheren Performance in Hinblick auf die Nettoassimilierung,_
|
||
_das Pflanzenwachstum und Produktivität niederschlugen._
|
||
|
||
_Die Ergebnisse einiger an getopften Weinpflanzen durchgeführten Tests_
|
||
_konnten verdeutlichen, dass es vom agronomischen Gesichtspunkt keine we-_
|
||
_sentlichen Hinderungsgründe für eine Nutzung von Biochar als Bodenverbes-_
|
||
_serungsmittel gibt, während der ökologische Mehrwert einer Beimischung_
|
||
|
||
```
|
||
Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel
|
||
```
|
||
|
||
_von Biochar zum Boden als Maßnahme zur Milderung des Klimawandels be-_
|
||
_stehen bleibt (Verringerung von C in der Atmosphäre und stabile Bindung_
|
||
_dieses Stoffes im Boden). Bei Trockenheit kann Biochar die Verfügbarkeit von_
|
||
_Wasser für die Pflanzen erhöhen und deren Verträglichkeit hoher Stressni-_
|
||
_veaus verbessern. Besondere Aufmerksamkeit beim Düngen erfordern hinge-_
|
||
_gen Böden, die sehr feucht sind oder sich ständig nahe dem Niveau der Feld-_
|
||
_kapazität befinden, da Biochar im Boden zu einer Zunahme der Verluste_
|
||
_durch Auslaugung führen kann._
|
||
|
||
Literaturverzeichnis
|
||
_Abel, S., Peters, A., Trinks, S., Schonsky, H., Facklam, M., Wessolek, G. (2013)._
|
||
_Impact of biochar and hydrochar addition on water retention and water_
|
||
_repellency of sandy soil. Geoderma, 202–_[^203]:_, 183–91. Zugriff über_
|
||
_https://doi.org/10.1016/j.geoderma.2013.03.003_
|
||
_Andrenelli, M.C., Maienza, A., Genesio, L., Miglietta, F., Pellegrini, S., Vaccari,_
|
||
_F.P., Vignozzi, N. (2016). Field application of pelletized biochar: Short term_
|
||
_effect on the hydrological properties of a silty clay loam soil. Agricultural_
|
||
_Water Management, 163, 190–6. Zugriff über https://doi.org/10.1016/_
|
||
_j.agwat.2015.09.017_
|
||
_Baronti S., Vaccari, F.P., Miglietta, F., Calzolari, C., Lugato, E., Orlandini, S.,_
|
||
_Pini, R., Zulian, C., Genesio, L. (2014). Impact of biochar application on_
|
||
_plant water relations in Vitis vinifera (L.). European Journal of Agronomy, 53,_
|
||
_38–44. Zugriff über https://doi.org/10.1016/j.eja.2013.11.003_
|
||
_Genesio, L., Miglietta, F., Baronti, S., Vaccari, F.P. (2015). Biochar increases_
|
||
_vineyard productivity without affecting grape quality: Results from a four_
|
||
_years field experiment in Tuscany. Agriculture, Ecosystems and Environment,_
|
||
_201,_ [^20]:_–5. Zugriff über https://doi.org/10.1016/j.agee.2014.11.021_
|
||
_Glaser, B., Lehmann, J., Zech, W. (2002). Ameliorating physical and chemical_
|
||
_properties of highly weathered soils in the tropics with charcoal - A_
|
||
_review. Biology and Fertility of Soils, 35(4),_ [^219]:_–30. Zugriff über_
|
||
_https://doi.org/10.1007/s00374-_[^002]:_-_[^0466]:_-4_
|
||
|
||
Petrillo, Zanotelli, Lucchetta, Aguzzoni, Tagliavini, Andreotti
|
||
|
||
_Hardie, M., Clothier, B., Bound, S., Oliver, G., Close, D. (2014). Does biochar_
|
||
_influence soil physical properties and soil water availability? Plant and Soil,_
|
||
_376(1–2), 347–61. Zugriff über https://doi.org/10.1007/s11104-_[^013]:_-1980-x_
|
||
_Hardie, M.A., Oliver, G., Clothier, B.E., Bound, S.A., Green, S.A., Close, D.C._
|
||
_(2015). Effect of Biochar on Nutrient Leaching in a Young Apple Orchard._
|
||
_Journal of Environmental Quality, 44(4), 1273–82. Zugriff über_
|
||
_https://doi.org/10.2134/jeq2015.02.0068_
|
||
_Laird, D., Fleming, P., Wang, B., Horton, R., Karlen, D. (2010). Biochar impact_
|
||
_on nutrient leaching from a Midwestern agricultural soil. Geoderma, 158(3–_
|
||
_4),_ [^436]:_–42. Zugriff über https://doi.org/10.1016/j.geoderma.2010.05.012_
|
||
_Lehmann, J., Da Silva, J.P., Steiner, C., Nehls, T., Zech, W., Glaser, B. (2003)._
|
||
_Nutrient availability and leaching in an archaeological Anthrosol and a_
|
||
_Ferralsol of the Central Amazon basin: Fertilizer, manure and charcoal_
|
||
_amendments. Plant and Soil, 249(2),_ [^343]:_–57. Zugriff über_
|
||
_https://doi.org/10.1023/A:1022833116184_
|
||
_Lehmann, J. (2007). A handful of carbon. Nature, 447,_ [^143]:_-144. Zugriff über_
|
||
_https://doi.org/10.1038/447143a_
|
||
_Novak, J., Lima, I., Xing, B., Gaskin, J., Steiner, C., Das, K., Ahmedna, M.,_
|
||
_Rehrah, D., Watts, D., Busscher, W. (2009). Characterization of designer_
|
||
_biochar produced at different temperatures and their effects on a loamy_
|
||
_sand. Annals of Environmental Science, 3(1),_ [^195]:_–206_
|
||
_Novak, J.M., Busscher, W.J., Watts, D.W., Amonette, J.E., Ippolito, J.A., Lima,_
|
||
_I.M., Gaskin, J., Das, K.C., Steiner, C., Ahmedna, M., Rehrah, D.,_
|
||
_Schomberg, H. (2012). Biochars impact on soil-moisture storage in an_
|
||
_ultisol and two aridisols. Soil Science, 177(5),_ [^310]:_–20. Zugriff über_
|
||
_https://doi.org/10.1097/SS.0b013e31824e5593_
|
||
_Pump, C., Keiblinger, K.M., Scheiblauer, E., Johnen, S., Lehto, N.J., Soja, G.,_
|
||
_Zehetner, F. (2019). Temporal Changes in the Efficiency of Biochar- and_
|
||
_Compost-Based Amendments on Copper Immobilization in Vineyard_
|
||
_Soils. Soil Systems, 3(4), 78. Zugriff über https://doi.org/10.3390/_
|
||
_soilsystems3040078_
|
||
_Schmidt, H.P., Kammann, C., Niggli, C., Evangelou, M.W.H., Mackie, K.A.,_
|
||
_Abiven, S. (2014). Biochar and biochar-compost as soil amendments to a_
|
||
_vineyard soil: Influences on plant growth, nutrient uptake, plant health_
|
||
|
||
```
|
||
Anwendung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel
|
||
```
|
||
|
||
_and grape quality. Agriculture, Ecosystems and Environment, 191, 117–23._
|
||
_Zugriff über https://doi.org/10.1016/j.agee.2014.04.001_
|
||
_Soja, G., Wimmer, B., Rosner, F., Faber, F., Dersch, G., von Chamier, J.,_
|
||
_Pardeller, G., Ameur, D., Keiblinger, K., Zehetner, F. (2018). Compost and_
|
||
_biochar interactions with copper immobilisation in copper-enriched_
|
||
_vineyard soils. Applied Geochemistry, 88, 40–8. Zugriff über_
|
||
_https://doi.org/10.1016/j.apgeochem.2017.06.004_
|
||
_Ventura, M., Sorrenti, G., Panzacchi, P., George, E., Tonon, G. (2013). Biochar_
|
||
_Reduces Short-Term Nitrate Leaching from A Horizon in an Apple_
|
||
_Orchard. Journal of Environmental Quality, 42(1),_ [^76]:_–82. Zugriff über_
|
||
_https://doi.org/10.2134/jeq2012.0250_
|
||
_Verheijen, F.G.A., Jeffery, S., Bastos, A.C., van der Velde, M., and Diafas, I._
|
||
_(2009). Biochar Application to Soils - A Critical Scientific Review of Effects on_
|
||
_Soil Properties, Processes and Functions. EUR 24099 EN, Office for the Official_
|
||
_Publications of the European Communities, Luxembourg_
|
||
_Yao, Y., Gao, B., Zhang, M., Inyang, M., Zimmerman, A.R. (2012). Effect of_
|
||
_biochar amendment on sorption and leaching of nitrate, ammonium, and_
|
||
_phosphate in a sandy soil. Chemosphere, 89(11), 1467–71. Zugriff über_
|
||
_https://doi.org/10.1016/j.chemosphere.2012.06.002_
|
||
|
||
## Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden
|
||
|
||
## auf Treibhausgas-Emissionen und
|
||
|
||
## Kohlenstoffbestand
|
||
|
||
**Irene Criscuoli – Freie Universität Bozen**
|
||
**Maurizio Ventura – Freie Universität Bozen**
|
||
**Pietro Panzacchi – Freie Universität Bozen / Università degli Studi del Molise**
|
||
**Bruno Glaser – Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Deutschland**
|
||
**Katja Wiedner – Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Deutschland**
|
||
**Christian Ceccon– Freie Universität Bozen**
|
||
**Maximilian Loesch – Versuchszentrum Laimburg**
|
||
**Barbara Raifer – Versuchszentrum Laimburg**
|
||
**Giustino Tonon– Freie Universität Bozen**
|
||
|
||
Abstract
|
||
_In Südtirol gibt es circa 40 Vergasungs- und Pyrolyseanlagen, die jedes Jahr ungefähr_
|
||
_1.250 t Pflanzenkohle erzeugen. Diese Pflanzenkohle wird derzeit als Abfall entsorgt_
|
||
_und generiert somit Kosten für die Betreiber. Wenn die Pflanzenkohle bestimmte ge-_
|
||
_setzliche Parameter einhalten würde (Amtsblatt 186 12.08.2015) könnte sie als „Biochar“_
|
||
_definiert und auf Agrarböden verteilt werden, um deren Qualität und den Ertrag der_
|
||
_Kulturen zu verbessern. Biochar kann dank seines hohen Gehalts an Kohlenstoff (C)_
|
||
_und der Stabilität seinerchemischen Struktur außerdem zur permanenten Bindung von_
|
||
_C im Boden beitragen und so einen Beitrag zur Milderung des Klimawandels leisten._
|
||
_Die große Variabilität der veröffentlichten Ergebnisse macht jedoch eine Überprüfung_
|
||
_der möglichen spezifischen Bedingungen für seine Anwendung im Südtirol erforder-_
|
||
_lich. In diesem Kapitel sind die Ergebnisse eines über zweieinhalbJahre in einem Wein-_
|
||
_berg in der Nähe von Meran durchgeführten Versuchs aufgeführt, bei dem die tatsäch-_
|
||
_liche Stabilität des aus Holzhackschnitzeln gewonnenen Biochars im Boden und seine_
|
||
_Wirkung auf die Treibhausgasemissionen evaluiert werden sollte. Dem Boden des_
|
||
_Weinbergs wurde Biochar zugesetzt, einmal in zwei Dosen reinen Biochars (20 und 50_
|
||
|
||
Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon
|
||
|
||
_t/ha) und einmal in Verbindung mit Kompost (45 t/ha), und dann mit dem Kontrollbo-_
|
||
_den ohne Zusätze verglichen. Die Stabilität desBiocharsim Boden wurde nach der Ver-_
|
||
_teilung der Bodenverbesserungsmittel zu verschiedenen Zeitpunkten (drei Wochen, ein_
|
||
_Jahr und zwei Jahre) und mit zwei unterschiedlichen Methoden evaluiert: isotopische_
|
||
_Massenbilanz, Quantifizierung aromatischer Polycarbonsäuren (BPCA) und moleku-_
|
||
_lare Kohlenstoffmarker. Die Treibhausgasemissionen (CO_[^2]_, CH_[^4]_, N_[^2]_O) aus dem Boden_
|
||
_wurden anhand eines Gasanalysators mit einer Cavity-ring-down-Spektroskopie_
|
||
_(CRDS) und einem System dynamischer geschlossener Kammern gemessen. Die Ergeb-_
|
||
_nisse haben gezeigt, dass Biochar signifikant zu einer Verringerung der N_[^2]_O-Emissio-_
|
||
_nen des Bodens und zu einem Anstieg der CO_[^2]_-Emissionen beigetragen hat, aber zeit-_
|
||
_lich begrenzt und in geringem Umfang, während es keine Auswirkungen auf die CH_[^4]_-_
|
||
_Emissionen hatte. Die Schätzung der Stabilität von Biochar im Boden wurde von der_
|
||
_angewandten Methode beeinflusst und kennzeichnete sich durch große Unsicherheit._
|
||
_Die Methode der isotopischen Massenbilanz hat nur bei der Behandlung B1 (25 t/ha)_
|
||
_einen signifikanten Abbau des Biochars zum Vorschein gebracht, wobei die durch-_
|
||
_schnittliche Verweilzeit (MRT) im Boden 2,7 Jahre betrug. Bei beiden Dosierungen_
|
||
_konnte mit der BPCA-Methode kein signifikanter Abbau von Biochar im Boden festge-_
|
||
_stellt werden. Auf Grundlage der Ergebnisse dieses mittelfristigen Feldversuches kann_
|
||
_man die Schlussfolgerung ziehen, dass die Anwendung von Biochar aus Vergasungs-_
|
||
_prozessen als Bodenverbesserungsmittel in der Landwirtschaft keine Kontraindikatio-_
|
||
_nen für die vom Boden ausgehenden Treibhausgasemissionen hat und zu einer Erhö-_
|
||
_hung des Kohlenstoffgehalts im Boden beiträgt. Es wären jedoch weitere Versuche er-_
|
||
_forderlich, um die Wirksamkeit dieser Methode für einelangfristige Milderung des Kli-_
|
||
_mawandels zu evaluieren._
|
||
|
||
#### 1. Einleitung
|
||
|
||
_In Südtirol gibt es ungefähr 40 Vergasungs- und Pyrolyseanlage, die Wärme-_
|
||
_energie, elektrische Energie und pro Jahr circa 1.250 Tonnen Pflanzenkohle_
|
||
_erzeugen, ein Rückstand aus der Energieerzeugung, der derzeit als Abfall ent-_
|
||
_sorgt wird und den Betreibern der Anlagen erhebliche Kosten verursacht._
|
||
_Pflanzenkohle ist jedoch seit nunmehr circa 15 Jahren weltweit Forschungsge-_
|
||
_genstand der wissenschaftlichen Gemeinschaft, da sie möglicherweise als Bo-_
|
||
_denverbesserungsmittel in der Landwirtschaft eingesetzt werden kann. Im_
|
||
|
||
```
|
||
Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden
|
||
```
|
||
|
||
_Falle einer Verteilung der Pflanzenkohle auf dem Boden wird diese als Bio-_
|
||
_char definiert; Biochar kann zur Verbesserung der chemischen (Ding et al.,_
|
||
_2016), physikalischen (Blanco-Canqui, 2017) und biologischen Eigenschaften_
|
||
_(Hardy et al., 2019) des Bodens beitragen und den Ertrag der Kulturen erhöhen_
|
||
_(Crane-Droesch et al.,2013; Liu et al., 2013). Außerdem kann Biochar aufgrund_
|
||
_seiner nur schwer von Mikroorganismen abbaubaren chemischen Struktur als_
|
||
_Strategie zur Erhöhung der Fähigkeit des Bodens, Kohlenstoff zu binden, ein-_
|
||
_gesetzt werden (Glaser et al., 2002), um den Klimawandel zu mildern._
|
||
_Trotzdem die italienischen Gesetze (Amtsblatt 186, 12.08.2015) die Nutzung_
|
||
_von Biochar als Bodenverbesserungsmittel in der Landwirtschaft erlauben, ist_
|
||
_es noch nicht sehr stark verbreitet. Die Gründe liegen teilweise in der Not-_
|
||
_wendigkeit, die wissenschaftlichen Ergebnisse zu evaluieren und an verschie-_
|
||
_dene ökologische Bedingungen und Kulturen anzupassen. Die zahlreichen_
|
||
_Studien über Biochar haben aufgrund der Komplexität der Faktoren, die eine_
|
||
_Rolle spielen, widersprüchliche Ergebnisse geliefert (Lehmann et al., 2015):_
|
||
_Biochar kann mit verschiedenen Technologien erzeugt werden, angefangen_
|
||
_bei verschiedenen Arten pflanzlicher Biomasse; außerdem kann es unter sehr_
|
||
_unterschiedlichen pedoklimatischen und agronomischen Bedingungen einge-_
|
||
_setzt werden (Gurwick et al., 2013)._
|
||
_Dieses Kapitel enthält die Ergebnisse einer Feldstudie, die im Rahmen des_
|
||
_Projekts WOOD-UP durchgeführt wurde, um die Wirkung der Verteilung von_
|
||
_Biochar, bei alleiniger Anwendung oder in Kombination mitKompost, auf die_
|
||
_Milderung des Klimawandels für die Südtiroler Agrarböden zu evaluieren. In_
|
||
_einem Weinberg in der Nähe von Meran wurde insbesondere die Stabilität_
|
||
_von Biochar im Boden und die mittelfristige Auswirkung seiner Anwendung_
|
||
_auf die vom Boden ausgehenden Treibhausgasemissionen (CO_[^2]:_, CH_[^4]:_, N_[^2]:_O)_
|
||
_geprüft._
|
||
|
||
Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon
|
||
|
||
#### 2. Materialien und Methoden
|
||
|
||
2.1 Versuchsstandort und Anwendung der Behandlungen
|
||
_Die in diesem Kapitel vorgestellte Arbeit ist das Ergebnis von Versuchen in_
|
||
_einem reifen Weinberg (cv. Müller Thurgau, im Jahr 2007 auf SO4 gepflanzt)_
|
||
_in der Nähe von Meran (BZ), auf einer Höhe von circa 600 m ü. d. M., der vom_
|
||
_Versuchszentrum Laimburg bewirtschaftet wird (Abb. 1). Das Klima der Re-_
|
||
_gion kennzeichnete sich in den 3 Jahren des Versuchs durch eine jährliche_
|
||
_Durchschnittstemperatur von 10,8 °C und jährliche Niederschläge von 896,9_
|
||
_mm (meteorologische Daten des Versuchszentrums Laimburg, Zentrale von_
|
||
_Fragsburg, Meran)._
|
||
_Bei dem Boden des Weinbergs handelt es sich um einen sandigen Lehmboden_
|
||
_gemäß USDA-Klassifikation, mit einem Gehalt von 64 % an Sand, 24 % an_
|
||
_Schlamm und 7 % Lehm. Der Boden ist wenig tief, reich an Skelett und kann_
|
||
_als Dystric Eutrochrept (USDA, 1999) eingestuft werden. Der Gehalt an orga-_
|
||
_nischem C beträgt 2,4±0,8 %, der pH-Wert 6,4±0,2 und die Rohdichte 1,1±0,1_
|
||
_g/cm_[^3]_. Während des Versuchswurde der Versuchsstandort nicht gedüngt und_
|
||
_nur im ersten Jahr bewässert (von Mai 2017 bis Juni 2018)._
|
||
|
||
```
|
||
Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden
|
||
```
|
||
|
||
Abb. 1 – Das Versuchsfeld (Foto oben) zum Zeitpunkt der Verteilung von Biochar und Kompost im
|
||
Mai 2017, direkt vor der Bearbeitung des Bodens zur Einarbeitung der landwirtschaftlichen
|
||
Verbesserungsmittel. Auf dem Foto sind die Versuchsparzellen zu sehen. In der Abbildung unten
|
||
ist der Versuchsentwurf in randomisierten Blöcken dargestellt.
|
||
|
||
```
|
||
Block 1 Block 2
|
||
B1 C BC1 B2 N BC2
|
||
6 5 4 3 2 1
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
B2 N BC2 B1 C BC1
|
||
7 8 9 10 11 12
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Block 3 Block 4
|
||
C BC2 B1 B2 BC1 N
|
||
18 17 16 15 14 13
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
N B2 BC1 BC2 C B1
|
||
19 20 21 22 23 24
|
||
```
|
||
|
||
Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon
|
||
|
||
Tabelle 1 – Physikalische und chemische Eigenschaften des in dieser Arbeit verwendeten Biochars
|
||
|
||
[^1]:_Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe_
|
||
|
||
```
|
||
Parameter Einheit Wert Unsicherheit
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
pH-Wert - 12,4 0,5
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Rohdichte g cm−3 0,165 -
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Fraktion <5 mm % 100 10
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Fraktion <2 mm % 97 10
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Fraktion <0,5 mm % 70 7
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Maximale Wasserretention % w/w 86 7
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Asche (550 °C) % 31 3
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Gesamt-C % 58,9 -
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
C in CaCO3 % 1,1 -
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Organischer C % 57 5
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
H:C - 0,10 0,01
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Gesamt-N % 0,39 0,04
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
C:N 151
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Gesamt-P % 0,64 -
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Gesamt-K % 3,5 0,5
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
PAK[^1] mg/kg <1 -
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden
|
||
```
|
||
|
||
_Am 2. Mai 2017 wurden die Bodenverbesserungsmittel verteilt. Biochar fand in_
|
||
_zwei Dosierungen Anwendung (25 und 50 t/ha), allein oder in Kombination mit_
|
||
_45 t/ha Kompost. Außerdem wurde eine Behandlung nur mit Kompost vorge-_
|
||
_nommen (45 t/ha) und ein Kontrollboden vorgesehen (ohne Verteilung von Bo-_
|
||
_denverbesserungsmittel). Insgesamt wurden also sechs Behandlungen vergli-_
|
||
_chen: nicht verbesserter Kontrollboden (Behandlung N); 25 t/ha Biochar (Be-_
|
||
_handlung B1); 50 t/ha Biochar (Behandlung B2); 45 t/ha Kompost (Behandlung_
|
||
_C); 25 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost (Behandlung B1C); 50 t/ha Biochar + 45_
|
||
_t/ha Kompost (Behandlung B2C). Nach der Verteilung wurden die Bodenver-_
|
||
_besserungsmittel durch eine Oberflächenbearbeitung in die ersten 15 cm Tiefe_
|
||
_der Erde eingearbeitet. Die gleiche Bearbeitung wurde auch am Kontrollboden_
|
||
_ohne Bodenverbesserungsmittel durchgeführt, um für alle Behandlungen die_
|
||
_gleichen Störungsbedingungen zu gewährleisten. Für jede Behandlung wurden_
|
||
_vier Replikate vorgesehen, sodass sich eine Gesamtzahl von 24 Parzellen ergab,_
|
||
_die gemäß einem randomisierten Blockdiagramm verteilt wurden. Jede Par-_
|
||
_zelle verfügt über eine Fläche von circa 80 m_[^2] _und umfasst 20 Weinpflanzen,_
|
||
_die auf zwei nebeneinanderliegende Reihen verteilt sind (Abb. 1). In jeder Par-_
|
||
_zelle wurden die Bodenverbesserungsmittel im zentralen Zwischenraum der_
|
||
_Reihen und auf der Hälfte der beiden angrenzenden Reihenzwischenräume_
|
||
_verteilt, während die in dieser Arbeit beschriebenen Maßnahmen nur den zent-_
|
||
_ralen Zwischenraum der Reihen betrafen._
|
||
|
||
2.2 Verwendetes Biochar
|
||
_Das im Versuch verwendete Biochar besteht aus kleinen Bruchstücken (<5 mm)_
|
||
_und wurde bei einer Temperatur von circa 500 °C aus Nadelholz-Hackschnit-_
|
||
_zeln durch Schnell-Pyrolyse (fast pyrolysis) vom Unternehmen Record Immo-_
|
||
_biliare S.r.l. aus Lunano (PU), einem regulär eingetragenen Biochar-Hersteller,_
|
||
_erzeugt. Tabelle 1 enthält eine detaillierte Beschreibung der physikalischen und_
|
||
_chemischen Eigenschaften des Biochars._
|
||
|
||
Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon
|
||
|
||
2.3 Evaluierung der Stabilität des Biochars im Boden
|
||
|
||
2.3.1 Isotopische Massenbilanz
|
||
_Diese Methode beruht auf der Nutzung stabiler Kohlenstoffisotope. Die Isoto-_
|
||
_pensignatur des Kohlenstoffs ist das Verhältnis zwischen der Häufigkeit des_
|
||
_schwereren und des leichteren Isotops (13C/12C) und wird als Abweichung (δ,_
|
||
_‰) vom internationalen Bezugsstandard angegeben (Michener & Lajtha, 2007)._
|
||
_Im Mai 2017, zwei Wochen vor Verteilung der Behandlungen (Zeitpunkt t0),_
|
||
_wurden von jeder Versuchsparzelle mit einem Split-Tube-Sampler (Eijkelkamp,_
|
||
_Giesbeek, Holland) zwei Bodenproben bis zu einer Tiefe von 20 cm genommen,_
|
||
_also insgesamt 48 Proben. Mit der gleichen Methode wurden dann zu verschie-_
|
||
_denen Zeitpunkten nach Anwendung der Behandlungen nochmals Proben ge-_
|
||
_nommen: Drei Wochen danach (t1), ein Jahr danach (t2) und zwei Jahre danach_
|
||
_(t3). Die entnommenen Proben wurden gewogen und durch ein 2-mm-Sieb ge-_
|
||
_geben, um eventuell vorhandene Steine und Wurzeln von der feinen Erde zu_
|
||
_trennen. Die aus den einzelnen Proben ausgesonderten Steine wurden gewogen_
|
||
_und ihr Volumen durch Eintauchen in Wasser gemessen, um die Dichte der_
|
||
_Steine zu bestimmen. Das Trockengewicht der Probe wurde durch Entnahme_
|
||
_einer Teilprobe feiner Erde und Trocknung im Ofen bei 105 °C ermittelt. Eine_
|
||
_weitere Teilprobe feiner Erde wurde hingegen bei Umgebungstemperatur ge-_
|
||
_trocknet, fein gemahlen und im Labor der Freien Universität Bozen analysiert,_
|
||
_um die Konzentration des organischen Kohlenstoffs (%) und die Isotopensig-_
|
||
_natur (δ_[^13]_C) festzustellen. Für jede Probe wurde die Rohdichte des Bodens_
|
||
_(g/cm_[^3]_) ermittelt; dazu wurde das Trockengewicht der Probe feiner Erde durch_
|
||
_das Volumen der entnommenen Probe geteilt und von letzterem das Volumen_
|
||
_der in der Probe vorhandenen Steine abgezogen._
|
||
_Die Analysen der Konzentration des organischen Kohlenstoffs (%) und die Iso-_
|
||
_topensignatur (δ_[^13]_C) wurden auch an 4 Biochar-Proben durchgeführt._
|
||
_Da die isotopische Massenbilanz nur eingesetzt werden kann, wenn zwei Koh-_
|
||
_lenstoffquellen im Boden vorhanden sind, haben wir diese Methoden nur auf_
|
||
_die Behandlungen B1 und B2 angewandt und nicht auch auf die Behandlungen_
|
||
_B1C und B2C. Letztere haben nämlich drei Kohlenstoffquellen (die ursprüngli-_
|
||
_che organische Substanz des Bodens, Biochar und Kompost). Die Evaluierung_
|
||
_erfolgte für jeden Zeitpunkt der Probenentnahme mit folgender Gleichung:_
|
||
|
||
```
|
||
Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden
|
||
```
|
||
|
||
## 𝑓𝑓 =
|
||
|
||
```
|
||
𝛿𝛿[^13]𝐶𝐶𝑡𝑡𝑡𝑡𝑡𝑡−𝛿𝛿[^13]𝐶𝐶𝑆𝑆𝑆𝑆𝑆𝑆
|
||
𝛿𝛿[^13]𝐶𝐶𝑏𝑏𝑏𝑏𝑡𝑡𝑐𝑐ℎ𝑎𝑎𝑎𝑎− 𝛿𝛿[^13]𝐶𝐶𝑆𝑆𝑆𝑆𝑆𝑆
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
[1]
|
||
```
|
||
|
||
_wobei f der aus Biochar stammenden organischen Kohlenstofffraktion des Bo-_
|
||
_dens entspricht (Cbiochar/Ctot); die Isotopensignaturen entsprechen hingegen dem_
|
||
_mit Biochar verbesserten Boden ( δ_[^13]_Ctot), der ursprünglichen organischen_
|
||
_Bodensubstanz (soil organic matter, SOM) (δ_[^13]_CSOM) und dem Biochar_
|
||
_(δ_[^13]_Cbiochar). Der Wert von δ_[^13]_CSOM wurde durch Analyse der Bodenproben aus_
|
||
_den Parzellen vor Verteilung der Bodenverbesserungsmittel (t0) ermittelt._
|
||
_Die Daten wurden verwendet, um die aus Biochar stammende Kohlenstoff-_
|
||
_menge (Biochar-C) in der Bodenschicht (20 cm) zu ermitteln, aus der die Probe_
|
||
_entnommen wurde; diese Menge wird in t/ha abgegeben und mit folgender_
|
||
_Gleichung berechnet:_
|
||
|
||
_Biochar−C [t/ha] = f × Corg[%]/100 × ρBoden [g/cm_[^3]_] × 20 [cm] × 100 [2]_
|
||
|
||
_wobei Corg, der Konzentration von organischem Kohlenstoff im Boden ent-_
|
||
_spricht und ρBoden der Rohdichte des Bodens._
|
||
_Danach wurden die ermittelten Werte mit einem exponentiellen Abbaumodell_
|
||
_interpoliert._
|
||
|
||
_Ct = C_[^0]: _e-kt [3]_
|
||
|
||
_wobei Ct è der Menge an Biochar-C entspricht, die zum Zeitpunkt t im Boden_
|
||
_verbleibt, C_[^0]: _der auf dem Boden verteilten Dosis von Biochar-C und k der Zer-_
|
||
_setzungskonstante des Biochars. Die durchschnittliche Verweilzeit (Mean Resi-_
|
||
_dence Time, MRT) des Biochars im Boden wurde als 1/k berechnet._
|
||
|
||
Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon
|
||
|
||
2.3.2 BPCA-Methode
|
||
|
||
_In den zu den Zeitpunkten t0, t1 und t3 in den Weinbergen genommenen Bo-_
|
||
_denproben wurde der aus Biochar stammende Kohlenstoffgehalt auch durch_
|
||
_Analyse spezifischer molekularer Marker für schwarzen Kohlenstoff bestimmt_
|
||
_(aromatische Polycarboxylsäuren, BPCA); dazu wurde die von Busch und Gla-_
|
||
_ser (2015) vorgeschlagene Methode verwendet. Die Analysen wurden in den_
|
||
_Laboratorien der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Deutschland)_
|
||
_durchgeführt._
|
||
|
||
_Zur Quantifizierung des BPCA-Gehalts wurden die Proben vier analytischen_
|
||
_Phasen ausgesetzt: Hydrolyse, Oxidation, Derivatisierung und Quantifizierung_
|
||
_durch Gaschromatografie (Busch und Glaser, 2015). Nach Quantifizierung der_
|
||
_BPCA wurde der Gehalt an Biochar-C in den Proben durch Multiplikation der_
|
||
_BPCA mit einem Konversionsfaktor (10) ermittelt, der als Verhältnis zwischen_
|
||
_den im Biochar vorhandenen BPCA und seinem Gehalt an organischem Koh-_
|
||
_lenstoff berechnet wird._
|
||
|
||
_Die Ergebnisse der Analysen wurden verwendet, um den aus Biochar stam-_
|
||
_menden Gehalt an Kohlenstoff im Boden zu berechnen; dieser wurde in Tonnen_
|
||
_pro Hektar angegeben (Biochar-C, t/ha) und mit folgender Formel berechnet:_
|
||
|
||
_Biochar−C = CBPCA [g/kg] × ρBoden [g/cm_[^3]_] × 20 [cm] × 10 [4]_
|
||
|
||
_wobei CBPCA dem Gehalt an schwarzem Kohlenstoff entspricht (g/kg Boden),_
|
||
_der mit der BPCA-Methode ermittelt wird._
|
||
|
||
_Zur Evaluierung der Stabilität des dem Boden zugesetzten Biochars, wurde die_
|
||
_zu jedem Zeitpunkt der Entnahme geschätzte Menge an Biochar-C korrigiert,_
|
||
_indem man von dieser den bereits vor Verteilung der Behandlungen im Boden_
|
||
_vorhandenen natürlichen Kohlenstoffgehalt abzog; dieser wurde durch Ana-_
|
||
_lyse der zum Zeitpunkt t0 entnommenen Proben ermittelt._
|
||
|
||
```
|
||
Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden
|
||
```
|
||
|
||
_Da die BPCA nur zu zwei Zeitpunkten nach Anwendung des Biochars analy-_
|
||
_siert wurden, war es nicht möglich, die Zersetzungsrate wie im Fall der isoto-_
|
||
_pischen Massenbilanz anhand eines exponentiellen Modells zu berechnen._
|
||
|
||
2.4 Messung der vom Boden ausgehenden
|
||
Treibhausgasemissionen
|
||
|
||
_Im Versuchsfeld wurden die vom Boden ausgehenden Emissionen der drei_
|
||
_wichtigsten Treibhausgase gemessen: Kohlendioxid (CO_[^2]:_, μmol m−2 s−1),_
|
||
_Methan (CH_[^4]:_, nmol m−2 s−1) und Distickstoffmonoxid (N_[^2]:_O, nmol m−2 s−1). Die_
|
||
_Flüsse wurden in Echtzeit, direkt im Feld, anhand eines Gasanalysators mit_
|
||
_CRDS-Technologie analysiert (cavity ring-down spectrometry, Picarro Inc.,_
|
||
_Santa Clara, CA, USA); der Analysator wurde an 6 dynamische geschlossene_
|
||
_Kammern angeschlossen (eosAC Autochamber, Eosense Inc., Dartmouth, NS,_
|
||
_Canada), die von einem Multiplexer gesteuert wurden (eosMX, Eosense Inc.,_
|
||
_Dartmouth, NS, Canada). Für die Messungen wurden die Kammern auf PVC-_
|
||
_Ringen mit 15 cm Durchmesser positioniert, die in die oberen 4 cm des Bodens_
|
||
_eingesetzt wurden. Die Messungen an jedem Ring dauerten 10 Minuten; die_
|
||
_Wartezeit zwischen den Messungen betrug 132 Sekunden._
|
||
|
||
_Die Treibhausgasemissionen wurden von August 2017 bis Dezember 2019 mo-_
|
||
_natlich überwacht. Bei jeder Messreihe wurden die 6 Kammern im Wechsel auf_
|
||
_3 Replikate jeder Behandlung angewendet, wobei insgesamt 18 Parzellen über-_
|
||
_prüft wurden._
|
||
|
||
_Die Messungen erfuhren in den Monaten Januar und Februar 2018 und 2019_
|
||
_Unterbrechungen aufgrund von Eis und Schnee auf dem Boden sowie gelegent-_
|
||
_lich in anderen Zeiträumen des Jahres aufgrund von Defekten der Instrumente._
|
||
|
||
2.5 Statistische Analyse
|
||
|
||
_Die in diesem Kapitel vorgestellten Ergebnisse der verschiedenen Bodenanaly-_
|
||
_sen sind ein Durchschnittswert von 4 Replikaten für jede Behandlung (± Stan-_
|
||
_dardfehler), während sich die Daten der Treibhausgasemissionen auf den Mit-_
|
||
_telwert von 3 Replikaten für jede Behandlung (± Standardfehler) beziehen._
|
||
|
||
Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon
|
||
|
||
_Die statistische Gegenüberstellung der untersuchten Parameter erfolgte an-_
|
||
_hand einer Varianzanalyse (ANOVA), gefolgt von einem Student–Newman–_
|
||
_Keuls-Test (SNK) zur Verdeutlichung der signifikanten Unterschiede zwischen_
|
||
_den Behandlungen. Die Homoskedastizität der Daten wurde überprüft und im_
|
||
_Falle eines Verstoßes gegen diese Bedingungen wurden die Daten einer loga-_
|
||
_rithmischen Umformung unterzogen. Insbesondere für die Konzentration von_
|
||
_Biochar-C im Boden (g/kg Probe) wurden für jede Behandlung Vergleiche zwi-_
|
||
_schen den unterschiedlichen Zeitpunkten der Probenahme (t0, t1 und t3) für_
|
||
_den Bestand an Biochar-C im Boden (t/ha) erstellt; für jede Behandlung mit_
|
||
_Biochar wurden Vergleiche zwischen dem Zeitpunkt t1 und t3 angestellt; für_
|
||
_den Bestand von C im Boden (t/ha) wurden für jede Behandlung Vergleiche_
|
||
_zwischen den vier Zeitpunkten der Probenahme (t0, t1, t2 und t3) angestellt; für_
|
||
_die Emissionen jedes Treibhausgases wurden bei jeder Messreihe Vergleiche_
|
||
_zwischen den sechs Behandlungen erstellt._
|
||
_Die Interpolation der Biochar-C-Werte im Boden mit exponentiellem Modell_
|
||
_wurde anhand einer nichtlinearen Regressionsanalyse durchgeführt. Alle Un-_
|
||
_tersuchungen wurden mit der Software STATA 16 (StataCorp LLC, Texas,_
|
||
_USA) und einem Konfidenzintervall von 95 % durchgeführt._
|
||
|
||
#### 3. Ergebnisse
|
||
|
||
3.1 Stabilität des Biochars im Boden
|
||
_Auf Grundlage der isotopischen Massenbilanz wurden drei Wochen nach der_
|
||
_Anwendung der Bodenverbesserungsmittel in der Behandlung B1 im Durch-_
|
||
_schnitt 80±9 % des in den Boden eingebrachten Biochar-C gefunden, in der Be-_
|
||
_handlung B2 hingegen 95±18 % (Abb. 2). Nach circa einem Jahr (385 Tage) sank_
|
||
_der im Boden verbleibende Prozentsatz an Biochar-C auf 70 ± 14 % in der Be-_
|
||
_handlung B1 und auf 91 ± 16 % in der Behandlung B2 (Abb. 2). Nach circa 2_
|
||
_Jahren schließlich (745 Tage) fanden sich in der Behandlung B1 nur noch weni-_
|
||
_ger als die Hälfte des verteilten Biochar-C (40±17 %), in der Behandlung B2 hin-_
|
||
_gegen 69±31 % (Abb. 2)._
|
||
|
||
```
|
||
Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden
|
||
```
|
||
|
||
_In der Behandlung B1 betrug die durch das negative exponentielle Modell ge-_
|
||
_schätzte tägliche Zersetzungsrate (k) 0,1 % und die jährliche Rate 36,5 %, ent-_
|
||
_sprechend einer durchschnittlichen Verweilzeit (Mean Residence Time, MRT)_
|
||
_von 2,7 Jahren im Boden. In der Behandlung B2 hingegen wurde keine signifi-_
|
||
_kante Zersetzungsrate verbucht. Das für die Behandlung B1 erzielte Abbaumo-_
|
||
_dell zeigt einen erheblichen Verlust von Biochar-C in den ersten drei Wochen_
|
||
_des Versuchs. Im Boden wurde eine um 19,75 % niedrigere Menge an Biochar_
|
||
_im Boden gemessen als tatsächlich angewandt (Abb. 2). Nach diesem bedeute-_
|
||
_ten Anfangsverlust wird eine kontinuierliche Verringerung der Konzentration_
|
||
_beobachtet, die im ersten Jahr weniger stark ausfällt (-9,75 %), um dann im_
|
||
_zweiten Jahr wieder an Geschwindigkeit aufzunehmen (-30,17 %)._
|
||
_Aus den Ergebnissen der zweiten zur Schätzung der Stabilität des Biochar-C im_
|
||
_Boden angewandten Methode, d. h. der BPCA-Analyse, geht hervor, dass vor_
|
||
_Verteilung der Bodenverbesserungsmittel im Boden bereits 7,45±0,1 g Biochar-_
|
||
_C pro kg Boden vorhanden waren (Abb. 3). Bei allen Behandlungen mit Biochar_
|
||
_und Biochar + Kompost stieg der Biochar-C-Wert nach der Verteilung dieser_
|
||
_Bodenverbesserungsmittel signifikant an, während der Biochar-C-Gehalt bei_
|
||
_den Behandlungen C und N keine erhebliche Änderung verbucht (Abb. 3). Bei_
|
||
_keiner der Behandlungen zwischen dem Zeitpunkt t1 und t3 wurden signifi-_
|
||
_kante Änderungen im Biochar-C-Gehalt beobachtet (Abb. 3)._
|
||
|
||
Abb. 2 – Biochar-C im Boden (% der angewandten Dosis) 21, 385 und 745 Tage nach der Verteilung
|
||
von Biochar in den Behandlungen B1 (25 t/ha Biochar) und B2 (50 t/ha Biochar). Die dargestellten
|
||
Werte sind das Ergebnis der isotopischen Massenbilanz. Die Fehlerbalken stellen den Standardfehler
|
||
des Mittelwerts dar.
|
||
|
||
Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon
|
||
|
||
_Nach Abzug der im Boden vorhandenen natürlichen Menge an Biochar betrug_
|
||
_die zum Zeitpunkt t1 wiedergefundene Biochar-Menge bei der Behandlung B1_
|
||
_8,4 t C/h, bei der Behandlung B1C 12,5 t C/h, bei der Behandlung B2 20,5 t C/h_
|
||
_und bei der Behandlung B2C 24,2 t C/ha (Abb. 4). Im Verhältnis zu der mit den_
|
||
_Bodenverbesserungsmitteln verteilten Mengen an Biochar-C (15,9 t C/ha bei_
|
||
_den Behandlungen B1 und B1C und 31,9 t C/ha bei den Behandlungen B2 und_
|
||
_B2C, in Abb. 4 durch die horizontalen Balken dargestellt), beliefen sich die ge-_
|
||
_schätzten Mengen auf 52 % bzw. 78 % bei den Behandlungen B1 und B1C und_
|
||
_64 % bzw. 75 % bei den Behandlungen B2 und B2C. Zum Zeitpunkt t3 hat die_
|
||
_BPCA-Methode bei den Behandlungen B1 und B2 die Menge an Biochar-C im_
|
||
_Boden überschätzt, was in einer höheren angewandten Menge resultieren_
|
||
_würde (Abb. 4). Gleichzeitig wurden 16,2 t C/ha Biochar-C für die Behandlung_
|
||
_B1C und 22,7 t C/ha für die Behandlung B2C geschätzt /Abb. 4). Die zu den_
|
||
_beiden Zeitpunkten der Probenahme geschätzten Werte unterschieden sich je-_
|
||
_doch bei keiner der Versuchsbehandlungen deutlich voneinander._
|
||
|
||
_Beim Vergleich der beiden Methoden zur Quantifizierung des Biochar-C im Bo-_
|
||
_den (Abb. 5), kann man beobachten, dass sich die mit den beiden Methoden er-_
|
||
_zielten Schätzungen zum Zeitpunkt t1 nicht erheblich unterscheiden, auch wenn_
|
||
_die mit der isotopischen Massenbilanz erzielte Schätzung der tatsächlich verteil-_
|
||
_ten Menge sowohl für die Behandlung B1 (13,86 ± 2,53 t/ha Biochar-C gegenüber_
|
||
_15,9 t/ha) als auch für die Behandlung B2 (30,63 ± 5,98 t/ha Biochar-C gegenüber_
|
||
_31,9 t/ha) näher kommt, während die BPCA-Methode Schätzungen liefert, die_
|
||
_niedriger als die angewandten Dosen liegen (8,39±3,76 t/ha Biochar-C gegenüber_
|
||
_15,9 t/ha in B1 und 20,54± 5.71 t/ha Biochar-C gegenüber 31,9 t/ha in B2). Zum_
|
||
_Zeitpunkt t3 liegt die mit der BPCA-Methode für die Behandlung B1 erzielte_
|
||
_Schätzung des im Boden verbleibenden Biochar-C deutlich höher (+63,3 %) als_
|
||
_die mit der isotopischen Massenbilanz geschätzte Menge, während sich bei der_
|
||
_Behandlung B2 keine signifikanten Differenzen zwischen den beiden Methoden_
|
||
_ergaben (Abb. 5)._
|
||
|
||
_Was den Gesamtkohlenstoff (t/ha) im Boden anbelangt, sieht man in Abb. 6,_
|
||
_dass der Kohlenstoffbestand zwischen dem Zeitpunkt t0 und dem Zeitpunkt t3_
|
||
_bei den Behandlungen mit der höchsten Biochar-Dosierung deutlich ansteigt_
|
||
|
||
```
|
||
Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden
|
||
```
|
||
|
||
_(B2, +83 % und BC2, +41,8%). Dieser Anstieg ist auf die Verteilung von 50 t/ha_
|
||
_Biochar zurückzuführen. Die im Kontrollboden beobachtete Verringerung des_
|
||
_Kohlenstoffbestands zwischen dem Zeitpunkt t1 und dem Zeitpunkt t3 (Abb._
|
||
_6) hängt wahrscheinlich mit der Änderung der Rohdichte des Bodens zusam-_
|
||
_men. In der Tat sinkt diese zum Zeitpunkt t1 infolge von Bodenarbeiten. Die_
|
||
_geringere Rohdichte hat bei gleicher Tiefe zu einer Verringerung der Boden-_
|
||
_probenmenge und somit des geschätzten Kohlenstoffbestands im Boden ge-_
|
||
_führt. Bei der gleichen Behandlung zum Zeitpunkt t3 sieht man in der Tat eine_
|
||
_Rückkehr des Kohlenstoffbestands zu mit t0 vergleichbaren Werten, wahr-_
|
||
_scheinlich aufgrund der wiederholten Überfahrt landwirtschaftlicher Maschi-_
|
||
_nen für die Arbeiten an den Kulturen, die eine Kompaktierung des Bodens zur_
|
||
_Folge hatten (Zunahme der Rohdichte)._
|
||
|
||
Abb. 3 – Biochar-C im Boden (g/kg) in den sechs Versuchsbehandlungen: N (Kontrollboden), B1 (25
|
||
t/ha Biochar), B2 (50 t/ha Biochar), C (45 t/ha Kompost), B1C (25 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost),
|
||
B2C (50 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost) vor Verteilung der landwirtschaftlichen Bodenverbesse-
|
||
rungsmittel (weiße Balken, t0), 3 Wochen danach (schwarze Balken, t1) und zwei Jahre danach
|
||
(graue Balken, t3). Die Buchstaben über den Balken weisen, wenn sie verschieden sind, auf einen
|
||
statistisch signifikanten Unterschied zwischen den drei Zeiten der Probenentnahme innerhalb einer
|
||
gleichen Behandlung hin (p ≤ 0,05). Die angegebenen Werte sind das Ergebnis der Quantifizierung
|
||
der aromatischen Polycarboxylsäuren (BPCA). Die Fehlerbalken stellen den Standardfehler des Mit-
|
||
telwerts dar.
|
||
|
||
Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon
|
||
|
||
Abb. 4 – Biochar-C im Boden (t/ha) in den verschiedenen Behandlungen: B1 (25 t/ha Biochar), B2
|
||
(50 t/ha Biochar), B1C (25 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost), B2C (50 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost)
|
||
3 Wochen nach der Verteilung der Bodenverbesserungsmittel (schwarze Balken in der Grafik, t1) und
|
||
zwei Jahre danach (graue Balken, t3). Von der im Boden gemessenen Menge der Proben wurde die
|
||
vor der Verteilung der Bodenverbesserungsmittel (t0) natürlich im Boden vorhandene Menge an Bio-
|
||
char-C abgezogen. Die horizontalen Linien stellen die angewandten Biochar-Dosierungen dar (B1
|
||
und B2). Zwischen den Zeitpunkten t1 und t3 wurden keine signifikanten Unterschiede festgestellt
|
||
(p≤0,05). Die angegebenen Werte sind das Ergebnis der Quantifizierung der aromatischen Polycar-
|
||
boxylsäuren (BPCA). Die Fehlerbalken stellen den Standardfehler des Mittelwerts dar.
|
||
|
||
Abb. 5 – Vergleich der mit der Methode der isotopischen Massenbilanz (Y-Achse) und der BPCA-
|
||
Analyse (X-Achse) erzielten Schätzungen des Biochar-C im Boden (t/ha) für die Behandlungen B1
|
||
und B2 drei Wochen (t1) und zwei Jahre (t3) nach der Verteilung des Biochars. Die Fehlerbalken
|
||
stellen den Standardfehler des Mittelwerts dar und das Sternchen steht für einen signifikanten Unter-
|
||
schied zwischen den mit den beiden Analysemethoden erzielten Schätzungen.
|
||
|
||
```
|
||
Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden
|
||
```
|
||
|
||
Abb. 6 – Für die verschiedenen Behandlungen gemessener Kohlenstoffbestand im Boden (t/ha): N
|
||
(Kontrollboden), B1 (25 t/ha Biochar), B2 (50 t/ha Biochar), C (45 t/ha Kompost), B1C (25 t/ha Biochar
|
||
+ 45 t/ha Kompost), B2C (50 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost) vor Verteilung der Bodenverbesse-
|
||
rungsmittel (t0, weiße Balken), 3 Wochen nach der Verteilung (t1, schwarze Balken), 1 Jahr danach
|
||
(t2, graue Balken) und 2 Jahre danach (t3, weiße Balken mit schwarzen Punkten). Die Buchstaben
|
||
über den Balken weisen, wenn sie verschieden sind, auf einen statistisch signifikanten Unterschied
|
||
zwischen den vier Zeiten der Probenentnahme innerhalb einer gleichen Behandlung hin (p ≤ 0,05).
|
||
Die Fehlerbalken stellen den Standardfehler des Mittelwerts dar.
|
||
|
||
3.2 Vom Boden ausgehende Treibhausgasemissionen
|
||
_Die vom Boden ausgehenden CO_[^2]:_-Emissionen (Abb. 7) weisen eine ausge-_
|
||
_prägte saisonale Variabilität auf; In den warmen Jahreszeiten wird ein größerer_
|
||
_Fluss gemessen als in den kalten. Der Höchstwert wurde im August 2017 für_
|
||
_die Behandlung B1 verbucht (17,1_ μ_mol/m_[^2]_/s); die niedrigsten Werte, nahe bei_
|
||
_0, wurden für alle Behandlungen im Dezember 2017 gemessen._
|
||
_Signifikante Unterschiede zwischen den Behandlungen wurden nur in 3 Ver-_
|
||
_suchsreihen festgestellt (Abb. 7, Tab. 2). Im Juni 2018 waren die Emissionen der_
|
||
_Behandlung B2C deutlich höher als die der Behandlungen N, B1 und C. Im_
|
||
_April 2019 waren die Emissionen der Behandlung N deutlich höher als die der_
|
||
_Behandlung C, während im Juli 2019 die Emissionen der Behandlung B2 höher_
|
||
_als die der Behandlungen B1C und C waren._
|
||
_Die Flüsse von CH_[^4]: _(nmol/m_[^2]_/s, Abb. 8) waren immer negativ, was bei allen_
|
||
_Behandlungen auf einen Nettoverbrauch von Methan durch den Boden hin-_
|
||
_weist. Einzige Ausnahme war die Messreihe im Oktober 2017, als die Netto-_
|
||
_emissionen von Methan in den Behandlungen B1 (1,1 nmol/m_[^2]_/s) und B1C (0,9_
|
||
|
||
Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon
|
||
|
||
_nmol/m_[^2]_/s) gemessen wurden. Während des gesamten Studienzeitraums gab es_
|
||
_keine signifikanten Differenzen zwischen den gemessenen Methanflüssen der_
|
||
_6 Behandlungen._
|
||
_Die Flüsse von N_[^2]:_O (nmol/m_[^2]_/s, Abb. 9) waren nur in der ersten Messreihe im_
|
||
_August 2017 ziemlich hoch, als die Werte zwischen 0,26 nmol/m_[^2]_/s bei der Be-_
|
||
_handlung B2C und 0,89 nmol/m_[^2]_/s bei der Behandlung B1C lagen. Ab Oktober_
|
||
_2017 Reduzierte sich die Intensität der Emissionen und variierte zwischen -0,08_
|
||
_und 0,15 nmol/m_[^2]_/s. Nur in vier der Messreihen wiesen die Emissionen der ver-_
|
||
_schiedenen untersuchten Behandlungen deutliche Unterschiede auf (Abb. 9,_
|
||
_Tab. 2). Im Dezember 2017 insbesondere waren die Emissionen der Behandlung_
|
||
_N deutlich höher als die der Behandlung B2. Im Mai 2018 hingegen wurden in_
|
||
_den Behandlung B1C deutlich höhere Emissionen als in den Behandlungen B2,_
|
||
_C und B2C beobachtet. Im Dezember 2018 verbuchte die Behandlung N höhere_
|
||
_Emissionen als alle anderen. Im Juni 2019 schließlich wurden in der Behand-_
|
||
_lung C höhere Emissionen registriert als in der Behandlung B2._
|
||
|
||
Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden
|
||
|
||
```
|
||
Abb. 7
|
||
```
|
||
|
||
–
|
||
Vom Boden des Versuchsweinbergs Labers in Meran ausgehende CO
|
||
-Emissionen (mmol/m2
|
||
|
||
```
|
||
2/s), die in Verbindung mit den sechs
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Versuchsb
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
ehandlungen gemessen wurden: N (Kontrollboden), B1 (25 t/ha Biochar), B2 (50 t/ha Biochar), C (45 t/ha Kompost), B1C (25 t/ha
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Biochar + 45 t/ha Kompost), B2C (50 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost). Die Messungen w
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
urden zwischen August 2017 und Dezember 2019
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
durchgeführt. Die Daten stellen die Mittelwerte der drei Replikate für jede Behandlung ± Standardfehler dar. Die Sternchen we
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
isen auf einen
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
signifikanten Unterschied zwischen den Mittelwerten hin; die Ergebnisse
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
des paarweisen
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Vergleichs zwischen den Behandlungen sind in Tab. 2
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
aufgeführt.
|
||
```
|
||
|
||
Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon
|
||
|
||
```
|
||
Abb. 8
|
||
```
|
||
|
||
–
|
||
Vom Boden des Versuchsweinbergs Labers in Meran ausgehende CH4
|
||
-Emissionen (nmol/m2/s), die in Verbindung mit den sechs
|
||
|
||
```
|
||
Versuchsb
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
ehandlungen gemessen
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
wurden: N (Kontrollboden), B1 (25 t/ha Biochar), B2 (50 t/ha Biochar), C (45 t/ha Kompost), B1C (25 t/ha
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Biochar + 45 t/ha Kompost), B2C (50 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost). Die Messungen wurden zwischen August 2017 und Dezember 2
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
019
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
durchgeführt. Die Date
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
n stellen die Mittelwerte der drei Replikate für jede Behandlung ± Standardfehler dar. Es wurden keine signifikanten
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Unterschiede zwischen den Behandlungen festgestellt.
|
||
```
|
||
|
||
Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden
|
||
|
||
```
|
||
Abb. 9
|
||
```
|
||
|
||
–
|
||
|
||
```
|
||
Vom Boden des Versuchsweinbergs Labers in Meran ausgehende N
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
O2
|
||
```
|
||
|
||
-Emissionen (nmol/m2/s), die in Verbindung mit den sechs
|
||
|
||
```
|
||
Versuchsb
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
ehandlungen gemessen wurden: N (Kontrollboden), B1 (25 t/ha Biochar), B2 (50 t/ha Biocha
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
r), C (45 t/ha Kompost), B1C (25 t/ha
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Biochar + 45 t/ha Kompost), B2C (50 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost). Die Messungen wurden zwischen August 2017 und Dezember 2
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
019
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
durchgeführt. Die Daten stellen die Mittelwerte der drei Replikate für jede Behandlung ±
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Standardfehler dar. Die Sternchen weisen auf einen
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
signifikanten Unterschied zwischen den Mittelwerten hin; die Ergebnisse des paarweise
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
n
|
||
Vergleichs zwischen den Behandlungen sind in Tab. 2
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
aufgeführt.
|
||
```
|
||
|
||
Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon
|
||
|
||
Tabelle 2 –Ergebnisse des statistischen Vergleichs der vom Boden ausgehenden CO[^2]:-(mmol/m[^2]/s)
|
||
und N[^2]:O-Emissionen (nmol/m[^2]/s), die in Verbindung mit den sechs Behandlungen gemessen wur-
|
||
den. N (Kontrollboden), B1 (25 t/ha Biochar), B2 (50 t/ha Biochar), C (45 t/ha Kompost), B1C (25
|
||
t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost), B2C (50 t/ha Biochar + 45 t/ha Kompost). Die Messungen wurden
|
||
zwischen August 2017 und Dezember 2019 durchgeführt. Unterschiedliche Buchstaben weisen auf
|
||
signifikante Unterschiede zwischen den Behandlungen hin und entsprechen den jeweiligen Stern-
|
||
chen in der Abb. 7 und 9.
|
||
|
||
```
|
||
Behandlung CO2 μmol/m[^2]/s N2O μmol/m[^2]/s
|
||
Jun.
|
||
2018
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Apr.
|
||
2019
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Jul. 2019 Dez.
|
||
2017
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Mai
|
||
2018
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Dez.
|
||
2018
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Jun.
|
||
2019
|
||
N 8,7 a 3,7 b 9,5 ab 0,11 b 0,01 ab 0,12 b -0,04 ab
|
||
B1 9,9 a 2,7 ab 9,4 ab 0,03 ab 0,03 ab 0,01 a -0,05 ab
|
||
B2 11 ab 3 ab 10,9 c 0,01 a -0,03 a 0,01 a -0,07 a
|
||
C 11,4 a 2,1 a -6,6 a 0,08 ab -0,02 a -0,01 a 0,02 b
|
||
B1C 11,1 ab 2,9 ab 7,9 bc 0,03 ab 0,11 b 0,01 a -0,03 ab
|
||
B2C 16,8 b 2,8 ab 10,2 ab 0,02 ab -0,01 a 0,01 a -0,06 ab
|
||
```
|
||
|
||
#### 4. Diskussion
|
||
|
||
4.1 Stabilität des Biochars im Boden
|
||
_In dieser Studie ist die durch isotopische Massenbilanz für die Behandlung B1_
|
||
_geschätzte MRT des Biochars geringer als bei den meisten Studien, die zuvor_
|
||
_durchgeführt wurden. In ihrer Metaanalyse schätzen Wang et al. (2016), aus-_
|
||
_gehend von den Ergebnissen 24 wissenschaftlicher Artikel, dass die stabilste_
|
||
_Fraktion von Biochar (die 97 % des Biochars darstellt) im Durchschnitt eine_
|
||
_MRT von 556±483 Jahren hat. Den Mittelwerten der MRT wird jedoch eine_
|
||
_hohe Unsicherheit zugeschrieben, die auf eine große Zahl von Faktoren wie_
|
||
_die Art des verwendeten Biochars, die spezifischen Eigenschaften des Bodens_
|
||
_und die angewandte Versuchsmethode zurückzuführen sind. Tatsächlich gibt_
|
||
_es in der Literatur MRT-Schätzungen der gleichen Größenordnung, wie in un-_
|
||
|
||
```
|
||
Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden
|
||
```
|
||
|
||
_serer Studie berechnet. In der Metaanalyse von Singh et al. (2012) zum Bei-_
|
||
_spiel, welche die Ergebnisse von 17 verschiedenen Versuchsstudien unter-_
|
||
_sucht, führen die Autoren MRT-Werte zwischen 1 und 750 Jahren an, und für_
|
||
_die 6 untersuchten Arbeiten eine MRT < 15 Jahren. Vor Kurzem schätzten_
|
||
_Ventura et al. (2019) die MRT in einer zweieinhalbjährigen Feldstudie auf 10,3_
|
||
_Jahre._
|
||
|
||
_Andererseits zeigen die mit der isotopischer Massenbilanz für die Behandlung_
|
||
_B2 und die mit der BPCA-Analyse für beide Behandlungen erzielten MRT-_
|
||
_Schätzungen einen nicht signifikanten Abbau von Biochar im Boden und so-_
|
||
_mit eine substantielle Stabilität des Biochars in den zwei Jahren der Versuchs-_
|
||
_messungen. Dieses Ergebnis liegt daher mehr auf einer Linie mit den meisten_
|
||
_Studien, die in der Literatur genannt und in der Metaanalyse von Wang et al._
|
||
_(2016) zusammengefasst werden._
|
||
|
||
_Der hohe Anfangsverlust im exponentiellen Abbaumodell, der bei den isoto-_
|
||
_pischen Messungen des Biochars in der Dosis B1 registriert wurde, könnte mit_
|
||
_dem Abbau der labileren Fraktion des Biochars durch Mikroorganismen des_
|
||
_Bodens zusammenhängen. Wie bereits dargelegt wurde, besteht Biochar aus_
|
||
_zwei verschiedenen Kohlenstofffraktionen: einer stabilen Fraktion, die den_
|
||
_größten Teil des Biochars ausmacht, und einer kleineren Fraktion, die sich_
|
||
_durch einen sehr viel schnelleren Abbau kennzeichnet (Downie et al., 2009;_
|
||
_Zimmerman, 2010)._
|
||
|
||
_Man kann jedoch nicht ausschließen, dass der Verlust von Biochar in der An-_
|
||
_fangsphase des Versuchs auch durch abiotische Faktoren verursacht wurde._
|
||
_Zum Beispiel könnten die Biochar-Verluste beim Transport, Abladen und Ver-_
|
||
_teilen des Biochars entstanden sein; da dieses eine sehr feine Körnung und_
|
||
_eine sehr geringe Dichte hat, könnte es vom Wind aus dem Anwendungsbe-_
|
||
_reich heraus weggeweht worden sein. In anderen Studien wurde beobachtet,_
|
||
_dass der Wind Verluste bis zu 28 % der angewandten Biochar-Menge verur-_
|
||
_sachen kann (Major, 2010). Zur Begrenzung dieser Verluste wurde dasBiochar_
|
||
_vor der Anwendung im Weinberg befeuchtet, bis seine Feuchtigkeit 20 % sei-_
|
||
|
||
Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon
|
||
|
||
_nes Gewichts erreichte; zudem wurde das Biochar direkt nach der Anwen-_
|
||
_dung in den Boden eingearbeitet; dennoch können Verluste durch Verwehung_
|
||
_nicht ausgeschlossen werden._
|
||
|
||
_Ein Teil des Biochars könnte auch durch Wasser abtransportiert worden sein,_
|
||
_wenn man das Gefälle des Versuchsstandorts in Betracht zieht. Biochar wird_
|
||
_vom Wasser in der Tat eher als andere organische Substanzen erodiert, da es_
|
||
_eine geringe Dichte besitzt und in der ersten Zeit nach der Anwendung nicht_
|
||
_mit dem mineralischen Anteil des Bodens interagiert (Rumpel et al., 2006). Die_
|
||
_durch Abfließen verursachten Biochar-Verluste können über 50 % des verteil-_
|
||
_ten Biochars ausmachen (Major et al., 2010). Außerdem kann das Wasser das_
|
||
_Biochar auch durch Perkolation in tiefere Bodenschichten transportieren._
|
||
_Singh et al. (2015) haben beobachtet, dass zwischen 1,2 und 15,7 % des Bio-_
|
||
_chars in eine Schicht des Bodens unter der Schicht transportiert wird, auf der_
|
||
_es verteilt wurde. Der Verlust durch Perkolation könnte an unserem Ver-_
|
||
_suchsstandort durch die Eigenschaften des Bodens begünstigt worden sein,_
|
||
_der wegen seiner Struktur und seines hohen Steingehalts starke drainierende_
|
||
_Merkmale besitzt. Das würde mit den Resultaten der Studie von Singh et al._
|
||
_(2015) übereinstimmen, die beweist, dass der Biochar-Verlust durch Perkola-_
|
||
_tion bei Arenosolböden größer ist als der infolge von Mineralisierung. Außer-_
|
||
_dem könntendie pulverartige Beschaffenheit und die extreme Leichtigkeit des_
|
||
_verwendeten Biochars diese Phänomene erleichtert haben._
|
||
|
||
_Die Schätzung der MRT dieser Studie könnte auch durch methodologische_
|
||
_Aspekte wie zum Beispiel die Versuchsdauer beeinflusst worden sein. Zahl-_
|
||
_reichen Studien zufolge wird die Schätzung des Biochar-Abbaus stark durch_
|
||
_die Versuchsdauer beeinflusst (Fang et al., 2014; Kuzyakov et al., 2014;_
|
||
_Kuzyakov et al., 2009; Ventura et al., 2019); dieser ist in den ersten beiden Jah-_
|
||
_ren höher, und verlangsamt sich dann radikal. In unserer zweijährigen Studie_
|
||
_könnte die Abbaurate der Behandlung B1 möglicherweise zu hoch einge-_
|
||
_schätzt worden sein._
|
||
|
||
_Es sei gesagt, dass die bisherigen Studien zur Stabilität von Biochar im Boden_
|
||
_zum größten Teil im Labor, durch Inkubation des Bodens in kontrollierter_
|
||
_Umgebung durchgeführt wurden. Möglicherweise stellen diese Versuche die_
|
||
|
||
```
|
||
Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden
|
||
```
|
||
|
||
_unter Feldbedingungen auftretenden Erscheinungen nicht angemessen dar_
|
||
_(Ventura et al., 2015, 2019). Im Labor werden Erscheinungen, die physikali-_
|
||
_sche Abbauprozesse und die chemische Oxidation vonBiochar beschleunigen_
|
||
_können, wie z. B. Wetterereignisse, Expositionen gegenüber Ozon und UV-_
|
||
_Strahlung oder Frost-Tau-Zyklen, möglicherweise nicht richtig simuliert_
|
||
_(Kuzyakov et al., 2014; Spokas, 2010). Außerdem kann die Bodenfauna, z. B._
|
||
_Regenwürmer, die Zerkleinerung des Biochars begünstigen und dieses so ei-_
|
||
_nem stärkeren biotischen und abiotischen Abbau aussetzen (Ameloot et al.,_
|
||
_2013; Lehmann et al., 2011; Pingree et al., 2017). Und schließlich kann das Vor-_
|
||
_handensein von Wurzeln im Boden den Abbau von Biochar um bis zu 50 %_
|
||
_erhöhen (Ventura et al., 2019), da das Wurzelexsudat die mikrobielle Aktivität_
|
||
_stimuliert (Keith et al., 2011; Luo et al., 2011)._
|
||
|
||
_Die Ergebnisse der BPCA- Analysen weisen keine signifikante Verringerung_
|
||
_des Biochar-C-Gehalts im Boden zwischen dem Zeitpunkt t1 und dem Zeit-_
|
||
_punkt t3 auf (Abb. 4); vielmehr kann man eine tendenzielle, wenn auch nicht_
|
||
_bedeutende Zunahme beobachten, vor allem in den Behandlungen B1 und B2._
|
||
_Dieses Ergebnis wurde in früheren Studien beobachtet (Busch & Glaser, 2015;_
|
||
_Fischer et al., 2018) und mit einer Vielfalt von Faktoren in Zusammenhang_
|
||
_gebracht. Während die Untersuchungsergebnisse aufgrund der Komplexität_
|
||
_der Verfahren einerseits von operativen Fehlern, wie zum Beispiel der Hete-_
|
||
_rogenität der Verteilung von Biochar auf dem Feld, sowie von möglichen Feh-_
|
||
_lern während der analytischen Phase beeinträchtigt werden können (Fischer_
|
||
_et al., 2018), haben Glaser & Knorr (2008) andererseits eine nicht von pyroge-_
|
||
_nen Quellen abhängige Zunahme um 25 % des Biochar-C-Gehalts im Boden_
|
||
_beobachtet. Die BPCA würden somit in situ in Form von Pigmenten von ver-_
|
||
_schiedenen Pilzarten wie Aspergillus niger und Cercosporina Kikuchii-Matsu-_
|
||
_moto-et-Tomoyasu erzeugt (Fischer et al., 2018)._
|
||
|
||
_Wichtig ist auch hervorzuheben, dass der Gesamtkohlenstoffgehalt im Boden_
|
||
_bei den Behandlungen mit der höchsten Biochar-Dosis (B2 und B2C) zwei_
|
||
_Jahre nach der Anwendung erheblich gestiegen ist (Abb. 6). Ähnliche Ergeb-_
|
||
_nisse wurden in früheren Studien an einem Oxisolboden der Savanne Kolum-_
|
||
_biens erzielt (Major, 2009); dort wurde nach dem Zusatz von 23,3 t/ha Biochar_
|
||
_eine Verdoppelung des Gesamtkohlenstoffgehalts im Boden verbucht. Ein_
|
||
|
||
Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon
|
||
|
||
_Anstieg des Gesamtkohlenstoffs wurde auch in der Behandlung BC2 gemes-_
|
||
_sen, was beweist, dass die Anwendung von Kompost das Potenzial von Bio-_
|
||
_char zur mittelfristigen Speicherung des Kohlenstoffs im Boden nicht beein-_
|
||
_trächtigt (Abb. 6). Diese Ergebnisse bestätigen auch frühere Beobachtungen_
|
||
_von Busch & Glaser (2015), die über einen Anstieg um Faktor 1,7 des Kohlen-_
|
||
_stoffgehalts im Boden ein Jahr nach Anwendung von 25 t/ha Biochar in Kom-_
|
||
_bination mit Kompost berichten, und von Liu et al. (2012), die einen Anstieg_
|
||
_des Gesamtkohlenstoffs im Boden um Faktor 2,,5 nach Anwendung von 20_
|
||
_t/ha Biochar und 32,5 t/ha Kompost beobachtet haben._
|
||
|
||
_Es sollte darauf hingewiesen werden, dass die Evaluierungen der Stabilität_
|
||
_von Biochar im Boden bei beiden Methoden aufgrund der hohen natürlichen_
|
||
_Variabilität des Bodens, die für gewöhnlich in Feldstudien beobachtet wird_
|
||
_und genaue Schätzungen schwierig macht, durch hohe Unsicherheit gekenn-_
|
||
_zeichnet sind. Andererseits macht ein Vergleich der erzielten Ergebnisse mit_
|
||
_der wissenschaftlichen Literatur zu diesem Thema die Notwendigkeit der_
|
||
_Durchführung von Feldproben offensichtlich._
|
||
|
||
4.2 Vom Boden ausgehende Treibhausgasemissionen
|
||
|
||
_In dieser Studie wurden zeitlich sehr begrenzte und nur leichte Auswirkun-_
|
||
_gen von Biochar auf CO_[^2]:_-Emissionen beobachtet. In den Behandlungen, bei_
|
||
_denen kein signifikanter Abbau des Biochars beobachtet wurde, bestätigt das_
|
||
_Fehlen der Wirkungen auf die CO2,-Emissionen einerseits die Stabilität des Bi-_
|
||
_ochars im Boden, und verdeutlicht andererseits das Fehlen eines Reizes für_
|
||
_den Abbau der ursprünglichen organischen Substanz des Bodens (SOM), also_
|
||
_des sogenannten Priming-Effekts. In der Behandlung B1 hingegen, bei der ein_
|
||
_signifikanter Abbau des Biochars registriert wurde, weist das Fehlen eines_
|
||
_konsistenten Anstiegs der vom Boden ausgehenden CO_[^2]:_-Emissionen darauf_
|
||
_hin, dass die aus dem Abbau der SOM stammenden Emissionen in Anwesen-_
|
||
_heit von Biochar reduziert wurden (negativer Priming-Effekt), d. h. dass das_
|
||
_Biochar eine Schutzwirkung auf die SOM hatte. Diese Wirkung wurde bereits_
|
||
_zuvor ebenfalls unter Feldbedingungen beobachtet (Ventura et al., 2019)._
|
||
|
||
```
|
||
Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden
|
||
```
|
||
|
||
_Die geringeren Wirkungen auf die CO_[^2]:_-Emissionen stehen offensichtlich in_
|
||
_Widerspruch zur Metaanalyse von He et al. (2017); diese fassen die Ergebnisse_
|
||
_von 91 wissenschaftlichen Publikationen zusammen und kommen zu dem_
|
||
_Schluss, dass die Verteilung von Biochar im Boden im Durchschnitt einen An-_
|
||
_stieg von 22 % der CO_[^2]:_-Emissionen im Vergleich zum nicht verbesserten Bo-_
|
||
_den verursacht. In der gleichen Metaanalyse wird jedoch über eine große Dif-_
|
||
_ferenz zwischen den Ergebnissen der Feldversuche und denen im Labor be-_
|
||
_richtet. Während Biochar in den Laborergebnissen eine positive Wirkung auf_
|
||
_die CO_[^2]:_-Emissionen zeigt, sind in den Feldversuchen keine deutlichen Unter-_
|
||
_schiede gegenüber dem Kontrollboden zu sehen (He et al., 2017). Rezente Stu-_
|
||
_dien bestätigen, dass die Wirkung von Biochar auf die CO_[^2]:_-Emissionen unter_
|
||
_Feldbedingungen unerheblich war (Lu et al., 2019; Ventura et al., 2019), wenn_
|
||
_nicht sogar negativ, also dass es sogar eine Abnahme der Emissionen verur-_
|
||
_sacht hat (Shen et al., 2017). Die Ergebnisse dieser Studie stimmen daher mit_
|
||
_denen anderer Studien überein, die unter ähnlichen Bedingungen stattfanden,_
|
||
_und bestätigen die Notwendigkeit der Durchführung von Feldstudien. Ge-_
|
||
_mäß der Metaanalyse von He et al. (2017) können andere Faktoren zu unserem_
|
||
_Versuchsergebnis geführt haben. Insbesondere die Art der Ausgangsbio-_
|
||
_masse und die Produktionstemperatur scheinen einen starken Einfluss auf die_
|
||
_Wirkung von Biochar auf CO_[^2]:_-Emissionen zu haben. In den Versuchen, in de-_
|
||
_nen die Ausgangsbiomasse aus Holzmaterial besteht, die Produktionstempe-_
|
||
_ratur ungefähr 500 °C beträgt und kein Stickstoffdünger eingesetzt wird, hat_
|
||
_die Anwendung von Biochar auf Agrarböden ähnlicher Breitengrade wie de-_
|
||
_nen unseres Versuchsstandorts keine offensichtliche Wirkung auf die CO_[^2]:_-_
|
||
_Emissionen (He et al., 2017)._
|
||
|
||
_In Bezug auf Methan werden in dieser Studie fast immer Negativflüsse fest-_
|
||
_gestellt; sie weisen bei allen Behandlungen auf einen Nettoverbrauch von Me-_
|
||
_than im Boden hin. Es ist bekannt, dass Methan in belüfteten Böden, die nicht_
|
||
_unter Vernässung leiden, durch die Aktivität der Mikroorganismen im Boden_
|
||
_verbraucht wird (Jeffery et al., 2016). Unter diesen Bedingungen tendiert Bio-_
|
||
_char, den Berichten in der Literatur zufolge, dazu, den Methanverbrauch des_
|
||
_Bodens zu reduzieren (Jeffery et al., 2016), vor allem wenn der pH-Wert des_
|
||
_Bodens zwischen 6 und 8 und die Produktionstemperatur des Biochars unter_
|
||
|
||
Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon
|
||
|
||
_600 °C liegt. Eine solche Wirkung des Biochars, die zu einer Verringerung der_
|
||
_Fähigkeit des Bodens führen würde, die atmosphärische Konzentration dieses_
|
||
_starken Treibhausgases zu senken, wurde in dieser Studie hingegen nicht be-_
|
||
_obachtet. Das Fehlen von Wirkungen des Biochars auf die Methanflüsse im_
|
||
_Boden bestätigt jedoch die Beobachtungen der anderen Studien (He et al.,_
|
||
_2017). Gemäß He et al. (2017) kann die Methanaufnahme bei Anwendung von_
|
||
_Biochar mit sehr hohem pH-Wert und grober Bodenstruktur steigen. Ange-_
|
||
_sichts des hohen pH-Werts (12,5) des in dieser Studie verwendeten Biochars_
|
||
_und der sandig-lehmigen Struktur des Bodens am Versuchsstandort hätten_
|
||
_wir uns daher negativere Flüsse in dem mit Biochar behandelten Boden er-_
|
||
_wartet. Andererseits ist es möglich, dass die Kombination anderer Faktoren_
|
||
_die positiven Wirkungen des Biochars auf den Methanverbrauch des Bodens_
|
||
_annulliert hat._
|
||
|
||
_Aus den in der Literatur berichteten Ergebnissen geht hervor, dass die N_[^2]:_O-_
|
||
_Emissionen des Bodens in der Regel durch die Bodenverbesserung mit Bio-_
|
||
_char gehemmt werden. Zwei verschiedene Metaanalysen (Cayuela et al., 2014;_
|
||
_He et al., 2017) berichten über eine durchschnittliche Verringerung um 30 %_
|
||
_bei den mit Biochar verbesserten Böden gegenüber 54 % bei nicht verbesserten_
|
||
_Böden. Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen diese Evidenzen nur teilweise._
|
||
_In der Tat wurde eine, wenn auch nur leichte, Verringerung der Emissionen_
|
||
_in den mit 50 t/ha Biochar verbesserten Böden nur bei 4 der im Laufe des Ver-_
|
||
_suchs durchgeführten Messreihen beobachtet. Gemäß den Berichten von He_
|
||
_et al. (2017) könnte dieses Ergebnis auf die spezifischen Versuchsbedingungen_
|
||
_zurückzuführen sein, wie zum Beispiel ein fast neutraler pH-Wert des Bodens,_
|
||
_eher niedrige Dosierungen von Biochar und der Nichteinsatz von Düngemit-_
|
||
_teln. Die höchsten N_[^2]:_O-Emissionen werden generell in den mit N gedüngten_
|
||
_Böden beobachtet (He et al., 2017). Da der Weinberg während des Versuchs_
|
||
_nicht mit Stickstoff gedüngt wurde, ist es normal, dass die N_[^2]:_O-Flüsse bereits_
|
||
_auf natürliche Weise niedrig sind und dasBiochar daher keine große Wirkung_
|
||
_zeigt. Andererseits hätten Cayuela et al. (2014) zufolge bestimmte Parameter_
|
||
_des Biochars, wie z. B. die ursprüngliche Biomasse, die Produktionstempera-_
|
||
_tur und das Verhältnis C/N, eine viel markanterer Verringerung der N_[^2]:_O-_
|
||
_Emissionen vorhersehen lassen._
|
||
|
||
```
|
||
Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden
|
||
```
|
||
|
||
_Dennoch spiegeln sich unsere Ergebnisse nur teilweise in der wissenschaftli-_
|
||
_chen Literatur wider; die unsere bleibt eine der wenigen Feldstudien mit einer_
|
||
_Beobachtungszeit von mehr als zwei Jahren. Weitere Schlussfolgerungen aus_
|
||
_unseren Daten können in Zukunft durch Schätzung der kumulierten Treib-_
|
||
_hausgasemissionen über den gesamten Versuchszeitraum, circa zweieinhalb_
|
||
_Jahre, gezogen werden. Diese Möglichkeit besteht dank gemeinsamer Be-_
|
||
_trachtung der im Rahmen des Versuchs gemessenen Emissionsdaten und der_
|
||
_Umweltparameter, die einen Einfluss auf die Treibhausgasemissionen haben,_
|
||
_anhand mathematischer Modelle. Die Ergebnisse dieser neuen Untersuchun-_
|
||
_gen werden Gegenstand einer weiteren Publikation sein._
|
||
|
||
#### 5. Schlussfolgerungen
|
||
|
||
_Die Versuchsergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass das von Record Immobili-_
|
||
_are aus Holzbiomasse erzeugte Biochar bei angemessener Dosierung vernach-_
|
||
_lässigbar geringe Auswirkungen auf die Kohlendioxid- und Methanemissio-_
|
||
_nen hat, während es eine leichte Verringerung der vom Boden ausgehenden_
|
||
_Stickstoffdioxidemissionen bewirkt. Das bedeutet, dass das in dieser Studie_
|
||
_untersuchte Biochar keine negativen Wirkungen auf die vom Boden ausge-_
|
||
_henden Treibhausgasemissionen hat und folglich ohne Kontraindikationen_
|
||
_genutzt werden kann._
|
||
|
||
_Was die Stabilität des Biochars im Boden anbelangt, wurden je nach verwen-_
|
||
_deter Methode widersprüchliche Ergebnisse erzielt. Wenn man außerdem be-_
|
||
_rücksichtigt, dass beide Schätzungen eine hohe Unsicherheitsmarge aufwie-_
|
||
_sen, können keine sicheren Schlussfolgerungen in Bezug auf diesen Aspekt_
|
||
_gezogen werden._
|
||
|
||
_Die Anwendung von Biochar mit einer Dosis von 50 t/ha hat jedoch für einen_
|
||
_Zeitraum bis zu zwei Jahren nach seiner Verteilung zu einem bedeutenden_
|
||
_Anstieg des Kohlenstoffgehalts im Boden geführt. Dieser mit einem Fehlen_
|
||
_von Kontraindikationen in Bezug auf die vom Boden ausgehenden Treibhaus-_
|
||
|
||
Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon
|
||
|
||
_gasemissionen einhergehende Anstieg zeigt, dass die Anwendung von Bio-_
|
||
_char auf Agrarböden zumindest mittelfristig zur Milderung des Klimawan-_
|
||
_dels beitragen kann._
|
||
|
||
Danksagungen
|
||
_Wir danken Martin Thalheimer vom Versuchszentrum Laimburg für die In-_
|
||
_formationen, die er uns über Klima, Wetter und pedologische Bedingungen_
|
||
_des Versuchsstandortes erteilt hat. Außerdem möchten wir uns bei Georg_
|
||
_Trenkwalder und seinen Mitarbeitern bedanken, die uns bei der Versuchsvor-_
|
||
_bereitung und der Verwaltung des Versuchsstandortes technisch unterstützt_
|
||
_haben._
|
||
|
||
Literaturverzeichnis
|
||
_Ameloot, N., Graber, E. R., Verheijen, F. G. A., & Deneve, S. (2013)._
|
||
_Interactions between biochar stability and soil organisms: review and_
|
||
_research needs. European Journal of Soil Science,_ [^64]:_(August), 379–390._
|
||
_https://doi.org/10.1111/ejss.12064_
|
||
_Blanco-Canqui, H. (2017). Biochar and Soil Physical Properties. Soil Science_
|
||
_Society of America Journal,_ [^81]:_, 687–711._
|
||
_https://doi.org/10.2136/sssaj2017.01.0017_
|
||
_Busch, D., & Glaser, B. (2015). Stability of co-composted hydrochar and_
|
||
_biochar under field conditions in a temperate soil. Soil Use and Management,_
|
||
[^31]:_, 251–258. https://doi.org/10.1111/sum.12180_
|
||
_Cayuela, M. L., van Zwieten, L., Singh, B. P., Jeffery, S., Roig, A., & Sánchez-_
|
||
_Monedero, M. A. (2014). Biochar’s role in mitigating soil nitrous oxide_
|
||
_emissions: A review and meta-analysis. Agriculture, Ecosystems and_
|
||
_Environment,_ [^191]:_, 5–16. https://doi.org/10.1016/j.agee.2013.10.009_
|
||
_Crane-Droesch, A., Abiven, S., Jeffery, S., & Torn, M. S. (2013). Heterogeneous_
|
||
_global crop yield response to biochar: a meta-regression analysis._
|
||
|
||
```
|
||
Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden
|
||
```
|
||
|
||
_Environmental Research Letters,_ [^8]:_, 1–8. https://doi.org/10.1088/1748-_
|
||
_9326/8/4/044049_
|
||
_Ding, Y., Liu, Y., Liu, S., Li, Z., Tan, X., Huang, X., ... Zheng, B. (2016). Biochar_
|
||
_to improve soil fertility. A review. Agronomy for Sustainable Development,_
|
||
[^36]:_(36), 1–18. https://doi.org/10.1007/s13593-016-0372-z_
|
||
_Downie, A., Munroe, P., & Crosky, A. (2009). Characteristics of Biochar –_
|
||
_Physical and Structural Properties. In J. Lehmann & S. Joseph (Eds.),_
|
||
_Biochar for environmental management: science, technology and implementation_
|
||
_(1st ed., pp. 13–29). Earthscan._
|
||
_Fang, Y., Singh, B. P., & Singh, B. (2014). Temperature sensitivity of biochar_
|
||
_and native carbon mineralisation in biochar-amended soils. Agriculture,_
|
||
_Ecosystems and Environment,_ [^191]:_, 158–167._
|
||
_https://doi.org/10.1016/j.agee.2014.02.018_
|
||
_Fischer, D., Erben, G., Dunst, G., & Glaser, B. (2018). Dynamics of labile and_
|
||
_stable carbon and priming effects during composting of sludge and lop_
|
||
_mixtures amended with low and high amounts of biochar. Waste_
|
||
_Management,_ [^78]:_, 880–893. https://doi.org/10.1016/j.wasman.2018.06.056_
|
||
_Glaser, B., & Knorr, K. (2008). Isotopic evidence for condensed aromatics from_
|
||
_non-pyrogenic sources in soils – implications for current methods for_
|
||
_quantifying soil black carbon. Rapid Communications in Mass Spectrometry,_
|
||
[^22]:_, 935–942. https://doi.org/10.1002/rcm_
|
||
_Glaser, B., Lehmann, J., & Zech, W. (2002). Ameliorating Physical and_
|
||
_Chemical Properties of Highly Weathered Soils in Ameliorating physical_
|
||
_and chemical properties of highly weathered soils in the tropics with_
|
||
_charcoal – a review. Biology and Fertility of Soils,_ [^35]:_, 219–230._
|
||
_https://doi.org/10.1007/s00374-_[^002]:_-_[^0466]:_-4_
|
||
_Gurwick, N. P., Moore, L. A., Kelly, C., & Elias, P. (2013). A Systematic Review_
|
||
_of Biochar Research, with a Focus on Its Stability in situ and Its Promise as_
|
||
_a Climate Mitigation Strategy. PLoS ONE,_ [^8]:_(9), 1–9._
|
||
_https://doi.org/10.1371/journal.pone.0075932_
|
||
_Hardy, B., Sleutel, S., Dufey, J. E., & Cornelis, J. (2019). The Long-Term Effect_
|
||
_of Biochar on Soil Microbial Abundance , Activity and Community_
|
||
_Structure Is Overwritten by Land Management. Frontiers in Environmental_
|
||
_Science,_ [^7]:_(110), 1–14. https://doi.org/10.3389/fenvs.2019.00110_
|
||
|
||
Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon
|
||
|
||
_He, Y., Zhou, X., Jiang, L., Li, M., & Du, Z. (2017). Effects of biochar application_
|
||
_on soil greenhouse gas fluxes: a meta-analysis._ [^743]:_–755._
|
||
_https://doi.org/10.1111/gcbb.12376_
|
||
_Jeffery, S., Verheijen, F. G. A., Kammann, C., & Abalos, D. (2016). Biochar_
|
||
_effects on methane emissions from soils: A meta-analysis. Soil Biology and_
|
||
_Biochemistry,_ [^101]:_, 251–258. https://doi.org/10.1016/j.soilbio.2016.07.021_
|
||
_Keith, A., Singh, B., & Singh, B. P. (2011). Interactive priming of biochar and_
|
||
_labile organic matter mineralization in a smectite-rich soil. Environmental_
|
||
_Science and Technology,_ [^45]:_(22), 9611–9618. https://doi.org/10.1021/es202186j_
|
||
_Kuzyakov, Y., Bogomolova, I., & Glaser, B. (2014). Biochar stability in soil:_
|
||
_Decomposition during eight years and transformation as assessed by_
|
||
_compound-specific 14C analysis. Soil Biology and Biochemistry,_ [^70]:_, 229–236._
|
||
_https://doi.org/10.1016/j.soilbio.2013.12.021_
|
||
_Kuzyakov, Y., Subbotina, I., Chen, H., Bogomolova, I., & Xu, X. (2009). Black_
|
||
_carbon decomposition and incorporation into soil microbial biomass_
|
||
_estimated by 14 C labeling. Soil Biology and Biochemistry,_ [^41]:_(2), 210–219._
|
||
_https://doi.org/10.1016/j.soilbio.2008.10.016_
|
||
_Lehmann, J., Abiven, S., Kleber, M., Pan, G., Singh, B. P., Sohi, S. P., &_
|
||
_Zimmerman, A. R. (2015). Persistence of biochar in soil. In J. Lehmann &_
|
||
_S. Joseph (Eds.), Biochar for environmental management: science, technology_
|
||
_and implementation (2nd ed., pp. 235–282). Ney York: Routledge._
|
||
_Lehmann, J., Rillig, M. C., Thies, J., Masiello, C. A., Hockaday, W. C., &_
|
||
_Crowley, D. (2011). Biochar effects on soil biota - A review. Soil Biology and_
|
||
_Biochemistry,_ [^43]:_(9), 1812–1836. https://doi.org/10.1016/j.soilbio.2011.04.022_
|
||
_Liu, J., Schulz, H., Brandl, S., Miehtke, H., Huwe, B., & Glaser, B. (2012). Short-_
|
||
_term effect of biochar and compost on soil fertility and water status of a_
|
||
_Dystric Cambisol in NE Germany under field conditions. Journal of Plant_
|
||
_Nutrition and Soil Science,_ [^000]:_, 1–10. https://doi.org/10.1002/jpln.201100172_
|
||
_Liu, X., Zhang, A., Ji, C., Joseph, S., Bian, R., Li, L., ... Paz-Ferreiro, J. (2013)._
|
||
_Biochar’s effect on crop productivity and the dependence on experimental_
|
||
_conditions — a meta-analysis of literature data. Plant and Soil,_ [^373]:_(1), 583–_
|
||
|
||
594. https://doi.org/10.1007/s11104-013-1806-x
|
||
Lu, X., Li, Y., Wang, H., Singh, B. P., Hu, S., Luo, Y., ... Li, Y. (2019). Responses
|
||
of soil greenhouse gas emissions to different application rates of biochar
|
||
|
||
```
|
||
Wirkung des Zusatzes von Biochar zum Boden
|
||
```
|
||
|
||
_in a subtropical Chinese chestnut plantation. Agricultural and Forest_
|
||
_Meteorology,_ [^271]:_, 168–179. https://doi.org/10.1016/j.agrformet.2019.03.001_
|
||
_Luo, Y., Durenkamp, M., Nobili, M. De, Lin, Q., & Brookes, P. C. (2011). Short_
|
||
_term soil priming effects and the mineralisation of biochar following its_
|
||
_incorporation to soils of different pH. Soil Biology and Biochemistry,_ [^43]:_(11),_
|
||
[^2304]:_–2314. https://doi.org/10.1016/j.soilbio.2011.07.020_
|
||
_Major, J. (2009). Biochar application to a Colombian Savanna Oxisol: Fate and effect_
|
||
_on soil fertility, crop production, nutrient leaching and soil hydrology. Cornell_
|
||
_University._
|
||
_Major, J. (2010). Guidelines on Practical Aspects of Biochar Application to Field Soil_
|
||
_in Various Soil Management Systems._
|
||
_Major, J., Lehmann, J., Rondon, M., & Goodale, C. (2010). Fate of soil-applied_
|
||
_black carbon: downward migration, leaching and soil respiration. Global_
|
||
_Change Biology,_ [^16]:_(4)._
|
||
_Michener, R., & Lajtha, K. (2007). Stable Isotopes in Ecology and Environmental_
|
||
_Science (second edi). Blackwell Publishing._
|
||
_Pingree, M. R. A., Makoto, K., & Deluca, T. H. (2017). Interactive effects of_
|
||
_charcoal and earthworm activity increase bioavailable phosphorus in sub-_
|
||
_boreal forest soils. Biolo,_ [^53]:_, 873–884. https://doi.org/10.1007/s00374-017-_
|
||
[^1227]:_-8_
|
||
_Rumpel, C., Chaplot, V., Planchon, O., Bernadou, J., Valentin, C., & Mariotti,_
|
||
_A. (2006). Preferential erosion of black carbon on steep slopes with slash_
|
||
_and burn agriculture. CATENA,_ [^65]:_(1), 30–40._
|
||
_https://doi.org/https://doi.org/10.1016/j.catena.2005.09.005_
|
||
_Shen, Y., Zhu, L., Cheng, H., Yue, S., & Li, S. (2017). Effects of biochar_
|
||
_application on CO2 emissions from a cultivated soil under semiarid_
|
||
_climate conditions in Northwest China. Sustainability,_ [^9]:_(1482), 1–13._
|
||
_https://doi.org/10.3390/su9081482_
|
||
_Singh, B. P., Fang, Y., Boersma, M., Collins, D., Van Zwieten, L., & Macdonald,_
|
||
_L. M. (2015). In Situ Persistence and Migration of Biochar Carbon and Its_
|
||
_Impact on Native Carbon Emission in Contrasting Soils under Managed_
|
||
_Temperate Pastures. PLoS ONE, 1–20._
|
||
_https://doi.org/10.1371/journal.pone.0141560_
|
||
|
||
Criscuoli, Ventura, Panzacchi, Glaser, Wiedner, Ceccon, Loesch, Raifer, Tonon
|
||
|
||
_Singh, N., Abiven, S., Torn, M. S., & Schmidt, M. W. I. (2012). Fire-derived_
|
||
_organic carbon in soil turns over on a centennial scale. Biogeosciences,_ [^9]:_,_
|
||
[^2847]:_–2857. https://doi.org/10.5194/bg-_[^9]:_-_[^2847]:_-2012_
|
||
_Spokas, K. A. (2010). Review of the stability of biochar in soils: predictability_
|
||
_of O:C molar ratios. Carbon Management,_ [^1]:_(2), 289–303._
|
||
_Ventura, M., Alberti, G., Panzacchi, P., Delle Vedove, G., Miglietta, F., &_
|
||
_Tonon, G. (2019). Biochar mineralization and priming effect in a poplar_
|
||
_short rotation coppice from a 3-year field experiment. Biology and Fertility_
|
||
_of Soils,_ [^55]:_, 67–78. https://doi.org/10.1007/s00374-_[^018]:_-_[^1329]:_-y_
|
||
_Ventura, M., Alberti, G., Viger, M., Jenkins, J. R., Girardin, C., Baronti, S., ..._
|
||
_Tonon, G. (2015). Biochar mineralization and priming effect on SOM_
|
||
_decomposition in two European short rotation coppices. GCB Bioenergy,_
|
||
[^7]:_(5), 1150–1160. https://doi.org/10.1111/gcbb.12219_
|
||
_Wang, J., Xiong, Z., & Kuzyakov, Y. (2016). Biochar stability in soil: meta-_
|
||
_analysis of decomposition and priming effects. GCB Bioenergy,_ [^8]:_(3), 512–_
|
||
|
||
523. https://doi.org/10.1111/gcbb.12266
|
||
Zimmerman, A. R. (2010). Abiotic and Microbial Oxidation of Laboratory-
|
||
Produced Black Carbon (Biochar). Environmental Science and Technology, 44,
|
||
1295–1301. https://doi.org/10.1021/es903140c
|
||
|
||
## Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol:
|
||
|
||
## Lebenszyklusanalyse (LCA) der Produktionskette
|
||
|
||
**Irene Criscuoli – Freie Universität Bozen**
|
||
**Pietro Panzacchi – Freie Universität Bozen, Italien / Università degli**
|
||
**Studi del Molise**
|
||
**Timo Rossberg – LCA Works Limited, Bedford, Vereinigtes Königreich**
|
||
**Onesmus Mwabonje – LCA Works Limited, Bedford, Vereinigtes Königreich**
|
||
**Piers Cooper – LCA Works Limited, Bedford, Vereinigtes Königreich**
|
||
**Jeremy Woods – LCA Works Limited, Bedford, Vereinigtes Königreich**
|
||
**Giustino Tonon– Freie Universität Bozen**
|
||
|
||
Abstract
|
||
_Mit einer Lebenszyklusanalyse (LCA) wurden der Energieverbrauch und die Treib-_
|
||
_hausgasemissionen evaluiert, die mit der Erzeugung und Nutzung von Biochar aus_
|
||
_Vergasungsprozessen auf Südtiroler Agrarböden verbunden sind._
|
||
_Zum heutigen Tag gibt es in Südtirol ungefähr 40 Vergasungsanlagen, die zehn verschie-_
|
||
_dene Technologien anwenden. Keine dieser Anlagen ermöglicht die Erzeugung eines für_
|
||
_die landwirtschaftliche Nutzung geeigneten Biochar; daher muss dieses von den Betrei-_
|
||
_bern als Abfall entsorgt werden. Die ökologischen Auswirkungen der Produktionskette_
|
||
_sind positiv, denn die Bilanz ihrer Treibhausgasemissionen und ihres Energieverbrauchs_
|
||
_ist negativ. In der Tat ist die Holzvergasung eine emissionsfreie Technologie, die alsErsatz_
|
||
_für umweltschädlichere fossile Quellen eingesetzt werden kann._
|
||
_Das Projekt WOOD-UP schlägt verschiedene Methoden zur Aufwertung der aktuellen_
|
||
_Produktionskette vor. Zunächst können aus der Holzbiomasse vor der Vergasung äthe-_
|
||
_rische Öle extrahiert werden. Die Extraktion ist ein Verfahren mit hohem Energiever-_
|
||
_brauch, aber die Auswirkungen sind nicht so hoch, dass sie zu einer nachteiligen Net-_
|
||
_tobilanz der Produktionskette führen würden. Außerdem kann Biochar als Bodenver-_
|
||
_besserungsmittel in der Landwirtschaft eingesetzt werden, wenn esbestimmten gesetz-_
|
||
_lichen Parametern entspricht. Zu diesem Zweck schlägt das Projekt Wood-Up die Nut-_
|
||
_zung einer „verbesserten“ Technologie vor, mit der die Erzeugung eines für die land-_
|
||
_wirtschaftliche Nutzung geeigneten Biochar möglich wäre. Der Lebenszyklusanalyse_
|
||
_zufolge verbessert die neue Technologie die Nettobilanz der Produktionskette und die_
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
_Verteilung vonBiochar im Boden erhöht den Kohlenstoffbestand; dadurch könnten we-_
|
||
_niger synthetische Düngemittel und weniger Wasser zu Bewässerungszwecken einge-_
|
||
_setzt werden, wodurch sich die Nettobilanz zusätzlich verbessern würde._
|
||
_Aktuell werden in Südtirol jedoch jährlich 1.250 t Biochar produziert, eine ausreichende_
|
||
_Menge zur Verbesserung von 50 Hektar, wenn man bei der Verteilung auf dem Feld_
|
||
_eine Dosis von 25 t/ha veranschlagt. Es handelt sich im Vergleich zur Gesamtfläche der_
|
||
_Weinberge (5.500 ha) und der Apfelplantagen (19.000 ha) also um eine recht kleine Flä-_
|
||
_che. Zur Unterstützung einer breiteren Anwendung von Biochar in der Landwirtschaft_
|
||
_wäre demzufolge eine Einfuhr von Biochar nötig oder eine Erhöhung der Anzahl der_
|
||
_Vergasungsanlagen. Der Einsatz neuer Technologien würde darüber hinaus einen im_
|
||
_Vergleich zu den aktuellen Technologien circa doppelt so großen Biomassebedarf her-_
|
||
_vorrufen, wenn die Biochar-Produktion gleich bleibt. Daraus folgt, dass die Implemen-_
|
||
_tierung dieser Szenarien nur durch eine Planung und politische Unterstützung auf_
|
||
_Ebene der Provinz umgesetzt werden kann._
|
||
|
||
#### 1. Einleitung
|
||
|
||
_Die Lebenszyklusanalyse (englisch: Life Cycle Assessment, LCA) ist ein Instru-_
|
||
_ment zur Evaluierung der Auswirkungen des Produktionsprozesses eines_
|
||
_Produkts oder einer Dienstleistung auf Umwelt und Gesundheit. Die LCA_
|
||
_wird mit Methoden durchgeführt, die auf internationalen Standards beruhen_
|
||
_(ISO, 2006a, 2006b). Die Ergebnisse der LCA können als Entscheidungshilfe_
|
||
_für Unternehmen und Politiker dienen, wenn diese verschiedene Szenarien_
|
||
_evaluieren müssen, um die nachhaltigsten Entscheidungen treffen zu können_
|
||
_(Guinée et al., 2011)._
|
||
_Im Rahmen des Projekts Wood-Up wurde die Lebenszyklusanalyse eingesetzt,_
|
||
_um die Umweltwirkungen der aktuellen Südtiroler Holzvergasungsprodukti-_
|
||
_onskette durch Untersuchung ihres Energieverbrauchs und ihrer klimaverän-_
|
||
_dernden Treibhausgasemissionen zu evaluieren. Die Analyse der Produktions-_
|
||
_kette beginnt bei der Erzeugung von Holzbiomasse und reicht bis hin zur Ent-_
|
||
_sorgung der Rückstände aus der Vergasung durch Abgabe des Biochars an_
|
||
_Mülldeponien, seine Verbrennung oder seineNutzung anstelle von Zement zur_
|
||
_Produktion von Beton. Derzeit entspricht das in den Südtiroler Anlagen er-_
|
||
_zeugte Biochar nicht den gesetzlichen Parametern für eine Nutzung in der_
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_Landwirtschaft (Amtsblatt 186, 12.08.2015); es kann daher nicht als Bodenver-_
|
||
_besserungsmittel eingesetzt werden._
|
||
_Auf Grundlage der im Rahmen des Projekts Wood-Up gewonnenen Daten_
|
||
_wurde die aktuelle Produktionskette daher mit einer möglichen optimierten_
|
||
_Version ihrer selbst verglichen, die sowohl die Extraktion ätherischer Öle aus_
|
||
_der Holzbiomasse vor dem Vergasungsprozess für den Verkauf auf dem phar-_
|
||
_mazeutischen Markt, als auch eine Änderung der Technologie energetischer_
|
||
_Umwandlung vorsieht, um die Erzeugung eines für die landwirtschaftliche_
|
||
_Nutzung geeigneten Biochar zu ermöglichen._
|
||
_In diesem Kapitel werden die Methoden der verwendeten Lebenszyklusana-_
|
||
_lyse und die auf Ebene der Provinz erzielten Resultate beschrieben._
|
||
_Die Produktionskette der Holzvergasung und die Nutzung von Biochar auf_
|
||
_landwirtschaftlichen Böden wurde in der Vergangenheit bereits untersucht_
|
||
_(Hamedani et al., 2019; Ibarrola et al., 2012; Lugato et al., 2013; Roberts et al.,_
|
||
_2010). Vor Kurzem haben Matustík und seine Kollegen (2020) die Ergebnisse_
|
||
_von 27 zwischen 2011 und 2019 veröffentlichten Arbeiten analysiert, in denen_
|
||
_Biochar aus der Pyrolyse auf landwirtschaftlichen Böden eingesetzt wurde;_
|
||
_dabei machten sie die Schwierigkeit deutlich, die Ergebnisse miteinander zu_
|
||
_vergleichen; Grund dafür ist die extreme Vielfalt bei der Wahl der funktionel-_
|
||
_len Einheiten innerhalb des Systems und der verwendeten Technologien._
|
||
_Hammond und seine Kollegen (2011) haben bewiesen, dass die Pyrolyse in_
|
||
_der Stromerzeugung zwar weniger effizient als die Vergasung ist, dafür aber_
|
||
_einen stärkeren Rückgang der CO2-Emissionen gewährleisten würde, da sie_
|
||
_eine größere Menge Biochar pro Einheit des Ausgangsmaterials erzeugt; dabei_
|
||
_wird angenommen, dass 68 % des Kohlenstoffs des auf dem Boden eingesetz-_
|
||
_ten Biochar für mindestens 100 Jahre fest im Boden verbleiben. Bei gleichem_
|
||
_Feedstock hat sich die Vergasung jedoch im Vergleich mit der Pyrolyse als_
|
||
_effizienter für die Energieerzeugung (Ibarrola et al., 2012) und gleichzeitig als_
|
||
_nachhaltiger gegenüber einer kompletten Verbrennung der Biomasse erwie-_
|
||
_sen (Nguyen et al., 2013). Die große Zahl variabler Faktoren, durch die sich_
|
||
_die Produktionsketten „Biomasse - energetische Umwandlung - Bestim-_
|
||
_mungszweck des Kohlenstoffrückstands“ kennzeichnen, machen eine Evalu-_
|
||
_ierung der Umweltwirkungen mit LCA für jede Produktionskette, die in Be-_
|
||
_tracht gezogen werden soll, erforderlich (Matustik et al., 2020). Aus diesem_
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
_Grund war es erforderlich, eine Lebenszyklusanalyse im Rahmen des Projekts_
|
||
_Wood-Up zu erstellen; dazu wurden hauptsächlich die Daten der verschiede-_
|
||
_nen Projektpartner der einzelnen Phasen der Produktionskette verwendet._
|
||
_Mit einer derart spezifischen LCA lässt sich ein realistisches Bild der aktuellen_
|
||
_Situation zeichnen und eine Evaluierung der konkreten Alternativen für die_
|
||
_Szenarien durchführen._
|
||
_Wir nehmen an, dass durch die LCA verdeutlicht wird, wie die in Wood-Up_
|
||
_vorgeschlagene innovative Produktionskette der Holzvergasung zur Verrin-_
|
||
_gerung der Treibhausgasemissionen sowohl im Energiebereich als auch in der_
|
||
_Landwirtschaft beitragen kann, da beide Sektoren durch hohe klimaverän-_
|
||
_dernde Emissionen gekennzeichnet sind. Die Energieerzeugung aus Biomasse_
|
||
_ist eine erneuerbare Energiequelle, die fossile Brennstoffe ersetzt (European Par-_
|
||
_liament and Council, 2018); gleichzeitig kann die Nutzung von Biochar in der_
|
||
_Landwirtschaft zur Verringerung des Bedarfs an Wasser und synthetischen_
|
||
_Düngemitteln gegenüber dem der in der Provinz stärker verbreiteten agrono-_
|
||
_mischen Praktiken beitragen, den Kohlenstoffbestand erhöhen und die vom Bo-_
|
||
_den ausgehenden Treibhausgasemissionen reduzieren (Shaaban et al., 2018)._
|
||
|
||
#### 2. Materialien und Methoden
|
||
|
||
_Die LCA für das Projekt Wood-Up wurde mit den international standardisier-_
|
||
_ten Methoden ISO 14040 und 14044 (ISO, 2006a, 2006b) und den vom interna-_
|
||
_tionalen Bezugsleitfaden empfohlenen besten Praktiken für die Erstellung ei-_
|
||
_nes Life Cycle Assessment, dem ILCD Handbook des Joint Research Center_
|
||
_(JRC, 2010) durchgeführt; in diesem sind die Definition des Ziels der LCA, die_
|
||
_Bestandsanalyse und die Auswertung der Ergebnisse vorgesehen._
|
||
|
||
[^2]:.[^1]: Definition des Ziels und des Anwendungsbereichs
|
||
_Ziel dieser Analyse ist der Vergleich der Umweltwirkungen der aktuellen_
|
||
_Südtiroler Produktionskette der Holzvergasung mit denen einer „verbesser-_
|
||
_ten“ Produktionskette. Die Verbesserung der Produktionskette bezieht sich_
|
||
_spezifisch auf die Aufwertung der Biomasse durch Extraktion ätherischer Öle_
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_vor der energetischen Nutzung und auf die Verwendung des Biochars als Bo-_
|
||
_denverbesserungsmittel in der Landwirtschaft. Außerdem soll geprüft wer-_
|
||
_den, welchen Einfluss bestimmte Faktoren auf die Nettobilanz der Produkti-_
|
||
_onskette haben, z. B. die Herkunft der Biomasse und die bei ihrem Transport_
|
||
_zurückgelegte Entfernung._
|
||
_In der Analyse bewertete Wirkungskategorien sind der Verbrauch fossiler_
|
||
_Energie (kg Öläquivalent) und der Klimawandel (kg CO2-Äquivalent über ei-_
|
||
_nen Zeitraum von 100 Jahren). Die Umweltwirkungen der einzelnen Prozesse_
|
||
_wurden durch Multiplikation der Emissionsfaktoren mit den Material- und_
|
||
_Energie-Inputs der funktionellen Einheit der LCA berechnet, die in diesem_
|
||
_Fall 1 Tonne Biochar entspricht. Nähere Einzelheiten zu den Berechnungen_
|
||
_sind in Abschnitt 2.3 dieses Kapitels aufgeführt._
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
```
|
||
Abb. 1
|
||
```
|
||
|
||
–
|
||
In der LCA untersuchte Produktionskette
|
||
|
||
```
|
||
Produktion von Rundholz und Hackschnitzeln
|
||
(in Südtirol,
|
||
Österreich und
|
||
Slowenien)
|
||
Produktion von Holzpellets (in
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Südtirol,
|
||
Österreich und
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Polen)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Transport der Biomasse mit Lkw und Bahn(innerhalb von Südtirol und aus
|
||
Österreich, Polen und Slowenien)Sensibilitäts
|
||
```
|
||
|
||
-
|
||
|
||
```
|
||
analyse
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Vergasung (aktuelle
|
||
Technologien)
|
||
Vergasung (verbesserte Technologien)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Extraktion hochwertiger
|
||
Verbindungen aus
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Rundholz und Hackschnitzeln
|
||
Soxhlet
|
||
```
|
||
|
||
-Extraktion (SOX)
|
||
|
||
```
|
||
Transport zur Biochar zur Entsorgungsanlage Sensibilitätsanalyse Transport der Biochar zu den AgrarbödenSensibilitätsanalyse
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Verteilung der
|
||
Biochar im WeinbergVerteilung der Biochar in der Obstplantage
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Extraktion hochwertiger
|
||
Verbindungen aus
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Rundholz und HackschnitzelnExtraktion mit
|
||
überkritischen Fluiden (SFE)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Ätherische Öle
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Sonstige Abfälle (außer
|
||
Biochar) (Asche, Teer usw.)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Transport zur
|
||
EntsorgungsanlageSensibilitätsanalyse
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Asche für die Produktion
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
VerbrennungMülldeponievon Zement
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Energie Energie
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
EnergieEnergie aus DeponiegasRohstoffe für die Produktion von Beton Nutzen für Landwirtschaft und Umwelt
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Gesamte Biomasse ohne Extraktion
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
hochwertiger Verbindungen
|
||
Holzpellets (nicht zur
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Aktuelle oder verbesserte
|
||
Technologien (je nach
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Szenario)
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Wenn die Biochar nicht in der Landwirtschaft genutzt wird
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Je nach Szenario
|
||
Anwendung in Weinberg
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
oder Obstplantage
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Wenn die Biochar in der
|
||
Landwirtschaft genutzt wird
|
||
```
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_Die untersuchte Produktionskette ist im Flussdiagramm der Abbildung1 dar-_
|
||
_gestellt, wo die Prozesse beschrieben werden, die zum System der aktuellen_
|
||
_Südtiroler Produktionskette (Szenario 1) und der von 6 Alternativszenarien_
|
||
_gehören._
|
||
_Die Blöcke des Diagramms stellen Prozesseinheiten dar, während die Pfeile_
|
||
_die Ströme der Biomasseundanderer Arten von Material oder Energie zeigen._
|
||
_Die verschiedenen Farben und die mit den Blöcken und Pfeilen verbundenen_
|
||
_Texte kennzeichnen parallel laufende Prozesse und Ströme, d. h. jede Farbe_
|
||
_stellt eine Alternative dar, die je nach untersuchtem Szenario eintritt oder_
|
||
_nicht, und nicht eine Teilung des Material-/ Energiestroms innerhalb eines be-_
|
||
_stimmten Szenarios. Gleichfarbige Pfeile stehen für Material-/ Energieströme_
|
||
_zum nächsten Prozess (Abb. 1)._
|
||
|
||
_Im Folgenden werden die sieben untersuchten Szenarien vorgestellt:_
|
||
|
||
- Szenario 1 – Aktuelle Situation: Evaluierung der aktuell in Südtirol ge-
|
||
nutzten Vergasungsprozesse: die aktuelle Art und Herkunft der verwen-
|
||
deten Biomasse, keine Extraktion von hochwertigen Verbindungen aus
|
||
der Biomasse vor der Vergasung, die aktuellen Technologien der Verga-
|
||
sungsanlagen, Entsorgung aller aus der Vergasung stammenden Produkte
|
||
(Kohle, Asche, Teer) ohne Einsatz von Biochar auf landwirtschaftlichen
|
||
Böden.
|
||
- Szenario 2 – Aktuelle Situation + Extraktion von hochwertigen Verbindun-
|
||
gen: ein Szenario mit den gleichen Voraussetzungen wie im Szenario 1,
|
||
aber mit Extraktion hochwertiger Verbindungen (ätherische Öle) aus der
|
||
Holzbiomasse vor der Vergasung. Aus dem Vergleich dieses Szenarios mit
|
||
dem Szenario 1 kann die Wirkung des Extraktionsprozesses ätherischer
|
||
Öle auf die Emissionen des CO2-Äquivalents und den Verbrauch fossiler
|
||
Energiequellen ermittelt werden. Die Extraktion kann mit der Soxhlet-Me-
|
||
thode oder mit überkritischem Kohlendioxid erfolgen.
|
||
- Szenario 3 – Aktuelle Situation + Verbesserte Vergasung: ein Szenario mit
|
||
den gleichen Voraussetzungen wie Szenario 1, aber mit dem Einsatz von
|
||
Vergasungstechnologien, die in der Lage sind, ein für die Nutzung in der
|
||
Landwirtschaft geeignetes Biochar zu produzieren, übereinstimmend mit
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
```
|
||
den Resultaten des WP 6 des Projekts Wood-Up. Mit diesem Szenario kön-
|
||
nen die Wirkungen der aktuell angewandten Vergasungstechnologien mit
|
||
denen der verbesserten Technologien verglichen werden.
|
||
```
|
||
|
||
- Szenario 4 – Aktuelle Situation + Extraktion von hochwertigen Verbindun-
|
||
gen: ein Szenario mit den gleichen Voraussetzungen wie Szenario 3, aber
|
||
mit zusätzlicher Extraktion hochwertiger Verbindungen (ätherische Öle)
|
||
aus der Holzbiomasse vor der Vergasung.
|
||
- Szenario 5 – Verbesserte Vergasung + Anwendung von Biochar auf land-
|
||
wirtschaftlichen Böden (Weinberg): ein Szenario mit den gleichen Parame-
|
||
tern wie Szenario 3, aber mit Anwendung von Biochar in den Weinbergen
|
||
Südtirols. Statt entsorgt zu werden kann das Biochar dank der Nutzung
|
||
verbesserter Vergasungstechnologien als Bodenverbesserungsmittel in
|
||
der Landwirtschaft eingesetzt werden. Mit diesem Szenario können die
|
||
Vorteile oder Umweltwirkungen gemessen werden, die entstehen, wenn
|
||
das Biochar auf landwirtschaftlichen Böden eingesetzt wird, statt als Ab-
|
||
fall entsorgt zu werden.
|
||
- Szenario 6 – Verbesserte Vergasung + Anwendung von Biochar auf land-
|
||
wirtschaftlichen Böden (Apfelplantage): ein Szenario mit den gleichen Pa-
|
||
rametern wie Szenario 5, aber mit Verteilung von Biochar in den Apfel-
|
||
plantagen statt in den Weinbergen Südtirols. Dieses Szenario dient zur Er-
|
||
leichterung des Vergleichs der Wirkungen/Vorteile einer Anwendung von
|
||
Biochar in den wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturen Südtirols.
|
||
- Szenario 7– Aktuelle Situation + Extraktion von hochwertigen Verbindun-
|
||
gen + Anwendung vonBiochar in der Landwirtschaft: ein Szenario mit den
|
||
gleichen Parametern wie Szenario 5, aber mit zusätzlicher Extraktion
|
||
hochwertiger Verbindungen (ätherische Öle) aus der Holzbiomasse vor
|
||
der Vergasung.
|
||
- Dynamisches Szenario: ein Szenario, das von Mal zu Mal definiert wird, je
|
||
nachdem, welche Hypothesen überprüft werden sollen. Das dynamische
|
||
Szenario ist ein nützliches Mittel zur Bewertung der einzelnen Auswir-
|
||
kungen aller Prozesse der Produktionskette und zur Umsetzung der Sen-
|
||
sibilitätsanalysen.
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_Die LCA wurde mit einem Attributions- und folgenorientierten Ansatz durchge-_
|
||
_führt. Unter dem Attributionsmodell versteht sich eine Analyse der Wirkun-_
|
||
_gen, die mit allen zum untersuchten System gehörigen Prozessen verbunden_
|
||
_sind. Das folgenorientierte Modell hingegen quantifiziert auch die Folgen für_
|
||
_andere Systeme und erweitert so die Grenzen des untersuchten Systems_
|
||
_(McManus & Taylor, 2015). Zum Beispiel kann die Verbreitung von Verga-_
|
||
_sungsanlagen im Südtirol die Nachfrage nach elektrischer Energie aus dem_
|
||
_nationalen Energiemix reduzieren, und die Anwendung von Biochar in der_
|
||
_Landwirtschaft kann den Einsatz von Düngemitteln gegenüber der traditio-_
|
||
_nellen Agrarbewirtschaftung verringern._
|
||
|
||
2.2 Bestandsaufnahme des Lebenszyklus (LCI) und LCA
|
||
Workbook
|
||
|
||
_Die Bestandsdaten (Life Cycle Inventory, LCI) wurden, soweit möglich, den For-_
|
||
_schungsarbeiten des Projekts Wood-Up entnommen. Diese Primärdaten lie-_
|
||
_fern möglichst genaue Werte für die Studie der Produktionskette. Sofern die_
|
||
_Daten zur Vervollständigung des Datensatzes nicht vorhanden waren, wurde_
|
||
_auf sekundäre Daten aus der Datenbank Ecoinvent 3 (Version 3.1, aktualisiert_
|
||
_auf 2014 (Wernet et al., 2016) und aus der einschlägigen wissenschaftlichen_
|
||
_Literatur zurückgegriffen. Die Bestandsaufnahme (LCI) wurde mit Microsoft_
|
||
_Excel erstellt._
|
||
_Eine Reihe von Excel-Blättern wurde in eine Datei (LCA Workbook) integriert,_
|
||
_um die LCI mit den Emissionen jedes Prozesses der Produktionskette zu ver-_
|
||
_einen; diese wurden mit der Software SimaPro, Version 8.0.5.13 berechnet_
|
||
_(PRé Sustainability, Amersfoort, Netherlands, 2018). Auf diese Weise erhielt_
|
||
_man die Ergebnisse der LCA in Bezug auf die Wirkungen._
|
||
_Für andere Prozesse wie die Anwendung von Biochar auf landwirtschaftli-_
|
||
_chen Böden wurden die Daten über die Auswirkungen von den Partnern des_
|
||
_Projekts Wood-Up geliefert oder durch das vom Institut für Energie- und Um-_
|
||
_weltforschung (IFEU) im Jahr 2015 entwickelten BioGrace Tool (Version 4d)_
|
||
_gewonnen; das Tool ermöglicht die Harmonisierung der Berechnungen zu_
|
||
_den Treibhausgasemissionen der Biotreibstoffe (www.biograce.net)._
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
_Die Bestandsaufnahme (Life Cycle Inventory, LCI) und die Lebenszyklusana-_
|
||
_lyse (Life Cycle Assessment, LCA) wurden für jedes in Abschnitt 2.1 aufge-_
|
||
_führte Szenario einzeln erstellt._
|
||
|
||
2.3 Daten und Hypothesen
|
||
_Die für die LCA verwendeten Daten sind eine Mischung aus Primärdaten, die_
|
||
_von den Partnern des Projekts Wood-Up produziert wurden, und Sekundär-_
|
||
_daten aus der Datenbank Ecoinvent 3 und der Literatur. Die Quellen und Hy-_
|
||
_pothesen, auf denen das LCA Workbook für die verschiedenen Prozesse der_
|
||
_Produktionskette beruht, werden im Folgenden erläutert._
|
||
|
||
2.3.1 Produktion der Biomasse
|
||
_Die Produktion von Holzbiomasse für die Holzvergasung umfasst die Pro-_
|
||
_duktion von Rundholz und Hackschnitzeln aus dem Südtirol und dem Aus-_
|
||
_land (Österreich und Slowenien) sowie die Produktion von Holzpellets aus_
|
||
_dem Ausland (Österreich und Polen). Diese drei Arten von Biomasse werden_
|
||
_zu den Vergasungsanlagen befördert, wo sie bei Bedarf zu einer für die Nut-_
|
||
_zung im Vergaser geeigneten Stückgröße weiterverarbeitet werden. Auf_
|
||
_Transport und Verarbeitung der Biomasse gehen die Abschnitte 2.3.2 und_
|
||
_2.3.4 näher ein._
|
||
_Es wurde angenommen, dass die gesamte zur Vergasung genutzte Holzbio-_
|
||
_masse aus Rottannen (Picea abies (L.) H. Karst., 1881) stammt, da aus den Fra-_
|
||
_gebögen, die den Betreibern der Vergasungsanlagen vorgelegt wurden, her-_
|
||
_vorging, dass diese Holzart in Südtirol die breiteste Anwendung findet._
|
||
_Die Anteile der verwendeten Arten von Biomasse verteilen sich gemäß den_
|
||
_Fragebögen wie folgt: 69 % Rundholz oder Hackschnitzel (davon 50 % Rund-_
|
||
_holz und 50 % Hackschnitzel) und 31 % Pellets._
|
||
_85 % des Rundholzes und der Hackschnitzel stammen aus Südtirol und die_
|
||
_übrigen 15 % werden aus dem Ausland importiert (50 % aus Slowenien und_
|
||
_50 % aus Österreich). 50 % der Hackschnitzel stammen aus Sägewerksrück-_
|
||
_ständen und die übrigen 50 % sind ein primäres Waldprodukt. Alle in Verga-_
|
||
_sungsanlagen verwendeten Pellets werden aus dem Ausland importiert (90 %_
|
||
_aus Österreich und 10 % aus Polen)._
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_Ausgehend von der funktionellen Einheit der LCA wurde die zur Erzeugung_
|
||
_von 1 Tonne Biochar erforderliche Biomasse-Gesamtmenge rekonstruiert; da-_
|
||
_bei wurden die Inputs, die Outputs und die Daten zum Biomasseverlust in_
|
||
_den Prozessen vor der Vergasung berücksichtigt. Wenn vor der Vergasung_
|
||
_keine ätherischen Öle extrahiert werden, benötigt man zur Erzeugung von 1 t_
|
||
_Biochar auf Provinzebene 33,47 t Holzbiomasse. Wird hingegen der Prozess_
|
||
_der Soxhlet-Extraktion in die Produktionskette eingefügt, werden 34,62 t Bio-_
|
||
_masse benötigt, und bei der Extraktion mit überkritischem Kohlendioxid 34,52_
|
||
_t. Die Differenz in den beiden Schätzungen ist auf die unterschiedlichen Bio-_
|
||
_masseverluste in den beiden Extraktionsmethoden zurückzuführen. Nähere_
|
||
_Angaben finden sich im Abschnitt über den Extraktionsprozess (2.3.3.)._
|
||
_Die beschreibenden Prozesse der Biomasseproduktion wurden von der Da-_
|
||
_tenbank Ecoinvent 3 ausgewählt; Die Wahl fiel auf die Daten, die als die bes-_
|
||
_ten Annäherungswerte betrachtet wurden. In den Fällen, in denen für das_
|
||
_Südtiroler oder das italienische Umfeld keine Daten vorhanden waren, wur-_
|
||
_den Daten ähnlicher Kontexte gewählt. In diesem Fall handelt es sich bei den_
|
||
_ausgewählten Prozessen um die Produktion von Rundholz und Hackschnit-_
|
||
_zeln in der Schweiz aus einer nachhaltigen forstwirtschaftlichen Produktions-_
|
||
_kette von Weichholz und um die Produktion von Hackschnitzeln eines Säge-_
|
||
_werks. Der in Ecoinvent aufgeführte Stromverbrauch für die Produktion von_
|
||
_Holzbiomasse wurden an den italienischen Stromquellenmix angepasst._
|
||
_Die Inputs von biogenem Kohlenstoff, d. h. die CO_[^2]:_-Aufnahme mittels Foto-_
|
||
_synthese und Wachstum der Bäume, wurden aus den in Ecoinvent 3 ausge-_
|
||
_wählten Prozessen bezüglich der Biomasseproduktion eliminiert, da sie be-_
|
||
_reits im LCA-Workbook berücksichtigt worden waren, in dem die Vergasung_
|
||
_als ein Prozess der „emissionsfreien“ Energieerzeugung bewertet wurde_
|
||
_(Richtlinie [EU] 2018/2001 des Europäischen Parlaments und des Rates über_
|
||
_die Ziele erneuerbarer Energien in der Europäischen Union)._
|
||
|
||
2.3.2 Transport der Biomasse zu den Vergasungsanlagen
|
||
_Die Holzbiomasse wird mit dem Lkw oder Güterzug zur Vergasungsanlage_
|
||
_transportiert. Im Falle der Szenarien, die eine Phase der Extraktion ätherischer_
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
_Öle umfassen, wurde angenommen, dass diese in der Vergasungsanlage statt-_
|
||
_findet und daher kein weiterer Transport der Biomasse berücksichtigt werden_
|
||
_muss._
|
||
_Für Biomasse aus Südtirol wurde angenommen, dass 100 % des Transports_
|
||
_auf Rädern erfolgen, für Biomasse aus dem Ausland hingegen, dass 50 % des_
|
||
_Transports auf Rädern und 50 % auf der Schiene stattfinden. Die Rückreise_
|
||
_des Transportmittels wurde als Leerfahrt gerechnet. Diese Annahme muss_
|
||
_nicht immer zutreffen, ermöglicht aber konservative Schätzungen._
|
||
_Die Streckenlänge wurde nach Herkunftsregion der Biomasse definiert und_
|
||
_mit Google Maps (2020) berechnet. Die durchschnittlichen Distanzen für die_
|
||
_Hin-und Rückfahrt liegen bei 150 km, wenn der Transport innerhalb Südtirols_
|
||
_stattfindet, bei 800 km, wenn die Ladung aus Österreich und Slowenien und_
|
||
_bei 2.400 km, wenn sie aus Polen kommt._
|
||
_Außerdem wurde für die Sensibilitätsanalyse die Möglichkeit vorgesehen,_
|
||
_manuell theoretische Entfernungen in das LCA-Workbook einzufügen, um_
|
||
_deren Wirkung zu evaluieren._
|
||
_Es wurde angenommen, dass während des Transports keine Biomasseverluste_
|
||
_entstehen und somit die transportierten Gesamtmengen in Bezug auf die_
|
||
_funktionelle Einheit mit den im vorherigen Abschnitt (2.3.1) für die Biomasse-_
|
||
_produktion angegebenen Mengen übereinstimmen._
|
||
_Zur Berechnung der Wirkungen dieser Transportphase wurden auf Ecoinvent_
|
||
_die Prozesse ausgewählt, die sich der Darstellung dieser Phase möglichst weit_
|
||
_annähern. Für den Lkw-Transport wurden Daten für einen Transport in Eu-_
|
||
_ropa, außerhalb der Schweiz, mit 16- bis 32-Tonner der Emissionskategorie_
|
||
_EURO5 ausgewählt. Für den Schienentransport wurde als Prozess ein öster-_
|
||
_reichischer Warentransport für die Biomasse aus Österreich, Polen und Slo-_
|
||
_wenien ausgewählt, da für die anderen beiden Länder keine spezifischen Da-_
|
||
_ten zur Verfügung standen. Alle Wirkungsdaten umfassen die proportionale_
|
||
_Nutzung der Infrastrukturen, zum Beispiel die Nutzung der Straßen und die_
|
||
_Produktion der Transportmittel._
|
||
|
||
2.3.3 Extraktion hochwertiger Verbindungen vor der Vergasung
|
||
_Die Daten bezüglich der Extraktion von Verbindungen mit hohem kommer-_
|
||
_ziellem Wert aus Holzbiomasse - ätherische Öle - wurden von der Universität_
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_Bozen im Rahmen des Projekts Wood-Up gewonnen. Die in Bezug auf die_
|
||
_Soxhlet-Extraktion (SOX) und die Extraktion mit überkritischem Kohlendi-_
|
||
_oxid (CO_[^2]:_) (SFE) gewonnenen Daten wurden auf Ebene kleiner Industrieanla-_
|
||
_gen in Bezug auf die funktionelle Einheit der LCA skaliert. Kapitel 2 dieses_
|
||
_Bandes enthält eine detaillierte Beschreibung der beiden Extraktionsmetho-_
|
||
_den. Die Daten zur SOX beziehen sich auf eine hypothetische Industrieanlage,_
|
||
_die in der Lage ist, 20 kg Biomasse auf einmal zu verarbeiten; die Daten zur_
|
||
_SFE betreffen eine Anlage mit einer Kapazität von 100 kg. Die im Labor ge-_
|
||
_wonnenen Input- und Output-Daten bezüglich der SFE wurden mit Faktor_
|
||
_0,25 skaliert, da es nicht realistisch ist, ein lineares Up-Scaling (1:1) der Input-_
|
||
_und Output-Faktoren bei zunehmender Größe der Anlage anzunehmen. In-_
|
||
_dustrieanlagen, zum Beispiel, die im Vergleich zu den Laborgerätschaften viel_
|
||
_größer sind, kennzeichnen sich durch eine effizientere Energienutzung._
|
||
_Es wurde angenommen, dass die Extraktion ätherischer Öle direkt am Stand-_
|
||
_ort der Vergasungsanlage stattfindet und daher keine weiteren Transporte er-_
|
||
_forderlich sind, und dass mit Ausnahme der Pellets 100 % der Holzbiomasse_
|
||
_(Rundholz und Hackschnitzel) dem Prozess der Extraktion ätherischer Öle_
|
||
_unterzogen wird, sofern dieser Prozess in den Analyseszenarien ausgewählt_
|
||
_wurde._
|
||
_Das LGC Workbook bietet auch die Möglichkeit, die Wirkung der Verbreitung_
|
||
_von nur einer Technologie oder einer Mischung beider Technologien zu eva-_
|
||
_luieren. In der Annahme, dass beide Technologien in der gesamten Provinz_
|
||
_eingesetzt werden können, wurde ihre Verbreitung auf Grundlage der Effizi-_
|
||
_enz der beiden Prozesse bestimmt, d. h. beruhend auf dem Verhältnis zwi-_
|
||
_schen den extrahierten ätherischen Ölen und der eingespeisten Holzbiomasse_
|
||
_(5 % für die SOX-Extraktion und 4,6 % für die SFE-Extraktion). Demzufolge_
|
||
_wurde die Biomasse proportional verteilt, wobei dem effizienteren Prozess_
|
||
_mehr Biomasse zugeteilt wurde: 52 % für die Soxhlet-Extraktion (SOX) und_
|
||
[^48]: _% für die Extraktion mit überkritischem CO_[^2]: _(SFE)._
|
||
_Die Wirkung der Zerkleinerung der Biomasse vor ihrer Einspeisung in die Ex-_
|
||
_traktionsanlage und die Wirkung des Anlagenbetriebs an sich wurden auf_
|
||
_Grundlage des Energieverbrauchs oben genannter Prozesse berechnet. Die_
|
||
_Emissionsfaktoren wurden auf Grundlage von Prozessen gewonnen, die mit_
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
_den untersuchten vergleichbar sind und aus der Datenbank Ecoinvent stam-_
|
||
_men; die Daten wurden dem italienischen Energiemix der Mittelspannung an-_
|
||
_gepasst. Die Emissionen in Verbindung mit der Produktion und Nutzung von_
|
||
_Hexan, dem für die SOX verwendeten Lösungsmittel, und dem Ethanol, das_
|
||
_für die SFE genutzt wird, wurden aufgrund mangelnder konsolidierter Daten_
|
||
_ausgeschlossen. Das in den Reaktionen der SFE verwendete CO_[^2]: _wurde nicht_
|
||
_eingerechnet, weil es im Extraktionsprozess recycelt wird._
|
||
|
||
2.3.4 Vergasung mit aktueller Technologie
|
||
_Der Vergasung umfasst die Zerkleinerung der Biomasse auf die richtige Größe_
|
||
_für die Anlage (wenn in der Produktionskette keine Extraktion der ätheri-_
|
||
_schen Öle vorgesehen ist) und den Vergasungsprozess mit Erzeugung von_
|
||
_Wärmeenergie, Elektrizität, Biochar, Teer und Asche._
|
||
_In den Fällen, in denen keine Extraktion in der Produktionskette vorgesehen_
|
||
_ist, wurde angenommen, dass 50 % der Biomasse vom Anlagenbetreiber ge-_
|
||
_häckselt werden müssen. Die Emissionen der Häckselung wurden mit einem_
|
||
_Ecoinvent-Prozess für einen dieselbetriebenen mobilen Häcksler berechnet. Es_
|
||
_wurde angenommen, dass sich die Häcksler in der Nähe der Vergasungsan-_
|
||
_lage befinden; daher wurden keine weiteren Transporte veranschlagt. Die_
|
||
_Wirkung der Trocknung der Biomasse wurde nicht getrennt von der Verga-_
|
||
_sung bewertet, da die Ecoinvent-Prozesse bezüglich der Vergasung die Trock-_
|
||
_nungsphase bereits einschließen. Diese Prozesse wurden auf alle Arten von_
|
||
_Biomasse angewandt (nicht nur auf Rundholz und Hackschnitzel, sondern_
|
||
_auch auf Pellets); aus diesem Grund sind die erstellten Schätzungen der Wir-_
|
||
_kung konservativ._
|
||
_Die Daten zu den aktuell in Südtirol angewandten Vergasungstechnologien_
|
||
_wurden im Rahmen des WP 5 des Wood-Up-Projekts durch Fragebögen erho-_
|
||
_ben, die an die Anlagenbetreiber ausgegeben wurden (Kapitel 1 dieses Ban-_
|
||
_des). Aufgrund der erhobenen Daten wird die jährliche Produktion von Bio-_
|
||
_char in der Autonomen Provinz Bozen auf 1.249,61 t, verteilt auf 42 Anlagen,_
|
||
_geschätzt. Die Anlagen wurden nach Betriebstyp (Technologie mit Fest-_
|
||
_bett/Flüssigbett; up-draft/down-draft), Art der verwendeten Biomasse (Hack-_
|
||
_schnitzel/Pellets), Anlagenhersteller, Anlagengröße usw. gegliedert. Da einige_
|
||
_Betreiber die Fragebögen nicht oder nur teilweise beantwortet haben, wurden_
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_die Daten der Fragebögen auf Grundlage der oben genannten Kategorien auf_
|
||
_alle Anlagen der Provinz extrapoliert._
|
||
_Insgesamt existieren im Südtirol zehn Vergasertechnologien und nur eine da-_
|
||
_von sieht am Ende des Prozesses die Verbrennung des Biochars vor (post-_
|
||
_reforming), mit der das Biochar in Asche verwandelt und das Volumen des_
|
||
_Endprodukts deutlich reduziert wird. Das LCA Workbook unterscheidet je-_
|
||
_doch nicht zwischen Asche und Biochar, was mit einer zu hohen Schätzung_
|
||
_der jährlichen Biochar-Produktion für diese Technologie einhergeht._
|
||
_Eine der Anlagen mit Post-reforming-Technologie liefert die Asche an ein ört-_
|
||
_liches Zementwerk zur Erzeugung von Beton. Fürdiese Lieferung wurden die_
|
||
_Wirkungen des Transports und des Rohstoffersatzes (Zement) geschätzt._
|
||
_Die Prozesse der Holzvergasung in Ecoinvent berechnen die Emissionen in_
|
||
_Bezug auf die Prozesseinheit von 1 m_[^3] _Synthesegas für die Technologien mit_
|
||
_Fest-und Flüssigbett. Das Synthesegas ist eine Gasmischung (Kohlenmonoxid_
|
||
_(CO), Wasserstoff (H_[^2]:_), Methan (CH_[^4]:_) und Kohlendioxid (CO_[^2]:_)), die durch_
|
||
_Vergasung der Biomasse erzeugt und als Brennstoff zur Erzeugung von_
|
||
_elektrischer Energie verwendet wird. Die mit den einzelnen Technologien er-_
|
||
_zeugten Mengen an Synthesegas (m_[^3]_) und somit die mit diesem verbundenen_
|
||
_Wirkungen wurden auf Grundlage der Produktion von Biochar/Asche und_
|
||
_der oben genannten Ecoinvent-Prozesse geschätzt._
|
||
_Zur Quantifizierung der fossilen Energie, die durch die mit der Vergasung_
|
||
_erzeugte Energie ersetzt wird, wurde die Nettoproduktion von Elektrizität_
|
||
_und Wärme der Anlagen berechnet. Unter Nettoproduktion versteht sich die_
|
||
_von der Anlage erzeugte Energie abzüglich des internen Verbrauchs. Die Da-_
|
||
_ten des internen Stromverbrauchs wurden von den Anlagenbetreibern ange-_
|
||
_geben, während für die Wärmeenergie ein interner Verbrauch von 25 % ange-_
|
||
_nommen wurde._
|
||
_Die zur Berechnung der Emissionsfaktoren der Vergaser mit Fest- und Flüs-_
|
||
_sigbett ausgewählten Ecoinvent-Prozesse beziehen sich auf die Schweiz, da_
|
||
_für Italien keine Daten verfügbar waren und die der Schweiz als vernünftige_
|
||
_Annäherungswerte betrachtet wurden. Die beiden Prozesse (Festbett und_
|
||
_Wirbelschicht) sind nicht repräsentativ für die Vielfalt der Anlagentechnolo-_
|
||
_gien und -größen, die aus den Fragebögen hervorgehen, wurden aber als eine_
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
_akzeptable und den Durchschnitt widerspiegelnde Annäherung für die Be-_
|
||
_rechnung der Emissionen betrachtet. Wie es bei den Inputs von biogenem_
|
||
_Kohlenstoff der Fall war, wurden auchdie Outputs von biogenem Kohlenstoff_
|
||
_(das bei der Holzvergasung abgegebene CO_[^2]:_) aus den Ecoinvent-Prozessen_
|
||
_eliminiert, weil die von der Biomasse-Vergasung erzeugte Energie als „emis-_
|
||
_sionsfrei“ betrachtet wird (Richtlinie [EU] 2018/2001 des Europäischen Parla-_
|
||
_ments und des Rates über die Ziele erneuerbarer Energien in der Europäi-_
|
||
_schen Union, 2018)._
|
||
|
||
2.3.5 Vergasung mit verbesserter Technologie
|
||
_Wie bereits gesagt, entspricht das in den derzeitigen Südtiroler Vergasungs-_
|
||
_anlagen erzeugte Biochar nicht den italienischen Normen, die seinen Einsatz_
|
||
_in der Landwirtschaft erlauben würden (siehe Kapitel 1). Dennoch haben sich_
|
||
_einige Technologien als besser zur Erzeugung von Biochar mit einer niedrigen_
|
||
_Konzentration an Schadstoffen geeignet erwiesen. Auf dieser Grundlage_
|
||
_wurde die Anwendung eines Vergasers mit Festbett vorgeschlagen, der mit_
|
||
_Hackschnitzel beschickt wird, um ein Biochar zu erzeugen, das den gesetzli-_
|
||
_chen Parametern entspricht (Amtsblatt 186, 12.08.2015). Nähere Informatio-_
|
||
_nen finden sich in Kapitel 1 dieses Buchs, das spezifisch der verbesserten Ver-_
|
||
_gasungstechnologie gewidmet ist._
|
||
_In der LCA wurde für den Vergleich der Wirkung der aktuellen mit den ver-_
|
||
_besserten Technologien angenommen, dass die jährlich erzeugte Menge an_
|
||
_Biochar auf Ebene der Provinz in allen Szenarien konstant bleibt._
|
||
_Die Energieeffizienz der im Projekt vorgeschlagenen neuen Technologie ist_
|
||
_etwas höher (0,97 kg Biomasse/kWh) als der gewichtete Mittelwert der aktuell_
|
||
_in der Region verbreiteten Technologien (1,01 kg Biomasse/kWh). Das Ver-_
|
||
_hältnis zwischen Biochar und erzeugter Energie beläuft sich hingegen auf_
|
||
_etwa die Hälfte in der aktuellen Technologie (11,56 kg Biochar/kWh) im Ver-_
|
||
_gleich zum gewichteten Mittelwert der derzeit verwendeten Technologien_
|
||
_(21,68 kg Biochar/kWh). Für die Erzeugung einer gleichen Menge an Biochar_
|
||
_(funktionelle Einheit der LCA) in den Szenarien 3-7 würde die mit der Erzeu-_
|
||
_gung von Biochar verbundene Energieerzeugung durch Vergasung also um_
|
||
_ein 1,87-faches steigen, und so auch die Menge der in der Produktionskette_
|
||
_erforderlichen Biomasse._
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_Zu Vergleichszwecken wollte man daher auch einen Ansatz entwickeln, bei_
|
||
_dem die Szenarien mit verbesserter Vergasung (Szenario 3-7) mit den Szena-_
|
||
_rien verglichen werden, welche die aktuellen Vergasungstechnologien an-_
|
||
_wenden (Szenario 1 und 2), wobei nicht die Biochar-Menge, sondern vielmehr_
|
||
_die Menge der erzeugten Energie als fester Wert gelten sollte._
|
||
|
||
2.3.6 Transport von Biochar, Asche und Teer zu den
|
||
Entsorgungsanlagen oder landwirtschaftlichen Flächen
|
||
_Ähnlich wie schon im Abschnitt über den Transport der Biomasse beschrie-_
|
||
_ben, werden das Biochar, die Asche und der Teer per Lkw, mit einem 16-_[^32]:_-_
|
||
_Tonner der Emissionskategorie EURO5 zu den Entsorgungsanlagen oder_
|
||
_landwirtschaftlichen Flächen befördert._
|
||
_Eine Transportstrecke von 50 km (nur Hinweg) wurde als angemessener Nä-_
|
||
_herungswert zur Beschreibung der durchschnittlichen Distanz der Entsor-_
|
||
_gungsstandorte oder landwirtschaftlichen Flächen von den Vergasungsanla-_
|
||
_gen im Südtirol betrachtet. Wie für den Transport der Biomasse wurde ange-_
|
||
_nommen, dass die Rückreise als Leerfahrt erfolgt und während des Transports_
|
||
_keine Verluste entstehen._
|
||
_Die Teerproduktion der Vergasungsanlagen wurde in den Fragebögen in Li-_
|
||
_tern/Jahr erhoben und dann für die Berechnung des Transports in Masse um-_
|
||
_gewandelt. Die Umwandlung beruht auf einem Teergewicht von 1,05 kg/Liter_
|
||
_(Engineering ToolBox (2020) Density of Selected Solids. Online:_
|
||
_https://www.engineeringtoolbox.com/density-solids-d_1265.html)._
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
2.3.7 Entsorgung der bei der Vergasung erzeugten Abfälle
|
||
_In den Szenarien, in denen keine Anwendung des Biochars auf landwirt-_
|
||
_schaftlichen Böden erfolgte, wurden verschiedene Entsorgungsrouten für die_
|
||
_Vergasungsabfälle in Betracht gezogen. Aus den von den Anlagenbetreibern_
|
||
_ausgefüllten Fragebögen geht hervor, dass 33,87 % der Rückstände als nicht_
|
||
_gefährliche Abfälle entsprechend dem Europäischen Abfallverzeichnis (EAV)_
|
||
_10 01 01 entsorgt werden, 59,68 % nach EAV 10 01 03, ebenfalls nicht gefährli-_
|
||
_che Abfälle, und 6,45 % als Asche für die Produktion von Beton. Es wurde_
|
||
_angenommen, dass 90 % des als EAV 10 01 01 und EAV 10 01 03 eingestuften_
|
||
_Biochar eingeäschert und 10 % auf die Mülldeponie gebracht werden. Einer_
|
||
_der Anlagenbetreiber gab an, dasBiochar für einen bestimmten Zeitraum nach_
|
||
_Österreich ausgeführt zu haben, wo es als landwirtschaftliches Bodenverbes-_
|
||
_serungsmittel genutzt werden konnte. Für den Moment wurde der Export je-_
|
||
_doch eingestellt._
|
||
_Für die Emissionsfaktoren der Verbrennung und der Lagerung auf der Müll-_
|
||
_deponie wurde die Datenbank Ecoinvent herangezogen. Da keine Daten für_
|
||
_Italien zur Verfügung stehen, wurden angemessene Annäherungswerte aus-_
|
||
_gewählt. Für die Verbrennung wurde eine städtische Holzverbrennungsan-_
|
||
_lage in der Schweiz ausgewählt; die Wirkungen wurden dann an den italieni-_
|
||
_schen Energiemix angepasst. Als Annäherungsmodell für die Lieferung auf_
|
||
_Mülldeponien wurde die Entsorgung von inerten Abfällen auf einer Müllde-_
|
||
_ponie in der Schweiz gewählt, da es sich bei Biochar um eine ziemlich inerte_
|
||
_Substanz handelt._
|
||
|
||
2.3.8 Anwendung von Biochar auf Agrarböden
|
||
_Ein alternatives Szenario zur Entsorgung des Biochars besteht in seiner An-_
|
||
_wendung auf den Böden der besonders verbreiteten landwirtschaftlichen Kul-_
|
||
_turen Südtirols. Das ist nur möglich, wenn die im Projekt Wood-Up vorge-_
|
||
_schlagenen verbesserten Vergasungstechnologien verwendet werden und das_
|
||
_Biochar daher den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Unter diesen Bedingun-_
|
||
_gen wurde angenommen, dass 100 % des Biochars zur Bodenverbesserung in_
|
||
_der Landwirtschaft genutzt werden kann. Die Wirkungen dieser Phase der_
|
||
_Produktionskette wurden separat in zwei verschiedenen Szenarien für Wein-_
|
||
_berge und Apfelplantagen evaluiert. Ein großer Teil der Daten wurde in den_
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_Feldversuchen der UniversitätBozen und des Versuchszentrums Laimburg in_
|
||
_einem Weinberg in der Nähe von Meran (BZ) und in einer Apfelplantage in_
|
||
_Laimburg, Pfatten (BZ) gewonnen._
|
||
_In diesem Kapitel sind die Ergebnisse für die Anwendung einer Dosis Biochar_
|
||
_von 25 Tonnen pro Hektar aufgeführt. Insbesondere wurde untersucht, wel-_
|
||
_che Wirkung 25 t/ha Biochar auf folgende Aspekte haben:_
|
||
|
||
- Einsatz von synthetischen Düngemitteln;
|
||
- Einsatz von Bewässerung;
|
||
- Kohlenstoffbindung im Boden;
|
||
- Vom Boden ausgehende Treibhausgasemissionen: Distickstoffmonoxid
|
||
(N2O) und Methan (CH4).
|
||
|
||
_Die Wirkung von Biochar auf den Einsatz von Düngemitteln wurde auf_
|
||
_Grundlage seiner chemischen Zusammensetzung (verfügbare Mengen an N,_
|
||
_P und K) und der auf kontrafaktischen Feldern verwendeten Menge an Dün-_
|
||
_gemitteln berechnet; Unter kontrafaktischen Feldern verstehen sich Flächen,_
|
||
_auf denen kein Biochar verteilt wurde und wo die typischen landwirtschaftli-_
|
||
_chen Methoden der Provinz Bozen Anwendung finden. Die Menge der auf_
|
||
_den kontrafaktischen Böden verwendeten Düngemittel (kg/ha) wird in den_
|
||
_Richtlinien der Provinz beschrieben (AGRIOS Arbeitsgruppe für den inte-_
|
||
_grierten Obstanbau in Südtirol, HausdesApfels, 2017); Wir haben die der Fel-_
|
||
_der mit durchschnittlichem landwirtschaftlichen Ertrag und über zwei Jahre_
|
||
_alten Anlagen ausgewählt._
|
||
_Die mit synthetischen Düngemitteln verbundenen Emissionsfaktoren beziehen_
|
||
_sich auf Stickstoff, Phosphate (P_[^2]:_O_[^5]:_) und Kaliumoxid (K_[^2]:_O) und wurden mit_
|
||
_dem Tool BioGrace berechnet (BioGrace-I Version 4d, 2015, www.biograce.net)._
|
||
_Der Beitrag von Biochar zur Kohlenstoffbindung im Boden wurde auf Grund-_
|
||
_lage des Kohlenstoffgehalts desBiochars(58,9 %), der durch Erosion aufgrund_
|
||
_von Wind und Regen verursachten Verluste (28 %, (Major, 2010)) und derZer-_
|
||
_setzungsrate des Biochars berechnet (0,002 %/Jahr (Wang, Xiong, & Kuzy-_
|
||
_akov, 2016)). Die Zersetzungsrate wurde auf einen Zeitraum von 100 Jahren_
|
||
_angewandt. Diese Faktoren zusammen genommen haben eine Evaluierung_
|
||
_der Kohlenstoffspeicherung im Boden ermöglicht, die durch Anwendung von_
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
_1 Tonne Biochar auf die Agrarböden und folglich durch Nutzung des gesam-_
|
||
_ten in der Provinz erzeugten Biochar erreicht wurde._
|
||
_Die Bewertung der Wirkungen von Biochar auf die vom Boden ausgehenden_
|
||
_Treibhausgasemissionen (N_[^2]:_O und CH_[^4]:_) beruht auf den von der Universität_
|
||
_Bozen im Rahmen des Projekts Wood-Up durchgeführten Feldmessungen_
|
||
_und beziehen sich, was die Weinberge anbelangt, auf die mit 25 t/ha Biochar_
|
||
_verbesserten Parzellen, und, was die Apfelplantagen anbelangt, hingegen auf_
|
||
_Parzellen, die mit 25 t/ha Biochar in Kombination mit 45 t/ha Kompost verbes-_
|
||
_sert wurden. In allen anderen Prozessen der LCA wurde die Wirkung von_
|
||
_Kompost nicht quantifiziert, da dieser außerhalb der Grenzen des Systems_
|
||
_eingeordnet wurde. Die Wirkung des Biochars auf den Kohlenstoffzyklus im_
|
||
_Boden wurde anhand der Daten seines Abbaus und der mit ihm verbundenen_
|
||
_CO_[^2]:_-Emissionen beschrieben. Den Kohlendioxidemissionen infolge eines vom_
|
||
_Biochar selbst verursachten übermäßigen Abbaus der organischen Bodensub-_
|
||
_stanz, also dem in früheren Arbeiten (Ventura et al., 2015) beschriebenen so-_
|
||
_genannten „Priming“-Effekt, wurde kein Einfluss zugemessen._
|
||
_Die Wirkungen des Biochars auf die vom Boden ausgehenden Treibhaus-_
|
||
_gasemissionen (kg/ha/Jahr) wurden auf Grundlage des Vergleichs mit den_
|
||
_kontrafaktischen Feldern berechnet. Im Weinberg wurde im Laufe der zwei-_
|
||
_einhalbjährigen Versuchsdauer im Durchschnitt ein Anstieg von 6,81 % der_
|
||
_N_[^2]:_O-Emissionen und eine Abnahme von 10,7 % der CH_[^4]:_-Emissionen im Ver-_
|
||
_gleich zu den nicht mit Biochar verbesserten Feldern beobachtet. In der Ap-_
|
||
_felplantage, in der 25 t/ha Biochar zusammen mit 45 t/ha Kompost verteilt_
|
||
_wurden, belief sich der Anstieg der N_[^2]:_O-Emissionen im Durchschnitt auf_
|
||
_74,84 %, während die CH_[^4]:_-Emissionen im Durchschnitt um 13,4 % abgenom-_
|
||
_men haben. Wie bereits gesagt, stellen die vom Boden ausgehenden Treib-_
|
||
_hausgasemissionen den einzigen Posten der LCA dar, der die Wirkungen von_
|
||
_Kompost berücksichtigt, da es nicht möglich war, in den direkt im Feld durch-_
|
||
_geführten Messungen zwischen der durch die Anwendung von Biochar und_
|
||
_der in Verbindung mit Kompost entstandenen Fraktionen des Treibhausgases_
|
||
_zu unterscheiden._
|
||
_Für die Angabe der Daten der N_[^2]:_O- und CH_[^4]:_-Emissionen als CO2eq wurde das_
|
||
_Treibhauspotenzial der beiden Gase verwendet (265 bzw. 28 kgCO2eq [IPCC,_
|
||
[^2014]:_])._
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_Zuletzt evaluiert die LCA die Wirkungen des Biochars auf den Wasserbedarf_
|
||
_der Felder, im Sinne der Emissionen und des Energieverbrauchs, die mit die-_
|
||
_sem Prozess verbunden sind. Die im Südtirol am meisten verwendete Art der_
|
||
_Bewässerung ist die Tropfbewässerung. Die Emissionen und der Energiever-_
|
||
_brauch, die mit diesem System verbunden sind, wurden auf Grundlage des_
|
||
_Stromverbrauchs der Wasserpumpen geschätzt, während die Wirkung des_
|
||
_Bedarfs an Bewässerungsinfrastruktur nicht in die Berechnungen einfloss, da_
|
||
_diese außerhalb der Grenzen des Systems angesiedelt ist. Die Wirkung des_
|
||
_Biochars wurde auf Grundlage des durchschnittlichen Wasserverbrauchs in_
|
||
_Südtirol bemessen: circa 1.500 m_[^3]_/ha/Jahr für die Weinberge (Südtiroler Bera-_
|
||
_tungszentrum für Obst- und Weinanbau, 2019) und 3.000 m_[^3]_/ha/Jahr für die_
|
||
_Apfelplantagen (AGRIOS Arbeitsgruppe für den integrierten Obstanbau im_
|
||
_Südtirol, HausdesApfels, 2017). Der für die Bewässerung benötigte Energie-_
|
||
_verbrauch wurde mit 428,57 kWh/ha/Jahr für die Weinberge und mit 1.142,86_
|
||
_kWh/ha/Jahr für die Apfelplantagen veranschlagt. Die Verringerung des Be-_
|
||
_wässerungsbedarfs infolge der Anwendung von Biochar wurde auf der_
|
||
_Grundlage von Daten aus der Literatur auf 20 % geschätzt (Baronti et al., 2014;_
|
||
_Hardie et al., 2014; Mukherjee & Lal, 2013; Piccolo et al., 1996; Uzoma et al.,_
|
||
_2011)._
|
||
|
||
2.3.9 Ersatz von Energie/Materialien durch die Vergasung und
|
||
Abfallentsorgung
|
||
_Die LCA umfasst auch die Berechnung der dank der Energieerzeugung durch_
|
||
_Vergasung und die Nutzung von Asche zur Produktion von Beton vermiede-_
|
||
_nen Emissionen und des vermiedenen Stromverbrauchs. Es wurde angenom-_
|
||
_men, dass das Biochar nicht zu energetischen Zwecken aufgewertet wird,_
|
||
_wenn es auf der Mülldeponie entsorgt oder verbrannt wird._
|
||
_Auch wurde angenommen, dass die mit der Vergasung (aktuelle oder verbes-_
|
||
_serte Technologie) erzeugte Elektrizität in das nationale Stromnetz eingespeist_
|
||
_wird. Die Emissionsfaktoren der infolge der Vergasung ersetzten Elektrizität_
|
||
_wurden auf Grundlage der Ecoinvent- Prozesse für die Erzeugung elektri-_
|
||
_scher Mittelspannungsenergie in Italien berechnet._
|
||
_Es wurde hingegen angenommen, dass die erzeugte Wärmeenergie auf loka-_
|
||
_ler Ebene in der Provinz Bozen genutzt wird und die Wärmeenergie ersetzt,_
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
_die wie folgt erzeugt wird: zu 53 % aus Erdgas, zu 23,56 % mit Biomasse_
|
||
_(Rundholz, Hackschnitzel, Pellets), zu 12,54 % durch Fernheizwerke mit Holz-_
|
||
_biomasse, zu 9 % mit Heizöl und zu 1,9 % durch Solarenergie (Battiston, 2014)._
|
||
_Zur Berechnung der Emissionsfaktoren der verschiedenen Energiequellen_
|
||
_wurden möglichst repräsentative Prozesse auf Ecoinvent ausgewählt. Für_
|
||
_Erdgas, Biomasse, Solarwärme und Heizöl wurden die Daten der Schweiz als_
|
||
_akzeptable Annäherungswerte betrachtet. Für die Fernheizung mit Biomasse_
|
||
_wurden die Daten einer italienischen KWK-Anlage verwendet. Für die Holz-_
|
||
_biomasse wurden die biogenen Kohlenstoffemissionen aus dem Prozess eli-_
|
||
_miniert, um der Annahme der „emissionsfreien“ Vergasung zu entsprechen._
|
||
_Die Einsparung von Zement für die Produktion von Beton durch Asche aus_
|
||
_der Vergasung wurde anhand der Ecoinvent-Emissionsfaktoren eines generi-_
|
||
_schen Zementproduktionsprozesses veranschlagt, der sich nicht auf das lo-_
|
||
_kale Umfeld bezieht. Es wurde angenommen, dass die gesamte durch Verga-_
|
||
_sung erzeugte Asche in die Produktion von Beton einfließt und weder ver-_
|
||
_brannt noch auf der Mülldeponie entsorgt wird._
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
#### 3. Ergebnisse und Diskussion
|
||
|
||
_Im Folgenden sind die Ergebnisse der LCA für die sieben in Abschnitt 2.1 vor-_
|
||
_gestellten Szenarien angegeben. Die Ergebnisse beziehen sich auf die gesamte_
|
||
_Provinz, d. h. es werden die Treibhausgasemissionen angegeben sowie der_
|
||
_Verbrauch fossiler Energiequellen der Produktion, Entsorgung oder Nutzung_
|
||
_in der Landwirtschaft der circa 1.250 Tonnen Biochar, die jedes Jahr in Südtirol_
|
||
_erzeugt werden._
|
||
|
||
3.1 Szenario 1 – Aktuelle Situation
|
||
_Dieses Szenario stellt eine Schätzung der Wirkungen der aktuell in Südtirol_
|
||
_bestehenden Produktionskette der Holzvergasung dar und umfasst die der-_
|
||
_zeit genutzten Vergasungstechnologien sowie die Entsorgung von Biochar,_
|
||
_Asche und Teer auf Mülldeponien. Nicht im Szenario berücksichtigt werden_
|
||
_die Extraktion von ätherischen Ölen und die Nutzung von Biochar zur Boden-_
|
||
_verbesserung in der Landwirtschaft. Die mit Szenario 1 verbundenen Wirkun-_
|
||
_gen entsprechen -4.220,19 t Öläquivalent in Hinblick auf den Verbrauch fossi-_
|
||
_ler Energien und -12.696,04 t di CO_[^2]:_eq in Hinblick auf den Klimawandel. Die_
|
||
_genauen Daten der Auswirkungen jeder Phase der Produktionskette sind in_
|
||
_Abbildung 2.dargestellt._
|
||
|
||
Abb. 2 – Genaue Daten der Auswirkungen jeder Phase der Produktionskette von Szenario 1
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
_Die negativen Nettobilanzen beider Wirkungskategorien weisen darauf hin,_
|
||
_dass die aktuell in Südtirol bestehende Produktionskette positive Auswirkun-_
|
||
_gen auf die Umwelt hat. Dieses Resultat ist auf die Erzeugung erneuerbarer,_
|
||
_als emissionsfrei geltender Energie durch die Vergasung zurückzuführen_
|
||
_(einziger Posten unter null, Abb. 2), eine Energie, die an Stelle der mit fossilen_
|
||
_Quellen erzeugten Energie tritt, die umweltschädlicher ist. In der Grafik ste-_
|
||
_hen die Werte über null hingegen für den Verbrauch fossiler Energie und die_
|
||
_mit der Produktion der Biomasse, dem Transport und mit den direkten Emis-_
|
||
_sionen des Vergasungsprozesses (Häckselung der Biomasse und Anlagenbe-_
|
||
_trieb) verbundenen Treibhausgasemissionen._
|
||
|
||
3.2 Szenario 2 – Aktuelle Situation + Extraktion von
|
||
hochwertigen Verbindungen
|
||
_Dieses Szenario sieht die gleichen Voraussetzungen vor wie Szenario 1, um-_
|
||
_fasst aber die Extraktion ätherischer Öle aus der Holzbiomasse vor der Verga-_
|
||
_sung. Aus dem Vergleich dieses Szenario mit Szenario 1 können die Wirkun-_
|
||
_gen des Extraktionsprozesses berechnet werden. Unter der Annahme, dass_
|
||
_ätherische Öle aus 100 % der verwendeten Biomasse extrahiert werden, erge-_
|
||
_ben sich folgende Wirkungen auf Ebene der Provinz: -2.018 t Öläquivalent_
|
||
_und -5.572,34 t di CO_[^2]:_eq. Die genauen Daten der Auswirkungen von Szenario_
|
||
_2 sind in Abbildung 3 dargestellt._
|
||
|
||
Abb. 3 – Genaue Daten der Auswirkungen jeder Phase der Produktionskette von Szenario 2
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_Das Hinzufügen des Extraktionsprozesses erhöht den Verbrauch fossiler_
|
||
_Energie und die Auswirkungen der Produktionskette auf den Klimawandel_
|
||
_erheblich und halbiert die negative Nettobilanz gegenüber Szenario 1. Die Ex-_
|
||
_traktion ätherischer Öle erzeugt einen Verbrauch von 2.167,85 t Öläquivalent_
|
||
_und Emissionen von 7.019,7 t di CO_[^2]:_eq. Die Nettobilanz der Produktionskette_
|
||
_bleibt jedoch für beide Wirkungskategorien unterhalb von null._
|
||
_Diese Daten beziehen sich auf eine Mischnutzung der beiden Extraktionstech-_
|
||
_nologien zu folgenden Anteilen: 52 % Soxhlet-Extraktion (SOX) und 48 %_
|
||
_Extraktion mit überkritischem CO_[^2]: _(SFE). In diesen Proportionen weist die_
|
||
_SFE-Extraktion mit 1.358,43 t Öläquivalent und 4.398,73 t CO_[^2]:_eq gegenüber_
|
||
_der SOX (610,55 t Öläquivalent und 1.977,03 t CO_[^2]:_eq) bei weitem die größten_
|
||
_Auswirkungen auf._
|
||
_Da die Investitionskosten für die SOX-Extraktion sehr viel geringer sind als_
|
||
_für die SFE-Extraktion, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich Erstere in stärke-_
|
||
_rem Maße verbreiten wird. In der hypothetischen Annahme einer ausschließ-_
|
||
_lichen Nutzung der SOX (100 %) würden sich die von der Produktionskette_
|
||
_erzeugten Auswirkungen um 35,5 % in Bezug auf den Verbrauch fossiler_
|
||
_Energien und um 41,3 % in Bezug auf die Treibhausgasemissionen verbessern._
|
||
|
||
3.3 Szenario 3 – Aktuelle Situation + Verbesserte Vergasung
|
||
_In diesem Szenario entsprechen die Vorgaben dem des Szenario 1, aber die_
|
||
_Vergasung erfolgt mit der von der Universität Bozen im Rahmen des Projekts_
|
||
_Wood-Up vorgeschlagenen verbesserten Technologie und ermöglicht einen_
|
||
_Vergleich zwischen den Anlagen mit den aktuellen Technologien und den_
|
||
_verbesserten Anlagen. Das Szenario umfasst weder den Prozess der Extrak-_
|
||
_tion ätherischer Öle aus der Biomasse noch die Anwendung des Biochars auf_
|
||
_Agrarböden. Die mit 1.250 t Biochar verbundenen Auswirkungen in diesem_
|
||
_Szenario entsprechen -14.028,80 t Öläquivalent und -41.595,68 t CO_[^2]:_eq. Die_
|
||
_genauen Daten der Auswirkungen jeder Phase der Produktionskette sind in_
|
||
_Abbildung 4 dargestellt._
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
Abb. 4 – Genaue Daten der Auswirkungen jeder Phase der Produktionskette von Szenario 3
|
||
|
||
_Die Ergebnisse zeigen, dass die verbesserte Technologie 3,_[^3]:_-mal höhere Net-_
|
||
_towirkungen hat als der derzeit in Südtirol angewandte technologische Mix_
|
||
_(Szenario 1). Grund dafür ist hauptsächlich das aus der Produktion mit der_
|
||
_neuen Vergasungstechnologie hervorgehende geringere Verhältnis Bio-_
|
||
_char/Energie. Aus diesem Grund fällt die Erzeugung erneuerbarer Energie bei_
|
||
_gleicher Menge an erzeugtem Biochar (1.250 t/Jahr, funktionelle Einheit der_
|
||
_LCA) deutlich höher aus. Demzufolge ist der Posten „Einsparung fossiler_
|
||
_Energie durch Vergasung“ in Szenario 3 größer (-17.669,_[^09]: _t Öläquivalent und_
|
||
|
||
-52.458,81 t CO2eq) als in Szenario 1 (-6.554,09 t Öläquivalent und -19.700,04 t
|
||
CO2eq).
|
||
|
||
3.4 Szenario 4 – Verbesserte Vergasung + Extraktion
|
||
hochwertiger Verbindungen
|
||
_Dieses Szenario umfasst die Anwendung der verbesserten Vergasungstechno-_
|
||
_logien und die Extraktion hochwertiger Verbindungen aus der Biomasse. Die_
|
||
_mit 1.250 t Biochar verbundenen Auswirkungen entsprechen -9.795,95 t_
|
||
_Öläquivalent und -27.914,24 t CO_[^2]:_eq. Die genauen Daten der Auswirkungen_
|
||
_von Szenario 4 sind in Abbildung 5 dargestellt._
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
Abb. 5 – Genaue Daten der Auswirkungen jeder Phase der Produktionskette von Szenario 4
|
||
|
||
_Wie im Falle des Vergleichs von Szenario 2 mit Szenario 1 erhöht der Zusatz_
|
||
_der Extraktion ätherischer Öle aus der Biomasse in Szenario 4 die Auswirkun-_
|
||
_gen der Produktionskette gegenüber dem Szenario, das nur eine verbesserte_
|
||
_Vergasungstechnologie vorsieht (Szenario 3)._
|
||
_In diesem Fall verdoppelt sich die Auswirkung der Extraktion jedoch in etwa_
|
||
_gegenüber der in Szenario 2, weil die neue Vergasungstechnologie zur Erzeu-_
|
||
_gung der gleichen Menge Biochar eine höhere Menge an Biomasse erfordert._
|
||
_Diese größere Menge an Biomasse wird auch zur Extraktion ätherischer Öle_
|
||
_verwendet. Trotz des mit der Extraktion verbundenen Energieverbrauchs_
|
||
_liegt die Nettobilanz der Produktionskette weit unter null und ist negativer_
|
||
_als die in Szenario 2, da der neue Vergasungsprozess fossile Energie in höhe-_
|
||
_rem Maße ersetzt._
|
||
|
||
3.5 Szenario 5 – Verbesserte Vergasung + Anwendung von
|
||
Biochar auf Agrarböden (Weinberg)
|
||
|
||
_DiesesSzenario siehtdie gleichen Voraussetzungen wie Szenario 3 vor, jedoch_
|
||
_ergänzt um die Nutzung von Biochar als Bodenverbesserungsmittel in Wein-_
|
||
_bergen statt seiner Verbrennung oder Entsorgung auf Mülldeponien. Mit die-_
|
||
_sem Szenario können die Wirkungen der Nutzung von Biochar in der Land-_
|
||
_wirtschaft anstelle seiner aktuellen Entsorgung als Abfall evaluiert werden;_
|
||
_für seineAnwendung geht man von einer Dosis von 25 t/ha aus. Die mit 1250 t_
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
_Biochar verbundenen Auswirkungen in Szenario 5 entsprechen -14.116,28 t_
|
||
_Öläquivalent und -42.888 t CO_[^2]:_eq. Die genauen Daten der Auswirkungen sind_
|
||
_in Abbildung 6 dargestellt._
|
||
|
||
Abb. 6 – Genaue Daten der Auswirkungen jeder Phase der Produktionskette von Szenario 5
|
||
|
||
_Dieses Szenario beruht auf den Daten der verbesserten Vergasungstechnolo-_
|
||
_gien, weil dieser technologische Fortschritt das Ziel hat, ein für die Nutzung_
|
||
_in der Landwirtschaft geeignetes Biochar zu erzeugen. Die Ergebnisse können_
|
||
_mit Szenario 6 verglichen werden, um die Unterschiede der Auswirkungen_
|
||
_einer Anwendung in Weinbergen und in Apfelplantagen zu erfassen._
|
||
_Die Ergebnisse zeigen, dass die Anwendung von Biochar positive Auswirkun-_
|
||
_gen auf die Umwelt hat: -42,33 t Öläquivalent und -1.158,203 t CO_[^2]:_eq. Die po-_
|
||
_sitive Wirkung auf die Umwelt hängt zum größten Teil mit der Kohlenstoff-_
|
||
_bindung im Boden zusammen und, in geringerem Maße, mit der vermiedenen_
|
||
_Nutzung synthetischer Düngemittel. Der geringere Bewässerungsbedarf auf_
|
||
_den verbesserten Feldern im Vergleich zu den kontrafaktischen Böden und,_
|
||
_zum Teil, die Wirkung auf die Treibhausgasemissionen tragen zur Verringe-_
|
||
_rung der Emissionen bei, aber in vernachlässigbar geringem Maße im Ver-_
|
||
_gleich zur Gesamtbilanz des untersuchten Szenarios. Insgesamt wird auch die_
|
||
_negative Emissionsbilanz von Szenario 5 hauptsächlich dem Ersatz fossiler_
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_Energie durch erneuerbare Energien aus dem Vergasungsprozess zugeschrie-_
|
||
_ben (-17.669,09 t Öläquivalent und -52.458,81 t CO_[^2]:_eq)._
|
||
|
||
3.6 Szenario 6 – Verbesserte Vergasung + Anwendung von
|
||
Biochar auf Agrarböden (Apfelplantage)
|
||
_Für Szenario 6 gelten die gleichen Voraussetzungen wie in Szenario 5, aber_
|
||
_unter der Annahme, dass das Biochar in den Apfelplantagen statt in den_
|
||
_Weinbergen Südtirols verteilt wird. Dieses Szenario erleichtert den Vergleich_
|
||
_zwischen den Auswirkungen/Vorteilen der Anwendung von Biochar auf ver-_
|
||
_schiedenen Arten von Agrarböden. Die verteilte Dosis beträgt 25 t/ha Biochar_
|
||
_und 45 t/ha Kompost, doch wie bereits gesagt, sind die Wirkungen von Kom-_
|
||
_post nicht Teil dieser LCA, es sei denn, was die vom Boden ausgehenden_
|
||
_Treibhausgasemissionen anbelangt. Die mit 1.250 t Biochar verbundenen Aus-_
|
||
_wirkungen entsprechen -14.178 t Öläquivalent und -42.885,7 t CO_[^2]:_eq. Die ge-_
|
||
_nauen Daten der Auswirkungen von Szenario 6 sind in Abbildung 7 darge-_
|
||
_stellt._
|
||
|
||
Abb. 7 – Genaue Daten der Auswirkungen jeder Phase der Produktionskette von Szenario 6
|
||
|
||
_Dieses Szenario weist die geringsten Auswirkungen von allen untersuchten_
|
||
_Szenarien hinsichtlich der Produktionskette auf. Die Ergebnisse sind im Ver-_
|
||
_gleich zu denen der Produktionskette des Weinbergs etwas günstiger in Be-_
|
||
_zug auf den Verbrauch fossiler Energie; Grund dafür ist die größere positive_
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
_Wirkung der Anwendung von Biochar in der Landwirtschaft (-104,05 t_
|
||
_Öläquivalent). Dieser Unterschied ist darauf zurückzuführen, dass in den_
|
||
_kontrafaktischen Apfelplantagen mehr Wasser als in den Weinbergen ver-_
|
||
_wendet wird (circa 4 Millionen l/ha/Jahr gegenüber 1,5 Millionen l/ha/Jahr)_
|
||
_(AGRIOS Arbeitsgruppe für den integrierten Obstanbau in Südtirol, Hausdes-_
|
||
_Apfels, 2017; Beratungszentrum für den Obst- und Weinanbau in Südtirol,_
|
||
_2019) und daher in den Apfelplantagen mehr mit der Tropfbewässerung ver-_
|
||
_bundene Energie eingespart wird als in den Weinbergen (Persönliche Mittei-_
|
||
_lung von Martin Thalheimer, Versuchszentrum Laimburg)._
|
||
_Die Auswirkungen auf die Treibhausgasemissionen fallen in diesem Szenario_
|
||
_hingegen etwas schlechter aus (+2,3 t CO_[^2]:_eq) als in Szenario 5, da die Anwen-_
|
||
_dung von Biochar in Verbindung mit Kompost im Vergleich zu den kontra-_
|
||
_faktischen Böden größere Auswirkungen auf die von den Böden ausgehenden_
|
||
_Treibhausgasemissionen verursacht hat (N_[^2]:_O: +6,81 % im Weinberg und_
|
||
_+74,84 % in der Apfelplantage; CH_[^4]:_: -10,7 % im Weinberg und -13,4 % in der_
|
||
_Apfelplantage). Diese Unterschiede gehen darauf zurück, dass Biochar in der_
|
||
_Apfelplantage in Kombination mit Kompost angewandt wurde. Die anderen_
|
||
_Emissionswerte in Bezug auf die landwirtschaftlichen Prozesse waren in Sze-_
|
||
_nario 5 und 6 gleich, da der Kompost nicht unter das untersuchte Systems_
|
||
_fällt, es sei denn, was die vom Boden ausgehenden Treibhausgasemissionen_
|
||
_anbelangt._
|
||
|
||
3.7 Szenario 7 – Verbesserte Vergasung + Extraktion
|
||
hochwertiger Verbindungen + Anwendung von Biochar in
|
||
der Landwirtschaft (Weinberg)
|
||
_Dieses Szenario sieht die gleichen Voraussetzungen vor wie Szenario 5, um-_
|
||
_fasst aber auch die Extraktion ätherischer Öle aus der Holzbiomasse vor der_
|
||
_Vergasung. Die mit diesem Szenario verbundenen Auswirkungen entspre-_
|
||
_chen -9.883,43 t Öläquivalent und -29.206,56 t CO_[^2]:_eq. Die genauen Daten der_
|
||
_Auswirkungen von Szenario 7 sind in Abbildung 8 dargestellt._
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
Abb. 8 – Genaue Daten der Auswirkungen jeder Phase der Produktionskette von Szenario 7
|
||
|
||
_Dieses Szenario untersucht die Auswirkungen der gesamten Produktions-_
|
||
_kette: Extraktion ätherischer Öle vor der Vergasung, Vergasung mit verbes-_
|
||
_serten Technologien und Anwendung von Biochar auf Agrarböden (Wein-_
|
||
_berg). Die Ergebnisse zeigen, dass die Extraktion ätherischer Öle stärkere Aus-_
|
||
_wirkungen erzeugt (4.128,58 t Öläquivalent und 13.368,73 t CO_[^2]:_eq) als die An-_
|
||
_wendung von Biochar auf Agrarböden kompensieren kann (-42,33 t Öläqui-_
|
||
_valent und -1.158,03 t CO_[^2]:_eq), was somit zu einer weniger positiven Nettobi-_
|
||
_lanz führt als in Szenario 3, in dem die Auswirkungen der Produktionskette_
|
||
_nur von der Anwendung verbesserter Vergasungstechnologien beeinflusst_
|
||
_werden._
|
||
_Die Bilanz von Szenario 7 liegt dennoch weit unter null._
|
||
_Noch bessere Ergebnisse werden erzielt, wenn man statt dem Mix der beiden_
|
||
_Extraktionstechnologien (SOX und SFE) nur die effizientere und kostengüns-_
|
||
_tigere Extraktionsmethode (SOX) einsetzt; dadurch ergibt sich eine Ge-_
|
||
_samtnettobilanz von -11.391,13 t Öläquivalent und -34.089,68 t CO_[^2]:_eq. Wenn_
|
||
_das Biochar darüber hinaus in der Apfelplantage statt im Weinberg ange-_
|
||
_wandt wird, erhält man eine Gesamtnettobilanz, die sich leicht von der ande-_
|
||
_ren unterscheidet (-61.71 t Öläquivalent und +2.30 t CO_[^2]:_eq)._
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
3.8 Vergleich der Szenarien
|
||
_In Abbildung 9 werden die sieben Szenarien gegenübergestellt._
|
||
|
||
Abb. 9 – Vergleich der Ergebnisse aus den 7 in dieser Arbeit untersuchten Szenarien
|
||
|
||
_Diese Grafik zeigt, dass die mit circa 1.250 t Biochar verbundenen Wirkungen_
|
||
_der Produktionskette in Bezug auf die Umwelt für alle untersuchten Szenarien_
|
||
_positiv sind (Nettobilanz unter null). Außerdem wurde kein Trade-off zwi-_
|
||
_schen den beiden Wirkungskategorien beobachtet, d. h. einem geringeren_
|
||
_Verbrauch fossiler Energie entsprechen immer geringere Auswirkungen auf_
|
||
_den Klimawandel._
|
||
_Entscheidend für dieses günstige Ergebnis ist der Ersatz fossiler Energie_
|
||
_durch die Vergasung und die Anwendung von Biochar auf Agrarböden. Die_
|
||
_Emissionen hingegen stammen hauptsächlich aus der Extraktion ätherischer_
|
||
_Öle, da diese viel Strom verbraucht, gefolgt von der Produktion und dem_
|
||
_Transport der Biomasse und den vom Vergasungsprozess abhängigen Emis-_
|
||
_sionen (ohne Berücksichtigung der biogenen Emissionen), also der mit dem_
|
||
_Häckseln der Biomasse und dem Anlagenbetrieb verbundenen Emissionen._
|
||
_Die am wenigsten positiven Auswirkungen auf die Umwelt verbucht das Sze-_
|
||
_nario 2 (aktuelle Vergasung + Extraktion ätherischer Öle). Es sollte jedoch da-_
|
||
_rauf hingewiesen werden, dass die mit diesem Prozess verbundenen Auswir-_
|
||
_kungen nicht mit anderen Methoden zur Produktion ätherischer Öle vergli-_
|
||
_chen wurden, weil die Analyse ansonsten die Grenzen des Systems gesprengt_
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_hätte. Außerdem gilt zu bedenken, dass sich die Auswirkungen der Extrak-_
|
||
_tion stark verringern, wenn anstelle beider untersuchten Technologien nur die_
|
||
_effizientere und kostengünstigere Extraktionsmethode angewendet würde_
|
||
_(SOX)._
|
||
_Die LCA hat außerdem gezeigt, dass die Auswirkungen des Transports von_
|
||
_Biochar, Asche und Teer zu den Mülldeponien oder landwirtschaftlichen Flä-_
|
||
_chen und die Entsorgungsprozesse dieser Stoffe in allen Szenarien vernach-_
|
||
_lässigbar geringe Auswirkungen haben._
|
||
_Die Nettobilanz der Szenarien ändert sich, wenn nicht mehr angenommen_
|
||
_wird, dass das Biochar unverändert bleibt, sondern dass die Energieerzeu-_
|
||
_gung der Anlagen konstant bleibt (Abb. 10). Diese Analyse wurde durchge-_
|
||
_führt, weil die Szenarien 3-_[^7]: _– da die vom Projekt Wood-Up vorgeschlagene_
|
||
_verbesserte Technologie ein geringeres Verhältnis von Biochar zu erzeugter_
|
||
_Energie aufweist als der Durchschnitt der aktuell in Südtirol angewandten_
|
||
_Technologien – zur Erzeugung des aktuell in der Provinz produzierten Bio-_
|
||
_char eine doppelte Menge an Biomasse erfordern würden, was eine im Ver-_
|
||
_gleich zu den Szenarien 1 und 2 (Abbildung 9) höhere Energieproduktion zur_
|
||
_Folge hätte (fast doppelt so hoch). Dieser Vergleich zwischen den Szenarien_
|
||
_ist zwar korrekt, zeichnet jedoch eine völlig andere Situation als die aktuelle_
|
||
_ab, was zu komplexen Implikationen führt, die eine Unterstützung durch ein-_
|
||
_schneidende politische Entscheidungen erfordern würden._
|
||
_Abbildung 10 zeigt daher den Vergleich zwischen Szenarien für den Fall, in_
|
||
_dem die Anwendung neuer verbesserter Technologien nicht zu einer höheren_
|
||
_Energieerzeugung führt. Auf die Szenarien 3-7 wurde daher das gleiche Ver-_
|
||
_hältnis von Biochar zu erzeugter Energie angewandt wie in den Szenarien 1_
|
||
_und 2._
|
||
_Auch wenn sie in Bezug auf die Energieerzeugung normalisiert wurden, ha-_
|
||
_ben die vorgeschlagenen Szenarien jedoch eine negative Nettobilanz und so-_
|
||
_mit eine positive Wirkung auf die Umwelt; die Vorteile der neuen Verga-_
|
||
_sungstechnologie, mit der ein für die Landwirtschaft geeignetes Biochar er-_
|
||
_zeugt werden kann, bleiben offensichtlich (Szenarien 3-7), wenn auch weniger_
|
||
_ausgeprägt als in der vorherigen Darstellung (Abb. 9)._
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
Abb. 10 – Vergleich der Ergebnisse der 7 in dieser Arbeit untersuchten Szenarien unter der
|
||
Annahme, dass die Energieerzeugung der Vergasungsanlagen konstant bleibt
|
||
|
||
3.9 Sensibilitätsanalyse
|
||
|
||
_Ein nützliches Instrument, mit dem untersucht werden kann, welche Prozesse_
|
||
_sich entscheidend - ob positiv oder negativ - auf die Ergebnisse der LCA aus-_
|
||
_wirken, ist die Sensibilitätsanlayse, ein Verfahren, bei dem die Inputs der LCA_
|
||
_verändert werden, um die entsprechenden Auswirkungen zu evaluieren. Die-_
|
||
_ser Ansatz ermöglicht außerdem, den Einfluss der Hypothesen zu bewerten,_
|
||
_die der LCA zugrunde liegen, sowie die mit diesen verbundenen Unsicher-_
|
||
_heiten; er liefert somit eine Bewertung der Genauigkeit der Schätzungen. Da_
|
||
_die LCA auf einem Mix aus Daten beruht, die im Rahmen des Projekts erhoben_
|
||
_wurden, sowie aus Daten der Datenbank Ecoinvent und der Literatur, muss_
|
||
_der Einfluss evaluiert werden, den die dieser Auswahl der Daten zugrunde_
|
||
_liegenden Hypothesen auf die untersuchten Wirkungen haben._
|
||
_Eine Sensibilitätsanalyse wurde in Bezug auf die Entfernung des Transports_
|
||
_der Biomasse durchgeführt, da ein großer Teil dieser Biomasse aus dem Aus-_
|
||
_land eingeführt wird, was mit erheblichen Emissionen verbunden ist. Wenn_
|
||
_wir zum Beispiel annehmen, dass in Szenario 1, dem aktuellen Szenario also,_
|
||
_die gesamte Biomasse aus Polen importiert wird (Entfernung: 2.400 km, Hin-_
|
||
_und Rückfahrt) und nicht aus Südtirol (150 km Entfernung, Hin- und Rück-_
|
||
_fahrt), Österreich und Slowenien (800 km Entfernung, Hin- und Rückfahrt),_
|
||
_dann würden die Auswirkungen des Transports von 809,64 t Öläquivalent_
|
||
_und 2.353,9 t CO_[^2]:_-Äquivalent auf 7.512,39 t Öläquivalent und 21.059,43 t_
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_CO_[^2]:_eq ansteigen. Folglich würde die Nettobilanz der Produktionskette von -_
|
||
_4.220,19 t Öläquivalent und -12.696,04 t CO_[^2]:_eq auf 2.484,6_[^8]: _t Öläquivalent und_
|
||
_6.015,89 t CO_[^2]:_eq klettern und somit nicht mehr emissionsfrei sein. Das be-_
|
||
_weist, dass der Transport der Biomasse ein wichtiger, zu berücksichtigender_
|
||
_Faktor ist, wenn die Nachhaltigkeit der Biochar-Produktionskette in Südtirol_
|
||
_evaluiert werden soll, und dass eine Versorgung mit Biomasse aus örtlichen_
|
||
_Quellen die Nettobilanz in erheblichem Maße verbessern kann. Zusätzliche_
|
||
_Verbesserungen können erreicht werden, indem man effizientere oder mit_
|
||
_Biotreibstoff betriebene Fahrzeuge für den Transport auf Rädern einsetzt_
|
||
_(Anderson & Mitchell 2016; Conti 2003; Homagain et al., 2016)._
|
||
_Die Auswirkung des Biomassetransports ist ein Beispiel dafür, wie sensibel_
|
||
_die Ergebnisse der LCA gegenüber den Hypothesen sind, die diesem Prozess_
|
||
_zugrunde liegen. Für die aktuellen Berechnungen werden repräsentative_
|
||
_Schätzungen der durchschnittlichen Entfernungen eingesetzt, die angewandt_
|
||
_werden können, wenn die Biomasse aus Südtirol, Österreich, Slowenien oder_
|
||
_Polen stammt, und wenn man annimmt, dass alle LKWs die Rückreise als_
|
||
_Leerfahrt antreten. Eine Veränderung dieser Voraussetzungen kann auch die_
|
||
_Auswirkungen des Transports erheblich verändern. In jedem Fall liefern diese_
|
||
_Hypothesen konservative Schätzungen, denn es ist wahrscheinlich, dass zu-_
|
||
_mindest ein Teil der aus dem Ausland kommenden LKWs auf der Rückfahrt_
|
||
_eine weitere Ladung transportiert._
|
||
_Neben dem Transport der Biomasse ist die Extraktion hochwertiger Verbin-_
|
||
_dungen aus der Holzbiomasse der Prozess mit dem größten Nettoverbrauch_
|
||
_fossiler Energie und den meisten klimaverändernder Emissionen. Wie bereits_
|
||
_gesagt, beruhen die Berechnungen für diesen Prozess auf Labordaten, die auf_
|
||
_industriellen Maßstab angepasst wurden. Die mit dieser Art von Up-Scaling_
|
||
_verbundene Unsicherheit kann die Endergebnisse der LCA jedoch erheblich_
|
||
_beeinflussen; es wäre daher wünschenswert, wenn auf industrieller Ebene va-_
|
||
_lidierte Daten für eine genauere und realistischere Beschreibung der Extrak-_
|
||
_tionsanlagen verwendet werden könnten, umso mehr weil diese für die ge-_
|
||
_samte zur Produktion der funktionellen Einheit erforderlichen Biomasse be-_
|
||
_rechnet werden (für jede Tonne des erzeugten Biochar sind 34,62 t Biomasse_
|
||
_für die Soxhlet-Extraktion und 34,52 t für die SFE-Extraktion erforderlich);_
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
_eventuelle Ungenauigkeiten resultieren daher in der LCA amplifiziert. In je-_
|
||
_dem Fall ist es unwahrscheinlich, dass eine größere Genauigkeit hinsichtlich_
|
||
_der Extraktion in den Szenarien, die diese Phase umfassen, zu einer deutlich_
|
||
_veränderten Nettobilanz führen würde, wenn man berücksichtigt, dass sich_
|
||
_die vermiedenen Emissionen der Vergasung sehr viel stärker auswirken._
|
||
_Den größten Beitrag zur Nettobilanz der Produktionskette leistet der Ersatz_
|
||
_elektrischer Energie (italienischer Mix) und Wärmeenergie (in Südtirol: Erd-_
|
||
_gas, andere Quellen für Biomasse, Solarwärme und Heizöl) durch die mit der_
|
||
_Vergasung der Holzbiomasse erzeugte Bioenergie. Die den Vergasungspro-_
|
||
_zessen zugrunde gelegten Hypothesen könnten die Gesamtauswirkungen der_
|
||
_LCA erheblich beeinflussen._
|
||
_Der erhebliche Beitrag der Vergasung zur Nettobilanz der LCA ist das Ergeb-_
|
||
_nis der Annahme, dass die Holzvergasung eine emissionsfreie Technologie_
|
||
_ist, also dass die aus der Holzvergasung stammenden biogenen CO_[^2]:_-Emissio-_
|
||
_nen durch die während des Wachstums der entsprechenden Biomasse aus der_
|
||
_Luft beseitigte Menge an CO_[^2]: _kompensiert werden. Diese Annahme führt_
|
||
_dazu, dass die mit 1 m_[^3] _Synthesegas verbundenen Emissionen 0,006 kg CO_[^2]:_eq_
|
||
_entsprechen, während sie im Falle einer Berücksichtigung der biogenen CO_[^2]:_-_
|
||
_Emissionen aus der vergasten Biomasse 0,378 kg CO_[^2]:_eq entsprechen würden._
|
||
_Diese für die Nettobilanz der LCA entscheidende Annahme ist mit den euro-_
|
||
_päischen Vorschriften konform, welche die Ziele der Union für erneuerbare_
|
||
_Energien festlegen (Europäische Kommission, 2019; Europäisches Parlament_
|
||
_und Europarat, 2018). Wenn man beschließen würde, einen Teil der biogenen_
|
||
_CO_[^2]:_-Emissionen in die Analyse einzubeziehen, würde der Ersatz der umwelt-_
|
||
_schädlichen fossilen Energiequellen trotzdem zu einer für die Umwelt vorteil-_
|
||
_haften Bilanz führen._
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
#### 4. Perspektiven
|
||
|
||
_Aus der durchgeführten Lebenszyklusanalyse geht hervor, dass die Nutzung_
|
||
_der Holzvergasung als Energiequelle eine erfolgreiche Strategie für einen Bei-_
|
||
_trag zur Eindämmung der Klimawandels sein kann, sei es unter Anwendung_
|
||
_der derzeit in der Region verbreiteten Technologien, sei es unter Nutzung_
|
||
_einer neuen, „verbesserten“ Technologie wie vom Projekt Wood-Up_
|
||
_empfohlen. Die Anwendung einer neuen Technologie würde einerseits eine_
|
||
_höhere Produktion erneuerbarer Energie ermöglichen und andererseits die_
|
||
_Produktion eines für den Einsatz in der Landwirtschaft geeigneten Biochar._
|
||
_Eine Nutzung von Biochar auf den Agrarböden Südtirols würde zusätzliche_
|
||
_Vorteile für die Umwelt bringen, vor allem aufgrund der_
|
||
_Kohlenstoffspeicherung im Boden. Die Auswirkungen der_
|
||
_landwirtschaftlichen Komponente der Produktionskette sind jedoch deutlich_
|
||
_geringer als die der Energieprozesse._
|
||
_Andererseits würde die Nutzung von 1.250 t Biochar pro Jahr die Aufnahme_
|
||
_von circa 1.150 t CO_[^2]:_-Äquivalent ermöglichen und so die jährlichen Pro-Kopf-_
|
||
_Emissionen von 250 Südtiroler Bürgern kompensieren (Battiston, 2014)._
|
||
_Wenn die technologische Umwandlung der Anlagen die Erzeugung der glei-_
|
||
_chen Menge an Biochar, jedoch mit für den Einsatz in der Landwirtschaft ge-_
|
||
_eigneten Eigenschaften, ermöglichen würde, und unter Annahme einer Dosis_
|
||
_von 25 t/ha, könnten jedes Jahr nur 50 Hektar Boden verbessert werden. Wenn_
|
||
_man bedenkt, dass es in Südtirol 5.500 Hektar Weinberge und 19.000 Hektar_
|
||
_Apfelplantagen gibt (Della Chiesa et al., 2019), würde die Verteilung von Bio-_
|
||
_char allein auf der Gesamtfläche der Apfelplantagen 110 Jahre erfordern._
|
||
_Würde die Nutzung von Biochar seitens der landwirtschaftlichen Betriebe die_
|
||
_im Projekt Wood-Up dargestellten positiven Wirkungen bestätigen, wäre ein_
|
||
_kurzfristiger Anstieg der Biochar-Nachfrage möglich; das Biochar müsste_
|
||
_dann in Erwartung der Installation der Anlagen jüngster Generation nach_
|
||
_Südtirol importiert werden. Andererseits, wenn der Biochar-Markt deutlich_
|
||
_wachsen würde, könnten sich auch Biochar-Produktionsanlagen als primäres_
|
||
_Produkt in der Region verbreiten, und nicht nur als Nebenprodukt der Ener-_
|
||
_gieerzeugung._
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
_Man sollte nicht unterschätzen, dass die Verbreitung der auf der neuen Tech-_
|
||
_nologie beruhenden Vergasungsanlagen zu einer größeren Nachfrage nach_
|
||
_Holzbiomasse und einer höheren Energieproduktion als in den aktuellen Sze-_
|
||
_narien führen würde. Den Ergebnissen dieser Arbeit zufolge würde sich die_
|
||
_Biomasse-Nachfrage verdoppeln und dieser Anstieg eine Neuausrichtung im_
|
||
_regionalen Energiemix bewirken._
|
||
_Andererseits haben extreme Ereignisse wie der Sturm Vaia im Jahr 2018 und_
|
||
_die extremen Schneefälle im Jahr 2019 eine enorme Menge an Holzbiomasse_
|
||
_in Südtirol verfügbar gemacht, sodass die Holzpreise gefallen sind und es zu_
|
||
_Schwierigkeiten bei der Lagerung und Verwaltung dieser großen Mengen_
|
||
_kam. Die Klimamodelle lassen eine größere Häufigkeit extremer Wetterereig-_
|
||
_nisse vorhersehen (Seneviratne et al., 2012) und somit auch die Notwendig-_
|
||
_keit, einen Absatzmarkt für die Holzbiomasse zu finden. Zudem würden re-_
|
||
_gionale Quellen der Versorgung mit Biomasse eine weitere Verbesserung der_
|
||
_Nettobilanz der im Projekt Wood-Up untersuchten Produktionskette ermög-_
|
||
_lichen, wie die Sensibilitätsanalyse zeigt._
|
||
_Was die Extraktion ätherischer Öle aus der Biomasse vor der Vergasung an-_
|
||
_belangt, hat die LCA den großen Energieverbrauch dieses Prozesses verdeut-_
|
||
_licht. Andererseits ist jeder Prozess zur Erzeugung ätherischer Öle mit Ener-_
|
||
_giekosten verbunden und die im Projekt Wood-Up vorgeschlagene Extraktion_
|
||
_hat den Vorteil, innerhalb einer umweltfreundlichen Produktionskette statt-_
|
||
_zufinden, die eine Art des Biomasse-Recyclings vorsieht. Außerdem würden_
|
||
_die Betreiber, die diese Verbindungen vor der Vergasung extrahieren, wirt-_
|
||
_schaftliche Vorteile erzielen und Arbeitsplätze schaffen - ein Thema, das eine_
|
||
_Vertiefung verdienen würde._
|
||
_Insgesamt ermöglicht die aktuelle Produktionskette der Holzvergasung, mehr_
|
||
_noch als die auf verbesserten Technologien beruhende, der Region Südtirol_
|
||
_sich auf die europäische Klimapolitik auszurichten. In der Tat hat die Europä-_
|
||
_ische Kommission Ziele für die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen_
|
||
_für den Zeitraum 2030-2050 festgelegt, um in der Europäischen Union bis zum_
|
||
_Jahr 2050 das generelle Ziel der „Klimaneutralität“ zu erreichen, und der_
|
||
_Green Deal zeichnet die Strategie ab, mitder diese Ziele durch ein auf weniger_
|
||
_Nutzung von natürlichen Ressourcen und geringeren Auswirkungen auf die_
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_Gesundheit beruhendes Wachstum erreicht werden sollen (Europäische Kom-_
|
||
_mission, 2019)._
|
||
|
||
#### 5. Schlussfolgerungen
|
||
|
||
_Ziel der im Rahmen des Projekts Wood-Up durchgeführten Lebenszyklusana-_
|
||
_lyse ist eine Evaluierung der Auswirkungen der Südtiroler Produktionskette_
|
||
_der Holzvergasung und deren Vergleich mit einer aufgewerteten Produkti-_
|
||
_onskette, die auch die Extraktion hochwertiger Verbindungen aus der Bio-_
|
||
_masse, verbesserte Vergasungstechnologien und die Nutzung von Biochar in_
|
||
_der Landwirtschaft vorsieht._
|
||
_Obwohl Unsicherheiten in Bezug auf die in der Bestandsaufnahme berück-_
|
||
_sichtigten Daten und die der Analyse zugrunde gelegten Hypothesen beste-_
|
||
_hen, beweist die LCA, dass sich die Südtiroler Produktionskette der Holzver-_
|
||
_gasung, die derzeit 1.215 t Biochar pro Jahr produziert, positiv in Bezug auf_
|
||
_den Umweltschutz auswirkt, da sie mit einer Einsparung fossiler Energie im_
|
||
_Vergleich zu den kontrafaktischen Produktionsketten und mit negativen_
|
||
_Treibhausgasemissionen einhergeht._
|
||
_Dieses Ergebnis ist hauptsächlich auf den Ersatz fossiler Energiequellen durch_
|
||
_die mit der Holzvergasung erzeugten Energie zurückzuführen. Weitere nega-_
|
||
_tive Emissionen ergeben sich aus der Nutzung von Biochar in der Landwirt-_
|
||
_schaft; diese sind jedoch weniger relevant. Der größte Teil positiver Emissio-_
|
||
_nen stammt aus der Extraktion ätherischer Öle aus der Biomasse, in ungefähr_
|
||
_gleicher Proportion gefolgt von der Produktion und dem Transport der Holz-_
|
||
_biomasse und dem Betrieb der Vergasungsanlagen._
|
||
_Die jährlich in der Provinz produzierte Menge an Biochar würde, wenn dieses_
|
||
_für die Nutzung in der Landwirtschaft geeignet wäre, nur für eine sehr kleine_
|
||
_landwirtschaftliche Fläche (50 ha) genügen. Zur Unterstützung einer breiteren_
|
||
_Anwendung von Biochar in der Landwirtschaft wäre demzufolge eine Ein-_
|
||
_fuhr von Biochar nötig oder eine Erhöhung der Anzahl der Vergasungsanla-_
|
||
_gen._
|
||
_Andererseits würden die vorgeschlagenen verbesserten Technologien, bei_
|
||
_gleicher Menge an produzierter Biochar, eine fast doppelt so große Menge an_
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
_Energie erzeugen, was deutlich größere Mengen an Biomasse für die Verga-_
|
||
_sung erfordern würde._
|
||
_Die Umsetzung dieser Szenarien, sofern von Interesse, könnte sich als kom-_
|
||
_plex erweisen und eine Planung und politische Unterstützung auf Ebene der_
|
||
_Provinz erfordern._
|
||
|
||
Literaturverzeichnis
|
||
|
||
_Anderson, N.& Mitchell, D. (2016). Forest Operations and Woody Biomass_
|
||
_Logistics to Improve Efficiency, Value, and Sustainability. Bioenergy_
|
||
_Research,_ [^9]:_(2), pp. 518-533. https://doi.org/10.1007/s12155-016-9735-1_
|
||
_AGRIOS Gruppo di lavoro per la frutticoltura integrata dell’Alto Adige Haus_
|
||
_des Apfels. (2017). Direttive per la frutticoltura integrata (27a ed.). Terlano:_
|
||
_AGRIOS._
|
||
_Baronti, S. et al. (2014). Impact of biochar application on plant water relations_
|
||
_in Vitis vinifera (L .). European Journal of Agronomy,_ [^53]:_, 38–44._
|
||
_https://doi.org/10.1016/j.eja.2013.11.003_
|
||
_Battiston, C. (2014). Energiebilanz Südtirol 2008-2014/Bilancio energetico dell‘Alto_
|
||
_Adige. 3. Tag der Energie in Südtirol/ 3a giornata dell‘energia in Alto Adige._
|
||
_Bolzano: Abteilung 29 - Landesagentur für Umwelt, Autonome Provinz_
|
||
_Bozen, Südtirol. / Ripartizione 29 - Agenzia per l’ ambiente, Provincia_
|
||
_Autonoma Di Bolzano - Alto Adige._
|
||
_Centro di consulenza per la fruttiviticoltura Dell’Alto-Adige. (2019). Guida_
|
||
_viticoltura. Egna: Centro di consulenza per la fruttiviticoltura Dell’Alto-_
|
||
_Adige._
|
||
_Conti, M. (2003). I vantaggi e i limiti della produzione di energia elettrica_
|
||
_tramite biomasse legnose. In L’impatto ambientale di centrali elettriche_
|
||
_alimentate a biomasse legnose. Esperienze e valutazioni. ENEA Ente per le_
|
||
_Nuove tecnologie, l’Energia e l’Ambiente._
|
||
_Della Chiesa, S. et al. (2019). Farmers as data sources: Cooperative framework_
|
||
_for mapping soil properties for permanent crops in South Tyrol (Northern_
|
||
_Italy). Geoderma,_ [^342]:_, 93–105. https://doi.org/10.1016/j.geoderma.2019.02.010_
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_European Commission. (2019). Communication from the Commission to the_
|
||
_European Parliament, the European Council, the Council, the European_
|
||
_Economic and Social Committee and the Committee of the Regions, The European_
|
||
_Green Deal. Brussels._
|
||
_European Parliament and Council. (2018). Directive (EU) 2018/2001 of the_
|
||
_European Parliament and of the Council of 11 December 2018 on the_
|
||
_promotion of the use of energy from renewable sources. Official Journal of_
|
||
_the European Union,_ [^328]:_, 82–209._
|
||
_Guinée, J. B. et al. (2011). Life Cycle Assessment: Past, Present, Future._
|
||
_Environmental Science and Technology,_ [^45]:_, 90–96. https://doi.org/10.1021/_
|
||
_es101316v_
|
||
_Hamedani, S. R., Kuppens, T., Malina, R., Bocci, E., Colantoni, A., & Villarini,_
|
||
_M. (2019). Life Cycle Assessment and Environmental Valuation of Biochar_
|
||
_Production: Two Case Studies in Belgium. Energies,_ [^12]:_, 1–21. https://_
|
||
_doi.org/doi:10.3390/en12112166_
|
||
_Hammond, J., Shackley, S., Sohi, S., & Brownsort, P. (2011). Prospective life_
|
||
_cycle carbon abatement for pyrolysis biochar systems in the UK. Energy_
|
||
_Policy,_ [^39]:_(5), 2646–2655. https://doi.org/10.1016/j.enpol.2011.02.033_
|
||
_Hardie, M., Clothier, B., Bound, S., Oliver, G., & Close, D. (2014). Does biochar_
|
||
_influence soil physical properties and soil water availability? Plant and Soil,_
|
||
[^376]:_, 347–361. https://doi.org/10.1007/s11104-013-1980-x_
|
||
_Homagain, K., Shahi, C., Luckai, N., Sharma, M. (2016). Life cycle cost and_
|
||
_economic assessment of biochar-based bioenergy production and biochar_
|
||
_land application in Northwestern Ontario, Canada. Forest Ecosystems,_
|
||
[^3]:_(_[^21]:_). https://doi.org/ 10.1186/s40663-_[^01]:[^6]:_-0081-8_
|
||
_Ibarrola, R., Shackley, S., & Hammond, J. (2012). Pyrolysis biochar systems_
|
||
_for recovering biodegradable materials: A life cycle carbon assessment._
|
||
_Waste Management,_ [^32]:_(5), 859–868. https://doi.org/10.1016/j.wasman._
|
||
_2011.10.005_
|
||
_IPCC. (2014). Climate Change 2014: Synthesis Report. Contribution of Working_
|
||
_Groups I, II and III to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel_
|
||
_on Climate Change [Core Writing Team, R. K. Pachauri and L.A. Meyer,_
|
||
_(Eds.)]. IPCC, Geneva, Switzerland._
|
||
|
||
Criscuoli, Panzacchi, Rossberg, Mwabonje, Cooper, Woods, Tonon
|
||
|
||
_ISO. (2006a). “Environmental Management - Life Cycle Assessment - Principles and_
|
||
_Framework” ISO 14040. Geneva, Switzerland._
|
||
_ISO. (2006b). “Environmental Management –Life Cycle Assessment –Requirements_
|
||
_and Guidelines” ISO 14044. Geneva, Switzerland._
|
||
_JRC. (2010). ILCD handbook - International Reference Life Cycle Data System,_
|
||
_General guide for Life Cycle Assessment - Detailed guidance (Firts edit;_
|
||
_European Commission - Joint Research Center - Institute for Environment_
|
||
_and Sustainability, Ed.). https://doi.org/10.2788/38479_
|
||
_Lugato, E. et al. (2013). An energy-biochar chain involving biomass_
|
||
_gasification and rice cultivation in Northern Italy. Global Change Biology_
|
||
_Bioenergy,_ [^5]:_, 192–201. https://doi.org/10.1111/gcbb.12028_
|
||
_Major, J. (2010). Guidelines on Practical Aspects of Biochar Application to Field Soil_
|
||
_in Various Soil Management Systems. https://www.biochar-international.org/_
|
||
_wp-content/uploads/2018/04/IBI_Biochar_Application.pdf_
|
||
_Matustík, J., Hnátková, T., & Kocí, V. (2020). Life cycle assessment of biochar-_
|
||
_to-soil systems: A review. Journal of Cleaner Production,_ [^259]:_._
|
||
_https://doi.org/10.1016/j.jclepro.2020.120998_
|
||
_McManus, M. C., & Taylor, C. M. (2015). The changing nature of life cycle_
|
||
_assessment. Biomass and Bioenergy,_ [^82]:_, 13–26. https://doi.org/10.1016/_
|
||
_j.biombioe.2015.04.024_
|
||
_Mukherjee, A., & Lal, R. (2013). Biochar Impacts on Soil Physical Properties_
|
||
_and Greenhouse Gas Emissions. Agronomy,_ [^3]:_, 313–339. https://doi.org/_
|
||
_10.3390/agronomy3020313_
|
||
_Nguyen, T. L. T., Hermansen, J. E., & Nielsen, G. R. (2013). Environmental_
|
||
_assessment of gasi fi cation technology for biomass conversion to energy_
|
||
_in comparison with other alternatives: the case of wheat straw. Journal of_
|
||
_Cleaner Production,_ [^53]:_, 138–148. https://doi.org/10.1016/j.jclepro._
|
||
_2013.04.004_
|
||
_Piccolo, A., Pietramellara, G., & Mbagwu, J. S. C. (1996). Effects of coal derived_
|
||
_humic substances on water retention and structural stability of_
|
||
_mediterranean soils. Soil Use and Management,_ [^12]:_, 209–213._
|
||
_Roberts, K. G., Gloy, B. A., Joseph, S., Scott, N. R., & Lehmann, J. (2010). Life_
|
||
_Cycle Assessment of Biochar Systems: Estimating the Energetic, Economic,_
|
||
|
||
```
|
||
Erzeugung und Nutzung von Biochar in Südtirol
|
||
```
|
||
|
||
_and Climate Change Potential. Environmental Science and Technology,_ [^44]:_(2),_
|
||
_827–833. https://doi.org/https://doi.org/10.1021/es902266r_
|
||
_Shaaban, M., Van Zwieten, L., Bashir, S., Younas, A., Núñez-delgado, A.,_
|
||
_Chhajro, M. A., ... Hu, R. (2018). A concise review of biochar application_
|
||
_to agricultural soils to improve soil conditions and fight pollution. Journal_
|
||
_of Environmental Management,_ [^228]:_, 429–440. https://doi.org/10.1016/_
|
||
_j.jenvman.2018.09.006_
|
||
_Seneviratne, S.I. et al. (2012). Changes in climate extremes and their impacts_
|
||
_on the natural physical environment. In: Managing the Risks of Extreme_
|
||
_Events and Disasters to Advance Climate Change Adaptation [Field, C.B., V._
|
||
_Barros, T.F. Stocker, D. Qin, D.J. Dokken, K.L. Ebi, M.D. Mastrandrea, K.J._
|
||
_Mach, G.-K. Plattner, S.K. Allen, M. Tignor, and P.M. Midgley (eds.)]. A_
|
||
_Special Report of Working Groups I and II of the Intergovernmental Panel on_
|
||
_Climate Change (IPCC). Cambridge University Press, Cambridge, UK, and_
|
||
_New York, NY, USA, pp. 109-230._
|
||
_Uzoma, K. C., Inoue, M., Andry, H., Zahoor, A., & Nishihara, E. (2011)._
|
||
_Influence of biochar application on sandy soil hydraulic properties and_
|
||
_nutrient retention. Journal of Food, Agriculture and Environment,_ [^9]:_, 1137–_
|
||
|
||
1143. https://doi.org/10.1234/4.2011.2517
|
||
Ventura, M. et al. (2015). Biochar mineralization and priming effect on SOM
|
||
decomposition in two European short rotation coppices. GCB Bioenergy,
|
||
7(5), 1150–1160. https://doi.org/10.1111/gcbb.12219
|
||
Wang, J., Xiong, Z., & Kuzyakov, Y. (2016). Biochar stability in soil: meta-
|
||
analysis of decomposition and priming effects. GCB Bioenergy, 8(3), 512–
|
||
523. https://doi.org/10.1111/gcbb.12266
|
||
Wernet, G., Bauer, C., Steubing, B., Reinhard, J., Moreno-Ruiz, E., & Weidema,
|
||
B. (2016). The ecoinvent database version 3 (part I): overview and
|
||
methodology. The International Journal of Life Cycle Assessment, 21, 1218–
|
||
1230. https://doi.org/https://doi.org/10.1007/s11367-016-1087-8
|
||
|
||
## Schlussfolgerungen
|
||
|
||
**Giustino Tonon– Freie Universität Bozen**
|
||
**Irene Criscuoli – Freie Universität Bozen**
|
||
|
||
_Im Rahmen der Schlussbemerkungen zum gesamten Projekt WOOD-UP hal-_
|
||
_ten wir es für wichtig, zunächst einen Begriff zu klären, der in den italieni-_
|
||
_schen Düngemittelgesetzen definiert wird. Im August 2015 wurde Biochar_
|
||
_mit dem im Amtsblatt Nr. 186 vom 12. August desselben Jahres veröffentlich-_
|
||
_ten Ministerialdekret vom 22. Juni 2015 offiziell unter die in der Landwirt-_
|
||
_schaft zulässigen Bodenverbesserungsmittel aufgenommen (Legislativdekret_
|
||
_75/10, Anlage 2, laufende Nummer 16). Die vom Gesetzgeber übernommene_
|
||
_Biochar-Definition umfasst alle durch Verkohlung von Produkten und Rückstän-_
|
||
_den rein pflanzlichen Ursprungs aus der Land- und Forstwirtschaft gewonnenen Ma-_
|
||
_terialien, unter Ausschluss aller organischen Abfälle und Materialien tierischen Ur-_
|
||
_sprungs. In oben genannter Anlage 2 wird genauer definiert, dass Biochar_
|
||
_durch Pyrolyse oder durch Vergasung gewonnen werden kann, vorausgesetzt_
|
||
_dass die erzeugte Pflanzenkohle die vorgegebenen Grenzwerte für die Kon-_
|
||
_zentration von Schwermetallen, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasser-_
|
||
_stoffen (PAK), Polychrlorbiphenylen (PCB) und Dioxinen einhält. Außerdem_
|
||
_wird die Notwendigkeit verdeutlicht, das Biochar mit einem Biotest auf seine_
|
||
_eventuelle Phytotoxizität zu testen. Diese Definition ist nicht nur terminolo-_
|
||
_gisch, sondern auch substanziell von grundlegender Bedeutung, da sie die ge-_
|
||
_setzlichen Voraussetzungen für den Start dieses Projekts geliefert hat. Es war_
|
||
_schon vor Beginn des Projekts bekannt, dass alle Anlagen in Südtirol darauf_
|
||
_abzielten, den Energieertrag durch Vergasungsprozesse maximal zu steigern,_
|
||
_wenn auch mit ganz unterschiedlichen Technologien._
|
||
_Im Rahmen der Studie konnten 42 Südtiroler Vergasungsanlagen kartiert wer-_
|
||
_den, die jedes Jahr circa 50.000 Tonnen Holzbiomasse verwenden und über 50_
|
||
_GWh Elektrizität, 100 GWh Wärme und 1.300 Tonnen Kohle erzeugen. Ein_
|
||
|
||
Tonon, Criscuoli
|
||
|
||
_bedeutender und stets wachsender Sektor also. Die von den Anlagen produ-_
|
||
_zierte Kohle wird fast ausschließlich als nicht gefährlicher Sonderabfall ent-_
|
||
_sorgt. Die physikalischen, chemischen und biologischen Analysen haben ver-_
|
||
_deutlicht, dass keine der entnommenen Kohleproben phytotoxische Wirkun-_
|
||
_gen aufwies (Kapitel 3), aber gleichzeitig auch keine von ihnen den Vorschrif-_
|
||
_ten entsprach, die ihre Nutzung als Bodenverbesserungsmittel in der Land-_
|
||
_wirtschaft regeln. Insbesondere der Gehalt an polyzyklischen aromatischen_
|
||
_Wasserstoffen (PAK) und einigen Schwermetallen (Cd, Cr e Zn) überstieg die_
|
||
_Normgrenzwerte und verhinderte die landwirtschaftliche Nutzung. Dieses_
|
||
_Ergebnis hatte signifikante Folgen für die Entwicklung des Projekts und die_
|
||
_potenzielle Aufwertung der aktuellen Produktionskette der Holzvergasung in_
|
||
_Südtirol. Zur Durchführung der Feldversuche sah sich die Genossenschaft ge-_
|
||
_zwungen, Biochar außerhalb der Provinz einzukaufen. Die Experten sind zu_
|
||
_folgender Schlussfolgerung gekommen (Kapitel 1): Um die aktuellen Verga-_
|
||
_sungsanlagen in polygenerative Systeme zu verwandeln, die neben elektrischer und_
|
||
_thermischer Energie auch Biochar erzeugen, das als Bodenverbesserungsmittel ge-_
|
||
_nutzt werden kann, müssen daher die Hauptprozessparameter (z. B. die Temperatur-_
|
||
_profile im Reaktor) verändert oder Systeme zur Nachbehandlung der Kohle eingesetzt_
|
||
_werden, um den PAK-Gehalt zu reduzieren. In der Kohle vorhandene Schwerme-_
|
||
_talle scheinen hingegen von mechanischen Teilen zu stammen, die zur Beför-_
|
||
_derung fester Materialien in der Anlage verwendet werden, oder aus Vorbe-_
|
||
_handlungen der Holzbiomasse wie z. B. das Häckseln oder Pelletieren. Dies-_
|
||
_bezüglich scheint es einfacher, eine technische Lösung zu finden. Die wirt-_
|
||
_schaftliche Analyse eines Eingriffs zur Optimierung der Anlage, mit der eine_
|
||
_hochwertige, zur Nutzung in der Landwirtschaft geeignete Kohle erzeugt_
|
||
_werden kann, hat ergeben, dass für diese Investitionen, je nach Verkaufspreis_
|
||
_des Biochars maximal ein Budget zwischen 23.000 und 97.000 Euro zur Verfü-_
|
||
_gung steht. Die oben genannten Summen sind ein Richtwert für die Wirt-_
|
||
_schaftlichkeit, die ein Eingriff zur Optimierung der aktuellen Anlagen haben_
|
||
_müsste, um auf dem Markt attraktiv zu sein._
|
||
_Die Untersuchungen bezüglich der Möglichkeit, biologisch aktive Moleküle_
|
||
_aus der Holzbiomasse (Rottannen-Hackschnitzel) zu extrahieren (Kapitel 2),_
|
||
_haben zu besonders interessanten Schlussfolgerungen geführt. Unabhängig_
|
||
_von der angewandten Extraktionsmethode (Soxhlet oder überkritisches Koh-_
|
||
_lendioxid) haben die Extrakte eine gute antimikrobielle Wirkung gezeigt, und_
|
||
|
||
```
|
||
Schlussfolgerungen
|
||
```
|
||
|
||
_könnten als wertvolle Alternative zu den künstlichen Konservierungsmitteln,_
|
||
_die heute in Lebensmittel-, Kosmetik- und Pharmaprodukten eingesetzt wer-_
|
||
_den, genutzt werden. Diese Möglichkeit stellt ein wichtiges und bisher noch_
|
||
_nicht ausführlich untersuchtes Element des Potenzials für die Aufwertung der_
|
||
_Holz-Energie-Produktionskette dar, das in der Zukunft zweifellos größere_
|
||
_Aufmerksamkeit verdient._
|
||
_Die Nutzung von Biochar in der Landwirtschaft hat verschiedene positive_
|
||
_Wirkungen zur Verbesserung des Bodens gezeigt, darunter eine Zunahme der_
|
||
_Verfügbarkeit bestimmter Nährstoffe, insbesondere Makronährstoffe wie Ka-_
|
||
_lium, Magnesium und Phosphor, sowie die Fähigkeit zur Anhebung des Bo-_
|
||
_den-pH-Werts, was sich positiv auf den Weinanbau auf sauren Böden aus-_
|
||
_wirkt. Insgesamt wurde eine höhere Ertragsfähigkeit der mit Biochar behan-_
|
||
_delten Pflanzen beobachtet, ohne dass negative Auswirkungen auf die Quali-_
|
||
_tät der Weine entstanden wären (Kapitel 4)._
|
||
_Das unter kontrollierten Versuchsbedingungen getestete Biochar hat keine_
|
||
_signifikanten Auswirkungen auf den Stickstoffzyklus in der Weinpflanze ge-_
|
||
_zeigt; Aufnahme und Verteilung des Stickstoffs in den verschiedenen Orga-_
|
||
_nen blieben unverändert. Biochar hat hingegen das Wasserspeichervermögen_
|
||
_des Bodens deutlich verändert und eine positive Zunahme des für die Pflan-_
|
||
_zen zur Verfügung stehenden Wassers bewirkt. Dies führte zu einer erheblich_
|
||
_besseren Verträglichkeit von induziertem Trockenstress und verringerte die_
|
||
_mit dem Wassermangel verbundenen negativen physiologischen Effekte. Die-_
|
||
_ses Ergebnis ist sehr interessant im Hinblick auf eine Politik zur Anpassung_
|
||
_an den Klimawandel, der sich durch eine Zunahme von Trockenperioden und_
|
||
_Hitzewellen kennzeichnet (Kapitel 5)._
|
||
_Die durchgeführten Studien hinsichtlich der Umweltwirkungen von Biochar_
|
||
_und insbesondere der Wirkungen auf die Treibhausgasemissionen und die_
|
||
_Ansammlung von Kohlenstoff im Boden haben relevante Ergebnisse hervor-_
|
||
_gebracht. Biochar hat eine Verringerung der vom Boden ausgehenden N_[^2]:_O-_
|
||
_Emissionen und eine erhebliche Zunahme der CO_[^2]:_-Emissionen verursacht,_
|
||
_die jedoch zeitlich begrenzt und nicht stark ausgeprägt war, während es keine_
|
||
_Wirkungen aufdie CH_[^4]:_-Emissionen zeigte.Die Bilanz des Kohlenstoffs im Bo-_
|
||
_den fiel extrem positiv aus, obwohl die Stabilität des angewandten Biochars_
|
||
_nicht besonders hoch war und nicht mit Sicherheit definiert werden konnte_
|
||
_(Kapitel 6). Alle Studienergebnisse wurden in eine Lebenszyklusanalyse_
|
||
|
||
Tonon, Criscuoli
|
||
|
||
_(LCA) eingebunden (Kapitel 7), deren Ziel eine Evaluierung der Umweltaus-_
|
||
_wirkungen der Südtiroler Holzvergasungsproduktionskette war, sowie deren_
|
||
_Vergleich mit einer aufgewerteten Produktionskette, die auch die Extraktion_
|
||
_hochwertiger Verbindungen aus der Biomasse, verbesserte Vergasungstech-_
|
||
_nologien und die Nutzung von Biochar in der Landwirtschaft vorsieht. Die_
|
||
_LCA hat gezeigt, dass die aktuelle Produktionskette umweltfreundlich ist und_
|
||
_im Vergleich zu den kontrafaktischen Energieproduktionsketten zu einer Ein-_
|
||
_sparung fossiler Energie und zur Verringerung der Treibhausgasemissionen_
|
||
_führt. Einen weiteren Vorteil, wenn auch in geringerem Umfang, bietet die_
|
||
_Nutzung von Biochar in der Landwirtschaft. Die Extraktion von Biomolekü-_
|
||
_len aus der Holzbiomasse geht mit Energiekostenund erheblichen Emissionen_
|
||
_einher, die vergleichbar sind mit denen der Produktion und des Transports_
|
||
_der Holzbiomasse (Rundholz, Hackschnitzel und Pellets) von der Produkti-_
|
||
_onsstätte zu den Vergasunganlagen. Daher würde sich die Extraktion von Bi-_
|
||
_omolekülen negativ auf die Gesamtumweltbilanz der Produktionskette aus-_
|
||
_wirken. Es sollte jedoch betont werden, dass die hier vorgestellte Analyse die_
|
||
_Umweltkosten für die Produktion von anderen als den hier untersuchten syn-_
|
||
_thetischen Molekülen nicht berücksichtigt hat. Außerdem sollte berücksich-_
|
||
_tigt werden, dass die aktuelle Südtiroler Kohleproduktion, sofern diese für die_
|
||
_Nutzung in der Landwirtschaft geeignet wäre, nur zur Verbesserung von 50_
|
||
_Hektar Agrarboden pro Jahr reichen würde. Zur Unterstützung einer breite-_
|
||
_ren Anwendung von Biochar in der Landwirtschaft wäre demzufolge eine_
|
||
_Einfuhr von Biochar nötig oder eine Erhöhung der Anzahl der Vergasungsan-_
|
||
_lagen, was eine Erhöhung der Wirtschafts- und Umweltkosten der Produkti-_
|
||
_onskette bewirken würde. Andererseits würden die vorgeschlagenen Techno-_
|
||
_logien zur Erzeugung von hochwertigem Biochar bei gleicher Menge an pro-_
|
||
_duziertemBiochar eine fast doppelt so große Menge an Energie erzeugen, was_
|
||
_deutlich größere Mengen an Biomasse für die Vergasung erfordern würde._
|
||
_Angesichts der positiven agronomischen und umweltspezifischen Wirkungen_
|
||
_von Biochar, welche im Projekt WOOD-UP sichtbar wurden, ergeht_
|
||
_abschließend die klare Empfehlung an die Förderpolitik, zukünftig jene_
|
||
_Forschungs- und Entwicklungsbemühungen zu unterstützen, die auf die_
|
||
_Planung polygenerativer Anlagen ausgerichtet sind und neben Elektro- und_
|
||
_Wärmeenergie auch hochwertiges Biochar erzeugen. Ein ausgewogenes_
|
||
_Verhältnis zwischen diesen Vergasungsprodukten trägt den positiven_
|
||
|
||
```
|
||
Schlussfolgerungen
|
||
```
|
||
|
||
_Auswirkungen Rechnung, welche die Nutzung von Biochar auf die_
|
||
_Nachhaltigkeit des Südtiroler Agrarsystems haben kann, das zunehmend_
|
||
_sensibler auf die von der Landwirtschaft ausgehenden Umweltwirkungen_
|
||
_reagiert._
|
||
|